Eine moderne Liebesgeschichte (fm:Romantisch, 2513 Wörter) | ||
Autor: cdtv | ||
Veröffentlicht: Apr 20 2012 | Gesehen / Gelesen: 17884 / 13062 [73%] | Bewertung Geschichte: 8.38 (58 Stimmen) |
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Eine moderne Liebesgeschichte
Früher war das Partnerfinden noch richtig einfach: die Eltern kümmerten sich darum, und man selbst hatte nicht viel damit zu tun. Wenn die Eltern Geschmack hatten, bekam die Tochter einen klugen Mann mit Zukunft und der Mann eine hübsche, praktisch veranlagte Frau. Heute ist das sowas von kompliziert: die Eltern und Verwandten machen überhaupt nichts mehr, alles muss man selber machen. Und dann muss man sich auch noch unter Dutzenden von Kandidaten oder Kandidatinnen für eine Person entscheiden. Puch
Aber man kann natürlich das Ganze optimieren. Vor einem Jahrzehnt gab es in jedem Werbeblättchen Bekanntschaftsanzeigen, das bewahrte diese Blättchen davor, sofort in der Rundablage oder Ablage P zu landen. Für die Notgeilen gab es dann noch Kontakte mit Telefonnummern. Und bis auf das Telefonieren dauerte alles, man schaute jeden Tag aufgeregt in den Briefkasten und wartete auf eine Nachricht, aber meistens kam keine, zumindest als Mann. Die Frauen bekamen natürlich Dutzende Zuschriften, aber die meisten disqualifizierten sich selbst. Und je älter man wurde, umso schlimmer wurde es. Die meisten Altersgenossen waren schon verheiratet, und woran sollte man die vielen geschiedenen, getrennt lebenden oder triebgesteuerten Leidens- oder Schicksalsgenossen erkennen?
In der heutigen Zeit ist das einfach: man schafft sich einen Computer und einen Internetanschluss an, und schon kann man all diesen Übeln adäquat begegnen. Partnerschaftsbörsen sind hoch im Kurs, es soll ganz einfach sein, aber ist das wirklich so?
Fragen wir doch mal Silvia H aus M. Sie ist schon länger bei der Partnerbörse FS, hat auch schon einige Dates gehabt, aber neulich ist ihr was passiert, zum Schlapplachen. Sie stieß auf ein Profil von Harald K aus O. Und da hatte sie zu tun, denn der schrieb ganze Romane dort hinein, zumal noch ohne jeden Rechtschreibfehler. Verdächtig, verdächtig. "Potzderdaus, der Typ muss bescheuert sein", dachte sich Silvia H. Und da sie Premium-Mitglied ist, konnte sie alle Segnungen von FS nutzen und chattete ihn an. Und Harald K aus O nahm den Chat an. Er dachte sich aber: "Was will denn die aus M von ihm? Die muss bescheuert sein." Der geneigte Leser bemerke, dass die Einschätzungen der jeweiligen Gegenüber identisch sind.
Nichts desto trotz entwickelte sich ein Chat der besonderen Art, über Stunden. Harald war das noch nie passiert, so witzig, teilweise frivol und voller - auch sexueller - Anspielungen. Das gefiel ihm gut, und wenn er das Foto von Silvia sah, so war er auch zufrieden. Schon über 50 und dann noch so gut aussehend? Natürlich blieb es nicht nur beim Chat, es folgten stundenlange Telefonate, die nie langweilig wurden. Bescheuert fand man sich überhaupt nicht mehr, nein, beide waren offensichtlich der Meinung, ihre Pendants gefunden zu haben.
Silvia hatte ihren Mann beim Fremdgehen erwischt, und nach der Trennung blühte sie so richtig auf und sammelte auch neue Erfahrungen. Viele Männer hatte sie zwar in ihrem Leben noch nicht gehabt, aber der letzte war gut, und sie wollte auf einen Mann nicht mehr verzichten. Aber bei ihren Ansprüchen und Temperament war das nicht so einfach. Dieser Harald schien ihr Temperament zu mögen, und er gefiel ihr, dazu trug auch sein Foto bei. Auch das stundenlange Telefonieren bestärkte sie, dass sie den Harald doch mal persönlich kennenlernen wollte.
Harald ging es nicht anders als Silvia. Seine Freundin hatte er verlassen, weil es nach 8 Jahren doch nicht so klappte wie er sich das vorgestellt hatte. Sie war zwar die beste Frau, die er bis dahin hatte, und auch im Bett nicht schlecht, aber vieles hatte bei ihr nachgelassen. Und als Harald K nach O ziehen musste, weil er dort Arbeit bekam, war das sozusagen der letzte Stoß. Harald war im letzten Jahrtausend mal ein paar Jahre verheiratet gewesen, hatte aber die falsche Frau erwischt - so etwas soll ja vorkommen - und hatte aus dieser Ehe eine Tochter, die aber nicht bei ihm lebte. Das hatte Harald seiner Silvia schon erzählt, die ihrerseits ihren Sohn beherbergte. Beide waren also allein und sehnten sich nach dem anderen Geschlecht, aber so um die 50 ist das halt schwierig, und bestimmte Ansprüche hat man/frau ja auch.
Und so begab es sich, dass beide aneinander Gefallen fanden und sich persönlich kennenlernen wollten. Schon in den Chats sprachen sie von
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