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Der gelbe Punkt (fm:Sonstige, 2329 Wörter)

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Veröffentlicht: May 04 2018 Gesehen / Gelesen: 18111 / 14215 [78%] Bewertung Geschichte: 8.31 (49 Stimmen)
John durchstöbert das Zimmer seines WG-Mitbewohners Adnan auf der Suche nach seinem Ladekabel und findet es schließlich zwischen den aufgewühlten Decken in seinem Bett. Er nimmt es an sich und bemerkt erst in seinem Zimmer, dass sich etwas

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© JohnDoe Dieser Text darf nur zum Eigengebrauch kopiert und nicht ohne die schriftliche Einwilligung des Autors anderweitig veröffentlicht werden. Zuwiderhandlungen ziehen strafrechtliche Verfolgung nach sich.

Mit hochrotem Kopf stürmte ich eilig in Adnans Zimmer. Die Uhr tickte. Der Akku meines Laptops hatte mich wiederholt gewarnt. Ehe er schließlich unter den letzten Reserven zu streiken begann. Wieder einmal, so vermutete ich zumindest, hatte sich mein werter Mitbewohner das Ladekabel meines Laptops "geliehen", so wie er es stets ausdrückte. Meiner Ansicht nach beschrieb "entführen" es in seinem Fall wesentlich treffender. Meine Vermutung war nicht ganz unbegründet. Immer wieder "lieh" sich Adnan alle möglichen Dinge von mir. Ladekabel, Kugelschreiber - selbst vor meinen Socken machte er neuerdings nicht mehr halt. Ich hatte alles versucht. Eine Zeit lang hatte ich sogar sämtliche gefährdeten Gegenstände mit einem kleinen gelben Aufkleber beklebt. Doch es wirkte nicht! Jegliche Grundsatzdiskusionen waren ohnehin vergebens gewesen. Deshalb musste ich nun auf meine Art zurückschlagen!

Adnans Zimmer war gewohnt unordentlich. Auf dem Schreibtisch türmten sich Berge von schmutziger Wäsche, lose herumliegenden DVDs und Zeitschriften. Ob er die Farbe seines eigenen Schreibtisches wohl kennt, fragte ich mich selbstironisch. In meinen Gedanken konnte ich sehr zynisch werden, wenn jemand meine Pläne durchkreuzte. Hastig wühlte ich mich durch das Chaos auf seinem Schreibtisch. Arbeitete mich immer tiefer durch die hohen Berge wahllos aufeinandergestapelter Sachen. Doch bis hinunter zur Tischplatte war keine Spur von seinem Laptop. Lediglich eine Ausgabe "MeansHealth" fiel mir in die Arme. Der kurze Ansatz eines hämischen Lachens fuhr aus meinem Mund. "ha, ja genau!" murmelte ich ernüchtert vor mir hin. "Du lebst gesund, mein Lieber!". Es roch muffig in dem Zimmer. Die Rolladen waren zur Hälfte geschlossen und hüllten den ohnehin kleinen Schreibtisch in der hintersten Ecke des Zimmers in Dunkelheit. Doch ich hatte ohnehin mehr als genug gesehen. Als ich mich umdrehte, fiel mein Blick auf sein Bett. Die wärmenden Sonnenstrahlen schienen durch den offenen Teil des Fensters hell auf das weiße Bettlaken und erhitzten das stickige Zimmer. Zwischen einer der verquirrlten Decken ragte eine Ecke seines knallroten Laptops hervor. "Hab ich Dich!" redete ich vor mich hin und krabbelte zielstrebig auf das Bett. Vorsichtig schob ich die Decke ein wenig zur Seite. Das Ladekabel hing noch darin, der Stecker an der anderen Seite des verworrenen Kabels lag lose unter der Decke. Mit einem Ruck zog ich das Kabel heraus, riss es an mich und stürmte zurück in mein Zimmer. Mein Laptop lebte noch! "Halte durch, halte durch!" sprach ich hastig vor mir hin, während ich panisch das Ladekabel in meinen Laptop drückte und mich kurz darauf zu Boden stürzte, um das andere Ende des Kabels in die rettende Steckdose zu hämmern - geschafft! Ich atmete tief ein. Setzte mich wieder aufrecht hin und schnaufte tief durch. Unter der frischen Stromzufuhr schien mein Laptop endlich nicht mehr zu streiken und ich speicherte meine Arbeit. Erleichtert lehnte ich mich zurück.

Mit einem in die Ferne schweifenden Blick fuhr ich verspielt das lebensrettende Kabel entlang. Erst jetzt spürte ich den kleinen, halb abgepulten gelben Punkt. Langsam kam ich wieder zu mir. Mein kleiner Wutanfall legte sich. Solche Gefühlsausbrüche waren nicht gerade typisch für mich. An sich war ich im Gegensatz zu Adnan ein sehr kontrollierter, ruhiger Typ. Zumindest redete ich mir dies permanent ein. Ich wollte nie so sein wie er, auch wenn wir trotz der großen Unterschiede doch überraschend gut miteinander zurechtkamen. Ich erwischte mich dabei, wie auch ich plötzlich gedankenversunken an dem Aufkleber pulte. Insgeheim war ich sehr erleichtert, ihn zu spüren. Gab er mir doch erst die Legitimation für den Einbruch in Adnans Privatsphäre. Auch wenn Adnan damit kein Problem hatte und dies auch bei jeder Gelegenheit mir gegenüber zum Besten gab. Ich schätzte meine Privatsphäre und wollte bei ihm daher keinen anderen Maßstab anlegen. Was mir aufgrund seiner "Leihen" jedoch nur mittelmäßig gelang. Ich fuhr das verknitterte Kabel weiter nach unten, zog es nach und nach gerade. Plötzlich bleiben meine Finger an einem Stück Stoff hängen, der sich inmitten des Kabelsalates verfangen hatte. Angeekelt zog ich erschrocken meine Finger zurück und starrte gebannt auf das Fetzelchen. Leicht verknüllt hing es verfangen in den dünnen, schwarzen Seilen.

Einen Moment lang starrte ich das rätselhafte Objekt nur entsetzt an. Es gehörte definitiv nicht an mein Kabel und alleine diese Tatsache störte mich bereits. "Was habe ich mir da nur eingefangen?" fragte ich mich angewiedert. Mit den ausgestreckten Zeigefinger und Daumen meiner rechten Hand näherte ich mich langsam. Griff es an der dünnsten Stelle und zog leicht daran. Mein Ladekabel leistete nur geringen Widerstand. Vorsichtig, mit ausgestrecktem Arm hob ich das rätselhafte Stück

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