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SEIDE (fm:Romantisch, 1777 Wörter)

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Veröffentlicht: Mar 12 2018 Gesehen / Gelesen: 15069 / 10301 [68%] Bewertung Geschichte: 8.87 (45 Stimmen)
Ein altes Kleid bringt Freude

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Kurzgeschichte: Seide

Das Kleid war bodenlang, zweiteilig, aus hellem, cremefarbigen, ja fast silbernen Seide und alt. Seine besten Tage hatte es lange hinter sich, doch es passte ihr noch, wenn es oben herum auch recht eng geworden war...

Das Oberteil war blousonartig geschnitten, vorn mit einem Reißverschluss versehen, einem großen Kragen und gesmokten, langen Ärmeln. Dass es auch unten herum noch passte, lag daran, dass es sich bei dem Rock um einen Wickelrock handelte...

Meine Frau war mal wieder beim "Ausmisten", so wie sie es nannte und war dabei, eben dieses Kleid auszumustern. Als spräche sie mit den guten Stück, sagte sie: "Mit Dir habe ich nun genug herumgehortet. Ich brauche Platz! - Jetzt bist Du dran!" Entschlossen warf sie es zu den anderen ausgemusterten Kleidungsstücken, die bereits einen beachtlichen Haufen bildeten. Mich durchfuhr eine Idee, ein Gedanke, ein sehr verlockender und ich widersprach: "Halt - nicht!" - "Wieso? Das Ding ist doch lang aus der Mode. Und tragen tu ich's eh nicht mehr!", wand sie ein. "Nein, das vielleicht normalerweise nicht. Aber bevor Du es wegwirfst: Ich hätte vielleicht noch eine Verwendung dafür." - "Hä?" - "Ja. Ich würde Dich gern einmal darin lieben!" - "Du würdest...was?" - "Mit Dir Liebe machen, während Du das Kleid trägst und nichts sonst darunter. Muss absolut geil sein, Deinen Körper ganz in Satin gehüllt zu genießen!" - "Wenn Du meinst...", grinste sie viel sagend. Solange es nicht um Sado - Maso - Spielchen ging, von denen wir beide nichts hielten, solange war meine Frau im Bett zu jeder "Schandtat" bereit, sie wenigstens einmal auszuprobieren. Ob man später bei dieser oder jener Variante blieb, weil man sie gut fand oder sie bald wieder vergaß, weil's nichts Besonderes war, das war egal. Aber ausprobieren? - Warum nicht! - Solange es keinem weh tut?

So wanderte das Kleid also zumindest noch nicht in den Beutel für die Sammlung, sondern auf das Bett, wo es auf den Abend wartete, an dem es ausprobiert werden sollte...

Zwar war es Wochenende, doch es gab an diesem Samstag noch so unendlich viel zu tun und zu bedenken. Morgen sollte bei uns nämlich eine Party steigen. So hatte ich das Kleid und meine Phantasien im Laufe des Tages fast vergessen. Nach dem Spielfilm sagte meine Frau dann zu mir: "Ich geh schon mal nach oben und mach mich fertig für's Bett." Das sagt sie jeden Abend, so dass ich den Unterton in ihrer Stimme gar nicht mitbekam und es für die übliche Floskel hielt, die mir bedeutete: "Ich geh ins Bad, Zähne putzen, ziehe dann mein Nachthemd an (Flanell, innen aufgeraut und deshalb schön warm) und dann geh' ich gleich ins Bett." - "Ja, mach das. Ich komm' auch gleich.", antwortete ich. Hätte ich gewusst, was mich erwartete, hätte ich ihre Worte richtig gedeutet, ich hätte mir nicht noch "Heute" angesehen. Erst danach ging auch ich ins Bad, um mich für die Nacht fertig zu machen.

Der Tag war anstrengend gewesen, und so dachte ich eigentlich nur noch an Schlaf. Ein zärtliches, wenn auch flüchtiges Küsschen, wie es üblich ist, ein "Gute Nacht!!", umdrehen und schlafen... so dachte ich. Es sollte anders kommen...

Schließlich trat ich in das dunkle Schlafzimmer: "Schatz?" - Keine Antwort. War sie etwa schon eingeschlafen? - Nein, sie war noch gar nicht im Bett! - Na ja, manchmal brauchen Frauen im Bad ja auch etwas länger, also legte ich mich hin und wartete. Mühsam wehrte ich mich gegen den Schlaf, als die Tür aufging und ich glaubte, ein Engel schwebe herein. Im Türrahmen stand ein Wesen, das man fast für einen solchen hätte halten können, wenn ihm auch keine Flügel gewachsen waren. Doch dieses Wesen trug ein Gewand, das das eines solchen Himmelwesens hätte sein können. Noch dazu trug es vor sich eine Kerze, die ihr sanftes, flackerndes Licht in schimmernden, manchmal blitzenden Reflexen über die üppigen, weiblichen und von dem erwähnten Kleid bedeckten Formen meiner Frau, zucken ließ. Ihre langen, allerdings nicht blonden, sondern brünetten Haare trug sie aufgesteckt und gar nicht so, als wolle sie gleich schlafen gehen. Auch das erneuerte Make Up und die nachgezogenen roten Lippen deuteten eher auf ganz etwas Anderes als darauf hin, sich sogleich in Morpheus' Arme begeben zu wollen. Ich war sprachlos bei diesem wunderbaren Anblick. Das Kerzenlicht, das ihr Gesicht von unten beleuchtete, verlieh ihr darüber hinaus noch einen nahezu überirdischen Ausdruck, zumal sie so tat, als

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