Joyride (fm:Sonstige, 9598 Wörter) [1/2] alle Teile anzeigen | ||
Autor: Seajade | ||
Veröffentlicht: Oct 15 2011 | Gesehen / Gelesen: 27893 / 20844 [75%] | Bewertung Teil: 9.39 (88 Stimmen) |
Ein Rachefeldzug lässt zwei gänzlich verschiedene Menschen aufeinandertreffen. Das Abenteuer beginnt. |
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zwei Stunden sind wir am Treffpunkt. Genieße solange die Aussicht." Die Tür schlug hinter Beatrice zu und sie hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte.
Was Beatrice dort im Mittelmeer in der Sonne funkeln sah, nahm ihr im ersten Moment den Atem. Das war schon keine Yacht, auch keine Megayacht, das war ein Luxusliner im Kleinformat. Schlohweiß mit goldenen Umrandungen strahlte dieses Schiff eine Imposants aus, die jeden Betrachter fasziniert innehalten ließ. Die Shanti, auf der sie sich jetzt befand, war schon das Prachtexemplar einer Yacht, doch das, was sie nun vor sich hatte, bestätigte nur die Dekadenz seines Besitzers. Joyride stand in großen goldenen Lettern am Bug des Schiffes. Auf dem obersten Deck konnte Beatrice eine winzige Gestalt ausmachen. Sie kniff die Augen zusammen um besser sehen zu können, als sich hinter ihr die Tür öffnete. "Es ist soweit. Du wirst erwartet!" Ron stand in einem weißen Anzug vor Beatrice, die jedoch keine Anstalten machte, sich vom Fenster weg zu bewegen. "Gräfin!" Der Frau stockte das Blut in den Adern. Rons dunkle und herausfordernde Stimme hatte sie mit ihrem Titel angesprochen. Woher wusste er davon? Wütend wandte sie sich um. Dabei flog ihre rotblonde Lockenpracht durchs Gesicht. Ron war neben sie getreten, blickte wie sie zu der Gestalt auf dem gegenüberliegenden Schiff. "Van Grothen wartet!" sagte er mit ruhiger Stimme. "Dann soll er kommen und mich holen. Ich werde auf keinen Fall einen Fuß auf dieses Statussymbol seiner Macht setzten." erwiderte Beatrice entschlossen. Wieder schmunzelte Ron, nickte mit geschürten Lippen. "Ganz wie du willst!" erwiderte er und "Ja, das will ich! Ich gehe auf jeden Fall nicht freiwillig zu diesem dekadenten Scheißkerl. Er meint, er kann mit Geld alles machen. Anstatt auf solch einem Schiff zu hausen, sollte er Mal sein Geld den Menschen geben, die damit etwas Sinnvolles anfangen können." gab Beatrice wütend zurück. Ron sah im Augenwinkel, wie die Gestalt vom Deck verschwand. Zeitgleich hörte er über sein verstecktes Mikro im Ohr, wie Anweisungen gegeben wurden und er schmunzelte. "Nun gut, dein Empfangskomitee wird gleich erscheinen." Ron drehte sich um und verließ den Raum. Er ließ die Tür offen, sodass Beatrice ungehindert die Kabine verlassen konnte. Darüber war sie so überrascht, dass sie für einige Sekunden verdattert dastand. Als sie die Situation schließlich erfasste, war es zu spät. Zwei stattliche Kerle standen vor ihr, deuteten ihr an, mitzugehen. Das also war Raymand van Grothens Art, seinem vermeintlichen Eigentum habhaft zu werden. Bockig verschränkte Beatrice die Arme vor der Brust. Sie würde eher ins Wasser springen, als freiwillig auf diesen riesigen Pott dort drüben gehen. Auch die zweite Aufforderung der Herren ließ sie unbeachtet, schaute vielmehr wieder rüber zu dem Schiff, wo die Gestalt wieder zu sehen war. Sie wusste genau dass es Raymand van Grothen war. Wer sonst sollte auf der Kommandobrücke so selbstgefällig stehen. Plötzlich fühlte sie eine Hand in ihrem Nacken, spürte, wie die Finger sich um ihren Hals spannten. "Bitte!" Der Kerl, der sie so zufassen bekommen hatte, deutete auf die Tür, mit freundlich Stimme und eisernem Griff. Beatrice blieb nichts anderes übrig. Sie folgte ihm.
Je näher sie dem Schiff kamen, desto gewaltiger wirkte es. Beatrice schätze sie auf gut hundertdreißig Meter Länge und an die zwanzig Meter Höhe. An der Steuerbordseite hatte sich eine Schott geöffnet, an dem das flinke Beiboot der Shanti nun anlegte. Ihre Begleiter halfen ihr beim Aussteigen und schon stand sie in dem Statussymbol und war überwältigt. Boden und Decke waren in edlem Holz gehalten, die Wände mit feinsten Damasttapeten verkleidet. Sie wurde durch einen langen Korridor geführt, konnte durch große Panoramafenster und Türen teilweise in Räume oder nach draußen sehen. Es ging eine Treppe weiter hoch, und ein weiterer Flur erstreckte sich vor ihr. An den Türen aus Wurzelholz standen die Bezeichnungen der einzelnen Räume: großer Salon, kleiner Salon, Bar. Beatrice fragte sich, ob Raymand van Grothen vielleicht selber nur ein Passagier auf diesem Schiff war oder ob er Passagiere an Bord hatte. Denn selbst eine kleine Boutique fehlte nicht, wenngleich sie auch verschlossen war. Vermutlich für die vielen hübschen Frauen, die der reiche Kerl ständig um sich hatte. Diese Modepüppchen mit einer Maskerade aus Schminke, die ihnen aus dem Gesicht zu fallen drohte, wenn sie stolperte. Demonstrativ schüttelte Beatrice ihre rotblonde Mähne. Sie trug ihr Haar meist offen oder praktisch zu einem Pferdeschwanz gebunden, schminkte sich äußerst selten und verabscheute auch sonst alles, was mit dem Schönheitskult in Verbindung gebracht wurde.
Die Männer deuteten auf eine der unzähligen Türen, öffneten sie und schoben sie in eine Kabine, die verschwenderisch groß war, mit einem eigenen Balkon und voll ausgestatteten Badezimmer. Kaum das sie in der Kabine war, spürte sie einen Ruck durch das Schiff gehen. Die Motoren waren gestartet worden und die Joyride nahm binnen Sekunden Fahrt auf. Deshalb hatten die Kerle auch die Tür nicht verriegelt. Sie wussten, dass die junge Frau keine Möglichkeit bekommen würde, zu verschwinden. Beatrice schaute sich gewissenhaft in dem riesigen Raum um. Nun kam ihr ihre Ausbildung zu gut. Sie schmunzelte. Nach ihrem Studium in Biologie und Botanik war sie bei einem der vielzähligen amerikanischen Geheimdienste unterkommen. Sie kannte daher die Tricks, wie und wo man Minikameras und Wanzen verstecken konnte. Gewissenhaft durchsuchte sie die gesamte Kabine und fand - nichts! Es war kaum vorstellbar, dass sie nicht kontrolliert wurde. Vorsichtig öffnete sie die Tür, doch auch auf dem Flur war niemand zu sehen. Sie konnte sich tatsächlich frei bewegen. Beatrice warf den Rucksack mit ihren wenigen Habseligkeiten achtlos in die Kabine und trat auf den Korridor. Niemand war zu sehen. Bea grinste zufrieden. "Also dann, wollen wir doch mal sehen, was dieser Riesenpott zu bieten hat."
"Diesmal kann sie mir nicht entwischen!" Raymand van Grothen stand mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck und verschränkten Armen vor einem der unzähligen Monitore auf der Brücke. Ron saß vor dem Joystick, mit dem er die Yacht steuerte und schaute skeptisch zu seinem Freund hinüber. "Trotzdem find ich es zu riskant, sie so alleine übers Schiff streifen zu lassen. Du kennst sie, weißt, wie sie ist. Es wäre nicht das erste Mal, das sie dir etwas sabotiert." gab er zu bedenken. "Was soll sie hier schon sabotieren? In die Kontrollzentrale kommt sie nicht rein. Lass sie nur das Schiff erkunden. Soll sie sehen, wie ich hier lebe." "Dekadent!" grinste Ron. "Das hat sie gesagt?" Ray wendete den Blick seinem Freund zu. "Das hat sie!" bekräftigte dieser, fügte noch hinzu: "Sie sagte, du seist ein dekadenter Scheißkerl!" Ray grinste breit, blickte dann wieder auf die Monitore. Nach kurzem Suchen fand er Beatrice, die auf dem großen Sonnendeck am Heck des Schiffes stand und fasziniert zu dem riesigen Pool hin sah. Ray betätigte einige Knöpfe, konnte nun mit einem weiteren Joystick die Kamera des Sonnendecks steuern. Er folgte Beatrice zum Pool, wo sich die junge Frau hingehockt hatte und die Temperatur des Wassers prüfte. "Zweiunddreißig Grad. Ganz wie du es liebst, kleiner Wildfang!" murmelte Ray lächelnd.
Beatrice hätte sich am liebsten ihrer Sachen entledigt und wäre ins Wasser gesprungen, denn das Thermometer zeigte fast vierzig Grad an. Kein Lüftchen wehte auf dem Mittelmeer, was äußerst selten war. Sie schaute sich um. Niemand war zu sehen und doch fühlte sie sich beobachtet. Sicherlich waren auf dem Deck Kameras versteckt und sie zweifelte auch nicht daran, dass Raymand van Grothen sie beobachtete. Einen letzten sehnsüchtigen Blick auf den Pool werfend wendete sie sich ab und verließ das Sonnendeck.
Drei Tage war Beatrice nun bereits auf dem Schiff, aber Raymand van Grothen hatte sie noch nicht zu Gesicht bekommen. Offensichtlich zog er es vor, ihr aus dem Weg zu gehen. Wahrscheinlich wurde er sich der Tragweite seines Handelns nun bewusst. Immerhin hatte er sie gegen ihren Willen hier her verschleppt. Juristisch gesehen war das Freiheitsberaubung. Trotz ihrer täglichen Spaziergänge übers Schiff hatte sie noch nicht annähernd die Hälfte von ihm erkundet. Immer wieder tauchte ein neuer Korridor, eine neue Tür auf. Vor einer solchen stand Beatrice eines Morgens, öffnete sie und fand einen großen Fitnessraum dahinter verborgen. Bea verschloss sie wieder, öffnete die nächste und glaubte zu träumen. Eine Bibliothek! Wände voller Bücher. Völlig verblüfft betrat sie den Raum und sah sich um. Eine solche Sammlung von Büchern hatte sie noch nie gesehen. Die Regale reichten bis an die fast drei Meter hohe Decke. Alles war vertreten. Von der klassischen alten Literatur bis hin zum modernen Roman, Krimis und Liebesromane, Dokumentationen und Biografien. Beatrice nahm sich eines der Bücher aus dem Regal, blätterte in ihm, stellte es wieder zurück, nahm das nächste. Sie war verzaubert von der Flut der Bücher, setzte sich an einen der kleinen Tische, die im Raum standen, und begann zu lesen. Das Buch nahm sie so gefangen, dass sie total die Zeit vergaß. Die Sonne ging schon unter, als es an der Tür klopfte. "Gräfin, sind sie hier?" Rons Stimme ließ Bea erschrocken hochfahren. "Ja, äh, hier. Die Tür war offen, ich bin einfach hineingegangen. Entschuldigung." stammelte sie verwirrt, gerade noch in der imaginären Welt des Buches versunken. "Das ist auch in Ordnung. Einer der Serviceleute hatte sie als vermisst gemeldet, da sie ihr Mittagessen nicht angerührt hatten." erklärte Ron. "Mein Mittagessen?" Beatrice schien nicht zu verstehen. " Ihr Mittagessen!! Bevor wir nun unsere Suchtrupps losschicken, wollte ich Mal sehen, ob sie nicht doch noch am Bord sind." fuhr Ron fort. "Aber ich bin doch gerade erst hergekommen!" erwiderte Beatrice verwundert und schlug das Buch, in dem sie gelesen hatte, zu. "Gerade? Laut unserer Überwachungskameras sind sie seit heute Morgen um neun hier. Jetzt haben wir schon neunzehn Uhr. Wenn sie das als gerade hergekommen bezeichnen." entgegnete Ron schmunzelnd. Beatrice schüttelte den Kopf, noch immer ganz wirr von den letzten Augenblicken, erklärte dann zu Ron hin: "Ich - ich hab total die Zeit vergessen!" "Kein Problem. Nehmen sie ihren Schmöker und kommen sie mit mir Essen." Ron deutete mit dem Kopf auf das Buch und mit dem Arm zur Tür. Beatrice nickte, verließ vor Ron die Bibliothek. Der gab einen positiven Fingerzeig zur Deckenkamera hin, die sich daraufhin ausschaltete.
Zwei Tage verbrachte Beatrice nun schon in der Bibliothek und hatte noch nicht annähernd die Bücher in der Hand gehabt, die sie interessierten. Am Morgen hatte sie eine Wand mit erotischen Büchern gefunden. Eine ganze Stunde hatte sie davor gestanden und nur geschaut, hin und wieder ein Buch entnommen und kurz darin geblättert, wieder zurückgestellt. Dann fand sie ein Buch über das alt indische Kamasutra. Sie lächelte beim Anblick der Bilder, las einige Textzeilen. Was dort stand, entsprach ganz dem Traum einer Frau, beworben zu werden. Was die bittere Erkenntnis brachte, dass sie erworben worden war. Sie stellte es wieder beiseite.
Ray übergab seinen ersten Offizier mit klaren Anweisungen das Steuer. Er hatte Beatrice den ganzen Morgen in der Bibliothek über einen der Monitore beobachtete und mit einem ironischen Lächeln festgestellt, dass sie seine erotische Bücherwand entdeckt hatte. Er warf nochmals einen Blick auf den Bildschirm, erklärte dann zu Ron gewandt: "Wollen wir unserer Passagierin doch endlich einen Antrittsbesuch abstattet." "Nach einer Woche wird es wohl Zeit!" bemerkte Ron trocken. "Eben!" grinste Ray und machte sich auf den Weg zur Bibliothek.
Beatrice war in einem erotischen Roman vertieft. Sie hatte solche Bücher bisher noch nicht gelesen. Nicht das sie prüde war, sie waren ihr einfach nicht in die Hände gefallen. Außerdem fragte sie sich, ob das, was auf diesen unschuldigen weißen Seiten stand, auch im wirklichen Sexleben passierte. Sicherlich hatte sie schon so manchen Softporno gesehen, aber immer bezweifelt, ob den Frauen das, was sie da taten, auch wirklich gefiel. Papier war da geduldiger, da spielte mehr die Phantasie mit. Diese Phantasie ging momentan mit Bea durch. Sie spürte wie ihr Blut in Wallung geriet, spürte ein Kribbeln in ihrer unteren Körperhälfte, das sie mühsam zu unterdrücken versuchte. Was der Protagonistin in dem Roman passierte - Bea fragte sich ob sie das alles auch zulassen würde. Geschlechtsverkehr der ausnahmslos alle Körperöffnungen benutzte. Allein der Gedanke daran ließ sie erröten und gleichzeitig ihr Blut noch mehr fließen. Sie kam mehr und mehr in einen Erregungszustand, den sie schon lange nicht gespürt hatte. Genau in diesem Moment öffnete sich die Tür und jemand trat ein. Bea hörte es, atmete tief durch um sich wieder unter Kontrolle zu bringen und sagte, ohne aufzusehen: "Ich komme gleich Ron!" "Nur keine Eile. Wir sind auf einem Schiff, da geht einem so schnell nichts verloren!" Erschrocken schaute Beatrice auf und erkannte, wer da vor ihr stand. Raymand von Grothen! Er lehnte lässig am Türrahmen musterte Beatrice mit einem abschätzenden Blick. Für einen Moment war sie überrascht, hatte sie ihn doch ganz anders in Erinnerung.
Es war nun schon sechs Monate her, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Damals hatte er wie ein Racheengel vor ihr gestanden, als sie von der Polizei in Capri geschnappt worden war. Er hatte sie aus seinen dunklen Augen mit kaltem Blick gemustert, die Hände in den Hosentaschen vergraben, ganz so, als wolle er sich selber daran hindern, Hand an die Frau zu legen, die sich nun schon zum dritten Mal an seinem Eigentum vergriffen hatte. Erst Hamburg, dann Amsterdam, nun Capri. Diesmal war sie mehr wie erfolgreich gewesen. Er trug damals einem dunklen, vermutlich sündhaft teuren Anzug, strotzte vor Energie. Groß, vornehm, arrogant und fürstlich war sein Auftreten gewesen. Raymand van Grothen war ein über alle Maßen erfolgreicher Immobilienmakler, besaß ganze Straßenzüge in den einzelnen Metropolen Europas. Im Harz hatte er einen ca. 6 ha großen Park gekauft. Der gehörte einstmals Beatrice Familie, wurde jedoch nach dem Tod ihres Vater von einer Nachlassgesellschaft verwaltet, die ihn Gewinn bringend los werden wollte, was ihnen auch gelungen war. Beatrice hatte dort den größten Teil ihres Lebens verbracht. Erinnerungen an eine schöne Kindheit waren mit dem Park verbunden gewesen. Und van Grothen hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als ihn weiter zu verkaufen. Nun wurde dort ein neuer Industriestandort gebaut. Gut für die Region, erklärte die ortsansässige Politik und lobte van Grothen in höchsten Tönen. Für Beatrice jedoch war es das letzte Stück Heimat gewesen. Sie hatte es dem Millionär nie verziehen, glaubte das er ihren Vater in den Selbstmord getrieben habe und einen wahren Rachefeldzug gegen ihn angestrebt. In Hamburg hatte sie ein Hotel des Millionärs mit einfachen Stinkbomben für Tage unbewohnbar gemacht. In Amsterdam hatte sie weißes Pulver, das Heroin zum verwechseln ähnlich sah, in seinem Nobelschlitten versteckt und der Polizei einen Tipp gegeben. In Capri nun hatte sie eine seiner vier Jachten versenkt, die dort vor Anker lagen. Dabei war sie dummer Weise erwischt worden und ins Untersuchungsgefängnis gelandet, wo sie von Raymand van Grothen nach drei Wochen gegen eine Kaution freigekauft worden war. Warum auch immer! Sie hasste diesen neureichen Multimillionär. Er schwamm in seinem Geld, während sie selber um jeden Cent kämpfen musste. Dabei stammte sie selber aus einer einstmals wohlhabenden, behüteten alten Landadelsfamilie, die unverschuldet bankrott gegangen war. Dunkle Geschäftemacher hatten ihren Vater in den Ruin geführt, letztlich auch seinen Selbstmord zu verantworten. Beatrice suchte lange nach einer Verbindung zu Raymand van Grothen, der kurz darauf den Park gekauft hatte. Sie vermutete in ihm einen der Geschäftsfreunde ihres Vaters.
Das die Polizei in Capri bestechlich war, wurde ihr schnell klar. Mit Geld konnte man dort alles erreichen. Man hatte sie schlicht und ergreifend an Raymand van Grothen verkauft und somit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Man war sie los und van Grothen hatte die Person, die ihn in den letzten Monaten manche schlaflose Nacht gekostet hatte. Doch so einfach hatte Beatrice es ihm nicht gemacht. In einem unbeobachteten Augenblick war sie ihm entwischt und erst jetzt, gut sechs Monate später war er ihrer habhaft geworden.
"Hat es ihnen die Sprache verschlagenen!" fragte van Grothen mit dunkler Stimme, in der kalkulierte Ruhe lag, und riss Beatrice damit aus ihren Gedanken. Sie schaute auf, musterte ihr Gegenüber. Er trug eine schwarze enge Jeans und ein einfaches weißes Hemd darüber. Seine Haare waren schulterlang und er trug sie offen. Außerdem zierte ein Vollbart sein Gesicht. Wie ein Seeräuber, schoss es Beatrice durch den Kopf. "Nun, da sie es vorziehen, mir nicht zu antworten, möchte ich sie nun offiziell an Bord willkommen heißen!" ergriff Ray wieder das Wort. "Doch schon!" rutschte es Beatrice vorlaut heraus und van Grothen hob die Augenbrauen. "Schau an. Unsere Saboteurin kann doch reden. Ich hatte geschäftlich zu tun, schließlich muss ich den Schaden wieder ausgleichen, den sie angerichtet haben!" "Natürlich. Immer noch mehr scheffeln." Der verbitterte Tonfall in Beatrice Stimme war nicht zu überhören. "Man will schließlich leben!" "Ach ja. Und andere krepieren!" Beatrice funkelte ihr Gegenüber böse an, doch Ray lächelte ruhig. Er legte den Kopf zur Seite, musterte sie weiterhin. Er wusste von den italienischen Behörden ihr ungefähres Alter. Diese Frau vor ihm war Mitte dreißig, völlig mittellos und auf sich alleine gestellt. Doch sie schaffte es immer wieder irgendwie durch zukommen. Das beeindruckte ihn, war er doch sonst immer nur von Frauen umgeben, die sich auf seine Kosten im Geld sonnten. Diese hier war gänzlich anders. Sie trug noch immer den kurzen Short, dasselbe T-Shirt, mit dem Ron sie vor einigen Tagen aufgegriffen hatte. Kurz nach ihrer Ankunft hatte sie es gewissenhaft in ihrem Badezimmer gewaschen. An den Schrank, in dem die schönsten Kleidungstücke in ihrer Größe hingen, war sie nicht drangegangen.
Um das Thema zu wechseln zeigte Ray auf das Buch in Beatrice Hand. "Interessante Literatur!" bemerkte er und trat nun ebenfalls an die Wand mit den erotischen Büchern. Im Augenwinkel sah er wie Beatrice rot wurde. Gleichzeitig sprühten ihre Augen vor Zorn. Ihre rotblonde Haarmähne umrahmte das markante Gesicht äußerst reizvoll. Scheinbar im Regal etwas suchend drehte Ray der Frau den Rücken zu, doch bevor sie sich durch die Tür stehlen konnte, drehte er sich wieder um. Er hielt das Kamasutra Buch in der Hand, in dem Beatrice zuvor geblättert hatte. "Wissen sie, das Sexuelle in diesem Buch ist nichts Besonderes. Aber der Umgang zwischen Mann und Frau, wie er hier gelehrt wird, ist schon wirklich Klasse. Das gibt es heute nicht mehr. Dieses vorsichtige heran tasten und werben um eine Frau. Es ist schon schade, das sich dafür niemand mehr Zeit nimmt." Ray schaute auf, blickte Beatrice gerade heraus an. Sie legte den Kopf auf die Seite und erwiderte giftig: "Heute kauft man sich die Frauen und macht sie sich zu Willen!" "Das soll es zuweilen geben!" Ray schürte die Lippen. Dann bemerkte er: "Ich habe vor einiger Zeit eine Frau freigekauft. Wie ist es damit?" "Gekauft ist gekauft!" Beatrice drehte sich abrupt um. "Ich habe mir diese Frau aber nicht zu Willen gemacht." Mit einem lauten Knall schlug Ray das Buch zu. "Im Gegenteil lasse ich ihr alle Freiheiten und biete ihr jegliche Annehmlichkeit, die man auf einem solchem Schiff bekommen kann!" Während er dies sagte, stellte er das Buch zurück und ging ohne ein weiteres Wort an ihr vorbei. "Sie ist aber zu diesen Freiheiten und Annehmlichkeiten gezwungen worden!" schrie Beatrice aufgebracht dem Mann hinterher, der, für Beatrice nicht zu hören, trocken entgegnete: "Manchmal muss man jemanden zu seinem Glück eben zwingen."
Beatrice hatte sich wütend in ihre Kabine zurückgezogen. Den Roman hatte sie mitgenommen, doch sie konnte sich nicht konzentrieren, ihre Gedanken schweiften immer wieder zu Raymand van Grothen ab. Dieser selbstherrliche Millionär! Sie hatte ihn nicht gebeten, die Kaution bei der Polizei von Capri zu hinterlegen. Er hatte es von sich aus getan, also war sie ihm zu nichts verpflichtet. Sie fragte sich, warum er dies getan hatte. Wenn es ihm darum ging, sie aus dem Verkehr zu ziehen, hätte er sie dagelassen. Es musste etwas anderes dahinter stecken. Wie er heut da im Türrahmen gestanden hatte. Alleine bei dem Gedanken daran wurde es Beatrice ganz anders, denn nun wusste sie, was es gewesen war. Er hatte pure Sexualität ausgestrahlt und Beatrice hatte sie in sich aufgenommen. Erst jetzt, verstärkt durch diesen dummen Roman, wurde es ihr bewusst.
Der Besuch van Grothens lag nun schon einige Tage zurück. Er hatte sich nicht wieder blicken lassen. Bei ihren Streifzügen über das Schiff ertappte sich Beatrice dabei, wie sie immer wieder suchend nach van Grothen Ausschau hielt, doch sie konnte ihn nirgends finden. Er schien wie vom Erdboden verschwunden. An einem besonders warmen Tag stand sie wieder auf dem Sonnendeck und schaute sehnsüchtig auf den Pool. Wie gerne würde sie hier schwimmen. Da sie jedoch am liebsten nackt badete, sah sie davon ab. Vor einigen Tagen waren Passagiere an Bord gekommen, feine Herren und wahre Schönheitsprinzessinnen. Wenn sie auch sonst nicht auf den Mund gefallen war, mit denen konnte sie in rein körperlicher Hinsicht nicht mithalten. Daher verzog sie sich wieder in die Bibliothek.
Raymand sah es im Monitor. Fünf Tage waren seit ihrem ersten Zusammentreffen vergangen. Es wurde Zeit für einen weiteren Versuch. "Ron!" "Na! Soll`s wieder los gehen. Der Torero wagt einen neuen Stoß?!" Ron grinste breit. "Räume das Sonnendeck. Die Bande soll sich einen anderen Pool suchen. Es sind schließlich genug vorhanden. Und sorge dafür, dass niemand von der Mannschaft am Heck zu tun hat." Ron nickte. "Sonst noch was?" Ray blickte wieder zum Monitor. "Ja, leg ihr eine schriftliche Mitteilung in die Kabine, das sie ab siebzehn Uhr das Sonnendeck zur ihrer freien Verfügung hat. Betone, dass niemand von den anderen Gästen anwesend sein wird." "Niemand von den anderen! Okay!" Schmunzelnd verließ Ron die Brücke.
Durch die neuen Passagiere hatte Beatrice nicht mehr die Ruhe wie vorher in der Bibliothek. Ständig kam und ging jemand. Entnervt nahm Beatrice ihr Buch und verschwand in ihre Kabine. Dort lagen auf dem Tisch zwei ordentlich zusammengefaltete Handtücher mit einer Karte obenauf. Verwundert nahm Beatrice sie auf. In feiner Handschrift stand dort die Einladung zum Baden auf dem Sonnendeck, das ihr ganz alleine zur freien Verfügung stand. Ihr Blick viel wieder auf die Handtücher. Baden im Pool auf dem Sonnendeck. Ganz für sich allein. Ein verlockendes Angebot. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es erst sechzehn Uhr war. Noch eine gute Stunde, um sich zu überlegen, ob sie das Angebot annehmen sollte. Draußen brannte die Sonne von einem strahlenden Mittelmeerhimmel. Ein Bad müsste herrlich sein. Der Zeiger rückte immer näher auf siebzehn Uhr zu und Beatrice rang noch immer mit sich. Wieder so eine Annehmlichkeit, die sie nicht geforderte hatte, die ihr einfach angeboten wurde. Ein ganzen Pool für sich alleine. In den letzten Monaten hatte noch nicht mal eine Dusche für sich gehabt. Und nun das! Bea beschloss, das Angebot anzunehmen. Sie zog sich aus, schlang den Bademantel aus feinem Satinstoff um ihren Körper, griff dann die Handtücher und ging zum Sonnendeck. Vorsichtig schaute sie sich um. Es war wirklich niemand da. Entschlossenen Schrittes ging sie zum Poolrand und ließ den Bademantel von ihrem Körper gleiten. Dann sprang sie mit einem Kopfsprung ins Wasser. Das warme Wasser umschloss ihren nackten Körper und Beatrice ließ sich Zeit mit dem Auftauchen. Sie schwamm genussvoll einige Bahnen, zog sich dann am Beckenrand hoch. Als sie sich ihre langen Haare aus dem Gesicht strich, sah sie im Augenwinkel jemanden auf der Terrasse sitzen. Beatrice wusste instinktiv, dass es van Grothen war. Sie griff nach ihrem Handtuch, bedeckte sich. "Von wegen ganz alleine. Hat es Spaß gemacht mich zu beobachten?" rief sie wütend. "Ich habe sie nicht beobachtet. Vielmehr aufgepasst, das niemand auf solche Gedanken kommt." antwortete Ray ohne von seiner Lektüre aufzuschauen. "Und das soll ich glauben?" Beatrice Stimme hatte einen sarkastischen Ton. "Wenn ich sie hätte beobachten wollen, würde ich oben auf der Balustrade stehen und nicht mich her setzen und lesen. Außerdem sehe ich genug nackte Frauen, es ist nichts Besonderes mehr." Selbstherrliches Arschloch, schoss es Beatrice durch den Kopf. Doch dann musste sie sich eingestehen, dass er recht hatte. Es gab sicherlich genug andere Möglichkeiten, sie unbemerkt zu beobachten. Wer weiß, vielleicht gab es ja sogar Kameras im Pool. "Mögen sie etwas trinken?" fragte Ray in versöhnlichem Tonfall.
Beatrice überlegte einen Moment, nickte dann. Ray schmunzelte innerlich und goss Bitterlemon in ein Glas. "Bin ich noch auf dem laufendem mit ihrem Geschmack?" "Durchaus. Woher wissen sie davon?" "Ich weiß alles!" antwortete van Grothen selbstsicher, als er an den Beckenrand trat und Beatrice das Glas reichte. Beatrice nahm es wortlos. Ray musterte die Frau vor sich. Sie hatte sich nur notdürftig mit dem Badetuch bedeckt. Man konnte den Ansatz ihrer Brüste sehen, ihre langen Beine. Beatrice angelte nach dem Bademantel. Ray ergriff ihn und hielt ihn einladend auf. Beatrice warf dem Millionär einen misstrauischen Blick zu, stand dann auf und schlüpfte schnell hinein. Mit einem festen Knoten band sie in zu. "Sie sind schüchtern. Das hätte ich nicht vermutet!" "Ich muss mich nicht präsentieren." erklärte Beatrice harsch und Ray neigte anerkennend den Kopf.
Drei Wochen war Beatrice nun schon auf dem Schiff. Immer wieder suchte sie nach einer Möglichkeit unbemerkt diese riesige Jacht zu verlassen, doch der Skipper hielt sich weit genug von der Küste entfernt. Beatrice war zwar eine gute Schwimmerin, aber durchs offene Meer zur Küste zu schwimmen, traute sie sich dann doch nicht zu. Zudem begann ihr das Leben an Bord zu gefallen. Sie sah es als Wiedergutmachung für all die Entbehrungen in den letzten Monaten. Raymand van Grothen ließ sich nur sporadisch sehen und Beatrice ertappte sich dabei, dass sie seine seltene Anwesenheit genoss. Ganz gegen ihre Erwartung war von Grothen ein gebildeter, überaus freundlicher und charmanter Gastgeber. Er ließ auch weiterhin täglich um siebzehn Uhr das Sonnendeck räumen, so dass Beatrice ihrer Leidenschaft frönen konnte. Noch zwei Mal saß van Grothen mit einem Buch am Pool und las, dann war sie ganz für sich alleine. Während ihrer Streifzüge über das Schiff kam sie durch eine Vielzahl von Gängen, und fand nur selten eine verschlossene Tür. Einzig auf Deck drei waren mehrere nebeneinander liegende Türen sorgsam verschlossen. Eine der Türen war mit einem roten Henrý Dunant Kreuz gekennzeichnet, welches erahnen ließ, dass sich hier die Krankenstation des Schiffes befand. Dort hatte niemand etwas zu suchen, das verstand Beatrice durchaus.
Eines Abends stand Raymand van Grothen unvermittelt vor ihr, als sie aus dem Pool stieg. Er hielt ein großes Badetuch in der Hand, legte es ihr sorgsam um die Schulter. Anfangs war es Beatrice peinlich gewesen, sich ihm nackt zu zeigen, doch da er ihr nie irgendwelche Avancen gemacht hatte, störte es sie nicht mehr. Offensichtlich zog er das superschlanke Modell vor. Als Bea dies dachte, kam ein Gefühl von Eifersucht auf, das sie schnell im Keim erstickte. Sie nickte ihm dankend für das Handtuch zu und van Grothen deutete auf dem Tisch, auf dem schon ihr Bitterlemon und sein Jack Daniels standen. "Haben sie es angenehm gehabt in der Zeit, wo ich nicht da war?" fragte Raymand höflich und setzte sich auf einen der Stühle. Beatrice schaute verwundert auf. Sie hatte sich schon gewundert, dass sie van Grothen mehrere Tage nicht gesehen hatte. "Ich hatte geschäftlich in München zu tun!" erklärte er ohne Umschweife. "In München? Haben sie wieder jemanden gefunden, den sie ausbeuten können. Obwohl es in Bayern sicherlich keine verarmten Adel gibt!" Beatrice hatte die Augen kritisch zusammengezogen und der Klang ihrer Stimme war alles andere als freundlich. Doch Ray lächelte nur wohlwollend. Er nahm einen Schluck aus seinem Glas und erklärte dann: "Haben sie etwas gegen Bayern." "Es liegt in der Natur der Sache. Ich bin Preußin." "Das ist kein Argument." wehrte van Grothen ab. Beatrice drehte das Glas in ihrer Hand, schien in Gedanken versunken. "Mein Vater wurde von seinen bayrischen Geschäftsfreunden aufs Kreuz gelegt." erklärte sie mit leiser Stimme. Ray schaute sie mit einem Seitenblick an. Es war das erste Mal, dass Beatrice ihn nicht Angriff, vielmehr auf ein Gespräch einging. Er wusste von dem Selbstmord ihres Vaters. Ray schaute in sein Glas, als er feststellte: "Ich stammte nicht aus Bayern. Und mit dem Tod ihres Vaters habe ich nichts zu tun." Für einen Moment stutzte Beatrice. Dann erklärte sie triumphierend: "Wer sich verteidigt, klagt sich an!" "Ich verteidige mich nicht, ich erkläre bloß. Ich dachte es interessiert sie vielleicht." entgegnete er ohne aufzuschauen. "Warum sollte es mich interessieren?" Beatrice fixierte van Grothen mit zusammengezogenen Augenbrauen. Was wusste er von ihrem Vater? Was wusste er überhaupt alles von ihr? Hatte sie mit ihrem Verdacht recht? War er einer der Geschäftsfreunde gewesen? "Ich kannte ihren Vater nicht. Eigentlich schade. War er auch so temperamentvoll wie sie?" Ray musterte sie von der Seite. "Ich glaube nicht dass es sie etwas angeht. Und ich glaube ihnen auch nicht, dass sie ihn nicht kannten. Warum haben sie das Grundstück im Harz für nen Appel und nen Ei gekauft. Sie wussten doch genau wie viel es wert war." gab Bea bissig zurück. Ray drehte sein Glas in der Hand, antwortete dann: "Natürlich! Doch die Treuhandgesellschaft der Erbengemeinschaft musste es veräußern, um die Schulden abzubauen. Die Banken machten Druck. Da bleibt nicht viel Spielraum zum Verhandeln. Gehören sie nicht zu dieser Erbengemeinschaft?" Bea schüttelte den Kopf. "Nein. Meine Mutter war nicht mit meinem Vater verheiratet. Er hatte ein Festgeldkonto für mich angelegt, doch die Banken haben es mit in die Konkursmasse genommen. Ich habe somit alles verloren." Der verbitterte Ton in Beatrice Stimme war nicht zu überhören. "Außer ihren Namen. Ihr Vater hat sie doch als seine Tochter anerkannt?" fragte Ray ungeachtet weiter. "Das hat er, ja. Aber der Name bringt mir kein Geld ein!" schnaubte Beatrice verächtlich. "Begleiten sie mich heute Abend zu einem Dinner. Meine Geschäftsfreunde werden anwesend sein und mir fehlt noch eine nette Begleitung." wechselte van Grothen plötzlich das Thema. "Na Hallo! Sind ihnen die Frauen ausgegangen?" fragte Beatrice mit spöttischem Ton. "Durchaus nicht. Doch ich möchte sie als meine Begleitung." "Ausgerechnet die freche Göre?!" "Also? Begleiten sie mich? Es wäre nett, wenn sie sich etwas Hübsches anziehen. Bisher haben sie ihren Schrank noch nicht geöffnet. Auf der linken Seite finden sie etwas festliches, was zu dem heutigen Abend passt. Ich hole sie gegen neunzehn Uhr ab!" Raymand wartete keine Antwort ab, prostete ihr stattdessen zu, leerte sein Glas, stand auf und verließ das Sonnendeck.
Beatrice stand vor der linken Schrankseite und schüttelte angewidert den Kopf. Sie war wütend über die selbstherrliche Art des Raymand van Grothen. Seine charmante Einladung hatte sich schnell in einen Befehl gewandelt. Natürlich konnte sie es einfach drauf ankommen lassen und auf seinen Einladungsbefehl einfach nicht reagieren, doch andererseits war sie neugierig, wer da wohl an dem Dinner teilnahm. Es würde sicherlich interessant sein, die Geschäftsfreunde des Millionärs kennen zu lernen. Beatrice war sich sicher, dass sie viel Spaß haben würde und ihrem Gesicht breitete sich ein boshaftes Lächeln aus. Sie wühlte durch die Kleider, nahm eines heraus, hielt es sich vor dem Körper und betrachtete sich im Spiegel. Es stand ihr gut, doch sie bezweifelte, dass es ihr passen würde. Ein Blick auf das Etikett strafte sie jedoch Lügen. Es war genau ihre Größe und wieder einmal wunderte sie sich über Raymand van Grothen. Er schien sie genau zu kennen. Zu genau für Beatrices Geschmack.
Um Punkt neunzehn Uhr klopfte es an der Kabinentür. Beatrice straffte sich, trat zur Tür und öffnete sie. Dort stand, wie nicht anders zu erwarten, Raymand van Grothen. Er musterte sie für einen Moment verdutzt, dann ging ein Lächeln durch sein Gesicht. "Nun, ich hätte mit dem lachsfarbenen Kleid gerechnet. Offensichtlich kenne ich Sie doch nicht so gut, wie ich es glaubte. Nichts desto trotz sehen sie hinreißend aus." bemerkte er dann und bot ihr seinen Arm an. Beatrice schmunzelte zufrieden. Sie hatte sich entschlossen dem Dinner beizuwohnen und dafür ein cremefarbenes knöchellanges Baumwollkleid angezogen. Ihre Haare hatte sie hochgesteckt und ihr Gesicht dezent geschminkt. Sie wirkte elegant, aber keineswegs so überkandidelt wie die Frauen, die den Millionär sonst umgaben. Zu Beatrice erstaunen war Ray selber alles andere als elegant gekleidet. Er trug eine einfache schwarze Jeans, so wie sonst auch. Dazu ein weißes Shirt und ein schwarzes kurzärmeliges Hemd offen darüber. Beatrice musterte ihn verstohlen. "Ich muss mich für mein Aussehen entschuldigen. Aber ich trage höchst ungern einen Anzug, vor allem bei der Wärme. Da haben es die Frauen einfacher sich elegant und gleichzeitig luftig zu kleiden." Er zeigte wieder sein breites Lächeln, bot Beatrice dann seinen Arm an. Für einen Moment zögert sie, dann hakte sie sich ein.
Das Dinner war im großen Saal, der zu drei Seiten Glaswände hatte und somit einen ungestörten Blick auf das Mittelmeer gewährt. Er war ein Deck über dem Sonnendeck und Beatrice warf einen sehnsüchtigen Blick auf den Pool. Normalerweise war es um diese Uhrzeit am schönsten dort unten. Ray bemerkte ihren Blick, flüsterte: "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben."
Raymand van Grothens Gäste standen verstreut mit einem Glas Champagner in der Hand und unterhielten sich. Das Stimmengewirr verstummte, als sie Ray gewahr wurden. Neugierige Blicke trafen Beatrice, weniger von den männlichen wie von den weiblichen Gästen. Blicke die sehr bald kritisch wurden. Beatrice schritt hoch aufgerichtet neben Ray, der auf eine Gruppe gut gekleideter Männer zuhielt. "Meine Herren, ich wünsche ihnen einen guten Abend." "Van Grothen. Vielen Dank für ihre Gastfreundschaft. Diese Jacht ist wirklich ein Traum. Kaum zu glauben, dass sie sie praktisch alleine bewohnen. Man sagte sie hätten selten Gäste hier." versuchte einer der älteren Herren Konversation zu machen. "So selten ist das gar nicht. Ich habe gerne attraktive, vor allem aber geistreiche und humorvolle Menschen um mich!" Während er dies sagte drückte er Beatrices Hand. Meinte er etwa sie? Bezeichnete er sie als attraktiv und geistreich? Wohl kaum als humorvoll! Eher bissig! Eine der äußerst reizvoll gekleideten Damen kam auf sie zu, zeigte ein süffisantes Lächeln und fragte herausfordernd: "Ray, Schatz. Verrätst du uns, wer diese äußerst elegante Dame ist?" Beatrice fand, dass die Frau das "alte" zwischen "elegant" und "Dame" zu offensichtlich verschluckt hatte. "Das, mein Täubchen, ist meine verehrte Freundin Gräfin van Hardeck. Ihr solltet euch Mal miteinander unterhalten. Sicherlich kann die Gräfin dir in einigen Dingen sehr hilfreich zur Seite stehen." antwortete Ray mit scharfem Ton. Er wandte sich wieder den Herren zu, erklärte zu Beatrice gewandt: "Darf ich vorstellen: Herman Hauck, Bankier aus München, Friedrich Gahlmann, Immobilienmakler aus Hannover und zuletzt, Andre Meinhardt, seines Zeichens Insolvenzverwalter aus Hamburg." Bei dem letzten Namen stutze Beatrice. Ray bemerkte ihre Reaktion, doch bevor Beatrice etwas sagen konnte, führte er sie an ihren Platz. "Gräfin, sie geben mir doch die Ehren, neben mir zu sitzen?" fragte Ray überdeutlich und verwies damit die Dame von vorhin auf ihren Platz am Ende des Tisches, da sie Anstalten machte, sich neben ihn zu setzten. "Musste das sein? Sie machen mich dadurch nicht gerade beliebt bei den Damen." raunte Beatrice Ray verstohlen zu, der ihr den Stuhl zurecht rückte. "Diese Damen sind nur schmückendes Beiwerk heute Abend. Sie sind für die anwesenden Herren bestimmt. Sie Gräfin, sind heute der Stern an meiner Seite." antwortete Ray und gab ihr einen verstohlen Kuss auf die Wange. Beatrice war wie vom Donner gerührt. Sie starrte Ray an, unfähig etwas zu erwidern, vor allem nichts Bissiges. Das Essen wurde aufgetragen und so rückte Rays Geste erst einmal in den Hintergrund. Während des Essens wurde belanglose Konversation gemacht. Man sprach über Geld und Frauen. éWas sonst!‘ ging es Beatrice durch den Kopf. Immer wieder warf sie einen sehnsüchtigen Blick auf den Pool, was Ray durchaus bemerkte und er beschloss, das Gespräch endlich in die richtige Bahn zu lenken. "Andre mein Freund. Erzählten sie mir nicht neulich, dass sie eine große Sache am Hacken hatten. Erzählen sie, wie ist sie ausgegangen." wandte sich van Grothen an den Insolvenzverwalter. "Oh, na das ist ja nun schon einige Monate her. Sie ist ganz passabel gewesen." antwortete der Angesprochene verwundert. "Doch schon einige Monate her. Ich dachte es wäre erst vor kurzem gewesen!" Ray ließ nicht locker. "Nein, nein. Es ist glaube ich sogar schon über ein Jahr her!" erklärte der Insolvenzverwalter arglos. Beatrice musterte ihn aufmerksam. Sein Gesicht kam ihr von irgendwo her bekannt vor. Sie selber wiederum wurde von dem Bankier genauestens beobachtet. Der feiste Kerl verschlang sie mit seinen kleinen Schweinsaugen gierig. "Sagen sie van Grothen. Was ist eigentlich aus der Göre geworden, die ihr Hotel in Hamburg verseucht hat." fragte er in einer Gesprächspause. "Verseucht ist wohl zu viel gesagt. Sie hat eine Stinkbombe gezündet, ganz so wie wir in unseren besten Schulzeiten. Die Wirkung dürfte uns allen hinlänglich bekannt sein. Es wurde ordentlich gelüftet und die Sache war aus der Welt." antwortete Ray leichthin. Beatrice spielte während des Gespräches, in dem es zweifellos um sie ging, nervös mit ihrem Glas. Ray sah es, legte seine Hand beruhigend auf die ihre. Beatrice spürte die Ruhe, die von dieser Hand ausging. "Ich habe gehört sie haben eine Yacht verloren. In Capri, in Brand gesteckt?" fragte nun Gahlmann neugierig. "Ja, das war eine ärgerliche Sache. Die Jacht ist nicht mehr zu reparieren. Sie ist schrottreif!" führte Ray das Gespräch nun von sich aus weiter. "Es wird gemunkelt, dass die Polizei in Italien das Mädchen gefasst hat, das ihr Hotel unbewohnbar gemacht hat. Es soll auch für den Brand verantwortlich sein." warf der Bankier wieder ein und nun musste Beatrice schmunzeln. Sie würde sich selber kaum mehr als Mädchen bezeichnen. "Das ist richtig." bestätigte Ray. Er nahm einen Schluck aus seinem Glas. "Stimmt es, dass sie die Kaution für diese Verbrecherin gezahlt haben?" "Auch das ist richtig. Ich würde dieses Mädchen allerdings nicht als Verbrecherin bezeichnen. Sie ist vielmehr eine verbitterte junge Frau, die alles verloren hat, was ihr im Leben wichtig war. Ihren Vater, ihr Geld, ihr soziales Umfeld. Nun ja meine Herren, wem sag ich das. Sie kennen sicherlich ähnliche Fälle in ihren Geschäftskreisen." Ray nahm Beas Hand, die er die gesamte Zeit gehalten hatte, hoch und gab einen galanten Kuss darauf. Dabei zwinkerte er Bea zu. Dann nahm er sein Glas, erklärte zu Bea gewandt: "Auf ihr Wohl, Gräfin!" Die drei Herren schauten sich verstohlen an, als plötzlich der Insolvenzverwalter mit großen Augen aufschaute und zu Beatrice gewandt fragte: "Wie war noch ihr Name, er ist vorhin leider untergegangen!" Bevor Beatrice antworten konnte, ergriff Ray wieder das Wort. "Kam ihnen der Name bekannt vor?" "Äh, nein, ich habe ihn nur nicht richtig verstanden." "Wie hieß den noch die Familie für die sie zuletzt gearbeitet haben?" Ray musterte den Mann mit einem scharfen Blick. "Oh äh, das war irgend so ein verarmter Adel aus dem Harz. Der Name ist mir im Moment nicht geläufig." antwortete der Insolvenzverwalter ausweichend. Beatrice Kopf schoss hoch und sie schaute erst Ray, dann Andre Meinhardt mit forschendem Blick an. "Das ist aber schade. Ich kenne auch jemanden von Adel aus dem Harz." Wieder drückte Ray verstohlen Beatrice Hand. Dann fragte er zu dem Bankier gewandt: "Hatten sie nicht auch mal geschäftlich mit dem Adel zu tun?" "Ja. Das ist richtig. Ein Graf aus Niedersachsen. Ich habe selten einen Mann gesehen, der sich so hat gehen lassen. Nun ja, was will man schon verlangen von diesem Menschenschlag dort oben aus dem Norden. Ein Querschläger im Leben und sie geraten aus der Bahn. Er ist nach dem Tod seiner Frau nie wieder richtig auf die Füße gekommen. Er hat einen Sohn, doch der hat das Erbe abgelehnt. Eine Tochter von seiner letzten Lebensgefährtin soll er wohl gehabt haben. Man erzählt sich, das ihr sogar der Titel einer Grä......." Heinrich Hauck stockte in seiner Erzählung "Nur weiter, mein lieber Hauck. Wir sind gespannt." Ray schaute den Bankier gespannt an. "Sie haben doch auch von einer Adelsfamilie ein Grundstück im Harz gekauft van Grothen!" lenkte plötzlich der Immobilienmakler hektisch ab. "Von der Treuhandgesellschaft einer Erbengemeinschaft. Sehr unangenehme Zeitgenossen. Einige weite Verwandte. Der Sohn hatte das Erbe abgelehnt, wie sie schon richtig bemerkten, allerdings mehr um den Schulden zu entgehen. Die Erbengemeinschaft hat alles veräußert, was nicht Niet und Nagel fest war, bevor die Tochter aus dem Ausland zurückwahr." nickte Ray. Er hatte noch immer seine Hand auf Beatrices ruhen, die sich zu einer Faust geballt hatte. Unter seinen Finger spürte er den Pulsschlag seiner Begleitung und der war alles andere als ruhig. "Ach, um ihre Frage zu beantworten, mein lieber Meinhardt: Ihnen gegenüber sitzt Beatrice Gräfin von Hardeck." Ray lächelte selbstgefällig in die Runde, denn den Herren entgleisten die Gesichtszüge. "Von Hardeck?" fragte der Insolvenzverwalter vorsichtig nach. "Richtig mein Freund. Sie sehen hier die angenommene Tochter des Grafen von Hardeck. Dem Mann, denn sie in den Ruin geführt haben, durch ihre überteuerten Hypotheken für das Gutshaus. Sie ist die Tochter des Grafen von Hardeck, den sie mein lieber Gahlmann die Grundstücke für nen Appel und nen Ei, wie meine Begleitung kürzlich so treffend sagte, abgeschwatzt haben und die ich, das leugne ich nicht, ebenso für nen Appel und nen Ei erworben habe. Und den sie, Meinhardt absichtlich auf Grund haben laufen lassen. Sie hätten als Insolvenzverwalter das Ruder noch herum reißen können. Doch sie haben lieber Kasse mit den beiden Herren rechts und links neben sich gemacht." Beatrice war aufgesprungen, doch Ray veranlasste sie mit einem sanften Druck am Arm wieder Platz zu nehmen. "Das Mädchen, wie sie die Gräfin schmeichelnder Weise genannt haben, das sich an meinem Eigentum vergangen hat, glaubte, ich wäre für den Ruin ihres Vaters verantwortlich. Ihre Wut richtete sie gegen mich und das war auch gut so. Denn ich begann nachzuforschen und bin auf sie gestoßen meine Herren. Nun, das Geschehene ist leider nicht mehr Rückgängig zu machen. Aber ich habe der Justiz in Deutschland Informationen über ihre unsauberen Machenschaften gegeben. In diesem Moment werden ihre Büroräume sowie ihre privaten Häuser durchsucht. Und ich bin mir sicher, dass man dort einiges finden wird. Dafür habe ich gesorgt. Wenn auch die Gräfin ihr Erbe nicht wieder erhalten wird, zumindest wird ihr Gerechtigkeit widerfahren." Die Herren begann aufgeregt zu diskusstieren, einer ergriff sein Handy um sein Büro anzurufen, doch so weit auf dem offenen Meer gab es keine Verbindung. Völlig fassungslos saßen die Männer vor Beatrice und van Grothen, der ein Zeichen zur Tür hin gab, in der Ron aufgetaucht war. "Ron begleite unsere Gäste bitte in ihre Quartiere. Wir werden noch heute Abend Nizza anlaufen und dort, verehrte Herren, werden sie der Deutschen Justiz übergeben." erklärte er mit einem kalten Lächeln und schickte auch die anwesenden Damen mit einer unwirschen Handbewegung aus dem Raum. Beatrice selbst saß wie versteinert am Tisch. Das was sie gerade gehört hatte, verschlug ihr die Sprache. Raymand van Grothen hatte sich offensichtlich die Mühe gemacht, die Herren zu suchen, die für den Bankrott und somit den Tod ihres Vaters verantwortlich waren. Ray blickte Beatrice abwartend an. Als sie nicht auf die Situation reagierte, erklärte er mit fester Stimme: "Nun ist es hoffentlich bewiesen, dass ich nicht am Tod ihres Vater die Schuld trage." Beatrice schloss für einen Moment die Augen, nickte dann. "Ja. Natürlich ist es nun bewiesen. Ich muss mich bei ihnen entschuldigen. Ich...." Raymand van Grothen winkte barsch ab. "Schon gut. Keine weiteren Worte. Wir werden wie gesagt Nizza anlaufen. Dort werden die Herren den deutschen Behörden übergeben. Es steht ihnen dann auch frei, dieses Schiff zu verlassen." erklärte er äußerst reserviert und stand auf. Beatrice schaute ihn völlig perplex an. "Aber - ich mein, da ist doch noch die Sache mit ihrem Schiff?" stammelte sie unsicher. Doch Raymand van Grothen reagierte nicht auf ihren Einwurf, erklärte nur kurz: "Sie entschuldigen. Ich habe noch eine Verabredung mit einer äußerst charmanten Dame." und ließ Beatrice alleine im Salon zurück.
Das war die Höhe! Er war tatsächlich gegangen! Hatte sie zurückgelassen mit der Erkenntnis, dass sie ihm Abbitte leisten musste. Dass sie dies nicht alleine mit Worten konnte, war ihr klar. Alleine die Jacht, die sie so schwer beschädigt hatte, dass sie nun schrottreif war, war gut eine Millionen Euro wert. Sie aber hatte nur das, was sie am Leibe trug. Wenig geeignet, ihre Schuld zu bezahlen. Die einzige Möglichkeit den Schaden wieder gut zu machen war, den Prozess der drei Herren in Deutschland abzuwarten. Beatrice stand auf, schaute aufs Meer hinaus. Plötzlich war ihr, als bekäme sie keine Luft mehr in diesem Raum. Sie musste raus an die frische Luft, aufs Sonnendeck, um einen klaren Gedanken fassen zu können. Wie sie van Grothen einschätzte, würden sie schon morgen im Hafen anlegen und sie wollte ein letztes Mal die Sonne im Mittelmeer untergehen sehen.
Als sie das Deck betrat sah Beatrice Raymand van Grothen mit einem Glas in der Hand an der Reling stehen. "Oh, ich bitte um Entschuldigung. Ich wollte ihr Rendezvous nicht stören." Beatrice drehte sich abrupt um, als sie van Grothen sagen hörte: "Sie stören keines Wegs Beatrice. Im Gegenteil. Ich habe auf sie gewartet!" "Auf mich? Ich dachte sie hätten eine Verabredung mit einer charmanten Dame!" bemerkte Beatrice sarkastisch. "Sind sie das nicht?" fragte Ray mit ruhiger Stimme, doch Beatrice kam gerade ein anderer Gedanke. "Ich verstehe. So wollen sie also, dass ich meine Schulden ihnen gegenüber abtrage. Aber da haben sie sich geschnitten. Ich werde mich nicht prostituieren." Beatrice drehte sich brüsk um, wollte gehen. "Wie kommen sie auf solch einen dummen Gedanken!" Van Grothen stellte sein Glas auf dem Tisch ab, trat dann zu Beatrice. "Die Schulden, die sie angesprochen habe, sind schon längst abgetragen. Meine Versicherung hat alles übernommen." Er baute sich vor ihr auf, musterte sei eingehend. "Ihre Versicherung? Wollen sie mich wohl für dumm verkaufen! Keine Versicherung der Welt übernimmt solche Schäden!" rief Beatrice wütend. "Meine schon. Dass mit der Jacht, nun ja, meine Schiffe sind gegen Motorschaden versichert. Gut, die Sache in Amsterdam, die hat mich etwas mehr gekostet. Aber auch die ist aus der Welt. Und die Sache in Hamburg war doch nur ein Versehen, ein Streich gewesen. Ich hab ihn auf meine Kappe genommen. Aber bitte, gehen sie, wenn sie mir nicht glauben. Ich meinte es jedenfalls vorhin ernst. Ich möchte den Rest des Abends mit einer charmanten, äußerst intelligenten Frau verbringen. Mit ihnen!" Van Grothens Geständnis entwaffnete Beatrice und er nutzte ihre Sprachlosigkeit, legte seine Hand in ihren Nacken und zog sie zu sich heran. Er presste seine Lippen auf ihren Mund und seine Zunge versuchte sich Zugang zu verschaffen. Beatrice rührte sich nicht. Alles in ihrem Kopf drehte sich. Sie versuchte sich gegen das, was gerade passierte, zu wehren, doch sie schaffte es nicht. Süß und berauschend war der Kuss und sie öffnete ihren Mund. "Warum haben sie das getan?" fragte sie atemlos, als Ray endlich von ihr ab ließ. "Sie geküsst?" "Nein! Das mit diesen Geschäftsfreunden von ihnen. Wie sind sie an sie ran gekommen. Und warum?" Beatrice schaute ihr Gegenüber an und Ray war es, als habe sie Tränen in den Augen. Er ergriff ihre Hand ging mit ihr zu einer Sitzgruppe und erklärte während er das zweite Glas mit Wein füllte: "Als ich dich in Capri aus dem Gefängnis geholt habe, war ich drauf und dran dir den Hintern zu versohlen. Als ich dann aber dein Alter erfuhr, war ich doch verwundert. Wärst du zwanzig gewesen, hätte ich alles für den Streich einer spätpupertierenden Göre gehalten. So aber musste etwas anderes dahinter stecken und ich begann nachzuforschen." Er reichte Beatrice das Glas, prostete ihr zu. Nach dem er einen Schluck aus seinem Glas getrunken hatte, fuhr er fort: "Dabei stieß ich auf deinen Vater und seinen Selbstmord. Ich stellte fest, dass der Park, den ich kürzlich erworben hatte, deinem Vater gehörte hatte. Mir wurde klar, dass die gesamten Aktionen gegen mich einen besonderen Grund haben musste und suchte daher weiter. Was ich gefunden habe, hast du heute Abend beim Essen gehört. Die deutschen Behörden interessierten sich schon seit längerem für die drei Herren und waren dankbar für meine Hilfe. Alles wird seinen Gang gehen und du wirst sicherlich einen Teil deines Erbes wiederbekommen. Das wird allerdings dauern." Beatrice stand wortlos auf und trat zur Reling. Sie warf einen Blick nach unten, sah die Wellen, die sanft dahin dümpeln und für den Bruchteil einer Sekunde kam ihr der Gedanke, einfach über Bord zu springen, dies alles hinter sich zu lassen, endlich Frieden zu finden. Ray erahnte ihr Gedanken, stand augenblicklich neben ihr. "Nein, nicht. Es wäre das dümmste was du tun könntest." "Wie viel Geld haben sie in diese Nachforschungen gesteckt." Bea wandte sich van Grothen zu. "Gar nichts. Wieso fragst du das?" "Weil mir ihr Verhalten zeigt, dass man mit Geld halt doch alles bekommt. Auch Gerechtigkeit." "Ich habe nichts investiert. Es hat nur einige Nachfragen gebraucht und ich kam ziemlich schnell hinter das abgekarterte Spiel." Bea schüttelte wieder und wieder den Kopf. Sie konnte das alles nicht so rasch verarbeiten, wie es auf sie einstürmte. "Wir haben noch gut zwei Tage bis wir in Nizza einlaufen. Bis dahin wird sich alles gesetzt haben und du wirst einen klaren Gedanken fassen können. Es steht dir dann frei, dieses Schiff zu verlassen. Du bist nicht meine Gefangene, wie du anfangs geglaubt hast. Im Gegenteil warst du mir immer ein sehr lieber Gast." Raymand hob mit dem Finger Beatrice Kopf an und schaute sie unter seiner Haarmähne mit ungewohnt zärtlichem Blick an. "Und wo soll ich hin, wenn ich dieses Schiff verlasse. Sie haben mir meine Zukunft genommen. Alles wofür ich gekämpft habe, haben sie binnen weniger Minute zerstört. Ich habe Rache geschworen für den Tod meines Vaters. Doch nun ist es vorbei. Diese Männer werden, wenn sie einen gewieften Anwalt finden - und das werden sie zweifellos, bei dem Geld das jeder einzelne von ihnen hat - vermutlich mit einer harmlosen Geldstrafe davon kommen. Mir bleibt nichts. Ich habe nichts mehr." schrie Beatrice plötzlich ihre Fassung verlierend. Ray schaute sie für einen Augenblick verwundert an. Er hatte mit einer dankbareren Reaktion gerechnet. Daher entgegnete er: "Sie werden sicherlich nicht mit einer Geldstrafe davon kommen. Dafür werden meine Anwälte sorgen, die ich dir gerne zur Verfügung stelle. Wenn du dann dein Erbe wieder hast, kannst du mir ja die Rechnung bezahlen. Bis dahin biete ich dir an, bei mir zu bleiben. Hier auf dem Schiff." Bea schüttelte wutschnaubend den Kopf. Dieser Millionär wurde ihr immer rätselhafter. Ray trat auf Beatrice zu. Er wischte ihre Tränen weg, die Beatrice über die Wangen rollten. Dabei löste er den Knoten in Beatrice Haaren und sie fielen wie eine Woge über sie. Ray musterte sie wohlwollend. Wie sie so dastand! Nicht mehr die selbstsichere, resolute junge Frau. Einem Häufchen Elend kam sie nun näher. Und das gefiel Ray ausnehmend gut. Endlich zeigte sie Gefühle, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick. Schon straffte sie sich wieder, stand mit stolzer Haltung vor dem Millionär. "Wann hattest du das letzte Mal Sex?" fragte Ray plötzlich mit einem eigenartigen Tonfall in der Stimme. "Was?" Beatrice glaubte sich verhört zu haben. "Wann du das letzte Mal Sex hattest? Wann hast du das letzte Mal gespürt, dass du eine Frau bist?" "Das ist jetzt nicht ihr ernst! Glauben sie wirklich, eine Frau kann nur im Bett eine Frau sein?" "Wo sonst noch?" Rays Stimme klang herausfordernd. "Da gibt es genug Möglichkeiten." Beatrice drehte sich empört um. Dieser Millionär nahm sich Dinge heraus, die Beatrice beinahe sprachlos machten. "Und welche?" Ray ließ nicht locker. Er ging einen Schritt auf Bea zu, den sie mit zwei Schritten rückwärts quittierte. Ray schmunzelte triumphierend, ging noch einen Schritt weiter und ehe Bea sich versah, stand sie mit dem Rücken zur Wand. Raymand hatte sie unbemerkt in die Ecke gedrängt, rahmte sie mit seinen Armen ein, nahm ihr somit jede Möglichkeit der Flucht. Sanfte Küsse bedeckten sie. Die Augen, den Hals, denn Mund. Beatrice Herz pochte und ihrem Inneren machte sich ein unbändiges Verlangen breit, das sie verabscheute. Es wurde zu einem Kribbeln, das immer tiefer wanderte. Sie war hochgradig erregt und Ray bemerkte es. Beatrice versuchte ihre Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. Es war sein Ziel gewesen, sie soweit zu treiben. Bea fühlte sich überrumpelt. Und dann spürte sie Rays Hand. Erst auf ihrem Rücken, dann tiefer. Sie glitt unter das Kleid zum Po und berührte dort einen Punkt, auf den Bea nicht gefasst war. Erschrocken spannte sie ihren Po an, doch Ray war schon dort wo er hin wollte. Er lachte leise auf, ahnte, dass sie noch keinerlei Erfahrung in dieser Hinsicht hatte. Daher ließ er seine Finger weiter gleiten, zu ihrem Hügel, der sich deutlich unter dem dünnen Slip abzeichneten. Bea versuchte sich gegen das aufkommende Verlangen zu wehren, doch sie schaffte es nicht. Vielmehr stöhnte sie leise auf, als Rays Finger zwischen ihre Lippen glitt, sie leicht öffnete und einen bestimmten Punkt suchten. Als er den Ort gefunden hatte, liebkoste er ihre Perle, die immer größer und härte wurde. Beatrice spürte, wie sie immer nasser wurde, schämte sich für ihr allzu offensichtliches Verlangen, doch Ray kannte kein Erbarmen. Er umkreiste weiterhin ihre empfindlichste Stelle, ließ seine Finger tief in sie gleiten, während er sie küsste. Bea ergab sich. Sie ließ sich nun vollends gehen, drückte gegen seine Hand und seinen Körper, spürte wie auch seine Erregung wuchs. Sie rechnete fest damit, dass er sie gleich hier und jetzt nehmen würde. Doch nichts dergleichen geschah. Ray brachte sie zu einem Höhepunkt, wie Bea ihn noch nie erlebt hatte. In ihr Inneren explodierte es regelrecht. Ihre Muskeln schlossen sich ruckartig um seine Finger. Bea gab sich ganz der Intensität des Gefühls hin, öffnete erst wieder die Augen, als Ray von ihr abließ. "Ist das eine der Möglichkeiten?" fragte er mit einem vergnügten Lächeln auf den Lippen und seine Hand kam wieder unter ihrem Kleid hervor. "Sie sind ein verdammter Schweinehund." Bea versuchte ihre Stimme unter Kontrolle zu bringen, doch es gelang ihr nicht. "Danke für das Kompliment." Ray küsste galant Beas Hand, ließ sie dann stehen. Bevor er das Deck verließ, erklärte er mit dem Zeigefinger auf sie zeigend: "Deck drei ist tabu für dich!" Bea schaute Ray mit großen Augen an. Er wusste, dass sie auf dem Schiff herum geschnüffelt hatte, dass sie oft vor den verschlossenen Türen auf Deck drei gestanden hatte. Dieser Mann war einfach - umwerfend!
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