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Zufällige Begegnung (fm:Romantisch, 15742 Wörter)

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Veröffentlicht: Feb 29 2020 Gesehen / Gelesen: 45526 / 36769 [81%] Bewertung Geschichte: 9.75 (557 Stimmen)
ch komme einer jungen Frau zu Hilfe

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© Freudenspender Dieser Text darf nur zum Eigengebrauch kopiert und nicht ohne die schriftliche Einwilligung des Autors anderweitig veröffentlicht werden. Zuwiderhandlungen ziehen strafrechtliche Verfolgung nach sich.

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Ich überlege fieberhaft. Viel Zeit bleibt mir nicht. Einer könnte das Mädchen in Schach halten wollen, damit sie nicht davonläuft. Damit muss ich mich auf mindestens zwei Gegner einstellen. Helfen kann mir nur, wenn ich das Überraschungsmoment zu meinen Gunsten ausnutzen kann.

Die drei kommen dem Mädchen immer näher. Die Lage wird immer bedrohlicher. Ihr Ziel ist es, die Kleine weiter einzuschüchtern und ihren Widerstand so gut wie möglich von vorne herein zu brechen. Keine Ahnung, ob sie ihr nur einen Schreck einjagen wollen oder tatsächlich bis zum Äußersten gehen würden. So oder so muss ich dem Spuk ein Ende setzen.

Die junge Frau versucht sich, so gut es eben geht, gegen die Wand zu drücken. Sie will sich klein machen, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Das ist eine instinktive Reaktion, bringt in diesem Fall jedoch nichts. Es ist vielmehr ein Signal für die Angreifer, dass sie eine leichte Beute ist.

Ich kann hören, wie das Mädchen vor Verzweiflung schluchzt. Die Burschen beeindruckt das allerdings wenig. Sie sind inzwischen ganz nahe bei ihr und beginnen sie zu begrapschen. Diese Schweine! Die junge Frau versucht sich den gezielten Griffen an ihre Brüste und an ihren Hintern zu entziehen so gut es geht. Allerdings gelingt ihr das nur teilweise. Es sind zu viele Hände auf einmal und sie kann nicht allen entkommen.

Die beiden Helfer ergreifen auf einen Wink ihres Anführers hin die Arme der Mädchen und drücken sie nach oben gegen die Wand. Damit ist sie absolut hilflos. Die Kleine kann es trotz verbissener Gegenwehr nicht verhindern, dass der Anführer damit beginnt, den obersten Knopf ihrer Bluse zu öffnen. Dann folgt der zweite.

"Wir wollen ja nur ein wenig Spaß haben. Ob du mitspielt oder nicht, ist egal", sagt der Anführer. Seine Stimme klingt honigsüß. Es liegt Spott darin. "Ich werde dich jetzt ausziehen. Mal sehen, was du wirklich zu bieten hast."

"Nein, das könnt ihr nicht machen! Ihr Schweine!", bettelt das Mädchen.

Für mich wird es Zeit, dazwischen zu gehen. Ich setze mich in Bewegung und gehe auf die Gruppe zu. Weder die Burschen noch das Mädchen haben mich bisher bemerkt. Es dämmert bereits, die Beleuchtung - sofern es überhaupt eine gibt - hat noch nicht eingeschaltet. Die Buschen konzentrieren sich nur auf das Mädchen. Ihre Gier lässt sie unvorsichtig sein. Das ist mein Vorteil. Ich kann mich der Gruppe unbemerkt nähern.

"Wehr dich nicht! Du kleine Nutte willst es ja auch. Gib es zu! Spiel nicht die Unberührbare. Du bist geil drauf, unsere Schwänze zu spüren. Am Ende wird es dir Spaß machen, das kann ich dir versprechen", meint der Anführer. Sein Ton ist hinterhältig und er grinst gemein. "Wir drei werden auf jeden Fall sehr viel Spaß haben!"

"Das glaube ich weniger", sage ich laut.

Entschlossen mache ich die letzten paar Schritte auf die Gruppe zu. Alle drei Burschen halten inne und drehen sich zu mir um. Das Mädchen verhält sich abwartend. Ihr Blick ist flehend auf mich gerichtet. Ich bin ihre einzige Hoffnung, das ist uns beiden bewusst. Inzwischen habe ich auch keine Zweifel mehr, welche Absichten die Burschen verfolgen. Die Bluse des Mädchens ist bereits bis zur Hälfte offen und man kann einen einfachen, weißen BH erkennen.

Es herrscht eine angespannte Ruhe, denn für einen kurzen Moment bewegt sich niemand. Alle halten die Luft an. Die drei hatten nicht damit gerechnet, dass ihnen jemand in die Quere kommen und ihre Pläne durchkreuzen könnte. Sie waren sich zu sicher. Nun aber müssen sie sich erst auf die neue Situation einstellen.

Der Anführer fängt sich als erster. Sein Gesichtsausdruck ändert sich von überrascht zu herablassend. Er hat sehr wohl gecheckt, dass ich alleine bin. Er taxiert mich kurz von oben bis unten. Seine Haltung lockert sich sichtlich. Seine kurzzeitige Anspannung verschwindet wieder. Er scheint mich nicht als Bedrohung wahrzunehmen.

"Was willst du denn Opa?", meint er. "Das ist nicht deine Liga. Verschwinde lieber, bevor du eine auf die Nase bekommst. Du würdest sie dir nur blutig schlagen."

Mit meinen fünfunddreißig bin ich zwar deutlich älter als die vier, doch Opa bin ich deswegen noch lange keiner. Das Mädchen schätze ich auf Anfang zwanzig, bei den Burschen handelt es sich - wie schon gesagt - um Halbstarke.

Ich bin auch recht gut trainiert und habe in jungen Jahren Kampfsport betrieben. Ich bin zwar kein Meister, aber den einen und anderen Griff habe ich immer noch ganz gut drauf. Wohl auch deshalb kann mir dieser Grünschnabel so schnell keine Angst einjagen. Aus der Nähe sieht er sogar schmächtig aus.

"Werde nur nicht frech, Bürschchen! Bevor du nicht trocken hinter den Ohren bist, solltest du den Mund nicht zu weit aufreißen. Manieren haben dir deine Eltern wohl auch keine beigebracht. Sonst würdest du nicht so mit einer jungen Dame sprechen", halte ich entgegen.

"Junge Dame? Dass ich nicht lache", meint er. "Die Schlampe ist dazu da, gefickt zu werden. Genau das haben wir jetzt auch vor. Wir werden es ihr richtig besorgen. Also verschwinde und lass uns in Ruhe. Nicht wahr, meine Süße?"

Er will sich wieder dem Mädchen zuwenden, da packe ich ihn am linken Arm. Damit hat er nicht gerechnet. Er reagiert aber schnell und will sich befreien. Gleichzeitig holt er mit der anderen Hand zum Schlag aus. Mein Gott, ist der langsam und durchschaubar! Ich pariere mühelos und ramme ihm mein Knie brutal zwischen die Beine. Das ist zwar nicht die feine Art, ist aber in meiner Situation die beste Möglichkeit, Entschlossenheit und Rücksichtslosigkeit zu zeigen.

Der Typ heult augenblicklich mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht auf, seine Augen treten weit aus den Höhlen und starren mich einen Moment lang ungläubig an. Dann sackt er in sich auf die Knie, kippt vornüber und bleibt wimmernd am Boden liegen. Er windet sich vor mir und heult wie ein geprügelter Hund.

Mein Angriff kam schnell und hart. Doch das ist meine einzige Chance gegen ihre zahlenmäßige Übermacht. Meine Taktik, den Anführer auszuschalten und damit die anderen beiden einzuschüchtern, geht offenbar voll auf.

Seine zwei Kumpane starren mit offenem Mund auf ihren Freud, der nach Luft japst. Der Tritt hat perfekt gesessen. Ihn interessieren im Augenblick nur noch seine schmerzenden Hoden. Die Gruppe ist damit führungslos. Mein Plan geht perfekt auf. Nun habe ich leichtes Spiel. Ich mache einen entschlossenen Schritt auf die beiden zu. Das reicht! Sie lassen das Mädchen augenblicklich los, packen geistesgegenwärtig ihren am Boden liegenden Kollegen links und rechts unter den Achseln, ziehen ihn auf die Beine und schliefen ihn hinter sich her, während sie eiligst das Weite suchen. Ich schaue ihnen noch nach, um mich zu vergewissern, dass sie auch wirklich verschwinden. Dann wende ich mich dem Mädchen zu.

"Hallo, ich bin Werner. Geht es dir gut?", erkundige ich mich.

"Ja, danke. Ich denke schon", stottert sie.

Ich sehe deutlich, dass sie am ganzen Körper zittert. Erst jetzt wird ihr wohl so richtig bewusst, in welcher Gefahr sie sich befunden hat. Ich hebe die Einkaufstasche auf, die ihr beim Angriff der Burschen aus der Hand gefallen sein muss und sammle die Sachen ein, die herausgefallen sind.

"Hast du ein Auto? Kann ich dich irgendwo hinbringen?", frage ich.

"Danke, ich bin mit dem Wagen da", stammelt sie.

"Wo ist er denn?"

"Dort hinten", sagt sie. Sie deutet auf einen alten Kleinwagen. Es ist tatsächlich das zweite Auto, das außer meinem auf diesem einsamen Platz abgestellt ist.

"Du hast wohl auch vorne keinen Platz mehr gefunden? Mir ist es auch so ergangen", sage ich. Ich versuche eine Art Gespräch in Gang zu bringen. Sie steht noch immer unter Schock und ich möchte abchecken, ob sie Hilfe braucht oder ob ich sie alleine heimfahren lassen kann.

"Ja, Scheiße! Ich hatte von Anfang an ein mulmiges Gefühl", bringt sie hervor.

"Komm, ich bring dich zum Wagen", biete ich an. "Geht´s?"

"Ja, langsam erhole ich mich vom Schreck. Danke!"

"Du solltest die Typen anzeigen. Ich stehe als Zeuge gerne zur Verfügung", biete ich an. Dabei halte ich ihr meine Visitenkarte hin. Sie nimmt sie geistesabwesend und steckt sie in die Tasche. Sie schaut sie nicht einmal an.

"Wie heißt du?", erkundige ich mich.

"Ach wie unhöflich von mir, entschuldige. Ich bin Pia", antwortet sie.

"Na Pia, kann ich dich alleine fahren lassen? Du bist noch komplett durcheinander", frage ich besorgt. Ich bin mir wirklich noch nicht sicher, ob es ihr wirklich gutgeht.

"Es geht schon", versichert sie.

Pia öffnet den Wagen, ich verstaue die Tasche auf dem Rücksitz und sie steigt ein.

"Nochmals vielen Dank", sagt sie.

"Das war doch selbstverständlich."

Sie versucht mühevoll zu lächeln, in Wahrheit aber hat sie Tränen in den Augen. Pia versucht vor mir die Starke zu mimen, doch es gelingt ihr nicht, mich zu täuschen. Ich sehe deutlich, dass sie innerlich aufgewühlt und ein Häufchen Elend ist. Doch ich will auch nicht aufdringlich sein.

"Na gut, dann komm gut nach Hause. Wenn du etwas brauchst, melde dich einfach. Du hast ja meine Karte", biete ich nachmals an.

"Danke für alles!", meint sie.

Dann schließt Pia die Wagentür, steckt den Schlüssel ins Zündschloss und lässt den Motor an. Sie bleibt noch eine Weile regungslos hinter dem Lenkrad sitzen, erst dann fährt sie. Ich bleibe neben ihrem Auto stehen und warte bis sie losfährt. Dann blicke ich ihr hinterher. Ich hätte diesem Mädchen gerne mehr geholfen. Allerdings weiß ich nicht wie.

---

Seit meiner Begegnung mit Pia sind zwei Tage vergangen. Ich musste mehrmals an sie denken. Ihr Gesichtsausdruck, ihr Blick, ihre Erscheinung, alles an ihr weckt immer noch das Bedürfnis in mir, ihr zu helfen. Sie hat Probleme, das spüre ich insgeheim. Ich habe gleichzeitig aber auch das Gefühl, sie lässt nicht so leicht niemand an sich herab. Das hat mir ihr Verhalten am Parkplatz mehr als deutlich gezeigt. Sie ist stolz und will es alleine schaffen. Ich denke, ich muss sie wohl vergessen. Es hat keinen Sinn.

In der Mittagspause schlendere ich zu einem Schreibwarengeschäft, um dort nach einem Geschenk für einen Freund zu suchen. Schon wieder muss ich an Pia denken. Das Mädchen geht mir einfach nicht aus dem Sinn. Es ist nicht nur ihre Schönheit, die mich in ihren Bann geschlagen hat. Ich will ihr einfach nur helfen.

Mir wird bewusst, dass ich gar nichts über sie weiß. Ich habe weder eine Adresse noch eine Telefonnummer. Ich kenne ja nicht einmal ihren Familiennamen. Die Hoffnung, dass sie sich doch noch bei mir meldet schwindet auch Zusehens.

Gedankenverloren suche ich nach einem edlen Kugelschreiber. Mein Freund steht auf ausgefallene und auffällige Schreibutensilien. Letztes Mal habe ich ihm einen Füller gekauft und suche nun nach einem passenden Schreiber. Ich schlendere durch die Regale. Da wird es plötzlich laut im Laden. An der Kasse scheint etwas vor sich zu gehen. Der Lärm zieht sofort meine Aufmerksamkeit auf sich. Im ersten Moment ist mir allerdings nicht ganz klar, worum es geht.

"Du Diebin, ich hole die Polizei!", brüllt der Ladenbesitzer.

"Ich habe doch nicht gestohlen. Ich habe nur die Geldtasche zu Hause vergessen", verteidigt sich eine junge Frau.

Ich kann sie von meinem Standort aus nicht sehen, da mir ein Regal die Sicht versperrt. Doch ihre Stimme kommt mir bekannt vor. Ich gehe nachschauen und als ich um die Ecke biege, erkenne ich, dass es Pia ist.

"Nichts da, du wolltest dich mit den Sachen aus dem Staub machen. Nur weil ich da war, bist du zur Kasse gekommen", fährt er sie an.

"Nein, das stimmt nicht", kontert Pia.

"Basta! Ich rufe jetzt die Polizei!", faucht der Mann an der Kasse.

"Da würden Sie sich nur lächerlich machen", mische ich mich ein.

Der Ladenbesitzer schaut mich mit großen Augen an und auch Pia dreht sich überrascht zu mir um. Im ersten Moment scheint sie mich nicht zu erkennen, doch dann huscht ganz kurz ein Lächeln über ihr Gesicht. Es ist kaum zu sehen, doch mir fällt es auf.

"Du bist da? Du bist wohl mein Schutzengel", sagt sie. Ihr Blick zeigt mir deutlich, dass sie erleichtert ist, mich zu sehen.

"Was macht das?", frage ich den Mann.

"Sie wollte es stehlen!", beharrt er.

"Aha! Und das wissen Sie woher? Können Sie etwa Gedanken lesen?", frage ich provokant.

"Nein, das nicht", gibt er widerwillig zu.

"Tatsache ist, dass die junge Dame zur Kasse gekommen ist und die Waren auf den Tresen gelegt hat. Darin kann ich beim besten Willen keine Absicht ableiten, dass sie die Sachen stehlen wollte. Ich würde Ihnen deshalb dringend raten, mir zu sagen, wieviel es ausmacht und ich begleiche die Rechnung. Ansonsten können wir auch über eine Anzeige nachdenken", sage ich entschlossen.

"Eine Anzeige? Gegen wen? Etwa gegen mich?"

"Was Sie da eben gemacht haben, nennt man Verleumdung", antworte ich.

Der Ladenbesitzer schnappt nach Luft und schaut mich verärgert an. Dann lässt er seinen Blick über Pia schweifen. Ich sehe deutlich, dass er sie dabei mit den Augen auszieht. Dann wandert sein Blick wieder zu mir und wird finster.

"Siebenundfünfzig Euro macht das", meint er.

Der Mann hat wohl eingesehen, dass es besser ist, nicht länger den Starken zu spielen. Meine Entschlossenheit scheint ihn einzuschüchtern. Er zuckt sogar etwas vor mir zurück, als ich einen Schritt auf ihn zukomme und ihm das Geld reiche. Missmutig nimmt er es, gibt mir den Rest und lässt mich und Pia, ohne zu grüßen stehen.

"Ich gebe Ihnen das Geld zurück", versichert Pia. "Versprochen!"

"Darf ich dich zu einem Kaffee einladen?", frage ich stattdessen.

"Äh, ja. Gerne!", antwortet sie.

Ich nehme die Tüte mit der gekauften Ware und mache mich auf den Weg zur Tür. Pia folgt mir erst etwas zögerlich, dann schließt sie auf und verlässt vor mir das Geschäft.

"So ein Idiot. Sie müssen mir glauben, ich wollte die Sachen bezahlen", beteuert sie.

"Das glaube ich dir", beruhige ich sie. "Keine Ahnung, was der Typ wollte."

Eine Idee hätte ich schon, worauf das Theater hinauslaufen sollte. Doch ich erzähle es Pia lieber nicht. Ich will sie nicht beunruhigen.

"Du kannst gern Werner zu mir sagen. Mit dem Sie komme ich mir furchtbar alt vor", scherze ich.

"Du bist doch gar nicht so alt."

"Fünfunddreißig."

"Oh, doch! Ich hätte dich jünger geschätzt."

Sie lächelt verlegen und schaut dann zu Boden. Wenn ich mich nicht getäuscht habe, hat sich auch ein Hauch von Rot auf ihr Gesicht geschlichen. Wir erreichen ein nettes Kaffee und betreten es. Ich gehe voraus ins Lokal, schaue mich um und erblicke einen Tisch. Ich deute dorthin und Pia nickt. Also gehen wir auf den Tisch zu und setzen uns.

"Ich habe den Eindruck, du hast Probleme und ich sollte dir helfen", sage ich unumwunden.

Ich weiß nicht recht, wie ich das Thema ansprechen soll. Also nehme ich den direkten Weg. Doch Pia wimmelt ab.

"Es ist alles gut. Ich habe wirklich nur die Geldbörse zu Hause vergessen. Du bekommst dein Geld", versichert sie.

"Ich mache mir ganz bestimmt keine Sorgen wegen des Geldes", versichere ich. "Das gibst du mir bei Gelegenheit. Keine Eile!"

Pia mauert auch diesmal. Sie will mir nicht sagen, ob und welches Problem sie hat. Deshalb bedränge ich sie nicht weiter und wir plaudern über alles Mögliche. Ich hätte ihr wirklich gerne geholfen, aber gegen ihren Willen geht das nicht.

Pia ist eine sehr gebildete junge Frau. Sie ist auf überraschend vielen Gebieten erstaunlich gut bewandert. Sie lacht zwischendurch und ich habe den Eindruck, in meiner Gesellschaft kann sie für einen kurzen Augenblick abschalten und ihrer Welt entkommen. Als wir gehen wirkt sie deutlich gelöster, als vorher.

"War schön mit dir zu plaudern. Das sollten wir wiederholen", meint sie.

Ich habe gerade die Kellnerin gerufen, um zu zahlen. Sie kommt und wir packen zusammen. Deshalb kann ich nicht sofort antworten, komme nachher aber wieder darauf zurück.

"Gibst du mir deine Telefonnummer?", frage ich.

"Ich melde mich bei dir. Ganz sicher. Ich habe ja deine Karte", weicht sie aus. "Ich muss dir ja auch das Geld noch zurückgeben."

Wir verabschieden uns. Ich muss zurück ins Büro. Schade! Zu gerne wäre ich noch geblieben. Aber erneut trennen sich unsere Wege.

---

Seit gut einer Woche habe ich nichts von Pia gehört. Ich mache mir allmählich Sorgen. Nicht um mein Geld, sondern vielmehr um das Mädchen. Ich hätte erwartet, dass sie sich eher meldet. Ich hoffe nur, dass ihr nichts passiert ist. Unruhe macht sich in mir breit.

Einer Eingebung folgend mache ich mich in der Mittagspause auf den Weg zum Papierwarenladen, in dem ich sie zuletzt gesehen habe. Ich weiß nicht warum ich hoffe, sie dort anzutreffen. Auch wenn das nach dem Vorfall vor einer Woche sehr unwahrscheinlich ist, will ich nichts unversucht lassen. Könnte ja sein, dass sie in der Nähe wohnt.

Wie erwartet, treffe ich sie in der Nähe des Ladens nicht an. Wäre auch zu schön gewesen! Ich suche die nähere Umgebung ab und laufe eher ziellos durch die Gegend. Meine Hoffnung ist es, ihr zufällig zu begegnen. Doch ich scheine kein Glück dabei zu haben. Ich bin schon dabei, aufzugeben, da höre ich plötzlich ihre Stimme.

"Sie können mir die beiden nicht wegnehmen!", fleht sie. "Das können Sie nicht tun! Nach allem, was ich auf mich genommen habe. Das ist nicht fair."

Ich komme näher und sehe in einem Hauseingang, wie Pia zwei Kinder im Alter von etwa zehn Jahren fest an sich drückt. Ihr gegenüber steht eine etwa fünfzig Jahre alte etwas mollige Frau. Auch Polizei und andere Männer stehen herum, die ausschauen, wie Möbelpacker.

"Ich muss die beiden in die Obhut des Jugendamtes nehmen. Es geht gar nicht anders", antwortet die mollige Frau. "Sie müssen die Wohnung aufgrund einer Zwangsräumung verlassen und wissen selbst nicht wohin. Ich kann unmöglich zulassen, dass die Kinder unter der Brücke landen."

Ich habe inzwischen den Hauseingang erreicht. Sowohl Pia als auch die beiden Kinder weinen laut. Vor allem das kleine Mädchen klammert sich verzweifelt an Pias Bein und vergräbt ihr Gesicht im Stoff der Hose.

"Ich will nicht weg!", heult die Kleine. "Ich will bei dir bleiben!"

Alle reden auf Pia ein. Das Mädchen ist völlig überfordert. Sie ist allein und in der Defensive. Ich fasse mir ein Herz und greife erneut ein.

"Was geht hier vor?", frage ich entschlossen.

Alle halten überrascht inne und drehen sich zu mir um. Pia schaut mich ungläubig an, doch dann sehe ich die Erleichterung in ihren Augen.

"Wer sind denn Sie?", will die Frau wissen. "Wir brauchen hier kein Publikum! Das ist eine Amtshandlung. Bitte gehen Sie weiter."

"Ich bin der Anwalt dieser jungen Frau", antworte ich.

Dabei reiche ich der Frau vom Jugendamt meine Karte. Sie schaut mich misstrauisch an.

"Stimmt das?", will die Frau von Pia wissen.

"Ja, sprechen Sie mit ihm. Ich kann nicht mehr", antwortet diese.

Pia nimmt die Kleine auf den Arm und kommt zu mir her. Sie umarmt mich.

"Danke!", haucht sie mir ins Ohr.

"Kein Geld für die Miete, aber einen Anwalt kann sie sich leisten. Wie funktioniert das denn?", wundert sich die Frau vom Jugendamt.

"Das dürfte zwar nicht Ihr Problem sein. Aber zu ihrer Beruhigung, ich nehme in diesem Fall kein Honorar", versichere ich.

"Gut, Herr Anwalt. Ich muss die Kinder trotzdem in meine Obhut nehmen", meint die Frau.

"Das bezweifle ich. Sie haben keinen Grund dazu."

"Keinen Grund dazu? Sie haben ja eine Ahnung! Die Frau ist obdachlos. Und außerdem, schauen Sie sich doch das Mädchen an, sie ist mit der Situation völlig überfordert. Ich hatte wirklich gehofft, dass sie es schafft, sich trotz des Studiums und der schwierigen Situation, um ihre Geschwister zu kümmern. Uns ist es schließlich auch lieber, wenn sich Angehörige um die Kinder kümmern. Doch wie Sie selbst sehen können, schafft sie es leider nicht. Es tut mir aufrichtig leid", erklärt sie mir.

"Dann wird man ihr helfen müssen", werfe ich ein.

"Wir helfen ihr doch schon, so gut es geht", protestiert die Dame.

"Offenbar helfen sie noch nicht genug", kontere ich. "Doch wenn Sie ihr nicht helfen können, dann tue ich es."

"Der Mietvertrag ist gekündigt. Der Vermieter lässt nicht mehr mit sich reden und will sie raushaben. Die drei stehen auf der Straße. Wie wollen Sie da noch helfen?", fährt sie mich ungeduldig an.

"Die drei sitzen nicht auf der Straße. Sie wohnen ab sofort bei mir", sage ich.

Pia schaut mich mit großen Augen an. Die Frau vom Amt grinst abschätzig.

"Haben Sie denn so viel Platz?", will sie wissen. "Eine Couch im Wohnzimmer reicht nicht, um die drei ordentlich unterzubringen. Ich muss darauf achten, dass die Kinder ein anständiges Zuhause haben. Ich erwarte mir, dass sie mindestens zwei Zimmer zur Verfügung haben, eines für die Schwester und ein weiteres für die beiden Kinder."

"Ich denke, das kriege ich hin. Sie können sich gerne morgen ein Bild von der Situation machen", schlage ich vor.

"Warum erst morgen?"

"Wenn Sie drauf bestehen, können Sie sich auch heute bei mir umsehen. Ich denke aber, es wäre besser, wenn sich die drei zuerst anschauen, welches Zimmer sie gerne hätten und sich dort dann einrichten", entgegne ich.

"Ein Zimmer für alle drei? Das ist doch nicht Ihr Ernst?", fährt sie mich an.

"Ich glaube, ich habe mich nicht klar genug ausgedrückt, entschuldigen Sie. Ich habe ausreichend Gästezimmer, damit alle drei ihr eigenes Zimmer bekommen", antworte ich.

"Kinder brauchen auch Bewegung und Platz zum Spielen. Haben Sie das?", will sie wissen.

Ihrer Stimme kann ich entnehmen, dass es sich dabei um das letzte verzweifelte Aufbäumen handelt. Sie kann sich wohl selbst ausrechnen, dass genügend Bewegungsmöglichkeiten gegeben sind, wenn das Haus über so viele Gästezimmer verfügt.

"Keine Sorge, auch der ist vorhanden", beruhige ich sie.

"Ich schaue mir das morgen an", meint sie. "Darauf können Sie sich verlassen."

"Das können Sie gerne", versichere ich. "Ich bitte sogar darum. Schließlich will ich es amtlich haben, dass alles seine Ordnung hat."

Die Frau weiß nicht mehr was sie sagen soll. Sie lässt sich meine private Adresse geben, die ich ihr auf die Rückseite der Visitenkarte schreibe. Danach verabschiedet sie sich hastig, murmelt Pia eine kaum verständliche Entschuldigung zu und will sich aus dem Staub machen. Da tritt ein Mann auf sie zu.

"Sie können ihr die Kinder doch nicht lassen", protestiert er. "Das ist unverantwortlich!"

"Ich kann nicht anders", ruft sie ihm zu. Dann ist sie verschwunden.

Der Mann kommt nun auf mich zu. Er schaut mir geradewegs in die Augen. Darin sehe ich Hass aufblitzt. Ganz offensichtlich habe ich seine hinterhältigen Pläne durchkreuzt. Ich habe das Gefühl, er hat es darauf angelegt, dass Pia die Geschwister entzogen werden und nun ist er sauer, weil ich ihm seinen Triumpf vereitelt habe.

"Wo kommen Sie denn her?", will er wissen.

"Guten Tag, mit wem habe ich denn das Vergnügen?", antworte ich ruhig.

"Ich bin Max Meinrad, der Vermieter dieser Frau", fährt er mich an. Dabei macht er eine abschätzige Kopfbewegung in Pias Richtung. "Sie schuldet mir noch zwei Monatsmieten."

"Zwei Monatsmieten? Und da machen Sie einen solchen Aufstand? Lassen Sie mich wissen, wieviel das ist und wohin ich den Betrag überweisen kann. Das wird dann umgehend in Ordnung gebracht", versichere ich ihm.

Ich reiche auch ihm meine Visitenkarte. Er nimmt und studiert sie genau. Dann schaut er mich an. Er hat sich gerade noch im Griff. Am liebsten aber würde er mir eine reinhauen.

"Da kommen noch Gerichtskosten, die Kosten für die Möbelpacker und einiges mehr auf die junge Dame zu", erklärt er mir.

"Schicken Sie mir eine Aufstellung und die entsprechenden Belege für die Kosten, dann werden Sie das Geld schon bekommen. Keine Sorge", beruhige ich ihn. "Sie bekommen das, was Ihnen zusteht. Glauben Sie mir."

Ich kenne diesen Mann. Er besitzt einen großen Elektrohandel, der sich im Gebäude befindet, in dem sich auch meine Büros befinden. Das gesamte Gebäude gehört mir und damit ist er mein Mieter. Ich denke aber nicht, dass er das weiß. Das Gebäude wird von einer Gesellschaft verwaltet und er hatte bisher nur mit dem Geschäftsführer zu tun. Ich habe mich immer im Hintergrund gehalten.

"Wer ist der Chef der Möbelpacker?", frage ich laut.

"Ich", meldet sich dieser. Ihm ist die Situation sichtlich peinlich.

Ich spreche mit ihm ab, was mit den Sachen geschieht, die seine Männer gerade aus der Wohnung tragen. Er erklärt sich bereit, diese zu meiner Villa zu liefern und gibt seinen Männern Anweisung, einen Kleintransporter zu holen und die Sachen aufzuladen.

"Hast du hier noch etwas zu erledigen? Sonst würde ich vorschlagen, wir fahren voraus und schauen Euer neues Zuhause an", wende ich mich an Pia.

"Wir können gehen", stottert sie.

Pia ist völlig neben der Spur. Ich hätte erwartet, dass sie sich dagegen wehrt, mir zur Last zu fallen. Sie wollte sich ja bisher auch nicht helfen lassen. Allerdings ging ihr die Auseinandersetzung mit der Frau vom Jugendamt wohl doch näher. Es ging schließlich um die Kinder.

---

Ich nehme den Jungen bei der Hand, Pia das Mädchen. Wir gehen zu meinem Büro und fahren dort mit dem Aufzug direkt in die Garage. Ich verfrachte die drei in mein Auto und fahre zur Villa. Auf der Fahrt rufe ich meine Sekretärin an und lasse alle Nachmittagstermine verschieben.

"Was machen wir jetzt?", will der Junge wissen.

"Ihr kommt mit zu mir. Dann sehen wir weiter", antworte ich.

"Pia, kennst du den Mann?", will das Mädchen wissen.

"Ja, er hat mir schon zweimal geholfen", antwortet diese.

"Nimmt uns die böse Frau vom Jugendamt nicht mehr mit?", bohrt sie nach.

"Nein, keine Sorge", versichere ich ihr.

"Weil du gekommen bist?", will sie wissen.

"Weil Eure Schwester sich so lieb um Euch kümmert", antworte ich ausweichend.

"Du magst sie?", meint die Kleine.

Dabei schaut sie mich und dann Pia an. Ich kann ihre Blicke im Rückspiegel sehen. Pia dreht sich auf dem Beifahrersitz um und lächelt sie an.

"Du magst ihn auch", ergänzt die Kleine. "Das sehe ich."

Pia wird rot und dreht sich wieder nach vorne. Sie vermeidet es, mich anzusehen. Sie richtet den Blick auf den Verkehr vor uns und sagt nichts.

"Wie heißt Ihr beiden überhaupt. Man hat uns noch nicht vorgestellt", lenke ich ab.

"Ich bin Aylin", sagt das Mädchen.

"Und ich bin Kevin", fügt der Junge hinzu.

"Wie alt seid Ihr?", frage ich weiter.

"Ich bin zwölf und er ist zehn", antwortet Aylin für beide.

"Ihr besucht die Schule?", erkundige ich mich.

"Ja", antwortet Kevin. "Pia sagt, Lernen ist ganz wichtig."

"Damit hat Eure Schwester auch völlig Recht. Seid Ihr gute Schüler?"

"Kevin tut sich beim Rechnen etwas schwer. Aber sonst geht es. Ich helfe ihm manchmal", erzählt Aylin.

"Du bist eine liebe Schwester - wie Pia", stelle ich fest.

"Pia ist die Beste!", stellt Kevin klar.

"Ja, wenn wir sie nicht hätten", pflichtet ihm Aylin bei.

In ihrer Stimme schwingt Trauer mit. Im Rückspiegel fange ich ihren Blick ein. Sie schaut zu Pia und in ihren Augen erkenne ich immense Liebe.

"Dabei fallen wir ihr nur zur Last", meint Kevin.

"Ach Blödsinn, Ihr seid keine Last für mich", antwortet Pia sofort. "Das dürft Ihr nicht einmal denken."

"Ich bin schon alt genug, um zu sehen, dass du es nicht leicht mit uns hast", widerspricht Aylin. "Glaubst du, wir bekommen nicht mit, dass du manchmal abends im Bett weinst?"

"Kommt, reden wir nicht mehr drüber. Ich habe Euch lieb!", würgt Pia das Gespräch ab. In ihren Augen funkelt es feucht und sie hat eine belegte Stimme.

Wir haben inzwischen die Einfahrt erreicht. Ich betätige die Fernbedienung und das Metalltor gleitet geräuschlos zur Seite. Alle schauen gebannt auf das Tor. Vor allem die Kleinen sind neugierig, was sich dahinter verbirgt. Auch Pia wirft mir einen Blick zu, den ich nicht deuten kann. Mir ist klar, für die drei liegt hinter diesem Tor eine ganz neue, unbekannte Welt.

"Ich wollte dich nicht mit meinen Problemen belasten", sagt sie leise.

"Ich habe es dir doch angeboten", antworte ich.

"Danke!", meint sei. "Das war Rettung in allerletzter Sekunde."

---

Pia bringt die Kinder zu Bett. Es war ein aufregender Tag. Nach dem Rauswurf aus ihrer Wohnung folgte am Nachmittag der Einzug bei mir. Es war die helle Aufregung für die Kinder und damit auch für Pia, das passende Zimmer auszusuchen. Schlussendlich hat Pia das Zimmer zwischen jenen von Kevin und Aylin beziehen müssen. Die Kinder haben darauf bestanden, nicht zu weit von ihrer Schwester getrennt zu sein. Mein Zimmer grenzt an jenes von Kevin.

Wir haben die Sachen, welche die Umzugsfirma schon wenig später brachte, zunächst in der Garage verstaut. Wir haben auf die Schnelle die wichtigsten persönlichen Dinge herausgesucht. So konnten die drei ihre Zimmer zumindest mit ein paar persönlichen Habseligkeiten ausstatten. Vor allem die Kinder fühlen sich damit wohler in der neuen Umgebung.

Die Besichtigung des Hauses war für die Kleinen das reinste Erlebnis. Vor allem das Schwimmbad hat es ihnen angetan. Sie wollten unbedingt ins Wasser springen. Pia war zunächst noch etwas skeptisch und hatte Angst. Ich habe ihr versichert, dass wir uns neben dem Pool hinsetzen und die beiden nicht aus den Augen lassen. Erst daraufhin hat sie zugestimmt. Für uns war es nach den vielen Aufregungen des Tages endlich ein klein wenig Entspannung. Pia und ich hatten nur wenig Gelegenheit, miteinander zu redet. Kevin und Aylin waren so ausgelassen und glücklich, dass wir sie nicht aus den Augen lassen konnten.

Meine Haushälterin hat das Menu umgeworfen und eigens wegen der Kinder Wienerschnitzel mit Pommes gemacht. Zum Nachtisch gab es Eis mit heißen Himbeeren. Während sich Pia vornehm zurückhielt, haben Kevin und Aylin ordentlich eingepackt. Es war die helle Freude, den beiden zuzuschauen.

Nach dem Abendessen waren die Kinder müde und Pia ist mit ihnen nach oben gegangen. Ich hingegen bin durch den Garten geschlendert.

Auf dem Rückweg bleibe ich auf der Wiese vor dem Haus stehen. Da die Villa auf einer Anhöhe liegt, hat man von hier oben einen wunderbaren Blick über die Stadt. Ich stehe öfters hier, wenn ich abschalten und nachdenken will.

Ich kann kaum glauben, dass die drei jetzt bei mir sind. Ich habe mich ganz spontan dazu bereit erklärt, sie bei mir aufzunehmen. Eine andere Lösung gab es nicht. Ich bin heilfroh, dass ich rechtzeitig gekommen bin, um noch einzugreifen. So wie ich die drei erlebt habe, wäre es eine Katastrophe für alle gewesen, hätte sie das Jugendamt auseinandergerissen.

Dabei ist mir völlig klar, dass die Frau absolut korrekt gehandelt hat. Sie hätte beim besten Willen keine andere Wahl gehabt. Im Interesse der Kinder musste sie vermeiden, dass sie obdachlos werden und womöglich auf der Straße leben müssen. Ich finde es herzlos vom Vermieter, Pia in dieser Situation aus der Wohnung zu schmeißen.

"Sie schlafen", sagt Pia. Sie muss sich unbemerkt genähert haben und reißt mich aus meinen Gedanken.

"Das ist gut", antworte ich. Es entsteht eine kurze Pause.

"Warum hast du das getan?", will sie wissen.

"Was getan?"

"Uns hier aufzunehmen."

"Gab es eine andere Lösung?"

"Du hättest auch vorbeigehen können."

"Hätte ich nicht", stelle ich klar. "Ganz sicher nicht."

"Du tauchst immer dann auf, wenn ich dich am dringendsten brauche", sagt Pia. "Wie machst du das?"

"Keine Ahnung. Es wird wohl Schicksal sein", antworte ich.

Pia hat Recht. Immer, wenn ich sie getroffen habe, musste ich ihr aus einer misslichen Lage helfen. Wird wohl tatsächlich Schicksal sein, dass ich genau dann aufgetaucht bin, wenn sie mich brauchte.

"Nimmst du mich in den Arm? Das wäre jetzt schön", sagt sie.

Ich zögere etwas. Denkt sie etwa, ich will etwas von ihr? Nun ja, sie ist ein wunderschönes Mädchen und ich mag sie. Doch deswegen habe ich ihr nicht geholfen.

"Einfach so. Du brauchst keine Angst haben", sagt sie. Dabei lächelt sie mich aufmunternd an.

Ich lege meine Arme um sie und Pia drückt sich augenblicklich schutzsuchend an mich. Sie legt den Kopf gegen meine Schulter und vergräbt ihr Gesicht in meiner Halsbeuge.

"Ich habe keine Angst", stelle ich klar.

"Das weiß ich", versichert sie.

"Ich erwarte auch nichts von dir", füge ich hinzu.

"Auch das weiß ich", beruhigt sie mich. "Eben deshalb."

Wir stehen eine ganze Weile nur so da. Ich kann die Wärme ihres Körpers spüren und ihren Atem an meiner Haut. Sie rührt sich nicht.

"Weißt du, wie lange es her ist, dass ich mich anlehnen konnte?"

"Keine Ahnung. Ich nehme jedoch an, dass es eine ganze Weile her ist", antworte ich.

"Viel zu lange", meint Pia. "Vier Jahre, acht Monate und neun Tage."

"Das weißt du so genau?"

"Das war das letzte Mal, dass mich meine Eltern in den Arm genommen haben", sagt sie.

"Das tut mir leid", bringe ich hervor.

Meine Stimme ist belegt. Allmählich wird mir in etwa das Ausmaß dessen bewusst, was dieses Mädchen alles durchmachen musste. Wenn sie sogar die Tage zählt, wie lange es her ist, dann liegt ihr das schwer auf dem Herzen.

"Was ist mit deinen Eltern?", frage ich. Ich traue mich kaum es auszusprechen.

"Sie sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ein LKW hat ein Stopp-Schild übersehen und hat mit hoher Geschwindigkeit den Wagen meiner Eltern von der Seite her gerammt. Sie waren auf der Stelle tot. Am Morgen, als sie aus dem Haus gingen, haben sie mich beide noch umarmt. Allerdings wusste ich damals noch nicht, dass es ein Abschied für immer sein würde", erzählt sie.

"Scheiße!", rutscht mir raus.

"Das kannst du laut sagen", meint Pia.

"Entschuldige, ich wollte nicht respektlos sein", wehre ich ab.

"Das bist du nicht. Ich wüsste auch nicht, wie du anders reagieren könntest", beruhigt sie mich.

"Seitdem hast du dich um deine Geschwister gekümmert?", frage ich.

"Es gab sonst niemand. Ich war kurz zuvor achtzehn geworden und konnte somit die Vormundschaft übernehmen. Es wäre schrecklich gewesen, hätten sie in ein Heim müssen. Sie haben so schon unter dem Verlust der Eltern gelitten", erzählt sie.

"Das war sicher nicht leicht für dich."

"Ich habe mich oft gefragt, warum das ausgerechnet uns hat passieren müssen", antwortet sie. "Versteh mich nicht falsch, ich liebe die beiden über alles und ich würde wirklich alles tun, damit es ihnen gut geht. Aber es ist verdammt schwer. Nur von der Hilfe der öffentlichen Hand abhängig zu sein ist schon nicht leicht. Um jeden Euro muss man betteln und ihn dann belegen. Und trotzdem reicht das Geld hinten und vorne nicht aus, um den beiden ein halbwegs normales Leben bieten zu können. Aber das Schlimmste ist, dass ich für meine Geschwister stark sein muss, aber nicht immer die Kraft dazu habe."

"Das kann ich mir vorstellen", pflichte ich ihr bei. "Die Frau vom Amt hat gesagt, du studierst?"

"Ich hatte damals gerade mein Psychologie-Studium begonnen und wollte es nicht abbrechen. Doch einfach ist das nicht. Aylin und Kevin brauchen mich und deshalb komme ich mit dem Studium kaum vom Fleck. Ich denke, das Beste wird sein, wenn ich es aufgebe und mir einen Job suche."

"Lass uns morgen in Ruhe darüber reden, ich denke, wir finden eine bessere Lösung", beruhige ich sie.

"Die Entscheidung ist lange schon überfällig. Es kann so nicht weitergehen", beharrt sie.

"Pia, in diesem Punkt stimmen wir überein. Es kann nicht mehr weitergehen wie bisher. Doch bei der Lösung des Problems sind wir anderer Meinung", widerspreche ich ihr.

"Wie meinst du das?"

Pia hebt den Kopf und schaut mich mit großen Augen an. Ihre wunderschönen bernsteinfarbenen Augen halten meinem Blick stand. Sie ist eine entschlossene und selbstbewusste junge Frau. Ich habe große Hochachtung vor ihr.

"Du sollst dein Studium weiterführen. Hast du nicht deinen Geschwistern gesagt, wie wichtig es ist, etwas zu lernen?"

"Wie soll das denn gehen? Ich kann mir keine Wohnung leisten, das Essen, die Kleidung und die Schule. Ich habe schließlich Verantwortung übernommen und muss an die Kinder denken. Ich kann nur bei mir selbst zurückstecken. So einfach ist das!", beharrt sie.

"Ich kann dir helfen. Wir finden zusammen eine Lösung", ermutige ich sie.

"Wie meinst du das?", will sie wissen. "Ich kann dir nicht auf der Tasche liegen. Das will ich auch nicht!"

"Warum nicht?"

"Weil ich das nicht verlangen kann!"

"Du verlangst es doch nicht, ich biete es dir an!"

"Einfach so?"

"Ja, warum denn nicht?"

"Weil niemand einfach so etwas tut."

"Nicht viele, da hast du Recht. Aber ich will dir und deinen Geschwistern helfen", versichere ich ihr.

"Ohne Erwartungen?"

"Natürlich ohne Erwartungen. Wo denkst du denn hin?"

Sie hält inne und schaut beschämt zu Boden. Es entsteht eine kurze Pause. Dann hebt sie den Kopf und schaut mich schuldbewusst an.

"Ich habe in letzter Zeit zu viele schlechte Erfahrungen gemacht. Entschuldige!"

"Was meinst du damit?", frage ich. "Ach ja, was war eigentlich mit deiner Wohnung?"

"Ach das? Du meinst dieses Schwein von einem Vermieter!", ärgert sich Pia.

"Lass mich raten! Du warst mit der Miete etwas in Verzug und er hat gemeint, wenn du nett zu ihm wärst, dann könnte man sich sicher arrangieren", mutmaße ich.

Pia schaut mich überrascht an. Sie wird dabei ein wenig rot. Ich weiß nur nicht, ob es aus Scham oder vor Zorn ist. Auf jeden Fall funkeln ihre Augen vor Ärger.

"Woher weißt du das?"

"Du hast ihn zurückgewiesen und aus Rache hat er dich aus der Wohnung geworfen", mache ich weiter.

"Er hat mich im Hausflur bedrängt und mich dabei im Gesicht gestreichelt. Ich habe ihm gesagt, er soll seine dreckigen Finger von mir lassen und ihm eine geknallt, als er nicht aufhören wollte. Er hat daraufhin gemeint, ich würde das noch bitter bereuen", erzählt sie.

"Ich nehme an, er war es auch, der das Jugendamt verständigt hat. Er wusste, dass er dir damit am meisten wehtun kann, wenn dir die Kinder genommen werden", ergänze ich.

"Kann sein. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Wie kommst du darauf?"

"Er war sichtlich enttäuscht, dass die Frau vom Jugendamt unverrichteter Dinge abziehen musste. Er hätte mich am liebsten in der Luft zerrissen, weil ich seinen Plan durchkreuzt habe."

"Jetzt, wo du es sagst, fällt mir das auch auf. So ein mieses Schwein!", empört sich Pia.

"Willst du dich an ihm rächen?", frage ich.

"Wie denn?", antwortet sie. "Was soll ich denn unternehmen?"

"Lass dich überraschen!", antworte ich. "Wenn du willst, dann drehen wir den Spieß um."

"Ich bin kein rachsüchtiger Mensch. Doch wenn er tatsächlich erreichen wollte, dass mir Aylin und Kevin weggenommen werden, dann würde ihm eine Abreibung ganz guttun", sagt Pia. "Aber es gibt leider keine Zeugen."

"Wie? Keine Zeugen?"

"Er hat mich im Hausflur bedrängt. Wir waren allein, da war sonst niemand. Es gibt keine Zeugen. Mein Wort steht also gegen sein Wort. Damit haben wir keine Chance vor Gericht", antwortet sie.

"Wer von uns ist der Jurist?", frage ich. Ich muss grinsen.

"Das weiß doch jeder!", antwortet sie.

"Du hast zwar Recht, was die Sache im Hausflur betrifft, aber ich habe eine ganz andere Idee", verrate ich.

"Und die wäre?"

"Lass dich überraschen. Ich muss ein paar Dinge regeln, dann können wir es angehen. Ich verspreche dir, das tut ihm viel mehr weh, als eine Klage wegen sexueller Belästigung."

Wir stehen eine Zeitlang einfach nur da. Erneut schmiegt sich Pia an mich und legt den Kopf wieder auf meine Schulter.

"Wir sollten schlafen gehen. Jemand muss die Kinder morgen zur Schule bringen", sage ich schließlich.

"Du hast Recht", stimmt sie zu. "Es ist nur so schön. Bei dir fühle ich mich endlich wieder geborgen."

Sie hält mich immer noch fest, schaut mich jedoch von unten her an. Ich gebe ihr einen Kuss auf die Stirn. Ein Lächeln huscht über ihre Lippen. Noch ein letztes Mal drückt sie sich fest an mich, dann lässt sie los.

"Danke für alles", sagt sie. "Ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun würde."

Dann rennt sie los und verschwindet im Haus. Ich bleibe allein zurück und schaue ihr nach. Sie ist noch so jung und doch schon so erwachsen. Das Schicksal hat ihr ganz schön übel mitgespielt.

---

Der Wecker klingelt um sechs Uhr, etwas früher als normal. Ich will ein ordentliches Frühstück vorbereiten, denn Aylin und Kevin müssen zur Schule und brauchen eine solide Unterlage. Zum Glück habe ich Kakao im Haus, Milch ist sowieso kein Problem. Brot habe ich eingefroren und taue es in der Mikrowelle auf. Müsli, Butter, Marmelade, Honig sowie Wurst und Käse habe ich in ausreichenden Mengen im Haus. Zum Glück fürchtet meine Haushälterin, es könnten jederzeit ein Krieg oder eine globale Hungersnot ausbrechen. Anders kann ich mir ihr Horten von Lebensmittel nicht erklären. Auch Obst gibt es, falls die Kinder das mögen.

Als Pia mit ihren Geschwistern in die Küche kommt, steht bereits alles auf dem Tisch. Alle drei schauen zuerst den gedeckten Tisch und dann mich an.

"Ist das hier ein Hotel?", will Kevin wissen.

"Nein, Hotel ist es keines. Aber ich wusste nicht, was Euch schmeckt", antworte ich.

"Das ist alles für uns?", mischt sich auch Aylin ein.

"Ihr müsst nicht alles aufessen", beruhige ich sie. Wir lachen alle vier.

"Wir frühstücken sonst nur mit Kakao und einem Stück Brot mit Butter", meint Pia. "Mehr konnten wir uns nicht leisten."

"Dann langt ordentlich zu", fordere ich sie auf. "Es ist genügend da."

"Wir müssen gleich zum Bus. Bis zur Schule ist es von hier aus, ein ganz schönes Stück Weg. Ich habe gestern noch schnell die Verbindungen gegoogelt", wirft Pia ein.

"Wir fahren alle mit dem Auto. Musst du zur Uni?", frage ich.

"Ja, ich habe um zehn eine wichtige Prüfung", antwortet sie.

"Dann nimm ein Auto. Den Führerschein hast du ja?"

"Was für ein Auto?", will sie wissen.

"In der Garage sind drei Autos. Du kannst dir eines aussuchen", biete ich an.

"Ich kann doch nicht eines deiner Autos nehmen?"

"Warum nicht?"

Pia schaut mich an. Sie blickt ein wenig hilflos drein.

"Weil mir noch nie jemand angeboten hat, sein Auto zu nehmen. Einfach so", antwortet sie.

"Dann bin ich eben der Erste. Ich hänge nicht so an den Autos."

"Du machst alles anders. Das macht es ungewohnt für mich", kontert sie.

"Nimm es einfach. Wenn ich dir etwas anbiete, dann meine ich es auch so. Keine Sorge!", versichere ich ihr.

"Danke!", sagt sie.

Ihr Blick ruht dabei auf mir. Ich spüre, dass sie unsicher ist. Doch dann lehnt sie sich zu mir her und küsst mich auf den Mund. Kurz und sehr schüchtern, aber es ist eindeutig ein Kuss auf den Mund. Nun bin ich es, der sie überrascht anschaut.

"Wenn ich dir einen Kuss gebe, dann meine ich es auch so", antwortet sie. Pia lacht verschmitzt und zwinkert mit dem linken Auge.

---

Die Kinder und auch Pia greifen ordentlich zu. Ich beobachte die drei mit Freude. Vor allem Kevin und Aylin probieren alles durch. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie zum Frühstück noch nie eine solche Auswahl hatten. Das macht es noch interessanter. Pia hingegen hält sich zunächst schüchtern zurück. Doch das Angebot verleitet auch sie, zuzugreifen.

"Bin ich satt", frohlockt Aylin. Sie lehnt sich auf ihrem Sessel zurück und reibt sich den Bauch.

"Wie ist es mit einer Jause?", frage ich.

"Das auch noch?", will Kevin wissen.

"Zumindest etwas Obst solltet ihr mitnehmen", schlage ich vor.

Ich stehe auf und hole von der Anrichte zwei Dosen, die meine Haushälterin zum Einfrieren nimmt. Richtige Pause-Boxen habe ich nicht im Haus. Ich reiche jedem eine und setze mich hin. Kevin schaut mich kurz etwas unsicher an, packt dann aber gleich drei Bananen ein.

"Kevin, übertreibe nicht!", ermahnt ihn Pia.

"Wenn er sie alle isst, kann er sie gerne mitnehmen", beschwichtige ich.

"Bananen habe ich soooo gern", antwortet Kevin. Dabei schaut er seine Schwester bettelnd an. Er hat es faustdick hinter den Ohren. Seinem Blick kann Pia nicht widerstehen. Sie schmilzt, wie Butter in der Sonne.

"Na gut", gibt sie nach. "Aber jetzt wird es Zeit. Wir müssen gehen."

Ich gebe ihr einen Schlüssel für das Haus und erkläre ihr, dass in jedem Auto ein Öffner für die Einfahrt im Handschuhfach liegt.

"Welchen Wagen soll ich denn nehmen?", erkundigt sie sich.

"Du kannst nehmen, welchen du möchtest. Der Audi R8 ist zu dritt etwas unbequem. Doch sonst sind deinen Wünschen keine Grenzen gesetzt", antworte ich.

"Komm mit in die Garage", sagt sie. "Bitte!"

Ich begleite Pia und die Kinder in die Garage. Pia schaut sich unsicher um. Neben dem R8 besitze ich einen Mercedes C-Klasse und einen Dreier-BMW. Ich liebe deutsche Autos. Die Verarbeitung ist immer noch besser als bei allen anderen.

"Ich bin noch nie mit so einem Auto gefahren", wehrt Pia ab.

Sie schaut mich hilfesuchend an. Sie traut sich nicht. Deshalb nehme ich kurzentschlossen den BMW-Schlüssel und drücke ihn Pia in die Hand.

"Nimm den, ein BMW lässt sich gut fahren. Sonst ist es ein Auto, wie jedes andere", versuche ich sie zu beruhigen.

"Und wenn ich eine Schramme reinmache?", wirft sie ein.

"Ich bin versichert. Keine Sorge!"

"Echt?"

"Ja, echt!"

Pia schaut mich noch einmal an. Dann drückt sie auf den Knopf und die Zentralverriegelung entsperrt alle Türen mit dem typischen Geräusch und dem Aufflackern der Winker.

"Das kann deiner nicht", meint Kevin.

"Der ist auch älter", antwortet Pia. Sie schaut lachend zu mir herüber. "Wann sehen wir uns?"

"Wann kommt Ihr nach Hause?"

"Die Kinder haben Schule bis siebzehn Uhr. Ich hole sie ab und wir fahren direkt hierher", antwortet Pia.

"Dann versuche ich auch, um diese Zeit zu Hause zu sein."

"Danke!", haucht sie. Dabei wirft sie mir eine Kusshand zu.

Bevor ich mich auf den Weg mache, gehe ich noch einmal zurück ins Haus und schreibe eine Liste für meine Haushälterin, was sie alles einkaufen soll. Jetzt wo Kinder im Haus sind, sollten auch ein paar Süßigkeiten da sein.

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Ich bin pünktlich um siebzehn Uhr zu Hause. Die Frau vom Jugendamt hat mich am Vormittag angerufen und eine Kontrolle angekündigt. Ich habe sie auf siebzehn Uhr bestellt und dies damit begründet, dass die Kinder zuvor in der Schule und Pia an der Uni sind. Dass die drei etwas später kommen, habe ich verschwiegen, da ich mit der Frau ungestört ein paar Worte wechseln will.

Ich habe kaum die Jacke auf die Garderobe gehängt, da klingelt es auch schon. Ich öffne und warte, bis sie vom Gartentor zum Haus kommt.

"Guten Abend", begrüße ich sie.

"Guten Abend, Herr Piller. Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen."

"Das ist doch selbstverständlich. Pia und die Kinder müssten auch gleich hier sein. Die Schule ist um siebzehn Uhr aus, sodass sie noch etwas Zeit für die Fahrt brauchen", erkläre ich ihr.

"Das ist mir nicht unrecht. So kann ich ein wenig mit Ihnen alleine sprechen", meint sie. "Mich würde nämlich interessieren, warum sie das machen?"

"Ich habe Pia als eine sehr liebeswürdige junge Frau kennen gelernt. Als ich gestern zufällig vorbeikam, musste ich etwas unternehmen und habe eingegriffen", bin ich ehrlich.

"Sie sind sich schon darüber im Klaren, dass das nur eine Übergangslösung ist", wirft sie ein.

"Ob es eine Übergangslösung ist oder nicht, kann ich im Moment nicht mit Sicherheit sagen. Das hängt vor allem von Pia ab. Diese Entscheidung liegt allein bei ihr und ich habe kein Recht, über ihren Kopf hinweg zu entscheiden. Auf jeden Fall bin ich gewillt die drei bei mir aufzunehmen, solange sie wollen. Ich kann Ihnen aber auch versprechen, dass ich sie finanziell unterstützen werde, wenn sie sich eine eigene Wohnung suchen wollen", versichere ich ihr.

"Kann ich mich da auf Sie verlassen?", will sie wissen.

"Wir sind auf der gleichen Seite. Uns liegt beiden das Wohlergehen der drei am Herzen", bestätige ich.

"Ich mache es, weil es mein Job ist. Warum aber machen Sie es?", bohrt sie nach.

"Mich berührt das Schicksal von Pia und den Kindern. Wer es so schwer im Leben hatte, verdient doch, dass man sich um sie kümmert. Das ist zumindest meine Überzeugung", antworte ich. "Ich hätte noch eine Frage. Hat Herr Meinrad Sie verständigt, dass Pia die Wohnung gekündigt wurde?"

"Ja, warum fragen Sie?", antwortet sie.

"Nur so", sage ich. "Ich bin immer wieder überrascht, wie niederträchtig manche Menschen sind und auch noch nachtreten, wenn es jemandem so schon schlecht genug geht."

"Dann hätten wir alles geklärt", sagt die Frau.

"Wollten Sie nicht das Haus sehen und ob es den Kindern gut geht?", erkundige ich mich.

"Ich denke, das kann ich mir sparen. Die drei sind bei Ihnen gut aufgehoben", antwortet sie.

Die Frau vom Jugendamt klopft mir auf die Schulter und wendet sich zum Gehen. Als auch ich mich umdrehe, steht Pia da.

"Wir wären jetzt hier", sagt sie.

"Ich habe mit Herrn Piller alles geklärt. Ich sehe keinen Grund, die Kinder nicht in Ihrer Obhut zu belassen. Ich glaube, es geht ihnen gut in diesem Haus", erklärt die Frau vom Jugendamt.

Wir begleiten sie noch zur Tür. Sie schüttelt uns die Hand und macht sich dann auf den Weg.

"Wo sind die Kinder?", frage ich Pia.

"Die sind schon nach oben gegangen", antwortet sie.

"Wie war dein Tag heute?", erkundige ich mich. "Du hattest doch eine Prüfung?"

"Die ist perfekt gelaufen", sagt sie. Stolz schwingt in ihrer Stimme mit.

"Und das Autofahren?"

"Hat Spaß gemacht", schmunzelt sie.

"Wir müssen dein Auto holen. Wo ist es?"

"Das springt nicht mehr an. Ich fürchte, da ist nichts mehr zu machen. Auf jeden Fall kann ich mir die Reparatur nicht leisten", antwortet sie.

"Dann werde ich morgen die Verschrottung veranlassen und du nimmst in Zukunft den BMW oder möchtest du ein anderes Auto?", biete ich an.

"Wie ein anderes Auto?"

"Wir können dir auch gerne ein eigenes Auto kaufen, wenn du einen besonderen Wunsch hast", erkläre ich.

"Spinnst Du?"

"Nicht, dass ich wüsste", kontere ich.

"Ich finde es toll, dass du dich so um uns kümmerst, aber das musst du nicht", sagt sie. Ihr Ton ist dabei sehr eindringlich.

"Reden wir später drüber. Ich muss das Abendessen fertig machen", lenke ich ab.

"Aber wir reden!", beharrt sie.

"Nachdem die Kinder im Bett sind", beruhige ich sie.

---

Das Essen scheint den Kindern geschmeckt zu haben. Sie haben ordentlich eingepackt. Pia hat sie dann nach oben gebracht. Ich dagegen habe eine Flasche Rotwein aus dem Keller geholt und mir in der Küche zwei Gläser, eine Decke und den Öffner geschnappt.

Gut ausgestattet mache ich mich auf den Weg zu der Stelle, an der wir uns gestern unterhalten haben. Ich breite die Decke aus, mache den Wein auf und lasse ihn atmen. Dann hole ich aus der Küche noch ein paar Erdbeeren und setze mich nieder.

"Hier bist du?", sagt Pia. "Das hätte ich mir denken können."

"Ich dachte, der Abend ist so herrlich, da können wir es uns draußen gemütlich machen."

Pia setzt sich zu mir auf die Decke. Ich schenke den Wein ein und reiche ihr ein Glas. Pia zögert einen Moment, nimmt das Glas dann aber doch.

"Auf dich", meint sie.

"Nein, auf uns", korrigiere ich sie.

"Ohne dich gäbe es kein uns", stellt sie klar.

"Trotzdem! Ich blicke lieber in die Zukunft, als zurück", werfe ich ein.

"Prost!", sagt. Dabei hält Pia ihr Glas in die Höhe. In ihrem Blick liegt etwas Warmes und Weiches.

"Prost!", antworte ich. Dann stoßen wir an.

Pia nimmt einen vorsichtigen Schluck. Ich beobachte sie neugierig. Erst dann trinke auch ich. Es ist ein vollmundiger Burgunder. Er rinnt geschmeidig die Kehle hinab und hinterlässt im Abgang den Geschmack von Brombeeren und feuchter Erde.

"Hm, das ist ein edler Tropfen", meint Pia. "Ich verstehe allerdings nicht viel von Wein."

"Für dich nur das Beste", sage ich.

Es entsteht eine kurze Pause. Ich spüre, Pia möchte etwas sagen, traut sich aber nicht. Ich lasse ihr die Zeit und verhalte mich ruhig.

"Hast du das ehrlich gemeint, was du der Frau vom Jugendamt gesagt hast?", erkundigt sie sich schließlich.

"Zweifelst du daran?"

"Nein, eigentlich nicht", meint Pia. "Es ist nur so ungewohnt."

"Dass es jemand ehrlich mit dir meint?"

"Ich habe zu oft das Gegenteil erfahren müssen."

"Das glaube ich", sage ich nachdenklich. "Wie viel hast du von unserem Gespräch gehört?"

"Genug!"

"Auch das mit der Wohnung?", frage ich.

"Ja, auch das."

Pia lächelt. Dann schmiegt sie sich an mich und drückt mich nieder, sodass ich auf der Decke zu liegen komme. Flink wie ein Wiesel klettert sie auf mich und setzt sich auf mein Becken.

"Was wäre dir lieber?", erkundigt sie sich.

"Was meinst du?", frage ich. Ich verstehe nicht, wie sie das meint.

"Wäre dir lieber, wir würden hier bleiben oder, wenn wir in eine eigene Wohnung ziehen?"

"Es geht nicht um mich, es geht um dich und die Kinder", weiche ich aus.

"Es geht auch um dich. Willst du uns hier haben?"

"Natürlich, sonst hätte ich es Euch doch nicht angeboten", versichere ich.

Pia sagt nichts. Sie beugt sich zu mir herab. Sie schaut mir direkt in die Augen und hält meinen Blick stand. Ihr Blick ist unglaublich weich. Dann nähert sie ihre Lippen den meinen, sie berühren sich, sie küsst mich. Doch diesmal ist es keine flüchtige Berührung. Sie presst ihre weichen, warmen Lippen auf die meinen, öffnet sie und schiebt ihre Zunge in meinen Mundraum.

Ich bin von ihrem Vorstoß dermaßen überrascht, dass ich im ersten Augenblick nicht reagieren kann. Erst nach und nach lasse ich mich auf das Spiel ihrer Zunge ein. Es fühlt sich fantastisch an.

"Dann bleiben wir lieber hier", haucht sie.

"Ich wollte mit dir noch über deine Zukunft sprechen", werfe ich ein.

Pia allerdings legt nur ihren Zeigefinger auf meine Lippen. Ihr Blick ist immer noch weich und sucht mich.

"Pssst!", sagt sie. Ihre Stimme ist leise und geschmeidig. "Das hat bis morgen Zeit."

Dann küsst sie mich erneut. Ich lasse mich fallen und genieße. Es ist einfach nur wunderbar. Ich hätte nie gewagt, etwas zu tun, das sie hätte falsch verstehen können. Doch die Initiative geht von ihr aus. Ich kann es kaum glauben.

Sie streckt sich auf mir aus und hält mit den Händen meine Wangen. Es ist wunderbar, ihre weiche Haut in meinem Gesicht zu spüren. Ich dagegen lege die Arme um ihre Taille und streiche abwechselnd mit einer über ihren Rücken. Sie küsst mich erneut und diesmal scheint der Kuss nicht mehr zu enden. Ich will mich nie mehr von Pia lösen und auch sie macht keine Anstalten in diese Richtung. Ich rolle uns zur Seite und komme auf ihr zu liegen. Wir küssen uns immer noch, es ist einfach nur fantastisch.

Ich stütze mich nur noch auf einem Arm ab und beginne vorsichtig ihre Bluse aufzuknöpfen. Ich will sie nicht überrumpeln, deshalb gebe ich ihr ausreichend Zeit, mich zu bremsen. Doch sie unternimmt nichts dergleichen. Deshalb mache ich langsam weiter.

Pia geht es offenbar zu langsam, denn sie macht sich bei mir gleich über die Hose her. Das Hemd scheint ihr egal zu sein.

"Du hast mich verhext", haucht sie.

Gleichzeitig schiebt sie ihre Hand hinter meinen Hosenbund, bahnt sich den Weg hinter meinen Slip und greift sich meinen bereits fast vollständig erigierten Penis. Sanft und langsam beginnt sie ihn zu massieren. Sie zieht wenig später ihre Hand wieder heraus und greift mit beiden an den Bund meiner Hose und zieht sie entschlossen nach unten. Mein bestes Stück springt hervor.

"Du kannst es wohl nicht erwarten?", frage ich.

"Ich will dich spüren!", raunt sie.

"Lass es uns nicht so hektisch angehen", bitte ich.

"Mit Vorspiel und so?", will sie wissen.

"Ja, genau!"

Pia lacht, dann küsst sie mich erneut.

"Du bist echt anders als alle anderen Männer", meint sie vergnügt.

Sie scheint einen Gang zurückzuschalten und beginnt, mein Hemd aufzuknöpfen. Ihre Bluse ist inzwischen schon offen und wir rollen uns zur Seite. Nun kommt sie erneut auf mir zu liegen. So kann ich ihr die Bluse problemlos von den Schultern streifen und gleich noch den BH öffnen. Gespannt schiebe ich meine Hände fast andächtig in die Körbchen und lege sie sanft auf ihre Wölbungen.

Ich kann die Brustwarzen spüren. Sie müssen unglaublich hart abstehen, denn sie stechen mir in die Handfläche. Ich beginne die weichen und warmen Halbkugeln zu massieren. Es fühlt sich unglaublich gut an.

Nun mache auch ich mich über ihre Jeans her. Um sie ihr besser ausziehen zu können, lege ich Pia neben mich und ziehe ihr die Hose langsam von den Beinen. Bereitwillig hebt sie ihren Po, damit der Stoff sich nach unten ziehen lässt. Sie liegt nur noch mit einem winzigen String bekleidet vor mir. Ein Bild für Götter!

Ich verharre kurz in meiner Position und sauge das Bild dieses makellosen Körpers in mir auf. Ich bin von ihrer Schönheit überwältigt. Pia beobachtet mich mit einem zufriedenen Lächeln.

"Gefällt dir, was du siehst?", neckt sie mich.

"Und wie!", bringe ich gerade noch hervor. Ich bin hin und weg von ihrem umwerfend schönen Körper.

"Jetzt bin ich dran!", bestimmt sie.

Sie weist mich an, mich hinzulegen und zieht nun ihrerseits die Hose samt Slip von meinen Beinen. Pia lässt sich von meinem Körper offenbar wenig beeindrucken. Sie schaut mein bestes Stück an und lächelt zufrieden. Mehr aber auch nicht! Von Bewunderung oder gar Innehalten keine Spur. Sie krabbelt direkt zu meiner Körpermitte. Frech und herausfordernd schaut sie mich an und grinst. Ohne Umschweife nimmt sie meinen Stamm in die Hand, fährt ein paarmal auf und ab und nimmt ihn dann sachte in den Mund. Sofort saugt sie sich fest und verschafft mir damit ein wunderbares Gefühl.

Pia saugt und leckt an meiner Eichel, dass es für mich das reine Vergnügen ist. Zwischendurch nimmt sie den gesamten Schaft tief in den Mund, schließt die Lippen und bewegt den Kopf auf und ab. Sie ist dabei so in ihrer eigenen Welt, dass ich den Eindruck habe, sie hat ganz vergessen, dass es mich gibt. Sie scheint auf sich selbst konzentriert zu sein.

Nichtdestotrotz verschafft sie mir unglaublich intensive Gefühle. Als ich einmal die Hand auf ihren Rücken lege, kommt sie mir etwas entgegen und dreht sich so, dass ich ihren Körper berühren kann. Nun komme ich mit der Hand an ihre Scham und beginne damit zu spielen. Allerdings schaffe ich es nicht, mich darauf zu konzentrieren. Zu sehr bin ich von ihrem Saugen in den Bann gezogen, dass ich an nichts anderes denken kann, als an dieses wunderbare Ziehen, das von meiner Schwanzspitze ausgeht und langsam aber unaufhaltsam in meinen gesamten Körper strömt und sich dort festsetzt. Meine Hand ruht nur noch untätig zwischen ihren Schenkeln.

Ich bin am Genießen. Ich gebe mich bereitwillig ihrem Tun hin. Ich schwebe förmlich vor Erregung und bin dem Hier und Jetzt völlig entrückt in meiner eigenen Welt.

"Das gefällt dir wohl?", stellt sie neckisch fest.

Zu meinem Bedauern erhebt sie sich. Ich will schon protestieren, da wird mir bewusst, dass sie über meinem Becken in Position geht.

"Jetzt will auch ich dich spüren", erklärt sie. "Ich will endlich erfahren, wie das ist."

Noch während sie das sagt, senkt sie ihr Becken ab und positioniert meinen Pfahl vor ihrer Spalte. Sie schaut mir direkt in die Augen und ein unsicheres Lächeln spielt um ihre Mundwinkel. Warum ist sie so unsicher?

Viel Zeit zum Nachdenken bleibt mir jedoch nicht. Ich sehe, wie die Spitze meines Speers langsam zwischen ihren Lippen verschwindet und sich immer tiefer in ihr Inneres schiebt. Das Gefühl, das mich dabei durchströmt, ist unsagbar intensiv.

Völlig überraschend stelle ich fest, dass sich etwas meinem Eindringen entgegenstellt. Doch der Widerstand hält nicht lange und wird durch ihr weiteres Absinken gebrochen. Meinem völligen Eindringen steht nun nichts mehr im Wege. Ist es tatsächlich möglich, dass Pia noch Jungfrau war? Ich kann das kaum glauben! Ich habe keine Ahnung, wie sich das anfühlt, ich habe noch nie eine Frau entjungfert. Allerdings habe ich fast keinen Zweifel daran, dass ich richtig vermute.

Pia dagegen lässt sich nichts anmerken. Sie sitzt auf mir aufgespießt und hält einen kurzen Moment inne. Sie schaut mich mit einem zufriedenen Grinsen an.

"Kann´ s losgehen?", erkundigt sie sich.

Noch bevor ich verstehe, was sie meint, beginnt sie mich langsam und sanft zu reiten. Es ist wunderbar. Pia ist so herrlich eng und stimuliert meinen Freund einfach genial intensiv. Ich lege meine Hände an ihre Hüfte und versuche sie zu unterstützen. Doch sie lässt sich nicht leiten, sie macht einfach ihr Ding. Erneut habe ich den Eindruck, sie hat sich in ihre Blase zurückgezogen und genießt für sich, was sie macht.

Mir wird langsam klar, dass sie gerade dabei ist ihren eigenen Körper zu erkunden. Ich kann es kaum glauben, dass ausgerechnet ich es sein darf, mit dem sie diese neue und sehr einschneidende Erfahrung machen will. Ich ziehe meine Hände von ihren Hüften zurück. Ich respektiere ihren Willen, ihre Sexualität auf eigene Faust kennenzulernen.

Ich beginne vielmehr damit, sanft ihre Brüste zu massieren. Sie sind herrlich fest und ihre Nippel stehen frech und lang ab. Ich kann nicht anders, als sie zu zwirbeln. Pia quittiert dies mit einem langgezogenen Stöhnen. Es gefällt ihr! Also mache ich weiter. Das lenkt mich ein wenig von der intensiven Reizung ab, die sich in meinem Lendenbereich breit macht. So halte ich etwas länger durch.

Doch auch so komme ich an eine den Punkt, an dem ich mich nicht mehr zurückhalten kann. Ich bäume mich auf, drücke ihr mein Becken entgegen, spüre, das verstärkte Ziehen in meinem Hoden, wie mein Samen den Schaft nach oben und in ihren Unterleib schießt. Es ist wunderbar zu erleben, wie ich diesen jugendlichen Körper flute.

Mein Höhepunkt bringt auch Pia über die Klippe. Ihr Körper erstarrt kurz, sie stößt einen hellen Schrei aus und wird dann von heftigen Kontraktionen geschüttelt. Die Spannung, welche ihren Körper erfasst, muss immens sein. Sie verdreht die Augen, so dass ich nur noch das Weiß darin sehen kann. Dennoch spiegelt ihr Gesicht die reine Freude wider. So sieht also pure Befriedigung aus!

Als der Orgasmus langsam abebbt, weicht auch die Spannung aus ihren Gliedern und sie sackt erschöpft aber glücklich auf meiner Brust zusammen. Ich stecke zwar noch in ihr, auch wenn mein Freund Zusehens erschlafft und sich schließlich aus ihr zurückzieht. Ich kann spüren, wie er mit einem "Plopp" aus ihr herausflutscht.

Pia bleibt auf mir liegen. Sie überhäuft meinen Hals und meine Brust mit unzähligen Küssen. Sie ist ganz euphorisch. Ihr Blut muss voller Glückshormone sein.

"Das war unglaublich", haucht sie. "Danke!"

---

Wir liegen in meinem Bett. Pia kuschelt sich eng an mich und genießt sichtlich meine Nähe. Nachdem sie sich etwas erholt hatte, wollte sie sich waschen und so sind wir ins Haus übersiedelt. Wir liegen so, dass wir uns gegenseitig anschauen können.

"Du warst noch Jungfrau?", erkundige ich mich.

"Ist das schlimm?", will sie wissen.

"Nein, absolut nicht. Ich war nur verwundert", gebe ich zu.

"Ich könnte jetzt sagen, dass ich mich für den richtigen Mann aufsparen wollte. Doch das stimmt nicht. Als Jugendliche habe ich schlichtweg nicht den Mann getroffen, mit dem ich diese Erfahrung teilen wollte. Ich war diesbezüglich vorgewarnt. Meine beste Freundin ist mit einem Gleichaltrigen in die Kiste gehüpft. Danach hat sie immer erzählt, wie furchtbar es war und, dass man den ersten Sex unbedingt mit einem erfahrenen Mann haben sollte. Da bin ich wählerisch geworden und Jungfrau geblieben", antwortet sie.

"Du hast nie den richtigen gefunden?", frage ich erstaunt.

"Nach dem Unfall meiner Eltern war mit Jungs sowieso erstmal Schluss. Für so etwas hatte ich keine Zeit. Mit Studium und meinen Geschwistern hatte ich so viel um die Ohren, da blieb kein Platz für einen Mann", erklärt sie.

"Und heute? Was war heute anders?"

"Du!"

"Wie ich?"

"Ich habe mich in dich verliebt. Außerdem wusste ich, dass es mit dir etwas ganz Besonderes werden kann. Ich hatte Recht!"

Pia lacht, kommt mir näher und küsst mich. Ich lasse mich auf den Kuss ein und ziehe sie in eine innige Umarmung.

"Was ist mit dir?", will sie wissen.

"Auch ich habe mich in dich verliebt. Allerdings hätte ich nie zu hoffen gewagt, dass du meine Liebe erwidern könntest. Ich kann dir aber versichern, auch für mich war heute etwas ganz Besonderes", gestehe ich.

Erneut suchen sich unsere Lippen und wir küssen uns. Es ist unglaublich schön, ihren warmen, weichen Körper in den Armen zu halten.

"Ich werde dich nie wieder loslassen", verspreche ich.

"Das möchte ich hoffen", kichert Pia.

Erneut erkunden meine Hände sanft ihren Körper. Endlich kann ich mich auf das konzentrieren, was ich dabei spüre. Ich drehe uns so, dass Pia unter mir zu liegen kommt. Ich spreize ihre Beine und knie mich dazwischen. Langsam streiche ich von den Knien ihre Oberschenkel nach oben. Deutlich erkenne ich, wie sich Gänsehaut bildet. Pia stöhnt leise auf.

Anschließend mache ich dort weiter, wo sich ihre Beine vereinen. Ihre Schamlippen sind leicht geschwollen, ein verdächtiges Glitzern zeigt mir, dass sie schon wieder erregt ist. Ich kann mich nicht zurückhalten, beuge mich hinab und schlecke ihren Schlitz von unten nach oben entlang. Dabei dringe ich mit der Zungenspitze leicht zwischen ihre Schamlippen ein. Pia stöhnt laut auf und drückt mir ihr Becken gierig entgegen. Sie schmeckt und duftet herrlich. Ihr jugendliches Fötzchen kommt mir vor, als würde es wie eine Knospe aufblühen.

Als ich meinen Mittelfinger in ihren Schlitz schiebe fühlt es sich so herrlich an. Pia spreizt bereitwillig die Beine und hebt ihr Becken an, um mir das Eindringen zu erleichtern. Ich spüre förmlich, dass sie mich tief in ihrem Inneren spüren will.

"Fick mich nochmal, ich brauche es", bettelt sie. "Ich kann nicht genug von dir bekommen."

Ich bin hin und her gerissen. Ich möchte so gerne noch etwas mit ihr spielen, andererseits kann auch ich es kaum erwarten, sie noch einmal zu nehmen.

"Bitte!", fleht Pia.

Sie scheint mein Zögern bemerkt zu haben. Ihr Blick ist verträumt auf mich gerichtet. Wie kann man diesen Augen widerstehen?

Ich lege mich über sie und nehme ihre Beine auf meine Schultern. Pia strahlt vor Glückseligkeit. Ich setze meinen Pfahl an ihrer Grotte an und stoße zu. Die Wucht meines Eindringens hatte sie so nicht erwartet. Sämtliche Luft wird aus ihren Lungen gepresst und entweicht deutlich hörbar. Doch ihr Blick bestätigt mir, dass es schön für sie ist.

"Jaaaaaa! Mach weiter", fordert sie mich auf. "Stoß mich, fick mich, mach mich fertig!"

Dabei drückt sie mir auffordernd das Becken entgegen, so gut sie es in ihrer Position eben kann. Ich ziehe mich langsam aus ihr zurück und stoße dann mit Kraft erneut zu.

"Uff!", haucht sie. "Mach weiter!"

Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Ich stoße ein weiteres Mal zu und beginne sie tief und hart in einem langsamen Rhythmus zu nehmen.

"Ja!", schwärmt Pia.

Sie lächelt mich zufrieden an, lässt den Kopf auf das Bett sinken und schließt die Augen. Sie genießt es. Daran besteht kein Zweifel. Ich kann an ihrem Gesichtsausdruck erkennen, dass die Lust immer weiter in ihr ansteigt. Ihre Züge werden angespannter und die Mundwinkel verziehen sich.

Diesmal ist es Pia, die schneller zum Höhepunkt kommt. Als sie loslässt, pressen sich die Muskeln in ihrem Inneren fest um meinen Schwanz und melken ihn nach allen Regeln der Kunst. Das halte ich nicht lange durch und erreiche kurz nach Pia die Klippe. Eine gewaltige Lustwelle erfasst mich und spült mich in den immens großen Ozean der Erregung.

Begeistert gebe ich mich meinem Orgasmus hin und beobachte, wie auch Pias Körper von Lustwellen erschüttert wird. Wir verschmelzen nicht nur körperlich zu einer Einheit. Mit Pia ist es ein ganz neues und wunderbares Erlebnis.

Als wir endlich wieder halbwegs zu Atem kommen, liegen wir erschöpft, verschwitzt, aber glücklich nebeneinander auf dem Bett. Pias Hand sucht die meine und ich halte sie fest. Ich will sie nie mehr loslassen.

---

Als der Wecker um sechs Uhr klingelt, liegen wir eng umschlungen im Bett. Wir müssen beide eingeschlafen sein. Ich bin etwas überrascht. Bei allen bisherigen Beziehungen habe ich es nie ertragen, wenn sich beim Schlafen die Körper berührt haben. Ich brauchte meinen Freiraum. Nicht so bei Pia. Ich halte sie fest und sie schmiegt sich in meine Arme, als hätten wir Angst, einander zu verlieren.

"Mh!", brummt Pia. Der Wecker scheint sie zu stören.

Ich muss aufstehen und versuche mich vorsichtig aus der Umarmung zu schälen. Pia soll noch ein wenig weiterschlafen. Sobald ich mich jedoch von ihr löse, fuchtelt sie suchend mit den Armen und öffnet verschlafen die Augen.

"Wo bist du?", will sie wissen.

"Hier, mein Schatz. Ich geh nur das Frühstück vorbereiten", antworte ich.

"Bleib bei mir!", bettelt sie.

"Die Kinder müssen zur Schule", erinnere ich sie.

"Ach ja die Schule", brummt Pia. "Es war so schön bei dir."

"Wir werden noch oft zusammen einschlafen und gemeinsam aufwachen", verspreche ich. "Wenn du das möchtest."

"Machst du Witze?", protestiert sie schlaftrunken. "Natürlich will ich!"

"Morgen ist außerdem Samstag. Da können wir ausschlafen", locke ich sie.

"Wir bleiben den ganzen Tag im Bett. Versprochen!", jubiliert sie.

"Das geht vermutlich auch nicht. Kevin und Aylin werden irgendwann ihre Schwester brauchen", erkläre ich. "Du kleiner Faulpelz."

"Ach ja", meint sie. "Es liegt nur daran, dass ich mich bei dir so wohlfühle und am liebsten bei dir bin."

"Bleibst du noch ein wenig im Bett?", frage ich.

"Nein, ich stehe mit dir auf", protestiert sie.

Pia krabbelt müde aus dem Bett. Sie zieht sich etwas über, damit sie nicht nackt ist und schlurft hinter mir her in die Küche. Dort setzt sie sich auf einen Hocker und schaut mir zu, wie ich das Frühstück zubereite. Ich finde es süß, wie sie meine Nähe sucht. Sie lässt mich keine Sekunde aus den Augen. Nur langsam, langsam erwachen auch in Pia die Lebensgeister.

"Hast du heute an der Uni zu tun?", erkundige ich mich.

"Nein, nicht unbedingt", antwortet Pia.

"Dann bringen wir die Kinder gemeinsam zur Schule und fahren anschließend in mein Büro", schlage ich vor.

"Gerne!", meint sie. "Was mache ich dort?"

"Wir haben einige Formalitäten zu regeln", eröffne ich ihr.

"Was für Formalitäten?", will sie wissen.

"Das erkläre ich dir, wenn es soweit ist. Jetzt musst du schauen, dass du die Kinder aus dem Bett kriegst", erinnere ich sie.

"Ach ja! Du meine Güte! Ist es schon so spät?", erschrickt sie.

Pia saust los. Ich muss grinsen und schaue dabei hinter ihr her. Ich höre noch, wie sie die Treppe nach oben rennt und an eine Zimmertür klopft.

Wenig später kommen Pia, Aylin und Kevin. Alle drei sind angezogen und ausgehfertig. Wir setzen uns an den Tisch und essen.

"Bist du schuld, dass Pia fast verschlafen hätte?", will Aylin von mir wissen. Dabei lacht sie schelmisch.

"Darf deine Schwester nicht auch einmal fast verschlafen?", weiche ich aus.

"Pia hat noch nie verschlafen. Sie ist die Zuverlässigkeit in Person. Aber kaum sind wir bei dir ...", kontert die Kleine.

"Pia weiß, dass jetzt auch ich da bin und nicht mehr die gesamte Verantwortung auf ihr lastet", versuche ich zu erklären. "Außerdem hat sie es doch rechtzeitig geschafft, Euch zu wecken."

"Ich gönne meiner Schwester das Glück. Keine Sorge", meint Aylin. Dabei lächelt sie und schaut Pia an, die eine auffallend rote Gesichtsfarbe annimmt.

Wir essen, packen zusammen und fahren gemeinsam zur Schule. Die Kinder scheinen es zu genießen, dass wir zusammen sind. Mir kommt es so vor, als wären wir eine kleine Familie. Die Kleinen verabschieden sich artig und verschwinden dann im Gebäude.

"Die Kinder brauchen Kleider und haben sicher auch den einen oder den anderen Wunsch. Ich denke, wir sollten morgen einen Einkaufsbummel einplanen", sage ich zu Pia. Wir schauen noch hinter den Kindern her, die in der großen Tür verschwinden.

"Ich habe nicht das Geld dafür und dir will ich nicht auf der Tasche liegen", wehrt sie ab.

"Du liegst mir nicht auf der Tasche. Ich habe von mir aus angeboten, einkaufen zu gehen. Also erfüllt Ihr mir einen Wunsch und nicht umgekehrt", antworte ich.

"Ach du! Du verdrehst immer alles!", spielt sie die Trotzige.

"Ich liebe dich", sage ich. Dabei versuche ich so viel Verführung, wie ich nur kann, in meine Stimme zu legen.

"Das ist ja das Schöne!", haucht Pia.

"Also? Abgemacht?", hake ich nach.

"Die Kinder bräuchten wirklich neue Sachen", bestätigt sie.

"Und du? Brauchst nicht auch du neue Kleider, Schuhe und Taschen?", frage ich.

"Nein, ich brauche nichts. Das muss nicht sein", wehrt sie ab.

"Du hast schon so lange bei dir gespart und immer zurückgesteckt, damit es den Kindern an nichts fehlt. Diesmal bist auch du an der Reihe", bestimme ich. "Du nimmst den Kindern doch nichts weg. Die bekommen ihre Kleider und alles, was sie sich wünschen."

"Nicht alles, das wäre zu viel", meint Pia vergnügt.

"Dann bekommst du auch nicht alles, was du dir wünschst", necke ich sie.

"Ich muss auch nicht alles haben", kontert sie. "Dann wärst du nämlich arm."

Wir fahren weiter und parken in der Garage unter meinem Büro. Pia staunt, wie groß es ist. Ich beschäftige mehrere Anwälte und jeder hat mindestens eine Sekretärin. Silvia, meine rechte Hand, begrüßt Pia ausgesprochen freundlich.

"Gestern war er wie ausgewechselt. Liegt das an Ihnen?", begrüßt sie Pia.

"Ich hoffe es sehr", antwortet diese. Dabei schaut sie mich verträumt an.

"War ich gestern anders?", frage ich vergnügt.

"Definitiv", meint Silvia.

Pia und ich verschwinden in meinem Büro. Ich biete Pia Platz an und wir setzen uns in meine Besprechungsecke. Sie setzt sich direkt neben mich und kuschelt sich an mich.

"Du willst also bei mir wohnen bleiben?", beginne ich.

"Ja, das habe ich schon gesagt", antwortet sie. "So schnell wirst du mich nicht wieder los."

"Das will ich auch nicht", wehre ich ab. "Wie gestern besprochen, möchte ich mit dir die Zukunft klären."

"Du hast es aber eilig", neckt sie mich.

"Nun ja, du hast so Äußerungen gemacht, du überlegst, das Studium abzubrechen. Da möchte ich nicht zu lange warten."

"Womit?", will sie wissen.

"Mit meinem Vorschlag", antworte ich. "Ich möchte nicht, dass du das Studium hinschmeißt. Mein Wunsch wäre es, dass du dich vielmehr voll darauf konzentrierst. Ich werde dich bei den Kindern unterstützen, wo immer ich kann. Was den Haushalt betrifft, so habe ich bereits mit meiner Haushälterin gesprochen. Sie kümmert sich um alles, was mit dem Haus zu tun hat. Du brauchst nicht kochen, waschen oder andere Arbeiten übernehmen. Sollte das noch nicht reichen, so können wir ein Kindermädchen suchen, das die Kinder zum Beispiel bei den Aufgaben und auch sonst unterstützt und betreut."

"Damit du dich mit dem Kindermädchen aus dem Staub machen kannst?", neckt sie mich.

"Bitte sei ernst! Wir reden immerhin über unsere Zukunft", ermahne ich sie.

Pia legt ihre Handflächen auf meine Wangen und zieht mich zu sich her. Sie küsst mich kurz und schaut mir dann eindringlich in die Augen. Sie hält immer noch meine Wangen.

"Werner, ich weiß nicht, was ich sagen soll", antwortet sie. Pia ist ernst und nachdenklich. "Mein Leben hat sich von einem Moment auf den anderen komplett verändert. Meine Sorgen scheinen wie weggeblasen zu sein und ich habe auch noch die Liebe meines Lebens gefunden. Ich bin im Moment unglaublich glücklich. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich seit dem Tod meiner Eltern jemals so glücklich war."

"Das ist doch gut", sage ich.

"Ja, schon! Doch es ist auch ungewohnt für mich. Die Frage, ob ich ein Kindermädchen brauche oder nicht, hat sich für mich nie gestellt. Ich weiß nicht, was ich mit einem Kindermädchen soll", erklärt sie. "Außerdem kann ich das alles nicht annehmen. Warum solltest du so viel für mich tun?"

"Weil ich dich liebe und weil ich mit dir zusammen sein will?", stelle ich eine rhetorische Frage.

"Das will ich doch auch", versichert sie mir.

"Gut, dann sind wir uns zumindest darin einig", erkläre ich. "Das bedeutet aber auch, dass man die Probleme des Alltags gemeinsam angeht. Genau das will ich!"

Pia schaut mich liebevoll an. Sie kuschelt sich fest an mich und drängt sich schutzsuchend gegen meinen Körper. Ich spüre, dass sie ein klein wenig mit der Situation überfordert ist. Es prasseln Fragen auf sie herein, die sie sich bisher nicht stellen musste.

"Es ist schön, dass du mir meine Probleme abnehmen willst. Langsam schöpfe ich auch wieder Hoffnung, dass ich mein Studium doch noch fortsetzen kann. Das alles verdanke ich dir", meint Pia. "Ich würde vorschlagen, wir warten mit einem Kindermädchen erst einmal ab. Kevin und Aylin sind keine kleinen Kinder mehr und wenn wir die Haushälterin haben und du mir hilfst, dann müsste es auch so machbar sein. Dann kann ich mich wieder meinem Studium widmen."

Pia drückt sich erneut fest an mich. Nach einer Weile löst sie sich etwas, um mich zu küssen, lange und voller Leidenschaft.

"Gut, das wäre damit geklärt", sage ich zufrieden. "Dann hätte ich noch etwas. Ich würde dich gerne zur Präsidentin meiner Immobiliengesellschaft machen."

"Warum das?", erkundigt sich Pia. Sie schaut mich völlig überrascht an.

"Weil ich dir dann eine Amtsentschädigung zahlen kann. Das wäre ein Taschengeld für dich. Ich möchte, dass du über eigenes Geld verfügst und mich nicht fragen musst, wenn du dir etwas kaufen möchtest", erkläre ich ihr.

"Es wäre aber doch wieder dein Geld", wirft Pia ein.

"Bisher hat diese Entschädigung ein anderer bekommen. Ich wollte nie Präsident dieser Gesellschaft sein, weil man da ab und an die Mieter treffen muss. Es gibt zwar einen Geschäftsführer, der sich um das operative Geschäft kümmert und der ist bei diesen Aussprachen mit den Mietern auch immer dabei. Ich habe allerdings die Erfahrung machen müssen, dass er nicht viel sagt, wenn ich der Präsident bin. Er hat vermutlich zu viel Respekt vor mir und traut sich dann nicht. Bei einem anderen Präsidenten macht er es prima und übernimmt praktisch das gesamte Gespräch. Du brauchst also nicht viel zu tun", erkläre ich ihr.

"Echt?", will sie wissen.

"Ja, ehrlich. Deshalb hat bisher ein Anwalt aus meiner Kanzlei die Rolle des Präsidenten übernommen", erzähle ich.

"Ich will ihm seine Aufgabe nicht wegnehmen", wirft Pia ein.

"Erstens bin ich es, der ihm die Aufgabe nimmt und zweitens bekommt er in der Kanzlei mehr zu tun, weil ich mir in Zukunft mehr Zeit für mein Privatleben nehmen werde. Aus diesem Grund wird er weder arbeitslos noch ärmer. Er hat nichts dagegen."

"Ja, wenn das so ist. Was muss ich tun?", erkundigt sich Pia.

"In wenigen Minuten müsste der Notar hier sein, um die Formalitäten abzuwickeln. Danach hast du bereits dein erstes Gespräch mit einem Mieter. Es geht um die Verlängerung des Vertrages", sage ich.

"Und was soll ich dabei tun?", meint Pia erschrocken. "Ich habe doch keine Ahnung."

"Du darfst in diesem Fall absolut frei entscheiden. Du wirst sehen warum. Du kannst den Mieter auf die Straße setzen, du kannst die Miete stark anheben oder du kannst alles beim Alten lassen", erkläre ich ihr. "Ganz, wie du willst!"

Bevor Pia etwas sagen kann, klopft es an der Tür und Silvia, meine Sekretärin, kommt herein. Sie kündigt den Notar an und lässt ihn eintreten.

---

Nach einer kurzen Begrüßung wickeln wir die Formalitäten zügig ab. Der Notar beobachtet Pia genau, während sie die Papiere unterzeichnet. Es dauert jedoch nicht lange und wenig später sind wir auch schon wieder allein. Silvia hat mir in der Zwischenzeit berichtet, dass der Mieter im kleinen Konferenzsaal auf uns wartet.

"So, meine Liebe. Auf zur ersten Amtshandlung", fordere ich sie auf.

Pia schaut mich überrascht an. Sie ist sichtlich nervös. Doch sie folgt mir, als ich aufstehe und zur Tür gehe. Im Empfangszimmer bei Silvia wartet bereits Herr Gruner, der Geschäftsführer. Ich stelle ihn Pia vor und wir gehen in Richtung Sitzungssaal. Herr Gruner betrachtet Pia überrascht. Ich habe ihn erst gestern kurz darüber informiert, dass es diesen Wechsel im Amt des Präsidenten geben wird und, dass er sich bei dieser Verhandlung in Bezug auf die Entscheidung zurückhalten soll. Vor der Tür zum Sitzungssaal halte ich Pia kurz am Arm zurück, um ihr letzte Instruktionen zu geben.

"Da drinnen hast du das Sagen. Vergiss das bitte nie! Ich halte mich im Hintergrund und auch Herr Gruner wird dich in diesem Fall nur beraten, was die Formalitäten betrifft. Die Entscheidung, ob der Mietvertrag verlängert wird oder was sonst geschieht, das liegt allein in deiner Hand. Mir ist alles Recht und du brauchst nicht lange zu überlegen, was ich tun würde", beschwöre ich sie.

"Warum das alles?", fragt Pia. "Warum so geheimnisvoll?"

"Das wirst du gleich sehen", vertröste ich sie.

Ich mache eine einladende Handbewegung und fordere Pia damit auf, die Tür zu öffnen. Sie wirft mir einen liebevollen Blick zu und überlegt kurz.

"Ich vertraue dir", sagt sie.

Dann strafft sie ihren Körper, greift zur Türklinke und drückt sie entschlossen runter. Die aufschwingende Tür gibt den Blick auf einen Mann frei, der am Besprechungstisch sitzt. Er erhebt sich, sobald er hört, dass die Tür geöffnet wird. Pia bleibt einen Moment in der Tür stehen, dann jedoch geht sie entschlossen auf den Tisch zu. Sie hat den Mann erkannt, der im Raum auf uns wartet. Sie lässt sich die Überraschung jedoch nicht einen Moment anmerken.

Ganz anders dagegen der Mann. Es ist Herr Meinrad, ihr bisheriger Vermieter. Er schaut wie gebannt auf Pia. Sämtliche Gesichtsfarbe scheint aus seinem Gesicht zu weichen als er erkennt, wen er vor sich hat. Er weiß im ersten Moment nicht, was er sagen oder wie er sich verhalten soll.

"Guten Tag, Herr Meinrad", grüßt Pia. "So schnell sieht man sich also wieder. Zufälle gibt es."

"Hallo Pia", sagt er. "Was machst du hier? Arbeitest du jetzt in diesem Büro?"

"Ja und nein, doch das ist nicht Ihre Sache. Ich würde es aber vorziehen, dass Sie Frau Seger zu mir sagen. Wir haben heute über Ihren Mietvertrag zu verhandeln. Da sollten wir die nötige Distanz wahren", eröffnet sie ihm.

Pia dreht den Kopf und wirft mir einen schelmischen Blick zu. Mit den Lippen formuliert sie ein ´Danke´, das nur ich sehen kann.

"Darf ich Ihnen die neue Präsidentin der Gesellschaft vorstellen, Frau Pia Seger", übernimmt Gruner die Vorstellung. "Frau Seger, das ist Max Meinrad, der Mieter des Elektrogeschäftes im Erdgeschoss dieses Hauses."

"Wir kennen uns bereits, wie sie sicher bemerkt haben", meint Pia. "Leider war unser letztes Zusammentreffen weniger erfreulich für mich."

"Pia, das wollte ich nicht", jammert Herr Meinrad.

"Für Sie Frau Seger, sonst brechen wir jede weitere Verhandlung ab", fährt ihn Pia an.

"Du, äh, Sie müssen mir glauben, das war alles ein großes Missverständnis", beteuert er.

"Das soll ich glauben? Sie können mir nicht einmal in die Augen schauen. Warum denn wohl?", bleibt sie ruhig.

Absolut souverän bietet sie mir und Herrn Gruner Platz an und setzt sich dann ausgesprochen bequem gegenüber von Meinrad hin. Dieser ist sichtlich verwirrt.

"Wie ist es, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht?", meint Pia. "Das ist kein schönes Gefühl. Nicht wahr?"

Sie betrachtet ihren Gesprächspartner sehr genau. Meinrad ist sich bewusst, dass er einen schweren Stand hat. Er hätte sich wohl nie erwartet, dass ihm genau bei dieser für ihn so wichtigen Angelegenheit Pia gegenübersitzt, der er mehr als übel mitgespielt hat. Er unternimmt deshalb noch einen letzten verzweifelten Versuch.

"Herr Gruner, sagen Sie doch auch etwas. Sonst haben doch immer wir die Verhandlungen gefühlt", fordert er den Geschäftsführer auf.

"Sie müssen schon mit der Präsidentin sprechen. Ich bin nur da, um sie zu unterstützen", stellt dieser sachlich klar.

Meinrads Blick wandert wieder zu Pia. Er muss nun einsehen, dass kein Weg an ihr vorbeiführt. Pia hingegen genießt es sichtlich, ihn in der Hand zu haben. Um ihre Lippen spielt ein gemeines Lächeln.

"Nun, Herr Meinrad, wie Sie mit Ihren Mietern umspringen, das mussten wir leider feststellen. Ihnen ist schon bewusst, dass wir bei diesem Vertag um ihre Existenz geht", will Pia wissen. Sie wedelt dabei mit dem Vertragsentwurf, den Gruner schon vorbereitet hat.

"Ich kann auch anderswo hingehen", meint Meinrad trotzig.

Auflehnung kommt in ihm hoch. Ich habe von Meinrad immer den Eindruck gehabt, dass er überheblich ist. Im Augenblick jedoch ist er unsicher und hat Angst. Allerdings will er sich auch nicht einfach geschlagen geben und schon gar nicht Pia. Für ihn ist es eine denkbar blöde Situation.

"Sie wissen besser als ich, dass das kompletter Blödsinn ist. Sie finden kaum ein anderes Geschäftslokal in dieser Größe, in einer solchen Lage zu einem so günstigen Preis. Vor allem die unglaublich günstige Lage ermöglicht es Ihnen, den großen Ketten zu trotzen. Ein weiterer Punkt sind Ihre Mitarbeiter. Wenn Sie ihre Leute nicht hätten, die mit Ihrer hervorragenden Beratung und freundlichen Bedienung die Kunden an das Geschäft binden, könnten Sie zusperren", doziert Pia.

Ich bin überrascht, wie gut sie die Situation einzuschätzen in der Lage ist und wie schnell sie sich in die Position des Stärkeren eingefunden hat. Von ihr bin nicht nur ich überrascht, auch Gruner und Meinrad hätten ihr das wohl nicht zugetraut. Ich vermute, dass ihr das Psychologie-Studium eine große Hilfe ist. Vermutlich kennt sie auch den Laden, der Rest dürfte Bluff zu sein.

"Sie haben Recht. Ich war unfair zu Ihnen und ich kann den Laden dicht machen, wenn ich diese Lage nicht mehr habe", gibt Meinrad kleinlaut zu.

Mich überrascht, wie schnell er eingeknickt. Das liegt wohl daran, dass Pia ihre Rolle ausgesprochen gut ausspielt.

"Erwarten Sie jetzt, dass ich sie tröste? Oder was?", will Pia wissen.

"Was soll ich sagen? Ich kann mich nur entschuldigen", antwortet er.

"Sie haben mich zu Sex nötigen wollen? Sie haben mich auf die Straße gesetzt, obwohl Sie genau wussten, wie dringend ich die Wohnung brauchte. Sie haben das Jugendamt gerufen, damit es mir meine Geschwister wegnimmt. Wie tief kann ein Mensch nur sinken?", fährt ihn Pia an.

"Ich will nichts abstreiten, das war unglaublich mies von mir", gesteht Meinrad.

Er steht auf und wendet sich zur Tür. Ihm ist zum Heulen zumute. Ich sehe deutlich, dass er resigniert hat. Ihm ist klar geworden, dass er der Verlierer ist. Pia lässt ihn noch etwas zappeln. Ich sehe genau, dass sie noch etwas im Schilde führt. Sie lässt ihn nicht so gehen, da bin ich mir sicher.

"Ich bin nicht wie Sie!", stellt Pia klar.

Meinrad bleibt auf dem Weg zur Tür stehen und schaut Pia ganz verwundert an. Er versteht nicht, was sie damit sagen will.

"Setzen Sie sich!", bestimmt sie.

Meinrad trottet folgsam auf seinen Platz zurück und setzt sich hin. Gruner, der die Szene aufmerksam beobachtet, blickt Pia erwartungsvoll an.

"Wenn ich Sie rauswerfe, dann sind Sie ihren Laden los. Doch es würde auch Ihre Mitarbeiter treffen, was ich ganz und gar nicht will. Deshalb habe ich einen Vorschlag. Ich mache ihn nur einmal und Sie sagen einfach Ja oder Nein. Verhandlungen gibt es keine. Verstanden?"

"Ja!"

"Wir setzen einen neuen Mietvertrag auf. Demzufolge zahlen Sie zwanzig Prozent mehr Miete. Wir spenden diese Erhöhung an eine Organisation, die Frauen hilft, die sich in einer finanziellen Notlage befinden", meint Pia.

"Aber das ...", unterbricht sie Meinrad.

"Stopp! Ich bin noch nicht fertig", blockt ihn Pia sofort ab. "Ihre Mitarbeiter bekommen zehn Prozent mehr Lohn, die weiblichen Angestellten sogar fünfzehn Prozent mehr. Herr Gruner setzt den Vertrag neu auf und berücksichtigt dabei diese Änderungen. Die Lohnerhöhungen müssen belegt werden und Herr Gruner wird in regelmäßigen Abständen kontrollieren, dass nichts zurückgenommen wird."

"Aber das ...", wirft Meinrad ein. Er wird auch diesmal sofort von Pia gebremst.

"Ich habe gesagt, dass ich nicht bereit bin, über diesen Vorschlag zu diskutieren. Ich will ein klares Ja oder Nein hören", fährt sie ihn an.

"Was ist, wenn ich Nein sage? Dann stehen die Mitarbeiter morgen auf der Straße", hält Meinrad trotzig dagegen.

Er scheint Hoffnung geschöpft zu haben, da Pia in seinen Augen einen halben Rückzieher gemacht hat. Ihm ist auch klar geworden, dass es Pia um die Mitarbeiter geht und diese Karte will er wohl ausspielen. In seinen Augen taucht wieder ein Funkeln auf. Die Überheblichkeit ist zurück.

"Ich habe Ihnen eine Chance gegeben. Ich diskutiere nicht. Sagen Sie einfach Ja oder Nein. Was ich danach tun werde, das geht Sie einen feuchten Dreck an", antwortet Pia energisch.

Meinrad schaut sie verunsichert an. Dann kneift er die Augen zusammen und schaut Pia hasserfüllt an. Er ist sich dessen bewusst, dass sie ihn in der Hand hat. Doch in ihm keimt der Jähzorn wieder auf.

"Nein!", sagt er. "Machen Sie, was Sie wollen. Ich akzeptiere Ihre Forderungen nicht!"

Pia nimmt dies überraschend gelassen. Sie lächelt sogar.

"Herr Gruner, lösen Sie bitte den Vertrag mit Herrn Meinrad auf. Wir gehen anschließend hinunter zu den Mitarbeitern und bieten Ihnen an, den Laden zu übernehmen. Sie können eine Genossenschaft gründen. Das wäre sicher der einfachste Weg. Wenn sie das Risiko scheuen, dann werden wir eine Gesellschaft gründen und das Geschäft selber führen. Sie, Herr Gruner, werden das, so hoffe ich, neben ihrem Job übernehmen können. Sonst suchen wir einen Geschäftsführer", gibt Pia Anweisungen.

"Ja, gerne, Frau Seger", antwortet Gruner.

Er schmunzelt vergnügt und betrachtet Pia mit Bewunderung. Meinrad hingegen schaut sie schockiert an.

"Pia, lassen Sie uns doch noch reden. Ich nehme die Bedingungen an. Ich tu alles, was Sie wollen", bettelt er.

Pia schaut ihm gelassen ins Gesicht. Sie steht auf, stützt sich dabei am Tisch ab und beugt sich zu ihm hinüber.

"Sie hatten Ihre Chance, im Gegensatz zu mir", meint sie. "Sie haben es selbst verkackt."

Dann erhebt sie sich, wirft sie mir einen auffordernden Blick zu und geht auf die Tür zu. Ich folge ihr. Als wir draußen sind und sie die Tür hinter uns schließt, lehnt sich Pia mit dem Rücken gegen die Wand.

"Ich hätte ihm die Chance gegeben", sagt sie leise.

"Ich weiß mein Schatz. Doch deine Idee mit der Genossenschaft finde ich super. Ich bin fürchterlich stolz auf dich", versichere ich ihr.

"Es hat gutgetan, ihm in der Position des Stärkeren gegenüber zu sitzen. Es war schwer, aber wichtig. Vorher hatte ich trotz allem das Gefühl, die Verliererin zu sein. Ihn so vor mir zu sehen, hat mir gezeigt, dass es Situationen gibt, in denen kann man nicht gewinnen und es gibt andere, da reicht einem jemand die Hand. Ich hoffe, das war ihm eine Lehre", sagt sie.

Dann stößt sie sich von der Wand ab und kommt zu mir her. Sie legt die Arme um meinen Hals und legt ihre Stirn gegen die meine.

"Und du bist sicher, dass du mich haben willst?", will sie wissen.

"Für immer! Das weiß ich ganz genau!", bestätige ich.

---

Wir sitzen auf der Terrasse in der Rattan-Couch. Nach dem Abendessen haben wir noch mit den Kindern herumgealbert und Pia hat sie anschließend ins Bett gebracht.

"Vor wenige Tagen saß ich noch in einem Drecksloch", sagt Pia nachdenklich. "Ich hatte Sorgen, Nöte und Ängste. Heute geht es uns gut, ich brauch mir keine Gedanken über das Morgen zu machen und ich habe einen Mann, der mich liebt und den ich von ganzem Herzen liebe. Womit habe ich das verdient?"

"Ich muss immer wieder an unsere erste Begegnung denken", antworte ich.

"Beim Supermarkt?"

"Genau die. Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, da war es um mich geschehen. Ich habe mich in dich verliebt. Allerdings hätte ich nie zu hoffen gewagt, dass du meine Liebe erwiderst. Ich bin schließlich - wie hat der Typ damals gesagt - ein Opa. Deshalb muss wohl eher ich mir die Frage stellen, ob ich deine Liebe verdiene."

"Du bist kein Opa. Du bist ein Hengst", kontert sie. Pia lacht dabei vergnügt auf.

"Ein Hengst?", frage ich zum Scherz.

"Der mich hoffentlich gleich besteigt", fügt sie hinzu.

"Ich denke, das kannst du haben", antworte ich. "Wenn ich denke, dass du als Jungfrau hierhergekommen und jetzt unersättlich bist, dann hat es dir der Opa ganz schön gezeigt."

"Nicht der Opa, der Hengst!", stellt sie klar.

Pia lacht bei diesem Geplänkel vergnügt auf, umarmt und küsst mich. Es entwickelt sich ein langer und sehr inniger Kuss.

"Komm, lass uns nach oben gehen", fordert mich Pia auf. "Du sollst es nicht bereuen!"

Ende



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