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Das unheimliche Haus (fm:Ältere Mann/Frau, 3458 Wörter)

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Veröffentlicht: Jul 31 2011 Gesehen / Gelesen: 28396 / 23025 [81%] Bewertung Geschichte: 8.33 (75 Stimmen)
Manchmal wohnt in einem Hexenhaus keine Hexe ... oder doch?

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Das unheimliche Haus

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie mich schon damals auf dem Fußweg in die Realschule ein merkwürdiges Gefühl beschlich, wenn ich an jenem Haus vorbei trottete. Da ging etwas Unheimliches, ja geradezu Unwirkliches von jenem Gebäude aus.

Die kleine Villa, kaum größer als ein Einfamilienhaus, lag etwas zurück gelegen von der Straße. Der Vorgarten wirkte stets ungepflegt, ganz anders als die umgebenden Grundstücke, deren Rasenflächen und Beete akkurat instand gehalten waren. Der Eigentümer machte sich offenbar keine Mühe damit, den Rasen zu stutzen, das Unkraut zu zupfen, die Hecken und Bäume zu beschneiden. Vereinzelt ragten sogar Sprösslinge der umgebenden Bäume aus der verwilderten Rasenfläche.

Eine Fassade war kaum mehr zu erkennen. Sie war von wildem Wein und Efeu überwuchert. Gelegentlich musste der Besitzer wohl die Fensteröffnungen von dem Wildwuchs befreien, um den Blick ins Freie zu erhalten.

Für mich und viele meiner Altergenossen war dieses Gebäude das Hexenhäuschen, wie es uns die Märchen aus alter Zeit überliefert haben.

Dieses Haus wurde von einer Frau mittleren Alters alleine bewohnt. Ich habe sie selbst erst später einmal gesehen, als sie gerade das schon brüchige Gartentor hinter sich zuschlug. Bis dahin war sie mir nur vom Hörensagen bekannt.

Zu diesem unheimlichen Haus musste eine ebenso geheimnisvolle Bewohnerin gehören. Das war der Tenor aller Erzählungen meines Freundeskreises. Bis zu jenem Tag, als ich sie das erste Mal leibhaftig erleben konnte, stellte ich sie mir leicht gebückt, mit Buckel, langen Gewändern und von dicken Tüchern verdecktem Haupt vor.

Aber diese Fantasie hatte mit der Wirklichkeit rein gar nichts gemein. Diese Frau schien mir recht stämmig. Sie trug statt lodernder Gewänder einen beigefarbenen Trenchcoat. Auch ihr Haar war nicht mit dicken Tüchern bedeckt. Ihre rötlich-blonde, leicht gelockte Pracht war hinten zusammen gesteckt, so dass ihr Kopf größer erschien als er wirklich war.

Diese erste Begegnung weckte in mir große Neugier. Da passte so rein gar nichts zu meinen Vorstellungen. Mir verblieb indes eine gewisse Beklommenheit, wenn ich daran dachte, ihr irgendwann unmittelbar gegenüber zu stehen. Würde sie mich mit blitzenden Augen fixieren? Oder würde sie mir böse Worte entgegen schleudern? Oder packte sie mich gar und würde mich zur Seite stoßen?

Doch bis es so weit wäre, ihr leibhaftig gegenüber zu stehen, würde noch eine lange Zeit vergehen. Das wusste ich damals natürlich nicht. So mühte ich mich, meine Neugier durch intensive Beobachtung jenes Hauses und seiner Bewohnerin zu befriedigen.

Doch mein Erfolg blieb mehr als bescheiden. Ich habe die Person wohl noch einige Male gesehen. Sie wirkte mehr wie die Mutter mehrerer Kinder. Ihr volles, rosiges Gesicht, das schon einige Falten zierte, schien mir sogar eine gewisse Güte auszudrücken. An einem warmen Sommertag bemerkte ich sogar, dass sie die Fußnägel lackiert hatte. Die Zehen leuchteten mich in hellem Rot aus den offenen Sandalen an.

Das passte alles nicht zu den Erzählungen, die weiter in meiner Umgebung verbreitet wurden. Schulkameraden versicherten mir, dass sie bemerkt hätten, wie diese Hexe Mitschüler in ihr Haus geschleppt hätte. Manche seien nie wieder danach gesehen worden. Wahrscheinlich hätte diese Frau sie geschlachtet, gekocht und danach genüsslich verspeist.

Selbst meine Eltern meinten einmal beiläufig, ich solle mich vor ihr in Acht nehmen. Ihr geschiedener Ehemann sei verschwunden. Niemand wisse, wo er verblieben sei. Als Junge sollte ich Obacht geben, ihr keinesfalls ins Haus zu folgen.

Nach dem Schulabschluss und dem Beginn meiner Tischlerlehre ist dann irgendwann das Interesse an dieser Person abgeebbt. Wenn ich an meine damaligen Ängste zurückdachte, musste ich zuweilen schmunzeln. Es schien mir nun geradezu kindisch, eine Person nur nach dem wenig

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