Heimgang (fm:Romantisch, 4392 Wörter) [4/5] alle Teile anzeigen | ||
Autor: Nadine Schnitzer-Katzmann | ||
Veröffentlicht: Jan 14 2020 | Gesehen / Gelesen: 12557 / 9867 [79%] | Bewertung Teil: 9.53 (74 Stimmen) |
Es kommt wie es kommen muss, einer muss nachgeben |
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Er klopft ganz leise an die Tür und blinzelt herein. Sein Haar ist ganz verwuschelt und er wirkt nahezu jugendlich. Ob ich ihm eine 'Auffrischungskur' verpasst habe? Nur nicht übermütig werden Madame... "Frühstück?" seine ersten Worte - "ja, sehr gern" antworte ich, "warte, wir kommen und helfen Dir". Flink stehen Finchen und ich auf, bleiben einfach in unseren Schlafsachen, ein Gefühl von "Familie" macht sich breit...
Wir sitzen zusammen und geniessen unser erstes gemeinsames Frühstück. Finchen hat auf einen eigenen Stuhl bestanden und mit beiden Händen kämpft sie sich so durch die Speisen, das ist lustig. Eigentlich isst sie alles, was man ihr vorsetzt, da bin ich wirklich dankbar. Sie probiert alles und macht kein grosses Theater, wenn es mal etwas nicht gibt, was sie sonst so bevorzugt. Das gefällt auch ihm, denn ich ertappe mich, wie ich unentwegt rede und unser Leben schildere. Ich möchte ihm alles, was ihm bisher entgangen ist, unbedingt nahe bringen, jedes kleine Detail, er muss alles wissen. Interessiert hört er mir zu, lächelt hier und da, wirkt gelegentlich nachdenklich. Wann wird er mir von sich berichten? Wann erfahre ich etwas über sein Leben, das Leben hier in der Hütte, wie es dazu kam u.s.w.. Das ist mindestens genauso wichtig, für ihn und für mich.
Wir räumen ab und waschen uns die Hände, es wird auch Zeit für Fips, der nun auch beginnt zu drängeln und er sagt: "Ich mache das schon und gehe mit dem Hund ein Stück". Dankbar lächle ich ihn an und er gibt mir einen langen Kuss, Finchen einen Stups auf die Nase...
Später spiele ich mit ihr vor der Hütte, ihr Vater baut seiner Tochter eine Wiege, '...die richtig schaukeln kann...'
Sie ist seit dem Frühstück nicht wirklich bei der Sache, darum lasse ich sie keinen Augeblick aus den Augen. Plötzlich schaut sie mich an und fragt: "Hat jedes Kind einen Papi?" - "Natürlich!" antworte ich. Zunächst denke ich nicht weiter darüber nach, aber dann fällt es mir plötzlich auf, Finchen hat Tränen in den Augen. "Was ist los?" frage ich sie, aber sie schaut mich nur an, umarmt mich dann und weint. So etwas kenne ich von ihr gar nicht, es sei denn, sie hat sich mal gestossen oder etwas in der Art. Ich muss sie nicht lange bitten mir ihr kleines Herz auszuschütten, sie fängt einfach an, was im Fröhlichen klappt, das funktioniert bei uns zum Glück auch in traurigen Momenten.
"Die Kinder im Dorf lachen über mich, weil ich keinen Papa habe." - "Du hast den besten Papa dieser Welt!" anworte ich, abermals mehr aus Reflex als aus Überlegung. Schluchzend antwortet sie, "Aber er ist nie bei uns!". Sie weint hemmungslos in meine Bluse. Sie tat mir so leid. Was musste die ganze Zeit gelitten haben, und ich habe es nicht bemerkt! Eine tiefe Traurigkeit macht sich auch in mir breit. So sitzen wir beide vor der Hütte und weinen leise vor uns hin. Als die Tränen langsam verebben, biete ich ihr meine Brust an. Sie trinkt aus beiden. Dann schläft sie ein. Da kommt er um die Ecke, mit der neue gebauten Wiege unterm Arm. Er bleibt wie angewurzelt stehen. Mit verheulten Augen versuche ich, ihm zu deuten, dass er sie hinein legen soll, er versteht, legt eine kleine Decke und dann das Finchen in die Wiege... Er nimmt mich in den Arm und hält mich einen Moment fest. Dann schaut er mich an und fragt: "Was war los?" Nachdem ich mir noch einen tiefen Seufzer erlaube, geht es mir wieder gut und ich berichte ihm von Finchens Erleben im Dorf. Er ist nicht wütend oder belehrend. Er schaut einen Moment in die Weite und stellt fest: "Das müssen wir ändern. Ich liebe Euch, ich lasse Euch nie wieder allein." Das hört sich wunderbar an, im Nu spüre ich eine derartige Freude in mir, dass ich ihn überschwänglich küssen und herzen muss. Er lässt es lachend über sich ergehen. "Du würdest mit uns gehen?" frage ich ihn nahezu ungläubig und verdattert. "Ja, das würde ich", sagt er. Er habe lange genug bereut, damals nicht mutiger gewesen zu sein. Kurz nachdem ich das erste Mal gegangen war, hatte er diese Leere in sich gespürt, er hatte das Gefühl, ein Teil von ihm sei damals mit mir gegangen, er war nicht mehr "vollkommen". Mich bzw. uns noch einmal wieder zu sehen, war in den Jahren zu seinem sehnlichsten Wunsch herangewachsen. Nachdem ich dies vernommen und die Gewissheit hatte, konnte ich unseren Rückweg für den nächsten Tag gedanklich angehen. Ich wusste nun, er würde uns folgen, seine Worte waren keine Phrasen oder Versprechungen, er meint es ernst. Das war einfach wunderbar, ich hatte es kaum zu hoffen gewagt.
Der Abend verlief ganz anders, als der vorige, der mich an nichts anderes denken liess, als wie ich ihn möglichst lange und intensiv
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