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Das Gespräch (fm:Sonstige, 6751 Wörter)

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Veröffentlicht: Jul 10 2017 Gesehen / Gelesen: 20221 / 16567 [82%] Bewertung Geschichte: 9.20 (85 Stimmen)
An einem verschlafenen Bahnhof treffe ich auf eine Frau, die wie ich ihren Zug verpasst hat. Wir unterhalten uns. Ich beginne ihr von einem Abenteuer zu erzählen, das mit einer heißen Nacht vor 6 Jahren begann und nehme dabei kein Blatt vor den

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Endlich kommt der Zug an. Wir haben Verspätung, und zwar nicht zu knapp. Ich werde meinen An­schlusszug verpassen, soviel ist sicher. Der Bahnhof, an dem ich umsteigen muss, ist der einer ver­schlafenen Kleinstadt und so sieht er auch aus; man merkt deutlich, hier ist die Zeit stehen geblie­ben. An einem Nachmittag im Spätsommer wie diesem ist die Bahnhofshalle so gut wie leer und das einzige, was hier zu einer Bewegung im Stande zu sein scheint, ist der Zeiger der Bahnhofsuhr... tick... tack... Ich sehe mich um und entdecke die Fahrplananzeige. Ein kurzer Blick genügt und bestätigt mir, dass mein Anschlusszug tatsächlich seit kurzem fort ist. Ich suche im Aushangfahrplan nach dem nächsten und muss feststellen, dass der erst in 3 Stunden geht. Ich beschließe, die triste Bahnhofshalle zu verlassen und irgendwo draußen zu warten. Direkt vor dem Bahnhof befindet sich ein kleiner Park; ich denke, dass es ein gute Idee ist, mir eine Bank zu suchen und die nächsten 3 Stunden dort zu verbringen. Auch hier ist es menschenleer; an einem so schönen Tag verirrt sich niemand, der bei Verstand ist, in den Bahnhofspark. Die Bewohner dieser Stadt liegen mit ziemlicher Sicherheit am See oder feiern Grillparties in ihren Vorgärten.

Ich steuere auf die einzige Bank zu, die im Schatten liegt und setze mich. Ich sehe durch die flirren­de Luft zum Bahnhofsgebäude und hänge meinen Gedanken nach. Nach einer Weile bemerke ich ein paar Leute, die den Bahnhof verlassen - scheinbar ist gerade der nächste Zug angekommen. Zwei Jugendliche mit Sporttaschen entfernen sich zügig Richtung Stadt und ein Grüppchen Rentner bewegt sich zur Bushaltestelle. Und dann ist da noch eine junge Frau, die sich unschlüssig umsieht und dann langsam Richtung Park steuert, genau auf meine Bank zu. Ich mustere sie ein wenig ge­nauer. Sie ist vielleicht 30, mit langen blonden Haaren und sieht eigentlich ziemlich sexy aus. Sie bleibt kurz stehen und sieht sich um, ein kurzer Blick nach rechts, dann links. Dann kommt sie schnurstracks auf mich zu. "Hi - kann ich mich zu dir setzen?", fragt sie, als sie vor mir steht. Ich bejahe und mache ihr Platz. "Hast du auch deinen Zug verpasst?" will ich wissen. "Ja, zum kotzen ist das mit der Bahn" sagt sie mit finsterem Blick. Sie holt ein Päckchen Zigaretten aus ihrer Hand­tasche und hält mir die Packung hin. "Nee, aufgehört - aber Danke" sage ich lächelnd. Sie zündet sich eine an und inhaliert ein paarmal tief. Eine Weile lang sagt keiner von uns etwas. Schließlich sieht sie mich mit schiefem Grinsen an. "Ich komm zu spät zu meiner Scheidung".

"Oh!" sage ich nur und sehe offenbar ein wenig perplex aus. "Halb so wild", sagt sie und macht eine wegwerfende Handbewegung, "das ist jetzt der dritte Termin; die letzten beiden Male kam er nicht, dann steht's jetzt zwei zu eins". Wieder schweigen wir eine Weile, während sie ihre Zigarette zu Ende raucht. Dann lächelt sie und fragt: "Was ist mit deiner Frau?" Ich fühle mich etwas über­rumpelt. "Wie kommst du darauf, dass ich eine habe?" gebe ich zurück. Sie lächelt immer noch. "Ich bin nicht verheiratet", sage ich schließlich. "Ich sehe es in deinen Augen, dass du gerade an eine Frau denkst", sagt sie wissend. "Eine tolle Frau. Hab ich recht?" Ich denke definitiv an eine Frau und zwar an eine ziemlich tolle, soviel ist sicher. Aber wie kommt sie darauf? Und was geht sie das an? Ich sage nichts. Eine Weile schweigen wir, sie zündet sich eine weitere Zigarette an. Dann bricht sie das Schweigen: "Weißt du, ich bin bisexuell, aber im Moment eher an Frauen inter­essiert. Das ändert sich immer mal, wenn du verstehst, was ich meine." Was intime Details anbe­langt, scheint sie nicht der zimperliche Typ zu sein. "Das nehme ich an", gebe ich lächelnd zurück, "sonst wärst du wahrscheinlich nicht verheiratet, oder?"

"Du würdest nicht glauben, wer alles verheiratet ist", erwidert sie, "ich kenn mich in der Homo-Szene ganz gut aus; du willst nicht wissen, was manch braver Ehemann für ein Doppelleben führt. Oder manch brave Ehefrau". Sie nimmt einen tiefen Zug aus ihrer Zigarette. "Ich hatte kürzlich eine Affäre mit einer verheirateten Frau", sagt sie dann, "mit einer Polin, ganz katholisch und alles. Zwei Kinder, Ingenieur als Ehemann, Reihenhaus, Kombi, das volle Programm." Sie macht eine Pause und sieht gedankenverloren in die Ferne. Ich muss zugeben, ich bin einigermaßen gespannt, wie die Geschichte mir der polnischen Ehefrau ausgeht. "Eines Tages rief ihr Mann auf dem Handy an, während wir gerade Sex hatten; sie hat sich brav angehört, wie er den Vorgarten umgestalten will während sie mir die Muschi geleckt hat." Ich denke 'what?!?' - was erzählt sie mir da für Sachen? Allerdings ist ihre Geschichte nicht uninteressant und zudem bemerke ich, wie mich die erotische Wendung ein bisschen antörnt, die unsere Unterhaltung gerade

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