Fasching in München (fm:Bisexuell, 680 Wörter) | ||
Autor: namreh | ||
Veröffentlicht: Feb 01 2009 | Gesehen / Gelesen: 31393 / 31 [0%] | Bewertung Geschichte: 7.16 (81 Stimmen) |
Wie ich nach einem Faschingsball etwas Neues über mich erfahren durfte |
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Bis vor einigen Jahren gab es im Münchner Gärtnerplatzviertel (dort wo die "Warmen Winde" wehen) eine urgemütliche Wirtschaft. Die Küche war bairisch deftig, zu sehr günstigen Preisen. Ich kannte die Wirtin gut und war deshalb auch während meines Studiums regelmäßig dort um zu essen oder aber auch nur um ein Bier zu trinken und mit den Leuten zu ratschen.
Nun muss gesagt werden, dass das Publikum dort sehr gemischt war - was sie sexuelle Ausprägung betraf. Dort fühlten sich Schwule und Lesben genau so wohl, wie Transen und Heteros. Auch sonst war das Publikum äußerst interessant. Neben Schauspielern aus dem "Gärtner" saßen Handwerker, der Uniprof unterhielt sich mit der Hausfrau, die mit vollen Taschen vom nahen Viktualienmarkt in der "Eiche" einkehrte um eine Nudelsuppe mit Rindfleischeinlage zu essen und ein kleines Bier zu trinken. Studenten diskutierten mit Angestellten - kurz, es war fast eine schranklose Gesellschaft.
Wenn man nun oft genug hin ging, kannte man auch die Klientel. Man wusste, wer schwul ist, welcher grazile Mann in Wirklichkeit in einem Frauenkörper lebte und welche veritable Blondine in Wirklichkeit ein Mann war. Wobei jetzt die Formulierung "...in Wirklichkeit..." hier nicht ganz zutreffend ist, ich weiß. Nächtens kamen dann noch die "Drag-Queens" dazu um noch schnell einen Happen zu essen bevor sie in die einschlägigen Bars davon flatterten wie schillernde Nachtfalter. Vor der Sperrstunde kamen dann die ersten enttäuschten Lieben ins Lokal um sich auszuweinen und aus so manchem liebevoll auf die Schulter gelegten Arm hat sich eine lange, manchmal sogar lebenslange Liebe entwickelt. So viel nun zum Alltag in der "Eiche".
Einmal im Jahr war Ausnahmezustand - im Fasching (für Auswärtige: Fasenacht, Karneval etc.). Maskerade war angesagt. Jeder war kostümiert und geschminkt (hier erwiesen sich die guten Kontakte zum nahen Theater als ausgesprochen nützlich). Und was am verwirrendsten war, sehr oft wurden die Geschlechterrollen nochmals gedreht und der grazile Mann vom Vortag ging als schüchternes, verschleiertes Mädchen und die veritable Blondine kam als Macho daher usw. So mancher meiner schwulen Freunde putzte sich als Diva auf und versuchte sich im Stöckelgang. Und so kam es, wie es kommen musste.
Im Gedränge flirtete ich schon seit einiger Zeit mit einer bezaubernden Schönheit. Gertenschlank, in einem hautengen Kostüm, mit Netzstrümpfen, die Brüste quollen aus dem Mieder, bewegte sie sich durch die Menge. Immer wieder kamen wir uns nahe und sie warf mir auffordernde Blicke zu. Irgendwann lud ich sie auf einen Cocktail ein und wir alberten herum. Gelegentlich ein Küsschen hier mal ein Bussi da. Die Party wurde immer schriller und erreichte den Höhepunkt als die "Drag-Queens" eine Einlage zum Besten gaben.
Nach Mitternacht flüsterte sie mir ins Ohr, dass ich mit zu ihr kommen solle. Damit hat sie entschieden, über was ich schon seit Stunden nachdachte, wie ich dieses Weib in mein Bett bringen könne. Wir kämpften uns zum Eingang und nach einer Ewigkeit fanden wir auch unsere Mäntel. Draußen umfing uns die Februarkälte und wir zogen unsere Mäntel fester. Sie hakte sich bei mir unter und ein verliebtes Paar schlenderte in Richtung Isar. Oft blieben wir stehen um uns leidenschaftlich zu küssen. Leider waren Mäntel und Schals viel zu dick um von den Körperkonturen auch nur etwas zu erahnen.
Wir liefen den Gasteig hinauf nach Haidhausen. Dort in der Kellerstraße noch die Treppen zu ihrer kleinen Wohnung hinauf, die Türe aufgesperrt und hinein in die Wärme. Schnell schlüpften wir aus unseren Mänteln um uns leidenschaftlich umarmen zu können. Während eines innigen Kusses ließ ich meine Hand über ihren Busen gleiten, das Mieder entlang zu Hüfte, die knackige Pobacke pressend. Dann am Kostümsaum nach vorne, das Girl zitterte als sie leicht die Schenkel öffnete um meine Hand dazwischen zu lassen - da war ein Schwanz und ein Sack!!!!
Noch mal nachgegriffen, tatsächlich! Sie sieht mich an, zieht die linke Augenbraue nach oben und fragt mich, ob das ein Problem für mich wäre. Irgendwie konnte ich das nicht mehr genau sagen. Sie oder er bemerkt meine Unschlüssigkeit und fängt an, mich zu streicheln und zu küssen. Ich weiche nicht zurück und erfahre in dieser Nacht, dass meine Heterosexualität so eindeutig wohl nicht ist.
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