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Camping und andere Kalamitäten (fm:Sonstige, 4680 Wörter)

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Veröffentlicht: Aug 19 2010 Gesehen / Gelesen: 31857 / 26235 [82%] Bewertung Geschichte: 8.65 (111 Stimmen)
Das Jahr war für Hannes mies gelaufen. Nun sollte es ein Camping-Urlaub richten

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Camping und andere Kalamitäten

Dieses Jahr war für Hannes mehr als schlecht gelaufen. Nach mehr als fünf Jahren hatte seine Freundin ihn kurz nach Neujahr verlassen. Im März rammte ein Lieferwagen seinen Golf. Der Fahrer flüchtete. Es hat bald ein viertel Jahr gedauert, bis die Polizei ihn ermitteln konnte und Hannes mit dem Geld der Versicherung endlich einen neuen Wagen kaufen konnte. Bis dahin war sein Leben von regelmäßigen Anrufen bei der Polizei, von Schreiberei und vor allem von der ständigen Unsicherheit geprägt, das über Jahre Gesparte zurück zu erhalten. Den Sommerurlaub hatte Hannes in diesem Jahr besonders nötig. Zum Glück gab es seinen alten Freund Stephan. Der schlug ihm einen gemeinsamen Campingurlaub in Istrien vor. Hannes wollte vor allem in der Sonne entspannen. Alles andere wäre ein Zubrot, das ihm Hoffnung auf bessere Zeiten verschaffen sollte.

Die ersten Tage der Eingewöhnung hatten die beiden dann tatsächlich großes Vergnügen. Aber viel Alkohol allein macht auf Dauer nicht glücklich. Hannes begann sich schon bald ein wenig Abwechselung bei der einen oder anderen jungen Frau vorzustellen. Da erreichte Stephan bereits nach vier Tagen ein Anruf. Seine Tante war gestorben. Er musste sofort nach Hause. Hannes musste ihn zum Flughafen fahren. Fast einen ganzen Urlaubstag verbrachte er auf der Straße. Aber es war sein Beschluss zu bleiben. Bereits am nächsten Tag wollte er zum Großangriff starten. Doch die folgenden drei Tage fiel Dauerregen. Das Zelt hielt zwar die Nässe ab. Aber die drückende Feuchtigkeit machte ihn so niedergeschlagen, dass er die meiste Zeit des Tages damit verbrachte, die fehlende äußerliche Wärme über Alkohol in sich auf zu nehmen. Es lief in diesem Jahr wirklich beschissen.

Als ihn am folgenden Tage endlich warme Sonnenstrahlen weckten, verblieb eine letzte Urlaubswoche. Hannes konnte endlich an den Strand eilen. So sonnenhungrig war er, dass ihm ein ausgebreitetes Handtuch genügte. Die lang ersehnte Hitze ließ er so lange auf sich prasseln, bis es weh tat und er japsend mit hüpfenden Schritten über die vielen heißen Kieselsteine ins Meer stürmte. Wenn sein Körper dann wieder so viel Temperatur verloren hatte, dass ihn schon ein wenig fröstelte, aalte er sich erneut in der Gluthitze des Tages, bis eine erneute Abkühlung anstand.

Bis dahin hatte Hannes von seiner Umgebung, von den vielen Menschen am Strand, vor allem von den vielen im Urlaub sich befreit gebenden Mädchen und jungen Frauen so gut wie nichts wahrgenommen. Er brauchte vor allem Ruhe. Denn auch beruflich lief es in letzter Zeit nicht optimal. Seine Firma hatte gut zu tun. Es gab ungewöhnlich viele Aufträge. Aber die mussten verbucht, Leistungen abgerechnet, Steuern und Löhne verwaltungsmäßig bearbeitet werden. Das war sein Job in der Buchhaltung. Hannes war ausgelaugt. Aber das sollte ihn nicht hindern, am Abend eine ganz besondere, körperliche Entspannung zu finden, die ihm seit Jahresbeginn so abging. Er begann sich schon auf dem Weg ins Zelt um die Mittagszeit zu überlegen, womit er dann wohl bei der Damenwelt punkten könne. Das Shirt von Ralph Lauren und die Hose von Dolce & Gabbana sollten es zusammen mit den nagelneuen Sneakern sein. Das macht immer Eindruck. Mit seinen Anfang 30, das wusste er, würde er auch bei Jüngeren damit gut ankommen. Sicher würde sich dann eine Gelegenheit bieten, auch körperlichen Kontakt mit dem anderen Geschlecht aufnehmen zu können.

Mit diesen Gedanken und einer gewissen Vorfreude im Sinn trottete er gedankenverloren und bedächtig durch die Reihen des Campingplatzes in Richtung seines Stellplatzes. Er wollte sich noch rasch frisch machen und umziehen, bevor er an der Strandbar eine kleine Pizza zu sich nimmt. Hannes wachte erst aus diesem leichten Dämmerzustand auf, als er hinabpurzelnde Gegenstände und einen Ausruf des Ärgers nur wenige Meter vor sich vernahm. Eine Mutter hatte die Spiel- und Buddelsachen ihres Kindes aus der Tasche verloren. Die war gerissen. Hannes eilte sogleich hinzu und half der Frau, die wohl in seinem Alter war, die verstreuten Förmchen, Schaufeln und Eimerchen vom Boden aufzuklauben. Als die Frau ihm sagte, dass es bis zu ihrem Campingwagen nicht mehr weit sei, begleitete Hannes sie, beide Hände vollgepackt mit dem Kinderkram. Schon auf dem Weg klagte sie, dass ihr Mann sie alleine gelassen habe. Er sei mit dem kleinen Sohn in die Stadt gefahren, um dort alte Bekannte von früheren Urlauben zu treffen. Miriam, so hatte sich die Frau vorgestellt, mochte diese Leute nicht. Deshalb war sie geblieben und musste nun alleine die Utensilien des Vormittags nach Hause

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