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Im Antiquariat (fm:Verführung, 3287 Wörter)

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Veröffentlicht: May 03 2018 Gesehen / Gelesen: 25422 / 20261 [80%] Bewertung Geschichte: 9.22 (127 Stimmen)
Vor vielen Jahren stöberte ich in meinem Lieblingsantiquariat. Nicht weit entfernt von meinem Standort blätterte eine junge Frau angelegentlich in einem alten Buch mit erotischen Ilustrationen. Wir kamen uns näher...

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Die Ereignisse, von denen ich hier berichten möchte, liegen viele Jahre zurück, nämlich in einer Zeit, als es das Internet zwar schon in Ansätzen gab, es aber noch lange nicht die Rolle spielte wie heute. Damals kaufte man alles, was man wollte und brauchte, noch in einem Laden in der jeweiligen Stadt oder bei Reisen ein. Bücher sah man sich in der Buchhandlung an. Und wenn man sich für eines entschied, ging man damit an die Kasse und bezahlte es dort mit der guten alten Deutschen Mark. Ganz besonders galt dies für ältere Bücher, die man noch nicht übers Internet, etwa bei ZABV oder anderen Seiten, bestellen konnte, sondern in einem Antiquariat durch intensives Stöbern aufstöbern musste. Und gute Antiquariate waren für Buchliebhaber Geheimtipps, die man manchmal lediglich allerbesten Freunden verriet. So einen Geheimtipp kannte ich damals. Und damit beginnt meine Geschichte.

Etwa einmal im Monat suchte ich das exquisite Antiquariat Zöller in der Hofgasse auf, um in den riesigen alten Regalen nach bestimmten Titeln zu suchen oder auch einfach ziellos herumzustöbern. Meist fand ich dort das Gesuchte oder stoppte an einem interessanten Buchrücken, zog ihn heraus und freute mich über den Fund. Herr Zöller, der Eigentümer und gleichzeitig offenkundig einzige Angestellte, war ein Mann undefinierbaren Alters. Er hörte nicht mehr gut. Wenn ich mich mit ihm unterhielt, musste ich auf eine deutlich erhöhte Lautstärke umschalten, denn er mochte keine Hörgeräte. Das war ihm nicht zu verdenken, denn die waren damals recht klobig und dafür auch nicht besonders effektiv. Das Besondere an Herrn Zöller aber war, dass er genau wusste, wann ein Kunde Hilfe benötigte und wann er lieber allein gelassen werden wollte. Wenn ich es mir im Rückblick genauer überlege, so musste er - wiewohl ihm das Haus und der Laden offensichtlich gehörte - noch über andere Einkünfte verfügt haben, denn nur in ganz wenigen Fällen habe ich während meiner Stöberaktionen andere Kunden bei ihm gesehen.

Der Laden bestand aus zwei Räumen. Im vorderen stand links neben der Tür die altmodische Kasse auf einer ebenso altmodischen Theke, an der Herr Zöller - natürlich von Hand - Bestellungen entgegennahmen und Quittungen und andere Belege ausfertigte. An den Seitenwänden standen jeweils fünf bis zur Decke reichende Regale, die in den Raum hineinragten, zwei weitere an der Rückwand. Zwischen diesen beiden befand sich eine Tür, die in den hinteren Raum führt. Die Zahl und Anordnung der Regale dort war dieselbe, nur dass zwischen ihnen noch weniger Platz war, weil der hintere Raum kleiner als der vordere war.

Ein großes Fenster, das die gesamte Front des Ladens einnahm, erhellte den vorderen Teil mit den eher gängigen Büchern. Die Raritäten befanden sich dagegen im hinteren Raum, der nur ein schmales Fenster an der der Tür gegenüber liegenden Seite hatte. Das sah man aber nicht sofort, denn man stieß zunächst gegen eines der Regale. Ergänzt wurde das wenige Licht, das durchs Fenster eindrang, durch sechs gleichmäßig im Raum verteilte, den der Decke baumelnde Jugendstil-Hängelampen, von denen aber in der Regel nur noch zwei funktionierten. Erfahrene Kunden betraten den hinteren Raum daher nur mit einer mitgebrachten Taschenlampe.

Obwohl es erst gegen halb elf Uhr morgens war, hatte das Thermometer an dem Julimorgen, von dem ich berichten möchte, schon fast die 30 Grad-Marke erreicht und trotz meiner leichten Kleidung - eine dünnen hellen Baumwollhose und einem luftigem Hemd - rann mir schon leichter Schweiß am Körper herunter. Ich betrat den Laden, Herr Zöller erkannte mich sogleich und nickte mir zuvorkommend zu. Da er wusste, dass ich lieber allein durch die Regale stöberte, wandte er sich gleich wieder einem Katalog zu, der aufgeschlagen vor ihm auf dem Tisch lag.

Zügig durchquerte ich den vorderen Raum und öffnete die Tür zum "Raritäten-Raum", um nach Ausgaben englischer Zeitschriften aus dem letzten, also damals dem 19. Jahrhundert, zu suchen. Wie ich wusste, waren sie im vorletzten Regal auf der rechten Seite zu finden. Zu meiner großen Überraschung war ich nicht allein im hinteren Raum. Im letzten Gang hielt sich eine weitere Person auf. Ich spähte - unauffällig wie ich hoffte - durch die Ritzen der Bücher. Sie, denn es handelte sich um eine - soweit ich erkennen konnte: recht junge - Frau, wandte mir den Rücken zu und war in ein Buch vertieft. Wenn sie wahrgenommen hatte, dass noch jemand den Raum betreten hatte und jetzt, nur durch ein Bücherregal getrennt, etwa 80 Zentimeter von ihr entfernt stand, so ließ sie sich dies zumindest nicht anmerken.

Sie machte mich neugierig. Im letzten Regal, das wusste ich von anderen

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