Lavendel duftet nicht nur blau - Teil 1: die Reise (fm:Romantisch, 3175 Wörter) [1/11] alle Teile anzeigen | ||
Autor: Anna B. | ||
Veröffentlicht: May 10 2011 | Gesehen / Gelesen: 24807 / 17708 [71%] | Bewertung Teil: 8.77 (56 Stimmen) |
«Wenn ein Mädchen auch scheu wie eine Maus ist, so muß man doch den Tiger in ihm fürchten.» Geschichte von Anna und ihrem Mann Roman – und wie Anna in der Provence ihre bisher verborgenen lustvollen Bedürfnisse entdeckt. |
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Lavendel duftet nicht nur blau/1
"Wenn ein Mädchen auch scheu wie eine Maus ist, so muss man doch den Tiger in ihm fürchten."
Chinesisches Sprichwort
Die folgende Geschichte ist ein Auszug aus meinem umfangreichen erotischen Roman "Lavendel duftet nicht nur blau", der über 140 Seiten Text umfasst. Er erzählt die Geschichte eines jungen Ehepaars, das seine nachgeholte Hochzeitsreise in die Provence erlebt und bei der vor allem Anna, die Protagonistin, ihre verborgene erotisch-sexuelle Erlebnisfähigkeit und ihre Lüste immer mehr entdeckt - und auslebt. Anna B.
Endlich hat die Provence wieder ihre Ruhe gefunden, nachdem der Mistral während des ganzen Tages fast ununterbrochen seinen heißen Wind über das Land gefegt und alles knochentrocken gelegt hatte. Am Spätnachmittag hatte ein kurzer Regenschauer die Luft vom Mistral-Staub gereinigt. Mehr nicht. Zu einer merklichen Abkühlung hat der warme Landregen nicht gereicht. Die Luft ist jetzt glasklar. Ein leichter Duft von Lavendel und Ginster schwebt über der flachen, nur von kleinen Büschen durchsetzten und mit kleinen Erdhügeln aufgelockerten Ebene. Eine Akazienallee säumt die Naturstrasse, die zur Ferme führt. Sonst ist weit und breit kein Zeichen von menschlicher Zivilisation zu entdecken. Das nächste Dorf liegt zehn Autominuten entfernt. Die Ferme liegt breit und behäbig wie eine brütende Glucke mitten im weiten Ginstergebüsch, das von blühenden Lavendelsträuchern durchsetzt ist. Der pastellblaue Lavendel wirkt im senffarbenen Ginster wie Pickel im Gesicht eines Teenies. Die Ferme ist eine jener typischen Gehöfte der Provence: massiv, fast grobschlächtig mit wuchtigen Kalksteinen gebaut; unverputzt. Die verborgene Eleganz dieses Rustikalbaus wird erst bei näherem, aufmerksamem Betrachten aller Baudetails bewusst, und sie findet ihre Krönung im orangefarbenen Ziegeldach südlicher Prägung, dessen Struktur einer mit dem Sägemesser geometrisch streng gezogenen Tortengarnitur ähnelt. Um das Haus herum ist eine massive Mauer gezogen, die da und dort bereits Verfallserscheinungen zeigt. Ein rohhölzernes, verwittertes Holztor nimmt den Zufahrweg übergangslos auf. Es muss Jahrzehnte her sein, seitdem es das letzte Mal geschlossen worden war. Wuchernde Büsche und Unkraut um die Torflügel sprechen eine klare Sprache.
Längst ist das Gehöft seinem ursprünglichen Zweck entzogen. Es dient seit einigen Jahren als Zweitsitz einer Familie, die es verstanden hat, den rustikalen Charme harmonisch mit den Annehmlichkeiten einer zeitgemäßen Zivilisation zu verbinden, ohne dass dem zufälligen Betrachter auf den ersten Blick auffallen würde, dass die Ferme den Begriff Landwirtschaft nur noch vom Hörensagen kennt. Das Chaos und die Unordnung der Ferme hat System. Jeder Gegenstand am und ums Haus, jedes Pflänzlein, jeder Busch und Baum wurden vom Besitzer mit Liebe und sehr wohl bedacht dort hingestellt oder gepflanzt, wo sie hingehören. Sei es der morsche und zerfallene Leiterwagen neben der Eingangstüre, der als Gestell für einige südliche Topfpflanzen dient, seien es die rostigen Radreifen, die gelangweilt am Hoftor lehnen oder seien es eben die artenreichen Pflanzungen mit einheimischen Büschen, die gerade jetzt ihre ganze Blütenpracht entwickeln und den Garten hinter der Mauer in eine duftende und bunte Farbpalette verwandeln. Das Singen der Zikaden wird merklich lauter, dieses seltsame hohe, eintönige Sirren, das man erst wieder bewusst wahrnimmt, wenn die Insekten unvermittelt innehalten. Der Platzregen vom Nachmittag hat sie offensichtlich belebt. Hinter den weit entfernten Hügeln im Westen der Ebene versinkt langsam aber unaufhaltsam der glutrote Feuerball der Sonne, nicht ohne mit einem heißen Flimmern, das wie ein letztes Winken über den Hügeln zittert, gute Nacht zu sagen. Am roten Abendhimmel unterbricht ein Schwarm Flamingos die Glutfarbe des Abendhimmels. Ihre eleganten, graziösen, ja vornehmen Flugbewegungen erinnern an bewegte Schattenbilder in einem Scherenschnitt. «So muss der Frieden im Paradies sein», denkt Anna und kann sich kaum sattsehen an diesem völlig undramatischen, aber gerade deswegen so bewegenden Naturschauspiel der sich zur Ruhe legenden Ebene. Anna und ihr Mann Roman sitzen auf der pergola-überdeckten Veranda in großen, bequemen Weidensesseln mit ausladenden Rückenlehnen, wortlos, die traumhafte Abenddämmerung genießerisch aufsaugend. Noch vor 48 Stunden stressten beide durch die Hektik ihrer Heimatstadt, um die letzten Vorbereitung für Ihre Ferien in der Provence zu treffen, um die letzten Anweisungen
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