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Begierde: Never fuck the company (Teil 1) (fm:Verführung, 12131 Wörter) [1/2] alle Teile anzeigen

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Veröffentlicht: Dec 09 2019 Gesehen / Gelesen: 34394 / 26714 [78%] Bewertung Teil: 9.55 (186 Stimmen)
Ich schreibe diese Story anhand einer wahren Geschichte. Namen der handelnden Personen sind natürlich geändert und das eine oder andere Detail verfremdet.

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Frankfurt

Es ist der sechste Januar. Ein Montag. Wir sitzen im Großraumbüro in der 21. Etage eines Frankfurter Bankenturms. Viele sind noch im Skiurlaub. Aber hier im Projekt ist der Irrsinn schon wieder in vollem Gange. Die Digitalisierung kennt keine Ferien. Unsere Projekttermine am Jahresende haben wir eingehalten. Wie immer. Natürlich haben kurz vor Schluss die Ziele der Projektphase nochmals angepasst, so dass wir auf jeden Fall einen Erfolg vermelden können. Dass das so "erreichte" Ergebnis mit dem ursprünglich geplanten nicht mehr viel gemein hat, stört niemanden. Es geht nicht darum, etwas zu erschaffen. Es ging nie darum. Es geht darum, nachzuweisen, dass Führungskräfte der Bank die richtigen Entscheidungen getroffen haben. Weil Ihre Karriere daran hängt. Oder das, was sie dafür halten. Und das zieht sich durch alle Ebenen. Auch, wenn ebendiese Entscheidungen mit ein bisschen gesundem Menschenverstand bereits von Beginn an als völlig abwegig aufgefallen wären. Aber so ist das Projektgeschäft in der Realität leider sehr oft, nicht nur hier. Man muss sich irgendwann abgewöhnen, die Welt retten zu wollen. Kein Mensch wird hier anhand der geschaffenen Werte oder eingesparten Kosten bezahlt. Das wäre vollkommen abwegig. Hier geht es nur nach der Zeit, die man auf das Projektbudget buchen kann. Lebe damit oder mach was Anderes.

Gearbeitet wird natürlich in Großraumbüros. Wie ich die hasse. 300 Menschen auf einer Etage. Es ist ein Kommen und Gehen, verbunden mit dem unvermeidlichen Grundgeräusch aus Gesprächen, privaten und geschäftlichen Telefonaten, Meetings bei irgendwem am Platz. Und es gibt natürlich ein paar besondere Protagonisten, denen man im Großraum kaum aus dem Weg gehen kann. Conny beispielsweise. Mittfünfzigerin, nicht hässlich. Sie wird nicht müde, bei jeder Gelegenheit zu betonen, dass sie das hier ja gar nicht machen muss. Sie arbeitet nur, weil ihr Mann jünger ist und auch berufstätig und ihr sonst die Decke auf den Kopf fällt. Zudem ist sie ja eine Koryphäe in der Bank und möchte ihrem Arbeitgeber ihre wertvolle Arbeitskraft nicht vorenthalten. Sagt sie. Entsprechend ist sie auch kaum mit dem Projekt beschäftigt, sondern quasi ständig dabei, mit ihrer lauten Quäk-Stimme am Telefon irgendwelche privaten Dinge zu regeln und dabei ihren Mann oder wer auch immer jeweils gerade als Opfer herhalten muss, zurechtzuweisen. Man sagt, sie wäre früher mal fachlich gar nicht mal so schlecht gewesen, man müsse nur Aufgaben in dem sehr schmalen Bereich im Bankgeschäft finden, der ihr liegt. Conny könnte die letze Frau auf der Welt sein, als Frau finde ich sie völlig uninteressant und als Mensch insgesamt nur unangenehm. Nicht zu vergessen sind die Langhälse. Menschen, die im Großraumbüro immer wieder wie zufällig hinter dir entlangläuft und dir dabei neugierig über die Schulter schaut. Die Unternehmensführung findet das modern. Obwohl es in wirklich modernen Unternehmen bereits wieder abgeschafft wird. Die Modernität gilt natürlich nicht für die Direktoren. Die sitzen in wunderbaren verglasten Büros. So eingerichtet, dass bei Bedarf ein Sichtschutz-Rollo heruntergelassen werden kann. Schließlich brauchen Häuptlinge Ruhe, um sich zu konzentrieren. Die Indianer nicht. Dabei sind die gläsernen Wände meist ohnehin mit unfassbar wichtigen Postern und anderen Materialien zugehängt. Hier im Großraumbüro sind eben alle gleich. Nur der Eine oder Andere ist ein klein wenig gleicher.

Ich bin ein externer Berater. Ich werde gerufen, wenn Projekte kompliziert werden. Und das hier ist wirklich kompliziert. Zuerst kommen immer teure und renommierte Beratungsunternehmen und beglücken den Kunden mit "Strategieberatung". Für knapp unter 3000 Euro Tagessatz glaubt man denen blind, was sie auf Hochglanz-Foliensätze schreiben. Wenn's dann schwierig wird, sind die natürlich wieder weg. Sie sind zu teuer.

Und dann kommen die, die die Ärmel hochkrempeln und das Vorhaben umsetzen müssen. Leute wie ich. Ich liebe genau diesen Job, denn ich verabscheue dieses aufgesetzte, schnöselige Berater-Getue. Ich bin eine Art Management-Handwerker. Und ich bin gut in dem, was ich tue. Meine Visitenkarte sagt schlicht "Berater". Viele verstehen das nicht, sie schmücken sich viel lieber mit eleganten Titeln. Gerade in Banken kommt das meist sehr gut an. Der große Auftritt ist die halbe Miete. Deshalb arbeite ich auch viel lieber für eher bodenständige Unternehmen. Maschinenbauer beispielsweise oder Energieversorger.

Aber diesmal ist es eben eine Bank. Die Bank hat mich im November beauftragt, als Multi-Projektmanager ein paar von Anfang an als

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