Die See-Bestattung (fm:Verführung, 9877 Wörter) | ||
Autor: Anonymous | ||
Veröffentlicht: Dec 13 2018 | Gesehen / Gelesen: 20660 / 16797 [81%] | Bewertung Geschichte: 9.03 (75 Stimmen) |
Verführung einer frischgebackenen Witwe durch eine See-Bestattung |
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der Stille wählen, kleine Baumgruppen, wo runde Namensschilder aus Emaille oder Porzellan in einen Baum gehängt werden. Als letztes erwähnte ich auch eine See-Bestattung. Hierbei zeigte sie sich sofort interessiert und fragte gezielt nach. Sie meinte, ihr Mann hätte schon eine gewisse Nähe zur See gehabt und sei früher sogar auch mal gesegelt. Ich erklärte ihr kurz den Ablauf und wo und wie man so etwas durchführen könne. "Ostsee von Travemünde aus, Nordsee von Cuxhaven." Ich erläuterte das Für und Wider beider Orte. "Wenn man seinem Angehörigen später einmal nahe sein möchte, dann dauert eine Anreise nach Cuxhaven und eine anschließende Schiffsreise mit der Fähre nach Helgoland und zurück schon einen ganzen Tag. Die Deutsche Bucht ist aber manchmal ein stürmisches Revier, sogar auch oft im Sommer. Travemünde hingegen ist da schon wesentlich günstiger, da ist man am Nachmittag wieder zuhause." Ich erklärte ihr, daß diese Art der Bestattung besonders von jenen Menschen bevorzugt würde, die sich emotional rasch von dem oder der Verstorbenen lösen möchten. Hierbei schaute sie mich mit ihren wunderschönen Augen eine lange Sekunde an. Zum Thema Verbrennung sagte sie dann sofort ja, bloß keinen Sarg. Für die Themen Anzeigenschaltung in der Regionalzeitung und Trauerkarten zeigte ich ihr einige Muster und wir fanden rasch eine Lösung. Seebestattung solle bitte hinein und für eventuell zugedachte Kranzspenden möge eine Konto zugunsten eines Kinder-Hospizes genannt werden. Ein paar alte Kollegen müßten doch schon benachrichtigt werden, meinte sie dann. Sie wolle aber trotzdem noch eine Nacht drüber schlafen, welchen meiner Vorschläge zum Thema See-Bestattung sie annehmen wolle, im Moment sei sie im Kopf noch völlig durcheinander, obwohl der Tod ja eigentlich nicht ganz überraschend für sie gekommen sei, angesichts der letzten Wochen und Monate der häuslichen Pflege. Ich nahm die Unterlagen an mich, die für die Ämter und Versicherungen erforderlich waren, vor allem Geburts- und Trauschein, die Renten-Unterlagen und die Versicherungs-Policen und versprach, mich um alles Wichtige zu kümmern. Ich warf noch einen verstohlenen Blick auf die Heirats-Urkunde, rechnete und las, daß sie 54 Jahre alt war. Dann ließ ich noch ein paar Prospekte für eventuellen Blumenschmuck der Gärtnerei da und nannte ihr auch noch ein paar Richtpreise. Ich wies auf unseren Hausprospekt hin, daß wir einen 24-Stunden-Service hätten, Abholung von zuhause mit eingeschlossen und ließ noch meine Visitenkarte mit meiner Handy-Nummer da. Beim Abschied hielt ich ihre Hand vielleicht eine halbe Sekunde länger, als ich es üblicherweise tue und schaute dabei in ihre schönen braunen Augen. "Ich melde mich bei Ihnen." Für die Routinearbeiten im Geschäft hatte ich einen sehr tüchtigen Hausmeister unter Vertrag, der mir die Fahrerei zum Krankenhaus, zum Krematorium und zu den Behörden abnahm. Dessen Frau war eine gelernte Bilanzbuchalterin, die tagsüber das Büro leitete und dafür sorgte, daß Geld ins Haus kam. Für das Grabausheben und das Sargtragen hatte der Hausmeister ein paar Kollegen aus der Nachbarschaft an der Hand, die in solchen Fällen - natürlich stets schwarz und feierlich gekleidet - aushelfen konnten. Deren Entlohnung in Form von Bier und Korn lief unkompliziert über meinen Hausmeister. Zum Glück hatte ich im Umkreis von 20 Kilometern bislang noch keine echte Konkurrenz, wenn man mal vom neuen Trend der Internet-Bestattungs-Unternehmen absieht. Nach der Tagesschau am Abend rief mich überraschenderweise Frau Lindsröm auf meinem Handy an. Sie hätte sich immer noch nicht entschieden, in welcher Form die See-Beerdigung vonstatten gehen solle. Sie sei aber sehr unruhig und könne einfach nicht schlafen, das Gespräch heute früh hätte sie doch sehr aufgewühlt. Eigentlich hätte sie auch noch ein paar Fragen zum genauen Ablauf einer See-Bestattung. Ich bot ihr sofort an, nicht bis morgen zu warten, sondern unverzüglich vorbeikommen zu können. "Unser 24-Stunden-Service steht nicht nur auf dem Papier." "In 10 Minuten?" "Das ist sehr freundlich von Ihnen." Ich fand ein paar Häuser weiter einen Parkplatz. Sie erwartete mich schon vor der Haustür. "Nett, daß Sie dafür ihren Feierabend opfern." Ich war wieder von ihrer erotischen Alt-Stimme hingerissen. "Wir werben nicht nur mit dem 24-Stunden-Service, wir praktizieren ihn auch." "Wollen wir nicht ein paar Schritte gehen? Es ist ein schöner Abend, ich glaube, ich kann dann nachher besser einschlafen." Sie hakte sich wie selbstverständlich bei mir unter. Wir gingen langsam durch die verlassenen Straßen. Bei vielen Fenstern konnte man die verschiedenen Fernsehprogramme in den Fenstern beobachten, wenn wir mal kurz stehen blieben. "Ich habe Ihnen heute früh nicht die ganze Wahrheit erzählt, weil ich mich geschämt habe. Sie fragten, ob es eine gute Ehe gewesen war. Das war sie wahrhaftig nicht." Plötzlich kamen ihr die Tränen und ich beeilte mich, mein blütenweißes Taschentuch, welches ich immer für solche Fälle dabei habe, aus der Brusttasche zu ziehen. Normalerweise reiche ich es bei Bedarf einer Dame, in diesem Fall trocknete ich ihre Tränen eigenhändig und sehr zärtlich und liebevoll, was ich vorher noch nie getan hatte. Sie nahm es mir dann aus der Hand und putzte sich geräuschvoll die Nase. "Behalten sie es!" "Als mein Mann wegen seiner Prostata operiert werden sollte, hatte ich ein langes Vorgespräch mit dem operierenden Professor unter vier Augen, was OP-Konsequenzen und REHA anging. Dabei erfuhr ich, daß sich mein Mann schon vor unserer Ehe sterilisieren lassen hatte. Ohne mir etwas davon zu sagen! Ich war baff. Ich hatte geheiratet, um eine Familie zu haben und Kinder großzuziehen. Als es dann nicht klappte, suchte ich die Ursachen natürlich bei mir. Meine Gynäkologin meinte aber, ich sei völlig gesund, an mir könne es nicht liegen. Mein Mann behauptete das aber von sich auch und lehnte es vehement ab, sich vom Urologen untersuchen zu lassen. Wir hatten uns damals sogar ein Eisprung-Thermometer gekauft und gehofft, es würde etwas nützen, wenn man zu den unmöglichsten Zeiten und Gelegenheiten miteinander schlief, auch wenn man eigentlich überhaupt keine Lust hatte. Als ich aber vom Professor die Wahrheit erfuhr, brach für mich wirklich eine Welt zusammen. Ich hätte vor Wut schreien mögen. Der Professor zeigte sehr viel Verständnis für meinen Frust und Zorn. Nach der Prostata-OP wäre der Zug natürlich sowieso abgefahren gewesen, wie es denn mit einer Adoption wäre? Ich schüttelte den Kopf, nie, nie, nie. An diesem Tag war unsere Ehe eigentlich zuende gewesen und ich hätte meine Koffer packen sollen. Ich aber setzte nur einen Tag aus, um ihn zu besuchen und mußte mich erst einmal fassen. Ich sagte meinem Mann nichts von meinem Wissen und bereitete mich auf die Zeit nach der REHA vor. Ich war von da an aber innerlich wie vereist. Wir hatten uns ja bei der Hochzeit geschworen, in guten und in schlechten Tagen füreinander da zu sein, aber so? Damals waren wir noch mit allem Drum und Dran kirchlich getraut worden. Es waren wirklich sehr lange zwei Jahre der schlechten Tage, in denen ich mich jeden Tag überwinden mußte, um nicht vor ihm auszuspucken, das können Sie mir glauben. Und mehr als einmal war ich drauf und dran gewesen, meine Koffer zu packen, wenn er wieder einmal unausstehlich zu mir gewesen war, hart und ungerecht in der Wortwahl. Und das Entsorgen der Windeln war nun auch ein echtes Problem für mich geworden. Bis dahin hatte ich das Gefühl von Ekel nicht gekannt. Im ganzen Haus mußte ich nämlich ständig hinter ihm herwischen." "Das klingt wirklich furchtbar, was Sie da sagen." Wir gingen eine ganze Weile schweigend nebeneinander her. Ich mußte das erst einmal sacken lassen. Nach einer langen Pause fragte sie: "Und Sie, haben Sie eine Familie?" "Sie waren sehr offen zu mir und ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, daß Sie mir sozusagen ihre Privathölle geöffnet haben. Schließlich kennen wir uns ja erst wenige Stunden." Pause. "Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir uns mit den Vornamen anreden würden?" "Nichts dagegen, ich heiße Inge." "Andreas. Die richtige Brüderschafts-Zeremonie mit allem Drum und Dran holen wir mal nach, wenn wir Sekt haben. Aber wir können natürlich nachher schon mal eine Trockenübung machen, wenn uns keiner zuschaut." Sie kicherte dabei ein wenig nervös. "Einverstanden, nichts dagegen." "Also, meine Frau ist vor 6 Jahren leider verstorben. Sie liegt hier oben auf dem hiesigen Friedhof. Wir hatten eine wirklich gute Ehe, auch wenn wir keine Kinder bekommen haben. Gebärmutterhalskrebs. Zu spät erkannt. Die Metastasen waren schon in der Leber, als man es erkannt hatte. Heute ist die Medizin natürlich deutlich weiter als damals. Es war ein qualvolles Dahinsiechen gewesen, trotz der Morphine, die man ihr im Endstadium wie Bonbons verabreicht hat." "Das tut mir sehr leid! Und danach, hat es keine neue Frau in Deinem Leben gegeben?" Das neue "Du' war für mich noch etwas ungewohnt. Ich war eigentlich in der Tanzschule so erzogen worden, daß stets die Frau das Du zuerst anbietet, nicht umgekehrt. Und daß ein Kuß dazugehört. Aber ich hatte vorhin irgendwie das Bedürfnis gehabt, es ihr anzubieten, spontane menschliche Sympathie sozusagen. "Meine Frau hatte mich noch auf dem Totenbett beschworen, auf keinen Fall allein zu bleiben. Alleinlebende Männer würden verlottern, liefen ungewaschen und unrasiert durchs Leben und würden ihre Wäsche so lange tragen, bis die Fetzen herunterhängen würden. Und Männer würden dadurch auch stinken." "Ist das so?" "Man kann das natürlich nicht verallgemeinern, ich war ja bei der Bundeswehr gewesen und hatte dort schon etwas Selbstdisziplin gelernt. Trotzdem hatte ich arge Mühe, das Bestattungs-Geschäft, welches ich nach dem Tod meines Vaters nun auch nach dem Tod meiner Frau so weiterzuführen wie bisher. Ich wollte ursprünglich ja eigentlich mal Architektur studieren. Mußte dann aber, als mein Vater plötzlich an Herzversagen starb, das Geschäft übernehmen. Meine Mutter war schon in meiner Kindheit verstorben. Meine Frau half mir dabei im Geschäft und es lief bis dahin eigentlich wunderbar. Aber ein verlotteter und stinkender Bestatter würde rasch pleite gehen, das war mir damals klar geworden. Sowas geht garnicht." Ich wollte aber nun das Thema wechseln und fragte sie: "Entschuldige bitte wegen meiner direkten Neugier, aber wie kamst Du denn in all den Jahren mit den Hormonen klar?" "Puh, Du stellst aber Fragen. Es gab keinen anderen Mann in der ganzen Zeit, wenn Du das meinst. Do it yourself. Das kennen viele Männer doch auch, oder? Irgendwann nach dem Schlaganfall riet mir eine Freundin, bei Beate Uhse einen handlichen Vibrator zu kaufen, den benutze ich immer noch. Ich bin sicher, der grinsende Postbote wußte damals genau Bescheid, als er das diskret adressierte Päckchen aus Flensburg bei mir auslieferte. Und wie war das mit den Hormonen bei Dir?" "Also", ich holte tief Luft und sagte: "Als Kaiser Karl noch nicht der Große war, sondern ein halbstarker Lümmel, wurde er mal von seinem Erzieher und späterem Berater Alkuin kräftig ausgeschimpft, weil er sich wieder einmal schamlos an jungen Bauernmädchen vergriffen und sie entehrt hatte. Karl meinte aber trotzig, irgendwo müsse ein junger Mann doch mit seiner Brunft abbleiben. Was Alkuin darauf geantwortet hatte, weiß ich nicht mehr so genau, das müßte ich erst einmal wieder nachlesen." Pause. "Und wo ist Kaiser Andreas mit seiner Brunft abgeblieben?" "Natürlich gab es da in all den Jahren die eine oder andere Frau. Aber es war nie was Ernstes. Nie das Verlangen, eine gelungene Nacht zu wiederholen oder vielleicht sogar eine neue Beziehung einzugehen. Kollegen von früher hatten mich auch mal, wohl aus Mitleid, zum Kölner Karneval überredet. Horror pur. Man wacht dann eines Morgens in einem fremden Hotelzimmer neben einer bleich und übelriechenden Person auf und sucht so rasch wie möglich das Weite. Nie wieder. Ich hatte auch mal an einer Kreuzfahrt auf der Donau teilgenommen, wo ein schlauer Veranstalter Singles zusammenbringen wollte. Mit Tanz und Gruppenspielchen. Abends an der Bar in lockerer Runde erzählte jeder ein wenig von seinem Beruf und seiner Arbeit. Als ich ich dann dran war und sagte, daß ich Bestatter sei, rief eine halbbetrunkene Single-Dame laut "Igitt", sie würde niemals einem Leichenwäscher die Hand geben können, geschweige sich von ihm anfassen lassen. Für mich war das schon ein kleiner Schock gewesen und ich mußte mich an diesem Abend sehr zusammennehmen, um nicht verbal zurückzuschlagen, sondern ruhig zu bleiben. Ich hatte auch ein paar Mal auf Anzeigen in der "ZEIT' geschrieben. Dort stehen manchmal richtig gute, fast literarisch formulierte Anzeigen drin. Aber nie hat mir jemand direkt auf meine Briefe geantwortet, sondern meistens nur Agenturen, die mir teure Verträge aufschwatzen wollten. Vielleicht war mein Text in den Briefen einfach zu dröge gewesen oder mein Bild zu schlecht, wer weiß? Vielleicht hätte ich mein Bild mit Photoshop vorher etwas bearbeiten sollen. In Japan und neuerdings auch in China gibt es ja für Männer aufblasbare Puppen, Gummi-Else sagen wir Männer dazu. Hübsche Mädels in allen Größen und mit allen Körperöffnungen versehen. Mit viel Elektronik drin, mit denen die Gummi-Elses auch sprechen, lutschen und stöhnen können. Landessprache einstellbar, auch deutsch. Sowas gibt es wirklich und es gibt in Männerkreisen und im Internet eine Menge Witze darüber. Aber sowas war nie ein Thema für mich." "Unglaublich, gibt es das auch für Frauen?" "In China gibt es alles, wahrscheinlich auch nachgebildete Männer aus Ghana mit Riesenschwänzen, habe ich mir sagen lassen. Allerdings steht sowas natürlich nicht in unserem Fachblatt, sondern sowas findet man am besten im Internet." Ich erklärte, daß ich noch eine Haushälterin hätte. "Ach, so eine wie in der Katholischen Kirche, für Tisch und Bett? Oder eine alte Schachtel wie bei Rühmanns Pater Brown?" fragte sie kess. "Nein, sie wohnt in der Nachbarschaft, ist Großmutter, kann sehr gut kochen, meistens kocht sie gleich für zwei Tage, sie hält meine Wäsche in Ordnung und sorgt stets für einen gefüllten Kühlschrank. Im Tiefkühlfach habe ich sehr leckere Gerichte für mindestens zwei Wochen drin, wenn Du mich also mal unverhofft besuchen solltest, hoffentlich bald mal nach der See-Bestattung, dann wirst Du nicht verhungern. Und sie hält das Haus picobello sauber. Sie freut sich über die Aufbesserung ihrer knappen Witwenrente. Alles natürlich cash auf die Kralle, ohne Fiskus." Inge meinte dann mit ihrer wunderbaren Altstimme, sie wolle nun nicht weiter in meiner Privathölle herumstochern, sondern lieber noch ein paar Details über die See-Bestattung von mir hören. "Na ja, deine Privathölle war ja nun auch nicht ganz ohne." Ich erklärte ihr den Ablauf einer See-Bestattung. Daß man sich ein oder zwei Musikstücke aussuchen könne, an Bord gäbe es inzwischen eine Vielzahl von CDs. "Du glaubst garnicht, was die Leute alles so mitbringen. Von den Alten Kameraden, Il silencio, Radetzki-Marsch, Ave Maria von Bach Gounod, auch das Halali für einen Jäger haben wir neuerdings dabei. Gruß an Kiel, Anker away, die Nordseewellen findet man da, aber auch Schleswig-Holstein meerumschlungen oder Alexandras Mein Freund der Baum. Auch Freddys Junge komm bald wieder. Favoriten wären aber die vielen Fassungen von La Paloma. Der NDR hatte ja mal seine Hörer gebeten, ihre Lieblingsaufnahme von La Paloma einzureichen. Man rechnete mit 30 oder 40 Fassungen, bekam aber über 500 Einsendungen weltweit. Für mich die schönste ist nach wie vor jene von den Fischer-Chören, nicht die von Hans Albers. Und natürlich die Morgenstimmung aus der Peer Gynt Suite." Sie sagte, daß sie sich ganz auf meinen Geschmack und meine Empfehlung verlassen würde, sie sei da in Musikfragen sehr unsicher. Ich erklärte ihr auch noch, daß heute alles Bio sein müsse. "Die Urne ist aus einer Art Gelantine gefertigt, die sich mit dem Umkarton und der Asche innerhalb einer Stunde im Wasser vollständig auflöst." Früher hätte man auch Kränze mit Kranzschleifen ins Wasser geworfen, die ein paar Tage später am Timmendorfer Strand oder in Scharbeutz angespült wurden. Da haben sich natürlich die Gäste, vor allem die Kinder, beschwert. Daraufhin haben die Kurdirektoren Druck auf die See-Bestatter für Bio gemacht. Die ganze See-Bestattung dauere je nach Wetterlage 90-120 Minuten. Wir gingen noch lange schweigend nebeneinander her. Inzwischen hatten sich unsere Finger spielerisch miteinander verbunden, mein Daumen streichelte ihren dabei und nach einer Weile streichelte sie auch meinen Daumen, was ich wunderbar fand. Ich sagte ihr noch, daß man bei der See-Bestattung tatsächlich so etwas wie einen wirklichen Schlußstrich ziehen könne. "Wenn beispielsweise die Urne von einem ungeliebten Mann im Wasser verschwindet, ist das ein anderes Gefühl, als wenn man auf dem Friedhof neben einem Grab sitzt und mit einem Toten spricht." "Ich möchte wirklich einen Schlußstrich ziehen und nach vorn schauen, das kannst Du mir glauben. Wie rasch kann das mit der See-Bestattung gehen?" "Die Asche bekomme ich noch in dieser Woche, dann könnte ich mich um einen schnellen Termin in Travemünde kümmern. Heute bekommen die Angehörigen ja noch die wertvollen Reste aus der Asche gesiebt: Titan-Knie-Gelenke, Herz-Schrittmacher, Zahngold etc. Da hat es mal vor ein paar Jahren einen bösen Skandal gegeben, als herauskam, daß sich einige Krematoriums-Mitarbeiter am Zahngold der Toten bereichert hatten. Seitdem ist immer ein vereidigter Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung dabei." "Was es alles gibt." Als wir am Friedhof vorbeikamen, fragte ich sie, ob sie sich traue, mit mir jetzt mal dorthin zu gehen? Stichwort Trockenübung Brüderschaft, sie kicherte dabei wieder ein wenig nervös. "In Begleitung eines starken Mannes immer, wenn Du artig bist und mich beschützt." Ich führte sie zunächst zum Grab meiner Frau und wir standen eine ganze Weile schweigend davor. Als wir dann anschließend an der kleinen Kapelle vorübergingen, lösten wir unabsichtlich einen Bewegungsmelder aus und zwei Scheinwerfer gingen plötzlich an. Der Vorplatz war taghell erleuchtet. "Wohl wegen der Tiere, die nachts gern hierher kommen. Gerade bei frischen Gräbern mit den vielen Kränzen finden Wildschweine, Hasen und Rehe hier einen gedeckten Tisch vor. Denn manche Besucher schließen beim Heimweg die Pforte nicht ordentlich zu. Komm, laß uns rüber zur Senke gehen, wo es keine Scheinwerfer gibt. Hier auf dem Präsentierteller kann uns ja jeder sehen." Als wir im dunklen Teil des Friedhofes angelangt waren, ließ ich ihre Hand los und wir blieben stehen und schauten uns an. Wir hakten uns über Kreuz unter und taten so, als würden wir aus Gläsern trinken. Sie schloß die Augen und spitzte die Lippen. Als ich sie ganz vorsichtig und scheu küßte, öffnete sie sofort ihren Mund. Ich widerstand der Versuchung, mit meiner Zunge ihren Mund zu erforschen, sondern ich berührte ganz vorsichtig ihre Zungenspitze. Wir spielten eine ganze Weile damit und knabberten vorsichtig gegenseitig daran. Das ging eine ganze Weile so, niemand von uns wollte das Spiel beenden. Ohne daß sie es bemerkte, hatte ich den zweiten Knopf von oben ihres dunklen Mantels aufgemacht und mit meiner rechten Hand ihre linke Brust zart umschlossen. Als ich dann auch noch begann, mit dem Daumen ihre Brustwarze zärtlich zu massieren, quittierte sie es mit einem wohligen "Mhm" und ließ es geschehen. Wie lange diese Spielchen dauerten, weiß ich nicht. Erst als meine Hand ihre Brust verließ und andere Regionen südwärts suchte, wehrte sie mich lachend ab. "Hör auf, ich schwimme hier gleich weg. Hab" bitte etwas Geduld und laß mir damit Zeit, solche Gefühle habe ich schon lange nicht mehr erlebt, ich laufe dir ja nicht weg. Ich habe es heute früh in Deinen Augen gesehen, daß Du mich etwas magst." Ich gehorchte sofort und knöpfte sogleich ihren Mantel zu und wir gingen wieder gesittet untergehakt vom Friedhof und schlossen die Pforte. Ich hatte meinen Wagen ja etwas abseits von ihrem Haus geparkt, um sie nicht ins Gerede zu bringen. Ich gab ihr einen formvollendeten Handkuß und versprach, mich wegen des Travemünde-Termins bei ihr zu melden. Vorher fragte ich sie aber noch, ob wir nicht morgen wieder einen kleinen Abendspaziergang machen könnten. Sie meinte: "Gern, gleiche Zeit?" "Gleiche Zeit, ich freue mich. Schlaf gut." Am nächsten Abend nieselte es. Sowas kommt kommt im Herbst auch bei Beerdigungen öfter vor. Zu diesem Zweck hatte ich eine Anzahl schwarzer Regenschirme im Internet gekauft. Mit besonders großen Schirmen, geeignet für zwei Personen. Danach wird oft gefragt, wenn die Wege von der Kirche oder Kapelle zur Grabstelle etwas weiter als üblich sind. Einen nahm ich nun mit zu Inge. Und einen kleinen Piccolo aus meinem Kühlschrank, ohne Gläser. Sie erwartete mich schon und hakte sich sofort wieder unter. Dieses Mal gingen wir wie selbstverständlich auf direktem Wege zum Friedhof, ein wenig rascher als am Vortag. Wir vermieden dieses Mal die Lichtschranke und benutzten den Weg hinter der Kapelle, um wieder in die Senke zu kommen, wo es keine Laternen gab. Wie selbstverständlich nahmen wir uns in die Arme, als ich den schwarzen Regenschirm abstellte, der Regen war mir egal. Ich holte das Sekt-Fläschchen aus meiner Tasche und sagte, daß ich leider keine Gläser dabei hätte. Aber man könne sich ja behelfen, wenn jeder einen kleinen Schluck aus der Flasche nähme und man die Menge während eines Kusses miteinander teilen würde. "Du hast vielleicht Ideen, klappt das auch wirklich?" Der erste Schluck klappte natürlich noch nicht, ich hatte den Mund etwas zu voll genommen und ein Teil des Sektes ging daneben und wir mußten beide darüber lachen. "Das müssen wir aber noch üben!" Aber von da an klappte es, die Schlucke wurden immer kleiner, weil wir möglichst lange mit dem Sekt zum Küssen auskommen wollten. Dadurch entstand ein Gefühl von wunderbarer Vertrautheit und großer Intimität. Als ich wieder mit dem Streicheln und Liebkosen ihrer Brust anfing, ergriff sie plötzlich mit einem raschen Griff meinen harten Schwanz und meinte trocken: "Oh, sorry, ich dachte, das sei Dein Autoschlüssel!" Das war für mich Signal und Freibrief, auch meine Hände kühner werden zu lassen und sich in Richtung ihrer unteren Regionen zu begeben... Vor der Verabschiedung an ihrer Haustür konnte ich noch berichten, daß die See-Bestattung für den kommenden Freitag vorgesehen sei. "Nimm Dir bitte auf jeden Fall was Warmes mit, auf See ist es immer sehr frisch." Die genaue Urzeit würde ich noch aus Travemünde bekommen, wahrscheinlich wohl erst nachmittags. Sie meinte, am kommenden Samstag hätte sie nachmittags ein paar Nachbarinnen zum Kaffee eingeladen, die einen kleinen Betrag gesammelt hätten. "Bis dahin sind wir bestimmt wieder zurück", meinte ich. An den nächsten Abenden hatten wir beide keine Zeit für abendliche Spaziergänge. Dafür telefonierten wir aber, oft bis weit nach Mitternacht, wenn wir beide schon im Bett lagen und uns zärtliche Dinge sagten. Ein paar Tage später hatte ich den genauen Termin aus Travemünde und rief sie an. "Freitag um 15 Uhr. Ich hole Dich ab. Nimm bitte auf jeden Fall was für den Regen mit, der Wetterdienst hat ein Sturmtief angekündigt, hatte mir der Kapitän gesagt." Die Urne war in einem schwarzen Umkarton, natürlich auch alles Bio, wir nahmen die große schwarze Limousine. In Travemünde konnte ich dank einer Sondergenehmigung für See-Bestatter im Halteverbot direkt neben dem umgebauten Fischkutter "Friederike" parken. Der Kapitän begrüßte uns und sagte artig sein Beileid. Seine Frau, eine kleine rundliche Person mit vielen Lachfältchen im Gesicht fragte uns, ob wir erst einmal heißen Kakao trinken wollten, sie hätte gerade welchen frisch gekocht. Mit oder ohne Schuß, ganz nach Wunsch. Wir waren beide noch etwas zu aufgeregt und verschoben das auf später. Der Kapitän deutete auf die dunkle Wolkenwand über dem Bungsberg hin und meinte, diese Front sei in spätestens zwei Stunden in Travemünde. "Wir werden die Bestattung daher also heute etwas verkürzen, wenn es Ihnen recht ist." Der Kutter lief an der langen Hafenmole vorbei, an der viele Angler saßen und nahm nach der Ansteuerungstonne Travemünde Kurs auf die Insel Fehmarn. Als wir Grömitz in ca. 3 Seemeilen Abstand querab und die 20-Meter-Tiefenlinie erreicht hatten, legte der Kapitän den Kutter in den Wind, drosselte die Maschine auf "Langsame Fahrt voraus' und gab mit der Hupe einen langen Dauerton ab. Ich sagte, daß wir uns die Morgenstimmung für ein anderes Mal aufbewahren würden und legte La Paloma von den Fischer-Chören in den CD-Player. Ich sprach ein paar kurze Worte ohne religiösen Bezug, der Kapitän nahm den Umkarton an den Bootshaken und senkte ihn langsam ab. Wieder wurde ein Dauerton erzeugt, bis die Urne im Wasser verschwunden war. Der Kapitän trug die genaue Satelliten-Position und die Uhrzeit in eine hübsch gestaltete Urkunde ein und übergab sie der Witwe. Nun tranken wir aus großen Bechern Kakao, ohne Schuß. Denn wir waren doch vom Wind ziemlich durchgefroren. Der Kapitän erzählte noch ein paar Döntjes aus seiner täglichen Praxis der See-Bestattung, um die traurige Stimmung etwas aufzulockern. Dann nahm die "Friederike" wieder Fahrt auf und erreichte eine gute knappe Stunde später Travemünde, als die ersten Tropfen von oben kamen. "Ich würde Dich gern noch zu einem kleinen Imbiß dort oben in Deutschlands höchstem Leuchtturm einladen. Das Hotel hat dort ein Restaurant mit einem sensationellen Fernblick. Und der Koch hat mir mal versichert, daß er jeden Morgen hier bei den Kuttern nebenan seinen Fisch kauft." Sie willigte ein und wir konnten direkt mit dem schwarzen Wagen in die Tiefgarage des Hotels fahren, als der Regen stärker wurde. Ein Fahrstuhl brachte uns ohne Zwischenhalt direkt nach oben ins Restaurat, wir nutzten die ruckelige Fahrt für ein paar rasche Küsse. Der Oberkellner begrüßte uns und nahm Inge den Mantel ab. Ich zwinkerte ihm einmal vertraulich zu und hob hinter Inges Rücken den Daumen. Er zwinkerte daraufhin zweimal zurück. "Ich habe für Sie natürlich den besten Tisch reserviert. Von hier aus haben Sie einen 180-Grad-Blick-Sektor, von Niendorf bis Wismar." Ich erklärte Inge, daß ich in Timmendorfer Strand zur Schule gegangen wäre und daß ich hier jedes Haus kenne. "Dort drüben steht das 5-Sterne-Hotel Seeschlößchen, sehr schnieke, aber nicht ganz billig. Davor am Ende der Seebrücke das schicke Teehaus von Ex-HSV-Vorstand Huncke. Dahinten der Klotz, das ist das Maritim-Golf-Hotel, wo die Promis immer absteigen, wenn sie ihr Handicap verbessern wollen, dahinter mit der Wasserrutsche die Therme von Scharbeutz, dann dahinter die riesige Achterbahn des Ferienparks Hansaland in Sierksdorf. Dort drüben die Müllverbrennung vom Kreis Osthostein, die kleine Kirche von Neustadt, das Kinikum, welches zu den drei besten Hüft- und Knie-OP-Kliniken Deutschlands gehört, dann das pyramidenartige Karat-Hotel von Grömitz, welches wir schon vorhin von See aus querab gesehen haben. Leider ist die Sicht heute wegen des Regens nicht besonders gut. Aber bei guter Sicht kann man von hier sogar die Fehmarn- sund-Brücke sehen und abends das Leuchtfeuer von Staberhuk an der Ostecke von Fehmarn. Und dort ganz rechts der Lichterschein am Himmel ist schon die Hansestadt Wismar." Der Oberkellner kam mit den Speisekarten und fragte nach unseren Getränkewünschen. "Wir haben heute übrigens einen wunderbaren Steinbutt für zwei Personen auf der Karte, der von der Größe kaum in die Pfanne passen wird, aber heute Nacht noch geschwommen ist. Den kann kann ich ihnen wirklich sehr empfehlen." "Was meinst Du?" "Ich verlaß mich ganz auf Deinen Geschmack." "Den nehmen wir." "Und dazu empfehle ich Ihnen einen wunderbaren Bocksbeutel, Escherndorfer Lump von Weingut Julius-Spital aus Würzburg. Den schenken wir auch offen aus, weil Sie ja wohl noch fahren müssen." "Den nehmen wir als Schoppen und eine große Flasche Wasser, bitte." Inge nahm meine Hand und schaute mich liebevoll an. "Das hast Du fein organisiert." "Das ist doch mein Beruf, na ja, sowas mache ich natürlich nicht bei jeder See-Bestattung." Nach einigen Minuten kam der Oberkellner wieder an unseren Tisch, brachte die Getränke und gab uns den Rat, in etwa 10 Minuten das Auslaufen der Trelleborg-Fähre "Nils Holgersson" zu beobachten, das sei immer wieder ein beeindruckendes Erlebnis. Deutschlands größte Autofähre ist so groß, daß sie die ganze Breite der Fahrrinne für sich allein beansprucht und ihr niemand entgegenkommen darf. Man hatte, als sie endlich kam den Eindruck, ein riesiges Haus würde sich unter uns aus dem Hafen bewegen. Inge meinte, sie müsse sich mal kurz die Nase pudern. Diese kurze Zeit nutzten der Oberkellner und ich zum Austausch von zwei Umschlägen. Er bekam einen Hunderter und ich eine kleine Magnetkarte für die Suite, eine Etage unter dem Restaurant. Das ganze hatte keine 4 Sekunden gedauert. Wir klopften uns kurz vertraut auf die Schultern, bevor Inge zurückkam. Der Steinbutt war sensationell und wurde vom Oberkellner perfekt tranchiert und serviert. Weißes, grätenfreies Muskelfleisch vom Feinsten. Fisch satt. Am Wein nippte ich nur wenig, als wir uns zuprosteten. Der Abend war ja noch lang... "Für die richtige Brüderschaft geht der Escherndorfer Lump eigentlich nicht, das müssen wir doch mit Sekt machen, vielleicht später." Ein Dessert schafften wir beide nicht, sondern nur noch einen doppelten Espresso. "Ich möchte Dir gleich noch die andere Seite von Lübeck zeigen, die liegt leider hinter der Restaurant-Küche. Dazu müssen wir eine Etage tiefer runter. Die Rechnung wurde von mir danach kurz abgezeichnet und dann half ich Inge in den Mantel. Der Oberkellner verabschiedete sich mehr als freundlich von uns. "Für den Fall eines Brandes muß es natürlich eine Fluchttreppe geben, falls die Fahrstühle nicht mehr funktionieren. Die sollte man im Fall eines Brandes ja sowieso nicht benutzen." Wir gingen eine Treppe tiefer und kamen in den Hoteltrakt. Ich nahm ihre Hand und wir gingen bis zum Ende des langen Flures, der mit Teppichen ausgelegt, es roch etwas muffig und schlecht gelüftet. Die schummerige Beleuchtung wurde durch Bewegungsmelder gesteuert. Vor der letzten Tür blieben wir kurz stehen. Ich zückte die Magnetkarte, die Tür öffnete sich und ich hob Inge mit einem raschen Griff unter den Po auf und trug sie wie eine richtige Braut über die Schwelle in die Suite. Ich schloß die Tür und nahm sie in die Arme. Sie reagierte etwas erschrocken und sagte: "Was hast Du vor? Wer wohnt hier?" "Keine Angst, wir wohnen jetzt hier. Es geschieht nichts, was Du nicht möchtest!" "Was willst Du damit sagen, das klingt ja sehr gefährlich." Ich versuchte, ihr die Spannung zu nehmen und sagte: "Wir können hier den ganzen Abend zusammen fernsehen und uns was erzählen, wir können aber auch in die Wellness-Abteilung gehen und die Saunen nutzen. Laß uns erst einmal mal schauen, wie das Badezimmer aussieht." "Wow, eine Doppel-Badewanne mit Whirlpool." Sie war beeindruckt und wurde etwas lockerer, als ich sie wieder in die Arme nahm und zärtlich küßte. "Du liebe Zeit, darauf bin ich garnicht vorbereitet, ich habe überhaupt nichts mit. Nichts zum Wechseln und überhaupt..." "Alles, was Du brauchst, trägst Du am Körper! Für solche Fälle gibt es in guten Hotels wie diesem natürlich Notfallköfferchen im Badezimmer, für Männlein und Weiblein." Sie holte tief Luft und sagte nichts. Dann aber fragte Sie: "Führst Du Deine See-Bestattungs-Witwen immer in diese Suite?" "Ich schwöre Dir bei allem, was mir heilig ist, und mir ist nichts heilig, daß ich sowas heute zum ersten Mal mache. Die meisten Bestattungs-Gruppen gehen anschließend mit mir am Hafen Kaffee trinken und wir fahren mit mehreren Autos wieder nach Hause. Der Oberkellner hatte mir mal hiervon erzählt und mir beschrieben, was die Spitzen-Suite alles zu bieten hat. Das hatte ich bis heute in meinem Hinterkopf gespeichert gehabt. Für den Fall, daß mir mal eine wirklich wundervolle Frau über den Weg laufen würde. Das ist mir nun passiert. Du bist sozusagen die Premieren-Vorstellung, die Jungfernfahrt." Sie wurde immer lockerer, als sie die wunderschönen gelben Bademäntel sah. Ich nahm sie an der Hand und zeigte ihr am Balkon die Skyline von Lübeck. Trotz des Regens konnte man die 7 Türme der Stadt noch gut erkennen, weil sich die Stadt seit einiger Zeit entschlossen hatte, alle Türme anzustrahlen. "2x Marienkirche, Europas größte Backsteinkirche. Oder sogar weltweit die größte. 2x der Bischofsdom, Petri-, Jakobi- und Ägidienkirche. Auf Petri kann man sogar mit dem Fahrstuhl hochfahren. Machen wir ein anderes Mal." Sie schaute in das Hotel-Köfferchen und war überrascht, nicht nur Zahnbürste und Schminksachen vorzufinden, sondern sogar Tampons. "Männer haben Rasierzeug dabei und Kondome, hatte mir der Oberkellner damals berichtet. Wir haben Zeit bis morgen früh. Bis 11 Uhr müssen wir hier raus sein. Für 9 Uhr habe ich beim Room-Service das Frühstück im Bett für uns bestellt. Übrigens zu Deiner Beruhigung, es gelten hier die Regeln des internationalen Weltverbandes für Judo." "Was heißt das denn?" "Drei Schläge mit der flachen Hand auf das Bettlaken oder den Fußboden beenden sofort sämtliche Kampfhandlungen!" Nun mußte sie auch lachen, worüber ich sehr froh war. Wir inspizierten die wirklich großzügig ausgestattete Suite, mit einem wohlgefüllten Kühlschrank und einer mit Cello- phan abgedeckten Platte mit Kanapees für den Appetit zwischendurch. Lachs, Kaviar, Weintrauben, Rührei und ein paar Leckereien wie kernlose Datteln, die mit Bacon umwickelt waren, alles hübsch angerichtet und dekoriert. Hatte ich am Vorabend natürlich bestellt. Im Kühlschrank fanden wir Piccolo-Flaschen der gelben Witwe Veuve Clicqout. Aber auch zwei große Normalflaschen davon. Hier würde also niemand verhungern oder verdursten. Inge meinte, ob wir nicht erst einmal die riesige Doppel-Badewanne benutzen sollten. "Ich muß Dir etwas gestehen Inge, ich bin in manchen Dingen ein wenig pervers." "Also doch, ich wußte es." "Nein nein, so schlimm ist es nicht, ich möchte Dich ja nur gern richtig kennenlernen, nämlich vom linken kleinen Zeh bis zum rechten Ohrläppchen. Ein paar Dinge kennen ich ja bereits schon von Dir. Aber ich möchte Dich erschnuppern und schmecken. All Deine Lockstoffe naturell genießen. Ohne Maiglöckchenduft oder Niveacreme oder Badewasser-Zusätze. Das können wir ja alles hinterher machen." "Du bist wirklich ein kleines perverses Ferkelchen, muß ich mal so sagen. Aber ich habe schon immer Ferkelchen gemocht. Also gut, sparen wir uns das auf, überredet." Ich zeigte ihr nochmal Lübeck am Abend und nahm sie in die Arme. Sie war nun doch etwas ausgekühlt und ich mußte sie wärmen. Sie kuschelte sich an mich und ich begann, sie zu streicheln. "Darf ich Dich ausziehen und Dir Deinen Dutt im Haar öffnen?" Sie widersprach nicht, als ich ihren Kamm aus dem Dutt zog. Sie hatte wunderschönes langes Haar. Das Ausziehen wurde immer wieder unterbrochen von langen genußvollen Küssen. Ich begann zunächst bei ihren Augen, verweilte lange bei ihren Brustwarzen, saugte und knabberte daran und steuerte ihren Bauchnabel an. Sie nahm plötzlich meinen Kopf in beide Hände und steuerte ihn zielgerichtet in die unteren Regionen. Zwischen ihren leicht gespreizten Beinen angekommen schnupperte ich genießerisch an ihrem Lustzentrum und nahm ihre Lockstoffe wahr. Als meine Zunge ihre kleine rosige Perle berührte, die ich mit beiden Daumen freigelegt hatte, reagierte sie wie nach einem Stromschlag.Dann saugte ich mich an ihr fest wie ein Neunauge an seinem Opferfisch und lutschte sie. Sie stöhnte und warf ihren Kopf hin und her. Nach gefühlten drei Minuten wimmerte sie nur noch und rief: "Gnade, Gnade! Hör bitte auf, ich halte es nicht mehr aus." Ich gehorchte und löste mich von ihr schweratmend. Sie meinte, sie hätte das ganze Hotel zusammengeschrien, wenn ich nicht aufgehört hätte. Wir mußte über diese Vorstellung beide lachen. "Du hättest ja das Judo-Signal geben können." "Daran konnte ich überhaupt nicht denken, ich fühlte nur noch die pure Lust, Du kleines Ferkelchen." Sie meinte etwas später, Pipi machen zu müssen, das wäre bei ihr leider immer so, wenn sie aufgeregt sei. Sie kam etwas wankend wieder zurück und meinte, sie sei unten ziemlich wundgescheuert, das käme wohl von meinem 3-Tage-Bart und laufen könne sie auch nicht mehr schmerzfrei. Ich gelobte Besserung und versprach, mich morgen mit dem Hotel-Rasierer naß zu rasieren. Wundsalbe hätte ich nicht dabei, darauf sei ich nicht vorbereitet gewesen. Aber ich hätte einen Plan B. "Leg Dich einfach mal ganz entspannt auf den Bauch, dafür haben die alten Griechen und Römer doch "Doggy' erfunden. Das hatte ich zum ersten Mal gesehen, als ich mal mit meiner Frau in Pompeji und Herculanum war. Unglaublich, was da auf den Mosaik-Bildern zu sehen war, alles nicht jugendfrei." Inge kannte die Bilder wohl auch irgendwie aus Büchern oder Katalogen, denn sie kniete sich vor mir hin und bot mir ihre wunderschöne Rückseite. Ich zog ihr Becken in Arbeitshöhe hoch. Dann nahm ich sie, ganz ruhig und ohne Hektik. Sie beantwortete jeden Stoß mit einem gekeuchten "Ja". Ich versuchte, unsere Lustgefühle so zu steuern, daß wir nahezu gleichzeitig zum Höhepunkt kamen. Dann sank ich erschöpft neben ihr aufs Bett. Sie brauchte auch eine Weile, um wieder zu sich zu kommen und meinte dann, sie hätte mich beinahe im Hals gespürt. Darüber mußte ich sehr lachen und antwortete, daß ich noch nie so ein tolles Kompliment gehört hätte. Bislang hätte ich, wie die meisten Männer von sich geglaubt, man sei vom lieben Gott zu kurz ausgestattet worden. Uns war natürlich dadurch sehr warm geworden und ich holte eine Piccolo-Flasche der gelben Witwe aus dem Kühlschrank. Dieses Mal stilecht mit Gläsern. Nun, endlich, nach vielen Trocken-Übungen zuvor, konnten wir das Brüderschafts-Ritual stilecht vollziehen. Der Champagner tat uns beiden gut. Wir lagen beide entspannt und befriedigt nebeneinander und schwiegen. Sie kuschelte sich an mich und war plötzlich von jetzt auf gleich eingeschlafen. Ich parkte meine Hand zwischen ihren Beinen und suchte mir eine bequeme Stellung zum Ausruhen, schlafen konnte ich nicht. Alles mit Inge war doch sehr aufregend gewesen. Es dauerte eine knappe Viertelstunde, da wachte sie wieder auf, schaute mich verliebt an und gab mir einen Kuß. "Ich muß wohl kurz eingeschlafen sein, habe ich lange geschlafen?" "Du hast wunderschön entspannt ausgesehen." "Hast Du mich etwa beobachtet?" "Nicht nur das, die Bilder von Dir habe an youtube geschickt." "Du Schuft!" "War nur ein kleiner Scherz." "Dein Glück, ich hätte Dir auch irgendwas abgeschnitten." Sie nahm meinen Schwanz in die Hand und fing an, mit ihren langen Pianistenfingern ruhig und zärtlich damit zu spielen. "Was Du da gerade in der Hand hast, hat als Hugenotten-Abkömmling vom Dorf nur Mittelschulbildung und reagiert nur auf zwei Sprachen: Platt und Französisch." Sie mußte darüber lachen und gab ihm einen zärtlichen Kuß, um ihn danach in den Mund zu nehmen. Sie machte es perfekt, saugte und lutschte, daß mir Hören und Sehen verging. "Gnade, Gnade!" wimmerte ich nun, ebenso, wie sie vorhin. "Dazu erzähle ich Dir mal nachher mal eine kleine Geschichte!" Sie nutzte meine hilflose Lage aus und legte sich vorsichtig auf mich, wie die liegende Zahl 69. Sie saugte, lutschte, knabberte an mir, was mich natürlich anregte, es ihr gleich zu tun. Sie spürte an meiner Spannung und meiner Reaktion, daß mich in wenigen Augenblicken keine Macht der Welt aufhalten würde, mich zu ergießen. So geschah es. Sie unterbrach ihr Spiel nicht, sondern hielt durch bis zum bitteren Ende. Wunderbar. Als sie von mir herunterkletterte, schauten wir uns glücklich an. "Du warst aber sehr sehr mutig!" "Du doch auch." Sie meinte anschließend, das sei auch für sie eine Art Premiere gewesen. Als ihr Mann es einmal von ihr verlangt hätte, sei sie mit vollem Mund zu Toilette gelaufen und hätte sich übergeben. "Es ist reines Protein und ist gut gegen Akne, Schein- Schwangerschaften, Fußpilze und abstehende Ohren." Sie lachte darüber. "Männer!" Dann kam sie zu mir und kuschelte sich wieder an mich. "Und nun erzähl mir Deine kleine Geschichte, die Du mir vorhin versprochen hast." Ich meinte, eigentlich bräuchten wir jetzte Chablis, die gelbe Witwe täte es aber auch. "Chablis?" Ich holte den Champagner und ich meinte nur: "Zum Nachspülen." Ich brauchte auch eine Erfrischung und brachte das Tablett mit den Kanapees mit, wir hatten ja auch etwas getan zwischendurch und eine Menge Kalorien verbraucht. Wir fütterten uns gegenseitig mit den leckeren Happen. Die Küche hatte sich wirklich nicht lumpen lassen. Danach nahm ich sie wieder in den Arm. "Ich war ja mal bei der Bundeswehr, Reserveübung in Hörnum auf Sylt. Anfang der Siebziger. Februar/März, saukalt, Sanitätsausbildung als Reserveübung, Abschluß Obergfreiter der Reserve. Ich hatte als Ehemann damit überhaupt nicht mehr gerechnet, nochmal als Reservist einberufen zu werden. Eingelegte Widersprüche wurden abgelehnt. Wir waren damals ein ziemlich lockerer Haufen, ohne jegliche Disziplin. Ein paar Nachzügler kamen erst drei Tage später nach Hörnum angereist, sie waren in Hamburg auf der Reeperbahn versackt. Dafür kamen sie zur Strafe sogleich in einen riesigen Bunker in den Dünen und mußten bis zum Ende der Reserveübung täglich feuchte Seegras-Matratzen wenden, damit sie nicht schimmelten. Abends bekamen sie natürlich keinen Landang. Wir anderen dagegen hatten viel Freizeit. Ich hatte als einer der wenigen meinen Wagen über die Röm-Fähre mitgebracht. Wir machten Westerland unsicher und kamen eines Tages auch nach List. Hier gab es ein Fisch-Bistro namens Gosch, was sich gerade mit Hilfe von Presse, Funk und Fernsehen ein wenig zum Kult-Restaurant gemausert hatte. Gosch war noch kein Multi-Millionär mit einer Restaurant-Kette in den besten Lagen von Deutschland, so wie heute. Berlin, Leipzig, München, Hamburg, Binz. Er kann heute überall die teuersten Mieten bezahlen. Er war damals in List, als wir ihn besuchten, ein lustiger Vogel, hatte ein paar B-Promis, Sugar-Daddys mit ihren sehr jungen Mädels, schräge Zuhälter mit ihren Escort-Girls und ein paar zwielichtige Gestalten um sich herum und schwadronierte dort, schon ein wenig angeschickert und vorgeglüht. Er erzählte, daß gleich nebenan von seinem Laden die Auster namens Sylter Royal gezüchtet würde, die nochmal in deutschen Nobel-Restaurants Furore machen würde. Er als Teilhaber könne sie aber seinen guten und besten Kunden bereits schon jetzt, hier und heute, probeweise anbieten. Er ließ kleine Teller mit jeweils drei Austern kommen und meinte, die Damen sollten sie zuerst probieren und die Männer würden dabei sehr genau zuschauen. "Eine Dame, die sich nicht davor fürchtet, eine mit Zitrone beträufelte, zuckende aber lebendige Auster zu schlürfen, fürchtet sich auch sonst vor garnichts, meine Herren." Wieherndes Gelächter der Männer. "Dazu gibt nur ein einziges Getränk, um die Auster darin schwimmen zu lassen, Chablis, mindestens 5-jährig. Die französischen Weißweine aus Sancerre und Saumur aus dem Loiretal sind eher Notnägel, also zweite Wahl." Der Kellner half den Damen beim Öffnen der Austern und durchtrennte den starken Muskel von der Schale. Die ersten mutigen der Gruppe träufelten die Zitrone auf das lebende Tier und wandten sich angewidert ab. Andere jedoch schluckten die Auster todesmutig hinunter, scharf beobachtet von den Herren, die dabei den erfolgreichen Damen auch applaudierten. Gosch meinte, Austern würden ja auch einigen älteren Männern wieder aufs Fahrrad helfen, garantiert. Damals gab es ja Viagra noch nicht. Gelächter, dieses Mal bei den Damen. Ich selber hatte keine Probleme, sie hinunter zu bekommen. "Sie haben ja sogar bis eben noch was genützt!" "Du bist ganz schön kess für Dein Alter," meinte ich. "Jedenfalls habe ich mir den Ort Chablis gemerkt. Da ich nicht vorhersehen konnte, wie mutig Du beim ersten Mal bist, hatte ich leider nicht vorsorgen können. So müssen wir uns halt mit der gelben Witwe behelfen." "Das war aber eine schöne Geschichte." Kurz darauf kuschelte sie sich bei mir an und schlief ein. Bei mir zeigte die Seeluft und die Ereignisse der letzten Stunden, verbunden mit dem verkosteten Champagner auch Wirkung und ich schlief auch tief und traumlos ein. Gegen 6 Uhr wurde ich von meiner Blase geweckt und ich löste mich vorsichtig aus Inges Umschlingung. Im Badezimmer ließ ich vorsichtig über die Handbrause das Wasser in die Doppel-Badewanne einlaufen und rasierte mich nach langer Zeit mal wieder naß. 200 Liter Wasser dauern doch eine ganze Weile. Inge wachte gegen 7 Uhr auf, gähnte und räkelte sich wohlig. Ihr erster Gang ging auf die Toilette. Sie ging immer noch etwas steif. "Ich habe wie ein Bär geschlafen, habe ich geschnarcht?" "Keine Ahnung, ich war so erschöpft und müde, daß ich nichts gehört habe." Wir nahmen uns in die Arme und ich sagte ihr, daß das Bad angerichtet sei. "Wann hast Du das denn gemacht?" "Als Du noch tief und fest geschlafen hast." Wir kletterten in die Wanne. Das Badesalz duftete nach Lavendel. Der Whirlpool sprang geräuschvoll an und erzeugte eine Menge Blasen, die wiederum die Schaumbildung in Gang setzte. "Eigentlich wollte ich als alter Sanitäts-Obergefreiter der Reserve Deine Wundstellen inspizieren und gesund pusten. Tut es noch weh?" "Nur, wenn ich lache!" Wir probierten mehrere Stellungen in der Wanne aus, um uns so nahe wie möglich zu sein. Am besten ging es, wenn wir wie im Schlitten-Doppelsitzer hintereinander saßen und ich Inge überall streicheln und massieren konnte. Nach einer knappen Stunde waren wir beide so entspannt, daß wir beinahe wieder eingeschlafen wären. Ich trocknete Inge ausgiebig und gründlich ab, auch hinter den Ohren... und holte ihren kuscheligen gelben Bademantel. Ich selber sprang noch rasch unter die kalte Dusche, um wieder richtig wach zu werden. Inge machte in dieser Zeit ihre Haare. Der Room-Service klopfte diskret, als wir in die gelben Bademäntel gehüllt, wieder im Bett waren. Sie kamen zu zweit und bauten rasch und geschickt die beiden Tischchen auf. Das Frühstück war perfekt angerichtet. Frisch gepresster Orangensaft, Sekt im Eiskühler, Lachs, roter Kaviar von der Maräne, Camembert aus Frankreich, der noch lebte und nicht wie die deutschen Sorten wie Pudding schmeckte. Bircher-Benner-Müsli, diverse Confitüren und sogar englisches Lemon Curd. Tee aus Darjeeling mit flüssiger Sahne. Rühreier, mit Bacon natürlich. Wir ließen uns Zeit und steckten uns gegenseitig manchen Leckerbissen in den Mund, bei manchen endete es mit einem Kuß. Wir hatten ja beim Verlassen der Suite nichts zu packen und der Vorgang des Aus-Checkens an der Rezeption im Erdgeschoß bestand darin, daß ich eine Rechnung abzeichnete. Bevor wir ins Auto stiegen, ging ich noch rasch um die Ecke in die Apotheke und besorgte Bepanthen-Wundsalbe für Inge, für alle Fälle. Bei der Rückfahrt ließ ich mir Zeit. Sie meinte, sie müsse noch Grünen Tee besorgen, eine Nachbarin sei darin etwas anspruchsvoll. Kuchen würde sie aus Zeitgründen nicht mehr backen wollen, vielleicht könnten wir noch an einer guten Konditorei vorbeifahren. Sacher und Schwarzwälder Kirsch täten es doch wohl auch. Ich erzählte ihr, daß mein Vater uns Kinder immer auf der Rückfahrt von der Ostsee gefragt hatte, wenn wir wieder ein Wochenende auf einer Segelyacht verbracht hatten, was denn nun das beste am Wochenende gewesen sei. Ich weiß noch, wie enttäuscht er war, als ich mal sagte, das Beste sei die tolle Lokomotive auf dem Bahnhof von Lübeck gewesen. "Was war denn für Dich am besten gewesen?" fragte ich sie. "Puh, da fragst Du aber was. Wenn ich ganz ehrlich sein soll unter uns Pastorentöchtern und niemand zuhört: Als die Urne vom Kapitän abgesenkt wurde und im Wasser verschwand. Als zweites, daß Du mir mit den Judo-Regeln meine Angst genommen hast, als ich von Dir in der Suite abgesetzt wurde. Als Drittes, daß Du mich dazu gebracht hast, Dinge freiwillig zu tun, zu denen ich früher gezwungen worden bin." Hierbei schaute ich sie kurz an und sagte: "Man kann die Wirkung nicht nur sehen, sondern sogar auch fühlen, was Protein alles bewirken kann." Hierbei streichelte ich liebevoll ihre linke Wange mit meinem Handrücken. Sie schob lachend meine Hand weg und meinte, ich solle mich wieder mehr auf den Straßenverkehr konzentrieren. "Aber eigentlich, wenn ich nochmal richtig drüber nachdenke, waren es die Gespräche mit Dir. Auch wenn ich bei einigen Geschichten vielleicht mal kurz eingeschlafen bin und nicht alles mitbekommen habe. Sowas kannte ich garnicht. Geredet haben wir im Bett nie viel, ich wurde benutzt. Sicher hätte es für meinen Mann eine Gummi-Else auch getan. Nein, sorry, man soll ja über Verstorbene nichts Schlechtes sagen. Er kann sich ja nicht mehr wehren. Aber die Defizite waren einfach da. Und jetzt, wo ich erlebt habe, wie es auch sein kann, wenn man im Bett auch mal redet, anstelle der berühmten Cigarette danach, gehört das eigentlich ganz nach oben auf Platz 1." Nach einer Weile des Schweigens fragte sie. "Und bei Dir, was war bei Dir gut?" "Grübel grübel. Gut fand ich, daß Du mir vertraut hast, daß ich Dir nichts Böses wollte. Daß Du trotz Deines Wundseins nicht aufgehört hast." "Wie sollte ich denn, ehe ich mich versah, kam ja schon Dein Doggy-Plan B." "Als Du mir neulich aus Deiner Privathölle berichtet hattest, wußte ich, daß es für Dich eigentlich nur eine See-Bestattung geben kann, wenn man wirklich einen Schlußstrich ziehen will." Nach einer Weile des Schweigens, als wir in Höhe der Raststätte Travetal waren, schob ich noch nach: "Na ja, und dann ging es mir so, wie den anderen 100 Männern." "Was heiß das denn?" "Wenn man 100 Männer fragt, ob sie den Blowjob mögen, sagen 99 ja. Und der eine, der lügt!" "Wir müssen unbedingt mal nach List fahren und die Sylter Royal probieren." "Überredet." Dabei mußte wir beide lachen und ich streichelte ihren Oberschenkel. "He, willst Du, daß ich hier wegschwimme?" Ich fuhr in Ahrensburg von der Autobahn runter, weil ich dort noch eine gute Konditorei kannte, wo Inge ein großes Paket Tortenstücke orderte. Eine Stunde später waren wir wieder vor ihrem Haus. Sie meinte etwas verschämt, es sei eigentlich wenig damenhaft, aber sie wolle sich bei mir bedanken. "Du warst in jeder Phase der See-Bestattung und vor allem hinterher eine vollendete Lady, ich bin es, der Dankeschön sagt. Alles mit Dir, und dabei meine ich wirklich alles, war wunderbar." Dabei schaute ich sie noch einmal liebevoll an. "Heute nachmittag habe ich ja leider meine Kaffeetanten von nebenan. Aber wie wäre es denn, wenn Alkuin seinen brünftigen Kaiser Andreas nicht mehr zu den Bauernmädels schicken würde, sondern zu mir?" "Morgen früh gegen 9? Ich bringe Brötchen mit - und Chablis!" Inge lachte dabei und meinte: "Nix übertreiben, Frauen kriegen sonst leicht einen Protein-Schock." Chablis hatte ich nicht im Haus, dafür aber ein paar andere Weißweine von der Loire, die ich längst als zumindestens gleichwertig getestet hatte. Die packte ich in eine Kühltasche und besorgte beim Bäcker Brötchen und Croissants. Inge sah wunderschön aus, fand ich. Das sagte ich ihr auch. "Daran ist Dein Anteil ja nicht gering gewesen!" "Höchste Zeit, an eine Auffrischung zu denken. Wie war denn Deine Runde mit den Nachbarinnen?" "Du glaubst es nicht, sie haben es mir auf den Kopf zugesagt, daß es wohl einen neuen Mann geben müsse, so glücklich, wie ich aussähe." "Dabei haben wir uns doch mit der Diskretion Mühe gegeben. Auf dem Friedhof jedenfalls." "Eine meinte, man solle nichts auf das Gerede von Trauerjahr und Pietät geben, das Leben ginge weiter und man werde ja auch nicht jünger." "Eine kluge Frau." Wir legten den Wein in die Kühlung und frühstückten. Inge hatte sich auch viel Mühe gegeben und den Tisch stilvoll mit Kerzenlicht geschmückt und leise Musik aufgelegt. Sie meinte, an sowas könnte man sich gewöhnen. Ich stimmte ihr zu und meinte: "An die anderen Dinge könnte ich mich auch gewöhnen, man muß ja nicht jede Woche nach List fahren, wegen der Proteine." "Ach Andreas, vor wenigen Tagen im Krankenhaus dachte ich noch, wozu soll ich eigentlich noch leben? Und nun sitze ich hier, freue mich, daß Du da bist und wir etwas Zeit miteinander haben." "Mit allem Drum und Dran!" "Mit allem Drum und Dran" bestätigte sie. "Komm, ich zeig Dir mal das Haus!" Weil wir so üppig gefrühstückt hatten, ließen wir es langsam angehen. Sie zeigte mir ihre Blumen und den Garten. "Ich bin sicher, diese alten Weiber aus der Nachbarschaft stehen jetzt mit Ferngläsern hinter den Gardinen und beäugen Dich." Ich winkte fröhlich mit der Hand, obwohl ich niemand gesehen hatte. Draußen war es frisch und es zog uns hinein. Wir berührten und küßten uns. Dann wurden die Küsse immer wilder und ich knöpfte ihr Kleid auf. Sie revanchierte sich und ging an meine Kragenknöpfe. Dann wurden wir beide wieder etwas ruhiger und wir nahmen uns die Zeit, dem anderen Partner Lust zu verschaffen. Nur darum ging es. Wir nutzten natürlich die knappen Erfahrungen, die wir gegenseitig in Travemünde gemacht hatten. Aber probierten auch ein paar neue Varianten aus. Als wir nach der ersten Runde schweratmend nebeneinander lagen, meinte sie: "Ich hatte es heute so eilig, dabei haben wir doch den ganze Tag Zeit." "Ich habe erst morgen Nachmittag eine Urnen-Beisetzung. Sie kuschelte sich an mich und spielte wieder mit meinem Schwanz. Ich zog sie an mich, knabberte an ihrem Ohr und massierte ihre Brustwarzen, die sofort hart wurden. "Das meiste mit unseren Hormonen passiert ja im Kopf", meinte ich. "Deshalb merke ich gerade Deine Zunge in meinem Ohr." "Nein, so meine ich es nicht. Kennst Du eigentlich den Namen Simmel?" "Nicht so konkret." "Paul Simmel war ein begnadeter Karikaturist zwischen den Weltkriegen. Seine Zeichnungen standen neben Zille in fast jedem Bücherschrank. Heute ist dieser Simmel vergessen. Der andere Simmel, Johannes Mario, war ein Vielschreiber in den Nachkriegsjahren. Die Literaturkritik von Reich-Ranicki & Co. haben ihn in die Schublade für Trivial-Literatur gesteckt. Zu Unrecht. Zwar hat er in den Siebzigern und Achtzigern fast jedes Jahr zum Weihnachtsgeschäft einen Band herausgebracht und seinen Verleger Droemer zu einem reichen Mann gemacht. Viele Zeitgeist-Themen wie Drogen und Waffen-Handel waren dabei, Strandkorb-Literatur sagt man ja heute abwertend dazu. Aber seine frühen Romane aus der prüden Adenauer-Zeit, in denen er Mißstände anprangerte, wie z.B., daß viele alte Nazi-Größen unter Adenauer als Minister weitermachen durften, Oberländer und Seebohm zum Beispiel - und sein Staatssekretär Globke, der den Kommentar zu den Nürnberger Rassengesetzen geschrieben hatte, war sogar der Chef seines Kanzleramts. Unglaublich. Darüber hat Simmel ein paar lesenswerte Bücher geschrieben, die man heute auf jedem Flohmarkt nachgeworfen bekommt. Ich habe natürlich auch alle Simmel-Bände gesammelt. In einem schreibt er, daß in einem Frankfurter Nobel-Puff die Chinesische Schlittenfahrt praktiziert wurde. "Daß" und nicht "Wie". In einer Talkshow nach 22 Uhr wurde er daraufhin mal angesprochen, wie diese Fahrt denn eigentlich ginge. Er erzählte, daß er viele lukrative Angebote bekommen hätte, sie zu erklären. Auffallend viele Angebote aus den arabischen Emiraten und Golfstaaten. Die Chinesische Schlittenfahrt gäbe es eigentlich garnicht. Er hätte zwar mal in die vielen indischen Kamasutra-Lehrbücher geschaut, wo man sehen könne, wie sehr sich menschliche Leiber ineinander verschlingen könnten, um einen Luschtgwinn, er sprach das auch richtig schwäbisch aus, zu haben. Dabei hätten ihn einge Zeichnungen an russische Schlitten erinnert. Jeder solle sich selbst im Kopf eine Vorstellung machen, wie so eine Schlittenfahrt denn wohl gehen könnte. Er jedenfalls hätte kein Urheberrecht auf irgendeine Stellung. Die Talkshow-Gäste bedauerten das natürlich lauthals. "Und wie stellst Du Dir so eine Schlittenfahrt vor?" "Also, erst einmal müssen beide Partner einen Kopfstand machen!" "Hör auf, da wird mir schon vorher übel. Ich bin viel zu steif für solche Spielchen! Du übrigens auch!" Ihre viele Handarbeit während meiner Simmel-Geschichte hatte Wirkung gezeigt und wir probierten eine zweite Runde, ohne Kamasutra oder China. Inge hatte für die kurzen Erholungspausen zwischendurch Häppchen vorbereitet und dazu gemeint: "Damit Du mir nicht vom Fleische fällst oder gar einen Schwächeanfall bekommst." Als sie am Schluß unserer Zweisamkeiten wieder meinen Geschmack im Mund hatte, öffnete ich die kühle Flasche mit Sancerre zum Nachspülen. Inge meinte, daß sei ein sehr guter Wein, ob wir nicht gleich eine Kiste direkt vom Weingut bestellen könnten, gleich hier und sofort. Damit man immer etwas im Hause hat, wenn die Nachfrage da ist. "Wir sollten in jedem Haus und vielleicht sogar im Auto immer ein Fläschchen dabei haben, um keine Not leiden zu müsssen!" "Überredet!" Der Nachmittag gestaltete sich ruhig und genußvoll. Wir waren beide entspannt und zufrieden. Wir hörten noch etwas Musik, schliefen auch ein wenig zwischendurch und machten zum Schluß, als es schon dunkel wurde, einen kleinen Abendspaziergang. Von den Nachbarn war niemand zu erkennen. Wie schon an den Vortagen gingen wir auf direktem Weg zum Friedhof, auf dem es, wie schon an den Vortagen, eine wilde Küsserei und Knutscherei gab, bevor wir uns vor ihrer Haustür veraschiedeten. Natürlich erzählte ich am Montag meiner Haushälterin davon, daß ich demnächst vielleicht auch mal Damenbesuch über Nacht haben würde. "Gottseidank, ich hatte mir schon schon Sorgen gemacht, daß Sie sich vielleicht schon heimlich mit Männern treffen würden." Ich klärte sie etwas über die Vorgeschichte auf und versicherte ihr vor allem, daß sich an unserem Arbeitsverhältnis nichts ändern würde. "Hier wird keine neue Hausfrau einziehen und das Regiment in der Küche übernehmen, das ist abgesprochen." Das beruhigte sie sehr, denn sie war auf die paar Mark nebenbei angewiesen.
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