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Ban Noi (fm:Ältere Mann/Frau, 3632 Wörter)

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Veröffentlicht: May 20 2013 Gesehen / Gelesen: 19719 / 15379 [78%] Bewertung Geschichte: 9.08 (64 Stimmen)
Älterer Mann reist nach dem Tod der Frau an Plätze der Erinnerung.

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Ban Noi © 2007 rokoerber

Erholung in der Einsamkeit.

Ich musste unbedingt raus. Ich hatte das Gefühl, die Decke fällt mir langsam auf den Kopf. Zuerst stülpte ich in Gedanken die Haushaltskasse um, für die ich nun alleine zuständig bin und überlegte: Wohin könnte ich gehen? Wo käme ich zur Ruhe und vor allem auf andere Gedanken. Ich blätterte in den gedruckten Reisetagebüchern, die ich für meine Frau von unseren großen gemeinsamen Reisen gemacht hatte. Die vielen Bilder darin, waren ihr auch im Krankenhaus noch ein großes Vergnügen; in schöner Erinnerung an unbeschwerte Ferien, blätterte sie noch oft darin.

Beim Ansehen der Bilder aus Thailand stach mir ein Bild von May Lee ins Auge, unsere Adoptivtochter - nein, jetzt auch nicht mehr. Die Adoption galt nur bis zu May Lees achtzehntem Geburtstag und war eigentlich nur als Lebenshilfe gedacht, bis sie auf eigenen Beinen stehen konnte. Vor knapp einem Jahr kam noch ein letzter Dankesbrief von ihr, sie hätte jetzt einen guten Job in Chiang Mai. Ihr Englisch war erstaunlich gut geworden.

Ich träumte vor mich hin. Ban Noi heißt dieses Dorf in Nordthailand, ganz oben in den Bergen, auf dem Weg nach Chiang Rai. Nicht sehr fantasievoll der Name, ich schätze so heißen weit über 1000 Dörfchen in Thailands Wildnis. Dort wo die Bergvölker leben, Flüchtlinge aus China, der Mongolei und wer weiß woher noch. Sie leben gewollt einsam und ernähren sich aus der Natur. Nun ja, Mohn ist auch Natur. Die Gegend gehört halt zum goldenen Dreieck. Burma, Laos, Thailand.

Ich entschloss mich, Mr. Boontham zu schreiben. Er führte uns damals auf einer privaten einwöchigen Rundfahrt, meine verstorbene Frau Hanna und mich. Ich erinnerte mich daran, dass es in dem Dorf in dem May Lee damals aufwuchs, eigentlich recht nett war und, dass dort gerne auch Langnasen (Europäer) für einige Tage aufgenommen wurden. Zur inneren Einkehr. Die Lissu, der Volksstamm, zu dem die Einwohner dieses kleinen Dorfes gehören, sind sehr sauber. Was mich damals vor allem verblüffte, da gab es sogar eine Art Wasserleitung zu jeder einzelnen Hütte. Aus gespaltenem Bambus.

Zwei Wochen später war eine Einladung da, mit der Mitteilung, dass May Lee aber nicht mehr dort wohne, sondern jetzt in Lampang verheiratet sei. Der Stamm freue sich aber trotzdem, meine Frau und mich für eine Woche aufzunehmen. Vom Tod meiner Frau hatte ich nichts geschrieben.

Es gab einen günstigen Flug mit direktem Anschluss nach Chiang Mai. Nach 18 Stunden holte mich Mr. Boontham ab. Eine Nacht im Novotel Suriwongse, dann ging es los. Fast los - wie bereits erlebt, fand erst einmal eine Einkaufsorgie statt. Ein Kilo Aspirin, Tigerbalsam, Wundsalben, Pflaster und Binden, Zigaretten und Tabak, Mekong Whisky und Thai Rum sowie Berge von Bonbons, Lollipops und Kaugummi. Dazu noch viele Büchsen, für mich als Mittag- oder Abendessen.

Auf halbem Weg nach Ban Noi, kurz bevor es auf diesen wilden nur mit Jeep zu befahrenden Weg in die Berge ging, stoppte Mr. Boontham. Der Halt war an einem der zahlreichen, mit safranfarbenen Tüchern umwickelten und von zahlreichen leicht russenden Kerzen fast geschwärzten, heiligen Bäumen. Mir wurde mitgeteilt, dies sei der ideale Platz, um meiner Frau den Seelenfrieden zu erwünschen. Ich hätte Mr. Boontham erschlagen können, war ich doch gerade halbwegs dabei, mal wieder an etwa anderes zu denken. Natürlich betete ich, vom Gebrummel von Mr. Boontham begleitet.

Drei Stunden später. Wir waren in Ban Noi. Dem neuen Dorf. Umringt von zwei Dutzend liebenswert frecher Kindern, von gut einem Dutzend neugieriger Erwachsener (ein Auto gibt es hier oben höchstens einmal pro Monat) und vom Bürgermeister mit Frau.

Vorsichtshalber hatte ich Bilder mitgenommen, die ich vor vielen Jahren machte, bei unserem ersten Besuch. Sie erkannten mich auch so, die Erwachsenen. Den Kindern war es egal, wer ich bin, Hauptsache ich hatte genug Bonbons.

Zuerst einmal wurde meine ganze Habe in eine etwas abgelegene Hütte geschafft. Ich war gespannt. Die übliche Wasserleitung war da, der

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