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Interview (fm:Ehebruch, 3080 Wörter)

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Veröffentlicht: Aug 03 2017 Gesehen / Gelesen: 20487 / 14788 [72%] Bewertung Geschichte: 8.74 (82 Stimmen)
Ein Printmagazin suchte Menschen, die eine außergewöhnliche Beziehung führen. So entstand dieses Interview mit einem Ehepaar.

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Interview

Ein Printmagazin suchte Menschen, die eine außergewöhnliche Beziehung führen. So entstand dieses Interview mit einem Ehepaar.

JOURNALISTIN: Erzählen Sie uns doch von ihrer außergewöhnlichen Beziehung.

ER: Das Ganze begann vor ganz knapp einem Jahr. Ich kam von der Arbeit nach Hause, wo Silke mich bereits tobend erwartete. Sie hatte vermeindlich herausgefunden, dass ich mit ihrer besten Freundin... Silke schrie herum: "Ich gehe jetzt und wenn ich wiederkomme bist Du weg!" Sie schnappte sich ihre Jacke, warf die Wohnungstüre hinter sich zu und stürmte die Treppen hinunter.

SIE: Es war am Tag vor meinem vierunddreissigsten Geburtstag. Ein Bekannter, der schon immer scharf auf mich war steckte mir, dass er Maren und meinen Mann in eindeutiger Situation gesehen hatte. Maren war meine beste Freundin, die ich daraufhin sofort anrief. Sie versuchte abzuwiegeln und wollte erklären...

Ich hab dann zuhause auf Frank gewartet. Für mich gab es nur eine Lösung: Er musste ausziehen! Am Besten sofort. Auch er stritt überhaupt nicht ab, bei Maren gewesen zu sein, wollte nur, dass ich mich beruhigen soll. Voller Zorn schrie ich ihn an: "Wenn ich zurückkomme bist Du weg! Ich zerrte meine Jacke von der Garderobe, vergewisserte mich, dass ich die Schlüssel in der Faust hielt und knallte die Wohnungstüre hinter mir zu. "So ein Arsch!"

JOURNALISTIN: Was hatten Sie vor?

SIE: Meine ganze Welt war von jetzt auf gleich zusammengebrochen. Ziellos lief ich in unserer Stadt umher. Geld hatte ich, ausser den zwanzig Euro die in meiner Gesässtasche steckten, nicht dabei. Ich setzte mich an die Donau und starrte in den Fluß. Und immer wieder brachen Heulkrämpfe über mich herein. "Dieses Arsch!" Meine Freundin hätte ich am liebsten ersäuft. Meine EX-Freundin! Sollte ich zu ihr gehen und eine Szene machen? Ihrem Mann reinen Wein einschenken? Nein, heute und in diesem Zustand nicht. Und morgen ist mein Geburtstag...Wieder überkam mich ein Tränenausbruch.

JOURNALISTIN: Die Frage ist zwar jetzt etwas blöd, aber warum haben Sie ihre Frau betrogen?

ER: Ich hatte sie doch gar nicht betrogen. Silke warf mir an den Kopf, dass ich was mit Maren hätte und ich hab nur gesagt, sie solle sich beruhigen. Maren wollte am Morgen zu Silke, weil deren Mann irgendwo übernachtet hatte. Aber Silke war schon zur Arbeit. Ich hab Maren in den Arm genommen und sie nach Hause gefahren. Dort bin ich mit in die Wohnung. Und das hat irgendwer aus unserem Bekanntenkreis gesehen.

SIE: Ich hatte auch Maren am Telefon keine Chance gelassen etwas richtigzustellen. "Lass Dir erklären..." war für mich Antwort genug.

JOURNALISTIN: Was ist weiter passiert?

SIE: Es wurde dunkel und frisch. Nach Hause - nein. Er war sicher noch da. Noch ein wenig herumlaufen. Es war kurz vor elf als ich an diesem irischen Pub vorbeikam. Bestimmt zum drittenmal heute schon. Diesmal ging ich hinein. Zwei Musiker spielten live. Ich setzte mich an den Tresen und bestellte eine Cola. Nachdem etliche Songs später die Musik verstummte und einige der Gäste das Pub verliessen, sass ich als Einzige auf einem Hocker an der Theke. Hatte ich vorher intensiv der Musik gelauscht, war jetzt leere. Ein Mann kam an den Tresen und bestellte drei Kilkennys. An mich gewandt meinte er: "Allein?" Und ohne eine Antwort abzuwarten lud er mich an ihren Tisch ein. "Genug allein!" beschloss ich und nahm die Einladung an. Zwei der fünf Männer waren die Musiker. Wir kamen ins Gespräch und bis ich wieder auf die Uhr sah, war es fast halb eins. Ich hatte den Männern erzählt, was heute vermeindlich passiert ist. Sie versuchten mich aufzuheitern und nicht gross in meiner Gefühlswelt herumzustochern. Inzwischen hatte ich auch zwei der irischen Biere intus.

"Halb eins;" rief ich in die Runde, "Geburtstag!"

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