Sonntags-Fick (fm:Romantisch, 12699 Wörter) | ||
Autor: Icke | ||
Veröffentlicht: Dec 20 2021 | Gesehen / Gelesen: 29166 / 26354 [90%] | Bewertung Geschichte: 9.79 (625 Stimmen) |
Melanie wird von ihrem Man über Jahre unterdrückt. Dann tritt ein Coach für ihren Mann in ihr Leben und eine große Chance für sie eröffnet sich |
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aber entspannter, weil wir beide genug zu tun haben.
Um kurz vor drei klopft es an der Tür und ich schaue auf. Ein Mann steht in der Tür. Kurze braune Haare, vermutlich etwas älter als ich, ein paar Falten um die Augen, Drei-Tage-Bart. Jeans und Hemd.
"Ja?", frage ich.
"Frederik Müller, guten Tag. Ich habe einen Termin bei Maximilian Brauer."
Ich schaue verwirrt in meinen Kalender und sage dann: "Das ist komisch. Mein Mann ist bei einem Termin mit seinem Vater, und ich habe hier nichts im Kalender."
"Aber ich habe eine Bestätigung für 15:00 Uhr."
"Komisch. Haben sie die E-Mail da?", frage ich.
Er nickt und kommt zu mir. Einen Augenblick arbeitet er an seinem iPhone herum und reicht es mir dann. Gepflegte Hände, allerdings hat er eine Narbe am Arm, die unter seinem Hemd zum Vorschein kommt.
Als er seinen Blick bemerkt, zieht er seine Hand schnell zurück und ich lasse dabei fast das Handy fallen: "Entschuldigung", sage ich schnell und schaue dann aufs Display. Anstelle einer E-Mail sehe ich ein Bild eines kleinen Mädchens, das in die Kamera strahlt.
Ich schaue ihn mit etwas Farbe im Gesicht an: "Entschuldigen sie nochmal, ich habe wohl eine falsche Taste gedrückt, ich sehe hier nur ein Bild einer süßen Maus."
Ich will ihm schon das Handy zurückreichen, doch er kommt um den Tisch herum und nimmt mir das Handy ab. Ich vermute einmal, er hält mich für etwas tollpatschig und will es jetzt selbst halten: "Das ist meine Tochter, Lizzy, eigentlich Elisabet. Sie ist jetzt zwei. Mein ganzer Stolz."
Er wischt kurz, und die E-Mail ist wieder sichtbar.
Ich sehe wieder die Narbe auf seinem Unterarm, blicke aber diesmal direkt zur Seite, damit er nicht denkt, dass ich gaffe.
In der E-Mail ist der Termin bestätigt. Die Mail selbst kommt von Wolfgang Brauer, Max' Vater.
Ich schaue den Mann an und atme erschrocken tief ein. Er ist mit seinem Gesicht nur ein paar Zentimeter von meinem entfernt. Blaue Augen schauen mich freundlich an. Ich rücke ein wenig zurück und wieder zuckt er zurück, als ob ich ihn geschlagen habe.
Diesmal murmelt er "Entschuldigung" und stellt sich wieder vor den Schreibtisch.
Ich nicke ihm freundlich zu: "Der Termin ist zwar mit Max, aber beauftragt hat sie sein Vater. Ich vermute einmal, dass sie den Termin oben wahrnehmen sollen."
"Wie komme ich da jetzt hin? Das ist mir sehr unangenehm, ich komme ungern zu spät. Als Coach auch nicht wirklich eine Empfehlung."
Ich lächle ihn an: "Ich bringe sie eben hin."
Der Vater von Max hat sein Büro fast genau über uns, daher nehmen wir die Treppe. Herr Müller ist ein wenig größer als ich, hat einen kleinen Bauch, den ich aber an ihm eher attraktiv finde. Max ist eher schlank, während Herr Müller ...
Ich stoppe meine Gedanken. Warum vergleiche ich das Aussehen eines Fremden mit dem von Max.
Schweigend gehen wir ins Büro von Max' Vater. Im Vorzimmer stelle ich Herrn Müller Beatrice vor, die ihn direkt mit den Blicken auszieht. Sie ist zwar auch verheiratet, aber kein Kostverächter. Ihr Mann arbeitet unten im Lager. Wenn der wüste.
"Hier sind sie richtig, Herr Müller. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag", verabschiede ich mich und er gibt mir seine Hand: "Danke Frau Brauer. Ihnen auch einen schönen Tag."
Dann verschwindet er mit Beatrice hinter der großen Tür und ich gehe wieder nach unten. Ich schaue dabei auf meine Hand, die kribbelt.
Abends sitze ich auf dem Sofa und höre mir die Triaden meines Mannes an: "Der Alte spinnt doch. Führen durch Furcht, zu wenig kollegial, höre nicht zu. Einen Coach? Ich setze mich doch nicht auf eine Yoga-Matte und trinke Jasmintee. Ich bin ein Mann ..."
So geht das jetzt schon zwei Stunden und irgendwann gehe ich ins Bett. Ich vermute Mal, dass er das nicht einmal mitkriegt.
Kapitel 3 Freitag
Der Rest der Woche verläuft bis Freitag relativ unspektakulär. Max hat sich beruhigt und wir gehen unseren Geschäften nach.
Am Freitag um zehn ruft mich Beatrice an. Ich soll zum "Alten".
Max schaut nicht einmal auf, als ich ihm sage, dass ich kurz bei seinem Vater bin. Das Verhältnis zwischen den beiden scheint diese Woche sehr angespannt zu sein. Ob das immer noch an dem Thema Coach liegt?
Ich stehe kurz darauf vor Beatrice: "Moment noch. Er hat noch Besuch."
Ich schaue sie an: "Und? Wie war der Coach?"
Sie schaut mich grimmig an: "Der war nicht interessiert."
Ich höhre eine laute Stimme durch die Tür rufen: "Komm rein, Melanie."
Ich klopfe an und betrete das Büro.
Ich sehe eine Person am Fenster stehen, also etwas Offizielles, und daher wende ich mich an meinen Schwiegervater: "Guten Morgen Herr Brauer. Was kann ich für Sie tun?"
Er lächelt mich an: "Lass das, Hallo Melanie. Wie geht es dir?"
Ich lächle zurück: "Gut, danke."
Also doch nicht so formell. Wolfgang ist immer sehr nett zu mir und hat mich auch gegenüber Max in manchen Situationen in Schutz genommen. Wir haben ein sehr herzliches Verhältnis, anders als zu seiner Ehefrau, Marlis. Sie ist eher wie Max, keine Emotionen, nur das Business.
"Ich denke, ihr kennt euch schon", sagt er dann und der Mann am Fenster dreht sich um.
Ich blicke in die Augen von Frederick Müller, dem Coach.
Schlagartig ist das Treffen am Montag wieder präsent. Er kommt auf mich zu: "Guten Morgen Frau Brauer, schön, sie wieder zu sehen."
Ich reiche ihm die Hand und lächle ihn an. Seine Berührung ist wieder sehr angenehm.
Ich schaue meinen Schwiegervater an: "Ich vermute einmal, es geht um Max, oder?"
Verblüfft stelle ich fest, dass ich die Hand des Coaches immer noch festhalte, und ziehe sie fast panisch weg. Er schaut mich etwas schief an.
Wolfgang lächelt mich an: "Genau. Ich vermute einmal, dass er am Montag nicht begeistert war."
"Du hast ja keine Ahnung. Ich bin irgendwann ins Bett gegangen und er hat lustig weiter gewettert."
Ich werde rot, weil ich gegenüber Herrn Müller so persönlich geworden bin.
Wolfgang seufzt: "Ich weiß nicht, was ich noch machen soll. Uns laufen die Leute weg, vor allem die Guten. Die Kunden sind unzufrieden und auch die Lieferanten rufen mich an und wollen, dass ich was ändere."
Ich schaue erstaunt auf: Die Zahlen, die ich bekomme, sind doch ok. Andererseits bekomme ich immer nur gute Zahlen. Es kann natürlich sein, dass sich keiner traut, schlechte Zahlen zu liefern. Max kann sehr jähzornig sein. Und der eine oder andere Abteilungsleiter hat nach einem Gespräch bei Max beim Rausgehen nach einem Karton gefragt, in dem er seine persönlichen Sachen mitnehmen konnte.
Wolfgang deutet meinen Blick richtig: "Er bekommt das Klima und die schlechten Zahlen nicht mal mehr mit. Keiner spricht mit ihm und jeder meldet 'alles Grün', da er mit Kritik und Fehlern nicht umgehen kann."
Wem sagst du das, hätte ich bald laut gesagt, kann mich aber gerade noch so zurückhalten.
"Und was soll ich jetzt tun? Mich gegen Max stellen?"
Wolfgang hebt die Hände: "Nein, bestimmt nicht. Ich habe Fred ... äh Herrn Müller trotz des Widerstandes von Max beauftragt. Wir wissen noch nicht, ob das funktioniert, aber ich möchte, dass ihr ein paar Termine für die nächsten Wochen heraussucht. Wenn Max diese nicht wahrnimmt, informierst du mich bitte."
"Also soll ich mich doch gegen Max stellen. Ich komme da in einen Loyalitätskonflikt, und das weißt du."
"Fred, kannst du uns mal kurz alleine lassen?"
Herr Müller lächelt mich an und geht dann kurz nach draußen. Beatrice wird begeistert sein.
"Melanie, du hörst mir jetzt einmal nur zu."
Ich schaue ihn verwirrt an: "Ok?"
"Ich weiß, dass ihr eure Ehe nur noch auf dem Papier führt. Ich bin nicht blind."
Ich schaue ihn schockiert an: "Aber wir sind ..."
"Ja, verheiratet, ja ihr wahrt eine Fassade, aber ich kenne das von Marlis und mir. Wir machen seit knapp 15 Jahren nur noch Show, aber besser als ihr beide."
Mir laufen die Augen voll Wasser.
"Schlägt er dich?"
Ich schüttle den Kopf: "Nein. Und ich will mit dir über dieses Thema auch nicht reden."
Er seufzt: "Max ist wie Marlis. Emotionslos, nur auf seinen persönlichen Vorteil bedacht. Es gibt Gründe, warum ich noch den Vorsitz habe. Ich habe die letzten Jahre zugesehen, aber langsam fährt er die Firma an die Wand.
Fred ist ein alter Bekannter von mir. Ich kannte seine Eltern und ich halte ihn für einen sehr guten Coach. Ich möchte, dass du dafür sorgst, dass Max die Termine wahrnimmt. Wenn nicht, möchte ich das wissen. In diesem Fall werde ich Max die Firma wieder wegnehmen."
Ich bin blass geworden. Hier wird gerade mal mit meiner Existenz gespielt. Und ich bin dabei der Spielball.
"Wen er das rausbekommt ... der Ehevertrag ... ich kann nicht ..."
Ich weine jetzt. Wolfgang nimmt mich in den Arm und ich heule ihm seine Weste voll.
Nach ein paar Minuten höre ich auf und schaue auf seine Weste. Nass und mit Mascara beschmiert.
"Tut mir leid", schluchze ich.
Er lächelt mich an.
"Das ist dein Problem? Der dämliche Vertrag. Jeder gute Anwalt ficht diesen an, und ansonsten habe ich da auch noch ein Wort mitzureden."
Er drückt eine Taste auf seinem Telefon: "Beatrice. Ich brauche dich und dein Schminkset. Ohne Herrn Müller."
Warum Beatrice trotz ihres losen Schlüpfers immer noch die Assistentin von Wolfgang ist? Darum: Sie ist loyal und alles, was in diesem Raum passiert, geht nicht nach draußen, weder zu Marlis, zu Max oder zu jemand anderes.
Sie kommt in den Raum und sieht mich an: "Och Schätzchen. Komm mal her." Sie nimmt mich in den Arm und drückt mich. Danach zaubert sie mit dem Schminkset. Innerhalb kürzester Zeit sehe ich wieder ansehnlich aus.
Wolfgang bedankt sich bei ihr und sie geht aus dem Raum, drückt mich aber nochmal und sagt leise: "Ich weiß Bescheid. Wenn du jemanden zum Reden brauchst ..."
Ich nicke Beatrice zu und sage genauso leise: "Danke."
Wolfgang schaut mich an: "Ich mische mich nicht ein, aber", er lächelt mich an, "meinen Segen und meine Unterstützung hast du. Ich habe auch einen guten Anwalt für dich, wenn du einen brauchst.
Ach ja, ich würde gerne am Montag eine Antwort von dir bekommen. Dann machen wir weiter.
Ich wünsche dir trotzdem ein schönes Wochenende."
Ich verlasse völlig perplex mein Büro, gehe grußlos an Beatrice und Herrn Müller vorbei in mein Büro.
"Was wollte der Alte von dir?", fragt Max.
Ich antworte stumpf: "Klärung Urlaubsvertretung für Beatrice."
Damit war das Gespräch zu Ende.
Das ganze Wochenende leben wir wieder aneinander vorbei.
Am Sonntag verweigere ich das erste Mal seit langem den Akt und Max schaut mich böse an: "Lass das nicht zur Gewohnheit werden. Ich mach dich Arm wie eine Bettelmaus."
Er dreht sich um und ich liege die ganze Nacht wach.
Kapitel 4 Montag
Montag morgen chatte ich mit Beatrice und sie teilt mir mit, dass ich um dreizehn Uhr hochkommen kann.
Kurz vor eins stehe ich auf: "Ich muss nochmal zu Beatrice."
"Ist mir doch egal, Hauptsache die Zahlen sind ok."
Ich zucke zusammen. Er scheint jegliche Freundlichkeit zur Seite zu legen, wenn das Büro oben erwähnt wird.
Trotzdem straffe ich mich und gehe los.
Um kurz vor eins stehe ich bei Beatrice und die Tür zu Wolfgangs Büro geht auf. Drei Mitarbeiter kommen aus der Tür. Wolfgang verabschiedet sie mit den Worten: "Ich kann sie verstehen, aber geben Sie mir diese Woche. Wenn ich das Problem bis dahin nicht gelöst habe, dann können Sie ihre Maßnahmen durchführen."
Die drei Nicken und verabschieden sich. Ich kenne die Kollegen, zwei Abteilungsleiter und der Dritte arbeitet in der Lohnbuchhaltung.
Ich nicke ihnen zu und dann gehe ich in das Büro von Wolfgang, der mich umarmt, als ich in das Büro komme.
Dann seufzt er: "Was ein Scheiß."
Ich schaue ihn verwirrt an. Er benutzt nie Kraftausdrücke.
"Bitte setz dich. Ich würde gerne erst kurz mit dir alleine reden und dann bekommen wir noch Besuch."
Ich setze mich auf den Besucherstuhl und schaue ihn fragend an.
"Die drei Herren haben mir eine Petition überbracht. Die Mitarbeiter wollen einen Betriebsrat gründen, da sich die Arbeitsverhältnisse stark verschlechtert haben. Gleichzeitig sind heute zwei unserer größten Kunden abgesprungen.
Daher werde ich jetzt leider ein paar Maßnahmen durchführen müssen."
Er schaut mich an und ich fange an zu zittern: "Schmeißt du mich raus?"
Er stockt, dann lächelt er: "Nein, Melanie, ganz bestimmt nicht.
Ich habe heute Morgen mit einigen der Mitarbeiter gesprochen, die im engen Austausch mit Max und auch dir stehen."
Er schaut mich ernst an: "Bitte erst zuhören, dann antworten."
Ich nicke nervös.
"Hier wird gleich die Staatsanwaltschaft und die Polizei anrücken. Es geht um erheblichen Betrug und das Abschöpfen von Geldern."
Ich zucke zusammen: Polizei? Was ist hier los.
"Wir haben, ohne das Wissen von Max, die Zahlen extern prüfen lassen. Er, der Steuerberater und vermutlich meine Frau haben Gelder in großem Stil veruntreut."
Er führt aus, dass das Unternehmen knapp 100 Millionen Euro Gewinn machen müsste, davon aber nur 80 Millionen in den Büchern auftauche. Das bereits seit drei Jahren. Den Steuerberater hatte Marlis empfohlen.
"Also stehen wir vor einem großen Chaos."
Ich brauche einen Augenblick, um meine Fassung wiederzugewinnen.
"Warum bin ich hier?"
Er antwortet sofort: "Weil ich Dich brauche."
Er hat am Samstag Selbstanzeige erstattet und den Sonntag im Büro lange mit Staatsanwälten, der externen Kanzlei, die die Prüfung durchgeführt hat und Fred gesprochen.
Schon wieder Fred - oder Herr Müller -, denke ich mir, lasse Wolfgang aber weiter ausführen.
"Da man mir eventuell eine Mitschuld vorwerfen wird, beziehungsweise Max wird versuchen, das so darzustellen, werde ich als Geschäftsführer nicht alleine fungieren dürfen. Daher würde ich gerne Dich zusammen mit Fred als neue Handlungsbevollmächtigte Geschäftsführer benennen."
Ich fange an zu zittern: "Ich soll was?"
"Dich kennt hier jeder, jeder vertraut dir, du hast BWL studiert und ich und Fred sind auch da."
"Aber ich ...", fange ich an, stocke aber, "Aber ich habe doch die Zahlen immer vorbereitet ... und mein Studium? Das habe ich abgebrochen."
"Na und? Es steht nicht Diplom als Voraussetzung in der Stellenbeschreibung und du hast, meiner Erinnerung nach, bessere Noten als Max gehabt, also passt das. Und die Zahlen hast du doch immer von Max bekommen, oder?"
Ich nicke vorsichtig: "Das waren nie die Zahlen, die aus den Abteilungen gesendet wurden. Er hat die - vermutlich nicht alleine - manipuliert."
Ich werde immer nervöser: "Aber ich bin doch mit Max ...", ich stocke erneut.
"Und das ist jetzt das Problem. Ich mute dir hier unendlich viel zu. Ich weiß, dass es um euch nicht gut steht. Du hast das am Freitag zwar nicht direkt bestätigt, aber deine Reaktion war entsprechend.
Ich weiß nicht, wie es mit dir und Max weitergeht. Ich weiß nur aus den Gesprächen vom Samstag und heute Morgen, dass es nur mit dir funktioniert, ansonsten machen ich oder der Insolvenzverwalter hier zu.
Fred wird dich unterstützen, er hat lange eine Maschinenbaufirma geleitet und kennt daher alles wichtige. Er schafft es nicht alleine, er braucht einen Insider. Der bist du."
Er stellt einen Whisky vor mir auf den Tisch. Meine Lieblingssorte, da er die Flasche danebenstellt.
"Überlege es dir. Ich habe den Termin mit Max um eine Stunde nach hinten geschoben. Beatrice hat dich entschuldigt. Du hast dich im Frauenruheraum hingelegt, da es dir nicht gut geht. Wenn du Fragen hast, dann los.
Das ist jetzt - ich weiß - ein Überfall, aber ich habe keine anderen Optionen mehr. Dem Freundeskreis, den Marlis mir gelassen hat, traue ich nicht und Fred kommt von außen, der braucht ein bekanntes Gesicht."
"Aber die glauben doch alle, dass ich mit Max gemeinsame Sache gemacht habe."
Wolfgang schüttelt den Kopf: "Du bist so eine schlechte Schauspielerin und alle wissen von Frauke."
Frauke ist die Frau eines befreundeten Geschäftsführerkollegen. Ich zucke zusammen: "Was ist mit Frauke?"
Wolfgang wird rot: "Ich dachte ... wir dachten ... das du ... Frauke ist ... Fuck! ... Beatrice!"
Ich sitze nur noch da und kann nicht mal losheulen. Beatrice kommt in den Raum gestürmt, Fred hinterher.
Wolfgang scheucht Fred wieder raus und flüstert Beatrice etwas ins Ohr.
"Ihr könnt ruhig laut sprechen. Ist jetzt auch egal."
Wenn vor mir ein See wäre, ich würde sofort reinlaufen.
Beatrice setzt sich neben mich: "Melanie, Liebes, ich dachte, du wusstest ... Mist ...
Die beiden haben seit knapp zwei Jahren ein Verhältnis."
"Ist schon ok", meine Stimme klingt resigniert.
"Können wir irgendwas für dich tun? Wenns ganz dicke ist, verschiebe ich die Aktion auf morgen, aber später ..."
"Schenk mir noch einen ein", sage ich und leere das Whisky-Glas in einem Zug und stehe auf.
"Diesem Typen schiebe ich eine Straßenlaterne in den Arsch ...", sage ich leise und nähre mich von der Wut in meinem Bauch, die durch den Whisky noch angestachelt wird.
"Ich werde dem so weh tun, dass er nie wieder einen Fuß auf die Erde bekommt."
Ich atme tief durch und schaue Wolfgang an: "Wie schlimm kann es werden?"
Ein paar Minuten später öffne ich die Tür und bitte Frederik Müller und einen älteren Herrn sowie unsere Aufsichtsräte in den Raum.
Es gibt eine Ad-Hoc-Sitzung und ich und Fred werden zu Geschäftsführern ernannt. Der Beschluss ist einstimmig. Gleichzeitig wird der Eintrag im Handelsregister angelegt und Fred gestrichen.
Nachdem Aufsichtsrat und Notar den Raum verlassen haben, kommen vier Herren und eine Frau in den Raum. Sie stellen sich als Vertreter der Staatsanwaltschaft und der Kriminalpolizei vor.
Wir besprechen kurz das weitere Vorgehen. Ich bin sowas auf 180, dass ich zwischendurch von Beatrice und Wolfgang angesprochen werden muss, um ruhig zu bleiben.
Als erste Amtshandlung lasse ich von der IT das Konto und Handy von Fred sperren und ich bat darum, informiert zu werden, wenn er sich in der IT meldet.
Ich setze mich mit Wolfgangs Genehmigung hinter seinen Schreibtisch und dann warten wir ...
Nach zehn Minuten klingelt das Telefon und ich schaffe es gerade noch aufzulegen, da wird die Tür aufgerissen und ein wütender Maximilian Brauer kommt in den Raum.
"Vater, warum ist mein Konto gesperrt und ...", er stockt und sieht in die Runde.
"Was ist hier los? Und was machst du hier?" Er schaut mich wütend an: "Sie zu, dass du nach unten kommst, du hast hier nichts zu suchen."
Ich nicke der Polizistin zu und sie fängt an: "Herr Maximilian Brauer, ich nehme sie vorläufig fest wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung, Sozialbetrugs ..."
Sie spult ihr Programm ab und er will immer wütend dazwischenreden, doch sie redet weiter auf ihn ein. Als sie fertig ist, poltert er wieder: "Ich bin hier der Geschäftsführer. Sie können nicht ..."
Ich hebe die Hand und er stoppt seine Triade, weil ich ihn unterbreche. Das kennt er nicht.
Ich lese den Beschluss des Aufsichtsrates vor: "Düsseldorf den ...
Hiermit stellt der Aufsichtsrat fest, dass die Funktion der Geschäftsführung aufgrund unterschiedlicher Auffassung der Ausübung der Funktion nicht länger von Maximilian Brauer, geboren ..., wohnhaft ... ausgeübt wird.
Als neue Geschäftsführer werden bestellt: Frederik Müller, .... und Melanie Brauer, geborene Meier, ...
Sie handeln ...
Dieser Beschluss wurde einstimmig gefasst und gilt ab Erteilung der Unterschriften. Eine Kopie geht an das Handelsregister, eine Kopie an die Staatsanwaltschaft, ansonsten gilt der normale Verteiler.
Gezeichnet: Wolfgang Brauer, Michael ..."
Max steht blass im Zimmer.
Einer der Staatsanwälte tritt vor: "Haben sie ihre Rechte verstanden?"
Max nickt.
"Ein Hinweis noch. Wir haben gleichzeitig die Räumlichkeiten in ihrer Wohnung, dem Haus ihrer Eltern und des Steuerberaters versiegelt. Es finden gerade in den benannten Räumlichkeiten und unmittelbar hiernach auch hier im Gebäude Durchsuchungen statt.
Aufgrund der Höhe des vermuteten Betrugs besteht Fluchtgefahr. Deswegen nehmen wir sie hiermit in Haft."
Die Polizistin greift zu ihren Handschellen, doch da wird Max wieder wach und faucht uns an: "Ich habe nichts getan, aber ich werde dafür sorgen, dass ihr alle am Arsch seid."
Dann schaut er mich an: "Und Du? Du Schlampe, mit dir rechne ich persönlich ab."
Er dreht sich um und schlägt der Polizistin ins Gesicht und rennt in Richtung Tür.
Plötzlich kommt von der Seite eine Faust und Max fällt wie ein gefällter Baum um.
Nach zehn Minuten wird Max in Handschellen nicht gerade zimperlich von der Polizistin abgeführt. Sie hält einen Eisbeutel, den Beatrice besorgt hat, vor ihre rechte Gesichtshälfte, Max hat den Luxus nicht. Sein Auge schwillt zu.
Im Raum bleiben Frederik, Beatrice, die beiden Herren von der Staatsanwaltschaft und Steuerfahndung, Wolfgang und der Notar.
Wolfgang bittet uns in den großen Besprechungsraum und wir diskutieren die nächsten Schritte. Ich spreche kurz mit Beatrice und sie greift zum Handy. Keine fünf Minuten später stehen der Leiter der Buchhaltung, eine Buchhalterin und die Leiterin Unternehmenskommunikation im Raum.
Ich schlage vor, dass wir unmittelbar eine Mail an alle Mitarbeiter mit offener Kommunikation starten. Erstens haben es alle gesehen und zweitens steht die Kripo mit einem Durchsuchungsbescheid vor der Tür. Danach werden wir alle Führungskräfte in einem Meeting persönlich informieren.
"Danach gibt es eine Pressemitteilung und ich würde gerne morgen eine Versammlung für alle Mitarbeiter machen. Beatrice: Kannst du schauen, ob wir ein Hotel in der Nähe finden, was alle aufnehmen kann, ansonsten die Stadthalle. Lass dir was einfallen, zur Not buche auch Busse. Wir kommen hier nicht mit Geheimniskrämerei weiter."
"Herr Müller: Wir haben noch nicht über die Rollenverteilung gesprochen, aber könnten Sie bitte die Außenkommunikation übernehmen? Kunden - vor allem die zwei, die abspringen wollen - und Lieferanten?"
"Wolfgang: Ich brauche dich hier, um die Interna kennenzulernen, die mir fehlen."
Ich blicke die Beamten an: "Brauchen sie noch etwas von uns, sonst würde ich sie gerne an Herrn Meier und Frau Schenk, übergeben. Wir sind absolut offen. Es wird keine Behinderung und das Verstecken von Informationen geben."
Ich schaue die beiden an: "Haben wir damit ein Problem?"
Frau Schenk schüttelt sofort den Kopf und der Leiter der Buchhaltung wird rot: "Aber Herr Brauer hat mir verboten ..."
Ich unterbreche ihn: "Herr Meier, sie sind bis auf weiteres bei vollen Bezügen beurlaubt und aus Sicherheitsgründen haben Sie Hausverbot. Frau Schenk, sie übernehmen bis auf weiteres die Aufgaben von Herrn Meier."
An Beatrice gewandt: "Sorge doch bitte dafür, dass Herr Meier das Gebäude sicher und ohne weiteren Zugriff auf die IT und Papiere das Gebäude verlässt. Weiterhin weise die IT an, dass Frau Schenk bis auf weiteres Vollzugriff auf alle Unternehmensdaten bekommt. Ach ja, ich brauche jemand von der Personalabteilung, der das hier alles auf Papier bringt, dass muss heute alles noch fertig werden."
Ich schaue mich um: "Sonst noch was?"
Alle schauen mich fassungslos an, nur Frederik Müller grinst mich an.
"Kann ich jetzt bitte fünf Minuten alleine sein?"
Wolfgang und Frederik scheuchen alle aus dem Raum, wobei Frederik immer in der Nähe von Herrn Meier bleibt, da auch er vermutet, dass er über Teile der Missstände Bescheid weiß.
Nach zehn Minuten kommt Beatrice in den Raum und bringt mir ein Wasser und einen Kaffee.
Ich lächle sie an, doch sie schaut mich besorgt an: "Alles gut, Kleines?"
"Ich denke schon. Irgendwie tut es im Augenblick gut, hier zu wirbeln, aber ich denke, der große Hammer kommt noch."
"Wenn du irgendetwas brauchst, melde dich bei mir. Auch heute Nacht. Du bist nicht alleine."
"Ach ja, eine Unterkunft wäre super. Schau doch mal nach einem Hotelzimmer. Ich denke, Wolfgang braucht da auch etwas.
Und dann schicke die Bagage wieder herein."
Zu der Truppe hat sich auch ein IT-Mitarbeiter gesellt, der mir ein Laptop überreicht: "Vollzugriff, sie dürfen auch die Geschäftsführungsmailadresse nutzen. Für Herrn Müller sind wir auch gleich so weit."
Als Erstes versende ich die E-Mail an alle Mitarbeiter. Der Text hat mir gut gefallen. Ich ergänze nur noch eine persönliche Widmung und die Bitte, bei Fragen oder Problemen direkt auf mich oder Herrn Müller zuzukommen.
Dann nehmen Wolfgang, Frederik Müller und ich die Pressemitteilung ab und die Leiterin Unternehmenskommunikation geht aus dem Raum.
Ich bekomme kurz darauf eine E-Mail von Beatrice, dass ein Hotel in der Nähe in der Lage ist, alle Mitarbeiter in einen Saal zu lassen. Ich antworte: "Hallo, Bitte buche, Einladung versenden, höflich als Pflicht formulieren. Getränke und Häppchen bitte. Keine Kellner. Eintreffen um 10, wir kommen 10:15. LG und Danke Melanie."
Beatrice kommt in den Besprechungsraum: "Die Damen und Herren sind da, es fehlt nur Frau Schenk."
Das Meeting mit den Führungskräften war relativ entspannt, die E-Mail hatten sie natürlich auch erhalten und waren daher vorinformiert. Es gab eine Reihe Fragen, natürlich zu anstehenden Entlassungen, laufenden Projekten und der Rollenverteilung zwischen Fred und mir.
Das meiste konnten wir beantworten, bei ein paar Fragen verwiesen wir auf morgen und zum Ende gab es noch einen Zusatz meinerseits: "Eines noch, ich bin bereits etwas länger im Hause und eine Sache wird sich an sofort grundsätzlich ändern: Sexismus in jeglicher Form wird unmittelbar mit fristloser Kündigung geahndet. Das gilt für alle Mitarbeiter und insbesondere auch für Sie. In der Vergangenheit sind hier ein paar Sachen anders gehandhabt worden", ich schaue bewusst einen Abteilungsleiter an, der in der Vergangenheit immer wieder zu Max musste. Dort wurde dann aber eher über das Thema gelacht und er hatte so nichts zu befürchten.
"Wenn mir etwas über offizielle oder inoffizielle Kanäle bekannt wird, werde ich sofort reagieren. Ich habe mit den Damen und Herren von der Staatsanwaltschaft gesprochen. Sie werden uns heute noch ein Infoblatt zukommen lassen, das morgen an alle Mitarbeiter verteilt wird."
Schweigen, aber bei einigen, vor allen den Damen im Raum Nicken und Zustimmung.
Fred - mir fällt auf, dass ich ihn auch schon so nenne - schließt ab mit den Worten: "Gemeinsam bekommen wir das Schiff wieder ins richtige Fahrwasser. Ich weiß, klingt abgedroschen, aber passt. Ich werde morgen, wie gerade bereits angesprochen ein paar Takte zu mir sagen und Frau Brauer und ich werden in den nächsten Tagen mit Ihnen sowohl gemeinsam als auch in Einzelgesprächen darüber sprechen, welche Maßnahmen wir ergreifen müssen, damit wir wieder Spaß am Arbeiten haben und unsere Kunden wieder zufrieden sind."
Nachdem die Meute aus dem Raum ist, bleiben nur noch Wolfgang, Beatrice und Fred mit mir im Raum.
Ich lasse mich auf einen Stuhl fallen: "Ich hoffe, das war ok? Das musste jetzt alles raus."
Fred lächelt mich an: "Ich möchte Sie nicht zum Feind haben."
Wolfgang grinst wölfisch und Beatrice klatscht: "Hast du prima gemacht, Kleines."
Ich schaue in die Runde: "Was jetzt? Wir müssen morgen vorbereiten und Herr Müller, Sie und ich sollten dringend darüber sprechen, wie wir das hier aufziehen wollen. Ich habe gerade ganz viel Souveränität bei absoluter Ahnungslosigkeit gezeigt. Das hält so nicht auf Dauer."
Ich schaue zu Beatrice: "Eine Frage an dich. Erstens, hättest du heute noch Zeit, dabei zu sein, und", ich schaue Wolfgang an, "wenn mein ... Ex-Schwiegervater es erlaubt, würde ich dich gerne als Assistentin für Herrn Müller und mich einsetzen."
Wolfgang nickt: "Ich glaube, ihr braucht mich hier nicht mehr."
"Doch, und darüber würde ich gerne noch reden. Aber ...", ich seufze, "ich brauche was zu essen und eine Stunde Schlaf und was anderes zum Anziehen."
Wolfgang schaut mich schief an: "Du weißt, dass du deine Wohnung nicht betreten darfst?"
Ich schaue auf die Uhr: 17:30.
An Beatrice gewandt, frage ich: "Wo übernachten wir jetzt eigentlich?"
"Bei mir", kommt die Stimme von Fred.
Beatrice wird rot: "Ich wollte es dir vorhin mailen, aber das war mir zu unpersönlich. Und bis jetzt passte es einfach nicht."
Ich schaue Fred an: "Warum sollten wir bei Ihnen übernachten?"
"Wir haben noch viel zu tun. Ich würde gerne meine Tochter noch sehen und ich habe genug Platz für uns alle."
Dann überlegt er kurz: "Na ja, wenn Frau", er schaut Beatrice erstaunt an: "Wie heißen Sie eigentlich mit Nachnamen."
Beatrice grinst: "Beatrice reicht. Aber der Name ist Schmidt."
Wolfgang lacht auf: "Das ist ein Haufen hier. Ich schlage vor, wir duzen uns hier. Ich habe keine Lust, wegen Formalia das Schiff", er grinst Fred an, "untergehen zu lassen. Ich bin Wolfgang, aber schon mit allen per Du."
Wir stellen uns der Reihe nach vor und Fred will bitte nicht Frederik genannt werden: "So alt bin ich noch nicht."
Ich lächle ihn an: "Was ist denn nun mit Beatrice und der Übernachtung."
"Ich habe nur zwei Gästezimmer. Entweder es schläft einer auf der Couch, oder wir verfrachten die Damen ins Schlafzimmer und uns Herren ins Gästezimmer, vielleicht aber auch andersrum."
Ich lache laut auf: "Ich würde einen Arbeitskreis bilden, der das ausdiskutiert."
"Dann müssen wir jetzt Klamotten für Wolfgang und mich besorgen und ihr beide kümmert euch um die Unterkunft. Wolfgang und ich kommen nach."
Dann schaue ich Beatrice noch an: "Hat dein Mann nichts dagegen, wenn du über Nacht einfach so weg bist?"
Beatrice wird rot: "Mein Ex-Mann interessiert das nicht. Der ist mit einer anderen Dame aus dem Lager liiert? Wir sind schon einige Zeit auseinander und ich pflege ein wenig den Ruf der 'Anfassbaren'. Das hilft beim Flurfunk."
"Entschuldige, ich wollte nicht so ..."
"Ist schon ok. Gerade wir sollten mit offenen Karten spielen."
Wolfgang schaut sie schief an.
Um 19:00 kommen wir an einem großen Haus in einem Vorort an. Ich schaue Wolfgang an: "Arbeiten muss Fred aber nicht mehr, oder?"
"Nein, deswegen coacht er Menschen. Das macht ihm viel Spaß. Außerdem war er lange auch Inhaber einer Maschinenbaufirma. Deswegen hatte ich die Idee, das ihr beide das Schiff schaukelt."
"Auf jeden Fall ein schönes Haus. Und eine süße Tochter hat er auch."
"Du kennst Lizzy schon?", fragt Wolfgang verwirrt.
Ich lächle: "Ich habe ein Foto auf seinem Handy gesehen. Die Kleine ist süß."
"Auch ein Grund, dass er so wenig arbeitet. Sie hat sonst keinen?"
"Ist er nicht verheiratet?"
"Ist eine lange Geschichte, die du eher von ihm als von mir hören solltest."
Das klingt schlimm.
Eine halbe Stunde später haben wir die Schlafsituation gelöst und wir sitzen zusammen am Esstisch und unterhalten uns.
Seine Kleine ist natürlich total aufgeregt, dass so viele Leute hier sind, und wuselt die ganze Zeit zwischen uns umher. Irgendwann steht sie vor mir und versucht, auf meinen Schoß zu klettern, hat aber Malstifte und Papier dabei. Also helfe ich ihr und sie setzt sich ruhig hin und malt.
Fred schaut völlig verblüfft, aber dann lächelnd zu mir und der Kleinen.
Um halb neun habe ich ein schlafendes Kind auf meinem Arm und Fred kommt zu mir, um mir den Floh abzunehmen. Ein wenig melancholisch schaue ich der Kleinen hinterher.
Um kurz nach Mitternacht machen wir Schluss. Wir haben einen Plan für morgen, die Präsentation ist fast fertig und auch die Aufgaben für die nächsten Tage sind geklärt.
Fred, Wolfgang, Beatrice und ich haben noch knapp 30 E-Mails mit Aufgaben an verschiedenste Mitarbeiter und Kunden geschrieben, die sich zwischenzeitlich gemeldet hatten. Die Pressemitteilung hat eingeschlagen wie eine Bombe. Das Gute ist, dass die Kommentare eher positiv sind und einer der Kunden, die abspringen wollten, aktiv um einen Termin mit uns gebeten hat.
Kapitel 5 Dienstag
Beatrice und ich haben uns in das Bett gelegt, in dem Fred sonst immer nächtigt. Meine Gedanken schweifen schon wieder zu ihm. Wie wäre es wohl, mit ihm zusammen hier ... aber Max ...
Dann kommt mein Zusammenbruch. Ich bekomme einen Heulkrampf und alles, was ich an diesem Tag und in der Vergangenheit erlebt habe, kommt raus.
Beatrice hält mich noch lange im Arm, bis ich endlich einschlafe.
Ich wache auf, als ich eine Hand ins Gesicht geklatscht bekomme. Ich schlage die Augen auf und sehe in ein Kindergesicht, was neben mir liegt und schläft.
Komischer Traum, denke ich und schlafe wieder ein.
Später werde ich von Beatrice geweckt, die neben dem Bett steht und mich anlächelt.
Verwundert schaue ich sie an und stelle fest, dass Lizzy neben mir liegt und ich meine Arme um die Maus gelegt habe.
Beatrice grinst: "Draußen steht ein nervöser Vater, der gerne sein Kind wiederbekommen würde."
Ich werde knallrot und streiche dann aber über den Kopf der Kleinen: "Ist sie nicht süß?"
Beatrice lächelt noch mehr und ich strecke ihr die Zunge raus: "Er kann ruhig reinkommen."
Wenn Beatrice keine Ohren hätte, dann wäre wegen des breiten Grinsens der Kopf nach hinten weggeklappt: "Vielleicht richtest du dich noch ein bisschen für den Kollegen." Sie schaut dabei auf mein T-Shirt.
Ich liege mit verrutschtem T-Shirt und Slip im Bett, die Zudecke weggestrampelt. Man(n) hat freien Einblick in meinen Slip und meine rechte Brust ist auch fast vollständig zu sehen.
Also lege ich die Decke über uns und Beatrice öffnet die Tür.
Dahinter steht Fred und schaut mich komisch an. Wolfgang feixt: "Steht dir gut."
Ich schaue beide böse an: "Was? Ist doch süß."
Ich streiche erneut über den Kopf von Lizzy und sie wird plötzlich wach. Und das ist bei Kindern von 0 auf hundert in einer Sekunde.
"Hallo Melanie, hallo Papa." Sie strahlt uns an.
Fred nimmt seine Tochter hoch: "Warum hast du denn bei Melanie geschlafen?"
Lizzy schaut ihn erst an und dann mich: "Na ja, Melanie war so traurig. Und heute Nacht hat sie geweint, da wollte ich sie trösten."
Ich drehe mich schnell um, damit Lizzy nicht schon wieder meine Tränen sieht, aber sie hat nur Augen für den Vater, dem auch die Augen feucht werden. "Und warum weinst Du, Papa?"
"Weil du so eine tolle Tochter bist, ich weine vor Glück, so wie Melanie gerade."
Ich lächle die beiden an.
Die vier verlassen das Zimmer, damit ich mich auch frischmachen kann, sehe aber noch, wie Beatrice Wolfgang anlächelt und dann auf Lizzy und mich zeigt.
Na warte.
Um acht schlagen wir im Büro auf und stellen uns dem Chaos.
Als Erstes liegen drei Kündigungen von Führungskräften auf dem Tisch, die meine Ansage gestern wohl als entsprechende Aufforderung verstanden haben. Gemäß Aussage von Beatrice ist das verkraftbar. In den entsprechenden Abteilungen gibt es Mitarbeiter, die qualifizierter als die drei sind, entsprechende Vorschläge lässt sie die Personalabteilung erarbeiten.
Die Mitarbeiterversammlung ist ein voller Erfolg. Die Maßnahmen wurden begrüßt, es gab viele Fragen und ehrliche Antworten. Es ist halt nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen, wenn Geld verschwindet und Kunden vergrault werden.
Wir haben versprochen, jeden Tag gegen Mittag ein Update an die Mitarbeiter zu verteilen. Dies erfolgt per E-Mail.
"Ich kann euch nicht versprechen, dass die Mails immer direkt von Fred oder mir kommen, aber ihr erfahrt das, was gerade passiert, sofern", und ich werde wieder ernst, "wir das auch teilen dürfen. Wir haben die Staatsanwaltschaft und die Kripo im Haus, da mag es Sachen geben, die wir zu diesem Zeitpunkt nicht veröffentlichen dürfen, werden es aber nachholen.
Und noch einmal das Angebot, kommt auf uns zu. Jeder darf zu uns kommen. Beatrice und ihr Team koordiniert die Termine. Keiner wird abgewiesen. Wichtig: Bitte informiert, wenn möglich und gewollt, auch eure Führungskräfte. Sonst spielen wir Pingpong."
Gegen 12 gehen wir alle wieder zurück. Fred, Wolfgang und ich haben uns in die Menge bewegt und sprechen mit dem einen oder andern auch über Alltägliches. Wir wollen bei all dem Stress und Chaos eine gewisse Normalität aufkommen lassen.
Wieder im Büro, verdrücken wir Pizza, die Beatrice für uns bestellt hat.
Die erste Hiobsbotschaft erreicht uns am Nachmittag. Herr Meier, der ehemalige Leiter der Buchhaltung, ist am Flughafen festgenommen worden. Im Gepäck - wie dumm eigentlich - eine Liste von Konten und Zugangsdaten.
Eine gute Nachricht: Der Steuerberater singt wohl wie ein Vögelchen und belastet Marlis und Max schwer.
Später am Nachmittag kommt der Anwalt von Wolfgang, um mit uns über Eheverträge und Scheidungsmodalitäten zu sprechen.
Gegen halb sechs fragt Fred dann, ob wir wieder bei ihm übernachten. Wolfgang lehnt ab, er ist von einem Kunden eingeladen und wird dann im Hotel übernachten. Es würde spät und Beatrice will nach Hause, "außer du brauchst mich heute nochmal."
Ich überlege lange, schüttle dann aber den Kopf. Es geht mir tatsächlich gut. Zum Einen lenkt natürlich die Arbeit ab, zum Anderen habe ich angefangen, das Thema abzuhaken und nach vorne zu schauen. Und drittens, das sage ich aber nicht laut, genieße ich die Umgebung bei Fred und Lizzy. Ich hoffe, dass Lizzy mich heute wieder so umschwärmt wie gestern. Und ich hoffe, dass ihren Vater das nicht stört.
Daher fahren wir mit seinem Auto zu ihm nach Hause, machen dann aber noch einen Umweg über ein Bekleidungshaus, da ich für morgen wieder neue Kleidung brauche. Die Staatsanwaltschaft hat meine alte Wohnung noch nicht freigegeben.
Als wir ankommen, rennt Lizzy auf Fred und mich zu. Sie umarmt erst "Papa" und kommt dann zu mir: "Bleibst du für immer?"
"Hallo Lizzy", sage ich, "ich glaube nicht, dein Papa und ich sind Kollegen, wir arbeiten zusammen. Ich habe nur gerade keine Wohnung. Die ist kaputt."
"Warst du deswegen gestern so traurig?"
Ich nicke: "Ja, auch, mein Spatz. Jetzt ziehen dein Papa und ich uns aus und dann", ich schaue ihn fragend an, "können wir drei noch etwas spielen."
"Reicht es, wenn ich nur die Jacke ausziehe?", meint Fred dann grinsend.
Ich werde rot und stammle: "Ich ... ja ... wollte nicht ..." Er lacht herzlich auf und ich strecke ihm die Zunge raus.
"Melanie muss einen Euro in die Schmuddelkasse zahlen."
Fragend schaue ich ihn an und er antwortet: "Lizzy, Melanie kennt die Regeln noch nicht, das wäre gemein, wenn sie dafür bestraft wird."
Dann schaut er mich an: "Schimpfwörter und Zunge oder andere visuelle Beleidigungen: einen Euro oder einmal mit Kuss ohne Drücker ins Bett, Beleidigungen: fünf Euro oder ins Bett ohne Geschichte."
"Und?", ich hebe eine Augenbraue.
"Wir gehen davon einmal im Monat essen."
Ich lache herzlich auf. Dann sehe ich hinten in der Tür eine junge Frau stehen.
Fred stellt uns vor: "Das ist Janka. Sie hilft mir hier mit Lizzy. Ihre Mutter putzt bei mir und Janka hilft beim Rest."
Ich begrüße sie freundlich, doch Janka erscheint etwas kurz angebunden und lässt uns auch einfach stehen und verlässt das Haus.
Fred schaut ihr fragend hinterher und schaut dann mich an. Ich grinse: "Sie ist eifersüchtig."
"Warum? Auf dich?", er wird rot: "Ich habe nicht ..."
Ich lache erneut auf: "Fred, dein Thema, nicht meins. Bei mir musst du dich nicht entschuldigen."
Ich stelle fest, dass Fred ein hervorragender Koch ist. Am Abend bekommen Lizzy und ich Nudeln mit einer Lachs-Sahne-Sauce.
Nach dem Essen weiß ich auch, wo der Begriff Spaghetti-Monster her kommt.
Als Fred Lizzy kurz darauf ins Bett bringen möchte, erstaunt sie ihn, als sie fragt: "Darf mich Melanie ins Bett bringen? Dann ist sie bestimmt nicht mehr so traurig."
Er nickt nur, aber ich kann sehen, dass er traurig ist: "Können wir dich nicht zusammen ins Bett bringen? Sonst wird dein Papa auch traurig."
"Au ja", kommt es sofort.
Ich seufze innerlich. Die Stimmung ist gerettet.
Nach 'dem Däumling' gehen wir gemeinsam aus dem Raum und wünschen der Kleinen gute Nacht. Dabei stoßen wir an der Tür zusammen, als jeder von uns die Zimmertür schließen möchte.
Wir schauen uns nervös an und Fred macht schnell einen Schritt zurück: "Sorry."
"Ich muss mich entschuldigen", sage ich zerknirscht, "Ich bin hier der Fremdkörper."
Fred schaut mich komisch an und sagt dann ernst: "Du bist alles, aber kein Fremdkörper." Er dreht sich um und geht nach unten.
Was war dass den jetzt? Schmollt er? Warum? Ich habe doch recht, oder? Er ist sonst mit Lizzy alleine. Vielleicht ist ihm das alles zu viel im Augenblick. Er hat heute Morgen auch schon so komisch reagiert.
Ich gehe ihm langsam nach und überlege, ob ich morgen in ein Hotel gehen sollte.
Im Wohnzimmer steht er an einem Schrank vor eine Reihe Gläser und schaut mich fragend an: "Rot, Weiß, Rose, Wasser?"
"Rot und Wasser bitte." Ich vertrage nicht viel Alkohol, aber ich weiß, die Geste zu schätzen.
Der Wein ist vorzüglich. Trocken, würzig und trotzdem fruchtig, er kratzt nicht. Ich bin zwar nicht der Weinkenner, aber ich erkenne einen Wein, der mir schmeckt.
Nachdem wir eine ganze Weile schweigend unseren Gedanken gefolgt sind, sagt Fred leise: "Ich würde Dir gerne eine Geschichte erzählen, damit du weißt, mit wem Du zusammarbeitest."
Es scheint ihm wichtig, also nicke ich ihm zu und nehme das Weinglas in die Hand.
"Lizzy seit vier Wochen zwei Jahre alt. Es war ein Tag wie heute auch. Juli, warm, trocken. Astrid, Lizzys Mutter, und ich waren auf dem Weg zu ihren Eltern. Vor uns fuhr ein LKW mit einem Gefahrenkennzeichen am Heck. Ich hatte mehr als den geforderten Sicherheitsabstand. Uns kamen auf der Bundesstraße immer wieder LKWs und andere Fahrzeuge entgegen, bis auf einmal bei einem der entgegenkommen LKWs ein Reifen platzte und dieser Reifen unter dem LKW vor uns durchschlug.
Es passierten zwei Sachen gleichzeitig. Der Reifen schlug bei uns in die Motorhaube und unser Auto überschlug sich sofort. Der LKW vor uns hatte auf einmal ein Lenkproblem, schlug nach links aus und kippte um. Wir rutschten mit unseren Auto bis an den LKW heran. Er hatte einen Tank mit einer leicht entflammbaren Flüssigkeit geladen. Dieser explodierte und wir wurden wieder nach hinten geschleudert und wir kamen vor einem uns folgenden LKW zum Stehen. Unser Auto brannte und der LKW-Fahrer und ich zerrten Astrid aus dem Auto. Sie war bewußtlos und ein Stück Metall steckte in ihrer Brust."
Er seufzt: "Auf der Geburtsurkunde von Lizzy steht eine Landstraße und ein Straßenkilometer als Geburtsort.
Astrid ist noch vor Ort gestorben. Bis der Krankenwagen und Hunschrauber da waren, hatte ich Lizzy entbunden.
Dabei war ich selbst nicht unverletzt."
Er knöpft sein Hemd am Ärmel auf und zieht sein Hemd ein wenig nach oben.
Ich hatte die Narbe schon beim ersten Treffen gesehen, aber sie zieht sich am Arm entlang. Vermutlich eine Glasscheibe, die dort entlanggeschrammt ist.
Ich schaue ihn sprachlos an und er wird rot: "Ich bin drüber weg, glaube ich, aber wir werden die nächsten Wochen und Monate sehr eng miteinander arbeiten. Das Lizzy dich so akzeptiert, finde ich total toll. Aber auch wir müssen uns kennen, damit wir in einer Veranstaltung oder Diskussion nicht falsch aufeinander reagieren. Normalerweise lernt man sich nämlich vorher kennen, bevor man einen Sprung ins kalte Wasser macht."
Er versucht, mit dem Spruch die getrübte Stimmung etwas aufzuheitern, aber das gelingt ihm nur in Teilen.
Wir schweigen uns weiter an und ich überlege, was man in so einer Situation sagen kann. Nichts, Beileid, irgendwie alles falsch.
Also folge ich meinem Bauchgefühl. Ich stehe auf, setze mich neben ihn und lege meine Hand auf seinen Arm, ganz bewusst auf die Narbe: "Es tut mir sehr leid für deine Frau und für dich. Aber mit Lizzy hast du ein total tolles Mädchen gefunden."
Ihm fließen jetzt Tränen die Wangen herab. Er dreht sich zu mir und gibt mir einen Kuss auf die Wange: "Dankeschön, das bedeutet mir viel."
Ich nehme ihn in den Arm und er lässt sich fallen.
Nach einer Weile drückt er sich von mir weg und schaut mich nervös an: "Zu viel? Zu ehrlich?"
Ich schüttle schnell den Kopf: "Nein, ganz bestimmt nicht, ich finde es gut, dass du mir das erzählt hast. Ich wusste, dass etwas war, du warst bei Berührungen immer sehr ängstlich. Ich weiß jetzt warum und andererseits weißt du jetzt, dass ich keine Angst vor dir habe."
Ich lehne mich an ihn und Fred drückt meine Hand.
"Und du?", fragt er plötzlich. "Du hast gestern abend so fürchterlich geweint. Wenn ich nicht gewusst hätte, das Beatrice bei dir ist, dann wäre ich gekommen."
"Es ist ... na ja, es ...", ich stocke, vieles weiß er bisher, aber manches kann ich ...
"Es ist gut, hoffe ich, Max ist ein Schwein und hat mich wie ein Fußabtreter behandelt. Er hat ..."
Und dann erzähle ich Fred alles, vom ersten Sex, dem Kinderwunsch, den Entbehrungen, dem Sonntags-Fick, den Demütigungen und dem Vorheucheln einer normalen Welt.
Selbst von den fehlenden Orgasmen erzähle ich und ich stelle nach knapp einer halben Stunde fest, dass es mir richtig gutgetan hat, alles einmal rauszulassen. Beatrice hat gestern ja nur den Frust entgegennehmen müssen, aber Fred hat jetzt den Inhalt abbekommen.
"Es tut mir leid, vor allem ...", ich werde wieder rot, "... ich wollte nicht über ...", ich schweige.
Er schaut mich lange an und lächelt dann. Nicht überheblich oder sich über mich belustigend, sondern einfach ein freundliches Lächeln: "Es hat dich bedrückt, es hat sich in der Eskalation gestern so stark aufgestaut, dass du daran vermutlich erstickt wärst, wenn du es nicht rausgelassen hättest."
Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn und ich entspanne total bei dieser Geste und kuschle mich an Fred.
Wir brechen kurz darauf ab, es ist schon wieder kurz vor Mitternacht.
Heute schläft er wieder in seinem Bett und ich ziehe mich in eines der Gästezimmer, es ist das neben Lizzys Schlafzimmer, zurück.
Ich werde nachts wach, weil mich jemand mit den Armen umschlungen hat und auf mich einredet: "Melanie, hallo! Melanie, Schatz, wach auf. Du träumst."
Eine weitere Stimme weint: "Papa! Was ist mit Melanie?"
"Melanie hat einen ganz bösen Traum. Ich komme gleich zu dir mein Schatz."
Ich mache langsam die Augen auf, voller Tränen und ich höre leise die Stimme von Fred: "Hey, Melanie, es war nur ein Traum."
Er wiegt mich wie ein kleines Kind. Im allgemein empfinde ich das ja als albern, aber im Augenblick ...
Ich höre Lizzy immer noch weinen. Ich schaue sie an und winke ihr zu. Sie kommt sofort an und ich helfe ihr hoch.
Dann halten wir uns alle drei lange fest, bis ich feststelle, dass Lizzy wieder eingeschlafen ist. Fred nimmt sie mir aus dem Arm und geht mit ihr in ihr Zimmer.
Kurz darauf kommt er wieder und schaut mich an: "Alles ok?"
Ich zucke mit den Schultern. Keine Ahnung. Ich stehe nicht auf Horror, aber das war gerade einer ... Max und seine Mutter haben mich verfolgt, mit riesen Fangzähnen und einem Wolfsgesicht.
"Du kannst auch bei mir schlafen ...", stoppt aber sofort und wird rot, weil er denkt, dass ich das jetzt in den falschen Hals bekommen könnte.
Ich lache wegen der Surrealität dieser Situation auf: "Ich denke im Augenblick an alles andere. Aber es ist lieb, dass du so reagierst. Ich würde gerne bei dir liegen und versuchen, durchzuschlafen."
Beim Aufstehen sehe ich ihn genauer an. Er hat nicht nur eine Narbe am Arm, sondern er hat mehrere Verletzungen am Oberkörper, ein paar davon interessanterweise älter als die noch relativ jungen Narben des Unfalls.
Ich blicke auf und sehe in seine fragenden Augen: "Schlimm?", fragt er.
Ich sehe in ernst an: "Nein, interessant. Viele Geschichten."
Er nickt: "Die wenigsten lustig."
Kurz darauf liegen wir in dem großen Bett und ich starre an die Decke. Was für eine Situation ... von der Ehetippse mit Pflichtsex zur Geschäftsführerin, die neben einem interessanten Mann versucht, einzuschlafen.
Kapitel 6 Mittwoch bis Freitag
Ich wache auf, weil ein kleiner Körper zu mir krabbelt und sich an mich schmiegt.
"Kuscheln", höre ich nur und ich versuche, sie, mit meinem Arm zu umschließen. Kann ich aber nicht, da mein Arm fest von einem nackten Männerarm umschlossen wird.
Ich schrecke auf und drehe mich panisch um, treffe dabei Lizzy wohl am Arm und die schreit auch auf.
Fred steht senkrecht im Bett und schaut uns an. Ich in Panik, Lizzy weint.
Ich spring aus dem Bett und in mein Gästezimmer und schließe die Tür ab. Das ist so peinlich und unangenehm. Ich heule lautlos los.
Nach ein paar Minuten klopft es an der Tür. Ich höre Freds leise Stimme: "Melanie?" Ich antworte nicht und will einfach nur noch sterben.
"Melanie? Mach bitte die Tür auf. Es ist nichts passiert. Wir haben uns alle nur erschrocken."
Ich höre eine piepsende Stimme: "Melanie?"
Ich fühle mich so erschossen: "Lasst mich bitte. Ich falle euch nur zur Last. Ich will nicht mehr ..."
"Melanie, wenn du die Tür nicht aufmachst, dann mache ich sie auf."
"Ich habe abgeschlossen."
"Und du meinst, das hält mich auf?", kommt es ruhig.
Fred versucht es erneut: "Melanie? Es ist wirklich alles in Ordnung. Ich denke, dass wir im Augenblick zu viel Stress haben. Ich spreche mit Wolfgang, dass wir heute später kommen. Wir können noch ein bisschen reden oder auch schwimmen gehen, Hauptsache du kommst raus und sprichst mit uns."
"Kommt Melanie jetzt raus? Ich will sie drücken. Das ist so schön."
Diese Stimme. Es könnte mein Kind sein, was da spricht, wenn ich nicht ...
Schon wieder weine ich, denke aber dann auf einmal wieder an Lizzy, und wie sie vorhin einfach nur kuscheln wollte.
Ich stehe auf und schließe die Tür auf und öffne sie. Sie wird mir quasi aus der Hand gerissen und Fred umarmt mich: "Bitte mach das nie wieder. Wir stehen das gemeinsam durch."
Ich drücke mich an ihn und merke, wie sich kleine Arme um meine Beine schlingen.
Wir bleiben eine Weile so, dann nehme ich Lizzy hoch und schaue ihr in die Augen: "Du bist so süß und es tut mir leid, dass ich dir gerade weh getan und erschreckt habe."
Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange und sie umschlingt meinen Hals, will dann aber wieder runter.
Ich schaue Fred an und seufze. Eigentlich brauche ich jemanden zum Anlehnen, aber Fred ... ich mag ihn ... und da fängt das Problem an. Max hat mich so enttäuscht, dass ich mich nie wieder binden will, und dann steht hier dieser tolle Vater mit einer total süßen Maus vor mir und ich versuche, nicht bei jeder Berührung zusammenzuzucken.
Ich höre aus dem Schlafzimmer: "Ich will kuscheln", und wir lachen beide auf. Mehr Therapie geht nicht.
Für mich ist an Schlaf nicht mehr zu denken. Lizzy liegt zwischen uns und schläft tief und ich schaue die beiden an. Lizzy hat ihre Hand in meine gelegt und hält sie ganz fest. Ich fühle mich dabei pudelwohl.
Fred hat sich ein T-Shirt übergezogen, um mir ein Gefühl von angezogensein zu geben. Ich habe ihm versucht klarzumachen, dass es nicht sein Aussehen ist, sondern dass er ein Mann ist. Ich bekomme Panik, wenn ich daran denke, dass er mich anfassen oder begehren könnte.
Irgendwann bin ich wohl doch noch eingeschlafen und werde um sechs vom Wecker wachgequält.
Fred hat Lizzy bereits aus dem Bett geholt und versucht, mir viel Raum zu geben. Am Frühstückstisch auf der anderen Seite, später im Büro hat er seinen Schreibtisch quer von mir gestellt und nicht mir gegenüber.
Das ist mir jetzt irgendwie schon wieder zu viel Bohei um mich, aber ich weiß die Gesten zu schätzen.
Die Kripo hat mir erlaubt, heute unsere alte Wohnung zu betreten und im Beisein einer Polizistin Klamotten und ein paar andere (Frauen-)Dinge mitzunehmen.
Fred lächelt mich an, als ich mit einer Reisetasche und einem kleinen Koffer im Büro ankomme und ihn bitte, mir nachher zu helfen, diese in sein Auto zu bringen.
Ansonsten versuchen wir immer noch Schadensbegrenzung. Heute war ein Termin mit unseren Außendienstmitarbeitern, mit denen wir eine Kommunikationsstrategie für unsere Kunden diskutieren. Auch hier fahren wir wieder das Motto, so offen wie möglich zu sein. Ein paar Kunden versuchen, die Situation auszunutzen, und wir diskutieren, wie wir damit umgehen.
Um fünf fahren Fred und ich zum örtlichen BMW-Dealer, um die Frage des Wagens zu klären. Ich hatte erst überlegt, den 8er von Max zu übernehmen, aber zum einen zu Laut, zum Anderen nur ein Zweisitzer, Lizzy würde nicht mitfahren können. Upps! Schon wieder so ein Gedanke.
Das Leasing läuft zwar noch bis nächstes Jahr, aber wegen Zustand und Kilometerleistung versichert der Händler, den Wagen innerhalb von zwei Wochen zu verkaufen. Die Bank muss natürlich zustimmen, aber das bekommt er hin, vor allem, als ich über meinen Wagen spreche.
Als Vorführwagen steht gerade ein X6 in Vollausstattung vor der Tür, in den ich mich spontan verliebe. Der Wagen war bestellt für eine Beistelldame eines älteren Herren, aber die Dame verließ ihn, und der Händler versprach, einen neuen Käufer zu finden. Preislich im Rahmen, vor allem bei den Leasing-Raten, also stimmt er mir zu, den Wagen als Vorführwagen zur Verfügung zu stellen, bis Vertrag und Anmeldung durch sind. Zusätzlich kaufe ich direkt einen Kindersitz. Fred hebt fragend die Augenbrauen: "Ich hoffe doch, dass ich Lizzy auch einmal ausführen darf?", frage ich nervös.
Er lächelt und nickt.
Fred selbst fährt einen alten Ford Focus und ist damit erst einmal zufrieden, will sich das aber noch einmal durch den Kopf gehen lassen, wenn er den X6 auch einmal fahren darf.
Der Händler scheint sehr zufrieden und auch Fred sieht mich zufrieden an.
Wir fahren direkt mit beiden Wagen nach Hause. Wolfgang wollte mit Beatrice noch ein paar Folien durchgehen, da wir morgen die ersten Planungsmeetings mit den Produktionslinien haben, um abschätzen zu können, ob die Bestellungen zur Produktionsplanung passen.
Wieder ist das Eintreffen zuhause - soso, bereits zuhause - und die Kommunikation mit Janka sehr einsilbig, oder eher Nullsilblig.
Ich greife mir Lizzy und wirble sie herum: "Na, Süße, warst du auch brav?"
"Ja klar, Janka und ich waren baden."
"Habt ihr hier ein Schwimmbad in der Nähe?", frage ich erstaunt.
Lizzy schaut mich an: "Ja klar. Das ist ...", Fred unterbricht seine Tochter: "Psst, soll eine Überraschung sein."
Lizzy kichert und ich wirble sie noch einmal herum. Dann schaue ich beide an: "So ihr beiden. Ich würde euch gerne zum Essen ausführen, weil ich euch so einen Kummer bereitet habe."
Fred schaut überrascht und Lizzy ruft: "Oh ja, chinesisch?"
Ich schaue Fred an und er nickt.
Eine halbe Stunde später stehen wir auf dem Parkplatz des Chinesen und Lizzy weigert sich, auszusteigen, weil sie die Folge von "Bibi Blocksberg" auf dem Entertainment-System noch zu Ende sehen will.
Ich schaue Fred an und er nickt mir zu: "Dein Auto, dein Problem."
Dass wir ohne Essen nach Hause fahren, wenn sie weiterschaut, überzeugt dann doch.
Sie probiert es trotzdem noch über ihren Vater, doch seine Antwort ist nur: "Melanies Auto, ihre Regeln."
"Das ist d...", fängt Lizzy an und ich hebe die Hand: "Die Schimpfregeln gelten auch im Auto."
Wir haben einen sehr schönen Abend und auf dem Weg nach Hause ist Lizzy eingeschlafen, als ich den Wagen starte.
Nachdem Fred Lizzy ins Bett gebracht hat, hält er zwei Gläser hoch, doch ich gähne mit vorgehaltener Hand.
"Können wir gleich ins Bett gehen? Ich muss viel Schlaf nachholen."
"Klar", lächelt er und wir gehen in unsere Zimmer. Als ich auf das Bett Starre, fluche ich laut und klopfe leise an die Schlafzimmertür: "Fred?"
"Komm rein", sagt er.
"Darf ich hier schlafen?", frage ich nervös, "ich möchte nicht alleine sein. Ich möchte aber auch nicht wieder so eine Panik erzeugen."
Fred klopft auf die andere Bettseite: "Da waren wir alle nicht ganz unschuldig dran. Es tut mir leid, du hast im Augenblick genug Stress, aber ich habe das Gefühl, dass Lizzy dir guttut. Und du kannst echt gut mit Kindern."
Ich lege mich ins Bett und schaue ihn an: "Danke. Ich hätte nur gerne selbst welche, aber aus dem Alter bin ich jetzt wohl raus."
"Kuscheln?", fragt er vorsichtig. "Nur Kuscheln, ich könnte das jetzt auch gebrauchen. Es ist schön, eine Freundin wie dich zu haben."
Freundin also. Er versucht, die Grenzen zu ziehen. Finde ich ok.
Also kuschle ich mich an ihn ran und kurz darauf bin ich wohl eingeschlafen. Heute Nacht habe ich diese Woche das erste mal ruhig geschlafen und als ich aufwache, fühlt es sich schön an, zwischen den beiden aufzuwachen.
Ich mache die Augen auf und schaue in das schlafende Gesicht von Lizzy und ich fange an zu lächeln. Ich will wieder die Hand ausstrecken und stelle wie gestern fest, dass Fred seine Arme um mich geschlungen hat. Heute ist es aber ok. Keine Panik, ich fühle mich zuhause.
Als der Wecker klingelt, komme ich aus einem schönen Traum nach oben. Wir saßen am Strand und Lizzy spielt mit einem Hund, unserem Hund, während Fred und ich im Sand liegen und auf das Meer schauen. Er streichelt meine Brüste und ich reibe meinen Hintern an seiner harten Hose.
Ich schaue auf und Fred ist bereits aufgestanden und schaut zu mir herunter: "Guten Morgen. Ich hoffe, du hast schön geschlafen."
Ich lächle ihn an: Du hast ja keine Ahnung. Ich liege auf der Seite und spüre meinen Saft an meinem Bein entlanglaufen.
"Guten Morgen. Wo ist Lizzy?"
"Die zieht sich gerade an. Wenn wir Lizzy in den Kindergarten bringen wollen, dann must du langsam in die Wertung kommen."
Er hält mir eine Tasse unter die Nase und pustet hinein. Köstlicher Kaffeeduft kommt mir entgegen. Ich greife nach der Tasse und Fred zieht sich schnell zurück: "In der Küche."
"Du Schuft."
Von der Tür kommt: "Beleidigung: 5 Euro"
"Ihr seit beide ...", ich stoppe mich und Fred lacht laut auf.
Kurze Zeit später bin ich geduscht und ziehe mich an. Fred schaut rein: "Toast?"
Ich lächle, nicke und werfe ihm eine Kusshand zu, als er mir einen Kaffee auf das Sideboard an der Tür stellt.
Lizzy ist total begeistert, als ich mit Fred im Kindergarten ankomme und mir ihr hineingehe.
"Wenn du magst", sagt er, als wir im Eingang stehen, "dann lasse ich dich auf die Liste setzen und du kannst Lizzy auch mal abholen, wenn du früher Feierabend machen kannst."
"Du Träumer", wir lachen, "aber das ist eine nette Geste, gerne."
Lizzy rennt vor und kommt mit einer jungen Frau zurück: "Guten Morgen Herr Müller. Lizzy ist heute ganz aufgeregt. Und sie sind Melanie ..."
"Melanie Brauer." Ich reiche ihr meinen Ausweis. Sie macht eine Kopie und dann ein Foto von mir.
Lizzy grinst uns an: "Melanie hat ein ganz tolles Auto, mit Fernsehen und ich habe gestern Bibi Blocksberk gesehen und heute Morgen haben wir alle gekuschelt."
Fred und ich bekommen Farbe und er erwidert: "Nun ja, also ... wir haben nicht ..."
Die Erzieherin fängt an zu lachen: "Sie möchte nicht wissen, was wir hier alles so zu hören bekommen."
Der Rest des Tages ist ähnlich erfolgreich. Marlis ist eingeknickt und belastet Max. Sie hat den Ermittlern ein Versteck im Haus gezeigt, in dem Kontounterlagen für Konten in verschiedenen Steueroasen hinterlegt sind.
Damit haben wir jetzt eine reelle Chance, zumindest an Teile des Geldes wieder heranzukommen.
Freitag schicken wir eine längere Mail an alle Mitarbeiter. Wir bestätigen, dass bis auf zwei Kunden, die deutlich an der Preisschraube drehen wollten, alle Kunden weiter mit uns arbeiten wollen. Es wurden sogar Neuaufträge versprochen haben, da sie mit der neuen Leitung zufrieden sind und sich die alten Verhältnisse vor Max wieder wünschen. Die Staatsanwaltschaft und das Finanzamt kommen mit der Prüfung der Unterlagen voran und wollen einen ersten Zwischenbericht gegen Ende der nächsten Woche mit uns durchsprechen. Parallel haben wir einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer beauftragt, die Bilanzen und Zahlen der letzten fünf Jahre zu untersuchen.
Wir bekommen viele Dankes- und Glückwunschmails und fahren daher mit einem guten Gefühl ins Wochenende.
Zuhause - wie schön das klingt - erwarten uns Janka und ihre Mutter und möchten mit uns sprechen.
Janka gesteht unter Tränen, dass sie sich wohl in Fred verliebt hatte und heute vor Wut das Abholen von Lizzy vergessen wollte. Beide entschuldigen sich mehrfach und Fred will schon lospoltern, da nehme ich ihn zur Seite: "Hör mal, ich habe das schon die ganze Woche beobachtet. Das Mädel schmachtet dich an. Und auf einmal bin ich hier. Sprich mit ihr. Ich fürchte, dass sie sich da hineingesteigert hat. Ihre Mutter hat ihr wohl ordentlich den Marsch geblasen, also sprich mit ihr, wir können danach auch gemeinsam mit ihr sprechen. Wenn sie nicht bleibt, dann müssen wir für Lizzy eine andere Option finden."
Fred nimmt Kanka und geht mit ihr in die Küche. Lizzy schaut mich an: "Warum weint Janka?"
"Sie ist traurig, weil ich jetzt da bin. Sie dachte, dass sie nicht mehr kommen darf."
"Aber das ist doch doof. Darf sie das denn noch?"
"Na klar", ich lache auf, "du hast geschimpft. Aber dein Papa ist gerade nicht da, und dann wollen wir das mal vergessen, oder?"
Sie grinst mich frech an und ich nehme sie auf den Arm: "Du bist ein ganz süßer Fratz, mein Schatz."
Bei 'Schatz' erinnere ich mich an den Alptraum von Dienstag Nacht. Irgendwas klingelt da, aber ich komme nicht drauf.
Nachdem die Wogen geglättet sind, verbringen wir noch einen schönen Abend und ich trinke auch wieder ein Glas Wein.
Geweckt werde ich, weil mir jemand über den Kopf streicht: "Melanie?"
"Mhhh"
"Ich finde das echt romantisch, mit dir hier zu sitzen, Aber ich müsste mal dringend."
Ich springe auf. Ich habe wohl die ganze Zeit auf seinem Schoß geschlafen.
Er hält mich fest und steht dabei auf: "Bitte lauf nicht weg. Ich tue dir nichts und es war wunderschön, dich bei mir zu haben."
Ich zittere leicht, aber setze mich wieder hin. Ich bin total durch den Wind. Er hat mir jetzt mehrfach gesagt, dass er etwas für mich empfindet, ist aber nicht aufdringlich. Ich fühle mich dabei nicht einmal unwohl. Es ist nur die Erfahrung mit Max, und das ist meine einzige Erfahrung. Ich habe Angst, wieder so enttäuscht zu werden, und Sex irgendwie nur ein Abfallprodukt bleibt. Andererseits mag ich Fred und Lizzy. Ich fühle mich wohl und zuhause. Wenn er mich umarmt, habe ich keine Alpträume mehr. Und ich habe so ein Summen im Bauch, wenn er mich berührt.
Als er wiederkommt, sieht er mich zusammengesunken im Sessel sitzen: "Alles in Ordnung?"
Ich schaue ihn lange an: "Ich weiß es nicht. Ich ... ich mag dich ... euch .... ich habe Angst ... Ich bin so blöd."
Zack! Jetzt ist es raus und ich kann nicht mehr zurück.
"Ich habe solche Angst", sage ich mit Tränen in den Augen.
Fred kommt zu mir und kniet sich vor mich hin: "Ich mag dich auch", er lächelt mich an und fährt dann fort: "Ich weiß auch, das Lizzy dich mag. Auch ich habe Angst", er zeigt auf seinen Körper, "ich bin nicht Adonis, und du bist die erste Frau, die mich nach dem Unfall so sieht."
"Du bist nicht zurückgezuckt, sondern mich so akzeptiert, wie du bist. Aber ich will dich nicht zwingen, ich fordere nichts von dir. Du entscheidest, was du wie willst. Ich habe nur einen Wunsch: Dass wir hier unter einem Dach wohnen, auch für Lizzy. Gemeinsam oder du oder ich im Gästezimmer, ist mir egal. Aber ich liebe diese Abende mit dir. Und ich liebe dich, wenn du morgens noch müde vor dich hin grummelst."
Hat er gerade von Liebe gesprochen. Er schaut genauso verwirrt aus wie ich.
"Können wir ins Bett gehen?", sage ich nur und stehe auf. Das ist mir jetzt zu viel. Ich bin kreidebleich und wanke auch etwas, so dass Fred mich festhält.
Ich stehe nach kurzer Zeit alleine mit Slip und Nachthemd in meinem Gästezimmer. Fred hat mich kurz im Gesicht gestreichelt und hat mich dann vor meiner Tür stehenlassen. Alleine für diese Geste muss man ihn lieben. Völlig unaufdringlich, einfach nur schön.
Gehe ich jetzt rüber, mag er das als falsches Signal werden. Gehe ich nicht, genauso. Aber wenn ich alleine schlafe, kommen vielleicht wieder die Träume.
Ich drehe mich zur Tür und klopfe an seine Tür.
"Komm bitte rein", höre ich und er lächelt mich an: "Nur kuscheln?"
Ich nicke.
Kapitel 7 Samstag
Ich wache Sonnabendmorgen auf, völlig entspannt und - ich höre in mich rein - glücklich.
Fred hält mich - wie die Tage davor - umschlungen und vor mir liegt Lizzy, die es sich wohl angewöhnt hat, neben uns oder mir zu schlafen.
Ich seine Brust, die an meinen Rücken drückt, fühlt sich toll an und ... sein Penis drückt ein wenig steif, gegen meinen Po.
Ich spüre, dass ich feucht werde. Unbewusst reibe ich mich an Freds Shorts und bekomme eine Gänsehaut.
Plötzlich spüre ich die Lippen von Fred an meinem Hinterkopf: "Guten Morgen, mein Schatz", flüstert er.
Ich lächle und reibe meinen Po weiter an seinem Schwanz, der jetzt knüppelhart ist. Fred fängt an, mit seiner Hand über meinen Brustansatz zu fahren, und ich schiebe sie direkt weiter nach oben.
Als er meine steife Brustwarze berühre, stöhne ich leise auf und er lässt mich los. Ein wenig enttäuscht, seufze ich und mache die Augen auf. Ich schaue in die klaren, blauen Augen von Lizzy.
"Guten Morgen mein Schatz."
"Guten Morgen Melanie."
Fred zieht sich hinter mir zurück und schaut über meinen Kopf hinweg zu seiner Tochter: "Guten Morgen Liebes, möchtest Du noch einen Augenblick spielen gehen, Papa und Melanie müssen noch etwas besprechen."
"Au ja, gehen wir heute in den Zoo?", fragt sie übergangs- und zusammenhanglos.
Fred grinst: "Wenn du noch spielen gehst und die Tür zumachst?"
Das Zimmer ist in Nullzeit ohne Kind mit geschlossener Tür.
Fred krabbelt umständlich über mich und legt sich mir dann gegenüber. Ich kann dabei deutlich seinen ausgefahrenen Schwanz sehen, der in der Hose ein Zelt aufgebaut hat.
Er beugt sich zu mir und küsst mich zärtlich. Ich öffne meine Lippen und unserer Zungen arbeiten miteinander. Wir verharren lange in dieser Position, bis ich mich an ihn schmiege und sein Schwanz an meinen Slip stößt. Ich stelle fest, dass ich klitschnass bin.
Er küsst mich weiter und macht aber sonst nichts.
Fuck! Ich soll ja die Geschwindigkeit festlegen.
Ich greife nach seiner Hand und lege sie auf meine Brust. Als er sanft zugreift, stöhne ich in seinem Mund laut auf. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in der Vergangenheit so erregt war.
Als er mit Daumen und Zeigefinger meinen Nippel zusammendrückt, komme ich das erste Mal ohne Ansage zu einem Wahnsinnsorgasmus. Ich schnaufe, stöhne, zittere und laufe aus.
Fred schaut mich, nachdem ich aufgehört habe zu schnaufen, intensiv an: "Ich liebe dich, mein Schatz."
Ich fange an zu weinen und er nimmt mich in den Arm: "Was es falsch?", fragt er leise und ich antworte: "Nein, es war wunderschön. Ich ... ich liebe dich auch."
Nach einer Weile stehen wir auf und ich hüpfe unter die Dusche, nicht ohne ihm vorher noch einen langen Kuss gegeben zu haben.
Meinen Slip kann ich auswringen und ich habe peinlicherweise einen Fleck im Bett gesehen, wo mein Becken gelegen hat. Das kenne ich gar nicht und bin entsprechend überrascht.
Unter der Dusche habe ich das erste Mal nicht das Gefühl, mir Schmutz von der Haut zu waschen, sondern ich finde es schade, die Stellen, die Fred berührt hat, zu reinigen.
Als ich aus der Dusche kommen, kommt er mir, immer noch mit einer Riesenlatte, entgegen und ich gebe ihm einen Kuss: "Entschuldige bitte", ich blicke nach unten, "Es tut mir leid."
Er lächelt mich an: "Deine Geschwindigkeit. Kein Problem."
Ich küsse ihn erneut.
Der Tag im Zoo ist wunderschön. Lizzy ziehen wir in einem Bollerwagen hinter uns her und wir beide laufen wie ein verliebtes Paar nebeneinander her und küssen uns die ganze Zeit.
Abends gehen wir zu meinem Lieblingsitaliener und Giovanni, der Inhaber schaut mich lächelnd an, als ich mit den beiden hereinkomme. Er sagt nur: "Ich habe die Nachrichten gelesen."
Er setzt uns an einen Tisch, der sonst nur der Familie vorbehalten ist, und wir bekommen beide das Beste des Hauses, ohne das wir bestellen müssen. Lizzy wird von Giovanni und seiner Frau umgarnt wie eine Prinzessin.
Wir sind gerade bei der Hauptspeise, als ich Fred anstupse und zum Eingang zeige.
Wolfgang und Beatrice betreten das Lokal. Er hilft ihr galant aus dem Mantel und bekommt dafür einen Kuss auf die Wange.
Ich winke und sie erkennt mich. Beide werden Rot bis unter die Hutkrempe, weil sie sich erwischt fühlen.
Sie setzen sich trotzdem zu uns. Wolfgang erzählt, dass sie schon einige Zeit umeinander herumtanzen, und unser Zusammenkommen und die Situation mit Marlis hat ihnen ein wenig die Augen geöffnet.
Fred sagt erstaunt: "Woher wisst ihr ..."
Beatrice schaut mich an: "Die leuchtenden Augen waren nicht zu übersehen."
Es wird sehr spät, als wir mit einem Taxi nach Hause fahren. Lizzy ist irgendwann auf meinem Schoß eingeschlafen und die Frau von Giovanni hat ihr ein Lager neben der Küche aufgeschlagen. Einer der Köche und das Service-Personal vergaßen fast ihre anderen Aufgaben, um den Schlaf der 'Principessa' zu überwachen.
Nachdem Lizzy von mir ins Bett gebracht wurde, stehen wir nun im Schlafzimmer voreinander und Fred schaut mich fragend an.
Ich gehe auf ihn zu und gebe ihm einen langen Kuss und fange dann an, mich langsam vor ihm auszuziehen.
Ich schwinge dabei meine Hüften und er grinst anzüglich, als ich meine Klamotten durch den Raum schmeiße. Den BH und Slip werfe ich ihm zu und er riecht daran.
Dann lege ich mich nackt aufs Bett und schaue ihn erwartungsvoll an.
Er fängt an, sich auszuziehen: "Sicher?", fragt er.
Ich nicke nervös: "Wenn es so schön wird wie heute Morgen, dann ja."
Er legt sich neben mich und fängt an, mit den Lippen an meinem Hals und Gesicht entlang zu streifen.
Gleichzeitig fährt seine Hand über meine Hüften und streicheln über den Bauch. Ich stöhne auf, als seine Lippen eine meiner Brustwarzen umschließt. Dann hyperventiliere ich fast, als seine Hand an meiner Scham vorbeifährt.
Er hört auf und schaut mich an: "Du bist so wunderschön."
Ich schaue ihn lächelnd an: "Ist gut, danke, aber hör nicht auf."
Er küsst mich wieder und zwirbelt mit dem Finger meinen Kitzler und stößt dann den Mittelfinger in mich.
Ich explodiere erneut und stöhne in seinen Mund. Jahrelang gar nicht und jetzt zweimal an einem Tag. Wie geil ist das den.
Ich schaue ihn verliebt an und überlege, ob ich schon den nächsten Schritt wagen möchte.
Mein Körper übernimmt ab hier die Kontrolle und ich setze mich auf ihm, schiebe seinen Schwanz an meine feuchte Stelle. Ich küsse ihn erneut und führe seinen Schwanz ganz langsam in mich.
Es ist wunderschön. Ich fange an, mich zu bewegen und auch Fred bewegt sich.
Dann umschließt er meinen Brustwarzen und ich stöhne erneut. Da er heute schon ordentlich Druck aufgebaut hat, kommt er sehr schnell, aber das Strömen seines Saftes in mir wirft mich wieder über die Klippe.
Erschöpft sinken wir zur Seite und ich schlafe, noch mit seinem Glied in mir, ein.
Ich werde nachts wach, weil etwas Hartes zwischen meinen Beinen drückt.
Fred hat seinen Schwanz wohl im Schlaf an mich gedrückt und er scheint einen sehr feuchten Traum zu haben, denn das gute Stück schiebt sich langsam zwischen meinen Pobacken entlang.
Ich merke, wie ich schon wieder feucht werde. Also öffne ich meine Schenkel, beuge mich ein wenig vor und schiebe seinen Schwanz in mich.
Ob von der Enge oder einer Bewegung, Fred wird wach und erkennt sofort die Situation.
Er fickt mich jetzt schnell und hart. Trotzdem kommen wir nach ein paar Minuten gemeinsam. Wieder schlafe ich mit dem erschlaffenden Schwanz von meinem Geliebten ein.
Kapitel 8 Sonntag
Ich habe morgens das Gefühl, wie ein Ferkel zu kleben. Fred steht unter der Dusche und Lizzy spielt neben mir mit einer Puppe.
"Hallo Melanie. Schau mal. Diese Puppe ist mein Schwesterchen, Marion."
Ich lächle Lizzy an und dann auf die Puppe ... Schwesterchen ... Kind ... Scheiße.
Ich versuche, meine Gefühle vor Lizzy zu überspielen, aber sie rennt sofort ins Bad: "Papa? Melanie weint wieder."
Kurz darauf hat Fred mich umschlungen und Lizzy sitzt neben mir und hält meine Hand.
"Was ist los?", fragt Fred.
Ich schluchze: "Es ist so schön bei euch ...", fange ich an und schlucke dann.
"... aber?", fragt Fred.
"Nichts aber", antworte ich, "aber ich und Max, wir haben nicht verhütet ... also ... und heute nacht ..."
"Nicht dein Ernst, oder? Wir sind solche Idioten ..."
"Fünf Euro", grinst Lizzy und wir müssen beide laut anfangen zu lachen.
Epilog
Ich habe gar nicht erst angefangen, mir eine neue Wohnung zu suchen.
Jetzt, nach neun Monaten haben wir die Firma auf Kurs. Die Zahlen gehen durch die Decke, wir stellen viele neue Mitarbeiter ein. Max, Marlis und dem Steuerberater stehen eine längere Haftstrafe bevor und es fehlen nur ein "paar" Millionen. Der Rest tauchte wieder auf und auch die Strafen wegen Bilanzfälschung waren ok, da Wolfgang mit der Selbstanzeige den richtigen Weg einschlagen hat.
Fred und ich? Nun ja, wir haben immer noch sehr häufig Sex. Es ist jedes Mal sehr schön, auch wenn wir in letzter Zeit etwas vorsichtiger sind.
Mein Bauch wölbt sich schon ordentlich und Fred küsst ihn immer wieder. "Mein Schatz", sagt er. Es wird ein Mädchen und es wird den Namen Viktoria Astrid bekommen, als zweiten Namen den ihrer Mutter. Es war mir wichtig, das Leben vor mir wegen Lizzy mit zu integrieren.
Wir stehen vor dem Grab von Astrid und erzählen, was in der letzten Zeit so passiert ist. Ich bin inzwischen immer dabei und Fred bringt mich voll mit ein. Es sind sehr schöne Momente, manchmal traurig, manchmal aber auch fröhlich. Das gehört dazu.
Lizzy steht heute vor uns und erzählt ihrer Mutter, dass Janka einen Freund hat, und der ist auch sehr lieb. Er wird zusammen mit Janka auf sie aufpassen, wenn ich ins Krankenhaus für die Geburt muss.
Dann dreht sie sich um: "Papa? Darf ich Melanie eigentlich Mama nennen? Ich hätte dann zwei Mamas, eine im Himmel und eine hier. Wir haben uns dann alle lieb."
Uns laufen die Augen voller Tränen und Fred antwortet: "Bestimmt. Wenn Melanie - Mama - nichts dagegen hat."
Ich nicke und streichle über ihren Kopf: "Du darfst mich gerne Mama nennen."
Dann zucke ich zusammen und drücke gegen meinen Bauch.
Fred schaut mich fragend an und ich lächle: "Nun ja, es wäre eine tolle Idee, jetzt ins Krankenhaus zu fahren."
Er strahlt mich an und nimmt Lizzy auf den Arm. Dann gehen wir langsam, aber bestimmt los.
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