Der Ring (fm:Ehebruch, 2313 Wörter) | ||
Autor: grauhaariger | ||
Veröffentlicht: Nov 17 2017 | Gesehen / Gelesen: 41290 / 31353 [76%] | Bewertung Geschichte: 8.81 (174 Stimmen) |
Ehemann verliert Wette... |
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Der Ring
25. Mai. Samstagabend. Erwin und Alex, beste Freunde seit der ersten Klasse, fieberten dem Endspiel der Championsleague entgegen. Das zweite Pils wurde noch vor Spielanpfiff geöffnet. Erwins Frau, Irene, stellte noch eine Schale Flips auf den Tisch, bevor sie sich von den Beiden verabschiedete. "Macht keinen Blödsinn!" ermahnte sie Augenzwinkernd und zog die Haustüre hinter sich zu. Sie hatte sich mit einer Freundin zum Essen und Plauschen verabredet, um diesem Fußballabend zu entgehen.
Erwin, BVB Fan durch und durch, wurde immer aufgeregter, nachdem éseine‘ Mannschaft in den ersten fünfzehn Minuten bereits mehrere Torchancen hatte. Überschwänglich schlug er seinem Freund eine Wette vor. Nach mehrmaligem Hin- und Her, Alex wollte auf diese Wette erst gar nicht eingehen, schlugen sie dann doch ein. Nachdem es dann die Bayern waren, die das erste Tor erzielten, wurde Erwin ganz schön kleinlaut. Er schluckte mehrmals und wurde sich erst jetzt des Ausmaßes seines Wetteinsatzes bewusst. Nachdem aber die Dortmunder den Ausgleich zustande brachten, war er wieder obenauf: "Siehst Du, wir gewinnen!"
Je länger das Spiel andauerte, umso kleiner wurde Erwin in seinem Sessel. Denn die Münchener beherrschten mehr und mehr das Spiel. Und als Minuten vor Schluss folgerichtig und durchaus verdient das 1:2 durch Robben fiel, war Alex Freund nur noch ein Häufchen Elend.
Alex grinste verschmitzt in sich hinein. Ein sechstes, oder war es schon das siebte Bier, wurde aufgemacht und so langsam verdrängte Erwin die Wette und den damit verbundenen Gedanken an seinen Einsatz. Sie verfolgten die weitere Berichterstattung, die Siegerehrung, Interviews und hatten den letzten Schluck ihrer Gläser geleert. "Bin mal gespannt, wie Du Irene das beibringst." Mit diesen Worten verabschiedete sich Alex von seinem Freund. In dem Moment schloss die Haustüre und Irene kam auf die beiden Männer zu.
"Ich hab Dich gewonnen..." grinste Alex und drückte Irene ein Küsschen auf die Wange. "Ja, ja ich weiß! Bayern hat gewonnen!" entgegnete ihm die Frau des Hauses. "Ja, auch!" rief er ihr gutgelaunt zu, bevor er in der Dunkelheit verschwand.
"Was heißt das: er hat mich gewonnen?" Irene schaute ihren Mann eindringlich an. Erwin wurde flau im Magen und er begann rumzudrucksen. Er erzählte seiner Frau von dieser Wette und beteuerte, dass er sich sicher war zu gewinnen. Der Oldtimer von Alex hatte ihm schon immer gefallen. Nach und nach rückte er mit den Details heraus.
"Verstehe ich richtig? Sein alter Capri für DICH, oder eine Nacht mit MIR für ihn?" Irene wusste nicht, ob sie sauer oder belustigt sein sollte. Ihr Mann meinte nur kleinlaut: "Ja, so ungefähr..."
"Und wann?" fragte Irene resolut. Erwin zuckte mit den Schultern. Er hatte keinen blassen Schimmer, wie er ohne Gesichtsverlust aus dieser Sache wieder herauskommen sollte.
Irene überlegte hin und her. Sie beschloss, in die Offensive zu gehen. Vielleicht würde Alex ja kalte Füße bekommen? Oder sollte sie es wagen? Mit vier Männern war sie in ihrem Leben bisher intim gewesen. Treue war ihr wichtig. Seit sie Erwin kannte, konnte kein anderer Mann mehr bei ihr landen. Versuche gab es mehrere. Konnte sie es sich wirklich vorstellen, mit Alex ins Bett zu gehen? Und was wäre danach? In ein paar Wochen jährt sich ihr Hochzeitstag zum zwanzigsten Mal. Mit: "Tu es doch, Mama!" würde sie Unterstützung von ihrer sechzehnjährigen Tochter bei Kenntnis der Wette bekommen. Da war Irene sich sicher. Aber Melli wird es ja doch nie erfahren...
Nachdem Irene beim Frühstück ihren Mann noch einmal auf seine, in ihren Augen unmögliche, Wette angesprochen hatte, stellte sie ihm die entscheidende Frage: "Soll ich, oder soll ich nicht?"
Etwas sonderbar erschien Erwin schon, dass seine Frau so gar nicht sauer zu sein schien. Er hätte gedacht, sie würde toben, ihm alles Mögliche an den Kopf werfen. Oder wenigstens eingeschnappt sein. Nichts von alledem. Und jetzt sollte ER noch entscheiden, ob seine Frau mit seinem besten Freund in die Kiste steigen soll.
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