Schlanker Fuß (fm:Dreier, 3162 Wörter) | ||
Autor: SuzieQ | ||
Veröffentlicht: Sep 12 2021 | Gesehen / Gelesen: 14841 / 12357 [83%] | Bewertung Geschichte: 9.41 (110 Stimmen) |
Zwei so gut und eng befreundete Männer hatte ich noch nie erlebt. Es war zu meinem Vorteil, und den nutzte ich aus. |
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Schlanker Fuß
Einen schlanken Fuß zu machen, heißt abzuhauen. Das ist so eine Redensart in der Umgangssprache. Ich hatte immer schon schlanke Füße, aber ich wollte nicht abhauen. Immer schon pflegte ich mein Äußeres, meine Figur und mein Auftreten. Ich bin Rechtsanwalts- und Notargehilfin in einer großen Kanzlei. Und das mit dem, einen schlanken Fuß zu machen, gehörte sozusagen zu meinem Tagesgeschäft, wenn wir mal wieder einen kleinen Dieb vertreten mussten. Manchmal tun einem diese Leute leid, wenn sie auf die schiefe Bahn geraten waren, weil andere sie dazu verführt und auch noch ausgenutzt hatten.
Es geht hier aber nicht um meinen Beruf, es geht um meine schlanken Füße. Ich hatte nie Probleme beim Kauf von Schuhen sondern immer die große Auswahl. Sowas freut eine Frau. Umgekehrt war ich obenherum etwas üppiger geraten. Ohne BH in der Größe C konnte ich mich nur an einem sogenannten Naturstrand sehen lassen. Dort war ich mir dann aber der Aufmerksamkeit der Männer gewiss. Auch einige neidische Blicke von Frauen blieben nicht aus. Da ich mir eine schlanke Hüfte bewahrt hatte und mein Po unverändert knackig war, konnte ich immer auftrumpfen. Ich hatte die zweite Hälfte der Dreißiger erreicht, aber zu einer Heirat hatte es nie gereicht. Ich lief immer noch als Freiwild umher. Nun mag man jammern und klagen oder aber, man akzeptiert das wahre Leben. Schlecht ging es mir wahrlich nicht. Ich hatte einen großen Freundeskreis, und das Leben toste um mich herum.
Viele meiner Freundinnen waren inzwischen verheiratet, und ich kriegte nicht immer nur Gutes zu hören. Eine enge Bindung an einen anderen Menschen bedeutet auch Einschränkungen in der persönlichen Freiheit. Diese Einschränkungen oblagen mir nicht, ich konnte tun und lassen, was ich wollte. Alles hat auch seine Vorteile. Allerdings, wenn ich mal wieder einen Mann wollte, musste ich erstmal eruieren, was sich so am Markt tat. Es ging dabei ja nicht nur mal eben um einen One Night Stand, ich wollte schon was Ordentliches. Manchmal kommt einem der Zufall zur Hilfe. Ich hatte eine Karte für das Konzert einer bekannten Big Band ergattert. Der Saal war gerappelt voll. Der Applaus, den sie ernteten war frenetisch. In der Pause gesellte sich ein anderer Besucher zu mir an den Stehtisch, nachdem er höflich gefragt hatte. "Höflichkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr." Diesen Spruch kann ich nicht unterstützen. Der Umgang miteinander prägt das Leben, angenehm oder eben unangenehm. Dieser Mann gehörte zu der angenehmen Sorte. Er plauderte charmant wenn auch nur oberflächlich. Wie das so ist in der Pause eines Konzerts. Aber er wurde konkreter: "Darf ich sie hinterher zu einem Drink einladen?"
Es gab ein kleines Lokal in der Nähe der Veranstaltungshalle, dort trafen wir uns wieder, nachdem er mir noch in der Pause beschrieben hatte, wie ich dorthin finde. Am Ende eines solchen großen Konzerts ist es schwierig jemanden wiederzufinden, wenn die Massen hinausströmen. Er erwartete mich schon. Galant half er mir aus meinem leichten Sommermantel. Es schien mir, einem Mann mit Stil begegnet zu sein. Er mochte so Ende dreißig vielleicht auch schon Anfang vierzig sein. Sein gepflegtes Äußeres war mir schon in der Pause aufgefallen. Drei-Tage-Bart, etwas längere und gut geschnittene Haare, alles passte zusammen. Ein Mann, der in mein Schema passte.
Wir bestellten uns Getränke, und er stellte sich als Harro vor. Harro war gebildet, das stellte ich schon nach kurzer Zeit fest. Interessanter fand ich aber, seine Art zu plaudern. Es war nicht trocken und nüchtern, es war mit Witz und Humor. So erzählte er:
"Ein Ostfriese, ein Italiener und ein Ägypter streiten sich, wer die älteste Kultur hat. Der Italiener: Wir haben schon vor zweitausend Jahren überragende Gebäude gebaut, unsere Aquädukte stehen heute noch und transportieren Wasser. Darauf der Ägypter: Das ist gar nichts, wir haben schon vor viertausend Jahren berghohe Gräber gebaut und die stehen in viertausend Jahren immer noch. Der Ostfriese überlegt kurz: Kennt Ihr Eva? Ich meine die von Adam und Eva! Das war eine geborene Janssen..."
Es ließ sich gut an mit Harro. Er lud mich für den kommenden Donnerstag ein, ihn zur Geburtstagsfeier eines Freundes zu begleiten. Offenbar war Harro Single, wieso sonst hätte er mich fragen sollen. Ich war etwas überrascht, Harro und ich waren die einzigen Gäste. Als das Geburtstagskind Siggi, Getränke aus der Küche holte, erklärte Harro mir
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