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Der Fickschleicher (fm:Sonstige, 3800 Wörter)

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Veröffentlicht: Jun 22 2010 Gesehen / Gelesen: 27068 / 20463 [76%] Bewertung Geschichte: 8.79 (94 Stimmen)
... was sich ein einsamer Kerl so alles einfallen lässt, um eine Frau rumzukriegen

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Der Fickschleicher

In ruhigen Momenten denke ich zuweilen an die abenteuerlichen Geschichten zurück, die mir ein alter Freund vor einigen Jahren berichtet hatte. Ob es wahr ist, was er mir damals mit einem Ausdruck der Heimlichkeit auf seinem Gesicht mehr zuraunte als lautstark verkündete, weiß ich bis heute nicht. Aber allein die famose Idee, mit dem anderen Geschlecht in intensiven Kontakt zu gerate und vor allem seine blumenreiche Schilderung der Ereignisse lässt mir auch heute noch den Blutdruck steigen und versetzt mich in eine geradezu fieberhafte innere Erregung.

Ich hatte Benjamin bestimmt drei oder vier Jahre nicht gesehen. Neun Schuljahre haben wir gemeinsam verbracht, die meiste Zeit sogar auf derselben Bank. Da lernt man den Charakter, die Stärken und Schwächen einer Person gut einzuschätzen. Benjamin war nie besonders helle. Aber er verstand es, sein Bisschen an Fähigkeit optimal ins Licht zu setzen, so dass er trotz eher unterdurchschnittlicher Begabung sogar sein Abitur schaffte. Was für seine intellektuellen Fähigkeiten galt, traf indes nur eingeschränkt für den Umgang mit dem anderen Geschlecht zu. Benjamin war der eher dickliche untersetzte Typ. Gleichwohl verstand er es zu aller Überraschung immer wieder, den angesagtesten Mädchen zu imponieren. Obwohl er sich dies so wünschte, kam es nie zum Äußersten. Er vermochte nur die freundschaftliche Gunst so mancher feschen Teeniegöre für sich gewinnen. Auch ich beneidete ihn, wenn er sich mit der vollbusigen Claudia im Kino zeigte oder einen Nachmittag mit Carola und ihren langen schlanken Beinen allein in einem Cafe verbrachte.

Auch daran hatte Benjamin bei unserem letzten Treffen noch gute Erinnerung. Was ihn allerdings immer wurmte war, dass er den Objekten seiner Zuneigung nie richtig nahe kommen konnte. "Ich wurde mit keiner intim", gestand er mir. "Als ich einmal der Karen - du erinnerst dich sicher an sie - unter das T-Shirt gefasst habe - die hatte wirklich herrlich runde dicke Dinger - habe ich eine gefegt bekommen." Zu dieser Zeit hatte ich hingegen schon manche feuchte Spalte und etliche erregende Rundungen sanft gestreichelt. Aber Benjamin ging leer aus. Ich war überrascht. Schließlich beneideten wir ihn doch um seine vielen Dates. "Wahrscheinlich haben mich die Mädchen damals nur als Freund oder Kumpel gesehen. Sobald ich mehr wollte, vor allem auch einmal körperliche Zuwendung, stand ich außen vor. Das musste ich ändern." Und Benjamin fing an zu erzählen. Auch während seiner Studienzeit kam es nicht zu intimen Beziehungen mit Kommilitoninnen. Zwar durfte er die eine oder andere schon einmal berühren. Aber das, was ich und die meisten meiner Freunde schon oftmals und hemmungslos genießen durften, war Benjamin nach wie vor verschlossen. "Da entschied ich mich Fickschleicher zu werden", fuhr er in seinem Bericht fort. Ich muss ihn erstaunt angeschaut haben. Denn lachend fügte er hinzu: "Das ist meine Wortschöpfung. Du kennst doch Erbschleicher. Das sind Menschen, die andere umgarnen, um in den Genuss einer satten Erbschaft zu gelangen. Heiratsschwindler oder Gigolo nennt man Kerle, die sich vornehmlich an ältere Frauen ranmachen, um sie finanziell auszunehmen. Und ein Fickschleicher ist eben einer, der sich an Witwen ranmacht, um sich sexuell zu befriedigen."

Natürlich interessierte mich schon, wie das denn vonstatten gehen sollte. Benjamin berichtete, dass er jeden Tag aus den Zeitungen die Todesanzeigen ausgeschnitten und gesammelt hat. Nach einem guten halben Jahr dann holte er die Ausschnitte hervor und begann sie auszusortieren. Ihn interessierten natürlich die Hinterbliebenen von verstorbenen Greisen weniger. Aber bereits von einer Woche blieb doch ein erklecklicher Anteil Frauen mittleren Alters zurück, die kennen zu lernen es wert wäre. Die hat er dann peu a peu aufgesucht. Das aller erste Mal hat er sich bei der Witwe als gelegentlicher Freund des Verblichenen ausgegeben. Er habe von dem plötzlichen Tod gehört. Es sei furchtbar. Der Tote sei ein so feiner Mensch gewesen. Er habe noch ein Buch von ihm in Besitz, das er jetzt der Witwe zurückgeben wolle. "Aber der hat doch nie gelesen", antwortete ihm damals eine sehr fesche Frau von Mitte vierzig. "Der hat doch nur immer ferngesehen und dabei an der Bierflasche genippt." Diese Frau musste Benjamin dann davon überzeugen, dass der Verstorbene wohl seinerseits ein Buch geschenkt erhalten habe, an dem er - Benjamin - besonderes Interesse gehabt habe. Ob ihm die Witwe dies wirklich abgenommen hat, daran zweifelte er. Aber so hatte er mit einer Hinterbliebenen ein nettes Gespräch. Die Frau fühlte sich nicht alleine und konnte bei der Gelegenheit auch einige böse Worte über den Verblichenen loswerden. Schließlich spreche sie mit einem

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