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Besser sogar als ich selbst (fm:Romantisch, 1356 Wörter)

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Veröffentlicht: Mar 18 2012 Gesehen / Gelesen: 12700 / 8378 [66%] Bewertung Geschichte: 7.00 (6 Stimmen)
Ein Mann wird von seiner Herrin bestraft.

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© Bess LaMess Dieser Text darf nur zum Eigengebrauch kopiert und nicht ohne die schriftliche Einwilligung des Autors anderweitig veröffentlicht werden. Zuwiderhandlungen ziehen strafrechtliche Verfolgung nach sich.

Ich stehe, und meine Arme liegen mir auf dem Rücken verschränkt. Ich rieche den Kalkstaub von der Wand, die an meiner Nasenspitze reibt, die Füße in streng gerader Linie. An den Zehenspitzen beginnt eine Taubheit sich einzuschleichen. Ich glaube, mich nicht mehr lange halten zu können. Bald werde ich hintüber kippen. Vielleicht läßt die Taubheit sich überwinden, solange sie klein und schwach ist. Ein leichter Anfall, wie ein Schwindel, wie eine Schwäche. Vielleicht wird das so sein. Vielleicht werde ich mich wieder besser fühlen, vielleicht werde ich glauben, ich könne es durchhalten.

Drüben werden sie langsam betrunken. Manchmal dringt ein Lachen durch die Wand, und dann denke ich, daß sie sich jetzt besser amüsieren als zuvor, und ich fühle mich noch schlechter. In mir ist ein Knoten wie eine Beleidigung: Es kam wie ein Gotteswort, überraschend und ohne Vorwarnung.

- Du gehst jetzt ins Schlafzimmer und denkst nach, was du falsch gemacht hast.

Das tut man doch nur mit kleinen Kindern. Das tut man einem erwachsenen Mann doch nicht an.

Ihre Stimme klingelt mir in den Ohren, während ich versuche, aus dem gedämpften Lachen die Stimmen zu hören. An der kalkweißen Wand hat sich schon ein kleiner, grauer Fleck gebildet.

Mein Kreuz hat einen gleichmäßigen, ziehenden Schmerz, der wird langsam stärker, und die Erfahrung sagt mir, daß er bald schnell wachsen wird, daß er dann unerträglich wird, daß ich dann wimmern werde und, wenn sie am Ende kommt, um Erlösung betteln.

Ich sollte mich konzentrieren. Es erscheint mir plötzlich, als würde ich jede Zeit verlieren: Schnell nachdenken, schnell die Lösung finden. Wozu? Bestraft werde ich so und so. Vielleicht, wenn ich das Richtige sage, werde ich diesmal am Ende nicht ganz hilflos liegen. Aber das ist es ja gar nicht. Ich schütze das vor, weil das andere noch schmerzhafter ist. Schmerzhafter als das verdammte Kreuz sogar.

Vielleicht kann ich es wagen, mich zu bewegen. Vielleicht wird sie es gar nicht bemerken. Wahrscheinlich sitzt sie drüben, trinkt diesen süßen roten Wein, Symbol ihres Vorrechts, und lacht. Aber dann kann sie auch schon die ganze Zeit hinter mir stehen. Sie könnte mich sehen. Sie könnte hereingeschlichen sein, ohne daß ich es merkte. Die Zimmertüre stand offen. Jede Bewegung könnte sie verzeichnen, und ich fühle eine Bewegung, und noch ein Fleck hat sich schon lange gebildet, und ich kann nicht verbergen, was mir gefällt. Auch jede ihrer Freundinnen könnte bereits hinter mir stehen und sich an meinem hilflosen Stehen berauschen, meiner ergebenen Scham. Ich kann spüren, wie mir die Tränen in die Augen schießen, heiß und scharf. Ich möchte es verhindern. Es ist zu viel für mich. Das Kreuzweh, die Demütigung, das Weggeschicktwerden. Vor andern, die mich noch als freien Mann gekannt haben. So darf man einen Menschen nicht behandeln. So nicht.

Auf einmal ist alles in mir überfüllt: die Scham und die Wut und die Angst und vor allem das Unverständnis gegen mich selbst. Ich befehle mir, mich zu bewegen. Ich werde die Arme bewegen. Die Hände werden einfach loslassen, und es wird eine Befreiung sein. Ich werde die Nase von der Wand heben, nur ein kleines Stück, dann mich vorsichtig umdrehen, oder besser noch: gar nicht vorsichtig, ganz bestimmt, ganz männlich und entschlossen. Ich werde gehen. Sie verlassen. Für immer. Ich werde mich anziehen und diese verdammte Tür hinter mir schließen. Ich werde mich nicht wieder beugen, mich nicht wieder schlagen lassen.

Mir laufen die Tränen über die Wangen, ich schluchze, aber meine Nasenspitze rührt sich nicht von der Stelle, die sie mir vor so langer Zeit schon bedeutet hat, und meine Hände bleiben fest ineinander verschränkt.

Eine Hand legt sich warm auf meinen Rücken, genau zwischen die Schulterblätter. Sie streicht langsam den Rücken hinunter, bis dorthin, wo meine Hände sich verkrampft aneinander Halten. Einen Augenblick lang kommt mir in den Sinn, sie zu fragen, wie lange sie schon da steht und mich beobachtet.

Ich falle in ihre Arme, wörtlich, denn ich kann mich nicht mehr aufrecht

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