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WIEN BEI NACHT - Kapitel 4: Der Türsteher (fm:Schlampen, 2125 Wörter) [4/8] alle Teile anzeigen

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Veröffentlicht: Jan 21 2021 Gesehen / Gelesen: 6732 / 4747 [71%] Bewertung Teil: 8.88 (8 Stimmen)
Die Frauentoilette des Klubs scheint geeignet für Spielchen zu zweimal zweien. Die Ereignisse nehmen jedoch eine unvorhergesehene Wendung, und es kommt zum Eklat.

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"Jetzt hast du gezwinkert", lüge ich, aber als Antwort kommt nur ein gutturales Aufseufzen. Ich riskiere einen Blick hinüber zum Roland. Zahnspange, immer noch in perfekter Abfahrtshocke, beschleimt sanft den Rolandschwanz mit ihren versierten Mundwekzeugen. Zwischen ihren extrovertierten Arschbacken sieht man ihre Schamlippen baumeln. Wo ist ihr Slip hin? Das hätte er sich nicht gedacht, der Roland, dass er das heute noch erleben darf. Dass er das überhaupt noch in seinem Leben erleben darf.

Aber vollkommenes Glück macht nicht glücklich. Deswegen ist es jetzt ganz gut, dass aus der kleinen Handtasche von Zahnspange nun ihr Handy dudelt. Und dass sie also jetzt mit der Schwanzpflege unterbricht und - Frechheit siegt - das Gespräch annimmt. "Hasi" und "Schatzi", sagt sie immer wieder, offensichtlich redet sie mit ihrem Dienstreisenfreund.

"An der Bar", sagt sie jetzt, immer noch vorm Roland hockend, "Klar hab ich"s lustig. Girlie-Night!"

Der Roland wedelt ungeduldig mit seinem Schlauch vor ihrem Gesicht. Reflexhaft greift sie zu, und beginnt zu massieren, setzt das Gespräch aber fort.

"Einen Screwdriver trink ich grad", sagt Zahnspange monoton ins Handy. In den Sprechpausen züngelt sie kurz über den Rolandschwanz. Dann wieder wichsen. Der Roland ist entzückt. Und ich nicht minder. Ich komme auf Ideen.

"Süße", wende ich mich an Zöpfchen, die sich soeben vor mir hingehockt hat, "Dein lieber Freund will doch sicher auch wissen, wie es dir geht!".

Perplexe Äuglein. Zöpfchen zieht kurz die Brauen hoch, holt aber sogleich folgsam ihr Mobiltelefon aus dem Handtäschchen. Soll sie denn wirklich? Sie soll.

So einiges erfahre ich nun über Zöpfchens Dienstreisenfreund. Dass ihn die Kundengespräche furchtbar nerven zum Beispiel. Und dass er täglich Cortison gegen seine Schuppenflechte nehmen muss. Und dass er vermutlich nicht weiß, wie das aussieht, wenn die Lipgloss-Lippen seiner lieben Freundin sich deftig um einen dicken fünfzigjährigen Schwanz schließen.

Und dann wird es zoologisch. Ich hab mal einen Jäger begleitet, der einen Hirschen schlecht getroffen hat, weil ein paar Obstler zuviel vorher. Und der angeschossene Hirsch hat ein Röhren vom Stapel gelassen, das ist durch Mark und Bein gegangen, das hat sich mir tief eingeprägt damals. So ähnlich klingt das jetzt, was man da hört in unserer Nische im Frauenklo. Weil der Roland ist zum Höhepunkt gekommen, beziehungsweise der Höhepunkt ihm, wie sagt man es eigentlich richtig? Jedenfalls hat er da so richtig seinen geballten Lebensfrust in diesen Schrei also hineingepackt, und jetzt hat dann doch das eine Mädchen das gerade vor dem Spiegel war, den Kopf rübergedreht zu uns und zum Roland, und ist Zeugin geworden von dieser erfolgreichen Urschrei-Therapiesitzung.

Das gute Zahnspangelein, die Anlassgeberin für dieses Happening, hat das richtige getan, hat ihre Wichsbewegungen im Moment seines Höhepunkts verlangsamt, die schöne pilzförmige Eichel vom Roland auf ihrer Zunge gebettet, und Schub für Schub die Milch aus ihm herausgezärtelt. Die erste Fuhre in den Mund, immer mehr ist es geworden, über die Zunge und die Mundwinkel ist es ihr heruntergetroffen, das dünnflüssige Rolandsperma, und ziert jetzt den Ramones-Schriftzug ihres Tops. Eine erhabene Sauerei, wie von Hieronymus Bosch gemalt. Ich will den Anblick einrahmen und auf mein Nachtkasterl stellen. Das Spiegelmädchen verläßt eilig die Frauentoilette, die Hand vors Gesicht haltend.

Aber da hat sich mit dem Röhren vom Roland noch ein anderes Geräusch vermengt. Nämlich die Spülung hinter der vierten Toilettentür, ganz links, uns direkt gegenüber. Die die ganze Zeit über verschlossen war. Jetzt geht das Schloss. Hastig springt Zöpfchen auf, weil sie blockiert mit ihrem Arsch die Türe. Einem Instinkt folgend packe ich meinen Schwanz ein. Der Roland erholt sich noch von den Nachwehen, und lässt seine Nudel, von der ein dünner Spermafaden hängt, lethargisch raushängen. Völliger Breakdown.

Gleich, gleich sehen wir, was Tor 4 für uns bereit hält. Die Show Geh aufs Ganze schießt mir in den Kopf. Du weißt schon, "Nehmen Sie Tor soundso, oder 2000 Mark". Jeden Nachmittag geschaut, damals auf Sat1. Statt lernen fürs Knochenkolloquium. Jetzt ist die Klotür jedenfalls offen, und oh Gott. Sobald ich sehe was ich sehe, will ich weiter hinschauen, nichts will ich dringender. Aber trotzdem schau ich auf den Boden. Weil der Anblick ist hochgradig verboten. Eine kaum achtzehnjährige Teenie-Nudel in wenig Kleidung, vom Alkohol mehr als nur ein wenig angeschwitzt. Ihre Brüste, die obszön unter ihrem kotzeverschmierten Elastik-Top blubbern, sind so riesig, dass sie sofort die gesamte Wahrnehmung okkupieren. Mit einem Schlag bekommt man den ganzen tragischen Film ihrer Pubertät ins Hirn projiziert: Wie ihr auf einmal ihre Jacken nicht mehr passen. Das Geflüster der jungen, die vorgeblich mitleidigen Blicke der alten Mädchen. Eben hat sie noch Barbiepuppen in Barbiehäuser platziert und jetzt wundert sie sich, wieso alle sie immer so komisch anschauen, die Lehrer, der nette Postbote, der Trafikant, und sogar einige Verwandte.

Die Kleine ist deutlich illuminiert und stützt sich schwankend am Türstock ab. Entgeistert starrt sie auf den Schwanz vom Roland mit dem baumelnden Spermafaden. Der Roland starrt zurück.

"Herr Fessor!", sagt das Mädchen.

"Va-Va-Vanessa!", sagt der Roland.

Und weil, wenn mal was passiert, dann immer alles auf einmal passiert, kommt just in dem Moment der Security in die Frauentoilette.

"Burschen, habt's euch an der Tür geirrt?". Die Stimme ist sehr laut. Und in Richtung des Rolandschwanzes:

"Und du schau mal, ich glaub du hast da einen kleinen Toilettenfehler!"

"Den kenn ich!", hat sich die Vanessa Obermann mittlerweile gesammelt, und merkt durch ihren Alkoholnebel hindurch, dass sie hier ihrem Mathelehrer den Rest geben kann,

"Der ist eine perverse Sau! Schmeißt ihn raus! Schmeißt ihn raaaus!".

Sie gestikuliert fahrig zum Roland, ohne ihn dabei anzuschauen. Jede ihrer Bewegungen wird vom mesmerisierenden Spiel ihrer eigenmächtigen Quellbrüste begleitet. Sie ist völlig hinüber, die kleine Tittennudel, aber ihr Zeugnis ist gut genug für den glatzigen Sicherheitsmann. Mit einem Ruck hat sich jetzt der Roland erfangen, und räumt hektisch sein Genital zurück in seine angesaute Flanellhose. Zöpfchen und Zahnspange haben in Windeseile ihre kleinen Handtäschchen gekrallt und sind am Türsteher vorbeigeschlüpft, wie Goldfische durch die Maschen eines Schleppnetzes. Der Security räuspert sich.

"Na gut Burschen, ich hab's mir eh schon am Anfang gedacht bei euch. Abflug ihr zwei, ihr seids hier nicht länger erwünscht. Den restlichen Abend müss ma ohne euch verbringen!"

"Und darauf muss ich jetzt warum genau reagieren, du Erbsenhirn?"

Oh je, habe ich das jetzt wirklich gesagt? Schon bei den letzten Silben bereue ich mein Gesagtes, und der Geschmack in meinem Mund wird morsch. Aber der Security seufzt nur leise. Dann senkt er seine Augenlider und sagt:

"Geh, Dragan? Frauenklo. Hauptraum".

In sein Headset sagt er das.

Gesehen hab Ichs ja oft früher. In meiner heftigen Zeit. Wie einer aus dem Klub rausgeworfen wird. Da werden aus einem Gorilla plötzlich zwei, so aus dem nichts. Und dann gibts da so einen Griff, eins zwei, und alles geht blitze schnelle, da kommst du gar nicht richtig mit, schon wirst du hinten nachgeschleift, wie ein Pflug hinter einem Ochsengespann. Ich hab fünfzig Jahre leben müssen, um das jetzt an mir selbst zu erfahren. Die Absätze meiner Maßschuhe von der Dorotheergasse machen schwarze Fahrer auf der polierten Tanzfläche, während man mich entsorgt wie einen riesigen Sack Sondermüll. Der Roland wird vor uns her getrieben, diplomatisch wie er ist, hat er umfassende Kooperationsbereitschaft signalisiert, und so hat man auf körperlichen Zwang verzichtet.

"Dragan, nehme ich an?", sage ich manierlich über meine Schultern zurück, "Die Ehre, sehr erfreut!".

Weil Ehre wem Ehre gebührt, Ich bin knapp dreistellig vom Gewicht her. Die Klubgäste formen eine tadellose Rettungsgasse, um unser Gespann der Schande durchzulassen. Neugieriges Amusement in den Blicken. Instinktiv halte ich mir die Hand vors Gesicht. Ich hab viele Studenten, die Wahrscheinlichkeit, hier im Rückwärtsgang von einem Erstsemestrigen erkannt zu werden, der nächste Woche mein Prüfungskandidat wird, ist nicht null. Und wenn da Fotos im Netz auftauchen, könnte das meinen ohnehin prekären Status bei der Ärztekammer zu meinen Ungunsten ausschlagen lassen.

Wieder draußen. Schnatternde Menschengrüppchen vor dem Klub. Lustig war's. Aber zu kurz. Fiebrig zünde ich mir eine Gauloise an. "Alles Spießer in Wirklichkeit!", blase ich dem Roland meinen Rauch ins Gesicht, "Früher war das alles lockerer!" Ich zücke mein Samsung und probiere, die Sonja zu erreichen. Da ist sie schon, ich hätte nicht damit gerechnet. Ich erzähle teilweise. Sie pendelt zwischen Belustigung und Bewunderung, und macht sich Sorgen um meinen ohnehin demolierten Rücken. Da darf man sich nicht spielen in meinem Alter! Ich hingegen mach mir eher Sorgen um meinen komplett zerknitterten Anzug vom Knize! Die Trottel haben keine Ahnung, was der kostet. Aber egal jetzt. Und was hat sie so in der Zwischenzeit verbrochen, die Sonja? Bei der Irena? Mit der Irena? (Neugieriges Tingeln in meiner Schwanzspitze). Ach nein? Wirklich? Nicht mehr bei der Irena?? Aha. Mit der Wilma also. Mh hm. Draußen. Sie verbringt also mit der Wilma die laue Septembernacht im Freien. Eh schon seit einer Stunde! Gegenüber vom Schwedenplatz. Klar können wir zu ihnen stoßen, warum nicht!

Es ist knapp zwei Uhr nachts. Ich blicke sinnierend nirgendwo hin. Nach Hause gehen geht nicht. Ausgeschlossen. Jetzt wo wir schon auf der Piste sind. Aber ich will in keinen Klub mehr.

"Die Nacht ist jung", sage ich zum Roland, "Und wir auch! Zumindest jünger als morgen. Bleiben wir im Freien, was sagst? Wir können zur Sonja dazustoßen. SIe ist mit den Leuten von der Wilma Wohlmuth unterwegs".

"Hab ich denn eine Wahl?", zuckt der Roland mit den Schultern.

Klar ist seine Antriebskraft jetzt auf Null gesetzt. Schließlich hatte er ja vorhin Händels Feuerwerksmusik auf dem Klo.

Während es bei mir nur Beethovens Unvollendete war.  



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