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Schwarzfahrer/in wider Willen (fm:Schlampen, 4676 Wörter)

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Veröffentlicht: Jan 18 2021 Gesehen / Gelesen: 12338 / 10411 [84%] Bewertung Geschichte: 8.36 (56 Stimmen)
Ich hatte ein Wochenende in Köln gewonnen, jedoch machte mir die Technik einen Strich durch die Rechnung so das die Fahrt anders als erwartet verlief. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich dadurch keinen Nutzen für mich zu ziehen vermochte.

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Schwarzfahrer/in wider Willen

Ich hatte bei einem Preisausschreiben ein Wochenende in Köln gewonnen, was prima passte da ich seit geraumer Zeit eine Tinder Bekanntschaft dort pflegte wenn ich mit Freunden zum Effzeh fuhr. Diese Woche war ein Auswärtsspiel, also machte ich mich alleine auf den Weg.

Mit der S-Bahn fuhr ich nach FFM/Main Hbf und stieg in den ICE, der direkt bis nach Köln durchfuhr. Mein Ticket hatte ich bereits vorher über die DB Navigator App gebucht. Nochmal ein kurzer Blick auf mein Handy, ja .. das war das richtige Abteil.

06:29 Uhr war Abfahrt, um 07:33 Uhr sollte ich an der Domplatte ankommen. Ich fuhr gerne früh, da ist der Zug nicht brechend voll und mir bleibt noch genug Zeit um einen ausführlichen Spaziergang am Rheinufer zu machen bevor ich mich im Früh Brauhaus mit meinem "Freund" traf.

Der Schaffner blies zur Abfahrt und langsam setzte der Zug sich in Bewegung. Ich nahm ein Buch aus meinem Rucksack und begann zu lesen. Die Bücher von Frank Yerby hatten es mir wirklich angetan.

Die Landschaft rauschte an mir vorbei und ich war so in meinem Buch versunken, das ich den Schaffner nicht bemerkte.

"Guten Morgen, Fahrscheinkontrolle". Ich legte mein Buch zur Seite und holte mein Handy aus dem Rucksack. Was war das jetzt? Es ging nicht an!

"Ähhh, ich habe einen Fahrschein über die App gebucht nur leider scheint mein Handy zu spinnen". Entnervt verdrehte er die Augen.

"Wissen Sie, wie oft ich das jetzt schon gehört habe? Aber schauen Sie doch", sagte ich. "Es geht wirklich nicht an!" Ich kramte meine Powerbank und das Ladekabel hervor, jedoch tat sich rein gar nichts. Ich hätte diesen Android Müll schon längst entsorgen sollen, so wie es mir meine Freundin geraten hatte, und mir ein iPhone zulegen sollen. Ein entsprechendes Angebot lag mir bereits vor. Mein Vertrag lief ja demnächst aus.

"Fällt ihnen wirklich nicht besseres ein? Ich muss Sie leider bitten, mitzukommen. Um eine Anzeige wegen Schwarzfahrens werden sie wohl nicht herumkommen".

Ich schämte mich abgrundtief und die bohrenden Blicke der anderen Reisegäste trafen mich bis ins Mark .. und das alles nur wegen dieser verdammten Technik!

Wie ein Schwerverbrecher fühlte ich mich, als er mich durch die Waggons nach vorne in den Zugführerstand brachte.

"Sieh mal, Udo .. da ist uns wieder eine ins Netz gegangen", lachte er teuflisch. Der Zugführer drehte sich um. "Kein schlechtes Exemplar, diesmal. Sieht knackig aus". Was sollte das denn jetzt?

"Bitte", versuchte ich auszuführen. "Mein Handy spinnt. Ich bin keine Schwarzfahrerin! Ich habe ein gültiges Ticket! Und warum zeigst Du es uns dann nicht? Gören wie Du, haben wir hier jeden Tag. Keine Ausrede, die wir noch nicht gehört haben! Ok, ich werde dann schon mal die Polizei informieren", sagte er.

Mir wurde flau in der Magengegend. Was, wenn das jemand erfahren würde? Mir würde ja doch keiner glauben. Verzweifelt sagte ich: "Bitte, keine Polizei. Können wir das nicht irgendwie anders regeln? An was hast Du denn gedacht?", fragte der Schaffner.

"Na ja, ich könnte ihnen Geld geben .. so 50€ für jeden? Ha! Das kannst Du Dir abschminken, die Strafe kostet Dich alleine 150€ und davon kriegen wir ´ne fette Prämie."

Tränen schossen mir in die Augen, ich sah mich schon in einer Zelle sitzen .. wartend auf meine Eltern die mich wortlos und enttäuscht dort rausholten.

"Das ist doch jetzt wirklich kein Grund zu weinen", sagte der Zugführer.

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