Schicksal (fm:Sonstige, 3875 Wörter) [1/3] alle Teile anzeigen | ||
Autor: Aphrodite | ||
Veröffentlicht: Aug 05 2009 | Gesehen / Gelesen: 17161 / 13093 [76%] | Bewertung Teil: 8.45 (22 Stimmen) |
Eine Liebesgeschichte in mehreren Teilen: Annika und Jan lernen sich auf einer Singleseite im Internet kennen. |
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Er drehte sich nicht mehr um. Ohne ein weiteres Wort ging er zur Tür zu seinem Hof, öffnete sie und schloss sie fest hinter sich zu, während sie in ihren Wagen stieg, sich anschnallte. Sie ließ ihn gehen. Schweigend. Und ohne Tränen. Schnell drehte sie den Schlüssel um und fuhr an, schnell aber ruhig durch die kurze Straße, in der er wohnte, entlang, bog dann nach links Richtung Dorfausgang. Als sie das Ortsausgangsschild hinter sich gelassen hatte, fuhr sie rechts an den Straßenrand und starrte über das Lenkrad. Sie war allein. Mit ihrem Schmerz, der Wut und Trauer und der Verzweiflung, wie sie nur Liebeskummerkranke kennen. Sie war allein und sie ließ ihn gehen. Schweigend. Und ohne Tränen.
Sie hatte irgendwo einmal gelesen, das wenn man liebt, auch denjenigen gehen lassen müsse. Und das tat sie. Sie ließ ihn gehen, weil sie ihn so sehr liebte. Sie hätte es schon längst tun sollen. Nein, sie hätten sich nie kennen lernen dürfen. Aber kann man seinem Schicksal entkommen, beziehungsweise sich ihm entziehen??
Gebrochen krampften sich ihre Finger um das Lenkrad, so sehr, dass die Knöchel weiß wurden. Er war fort. Fort aus ihrem Leben. Allein. Ein Zittern durchfuhr ihren Körper, sie brach zusammen, sackte wie eine leblose Hülle in sich zusammen und schluchzte. Jetzt hemmungslos und laut. Sie hielt sich die schmal gewordenen Hände schützend vor das Gesicht, wie um den Damm der Tränen zu halten. Erfolglos. Sie weinte, hemmungslos bis keine Tränen mehr kamen. Und auch er kam nicht mehr.
Alles hatte so wunderbar angefangen. Seit über einem Jahr war sie Single und ertrug mit Ruhe und Kraft die mitleidigen Blicke ihrer Freunde und Familie, denn sie wussten nicht von der berauschenden Affäre, die so lang ihr Leben beglückt hatte. 7 Jahre hielt das Glück, dass beide Partner in keinster Weise für möglich hielten. In diesem Lebensabschnitt mit 20 war er für sie der Richtige. Er war lieb und geduldig. Eroberte Annika langsam und gefühlvoll. Nahm ihr die Angst, die sich durch den Missbrauch eines Mannes vor 10 Jahren aufgebaut hatte. Sie liebte ihn DAFÜR, das bemerkte sie viel zu spät und so verliefen die Jahre. Aber es war nicht das, was sie suchte. Und so endete es, wie es damals anfing: ruhig und unauffällig. Freundschaftlich und geheimnisvoll.
Und nach einem halben Jahr war sie wieder bereit für einen Mann. Die Suche begann. Aber das Problem war ihre Schüchternheit. Und sie war nicht sehr selbstbewusst, was ihr Aussehen anging. Die üblichen Problemzonen einer Frau waren auch ihr Problem: zu üppige Oberschenkel, zu kräftig im Allgemeinen. Mollig, sagten die einen, dick die anderen.
Freunde empfahlen ihr das Internetdating. Schließlich hatten sich drei ihrer Freunde dort gefunden. Es war DAS Medium, wo man sich heutzutage kennen lernte. Bei einem der großen und bekannten Anbieter meldete auch sie sich an. Durch einen Wust an Fragen arbeitet sie sich durch, feilte hier und dort an den Formulierungen, bis sie endlich zufrieden war. Endlich war sie bereit für das neue Abenteuer Internetdating. Wie schnell wurde sie auf den harten kalten Boden der Tatsachen zurückgeholt. Das von ihren Freunden so romantisch angepriesene Kennenlernen entpuppte sich als schnelle Nummer. Im wahrsten Sinne des Wortes. Einige der "Bewerber" kamen ohne Umschweife und Höflichkeiten sofort auf das Thema, was sie wirklich haben wollten: Sex, eine schnelle Nummer, ONS. Andere verpackten es allerdings geschickt in höflicher Verpackung. Wieder andere entpuppten sich als absolute uninteressante Flops. Aber sie war nicht eine, die so schnell aufgab.
Dann lernte sie Matthias kennen. Humorvoll, respektvoll und ausgesucht höflich. Sie verstanden sich sofort. Zuerst per Mail des Flirtbetreibers, dann per Chat. Sie hatten viele Gemeinsamkeiten und auch ähnliche Interessen. Nach wenigen Tagen hatten beide das Gefühl, sie würden schon ewige Zeiten plaudern und nach einer Woche verabredeten sie sich zum ersten Date bei einem Griechen in der Nähe. Sie freute sich riesig darauf Matthias endlich live zu sehen. Aber dann kam 2 Stunden vor dem Treffen eine Email, das er nicht kommen würde, er sei krank. Besorgt versuchte sie ihn auf seinem Handy zu erreichen. Vergebens. Danach hörte sie nie wieder etwas von ihm.
Nach einer Woche war Matthias vergessen. Die Wut auf ihn half ihr darüber hinweg, sie wunderte sich selbst über sich, dachte sie doch schon das erste leichte Flattern in ihrem Bauch gespürt zu haben.
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