Filiz und Cemal. Filiz findet in Dr. Mario einen interessanten Mann (fm:Romantisch, 2238 Wörter) [8/8] alle Teile anzeigen

Der Wandel im Lager

Das Lager in der Afar-Region hatte sein Gesicht verändert. Wo früher Chaos bei der Verteilung von Medikamenten herrschte und frustrierte Ärzte vor leeren Schränken standen, herrschte nun eine fast militärische Präzision - allerdings mit einem zutiefst menschlichen Antlitz. Filiz hatte ganze Arbeit geleistet. Sie hatte nicht nur die Logistik optimiert, sondern auch die Herzen der lokalen Mitarbeiter gewonnen. Sie kannte die Namen der Kinder, sie wusste, welcher LKW-Fahrer eine kranke Mutter zu Hause hatte, und sie verhandelte mit den Behörden in Addis Abeba mit einer Mischung aus hanseatischer Kühle und einer neuen, tief empfundenen Leidenschaft für die Sache.

Der Hunger und die Krankheiten waren noch immer da. Täglich kamen Menschen mit Tuberkulose, Malaria oder schweren Mangelerscheinungen an die Pforten des Lagers. Die Sonne brannte unbarmherzig auf das ausgedörrte Land, und der Staub schien alles zu verschlingen. Doch innerhalb des Zauns gab es nun Hoffnung, die messbar war: in Ampullen, in sauberen Verbänden und in einer funktionierenden Kühlkette.

Cemal nahm all das wahr. Er sah, wie Filiz sich im Staub bewegte, als wäre sie nie woanders gewesen. Die Sehnsucht nach Hamburg, nach Blankenese, nach dem Gold von Alster und Elbe schien in ihr vollkommen erloschen zu sein. Sie klagte nie. Sie funktionierte. Und was ihn am meisten schmerzte: Sie funktionierte hervorragend mit Mario.

Das falsche Spiel des Italieners

Mario, der einst griesgrämige Chirurg, der nur in Flüchen und medizinischen Fachtermini kommuniziert hatte, war wie verwandelt. Er war zum italienischen Charmeur aufgeblüht. Er suchte ständig Filiz' Nähe, lachte laut über ihre Witze und legte ihr beim Besprechen der Bestandslisten oft ganz selbstverständlich die Hand auf die Schulter oder den Oberarm.

Cemal beobachtete dies mit einem brennenden Gefühl in der Magengegend, das er nur zu gut kannte: Eifersucht. Es war eine Eifersucht, die ihn fast wahnsinnig machte, weil er sie sich nicht erlauben durfte. Er war derjenige gewesen, der sie weggestoßen hatte. Er war derjenige, der auf "Professionalität" bestanden hatte. Nun bekam er genau das - und es brachte ihn um.

Was Cemal nicht wusste: Mario hatte das Spiel längst durchschaut. Der erfahrene Arzt hatte gesehen, wie Cemal Filiz mit Blicken verfolgte, wenn er glaubte, niemand sähe es. Er hatte die unterdrückte Sehnsucht in Cemals Augen erkannt und die stille Verzweiflung in Filiz'.

"Hör zu, Kleine", hatte Mario vor zwei Wochen zu Filiz gesagt, als sie gemeinsam hinter dem Lazarettzelt eine kurze Pause machten. "Dieser Mann ist wie ein sturer Esel. Er liebt dich, aber sein Stolz ist eine Festung. Wenn wir ihn da nicht rausholen, wird er hier in der Wüste versteinern."

Filiz hatte ihn traurig angesehen. "Ich weiß nicht, ob ich ihn jemals zurückgewinne, Mario. Er ist so kühl."

"Dann müssen wir ihn an seiner empfindlichsten Stelle packen", hatte Mario geginst und seine Augen blitzten schelmisch. "An seinem Besitzinstinkt. Sei freundlich zu mir. Sei ein bisschen... körperlicher. Lass ihn glauben, dass du mich mehr als nur als Kollegen magst. Ein Mann wie Cemal reagiert erst, wenn er glaubt, den Preis endgültig verloren zu haben."

So begann das Spiel. Filiz ließ die Berührungen zu, sie lachte lauter, wenn Cemal in der Nähe war, und sie verbrachte ihre Abende oft in Marios Nähe. Für Filiz war es eine Qual, weil sie sich nach Cemal verzehrte, doch Mario bestärkte sie. "Geduld, cara. Der Vulkan brodelt schon."

Der Busunfall und die Katastrophe im Lazarett

Die Routine des Lagers wurde jäh unterbrochen, als ein völlig überladener Überlandbus auf der Piste verunglückte. Das Grauen kam in Wellen. Verletzte wurden auf Ladeflächen von Pick-ups herangefahren - Männer, Frauen und schreiende Kinder, übersät mit Glassplittern und

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