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Diplomarbeit Studienrichtung Psychologie (Teil 1) (fm:Ältere Mann/Frau, 2843 Wörter) [1/2] alle Teile anzeigen

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Veröffentlicht: Mar 08 2008 Gesehen / Gelesen: 27224 / 21924 [81%] Bewertung Teil: 8.97 (70 Stimmen)
Im Zuge meiner Diplomarbeit zum Thema "Wie gehen verheiratete Frauen um, wenn sich ihre Ehemänner als homosexuell outen?" mußte ich einige Interviews mit betroffenen Frauen machen, worüber meine Geschichten handeln.

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Diplomarbeit eines Psychologiestudenten

An unserer Uni war das Studium heillos überlaufen, es war ziemlich schwierig in Kurse zu kommen und fast unmöglich einen Betreuer für die Diplomarbeit zu finden. Ich überlegte mir eine Vielzahl an Themen, doch kein Prof wollte meine Themen betreuen. Nachdem ich bei einer Professorin schon 4 Seminare besucht hatte und dort mit meinen Arbeiten immer gut abschnitt, bat ich sie um einen Themenvorschlag mit dem Hinweis, dass ich endlich fertig machen wolle. Sie wusste im ersten Augenblick auch kein interessantes Thema, doch las sie in der Zeitung in der Früh einen Artikel über einen Ehemann, der nach Jahren der Ehe zu seiner Homosexualität stand und sich outete. Natürlich wurde dieses Thema in der heutigen Zeit ziemlich intensiv bearbeitet, aber beim Lesen stellte sie sich immer wieder die Fragen, wie es denn den Frauen und Kindern dabei ging und darüber kenne sie persönlich noch keine Diplomarbeiten oder Dissertationen.

Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen, doch die Motivation mein Studium rasch zu beenden war größer, sodass ich zusagte die Thematik zu bearbeiten. Nach drei, vier weiteren Treffen war die Fragestellung klarer und auch der Arbeitsaufwand schien mir machbar. Ein Teil der Arbeit bestand in Interviews und den persönlichen Erfahrungen von Frau und Kindern. Diese Menschen stehen aber nicht so im Telefonbuch, weshalb es sehr schwierig wurde geeignete KandidatInnen zu finden. Im Internet fand ich aber dann eine Selbsthilfegruppe in der Schweiz, die mich zu Kontakten hier in Österreich und im Süddeutschen Raum vermittelte.

Nach vorheriger Ankündigung reiste ich als erstes nach Oberammergau. Kandidatin 1 war 21 Jahre mit demselben Mann verheiratet und hatte mit ihm 4 Kinder im Alter von 4 bis 20 Jahren. Julia war 49 und eine klassische Hausfrau. Die Betreuung der Kinder war ihr in den letzten zwei Jahrzehnten das wichtigste, sie vernachlässigte ihre persönliche Karriere für ihre Familie - für meine Studie ein Paradefall. Ich kam gegen 14.30 Uhr an und bekam erstmal einen Kaffee serviert. Mütterlich tischte sie auch gleich noch Kuchen auf. Nach ein paar einführenden Worte begann ich meinen Minidisc-Man aufzubauen, mit dem ich die Interviews mitschnitt. Für das Gerät interessierte sich auch ihr dritt jüngstes Kind besonders, der wie mir Julia sagte ein Technik-Freak sei. Durch die Ablenkung auf das technische Spielzeug brach ein wenig das Eis und die Atmosphäre wurde vertrauter.

Ich möchte in dieser Geschichte nicht aus meiner Diplomarbeit erzählen und auch nicht das Gefühlsleben der Frauen wiedergeben, das man sich ja denken kann. Aber ein paar Einzelheiten müssen natürlich erwähnt sein, damit die Geschichte klarer wird.

Julias Mann verheimlichte seine sexuelle Ausprägung, die er selbst erst vor rund 3 Jahren wahrhaben wollte, bis zum Ende der Ehe. Nachdem er es seiner Familie gesagt hat, zog er noch am selben Tag aus dem gemeinsamen Haus aus und lebt seitdem mit seinem Freund zusammen, den er schon ca. 8 Monate vorher kennengelernt hatte. Julias Trennung war rund 5 Monate vor meinem Interview.

Länger als ursprünglich erwartet hat dann das Interview gedauert. Die Antworten waren auch ausführlicher und privater, sodass ich die Frau nicht einfach unterbrechen wollte. Ich gewann auch rasch den Eindruck, dass es ihr sehr gut tat, sich einmal das ganze von der Seele reden zu können, obwohl ich sie immer wieder auf meine ursprünglichen Fragestellungen für die Diplomarbeit zurückleiten musste. Gegen 17.30 Uhr hatten wir immer noch die zwei letzten Fragen nicht behandelt als Julias kleinste Tochter ins Wohnzimmer kam und mit bestimmenden Ton feststellte, dass sie Hunger habe und ihre Mutter ihr etwas kochen "dürfte". Julia lud mich ein zum Essen zu bleiben, doch ich lehnte zunächst ab, weil ich noch eine Unterkunft suchen musste. Ich wollte am nächsten Tag zur zweiten Interviewerin weiterfahren, die ebenfalls in Bayern wohnte. "Du kannst ja bleiben, unser Haus ist groß genug und meine älteste Tochter studiert in Greifswald, wir haben also ein Zimmer frei." Julia duzte mich von Anfang an, war sie doch deutlich älter. Meine Widerworte, dass es ihrer Tochter wohl nicht recht sei, wenn ein fremder Mann in ihrem Zimmer schlafen würde, wischte Julia vom Tisch. "Da hast Du recht, ich schlafe im Zimmer meiner Tochter und Du in meinem Bett. Da herrscht ja inzwischen Leere." Dem resoluten Auftritt konnte und wollte ich nicht widersprechen, sparte ich mir doch als Student eine Nacht im Hotel und die Kosten für die Verpflegung.

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