Eine Romanze - Ich lerne Florian kennen und verliere beim Schach (fm:1 auf 1, 9061 Wörter) [1/5] alle Teile anzeigen | ||
Autor: Marvin | ||
Veröffentlicht: Nov 15 2016 | Gesehen / Gelesen: 39793 / 32855 [83%] | Bewertung Teil: 9.54 (161 Stimmen) |
Aus einer ziemlich schlechten Laune heraus entscheidet sich Nina, auch anderen den Abend zu versauen, scheitert damit aber kläglich. Es wird eine unvergessliche Nacht. |
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Eigentlich war ich immer noch sauer. Ziemlich sauer sogar, was ja eine miserable Grundbedingung für eine Party ist. Lisa hatte mich versetzt, dabei wollten wir nach so langer Zeit mal wieder einen Mädchenabend machen. Genau genommen wusste eh keine von uns, woran es die letzten Monate gelegen hatte, dass wir uns wenig sahen und gar nicht zum Feiern gekommen sind. Klar, sie hatte zwischendurch einen Freund (und einen Lover. Gleichzeitig!), wir hatten beide mit dem Studium ausreichend zu tun und ja: ich war die letzten Monate viel mit meinem Sport beschäftigt. Meine Leidenschaft zum Squash hatte sich stark intensiviert, seit ich für mich etwas überraschend als Ersatzspielerin in der Regionalliga eingesetzt wurde. Da das sehr erfolgreich war, wurde ich anschließend öfter gefragt und intensivierte auch mein Trainingspensum, ehrgeizig wie ich bin. Trotzdem sollte es jungen Frauen mit Mitte 20 doch möglich sein, jahrelange Freundschaften intensiver zu pflegen. Die regelmäßigen Telefonate waren kein angemessener Ersatz.
Und nun sagte mir Lisa so kurzfristig ab, weil sie am Vorabend einen echt süßen Maschbauer kennengelernt hatte und chronisch untervögelt war, wie sie mir sagte. Mist halt. Obwohl ich das Argument durchaus nachvollziehen konnte: ich hätte auch mal wieder große Lust auf ein kleines sexuelles Abenteuer gehabt.
Nun stand ich vor der Wahl, die Party auch zu schmeißen und mich schmollend vor Netflix zurück zu ziehen oder eben völlig ergebnisoffen und allein auf die Party zu gehen, von der ich zudem sehr wenig wusste. Wie gesagt: ich war sauer, wollte aber die Chance ergreifen, etwas für mich sehr Ungewöhnliches zu tun und mich in kratzbürstiger Stimmung unter einen Haufen mir Unbekannter zu mischen. Vielleicht konnte ich ja wenigstens als abgespeckte Version des Partycrashers fungieren, das wollte ich schon lange mal machen.
Angekommen stellte ich fest, dass mir die meisten Leute überraschend sympathisch vorkamen. Einige Leute kannte ich sogar vom Sehen. Da war die kleine Brünette, der ich sowohl in der Uni als auch im Schwimmbad schon über den Weg gelaufen war und die eine gewisse Faszination auf mich ausübte. Mehrere Jungs kannte ich von verschiedenen früheren Gelegenheiten, einige wenige sogar mit Namen. Auf den ersten Blick erkannte ich Niemanden, mit dem ich mich unbedingt sofort anlegen wollte, was meinem Plan widersprach. Aber das konnte ja noch kommen.
Ein paar Ansatzpunkte gab es aber doch: Das Buffet war sehr gut organisiert und vollumfassend, es wurde offensichtlich auf Ernährungsaspekte geachtet, der Großteil war vegetarisch. Auch die Veganer wurden berücksichtigt und alle speisen waren für die Lactose- und Glutenunverträglichkeiten gekennzeichnet. Alles in allem also extrem spießig und einer Gartenparty unserer Elterngeneration angemessen, aber doch nicht meiner Generation.
Das Bier gab es nur in 0,5l-Flaschen und war nicht gut gekühlt, obwohl es in der WG sogar eine Badewanne gab, die ja wohl heute keine andere Anwendung finden würde. Tatsächlich aber tranken sogar die wenigsten Gäste Bier aus Flaschen, sondern Säfte, Bionade und Wein (aus Weingläsern!!!). An dieser Stelle kann ich nur Das Lumpenpack zitieren: Die Rotweinschorle hat mir besser geschmeckt, als ich sie noch aus Senfgläsern getrunken habe und als sie noch aus Bier war.
Immerhin war die Musik gut (gerade lief Amanda Palmer, vorher das Diablo Swing Orchestra) Mit einem ehrlichen Getränk in der Hand stellte ich mich zu einer vierköpfigen, gemischten Gruppe. Gemischt hieß in diesem Fall, dass drei Jungs auf ein Mädchen kamen und es war sehr schnell klar, dass zwei der Jungs die junge Frau beeindrucken wollten. DerDritte hatte das offensichtlich nicht nötig, es handelte sich um seine Freundin, was er auch unmissverständlich deutlich machte, indem er ihre Hand hielt.
Sehr schnell bekam ich mit, dass sie über ihre großartigen Fähigkeiten im Tennis sprachen. Das kam mir natürlich sehr entgegen, da war Provokationspotential zu finden. Mein Einstiegssatz: Tennis? Seid ihr dafür nicht mindestens zwanzig Jahre zu jung? war dafür gut geeignet. Einer der Jungs sprang sofort darauf an und war sichtlich empört, der zweite wollte wohl gerade ausholen, um die sportlichen Herausforderungen des weißen Sports heraus zu stellen und der Dritte fasste seine Freundin etwas fester, wohl um sie vor der Ketzerin zu schützen.
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