Mirian und Sopim (fm:Dreier, 4085 Wörter) | ||
Autor: Butziwackel | ||
Veröffentlicht: May 11 2007 | Gesehen / Gelesen: 33051 / 24259 [73%] | Bewertung Geschichte: 8.63 (107 Stimmen) |
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Sopim
Sie stand an der Straße und hielt den Daumen raus. Ich war unterwegs in Richtung Heimat, hatte noch etwa drei Stunden Fahrt vor mir, war eigentlich gut drauf, in einer Minute sollte ich die Autobahn erreichen. Draußen war es kalt, es war frostig, so ungefähr 10 Grad Minus. Ich hielt an und machte die Türe auf und sah mir das Mädel an. Sie war eine Exotin, Vietnam, Thailand, irgendwo da war sie wohl her. "Zönen Dag, fahr zie auf Autostraß nach Koblenz?". Ihre Aussprache war lustig, irgendwie gefiel mir das Persönchen. "Ja, bis Koblenz auf jeden Fall. Steigen sie doch ein, es ist kalt in Deutschland!". Sie hatte eine große Tasche dabei, ich nahm sie entgegen und stellte sie auf den Rücksitz. Dann stieg sie ein und wir fuhren weiter. "Wo wollen sie denn exakt hin, vielleicht liegt es ja weiter auf meinem Weg?". Sie wollte nach Saarbrücken, also nochmals ein gutes Stück weiter. "Bis Trier kann ich sie mitnehmen, aber dann fahren wir nicht über Koblenz, sondern eine Abkürzung. Wenn sie nicht nach Koblenz rein müssen, sondern direkt nach Saarbrücken, sparen wir fast 100 Kilometer.". "Oh ja, wäre zuper!". Bald waren wir auf der Autobahn, es ging gut voran. Sie saß immer noch im dicken Parka und ich meinte, sie sollte doch etwas ausziehen, wir hätten ja Heizung im Auto. Es ging zwar umständlich, aber bald saß sie im Pulli da, den Parka hatte sie auf den Rücksitz gelegt. "Hoffentlich hält das Wetter. Wenn jetzt Schnee kommt, wird es keine schöne Fahrerei mehr sein!" Sie sah mich etwas verständnislos an. Doch dann kam die Erklärung: "Ich habe noch nie Schnee gesehen, war immer in Thailand, studiere aber ab neues Semester in Saarbrücken. Wieso ist Schnee so schlimm, im Film sieht das ganz lustig aus?". Ja, da konnte sie schon recht haben, aber wenn der Schnee aus der Fahrbahn ein Rutschbahn macht, hört es auf mit lustig. Wir fuhren schon fast eine Stunde, unsere Unterhaltung war nicht sehr ergiebig, aber hin und wieder redeten wir schon miteinander. Sie erzählte von ihrem Stipendium, durfte vier Semester Germanistik studieren, hatte sich noch weitere Fächer und Studiengänge ausgesucht. Es kam der Moment, wo ich von der Bahn runter musste, um die erste Abkürzung zu nehmen.
Gleich am Anfang dieser Nebenstrecke war eine große Tankstelle mit Rasthaus, wir fuhren also auf die Tankstelle, ich tankte voll und auch den großen Reservekanister. Obwohl der Sprit hier etwas billiger war als auf den Autobahntankstellen, war es eine richtig dicke Summe. Aber bei so ungemütlichen Straßenverhältnissen hatte ich lieber etwas Reserve dabei. Dann fuhr ich den Wagen auf den Parkplatz und lud meine Begleiterin ein zu einer Tasse Kaffee oder Tee. Sie freute sich, zog sich den Parka an und wir gingen rein ins Rasthaus. Ich bestellte Kaffee und Tee, eine kleine Packung Teegebäck und wir setzten uns ans Fenster und genossen die warmen Getränke. Sie hatte wieder den Parka ausgezogen, saß mir gegenüber und ich konnte sie mal richtig ansehen. Sie war sehr hübsch, etwas blass war sie zwar, aber es stand ihr gut. "Zie zind zehr nett! Viel Dank für alles!" Schon gut, meinte ich und sah sie an. Ein leichtes Lächeln machte sie noch hübscher. Wir knabberten unser Teegebäck, sahen uns den Betrieb auf der Tankstelle an. Mein Blick fiel auf das große elektronische Thermometer. Die Temperatur von Minus 10 Grad auf Minus 3 Grad gestiegen. Auch meine Begleiterin hatte es bemerkt. "Nicht mehr so kalt, Wetter besser?". "Nein, gar nicht gut. Schnee fällt nur, wenn es nicht so kalt ist, ich glaube, bald wird es schneien." Wie auf Kommando fielen die ersten Flocken. Binnen weniger als zehn Minuten war es draußen weiß. Es wurde mal zeit, dass wir uns bekannt machten. "Ich heiße Peter, wie darf ich sie nennen?". "Oh ja, wie dumm, ich bin Sopim. Freunde sagen aber immer Soso. Zie dürfen Soso sagen, Herr Peter!" Ich sagte zu ihr: "Soso, lass den Herr weg, nur Peter, das ist besser so!" "Oh danke, Peter! Fahren wir weiter?". Ja, wir fahren bald, ich half ihr in den Parka und es ging nach draußen. "Schnee, wie schön", sagte sie, fast wie ein Kind. Ich griff vom Autodach etwas Schnee und formte einen Schneeball und warf ihn gegen ein Verkehrsschild. Sie machte es nach, räumte das ganze Dach ab und formte Schneebälle. Plötzlich aber rieb sie sich die Hände, sagte: "Schnee beißt mich in Finger!", es war ihr kalt geworden, sie hatte die erste Tücke des Schnees erfahren.
Wir stiegen ein und fuhren vorsichtig los. Es fuhr sich im frischen Schnee noch recht gut, ich hatte gute Reifen drauf. Bald aber wurde es dicker und dicker, zudem wurde es bald dunkel und ich war gar nicht mehr so glücklich. Sopim saß da und genoss die sich immer mehr verhüllende Landschaft. In der Ferne sah ich gelbe Blinklichter. Streudienst, gar nicht so schlecht. Es wurde trotzdem immer schwieriger, ich sah im Rückspiegel auch gelbe Blinklichter, also fuhr
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