Die See-Bestattung (fm:Verführung, 9877 Wörter) | ||
Autor: Anonymous | ||
Veröffentlicht: Dec 13 2018 | Gesehen / Gelesen: 20656 / 16797 [81%] | Bewertung Geschichte: 9.03 (75 Stimmen) |
Verführung einer frischgebackenen Witwe durch eine See-Bestattung |
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See-Bestattung
Der Anruf von Frau Lindström kam, als ich gerade beim Rasieren war. Sie meldete sich mit einer wunderschönen tiefen Altstimme, die ich auf Anhieb mochte, tief, weich und voll. Sie berichtete ruhig und gefaßt, daß ihr Mann in der letzten Nacht gestorben sei und ob ich wegen der Bestattungs-Formalitäten heute noch vorbeikommen könne. "Mein herzliches Beileid gnädige Frau, ich komme selbstverständlich gern, paßt es Ihnen in einer Stunde?" "Gartenstraße 8." "OK, ich weiß, wo das ist, auf Wiederhören." Als sie mir öffnete, gefiel sie mir sofort. Sie hatte freundliche Augen und ein wunderschönes Gesicht mit weichen Zügen. Ihre langen Haare waren am Hinterkopf mit einem Kamm zu einem Dutt fixiert worden. Sie trug schon schwarze Kleidung und versuchte, trotz ihrer Trauer ein wenig zu lächeln. "Nett, daß sie so rasch kommen konnten." "Das ist mein Beruf, davon lebe ich." Im Wohnzimmer hatte sie schon die wichtigsten Papiere herausgesucht und auf den Tisch gelegt. "Der Hausarzt war heute früh schon im Krankenhaus und hat vorhin den Totenschein mitgebracht, mögen Sie einen Kaffee?" "Gern, mit Milch und Zucker, wenns geht." Als sie mit dem Kaffee wiederkam, erzählte sie mit ihrer faszinierenden dunklen Stimme, was vorgefallen war. "Vor 2 Jahre hatte mein Mann ein bösartiges Prostata- Karzinom. Nach der OP und der sechswöchigen REHA in der Lüneburger Heide war er leider nicht mehr der Mann, den ich einmal geliebt hatte. Es war nicht so sehr das Potenz-Problem, das war auch schon lange vorher kein Thema mehr für ihn gewesen." Hierbei errötete sie ein wenig, was ihr sehr gut stand. "Sein Hauptproblem war die Inkontinenz, er brauchte Windeln und traute sich nirgendwo mehr hin, weil er befürchtete, jeder könne es riechen. Darüber war er sehr verbittert und seine schlechte Stimmung ließ er natürlich bei mir aus, er war nur noch unzufrieden mit sich und seinem Leben. Es war wirklich keine leichte Zeit, das können Sie mir glauben. Allein die viele Wäsche. Für eine Pflegestufe reichte es natürlich nicht, so blieb alles an mir hängen. Freunde zogen sich zurück, wir gingen nirgends mehr hin, Urlaubsreisen waren völlig undenkbar. Autofahren mochte er auch nicht mehr, obwohl er früher mal viel und gern gefahren war. Immer die Angst, er könnte im Auto versehentlich auf die Ledersitze pinkeln. Der eigentliche Hammer aber kam, als er vor 3 Monaten einen sehr schweren Schlaganfall erlitten hatte. Ich war Einkaufen und fand ihn beim Nachhausekommen auf dem Boden liegend. Dort hatte er wohl über eine Stunde gelegen. Ich handelte sofort und rief 112 an. Der Oberarzt meinte dann im Krankenhaus, die halbseitige Lähmung könne man durch eine gute REHA vielleicht wieder in den Griff bekommen, die Schäden im Kopf und vor allem die Sprachstörungen hingegen wohl eher nicht, sowas würde, wenn überhaupt, sehr sehr lange dauern. Ich solle mir da nichts vormachen. Kürzlich war eine Gutachterin der Pflegekasse hier gewesen, der Pflegegrad sollte eigentlich jeden Tag in der Post sein. Heute Nacht kam der zweite Schlaganfall, an dem er letzlich starb. Ich hatte noch 112 angerufen, aber im Krankenhaus ist er denn verstorben." Ich hörte ihr schweigend zu und schaute sie einfach nur fasziniert an. Sie hatte auch noch wunderschöne Pianisten- hände, bei denen ich mir vorstellte, wie es wäre, von denen gestreichelt zu werden. Endlich kamen wir zum Thema, weshalb ich gerufen worden war. Ich fragte nach der Religion und ob eine kirchliche Bestattung gewünscht würde. "Nein, wir sind schon sehr lange nicht mehr Mitglied in der Kirche." Aber man könne doch auch als Nichtmitglied heutzutage fast jede Kirche mieten, die meisten Kirchen bräuchten nämlich dringend Geld, meinte ich. "Nein, nein, wir haben keine Geschwister, keine Kinder, kaum Verwandte, die noch reisefähig sind und auch keine Freunde mehr, nur noch ein paar frühere Kollegen. Unsere große Kirche hier mit zwei oder drei Trauergästen zu füllen, das geht doch wirklich nicht." Für einen Bestatter ist es natürlich besonders wichtig, zu-nächst herauszufinden, auf welchem Niveau eine Trauerfeier stattfinden kann und ob der oder die Trauernde an die ehelichen Konten herankommt, um eine Bestattung überhaupt bezahlen zu können. Das klingt so selbstverständlich, ist es aber nicht. Hier sind natürlich Behutsamkeit und Takt gefragt. Denn die Banken sind heutzutage ausgesprochen hartbeinig, wenn etwa weder ein Erbschein, noch eine Vollmacht, noch eine Patientenverfügung vorgelegt werden kann, wenn es nämlich nur ein Konto gibt, auf dem beispielsweise Pensionen und Renten auflaufen. Sie meinte, sie sei durch ein Testament Alleinerbin, das Haus sei bezahlt, mit zwei Renten sei sie gut versorgt und bräuchte nicht zu arbeiten, Geld sei also kein wirkliches Problem. Ich erklärte kurz, welche Methoden heutzutage bevorzugt würden, wenn man keine konventionelle Beerdigung per Sarg ins Auge fassen würde, sondern statt dessen eine Verbrennung bevorzugen würde. Neben den anonymen Bestattungen würden immer mehr Menschen die sogenannten Gärten
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