Der Prozess (fm:Humor/Parodie, 2679 Wörter) | ||
Autor: Achterlaub | ||
Veröffentlicht: Aug 29 2018 | Gesehen / Gelesen: 10432 / 8260 [79%] | Bewertung Geschichte: 7.56 (34 Stimmen) |
Mann kommt nach 10 Jahren aus der Ferne zurück und wird wegen angeblich sexueller Verfehlungen vor Gericht gestellt |
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Der Prozess
Nach zehn Jahren kam ich nach Deutschland zurück. Es waren Zeiten, die ich auf der ganzen Welt unstetig und auf allen Kontinenten verbracht hatte. Das brachte mein Beruf als anerkannter Anlagen-Ingenieur mit sich. Aber nun hatte ich mich entschlossen, mich wieder auf Dauer in meiner Heimat anzusiedeln.
Meinen Entschluss fasste ich sehr kurzfristig. Es war das zunehmende Herzrasen, wohl als Folge des unsteten Lebenswandels, das mich von Heute auf den Morgen die Kündigung bei meinem bisherigen Arbeitgeber aussprechen ließ.
Ich würde mir zunächst ein Hotel in der Nähe des Flughafens suchen. Selbst meinen neuen Wohnort hatte ich noch nicht bestimmt. Nach einer Ruhephase würde ich alles langsam angehen lassen. Auch eine neue Arbeit, zweifellos mit weniger Gehalt, würde sich für einen gestandenen Ingenieur von Mitte vierzig wohl leicht finden lassen.
Der mit der Passkontrolle befasste Beamte am Flughafen sah mir kurz in die Augen, als ich ihm das Dokument zureichte. Es dauerte eine Weile, bis ich meinen Pass wieder in Händen hielt.
Gerade wollte ich das Flughafengebäude verlassen. Ich winkte schon ein Taxi heran, als mich ein Uniformierter am Arm packte und zurückhielt.
"Herr Landauer, wir haben da mal etwas zu klären", sprach er. "Ich heiße Herberts, Oswald Herberts", antwortete ich lächelnd und reichte ihm den Pass, den ich noch in der Hand hielt.
Der Beamte warf einen kurzen Blick hinein. "Wilhelm Landauer steht hier." Das konnte nicht sein. Fragend schaute ich ihm in seine blauen Augen. Er öffnete den Pass und hielt ihn mir hin. Tatsächlich. Da stand Wilhelm Landauer. Mit meinem Bild. Sogar Geburtsort und -datum stimmten, nur der Name nicht...
"Das ist ein Irrtum. Moment, das haben wir gleich", antwortete ich zunehmend nervös werdend. Ich kramte in meinen Taschen. Es war wie verhext. Kein Führerschein war mehr da. Es fehlten die Kreditkarten. Nichts war mehr da, womit ich meine Identität beweisen konnte. Meine Herrenhandtasche, in der ich all die Dokumente verwahrte, war plötzlich abhanden gekommen. Ich hätte schwören können, sie noch bei der Passkontrolle gehabt zu haben.
Und es gab auch niemanden, den ich als Zeugen meiner wahren Identität benennen konnte. Meine Eltern waren schon verstorben. Geschwister besaß ich keine.
"Kommen Sie bitte mit", hörte ich den Beamten sagen. "Es wird sich alles aufklären. Aber ich muss Sie ins Gericht bringen." Ich war perplex. Was sollte ich vor Gericht? Ich war doch zehn Jahre außer Landes. Was sollte ich da verbrochen haben?
So folge ich dem Mann. Er lud mich in eine große Limousine hinten ein. Ihre Scheiben waren von außen undurchsichtig. Der Wagen fuhr in ungeheurer Geschwindigkeit los. Nach vielleicht einer knappen halben Stunde hielt er. Wieder packte mich ein Mann am Arm. Es ging einige Stufen hinauf. Dann befand ich mich im Gerichtssaal.
Die Richter, die Staatsanwältin, Besucher - alle waren schon da. "Aha, da ist er ja", röhrte mir der Vorsitzende entgegen. "Dann nehmen Sie bitte Platz neben ihrer Verteidigerin. Dann können wir endlich anfangen."
Ich war in Gerichtsdingen nicht so bewandert. Aber normalerweise müsste man erst Namen und Alter angeben. Dann folgte die Verlesung der Anklageschrift, damit man weiß, was einem zur Last gelegt wird. - Doch dies alles passierte nicht.
Mein Blick fiel auf die Staatsanwältin. Obwohl sie diese schwarze Robe trug, die die Statur ihres Leibes vollkommen verhüllte, erkannte ich in ihr eine durchaus attraktive Frau. Sie hatte wunderschöne große dunkle Augen. Ihre vollen Lippen schienen mir sehr sinnlich. Kurze blonde Haare ließen sie freundlich und zutraulich erscheinen.
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