Verliebt in die Protagonistin - eigentlich (fm:Sonstige, 5246 Wörter) | ||
Autor: Hassels | ||
Veröffentlicht: Aug 05 2017 | Gesehen / Gelesen: 15137 / 12023 [79%] | Bewertung Geschichte: 9.00 (72 Stimmen) |
Nach einem Autounfall sitzt er fest. Seine Frau nutzt die Zeit zu Hause und liest seine im PC versteckte Story über Olga. Sie erkennt sich in Teilen wieder und fasst einen Entschluss. Als er einen Abstecher nach Hause macht, erwartet ihn: Olga aus s |
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Eigentlich wollte ich nicht mehr schreiben, hatte mein Ziel aus den Augen verloren. Beruhten bislang alle Geschichten auf Begebenheiten des weiteren und näheren Umfelds. Oftmals schmunzelte meine Frau, wusste sie trotz Änderung der Namen um wen es sich handelte. Meine Rechtschreibfehler korrigierte sie nicht, nicht weil sie es nicht könnte. Weil sie als Lehrkraft die Erfahrung gemacht hat, auch Legastheniker bekommen durch Übung, viel üben, vieles bewältigt.
Derzeit schreibe ich gleichzeitig an fünf verschiedenen Geschichten unterschiedlichster Machart. Allerdings sind es diesmal Fiktionen, mal eigenen Bildern, geistigen Zeichnungen, Gestalt zu verleihen. Eine Geschichte, geprägt von sensibel herausgekitzelter Sentimentalität, gepaart mit rauem und schmerzhaften Sex, ließ selbst meine Frau erröten.
"Entwickelst Du Dich jetzt zum Pornographen?", fragte sie mich zum Frühstück. "Bislang fühlte ich mich bei den geschilderten Szenen Deiner Untermalung immer wie in diesen herrlichen Liebesschnulzen. Aber diese gefesselte Frau kann ja nur einem Männerhirn entspringen."
Aber der Tonfall macht ja bekanntlich die Musik. Und diesen Unterton kannte ich noch aus unseren Anfängen, wenn sie die Eifersucht plagte, vor mehreren Jahrzehnten. Vielleicht hatte sie aber auch erkannt, ich hatte mich in meine Protagonistin verliebt. Auch wenn es nur eine Art Wunschtraum eines in die Jahre gekommenen Mannes war, gab es da einige Zeilen und Passagen, die mir nicht mehr aus dem Kopf gingen. Es war nicht nur geschrieben, sondern zelebriert. Ohne die für jedermann sichtbaren Äußerlichkeiten näher zu erwähnen, der Fantasie des einzelnen Raum gebend, hatte ich mich auf die Wesenszüge und die innen wohnenden Wünsche beschränkt. Ein Willkommen im Kopfkino.
Außer der Einteilung der Notwendigkeiten, ich machte mich für zwei Wochen auf Montage fertig, blieb es während des weiteren Frühstücks stumm. Kein Seitenhieb auf die Politik, keine unterschwelligen Foppereien. Selbst die Frage was ich denn gerne zu Pfingsten essen möchte, von Samstagabend bis Pfingstmontagmittag wäre ich ja Daheim, stellte sie nicht. Dafür konnte ich das Rattern ihrer Denkerstirn sehen und grinste, innerlich.
Erstens kommt es anders, als man meistens zweitens denkt. Samstagmittag hielt der Fahrer eines Kleinlasters wohl ein Schläfchen, der Kofferraum meines Audis wurde jedenfalls halbiert. Die Autobahnpolizei war rasend schnell, schon nach fünfundvierzig Minuten nahmen sie den Unfall auf. Eine weitere Stunde später war ich dann zur nächsten Werkstatt abgeschleppt worden, am Arsch der Welt. Die nächste Autovermietung war dreißig Kilometer entfernt, hätte schon geschlossen selbst wenn ich sofort ein Taxi bekommen hätte.
Ich rief zuhause an und der freundliche, von mir besprochene, Anrufbeantworter meldete sich. Aber auch auf Handy wäre der Teilnehmer derzeit nicht erreichbar, ich hasse die Sprachbox. Wenigstens meine Tochter erreichte ich, wünschte ihr ein schönes verlängertes Wochenende. Der Wirt gegenüber der Autowerkstatt hatte zumindest ein Zimmer für mich, 'Frohe Pfingsten'. Als ich mich gerade eingerichtet hatte, piepte mein Handy - Akku leer. Das Ladekabel war natürlich noch im Handschuhfach des Audi, und die Werkstatt geschlossen. Sonntagmorgen um zehn wäre der Monteur wieder da, mein Wirt kannte sich aus.
Die Luxus Suite, ungefähr 10m² ohne Telefon und Fernseher, versprach auch keinen angenehmen Abend. Unten in der Kneipe gab es zwar ein Telefon, aber die Lautstärke der Dorfburschen übertönte alles. Wenigstens die Laptoptasche hatte ich mitgenommen, so konnte ich die Pläne für die Halleneinrichtung noch verifizieren.
Nach einem ungewohnt langem Schlaf, wenigstens die Matratze war gut, verließ ich um sieben Uhr mein Zimmer. Der abgestandene Rauch in der Kneipe, eine kleine Deckenleuchte im Tiffany Stil setzte alles ins rechte Licht, machte das Atmen nicht leicht. Aber wenigstens ungestört telefonieren konnte ich jetzt. Meine Frau war gar nicht mal enttäuscht ob meines Fernbleibens, fragte nur ob sie an meinen PC dürfe um den Pachtvertrag für den Kleingarten ausdrucken zu können.
In der Wohnküche des Wirts wurde ein deftiges Bauernfrühstück serviert. Mit einem kleinen Spaziergang überbrückte ich die Zeit danach, stand pünktlich um zehn Uhr an der KFZ Werkstatt. Der Monteur schien schon
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