Begegnung mit Simone – Der Preis der Nähe (fm:1 auf 1, 8277 Wörter)

Teil 1: Die erste Berührung der Gefahr

Es war schon nach Mitternacht, als ich, ein ambitionierter Jungjurist in Ausbildung zum Rechtsanwalt, die Kanzlei verließ. Mein Anzug trug noch die Wärme des Tages, aber der Wiener Frühherbst hatte die Straßen längst mit seiner kühlen Hand berührt. Mein Kopf war voll von Schriftsätzen, Fristen, Argumentationsketten - das übliche juristische Rauschen, das mich bis in die Träume verfolgte.

Ich war müde. Und allein. Schon wieder.

Seit Jahren war ich single. Nicht aus Überzeugung, sondern aus Zeitmangel. Dates waren selten, flüchtig. Eine dauerhafte Beziehung, echte Nähe, Zärtlichkeit, Sex? Unerreichbar. Ich war 27, beruflich erfolgreich, gepflegt, aber innerlich leer. Und mit jedem Tag wurde das Verlangen greifbarer, körperlicher.

Mein Weg führte mich durch die kleinen Gassen nahe einer tagsüber belebten Einkaufsstraße. Um mir die Beine etwas zu vertreten, schlenderte ich ziellos, ohne Eile, den Blick gesenkt, bis etwas in meinem Augenwinkel die Monotonie zerschnitt.

Eine Frau. Und was für eine!

Eine imposante Schönheit. Sie lehnte unter einem flackernden Neonlicht, rauchte langsam, genussvoll, als wäre es ein Akt der Meditation. Ihr üppiger Körper füllte das schwarze, kurze Lederkleid auf eine prächtige Weise aus, die mir den Atem nahm: sinnlich, rund, präsent. Eine robuste Kette aus dunklem Metall lag eng an ihrem Hals und an ihrem rechten Handgelenk funkelte ein passender glatter Armreif. Kniehohe Stiefel umrahmten kräftige Beine. Ihre Mini-Handtasche hing locker über die weiche Rundung ihrer Hüfte.

Ich blieb stehen. Unfreiwillig.

Sie sah mich. Ein leichtes, geheimnisvolles Zucken um ihre Lippen. Und dieser direkte, prüfende Blick unter schweren Smokey Eyes. Ihr blondes Haar fiel in leichten Wellen über ihre Schultern. Ihre Lippen - knallpink, ein gewollter Stilbruch - bewegten sich kaum, als sie den Rauch zwischen ihnen entließ. Der weiße Schleier stieg in die kalte Nacht wie ein stummes Zeichen.

Ich trat näher. Vielleicht war es die Müdigkeit. Vielleicht war es mein Verlangen. Oder einfach nur sie.

"Hey ... schöne Nacht, oder?" Meine Stimme klang leiser, als ich es erwartet hatte.

Sie zog nochmal an ihrer Zigarette, blies mir den Rauch nicht ins Gesicht, aber auch nicht zur Seite. "Kommt drauf an, was du draus machst."

Ihr Dialekt war dezent, ihre Stimme rau - passend. Sie musterte mich. "Du kommst nicht oft hier vorbei, oder?"

Ich schüttelte den Kopf. "Nicht zu dieser Uhrzeit."

"Dann suchst du was." Sie lächelte leicht. "Oder hast's endlich gefunden."

Ich war verwirrt - und fasziniert. "Ich ... ich heiße Roman, 27, Rechtsanwaltsanwärter."

Sie zog eine Augenbraue hoch, lächelte kaum merklich.

"Simone. 35. Ich arbeite hier."

Sie sagte es, als wäre es die natürlichste Sache der Welt. Keine Scham. Kein Zögern. Nur Klarheit.

"Als ..." Ich musste den Satz nicht beenden.

"Prostituierte, ja. Schon lange. Ich mag den Sex. Und das Geld. Ehrlich gesagt ... ich mag auch die Macht." Sie zwinkerte. "Und was suchst du, Roman, der nach Mitternacht im Anzug durch Wien läuft? Nähe? Oder nur

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