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Träumen ist erlaubt, vielleicht auch mehr (fm:Sonstige, 578 Wörter)

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Veröffentlicht: Jul 05 2007 Gesehen / Gelesen: 14008 / 28 [0%] Bewertung Geschichte: 7.73 (15 Stimmen)
Nur eine kleine Schwärmerei im Bus

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Eigentlich hasse ich Busfahrten, überfüllte und enge Sitzreihen, Stehplätze neben den widerlichsten und bescheuertsten Leuten der Stadt, einfach nicht mein Fall. Während der langen Fahrt nach Lohrheide hatte ich aber eine gelungene Ablenkung gefunden; eine arabische Schönheit, für die jeder Mann mit Verstand und Potenz seine Familie, seine Häuserreihe und seinen ganzen Stadtteil jederzeit verkaufen würde.

Ich sah sie meist leider nur seitlich, aber man sah von weitem ihre weißen Zähne hinter den Lippen hervorblitzen, die der Wind bei ihrer Geburt mit einer Feder in ihr Gesicht gezeichnet hatte. So gerne wäre ich ein kleiner Schweißtropfen gewesen, oder eine Böe, unbemerkt am der kleinen runden Tal ihrer Oberlippe vorbeifließen, sich festhalten und nie mehr dieses Elysium verlassen. Immer von links nach rechts fließen, bevor man sich sinnestrunken nach vorne fallen lässt, über die kleinen Fältchen hin zum Treffpunkt der Lippen plätschert und einen salzigen Geschmack verbreitet, dass sie den kleinen Schweiß gleich mit ihrer Zunge abwischt und man verdunstet auf diesen Lippen verweilen darf, sie schmecken und berühren kann und ihr doch ferner ist, als ich es nun bin.

Ein Schlagloch ließ sie fast aus ihren hochhakigen Pumps fallen, aber sie fing sich gekonnt an der Haltestange ab, ihre langen schwarzen Haare lagen nun über ihren fast freien Schultern und schaukelten im Wind, in jeder Bewegung, bei jedem Schlagloch auf diesem Höllenritt. Leicht gelockt ließ es sich vom Schopfe fallen, bis herunter zu ihren Achseln, verteilte sich und umschmiegte ihren Hals wie ein Schal, eher wie die zärtlich Hände einer Mutter, die der Tochter nach einem kalten Wintertag mit den Fingerspitzen etwas Wärme über die Fingerspitzen in den kleinen Kinderleib schubsen will.

Unter ihnen stibitze das hellbraune Sommerkleid hindurch, mit den Schnürträgern am Hals, der engen korsagenartigen Form am Oberkörper, bevor es mit einigen Ketten verziert und aufgeplustert in eine weite Wolke überging, die sich faltenrockartig bis über die Knie erstreckte und an deren Ende kleine Perlen eingestickt waren, die je nach Licht funkelten wie man es sich von 1001 Nacht vorstellt, am helllichten Tag. Während der ganzen Fahrt hatte ich nur selten ihre schlanke Figur beobachtet, mit dem flachen Bauch, eine kleinen Steppe vergleichbar, die nichts gedeihen lässt, bevor es in die Dünenlandschaft der Weiblichkeit geht. Voller Wege für Wanderer, aber ohne Nährboden für jegliches Kraut, prangt sie unter braunem Stoff, kündigt ihre Ankunft an, wie sinkenden Temperaturen in der Wüste die Nacht vorwegnehmen.

Es folgte eine kleine Landschaft voller Anmut, dominiert von zwei strammen Feldwegen, die zu Abhängen führten, die man Schultern nennt, zwei kleine zierliche Ruhestätten für Wanderer, die bald mit dem Schwärmerexpress ihre Blicke an dieser wundervollen Oase herab gleiten lassen. Die langen und ringbehangenen Küstenwege, durchzogen von wenigen Wurzeln unterhalb der zarten Oberfläche, die sogar sanften Katzenpfoten zum Genuss gereicht hätten, hinzu den schmalen, filigranen Abzweigungen mit goldenen Toren. Gerade schob sie mit ihnen ihre Haare hinter ihr Ohr zurück, entblößte eine silberne Kreole, im Inneren von einem kleinen Mandala besetzt, mit den buntesten Steinen, die ich jemals gesehen habe. Was brauchte sie noch Schmuck, sie allein schmückte sich und die Umwelt, auch wenn es dort nichts gäbe, sie würde es erhellen.

Ich hatte sie nun zu lange betrachtet, immer mit einer gewissen Distanz, aber voller Bewunderung in den kurzen Blicken, die ich mir zu erhaschen erlaubte. Ein abruptes Bremsen und ein Treffen mit der Glasscheibe rissen mich aus meinen Träumen, ich war wieder in der Realität, in der es nach Bier stank, überdeckt von der sanften Schönheit und prickelnden Atmosphäre dieser Frau.



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