Sylvia - Verstrickungen (fm:Dreier, 2232 Wörter) [6/7] alle Teile anzeigen | ||
Autor: Strider | ||
Veröffentlicht: Mar 29 2008 | Gesehen / Gelesen: 15790 / 11970 [76%] | Bewertung Teil: 8.58 (31 Stimmen) |
Sylvia erkennt, wie sie mehr und mehr in Abhängigkeit gerät. Doch erkennen und handeln sind zweierlei, und ihre Liebe zu Mark zieht sie noch mehr in das Netz, in dessen Zentrum Annika zu stehen scheint. |
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widersetzen, kurze Zeit später saß ich in der Küche bei einer Tasse dampfendem Kakao. "Syl, das geht vorbei", sagte sie in warmen, mitfühlendem Tonfall zu mir. So als ob sie wüsste, welche Gedanken mich plagten. "Gönn dir ein bisschen Auszeit, wir werden dich die nächsten beiden Abende in Ruhe lassen. Vielleicht möchtest du ja zum Pferdestall schauen, Patrick kann dir vielleicht ein bisschen reiten beibringen." Ich lächelte schwach. "Danke, Herrin, das ist sehr liebenswürdig", brachte ich gerade so heraus. "Aber freu dich nicht zu früh, Patrick ist schwul", setzte sie nach und strich mir über Haar und Wange. Die Berührung ging mir schon wieder durch und durch, warum bloß? "Aber jetzt husch austrinken und dann ab in die Dusche". Sie schubste mich vom Barhocker und aus der Küche. "Sonst vertrödeln wir hier noch den ganzen Tag. Und sei brav, in ein paar Tagen brauche ich dich dann wieder". Sie zwinkerte mir lachend zu.
Ich hielt brav durch. Den ganzen langen Tag über und auch den nächsten. Da es Nachmittag zu regnen begann, bot mir Annika an, den Fitnessraum des Hauses und danach die Sauna zu benutzen. Britt war mir behilflich, doch sie sprach kaum ein unnötiges Wort. Es war schon später Abend, als ich frisch geduscht und geföhnt, eingewickelt in einen frischen flauschigen Morgenmantel, in Richtung meines Zimmers ging, mit nichts als dem Gedanken an Schlaf im Kopf. Als ich an der großen Halle vorbeikam, stutzte ich. Ein schwacher Lichtschein fiel auf den Flur, und ich vermeinte einen schwachen süßlichen Geruch wahrzunehmen. Ich spähte durch die Türe - und mein Herz machte einen Luftsprung. Mark saß da, allein, in seinem Kimono, und rauchte. Sein Blick in die Ferne gerichtet, die Augen ein wenig glasig. Eine Weile stand ich da, unfähig mich zu bewegen. Dann ging ich ganz langsam und leise auf ihn zu. Er nickte mir nur zu und lächelte, und das Lächeln drang mitten in mein Herz. Er rückte in dem breiten Sessel ein wenig zur Seite, bot mir Platz neben sich an. Ich setzte mich, schmiegte mich eng an ihn. Nahm einen tiefen Zug, als er mir das Mundstück einfach hinhielt. Und noch einen. Wir rauchten gemeinsam. Ein tiefe innere Ruhe erfüllte mich, als meine Pupillen weit wurden, der Blick ein wenig unstet. Ich konnte mein eigenes Blut in meinen Adern zirkulieren hören.
Wir wandten uns einander zu, nahezu synchron. Es brauchte keine Worte, unsere Lippen berührten sich, ein langer und inniger Kuss. Meine Arme um seinen Hals, die seinen an meinen Seiten.
Einander erforschen. Vorsichtig, innig, nach außen sachte, innerlich erfüllt vom lodernden Feuer. Atmen, beben, einfach sein - gemeinsam, synchron, im Einklang.
Es war natürlich, dass er aufstand, mich mit sich zog, zu jenem hinteren Teil der Halle, in dem ein paar Matten auf dem Boden lagen, ein paar Kissen und Decken scheinbar planlos verteilt waren. Natürlich, dass mein Morgenmantel von meinen Schultern glitt, natürlich, dass ich nackt vor ihm stand. Langsam den Gürtel seines Kimonos öffnete, den über seine Schultern abstreifte, mich vor ihn kniete und ihn von seiner Hose befreite. Wir legten uns hin, seitlich, ein Knie nach vorne abgewinkelt, der Kopf des einen auf dem Schenkel des jeweils anderen ruhend.
Langsam, unendlich langsam, tasten, liebkosen. Mit Händen, Fingerspitzen, Nase, Mund und Zunge. Fühlen, die Berührungen des anderen spüren. Forscher werden, riechen, lecken, kosten. Unendlich langsam, einander hinführen da, wo die Glut ist, noch dunkelrot. Beben und seufzen vor Lust. Lust auf mehr. Die Glut anfachen, saugen, lecken, streicheln. Auf einander warten, zulassen, sich öffnen. Die eigene Geilheit erwachen spüren, die Vibrationen des anderen fühlen. Schneller atmen, die Wogen durch den Körper rollen spüren, schwach erst, Ebbe, die zur Flut wird. Zeit lassen, nur nicht zu hastig, den Augenblick festhalten. Sparsam sein. Gerade dadurch immer geiler werden. Die Spannung spüren, das Zittern, das Vibrieren. Salziger Geschmack im Mund, schmecken, riechen, schlucken, mitten in der Woge des Orgasmus, die sich mit der Lust des Partners durchdringt. Keuchend liegen bleiben, Minuten, die wie Stunden sind.
Wir wandten uns einander zu, schlossen einander in die Arme. Die Lippen suchten und fanden einander, der fremde Geschmack mischte sich mit dem eigenen auf den fremden Lippen. Eng schmiegten sich die Körper aneinander, noch erschöpft vom ersten Höhepunkt, doch bereits wieder getrieben von Lust und Gier. Sachte rollte er mich auf meinen Rücken, blieb eng an mir, ich machte instinktiv die Beine breit, empfing ihn in meiner heißen feuchten Grotte.
Dehnung. Penetration. Der Augenblick des Nachgebens, Weichwerdens. Tief dringt der Schwanz in die Möse, die Eichel öffnet sie, dehnt sie auf, gleitet sachte über die feuchten Wände. Reibt sich an ihnen, sanft wie die ersten Stöße. Die Dehnung lässt nach, auch die Seele öffnet sich. Die Grenze ist überschritten, er ist in mir. Die Wellen der Lust breiten sich aus dem tiefen Inneren heraus aus ...
Irgend etwas war heute anders, intensiver. Das Ziehen war stärker, die Brüste spannten ganz leicht. Ich hielt mich fest an ihm, klammerte mich Halt suchend um seinen Leib. Seine Stöße wurden schneller, leidenschaftlicher. Das Tier in ihm erwachte, schien ihn voranzutreiben. Er war gefangen in seinem eigenen Rhythmus, weit weg und doch so nah, innerhalb meines Körpers. Ich spürte, wie die leichten Kontraktionen begannen.
Loslassen. Zulassen. Den Rhythmus aufnehmen, verstärken, ihm widerspiegeln. Dem Drängen nachgeben, das Becken zu heben, ihm entgegenzustoßen. Die Anspannung spüren, die Spannung seiner Muskeln. Den Schwanz anschwellen spüren, die eigene Geilheit zulassen, sich überrollen lassen von der eigenen Lust. Harte, fordernde Stöße, dann die heiße klebrige Flüssigkeit spüren. Randvoll. Die eigene Lust zulassen, den Geliebten spüren, Subjekt und Objekt der Begierde zugleich sein ...
Dazwischen bekamen wir Durst. Wir tappten nackt in die Küche, holten Wasser und Wein, tranken im Übermaß. Liebten uns weiter, als ob es kein Morgen gäbe. Schliefen schließlich erschöpft ein auf der Matte, nackt, eng umschlungen, unschuldig wie Kinder.
Als wir erwachten, saß Annika neben uns, ganz Milch und Honig im Ausdruck. Ihr Lächeln hatte einen Hauch des Leidens in sich, wie eine Vorahnung. Sie küsste erst Mark, dann mich auf den Mund. Mich durchlief ein eisiger Schauder. Ich wollte den Mund schon öffnen, zu allerhand Erklärungen ansetzen, doch sie legte mir den Finger auf die Lippen. "Steh dazu, Mädchen, halt den Rücken gerade, verlier nicht die Selbstachtung". Wir blickten beide etwas verlegen zu Boden, schickten uns an, unsere Kleidung zu suchen, doch sie hob die Hand. "Lasst uns gemeinsam frühstücken", sagte sie lächelnd und streifte auch ihren Morgenmantel ab. "Britt?". Ich hatte gar nicht bemerkt, dass das Mädchen auch in den Raum gekommen war. "Wir nehmen das Frühstück hier".
Wir knieten uns rund um einen der niedrigen Tische, die in diesem Teil der Halle standen, bald standen Kaffee, Tee und duftende Croissants auf dem Tisch. Annika reichte uns beiden die Hände, ich schloss mit Mark den Kreis. Ihre Kraft schien unendlich, es war, als würde sie die Liebe zwischen Mark und mir in unseren Bund mit einschließen, zu einem Teil des Kreises machen. Als wir losließen, konnte ich die Anstrengung einen kurzen Moment in ihren Augen ablesen, bevor sie sich wieder unter Kontrolle hatte. Wir frühstückten schweigend, doch es war eine angenehme Stille, die einschloss, nicht ausschloss. Die gemeinsame Nacktheit trug viel bei zu diesem Gefühl der Intimität, das uns ohne Worte wärmte.
Diesmal war es an mir, Annika in meinen Armen zu halten. Es war einer der seltenen Augenblicke, in denen ich erleben durfte, wie sie sich ganz fallen ließ. Ich Körper war weich, nachgiebig, als sie sich den Liebkosungen ihres Gefährten hingab. Ich kann meine Gefühle kaum beschreiben, als der Mann, den ich liebte, die Frau, die ich liebte und in meinen Armen hielt, zu immer neuen Gipfeln der Lust führte, sich schließlich endlos lange, quälend langsam mit ihr vereinigte, sich in ihren Schoß ergoss, keuchend auf ihr liegen blieb. Wir streichelten beide seinen Kopf, bis sich der Knoten langsam löste, die Spannung aus der Situation abgebaut war. Plötzlich war uns die gemeinsame Nacktheit unangenehm, wir griffen alle drei etwas linkisch nach unseren spärlichen Kleidern, lächelten einander noch einmal zu und zogen uns in unsere Zimmer zurück.
Draußen regnete es. Einem plötzlichen Impuls folgend, warf ich meinen Morgenmantel wieder ab, öffnete die Tür meines Zimmers in den Garten und lief hinaus in den Regen. Breitete die Arme aus, ließ das eiskalte Wasser auf Haut und Haare prasseln. Binnen kurzem war ich klatschnass, das Gras eiskalt an meinen nackten Füßen. Ich achtete nicht darauf, ließ das Wasser an mir abperlen, legte den Kopf in den Nacken, versuchte davon zu trinken. Tanzte selbstvergessen durch den Garten. Wollte meinen Körper in jeder Faser spüren. Wasser, Wind, Kälte an meiner Haut. Es tat gut, unglaublich gut. Als ich schließlich wieder ins Zimmer kam, spürte ich erst, dass ich vor Kälte am ganzen Leib zitterte. Nass wie ich war, warf ich mich auf mein Bett, zog mir die Decke bis zum Kopf und schlief nahezu augenblicklich ein. Es war erst eine Stunde vor dem Abendessen, als mich Britt sachte weckte, mich kopfschüttelnd ansah. "Komm Syl, es wird eine Weile dauern, bis du wieder unter Menschen gehen kannst", sagte sie nur. Ich folgte ihr ins Bad. Eine Hand auf dem Medaillon. Nur diesen Urlaub noch, sagte ich zu mir selbst, immer wieder, wie ein Mantra.
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