Auseinandergelebt (fm:Sonstige, 2001 Wörter) | ||
Autor: Hassels | ||
Veröffentlicht: Jul 30 2017 | Gesehen / Gelesen: 14777 / 10209 [69%] | Bewertung Geschichte: 8.72 (79 Stimmen) |
Karriere-Pärchen schreitet die berufliche Leiter immer höher. Rücksichtnahme und wenig Zeit füreinander, dabei bleibt die Liebe auf der Strecke. Der Zufall und eine Straftat helfen beiden auf die Sprünge, werden zum Rettungsanker. |
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Schleichend, auf leisen Sohlen, hatte es sich in unserer Beziehung ausgebreitet. Ein lähmendes Gift hätte nicht erbarmungsloser zuschlagen können. Der Alltag, Arbeit und Karriereleiter, hatte sich Stück für Stück mehr Platz verschafft, die menschlichen Gefühle konterkariert. Wenn nicht der Zufall Pate gestanden hätte...... .
Angespannt warteten alle Beteiligten auf die Verkündung des Urteils, das Gremium tagte schon mehr als zwei Stunden hinter verschlossenen Türen. Obwohl ich geständig gewesen war, schon bei der Befragung durch die Beamten hatte ich den Einbruch zugegeben, wurden eine Unmenge an Zeugen angehört. Der Verhandlung war ich nach meiner Aussage nicht mehr gefolgt, hatte alles Revue passieren lassen, das 'Warum' ich überhaupt hier saß.
Vor neun Monaten, der neue Oberarzt hatte schon drei Tage früher seinen Dienst zur Einarbeitung angetreten, erlaubte ich mir einen früheren Feierabend. Nach zwei Tagen wusste ich, ich kann ihm bedenkenlos die Chirurgie überlassen. Da ich Claudia noch in ihrer Anwaltskanzlei vermutete, vor siebzehn Uhr war sie wochentags nie Daheim, wollte ich mich auf der Couch in meinem Arbeitszimmer ein wenig entspannen. Federnd leicht, wie es schon immer meine Art gewesen war, lief ich geräuschlos die Stufen ins Obergeschoss, als ich ein Wimmern vernahm. Vorgebeugt saß sie vor ihrem Laptop und rieb sich die Augen. Nur durch ihre Haltung bedingt, gab mir der rückwärtige Spiegel einen Einblick auf die aufgerufene Webseite. Die biologische Uhr konnte doch noch nicht abgelaufen sein, wir waren doch erst fünfunddreißig. Als ich näher trat, immer noch mit den Gedanken auf dieser Adoptionsseite, klappte Claudia den Laptop zu. Sie erzählte mir eine zu Tränen rührende Story, ein Klient dessen Namen sie natürlich nicht erwähnte. So weit waren wir also schon, den Partner einfach mit einer Ablenkung belügen. Ich nahm es so hin, brauchte Zeit zum Nachdenken.
Für das Wochenende teilte ich mir den Bereitschaftsdienst komplett zu. Auf unserem AB hinterließ ich Claudia eine diesbezügliche Nachricht. Da überraschend wenig zu tun war, nur zwei Unfälle mit chirurgischen Eingriffen, hatte ich viel Zeit unsere Situation auszuleuchten. Während der Studienzeit hatten wir uns vor fünfzehn Jahren kennengelernt, eine gemeinsame Bekannte hatte eine Party ausgerichtet. Schon beim Augenkontakt hatte es gefunkt. Jede freie Minute verbrachten wir zusammen, wussten schon bald alles vom Anderen, ohne das Studium zu vernachlässigen. Zeitgleich machten wir den Abschluss vor elf Jahren, planten unsere Zukunft. Verliebt wie am ersten Tag heirateten wir im Folgejahr. Weitere zwei Jahre später hatte ich den Facharzt geschafft und Claudia war in der Staatsanwaltschaft aufgestiegen. Die Karriereleiter schritten wir Sprosse um Sprosse nach oben. Als ich vor sechs Jahren die Oberarztstelle bekam, ein gut dotiertes festes Einkommen, wagte Claudia den Schritt in die Selbstständigkeit. Mit der Erfahrung aus der Staatsanwaltschaft war sie bald eine begehrte Strafverteidigerin, ihre Kanzlei brummte ab dem zweiten Monat. Fast zeitgleich, vor drei Jahren, mit dem Doktortitel erhielt ich die Chefarztstelle in der Chirurgie. Trotz der deutlich erhöhten Bezüge, mein sicheres Einkommen war nur noch ein Klacks gegenüber Claudias, aber das störte mich nicht.
Noch immer suchte ich schon fast verzweifelt nach dem Beginn der Entfremdung. Im Bekanntenkreis war das Sexleben auch mit der Zeit sehr eingeschränkt worden, andere Werte zählten mehr. Aber nach längerem Überlegen stellte ich fest, der letzte Sex war schon über ein Jahr her. Auch davor waren wir nicht allzu aktiv gewesen, wenn ich da an die Anfänge denke. Mit glasigem Blick schaute ich in den Spiegel, die Tränen, meine Tränen zeigten mir, dass ich sie immer noch abgöttisch liebe. 'Nur nicht die Augen verschließen', schoss es mir durch den Kopf. Mich selbst hart ins Gericht nehmend, brachte mir auch keine Antwort.
Sicher, mit der stetig gewachsenen Verantwortung, waren unsere freien Zeiten deutlich geschrumpft. Unsere freien Zeiten verbrachten wir auch heute noch zusammen, und doch war es ganz anders geworden. Unwohlsein und damit verbundene Rücksichtnahme, vielleicht findet sich ja hier ein Ansatz. Im Zeitraffer eines Schnelldurchlaufs, mein Gehirn sortierte schneller als meine Gedanken einhergingen, landete ich bei unserem Kenia Urlaub. Zu Anfang war es herrlich, das Wetter war angenehm und der Nationalpark ließ keine Wünsche offen. Dieser Zoo ohne Gitter, sich des erhöhten Risikos bewusst, war ein hinreißendes Erlebnis. Einzig der erkältete Reiseleiter störte, sein häufiges Niesen scheuchte einige
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