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Erstes Semester, dünne Wände (fm:Voyeurismus, 8869 Wörter)

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Veröffentlicht: Feb 04 2022 Gesehen / Gelesen: 20238 / 17877 [88%] Bewertung Geschichte: 9.49 (97 Stimmen)
Die nächtliche Geräuschkulisse in der WG überfordert die junge Maren. Erst recht, als der Freund ihrer Mitbewohnerin dahinter kommt, dass sie an der Wand lauscht...

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hellbraunen Lockenkopf und den lustigen Augen. Anscheinend war er einige Jahre älter als Eve mit ihren 22. Und noch viel älter als ich. Ich bin erst vor drei Monaten volljährig geworden.

"Willst Du mitessen? Wir haben eh zu viele Spaghetti gekocht", fragte sie mich.

"Nein, nein", wehrte ich schnell ab. Der Gedanke, neben den beiden offensichtlich Verliebten auf der Bank zu sitzen, hatte etwas entschieden Unangenehmes. "Ich habe schon gegessen", flunkerte ich. "Jetzt muss ich noch was Lesen, für VWL morgen."

Damit verdrückte ich mich auf mein Zimmer und blieb den Rest des Abends für mich.

"Oooooh!"

Das ist Eves Stimme, ich kann sie ziemlich gut hören. Leise und gedämpft von dem dünnen Material, aber unverkennbar. Sie liegt höchstens einen Meter von mir entfernt. Ohne die Trennwand würden meine Matratze und ihre praktisch ein Doppelbett bilden. Allerdings ruht ihre sauber auf einem Lattenrost in einem Ikea-Bett, während meine provisorisch auf dem blanken Boden rutscht. In den zwei Wochen seit meinem Umzug nach Heidelberg gab es Wichtigeres zu tun, als sich um ein Bettgestell zu kümmern. Wahrscheinlich wird das noch eine Weile so bleiben.

An Schlaf ist jetzt natürlich nicht mehr zu denken. Ich wage immer noch nicht, zu atmen oder mich zu bewegen. Schon der Gedanke, dass sie mein Lauschen bemerken könnten, ist mir so was von peinlich. Mein Gesicht fühlt sich heiß an. Vermutlich bin ich über und über knallrot.

Gut, dass niemand außer mir hier ist.

Gut, dass es dunkel ist.

Gut, dass nur meine Nase unter der schützenden Decke hervorragt.

Dreifacher Schutz, das ist beruhigend. Ich spitze die Ohren.

Jetzt murmelt Udo was. Die Worte kann ich nicht verstehen, aber es klingt atemlos, gedrängt.

"Ok, wenn du willst...", höre ich Eves Antwort. Andere Geräusche. Etwas Hartes stößt gegen die Wand und ich fahre zusammen. Offenbar eine Art von Umgruppierung. Die Bewegungen der beiden Körper lassen das Bett wackeln und an die Rigipswand prallen. Gleich darauf setzen die rhythmischen Töne wieder ein, lauter jetzt. Schnelle Atemzüge, das Schlagen von Fleisch auf Fleisch.

Bilder wabern durch meinen Kopf wie eine dieser Videoinstallationen in der Ausstellung neulich. Ich wage kaum, mir die Szene nebenan richtig vorzustellen. Ob Eve jetzt auf allen vieren kniet? Ob das Schlaggeräusch seine Hüfte ist, die auf ihren üppigen Po...

Vor Verlegenheit beiße ich in den Saum meiner Decke und ziehe daran, spüre das Zerren des Stoffes an meinen Zähnen. Das beruhigt mich ein wenig. Mein Herz schlägt heftig und die ganze Haut an meinem Körper ist viel zu empfindlich. Mich so unversehens so nahe an einem derartigen Akt wieder zu finden, dass zieht mir den Boden unter den Füßen weg. So etwas habe ich noch nie erlebt.

Komm schon!, vernünftelt mein Kopf. Das sind nur zwei Leute, die Sex haben. Das tun die meisten Erwachsenen. Du auch. Irgendwann mal. Du bist schließlich auch erwachsen. Da ist doch nichts dabei!

Natürlich hat mein Gehirn Recht. Ich weiß das. Es hat fast immer Recht. Aber mein Pulsschlag und meine Gänsehaut hören ihm nicht zu.

"Das ist zu anstrengend. Lass mich mal...", höre ich Evelyn.

"So ok?" Diesmal kann ich Udo verstehen.

"Ja. Gut so. Mach weiter. Hmmmmmmmhhh... Hmmuhh... Mmmuh... Mmuuhh..."

Evelyn ist überhaupt nicht gehemmt. Das wundert mich nicht. Sie sieht auch so aus, eine richtige üppige, blonde Sexbombe. Sie trägt ausschließlich knallenge Sachen, und sogar jetzt im November noch bauchfrei. Dabei sollte sie das meiner Meinung nach bleiben lassen. Sie ist nicht schlank genug, damit das wirklich gut kommt. Ich wäre das schon, aber ich würde nie mit nacktem Bauch herumlaufen!

Ich stelle mir vor, dass sie Kopf und Brust auf das Bett gelegt hat und das ausladende Hinterteil hochstellt. Ihrem Freund entgegen reckt. Und er kniet hinter ihr und...

Was zum Teufel denke ich da? Ich ertappe mich tatsächlich bei der Frage, wie Udo wohl aussieht. Wie er gebaut ist. Wie sein Penis aussieht. Meine Matratze scheint nicht mehr auf einem Holzboden zu liegen, sondern auf einer schiefen Ebene. Die Ebene neigt sich immer mehr, ich rutsche bereits. Es ist nicht abzusehen, wo und ob ich mich festhalten kann, oder ob ich unabänderlich in den Abgrund gleite.

"Uuh!"

Eves Stöhnen klingt nun heller. Genießerischer. Wollüstiger. Der Laut fährt mir richtiggehend durch den Körper, und der räkelt sich, ganz von selbst.

Ein halber Gedanke, eine unausgesprochene Frage. Fahrig schiebe ich eine Hand in die Pyjamahose und hebe einen Schenkel an, mache den Zugang frei. Treffe auf warme, schlüpfrige Feuchtigkeit. Meine Schamlippen fühlen sich ein wenig geschwollen an und empfindlich. Oh Gott!

Stell Dich nicht so an!, verlangt mein Kopf. Ist doch klar, dass man da nicht unbeteiligt bleibt, oder? Du reagierst halt, na und? Besser, als wenn du ein Eisklotz wärst.

Ich lasse die Hand, wo sie ist, und reibe die glitschigen Fingerspitzen aneinander. Das mag ich. Ein kleiner Tick vielleicht. Ich weiß nicht, ob andere Leute das machen, ob sie es auch mögen. Oder ob ich der einzige Mensch auf der ganzen Welt bin, der auf so etwas abfährt.

Meine sexuellen Erfahrungen sind beschränkt. Genauer: praktisch nicht vorhanden. Ich hatte zwar schon zwei Freunde. Aber beim ersten war ich noch zu jung - oder fühlte mich noch zu jung, ich war fünfzehn. Und den zweiten quälten ein paar psychische Probleme, er wollte vom Thema Sex nichts wissen. Die Beziehung war ganz nett und hundertprozentig platonisch. Was ich immer mit großer Erleichterung und leisem Bedauern akzeptierte.

Martin, mein erster Freund, der wollte schon. Doch damals war ich so ängstlich und aufgeregt und zickig, dass ich es kaum aushielt, wenn er seine Hände unter meine Kleider schob. Ein einziges Mal hatte ich ihm erlaubt, zwischen meine Beine vorzudringen und mich zu einem Höhepunkt zu streicheln. Der war schon heftig, irgendwie, aber ich habe mich nicht gut dabei gefühlt. Wie eingezwängt. Gehetzt.

Ich weiß noch, dass ich trotzdem total feucht war und mich hinterher durcheinander gefühlt habe. Danach hat er mich sitzen lassen und ist mit Daniela aus der Parallelklasse gegangen. Sie hat sich wohl nicht so angestellt wie ich. Das kommt halt davon, wenn man in der tiefsten Provinz aufwächst. Wenn man Eltern hat, die zwar liebevoll sind, aber sprachlos, sobald es um Dinge wie Sex geht.

Vorsichtig führe ich meine Fingerspitzen über meine Spalte. Spüre der weichen Haut und den Härchen dort nach. Nebenan keuchen beide vernehmlich und schnell, bei jedem Stoß knackt die Wand.

Ich könnte mich selbst befriedigen. Das mache ich manchmal. Alle vier oder fünf Wochen vielleicht. Meistens jedoch streichle ich mich nur ein wenig, so wie jetzt, und genieße die Reaktion meines Körpers. Die wohlige Sinnlichkeit, die sich in meinem Becken ausbreitet, das Kribbeln im Bauch wie von tausend wuselnden Ameisen mit Söckchen an den Füßen. Das finde ich schöner als den eigentlichen Höhepunkt.

Mit leichtem Bedauern entscheide mich dagegen. Ich möchte mich nicht einklinken in den Takt des Pärchens im Nachbarzimmer. Ich brauche immer viel Zeit, viel Ruhe. Ich brauche mein eigenes Tempo.

Stattdessen will ich etwas Unerhörtes wagen! Lautlos schlage ich die Decke zurück, fröstle einmal, als kalte Luft über meine Waden streicht, und richte mich in Zeitlupe in eine kniende Position auf. Mit äußerster Vorsicht drücke ich ein Ohr gegen die Wand. Jetzt klingt es wirklich, als säße ich auf der Bettkante. Ich höre jedes Stöhnen, jedes Luftholen, jedes Klatschen, jedes knackende Gelenk.

Ich erschauere und presse die Schenkel zusammen. Meine Hand steckt immer noch dazwischen und wühlt in der schwülen Fuge, ganz von selbst. Es ist ziemlich finster, doch wenn ich an mir heruntersehe, dann sind meiner Brüste zwei graue Apfelkurven unter dem Nachthemd. Die Nippel sind fantastisch angeschwollen und groß, das sehe ich und spüre ich, sie jucken im Takt meines Pulsschlags.

"Ich komme gleich!" Udos gepresste Stimme.

"Nein! Warte. Bitte...", keucht Evelyn.

"Dann muss ich kurz Pause machen. Warte mal, ich lecke Dich ein bisschen..."

"Och nee. Kannst Du nicht... Oh? Hhhuhhh? Ah ja, das ist gut... Ah ja... Ah ja..."

Bei der Idee, dass mir jemand die Zunge unten reinschiebt, kichere ich um ein Haar laut auf vor Verlegenheit. Ich weiß natürlich, dass viele Leute das machen und es schön finden. Aber ich vermag mir das beim besten Willen nicht vorzustellen. Dennoch hat der Gedanke etwas Reizvolles, etwas Frivoles. Meine Beckenmuskeln spannen sich von alleine an.

"Jetzt bin ich fast so weit", ächzt Evelyn.

"Mmmmhh!", seine Antwort.

"Fast! Fast!" Sie schluchzt richtig. Dazu laute Schleckgeräusche. "Gleich. Gleich..."

Ihre Stimme kippt. Der zittrige Schrei hallt durch die nächtliche Wohnung. Man hätte ihn gut noch im Erdgeschoss hören können, aber das Optikergeschäft unter uns ist nur von neun bis sechs Uhr geöffnet. Und über uns wohnt der alte Herr Klenk, der hört selbst mit Hörgerät sehr schlecht.

Mein Gehör dagegen funktioniert ausgezeichnet. Meine Brustwarzen sind so hart geschwollen, dass die sachte Reibung des Pyjamastoffes sich unangenehm anfühlt. Meine Kehle ist trocken, ich kann kaum schlucken.

Weitere lang gezogene Klagelaute von Evelyn. Seltsam, dass die Laute von Lust und Schmerz sich so ähnlich sind. Nun setzt das Klatschen erneut ein. Bei dem Gedanken, dass er mitten in ihrem Orgasmus wieder sein Ding in sie bohrt, da krampft sich meine Scheide innerlich zusammen. Ich weiß nicht genau, ob vor Angst oder vor Verlangen.

Gleich darauf stößt Udo ebenfalls ein lautes, erlöstes Stöhnen aus. Ich weiß, dass jetzt sein Sperma herausspritzt, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie sich das für Eve anfühlen muss.

Plötzlich fühle ich Wut. Wut auf mich, weil ich so ein blödes unerfahrenes Ding bin. Wut auf meine Mutter, die mich nicht einmal vernünftig aufklären konnte. Wut auf die beiden nebenan, weil sie die Umwelt mit ihren Lustgeräuschen verschmutzen.

Die Töne werden leichter, leiser. Sehnsüchtiges Nachglühen statt Feuersbrunst. Immer noch wütend verlasse ich meinen Horchposten und vergrabe mich in meine Decke, will nichts mehr hören. Aber natürlich lausche ich aufmerksam auf jedes Geräusch.

"Das war voll gut!", seufzt Evelyn müde und gähnt. Udo antwortet, ich kann ihn nicht verstehen. Innerhalb weniger Minuten ist es drüben ganz still.

Das facht meine Wut weiter an. So ein Mist! Die beiden Turteltäubchen schlafen umgehend ein vor Erschöpfung und ich bin hellwach!?

Eine Viertelstunde später ist es nicht anders. Schäfchen zählen funktioniert nicht. Ich reiße den armen Viechern gedanklich den Kopf herunter, anstatt sie über den Zaun springen zu lassen. Schließlich stehe ich auf und tappe in die Küche, um mir etwas zum Trinken zu holen. Zumindest die Trockenheit in meinem Hals muss ich nicht wehrlos ertragen, oder?

Ich bin ausgesprochen vorsichtig und knipse weder das Licht an, noch verursache ich ein Geräusch. Nur das Ploppen, als der Magnetverschluss des Kühlschranks aufschnappt, und das Sprudeln des Mineralwassers beim Einschenken ist zu hören. Ich setze mich in die Ecke unserer Küchenbank und drücke das kühle Glas gegen die Stirn.

Evelyn hatte erzählt, dass Udo jedes zweite, dritte Wochenende zu Besuch kommt. Immer abwechselnd zu ihren Trips nach München. Bei der Aussicht, ihre Nachtaktivitäten regelmäßig als Hörspiel zu verfolgen, wird mir flau im Magen. Nicht unbedingt, weil es mir so unangenehm ist. Im Gegenteil, wenn ich ehrlich zu mir bin, dann interessiert es mich sogar. Doch die Heftigkeit, die Intensität darin berührt und packt mich so, dass ich nicht weiß, ob ich mich darauf freuen oder weglaufen will.

Die leisen Geräusche aus Evelyns Zimmer hatte ich kaum mitbekommen. Aber nun öffnet sich die weiße Tür. Udo kommt heraus und kratzt sich am Bauch. Er ist nackt. Schreckensstarr umklammere ich mein Glas. Mein Herz wummert irgendwo in Höhe meines Kehlkopfes. Was jetzt?

Er sieht mich nicht in der dunklen Ecke, sondern schlurft am Tisch vorbei ins Bad. Er schließt die Tür nicht richtig. Ein schmaler Streifen grelles Halogenlicht taucht die Küche in einen verhaltenen Schimmer. Plätschern, ewig lange. Irgendwann fällt mir auf, dass ein Atemzug dann und wann von Vorteil wäre.

Soll ich schnell aufspringen und in meinem Zimmer verschwinden? Doch der Gedanke, dass ich ihm praktisch genau in die Arme laufen werde, wenn er im falschen Augenblick herauskommt, hält mich wie paralysiert auf der Eckbank.

Da rauscht schon die Klospülung. Der Wasserhahn, als er sich die Hände wäscht. Das Licht erlischt und Udos dunkle Gestalt erscheint wieder. Er kommt exakt auf mich zu. Ich starre ihm entgegen und fühle mich wie ein Tier auf dem Mittelstreifen, das die Scheinwerfer heranrasen sieht.

Doch er bemerkt mich immer noch nicht. Er öffnet den Kühlschrank. Als dessen bleiches Innenlicht auf sein Gesicht fällt, da sehe ich, dass seine Lider fast geschlossen sind. Hoffentlich geht er gleich zurück in Evelyns Bett, wo er hingehört!

Er trinkt mit großen Schlucken direkt aus der Wasserflasche. Ich versuche, den Trick herauszufinden, wie man auf der Stelle unsichtbar wird. Trotz meiner Panik kneife ich die Augen zusammen und schaue mir Evelyns Freund genau an.

Udo ist gut mittelgroß. Knapp einsachtzig, schätze ich. Er ist schlank, aber sehnig und kräftig, mit muskulösen Armen und Beinen. Seine Brust ist mit einem dichten Gewirr von dunklen Haaren überwuchert, das sich auch als schmaler Streifen über den strammen Bauch hinab zieht. Darunter baumelt ein überraschend großer Pimmel. Ob männliche Schwänze immer so aussehen? Oder nach dem Geschlechtsverkehr? Oder ausschließlich seiner? Im Internet sieht man ja alles Mögliche, aber das gibt einem keinen Maßstab für die Realität.

Er schraubt die Flasche wieder zu - nur halb, sehe ich, morgen wird die Kohlensäure komplett raus sein, na toll! - und gibt der Kühlschranktür einen leichten Stoß. Beim Umdrehen streift sein Blick über mich. Er zuckt zusammen, nach einer winzigen Verzögerung, und blinzelt.

"Maren?"

"Ich, äh, trinke hier nur kurz was", flüstere ich eilig und hebe mein Glas vor das Gesicht.

Er starrt mich an. "Sitzt Du schon die ganze Zeit da?"

"J-ja", gebe ich zu und hoffe, dass meine Gesichtsfarbe in der Dunkelheit nicht zu erkennen ist. Das Holz der Bank drückt sich kühl an meinem Hintern. Ich unterdrücke ein Frösteln.

Seine Hand fährt an den Hinterkopf, kratzt dort. Ein verwundertes Schnauben. Dann sieht er an sich hinab.

"Oh! Tut mir leid, ich hätte mir was anziehen sollen!"

"Ach, kein Problem!" Ich zucke gelangweilt mit der Schulter, als würde ich jede Nacht fremden nackten Männern begegnen.

Er grinst. Das nimmt er mir wohl nicht ab. Lässig lehnt er sich mit dem Hintern an die Spüle und verschränkt die Arme vor der Brust. Ich sehe ihm ins Gesicht und achte sorgfältig darauf, dass mein Blick nicht an ihm herab rutscht. Ob es mir gelingt, meine Furcht zu verbergen?

"Haben wir Dich etwa vom Schlafen abgehalten? Oder geweckt?"

"Nein", behaupte ich. "Ich, äh, habe die ganze Zeit gelesen." Blöd! Jetzt weiß er, dass ich wach war und alles mitgehört habe.

Wieder sein freches Grinsen. Am liebsten hätte ich ihm eine runtergehauen.

"Und?" fragt er anzüglich.

"Was und?"

"Hat es dir gefallen?"

"Phh!"

Mein wegwerfendes Schnauben überzeugt nicht einmal mich selbst. Ich spüre die köchelnde Wut in meinem Magen. Was bildet sich dieser Kerl nur ein?

Udo lacht leise und sieht mich einige Sekunden nur an. "Wie alt bist Du, Maren?"

"Ich bin achtzehn! Warum?"

"Ach, nur so!"

So ein Idiot! Nochmal ein Lachen und er schlendert endlich in Richtung von Evelyns Zimmertür.

"Ich glaube, ich muss noch eine Runde drehen!", meint er leichthin und zwinkert mir über die Schulter hinweg zu. Was zum Teufel soll das nun bedeuten?

Er geht hinein. Die Tür quietscht leise. Er hat ihr einen Stoß gegeben, aber nicht stark genug, damit sie zufällt. Aus dem Zimmer fällt ein wenig Licht. Evelyn hat eine Straßenlaterne direkt vor dem Fenster. Das stört sie nicht, sagt sie, sie sei an einer Durchgangsstraße groß geworden.

Ein lauter Schmatzer dringt an mein Ohr. Ein zweiter, gefolgt von einem müden weiblichen "Hmm?"

"Dein Hintern sieht so appetitlich aus, ich muss ihn einfach küssen!" In Udos Stimme schwingt unterdrücktes Lachen mit.

Ich reiße Augen und Mund auf. Will er etwa...?

"Ich habe um acht in der Früh Vorlesung!", murmelt Evelyn in einem bittenden Ton.

"Schlaf weiter, Baby!" Neuer Schmatz.

"Biest!"

Die Sache ist so eindeutig, das erkenne sogar ich Landei! Er hat die Tür extra für mich offengelassen. Und jetzt macht er sich ein zweites Mal über seine Liebste her.

Warum?

Will er sich über mich lustig machen? Hält er mich für ein so unerfahrenes junges Küken, dass ich dringend etwas von ihm lernen musste? Womit er Recht hätte, aber darum geht es nicht.

Oder törnt es ihn an, wenn er weiß, dass ich zuhöre?

Da erst fällt der Groschen endgültig und ich schlage instinktiv eine Hand vor den Mund.

Er will, dass ich zusehe!?!

Also das halte ich nicht aus! Morgen suche ich mir eine neue Wohnung, hübsch und klein und ruhig, und nur für mich alleine! Möglichst abgelegen. Sibirien oder so.

Die Kussgeräusche verändern sich, sind nun leiser, gedämpfter. Irgendwie unanständiger. Ab und zu ein Seufzen aus dem Halbschlaf. Das reicht jetzt! Ich komme ruckartig hoch und marschiere auf steifen Beinen los. Am besten knalle ich meine Zimmertür so richtig laut zu, damit er merkt, was ich von ihm und seinen abstrusen Ideen halte!

Aber auf der Schwelle stoppe ich ein und lausche.

"Ooooooooooh".

Eves Stöhnen klingt so selbstvergessen, so vielsagend, so betörend sinnlich, dass ich wie angewurzelt stehen bleibe. Und dann, während ich auf mich selbst schimpfe wie ein Rohrspatz, schleiche ich doch tatsächlich die vier Schritte bis zu der leicht geöffneten Tür. Mein Herz schlägt hart gegen die Rippen, und der Boden fühlt sich an wie eine Eisscholle unter den nackten Füßen.

Ein erster Blick.

Evelyn liegt seitlich in ihrem Bett, den Rücken mir zugewandt. Sie trägt nur ein schwarzes Hemdchen, darunter nichts. Der blanke Po reckt sich mir entgegen. Udo kniet neben dem Bett, hat die Hände um die Hinterbacken gelegt, und leckt sie dort voller Hingabe. Die pure, ungezügelte Erotik der Szene zieht mich augenblicklich in ihren Bann. Ich friere ein, die Finger um den Türrahmen gekrallt.

Das Licht reicht nicht aus, um alle Details auszuleuchten. Ich erkenne nur, dass Udo die drallen Schenkel seiner Geliebten auseinandergeschoben hat. Sein Gesicht arbeitet tief in der Spalte zwischen Beinen und Hintern. Evelyn rollt sacht mit dem Becken und seufzt im selben Takt.

Außerdem reibt Udo seinen nun steif aufgerichteten Penis. Ich muss schlucken, als mir klar wird, dass er sich extra so schräg hingekniet hat, damit ich das von meiner Warte aus auch gut sehen kann. Ich bin gefangen in einem Spiel, das ich nicht ganz durchschaue. Es fühlt sich an wie lauter kleine Wollfäden. Jeder einzelne davon schwach und leicht zu zerreißen, aber alle zusammen verweben mich in ein Netz, aus dem es kein Entrinnen gibt. So ähnlich hat sich Gulliver wohl gefühlt.

Udo rappelt sich hoch, sein Mund verlässt seinen bisherigen Aufenthaltsort mit einem nassen Geräusch.

"Ich muss Dich einfach noch Mal haben!" raunt er seiner Freundin zu und schiebt sich auf sie. Dabei erkenne ich nun das Volumen seiner Erektion im Verhältnis zu seinem Körper. Sieht schön groß aus, aber nicht zu groß.

"Du bist unersättlich!" Ihre Stimme klingt zärtlich. Sie legt sich für ihn auf den Bauch und nimmt die Beine auseinander. Er kniet sich dazwischen und führt mit der Hand sein Glied in die schattige Fuge. Sie drückt den Po hoch, und gleich darauf verkündet ein doppelter Seufzer, dass er eingedrungen ist. Vorsichtig lässt er sein Gewicht auf sie sinken. Dann beginnen seine Stöße. Ich sehe nur noch die Umrisse der beiden Körper und ihre Bewegungen. Das Bett knarrt wieder los.

"Das ist toll, Dich so zu ficken!", keucht er gegen ihren Hinterkopf. Sie kichert lasziv. Ich lausche verblüfft. Bisher dachte ich immer, dass Sex so wortlos abläuft wie in den Filmen. Höchstens untermalt von romantischer Musik.

"Beim zweiten Mal ist es intensiver. Da komme ich mir dünnhäutiger vor."

Von Evelyn kommt nur ein kurzes zustimmendes Brummen.

"Ich liebe es, wenn ich bei jedem Stoß deinen Arsch an meinem Bauch spüre."

Dazu sagt sie nichts. Stöhnt nur.

"Das fühlt sich so geil an!"

Endlich kapiere ich. Dieser Verbalsex gilt mir! Ein weiterer Wollfaden, der sich um meine Schenkel schlängelt. Auf eine subtile Weise sind wir nun zu dritt in diesem Spiel gefangen.

"Ich will deine Brüste streicheln!", verlangt er drängend. Sie dreht sich etwas, so dass er eine Hand unter sie schieben kann.

"Mmmh, Dein Busen ist der Wahnsinn! So groß und voll! Das erregt mich total, wenn ich meine Finger so darum lege..."

Bei diesen Worten werden seine Bewegungen plötzlich langsamer, tiefer. Dringender.

"Warte...", flüstert sie.

"Nein!", keucht er und dehnt seine Stöße noch länger. "Ich will jetzt! Mir ist egal, ob Du kommst oder nicht..."

Beim letzten Wort stöhnt er laut auf und verharrt mit weit zurückgebogenem Oberkörper. Dann schüttelt der Orgasmus ihn durch wie ein Kätzchen, das im Genick gehalten wird. Er bricht ächzend auf ihr zusammen, fest im Griff seiner Lustentladungen. Ich sehe, wie sie die Beine anwinkelt, ihn von hinten an sich zieht und mitgeht. Zum Höhepunkt kommt sie nicht, aber ich habe den Eindruck, dass ihr dies nicht so wichtig ist. Sie genießt es jedenfalls, im Halbschlaf von ihm durchgevögelt zu werden.

"Wow!" Udos Stimme ist nur ein erschöpftes Murmeln. "Das machen wir jetzt immer so."

Evelyn kichert schläfrig. Um ein Haar hätte ich auch losgelacht. Hysterisch losgelacht. Ich weiß vermutlich besser als sie, was ihr Lover damit meint.

Lautlos schleiche ich in mein Zimmer und schließe die Tür hinter mir. Den Griff drücke ich in Zeitlupe, um nur ja kein verräterisches Geräusch zu verursachen.

Mindestens zwei oder drei Stunden liege ich noch wach auf der Matratze, die Augen weit geöffnet, die Finger spielerisch auf meine feuchte Scham gelegt. Die Eindrücke dieser aberwitzigen Nacht flirren durch meinen Kopf. Bilder, Laute, Worte, Bewegungen. Mein Körper ist so quicklebendig und präsent, als hätte ich gerade ein Volleyballspiel mit anschließender Dusche und Sauna hinter mir.

Irgendwann geht das in einen unruhigen Schlaf über. Ich träume von Martin. Was genau, das weiß ich später nicht mehr, aber es hatte etwas mit seiner Hand in meinem Slip zu tun.

***

Punkt acht Uhr rattert mein billiger Wecker. Schlaftrunken fahre ich auf, sehe mich verständnislos um.

Ach so, richtig. Ich bin in Heidelberg. In meiner neuen Studentenbude. Ich studiere Volkswirtschaft im ersten Semester. Frisch importiert aus der tiefsten oberschwäbischen Provinz. Aus Wäglingen, Ostalbkreis, 2200 Einwohner. Es ist Freitag, der 16. November 2019, verkünden die roten Digitallettern der Nachttischuhr.

Aus der Küche wehen Musikfetzen zu mir herüber. Evelyn hat ein prähistorisches Radio aus Nussbaumholz auf dem Kühlschrank stehen, sie liebt es wie ein altes Haustier. "Never can say goodbye, ahaha, ahaha...", trällert sie laut und falsch mit den Pet Shop Boys.

Langsam dringen wieder die Geschehnisse der Nacht zu mir vor. Der doppelte Liebesakt, dessen Zeuge ich wurde. Udo, direkt vor mir, nackt.

Oh Gott! Evelyn würde gleich in die Vorlesung gehen, er war noch in der Wohnung. Ich kann ihm unmöglich unter die Augen treten. Aufstöhnend ziehe ich die Decke über den Kopf.

"Tschühüüüs! Bis heute Nachmittag!"

Die Wohnungstür kracht hinter Evelyn ins Schloss. Relative Ruhe bleibt zurück. Auch das Radio hat sie ausgeschaltet. Ich reiße mich zusammen und versuche, einen Schlachtplan aufzustellen.

Also: Udo schläft noch. Am besten dusche ich schnell, kleide mich an und gehe ebenfalls zur Uni. Ich habe zwar keine Vorlesungen, aber ich könnte mich ja mal ausgiebig in der Bibliothek umsehen. Das war uns auf der Einführungsveranstaltung wärmstens ans Herz gelegt worden, Online-Zugriff hin oder her. Mit ein wenig Glück unternehmen die beiden nach Evelyns Rückkehr etwas, so dass ich nicht auf Udo treffen werde. Wenn ich mir zwei Brote und Wurst mit aufs Zimmer nehme, kann ich den ganzen Abend darin verbarrikadiert bleiben. Perfekt!

Aus reiner Gewohnheit greife ich nur nach der Unterwäsche und stehle mich ins Bad. Erst unter der Dusche fällt mir ein, dass ich damit halb angezogen zurück in mein Zimmer muss. Na ja, vermutlich schläft Udo dann noch.

Die heißen Strahlen fühlen sich heute fast zu hart an, meine Haut scheint überempfindlich zu sein. Sind das Nachwirkungen? Ich stelle das Wasser schwächer und wasche mich schnell. Kurz stiehlt sich das Bild in meinen Kopf, wie mich Udo von oben bis unten einseift. Ich unterdrücke das, als sich meine Brustwarzen sofort aufrichten und mein ganzer Busen sacht pocht. Ich spüle den Schaum ab und reibe auch jeden Rest von Schlüpfrigkeit aus meiner Scheide. Dabei fühlte ich leises Bedauern.

Abtrocknen. Zähneputzen. Föhnen. Leider dröhnt der Föhn wie ein altersschwaches Düsentriebwerk. Das kann er unmöglich überhören.

Rudimentäres Schminken. Ein Haarreif in die Haare. Ich trage sie schulterlang, in meiner natürlichen Farbe, dunkelbraun. Mit dem Reif sehe ich erst recht wie ein kleines Mädchen aus, aber das ist mir jetzt egal.

Ein abschließender Blick in den Spiegel. Ich starre in mein Gesicht, ernst und schmal und blass. Die Augen verraten mich, ihr unruhiges Spiel gibt meine Ängstlichkeit preis. Ich runzle die Stirn und strecke mir die Zunge heraus, dann schlüpfe ich in die Unterwäsche.

Als ich mich vorbeuge, um meinen Busen ordentlich in den Körbchen zu verstauen, da bin ich froh, dass ich nur 70B brauche. Ich würde wahnsinnig werden mit einer Oberweite, wie beispielsweise Evelyn sie hat.

Doch, mit meinem Oberkörper bin ich ganz zufrieden. Auch die Beine sind in Ordnung. Schlank und gerade und lang genug, um bei meiner Körpergröße von 1,63 m nicht "kurz" auszusehen. Nur meine Hüften finde ich deutlich zu ausladend, und meinen Hintern zu fett. Na ja, fett ist vielleicht übertrieben. Normal halt. Aber ich liebe die Ästhetik diese spindeldürren, lang aufgeschossenen Models mit den schmalen Ärschen. Zu schade, dass ich nie so aussehen werde.

So. Fertig für den Tag. Bereit für die Welt.

Hm. Wirklich?

Ja, bestimmt! Ich setze ein zuversichtliches Lächeln auf die Lippen und öffne die Tür.

Udo sitzt in der Küche, genau auf meinem Platz von letzter Nacht. Er hat nur eine Unterhose an. Als ich erscheine, lächelt er einladend.

"Guten Morgen", verkündet er fröhlich.

"Morgen." Meine Stimme klingt deutlich verhaltener. Mir ist überdeutlich bewusst, dass ich halbnackt in der Tür stehe, nur mit Slip und BH, den zusammen geknüllten Schlafanzug vor die Brust gedrückt. Warum zum Teufel habe ich den bloß nicht wieder angezogen?

"Na? Hast Du die Show genossen?", fragt er lauernd.

"Show?" Ich markiere verzweifelt Ahnungslosigkeit.

Er lacht nur. "Weißt Du, von da drin kann man ziemlich genau sehen, ob jemand in einem hellen Pyjama vor der Tür steht oder nicht."

Oh nein!

Ich starre sein breit grinsendes Gesicht an und warte darauf, dass der Küchenboden sich unter mir öffnet und mich verschlingt. Aber den Gefallen tut er mir nicht. Udo sieht aus, als müsse er an sich halten, um sich nicht vor Lachen auf dem Boden zu wälzen.

"Ertappt!", kräht er vergnügt und rührt in seiner Kaffeetasse. "Die Kleine hat die Show sehr wohl genossen."

Auch mein schrecklicher Laserblick funktioniert heute Morgen leider nicht richtig. Sonst würden jetzt die rauchenden Reste seines Schädels hinter ihm an der Wand kleben.

"Ach, schau doch nicht so böse drein", kichert der blöde Kerl. "Mir hat´s ja genauso gefallen. War nur Spaß, ehrlich!"

"Pfff!"

Mit majestätisch hochgeworfenem Kopf will ich mich abwenden und in mein Zimmer entschweben. Die Schlafanzughose fällt mir allerdings aus den nervösen Fingern, und bis ich mich danach gebückt habe, hat das den beabsichtigten Effekt ruiniert. Ich starre auf den weichen Stoff in meinen Händen und muss schlucken. Das Brennen in den Augenwinkeln fühlt sich verdächtig heiß an.

Zumindest diese Schmach möchte ich mir nicht auch noch antun! Nicht vor seinen Augen in Tränen ausbrechen wie ein kleines Mädchen. He, ich bin erwachsen! Ich bin an einer echten Universität eingeschrieben. Ich kann verdammt hart im Nehmen sein, ganz ehrlich.

"Ich glaube, du hast noch nie jemand beim Vögeln zugesehen, richtig?" Udo reckt sich genüsslich auf seinem Platz. "Wahrscheinlich bist du sogar noch Jungfrau!"

"Quatsch!", stottere ich überrumpelt und könnte mich ohrfeigen, so schwach kommt das heraus.

Udo reißt die Augen auf, seine Kinnlade verliert den Halt.

Oh nein! Das war nur eine kleine Bosheit, er hatte das gar nicht ernst gemeint! Und ich falle so darauf herein! Mein Gesicht brennt bis hoch zur Stirn. Blindlings fahre ich herum und stürze in mein Zimmer, haue die Tür ins Schloss. Stelle mich ans Fenster, keuchend, ohne die Straße unten auch nur wahrzunehmen.

"Maren?"

Es klopft. Das Knacken der sich öffnenden Tür. Ich erstarre. Will er etwa in meinen Raum kommen?

"Maren, es tut mir leid. Ehrlich!"

Schritte hinter mir. Zwei warme Hände auf meinen hochgezogenen Oberarmen. Ich habe ihn nicht eingeladen, aber ich schaffe es auch nicht, ihn einfach rauszuwerfen. Mein Inneres ist ein einziges Chaos.

"Tut mir wirklich leid!", wiederholt er leise. Seine Nähe produziert umgehend eine Gänsehaut auf meinen Schultern. "Ich wollte dich nicht verspotten. Ich wusste nicht... Ich meine, klar, du bist jung. Aber so toll, wie du aussiehst, da hätte ich nie gedacht, dass du, äh, also, dass du noch gar keine Erfahrungen hast."

Verblüfft drehe ich den Kopf, sehe ihn an. Für einen Moment vergesse ich die Unerträglichkeit der Situation.

"Ich sehe toll aus?", frage ich nach.

"Aber - klar!," meint er im Ton, als hätte ich gefragt, ob es im Winter kalt sei. "Einfach super siehst du aus." Er schnaubt amüsiert. "Als ich dich gestern Abend beim Essen zum ersten Mal gesehen habe, da hat Evelyn gleich gesagt, ich solle dir nicht so nachstarren. Sie weiß es ganz genau. Du stellst nur dein Licht unter den Scheffel, scheint mir."

Mein Kopf dröhnt wie eine Glocke, als ich mit diesem Gedanken ringe. Mir ist klar, dass ich nicht so übel aussehe. Aber ich habe mich nie als besondere Schönheit empfunden. In meiner Klasse gab es immer Mädchen, die strahlender schienen als ich. Attraktiver. Irgendwie großartiger. Die nicht so formlose Klamotten trugen.

Im Sommer fühle ich mit Jeans und einer Bluse gut bedient, und ab Oktober habe ich fast durchgehend einen weiten Pullover übergestreift. Der Grund dafür liegt vielleicht nicht ausschließlich im Bedürfnis nach Wärme. Es ist noch nicht so lange her, dass mein Busen von zarten Hügelchen plötzlich zu deutlichen Halbkugeln schwoll. Jeder fremde Blick darauf bringt mich aus dem Konzept, egal ob er aus männlichen oder aus weiblichen Augen stammt.

"Ist alles ok mit dir?", fragt Udo besorgt. Ich weiß nicht, ob ich nicken oder den Kopf schütteln soll. Also probiere ich es mit einem unsicheren Lachen.

"Pass auf! Ich verliere kein Wort mehr darüber, dass du Jungfrau bist, und du sagst Evelyn nicht, dass ich mich wie ein kompletter Idiot aufgeführt habe, ok?", schlägt er vor und drückt meine Arme.

Ich zucke mit den Schultern. "Naja, es stimmt schon. Ich bin halt noch unberührt. Und ich habe wirklich noch nie gesehen, wie zwei andere Leute, äh, miteinander schlafen. Real, meine ich."

Erstaunt höre ich mir selbst zu. Warum bei allen Heiligen erzähle ich ihm das? Er gibt einen verstehenden Laut von sich und berührt mich erneut. Dabei steigt ein Hauch seines Körpergeruchs in meine Nase, irgendwo zwischen frisch gemähter Wiese, geröstetem Kaffee und etwas Dunklem, Leckeren. Moschus? Mir läuft förmlich das Wasser im Mund zusammen und fast hätte ich mich umgedreht, um an ihm zu schnuppern. Dann wird mir klar, dass der Liebesduft der Nacht noch an ihm kleben muss. Wieder eines dieser Wollfädchen, diesmal durch die Geruchsnerven geschossen.

"Ich wollte dich nicht verärgern oder schockieren." Seine Stimme ist eine sonore Vibration nahe an meinem Ohr. "Für mich war das ein Spiel. Ich dachte, für dich auch. Das war anscheinend falsch."

"Schon ok. Ich bin nicht böse", sage ich und atme tief durch. Drehe mich herum.

Er löst seinen Griff, lässt die Arme hängen. Sieht mich unsicher an, keinen Schritt von mir entfernt. Sein Blick rutscht tiefer und mir fällt wieder ein, dass ich nur Unterwäsche anhabe. Na ja, wenn ich wirklich so gut aussehe, dann ist es wohl nicht allzu schlimm, dass er ein paar Quadratzentimeter Haut von mir sieht, oder? Schließlich habe ich ihn auch schon nackt gesehen. Ganz nackt sogar. Sogar seinen...

Er blinzelt ungläubig. Sein Mundwinkel zuckt. Er blickt mir hastig in die Augen, sein Grinsen kann er jedoch nicht völlig unterdrücken.

Was zum...?

"Oh!"

Als ich an mir herunter sehe, da verstehe ich. Offenbar hatte ich mich nicht sorgfältig genug abgetrocknet. Der weiße BH ist mit dunkleren Feuchtigkeitsflecken überzogen, der dünne Stoff wirkt halb durchsichtig. Viel schlimmer allerdings: Meine Brustwarzen sind geschwollen und sehen riesig aus. Sie stechen durch die feine Textur der Körbchen wie reife Himbeeren.

Ich blicke ihn wieder an. Mein Kopf ist leer wie eine ausgeraubte Schatzkammer. Erneut erhasche ich eine Nase von seinem rassigen Duft, schwerer diesmal, intensiver. Der Augenblick dehnt sich wie flüssiges Glas.

"Maren...", flüstert er und greift zögernd nach meinen Oberarmen. Die Berührung lässt mich zusammenzucken, und ich hole unwillkürlich tief Atem. Dadurch hebt sich mein Busen unübersehbar, und wir beide schauen neu hin. Meine Titten prickeln überall und mein rascher Herzschlag klopft darin. Die Spitzen ragen steif heraus und erzittern unmerklich im Takt des Pulses.

Mir fällt ein, dass mein Biologiebuch aus der Mittelstufe behauptete, bei starker Erregung würden weibliche Brüste um bis zu einem Drittel ihres Volumens anschwellen. Das hatte ich nie geglaubt. Jetzt kann ich förmlich spüren, wie das Blut hineinströmt, wie die weiche Form sich dehnt.

Udo ist völlig gebannt, er starrt meine Brust an, als hätte er noch nie eine gesehen. Dann, bevor ich einen klaren Gedanken fassen kann, hebt er eine Hand und streicht hauchzart über den linken Hügel.

Die Berührung löst so etwas wie einen elektrischen Schlag aus. Ich zucke zusammen, meine Brust prickelt nach der Entladung. Aber so richtig erschüttert bin ich erst, als ich merke, dass mein Körper sich am liebsten nach vorne werfen würde, meinen Busen fest gegen seinen Griff drücken. Die pochende Knospe schreit förmlich danach, vollflächig umfangen und gestreichelt zu werden.

Mit einem Wimmern fahre ich zurück, klammere mich an das Fensterbrett. Udos Hand hängt noch eine Sekunde in der Luft. Dann wacht er aus der Trance auf und nimmt sie verlegen herunter. Seine Unterhose hat sich hart ausgebeult. Ich erkenne sogar die Umrisse seines Schwanzes unter dem gedehnten Stoff.

Wir tauschen einen ratlosen Blick. Offenbar fühlt Udo sich ebenso verheddert wie ich. "Ich... gehe jetzt besser", erklärt er mit flacher Stimme. Ich nicke. Doch er rührt sich nicht. Er steht nur da, keinen Meter vor mir, atmet genauso schnell wie ich, und starrt mich so hungrig an wie ein Wolf das angepflockte Ziegenkitz.

"Ich will dich nicht bedrängen oder so." Sein Tonfall klingt nun beruhigend, als ob er mit einem verschreckten Tier spricht. Idiotischerweise funktioniert das sogar. Ich schaffe es, ein paar meiner angespannten Muskeln loszulassen. Udo sucht nach Worten und fährt fort: "Es ist nur so, dass für mich die letzte Nacht ein unglaubliches Highlight war. Ich meine, mit Evelyn ist es immer toll im Bett. Aber noch dazu mit dir als Zuschauerin, das war einfach..." Er grinst hilflos und zuckt die Schultern.

"Schon okay", bringe ich heraus. "Es ist ja nichts passiert. Ich bin dir nicht böse. Du kannst nichts dafür, dass ich so verklemmt bin."

"Das stimmt nicht." Er schüttelt den Kopf, ernst. "Ich hätte bemerken müssen, dass du keine Erfahrung mit so was hast. Es ist meine Schuld, wenn dich das überfordert und du blöde Erinnerungen mitnimmst."

"Das überfordert mich überhaupt nicht!", behaupte ich und strecke das Kinn vor. Die Wut ist wieder da, herrlich heiß, mitten im Bauch. Was bildet sich dieser Blödmann nur ein? "Im Gegenteil. Ich fand es sehr lehrreich. Wenn ich schon selbst keine Ahnung habe, dann muss ich ja wohl dankbar für den Anschauungsunterricht sein, oder?"

"Soso." Er hat schon wieder dieses überhebliche Grinsen aufgesetzt. Ich könnte ihn hauen!

"Richtig." Ich verschränke die Arme vor der Brust. Diese Geste mag ich, denn das sieht immer so kraftvoll aus. Dummerweise muss ich sie gleich wieder runternehmen. Den Druck auf die Nippel halte ich jetzt einfach nicht aus, so gereizt sind die. Das zieht seinen Blick erneut auf meinen BH.

"Du sagst also, es hat dir gefallen?", will er wissen, ein Lauern im Tonfall. "Es macht dir nichts aus, wenn andere Leute heiß sind und Sex haben?"

"Ü - ber - haupt - nicht!" Ich stemme die Fäuste in die Hüften. Das ist noch besser, weil energisch, und ohne Nippelkontakt.

"Dann wäre es ja auch kein Problem für dich, wenn ich meinen Lümmel heraushole und ihn ein wenig streichle, ja?" Er klingt wie ein fliegender Händler in der Fußgängerzone, der einem nutzloses Zeug andrehen will. Eine Hand liegt schon um den Hügel in seiner Unterhose.

Diese Unterhaltung mit Udo ist wie eine nasse Seife. Ich versuche, nach etwas zu greifen, und er flutscht weg. Ich stehe umso dämlicher dar. In was habe ich mich da nur rein manövriert? Und wie komme ich wieder raus? Mein Kopf ist blockiert. Mir fällt nicht das Geringste ein, ganz zu schweigen von einer coolen, schlagfertigen Retourkutsche.

"Mir ist das doch egal", beharre ich also. "Du kannst machen, was immer du willst."

"Bestens", grinst er. "Die Erinnerung an die Nacht hat mich nämlich so scharf gemacht, dass ich mich einfach abreagieren muss."

Damit zieht er in aller Seelenruhe die Unterhose runter, mitten in meinem Zimmer. Sein Glied federt empor, ich kenne es bereits. Es sieht genauso voll aus wie zuvor, bei Evelyn. Er legt eine Hand darum und schiebt die Haut zurück. Die Eichel kommt heraus und guckt mich an, ein violettes Ei.

Immer noch klammere ich mich verzweifelt an die Fassade der abgebrühten Großstadtgöre. Was macht es mir schon aus, wenn ein praktisch fremder Mann sich vor meinen Augen einen runterholt? Doch mein Puls jagt so schnell, als müsse er Anlauf für einen Salto nehmen und ich kann mich nicht vom Fleck rühren.

"Das ist sogar heißer so", flüstert Udo, während er seinen Schwengel langsam bearbeitet. "Gestern Nacht, da war es nur ein Extra-Kick, dass du mir zugesehen hast. Jetzt geht es um dich. Um deinen süßen Busen. Ich stelle mir gerade vor, wie er nackt aussieht."

Da muss er sich nicht viel vorstellen. Der BH gehört zu den knapperen Exemplaren seiner Gattung, und meine geschwollenen Formen füllen ihn bis zum Anschlag. Die harten Nippel zeichnen sich deutlich durch den Stoff ab, was bedeutet...

Mit Verzögerung wird mir die ganze Abseitigkeit der Situation bewusst. Mir ist klar, dass ich eigentlich böse sein müsste. Dass ich ihn anschreien sollte, und hochkant hinauswerfen. Das ist doch sexueller Belästigung, was er hier abzieht, oder? Ich sollte das Fenster aufreißen und nach der Polizei brüllen.

Ich tue nichts dergleichen. Ich bin immer noch gelähmt, und die unwirkliche Sinnlichkeit, die zwischen uns vibriert, hält mich fest wie ein Fliegenfänger ein Insekt. Siedend heiß schießt es in meine Wangen, als ich bemerke, dass ich sein Gaffen auf meinen Körper genieße. Erschreckt hole ich tief Luft.

"Ah. Das geilt dich also auch auf", kommt es postwendend von Udo. Seine Hand, jetzt schneller am Rohr auf und ab gleitend, produziert leise Geräusche. "Kannst du dich mal für mich umdrehen? Dein Po sieht so göttlich aus, den muss ich jetzt unbedingt nackt haben. Na los!"

Wie im Traum wende ich mich um und sehe aus dem Fenster. Ein älterer Mann schreitet mit raschen Schritten über die Straße. Er hält genau Kurs auf mich, will vermutlich zum Optiker unten im Erdgeschoss. Er blickt zu mir hoch und zuckt zusammen. Er wendet den Blick nicht von mir, bis er unter dem Fensterbrett aus dem Blickwinkel gerät. Fast hätte ich gekichert. Vielleicht flucht er nun, weil er noch keine Brille auf hatte und mich nur verschwommen sah.

"Supersüß", murmelt Udo hinter mir. Mein Hinterteil prickelt, als würden hunderte von winzigen Nadeln darin stecken. Ob er sich wieder vorstellt, wie ich nackt aussehe?

Völlig automatisch greife ich nach dem Saum des Slips und ziehe ihn höher. Zu spät fällt mir ein, dass dies genau den gegenteiligen Effekt hat. Anstatt meine Garderobe zu ordnen, habe ich das Höschen straffer über die Backen gezogen.

"He, das ist gut so", lacht er auf. "Du scheinst ja wirklich Spaß daran zu haben."

Die Anerkennung, die in seinen Worten mitschwingt, trifft mich unerwartet und reißt meine Stimmung hoch wie ein Sonnenstrahl im Januar.

"Du könntest dich etwas breitbeiniger hinstellen", dringt seine Stimme an mein Ohr. "Und dich vielleicht ein wenig vorbeugen."

Ich mache es. Sofort, ohne nachzudenken. Bin ich süchtig nach dem bewundernden Brummen, das er ausstößt? Nach seinem Blick auf meine Muschi, nur knapp vom Zwickel des Höschens bedeckt? Ich spüre, wie sich die Scheidenröhre innen zusammenzieht. Vor Schreck? Nein, eher vor Erwartung. Verdammt! Ich bin heiß wie ein Ofen.

Ich stütze mich auf die Fensterbank und lehne mich gegen die Scheibe, schmiege Brust und Wange daran. Die Straße ist leer, gnädigerweise. Den Po drücke ich nach hinten und stelle mich in eine breite Grätsche.

"Wow." Echte Bewunderung schwingt in diesem Hauch. Ich lasse mein Becken langsam kreisen und genieße das Gefühl, wie sich die Hüftgelenke in den Pfannen drehen und sich darin reiben.

Ich kenne Udo überhaupt nicht. Udo ist der Freund von Evelyn. Evelyn ist meine Vermieterin, und hoffentlich so etwas wie eine Freundin. Vielleicht noch nicht richtig, aber sicher in Zukunft. Ich sollte in eine Vorlesung sitzen und lernen. Was würden meine Freundinnen sagen, wenn sie mich jetzt so sehen könnten, wie ich schamlos mit dem Arsch hin und her wackle?

Alles gute Gründe. Alles richtige Argumente, um das hier sofort abzubrechen. Alles völlig unwichtig. Der Rest der Welt spielt keine Rolle, ist ausgeblendet. Nur mein Zimmer bleibt, Udo, und die zähfließende Lust, die mich erfüllt. Die mich hinab zieht wie ein Strudel, ein Mahlstrom dunkler Begierde, direkt ins Herz der Finsternis.

Meine Hände legen sich auf den Po. Ich kann sie zittern spüren, flattern, wie kleine Vögelchen. Die Flattertiere streifen das Höschen hinab, bis es unter den Backen hängt. Udo stöhnt. Mein Hinterteil hat sich noch nie so gut, so lebendig angefühlt wie jetzt, bei seinem starrenden Blick.

Genauso selbständig fummeln meine Finger den Verschluss des BHs auf. Als der Zug nachlässt, da drehe ich mich wieder um. Udo steht auf demselben Fleck wie zuvor. Sein Gesicht glänzt hochrot. Er reibt sich mit beiden Händen über den Unterbauch und schnauft. Sein hochgereckter Schwanz hüpft bei jedem Pulsschlag ein wenig. Das sieht witzig aus. Und erregend.

Ich lasse mir die BH-Träger über die Schultern rutschen und komme mir vor wie eine Stripperin in einer verruchten Bar. Ich sehe an mir herunter. Meine Brüste hängen frei, wegen der unnatürlichen Schwellung so prall und rund wie nie. Die Nippel ragen auf wie kleine, dicke Kegelchen.

"Ja, zeig mir alles!", fordert Udo und schluckt. Anscheinend wagt er nicht mehr, seinen Pimmel zu berühren.

Alles? Ah. Der Slip, hinten schon runtergezogen, hängt vorne auf halbmast. Das Dreieck meiner Schamhaare quillt über den Saum, ein schockierend erotischer Anblick. In dem Traum, in dem ich dahinschwebe, kann ich sein, was immer ich möchte. Nicht das gehemmte junge Ding vom Dorf, sondern die scharfe Braut. Das Luder, geheimnisvoll und unwiderstehlich. Eine Nymphe der Fleischeslust, eine vor Geilheit kochende Hexe.

"Ich will, dass du deine Titten streichelst."

Udo lässt selbst die Handflächen über seinen Brustwarzen kreisen. Es fühlt sich völlig natürlich an, dem Beispiel zu folgen. Ich lege meine Hände auf die Brüste, streife den BH nach unten und liebkose mich sanft. Udo sieht fasziniert zu. Sein Becken ruckt immer wieder nach vorne, unwillkürliche Luftstöße. Die Eichel trieft vor transparenter Flüssigkeit.

"Mh..."

Wahnsinn, wie das prickelt, wenn ich die Nippel mit den Fingerspitzen antippe. Ich spüre mein Fleisch, meine runden Formen, meine herrlich pochenden Möpschen in den Handflächen. Ein wenig verliebe mich in mich selbst, so schön und so sexy komme ich mir vor.

Ich brauche keine Regieanweisungen mehr, keine Ermunterungen. Der Slip fällt ebenfalls, das Ding ist klamm vor Feuchtigkeit. Ich lehne nackt am Fenster und habe die Kante des Fensterbretts quer über die Hinterbacken. So streichle ich mich, überall. Über den Hals, über die Titten, den Bauch. Außen an den Schenkeln entlang. Innen. Dazwischen.

Selbstbefriedigung, das kenne ich. Doch mich hier unter den Augen eines Mannes zu stimulieren, das ist etwas völlig anderes. Udos Augen hängen an meiner Scham. Das fühlt sich so direkt an wie ein Griff mit der Hand. Seiner Hand, meiner Hand, egal. Ich stöhne nun ebenfalls leise und reize die Klitoris. Mein Becken bewegt sich von selbst.

"Setz dich auf die Fensterbank", krächzt Udo. Er zittert am ganzen Körper. "Nimm ein Bein hoch."

Natürlich folge ich sofort. Die Glasscheibe presst sich an meinen Rücken, aber der Kältereiz peitscht mich nur zusätzlich auf. Ich lasse einen Fuß auf dem Boden und ziehe das andere Knie hoch, stelle die Ferse neben mir auf das Brett. Meine Scham klafft regelrecht in dieser Position. Ein pinkfarbenes Pfläumchen, nass und hungrig. Ich rieche wie eine Frucht, die fast zu süß ist zum Essen.

Udo tritt näher heran. Ich habe keine Angst. Er wird mich nicht berühren, das weiß ich. Das würde nicht in diesen gemeinsamen Traum passen, sondern ihn zum Kippen bringen. Dicht vor mir baut er sich auf, beide Hände um sein Gemächt geschlungen.

"Mach´s dir", fordert er tonlos. "Ich will sehen, wie es dir kommt."

Ich folge seinem Wunsch. Für mich. Für ihn auch, aber nur zum kleineren Teil. Ich mache es, weil ich im Traum ein geiles Stück sein kann. Eine nuttige Schnitte, die nur ihren brodelnden Hormonen gehorcht. Die Freiheit, die sich mit dieser Vision von mir verbindet, ist kaum zu ertragen.

Ganz gezielt stimuliere ich mich, so wie ich es mag. Ich fasse die Schamlippen zwischen zwei Finger und reibe sie, drücke, ziehe. Ich berühre mich unten, am tiefen Ende der Spalte, am Damm. Ich nehme den Schamhügel in die Hand und schiebe den Knochen darunter ein paar Millimeter rauf und runter. Das drückt so hübsch auf die Organe im Inneren. Und immer wieder widme ich mich den Nippeln, inzwischen nass verschmiert, und dem Lustknopf, den ich klein und prall oben an den Falten meiner Muschi spüre.

Das bringt mich hoch, treibt mich voran. Doch erst Udos glühender Blick und die Melkbewegungen um seinen Schwanz lösen dieses tiefe Vibrieren aus, diese Atemlosigkeit, diese Brunst, die mich erfüllt wie Lava. Ich keuche und japse vor mich hin, zeige meine Lust, bade in seiner Anbetung.

Der Orgasmus kommt, in Zeitlupe. Ich kann genau verfolgen, wie er sich in meinem Schoß aufbaut, sich zusammenbraut. Stecknadelkopfgroß und so konzentriert wie das Universum vor dem Urknall. Mein Mund gibt einen langgezogenen Stöhnlaut von sich, mein Blick findet den von Udo.

Wir sehen uns tief in die Augen, als ich komme wie ein Erdbeben. Der Stecknadelkopf meiner Lust eruptiert, weitete sich aus wie eine Blase und erfasst meinen Körper, meine Seele, meinen Geist, mein ganzes Selbst. Ich hechle und zucke und erschauere und werde nur noch von Udos Blick im Hier und Jetzt gehalten. Mit übermenschlicher Anstrengung reiße ich die Augen auf und lasse ihn ein, lasse ihn teilhaben, mitfühlen, mitleiden.

Er ächzt und schüttelt sich und kommt ebenfalls. Seine Augen flackern, doch er schafft es wie ich, den Blickkontakt zu halten. Für einige Sekunden wabern wir zu zweit in den unhörbaren Sphärenklängen unserer geteilten Lust. Wir befinden uns in derselben Umlaufbahn um einen Mond, der aus reiner, überirdischer Ekstase besteht.

Etwas fährt aus seinem Knüppel und klatscht mir warm auf die Schenkel. Ein weiterer Reiz, eine zusätzliche Stimulation. Als der nächste Spritzer mich verfehlt bin ich fast enttäuscht. Ich verschmiere den Saft über meine Haut und das schlüpfrige Gefühl addiert eine Note enthemmter Geilheit zu dem Wirbelsturm meiner Wahrnehmung.

Ich bin noch Jungfrau. Ich habe noch nie mit einem Mann geschlafen. Aber jetzt fühlte ich mich so reif, so erweckt, so unsagbar weiblich, als sei ich eine Tempelpriesterin aus uralter Zeit. Ich verstehe mich, Udo, die Welt, auf eine wortlose, intuitive Weise, die alles einschließt.

Wer bin ich eigentlich?

***

Später bin ich abgerutscht und kaure unter dem Fenster. Die Rippen des Heizkörpers schneiden in meinen Rücken. Udo liegt vor mir schlaff auf dem Boden. Wir berühren uns nicht. Wir sehen uns auch nicht an.

Der Nachhall der jenseitigen Erfahrung schwingt noch in mir, und zwischen uns. Wir haben etwas Einzigartiges geteilt, das uns für immer verbinden wird. Doch der Traum ist zu Ende, wir erwachen. Der Morgen hält die Komplikationen der Realität für uns bereit.

Udo seufzt kellertief und setzt sich auf.

"Sollte ich mich bei dir entschuldigen?", fragt er mit besorgten Augen.

"Nein." Ich lächle zur Beruhigung. "Dazu war es zu schön."

Er nickt.

"Willst du, dass... wir es Evelyn sagen?"

"Nein." Das kommt von selbst, von ganz innen. "Ich will, dass alles so ist wie vorher", erkläre ich. "Wir werden nichts mehr miteinander machen. Keine Spielchen. Du bist der Freund von Evelyn, und ich bin die Mitbewohnerin ihrer WG. Ende der Durchsage."

Udo lässt sich das durch den Kopf gehen. Schließlich nickt er und grinst schmerzlich. "Du hast Recht. Das ist das Beste so. Danke, Maren. Für... alles."

"Auch danke."

Wir sehen uns an. Wenn einer von uns sich jetzt vorbeugt und den anderen küsst, dann ist es zu Ende. Dann fliegen wir endgültig aus der Kurve.

Der Moment geht vorbei. Wir atmen beide auf und tarnen unsere Erleichterung mit einem Lächeln. Schließlich rappelt er sich hoch, greift seine Unterhose, und schlurft hinaus. Er will etwas sagen, doch er nickt nur und schließt die Tür hinter sich.

Ich hocke noch lange an der Heizung und denke nach. Die unbekannte Seite von mir, die ich heute kennen lernte, wird früher oder später erneut an die Oberfläche kommen. Irgendwann werde ich auf die Suche gehen nach einer Gelegenheit, die Hemmungen und Zwänge meiner Herkunft abzulegen. Vermutlich ist es das, was man unter Erwachsenwerden versteht.

Darauf freue ich mich bereits. Aber ich spüre auch, dass ich erst einmal eine Auszeit brauche. Ruhe. Alleinsein. Ich muss die wahnwitzigen Eindrücke der letzten zwölf Stunden verarbeiten, einsortieren, verstehen. Ein notwendiger Schutz, eine unumgängliche Phase vor jedem weiteren Experimentieren.

Also werde ich vorläufig die schüchterne, kleine Maren sein. Das Mädchen, das sich schon erschreckt, wenn ein Professor es nur ansieht oder die Küchenhilfe in der Mensa das Kartoffelpüree mit zu viel Schwung in das Schälchen klatscht. Doch innen drin, wo es niemand sieht, da werde ich dranbleiben am Thema.

Ein Lächeln tritt auf meine Lippen. Ich kann es nicht abschalten. Udo wird sich hüten, mir noch einmal zu nahe zu kommen, da bin ich mir absolut sicher. Wir werden höflich und freundlich und distanziert miteinander umgehen und nie mehr ein Wort über diese Begegnung verlieren.

Doch jedes Mal, wenn er mit Evelyn im Bett ist, werde ich dabei sein. Hinter der Rigips-Wand, das Ohr an der Tapete, die Hand auf meiner Muschi. Er wird es wissen. Er wird auch wissen, dass ich weiß, dass er es weiß. Wir werden Sex haben, ohne uns zu sehen.

Klar, kein echter Sex. Dafür bin ich noch nicht bereit. Irgendwann, später einmal, da werde ich es sein.

Ich kichere. Das Semester, das vor mir liegt, verspricht interessant zu werden.

ENDE

(c) 2022 Dingo666



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