Die Mutige und die Scheue (fm:1 auf 1, 2633 Wörter) | ||
Autor: Solist | ||
Veröffentlicht: Feb 20 2006 | Gesehen / Gelesen: 34128 / 27809 [81%] | Bewertung Geschichte: 8.65 (139 Stimmen) |
Zwei Freundinnen urlauben aus Frust. Nachdem Cara schon wieder bereit ist zu einem Abenteuer, ziert sich Christiane - bis sie sich ein Herz fasst und Dinge tut, die sie noch nie getan hat. |
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Ich hatte lange überlegt, ob ich überhaupt ein paar Tage wegfliegen sollte. Als Selbständiger konnte ich nie lange im voraus planen und jetzt nur eine last-minute-Reise buchen. Jetzt, mitten in den Sommerferien. Da waren fast nur Eltern mit ihren Kindern und ganz junge Leute, eben Schulpflichtige, unterwegs. Da war man als Solist ziemlich auf verlorenem Posten. Aber ich wollte einfach ein paar Tage raus aus der Tretmühle. Mallorca. Eine kleine Familienpension, hieß es. Auch das noch. 35 Zimmer. Für mich Doppel- als Einzelzimmer. Mit entsprechendem Aufschlag. Dort angekommen, fand ich alles bestätigt, was ich befürchtet hatte. Kinder über Kinder. Klar, keine Straße zwischen dem kleinen Strand und dem Haus, das war ideal. Ein paar Väter hatten sich am Abend an die Bar verirrt. Mit denen trank ich ein Bier. Sie waren bald weg. Sie mussten wohl, weil sonst ihre holden Gattinnen wahrscheinlich rebelliert hätten. Ab und zu verirrte mal eine von denen an die Bar. Aber denen schöne Augen zu machen, verbot sich. Das Mädel hinter dem Tresen wäre ein Schuss, aber sie war erkennbar mit dem Barkeeper liiert. Und mit dem sollte man besser keinen Streit bekommen, wie der gebaut war. Ich quatschte mit ihm ein bisschen, er gab mir seinen Spezialdrink aus. Verdammt lecker. Da, oh Wunder, kamen zwei Frauen allein herein. Auf den ersten Blick nicht schlecht - aber sie konnten ja auch zwei Mütter sein, die ihre Männer zum Babysitten auf der Bude gelassen hatten.
Waren sie aber nicht. Sie setzten sich leider ziemlich weit weg von mir. Und sprachen mit dem Barkeeper nur, weil der mit seinen Gästen eben Konversation machen wollte. Ich bekam mit, dass sie einen Ausflug gemacht hatten. Der Bus hatte eine Panne, daher wurde es so spät. Sie hatten nur einen Hamburger unterwegs geschnappt, weil sie todmüde waren. Meine Blicke, die von Interesse zeugten, konnten ihnen nicht verborgen geblieben sein. Ab und zu fing ich einen Seitenblick der etwas größeren von beiden ein. Sie war blond, langhaarig. Etwa 30. Die andere schätzte ich ein wenig jünger. Sie hatte schulterlange, schwarze Haare. Das Hinterteil, dem nach dem Gesicht immer mein zweiter Blick gilt, vermochte ich bei beiden nicht zu identifizieren; denn die beiden saßen in der Rundung der Theke. Bald zahlten sie, standen auf und gingen. Die Blonde sagte im Vorbeigehen leise "tschüss". Ich sah den beiden nach und stellte fest: Nette Mädels, gut gebaut. In den hellen, engen langen Hosen war Attraktives verpackt.
Am nächsten Abend saßen sie schon da, als ich zur Bar kam. Ich nahm, um nicht gleich aufdringlich zu wirken, den übernächsten Hocker. Nah genug, mit ihnen zu quatschen. Aber höfliche Distanz. Als nächste hatte ich die Schwarzhaarige vor mir, die etwas zurückhaltender zurück gegrüßt hatte als ihre Freundin, die eine Art Wortführerin der beiden zu sein schien. Wir sprachen übers Wetter, eine langweilige Angelegenheit im Sommer auf Mallorca. Die Blonde verschwand, wahrscheinlich für kleine Mädchen. Als sie wiederkam, nahm sie ihr Glas und setzte sich damit auf den freien Hocker zwischen mir und der Dunkelhaarigen. Ich erfuhr: Blondchen hieß Cara, ihre Freundin Christiane. Keine dummen Mädels, wie ich feststellte. Beide Lehrerinnen am Gymnasium. Beide Biologie und Deutsch. Für geschlagene vier Wochen hier. Zwei hatten sie schon hinter sich, sie sahen auch knackig braun aus. Sie wären Sonnenanbeterinnen, erzählten sie. Was ich nun überhaupt nicht war. Ich mochte nur die Wärme, das sichere Klima. Offenbar war ich ihnen nicht unsympathisch. Sonst hätten sie wohl nicht so schnell verraten, dass sie im Moment unbemannt durchs Leben gingen. Cara geschieden, Christiane in Trennung lebend. Sie stammten beide aus der Gegend um Essen und hatten sich auf einem Fortbildungsseminar kennen gelernt. Wir quatschten und quatschten, die Zeit rannte. Der Barkeeper und sein Mädel räumten auf, wischten und bedeuteten uns: Morgen wieder.
"Wollen wir noch einen Drink bei mir nehmen, ich habe den Kühlschrank voll", schlug ich vor. "Mal haben wir du, mal Sie gesagt. Ich denke, wir sollten aufs du einen Schluck nehmen." Sie sahen sich an, Cara stimmte schnell zu. Christiane sagte nichts und stapfte nur hinter uns her. Ich dachte: erste Hürde genommen. Ich köpfte eine Flasche Sekt, goss ein. Wir prosteten und zu, ließen die Gläser klingen. Bruderschaft - da gehörte schließlich ein Kuss dazu. Christiane stand rechts von mir, ich beugte mich zu ihr, wollte sie auf den Mund küssen. Doch sie wand sich, ließ mich nur an ihre Wange. Blöde Kuh! Dachte ich. Cara schien meine Miene richtig zu deuten. Sie näherte sich genussvoll langsam meinem Mund, küsste mich, spielte mit ihrer Zunge an meiner. Hörte gar nicht auf damit, legte sogar die Arme um meinen Hals. Das gefiel mir. Da fiel die Tür ins Schloss. Wir sahen uns um - Christiane
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