Der Treuetest (fm:Verführung, 3141 Wörter)

Der Treuetest

Wir sassen nach dem Mittagessen beim Kaffe. Mein Bürokollege Fritz war immer leicht zufrieden zu stellen. "Ich weiss gar nicht, was die Leute dauernd über die Kantine zu meckern haben. Die Kutteln haben mir jedenfalls geschmeckt". Ich fand Kutteln eklig und wechselte schnell das Thema. "Was ist eigentlich mit Stefan los? Er scheint ziemlich sauer auf dich zu sein". Er meinte grinsend "Das gibt sich wieder. Im Vertrauen, was ich dir jetzt sage, bleibt strikte unter uns. Seine Frau hat den Treuetest nicht bestanden". Ich verstand nur Bahnhof und fragte "Was hast denn du mit Treuetests zu tun?".

Er sah mich ernsthaft an "Ist mein Hobby und bringt mir monatlich um die tausend ein. Bloss richtig angewandte Statistik. Die sagt, dass 65% der Frauen fremd gehen. Jetzt zähle mal von den 100% Frauen all jene ab, die gar keinen Partner haben, dem sie Hörner aufsetzen können. Dann jene Schreckschrauben die von niemandem ausgespannt werden. Auch die streng religiösen und jene, die Sex nicht als Lust empfinden. Schliesslich noch die in der Menopause. Was ist die Schlussfolgerung? Alle Weiber, die nicht in die abgezogenen Kategorien gehören, müssen logischerweise fremd gehen. Also mache ich solche Tests. Für Kerle mit attraktiven, nicht religiösen und sexuell normal aktiven Frauen unter 50. Der Kunde zahlt nur, wenn ich die Untreue belegen kann. Bloss 250.- für den Nachweis mit Bild- oder Videoaufnahmen. Und 500.-, wenn er seiner Frau beim Seitensprung live zusehen will".

Ich grinste "Du willst mich verarschen". Er war beleidigt "Ich rede mal mit Stefan, vielleicht ist er ja bereit, dir seinen Fall zu bestätigen". Es wurde Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen. Mitten am Nachmittag kam Stefan in mein Büro, sah sich vorsichtig nach Mithörern um und bestätigte mir dann ziemlich bedrückt, dass er Stefan 500.- bezahlt habe, weil er seiner Tanja beim Seitensprung hatte zusehen müssen.

Das gab mir schon zu denken. So leichtlebig war das Volk geworden. Gottseidank standen meine Frau und ich immer noch bodenständig da. Fremdgehen würde es bei Klara nie geben, obschon ich selbst nicht unbedingt dagegen war. Manchmal hätte man ja schon Lust auf einen Besuch in einem Klub für Swinger. Nicht zum Mitmachen, bloss um sich das Treiben dort einmal anzusehen. Man müsste sich bloss die richtigen Grenzen setzen. Und sich darauf verlassen können, dass die von beiden Seiten eingehalten werden. Bei Klara war ich da 100% sicher.

Eigentlich müsste man Fritz zeigen, dass es noch Leute wie uns gibt. Ich fragte ihn am nächsten Tag, wie viel Prozent der Frauen denn eigentlich diesen Test bestehen. Er lachte "Etwa ein Drittel kriege ich nicht rum, ich passe ja auch nicht in das Beuteschema aller Frauen. Aber man gibt ja solche Fälle auch öfters an Kollegen weiter. Und da wüsste ich bisher eigentlich keine, die nicht spätestens beim dritten Test durchgerasselt ist".

Das empörte mich nun wirklich, ich zischte fast, als ich ihm hinwarf "Gut, dann wirst du jetzt eine Frau kennen lernen, welche solche Tests mit Bravour besteht. Nämlich meine Klara". Er blickte ziemlich kritisch und fragte gedehnt "Altmodischer Name. Ist es immer noch die gleiche, die ich am letzten Firmen-Weihnachtsessen kennen gelernt habe?". Ich hätte ihn erwürgen können und antwortete verkniffen "Klar doch. Nicht alle wechseln so schnell und häufig wie deine Bekannten".

Er grinste mich an "Danke für den Auftrag. Wir müssen einen Grund finden, warum du mich mit Klara besuchst. Am besten bitte ich dich um Hilfe und brauche auch den Rat einer Frau. Bei was könntest du jemanden echt ist gut beraten? Hier ist eine Liste zur Auswahl". Ich wählte, er nickte zufrieden und legte den Plan fest "Also, ich bitte dich um Hilfe beim Hauskauf. Beurteilung des Nutzwertes usw. durch dich, Beurteilung der Raumaufteilung, Küche, Bad durch Klara. An einem Abend, am besten gleich heute. Damit Klara auch alleine zu mir kommt, muss es kurz nach Arbeitsende sein, sagen wir um halb sieben. Um viertel vor sechs bist du unter der Dusche und nimmst keinen Festnetzanruf entgegen. Überlasse das Klara". Ich entschied, das Ganze noch gleichentags durchzuziehen.

Auf sein Geheiss rief ich gleich Klara an "Ich möchte heute Abend meinem Arbeitskollegen mit Kosten-/Nutzenrechnungen bei der Beurteilung von Häuserangeboten helfen. Er hätte als Junggeselle auch dringend fraulichem Rat bezüglich Einrichtung, Gestaltung und so nötig. Da bist

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