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Silberhochzeit 2 (fm:Sonstige, 14318 Wörter)

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Veröffentlicht: Sep 15 2022 Gesehen / Gelesen: 11461 / 8290 [72%] Bewertung Geschichte: 9.64 (116 Stimmen)
Zwei Brüder und zwei Freundinnen. Eine Geschichte von tiefer Freundschaft, inniger Liebe, unbändigem Verlangen, Verrat und unterdrückten Gefühlen

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"Hey, hey, hey hiergeblieben", im letzten Moment bekommt er meinen Arm zu fassen und wirbelt mich herum. Eh' ich mich versehe, drückt er mich an seine Brust.

"Also so was ... immer in Hektik diese Frau. Wer sagt denn dass wir nicht alles im Griff haben, mein Schatz? Alles ist perfekt und jetzt seid ihr an der Reihe. Ich weiß ja, dass ihr den heutigen Tag nicht feiern wollt, aber so leicht kommt ihr mir nicht davon. Herzlichen Glückwunsch Baby!"

Dann küsst er mich.

Fest presst sich sein Mund auf meine Lippen und ich hebe meine Arme, um ihn liebevoll zu umarmen. Meine rechte Hand streicht zärtlich durch sein Haar und er saugt an meiner Unterlippe. Nur zögernd gibt er meine Lippen wieder frei. Ich sehe ihm in die Augen und streichle seine Wange.

"Ich liebe dich", flüstere ich.

Erneut küsst Enrico mich, seine Zunge teilt meine Lippen, ich gewähre ihr Einlass und ich erwidere sein intimes Zungenspiel, bis Enrico sich zurückzieht.  Zärtlich haucht er kleine Küsse über mein Gesicht, bevor sein Mund noch einmal den meinen berührt.

"Ich liebe dich auch Lena, du bist mein Leben",  spricht er leise vor meinen Lippen.

"Setz dich wieder mein Schatz", sagt er mit rauer Stimme und rückt mir den Stuhl zurecht. Gleich darauf zieht er Christian in seine Arme.

"Alles gute, Bruder", höre ich ihn sagen, während er ihn lange an sich gedrückt hält und den Rücken klopft.

"Hach, ich glaube ich heule gleich, dabei seid ihr zwei doch diejenigen, die so nah am Wasser stehen. Nun gut, wie gesagt: So leicht kommt ihr nicht davon."

Er klatscht laut in die Hände und ruft: "Los gehts! Zack zack!"

Ein ganzes Rudel Mitarbeiter des Hotels stürmt herein, rückt Tische und verteilt große Kerzenleuchter. Sie verschwinden wieder, um Sekunden später mit großen Kübeln und Vasen voller roter Rosen zu erscheinen. Nachdem sie alles blitzschnell arrangiert haben, machen sie sich daran, all die Kerzen zu entzünden, die sie hereinschafften und diejenigen, die sowieso zum Ambiente des reich dekorierten Lokals gehören. Das Licht wird gelöscht und unzählige winzige Lämpchen erstrahlen an der Decke.

Marina, die Tochter von Lisa und Enrico, bringt einen Sektkühler mit einer Flasche Champagner, sowie zwei Gläser an unseren Tisch, gratuliert uns und ist gleich darauf wieder verschwunden.

Seelenruhig schenkt Enrico uns ein. Wir sind beide so perplex, dass wir keine Worte finden.

"Giovanni, Musik", ruft Enrico. "Genießt den Moment, meine Lieben. Ihr seid vollkommen ungestört. Sagen wir, für ein halbes Stündchen."

Dann dreht er sich um und lässt uns allein.

Musik erklingt. "Piccola e fragile" ertönt in einer Lautstärke, die uns zunächst zusammenzucken lässt.

Heiße Tränen bahnen sich ihren Weg über meine Wangen. Christian, der immer noch wie erstarrt neben seinem Stuhl steht, schüttelt ergriffen den Kopf, ich sehe, dass auch ihm Tränen in den Augen stehen.

Wir hören Enrico, die Musik übertönend fluchen und Giovanni mit italienischen Worten beschimpfen.

Christian grinst.

Die Lautstärke der Musik wird auf ein erträgliches Maß reduziert.

Ich erhebe mich und nehme das Glas entgegen, welches mein Mann mir reicht, um daran zu nippen, bevor ich es mit zitternden Fingern auf den Tisch zurückstelle. Dann werde ich in seine Arme gezogen.

"Was glaubt der Idiot eigentlich, was wir in der nächsten halben Stunde tun werden?", fragt er mich leise, bevor er mich sanft küsst und wir zu unserem Song tanzen. Sein Kuss wird immer dringlicher, bis er sich ganz plötzlich von meinen Lippen löst.

"Wir könnten schon zuhause sein und nackt im Bett liegen, wenn der Spinner nicht wieder mal das Bedürfnis hätte mich auf die Palme zu bringen, denn dass er uns nur davon abhalten will nach Hause zu gehen, ist doch wohl klar", er sagt das ohne jeglichen Groll in seiner Stimme und ich weiß, dass er genauso wie ich erkannt hat, was Enrico mit dieser Aktion wirklich bezweckt.

Er gibt uns die Möglichkeit in aller Ruhe in Erinnerungen zu schwelgen.

"Ich liebe diesen alten Mistkerl beinahe so sehr wie dich, mein Engel. Nur ein einziges Mal war ich so sauer, dass ich ihm am liebsten den Hals umgedreht hätte ...", gesteht Christian leise.

"Ich liebe ihn auch, ein Leben ohne ihn kann ich mir nicht vorstellen. Ich bin froh, dass du ihm am Tag nach unserer Hochzeitsnacht nicht den Hals umgedreht hast, sondern ihn lachend in die Arme nahmst", erkläre ich ihm schmunzelnd.

-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.

__________________

Papa Fernando führte mich in die  Kapelle, die außerhalb des Ortes, auf einem dicht bewaldeten Hügel lag.

Er küsste meine Stirn, bevor er mich vor dem kleinen Altar an Christian übergab, als wäre ich seine Tochter. Mama Maria schluchzte in der ersten Sitzreihe vor sich hin und ich war so aufgeregt, dass ich beinahe zu atmen vergaß.

Christian lief eine Träne über die Wange und er schniefte, als er meine Hand ergriff.

Die Trauung ging ziemlich schnell vonstatten, was wir uns bei unserem Vorgespräch von dem Pfarrer erbeten hatten.

Wir wollten auch kein persönliches Treuegelöbnis aussprechen müssen, denn in der Aufregung hätten wir sowas sowieso nicht zustande gebracht.

Also fügte Christian seinem Jawort nur noch ein "für immer" hinzu und ich brachte zunächst, vor ergriffenem  Schluchzen, überhaupt kein Wort über die Lippen. Ich musste mehrmals ansetzen, bis meine Stimme mir gehorchte und ein verständliches  "Ja, das will ich von ganzem Herzen", von mir zu hören war.

Anschließend feierten wir mit unseren Freunden. Natürlich in Mama Marias und Papa Fernandos Lokal, welches sie für den Anlass extra geschlossen hatten.

Wir waren glücklich.

Jeder wollte mit mir tanzen und das mehrmals und pausenlos. Ich wurde praktisch auf der Tanzfläche einfach weitergereicht.

Erschöpft schmiegte ich mich an meinen Mann, als er es endlich geschafft hatte auch mal wieder an der Reihe zu sein.

"Ich liebe dich so sehr, mein Engel",  bevor ich seine Worte erwidern konnte, küsste er mich.

Eng umschlungen standen wir, verloren in unserem zärtlichen Zungenspiel,  mitten auf der Tanzfläche und kehrten erst auf den Boden der Tatsachen zurück, als unsere Gäste beifällig johlten.

Sie hatten uns eingekreist und hielten leuchtende Kerzen in ihren Händen. Das Licht war ausgeschaltet und auch die Musik war verstummt.

Gitarrenklang ertönte und Alessandro sang mit seiner sanften, leicht rauen Stimme "Piccola e fragile" für uns. Er sang es so emotional, dass die Gänsehaut, die meinen Körper überzog, vom Scheitel bis zur kleinen Zehe reichte.

Schon wieder musste ich heulen, als wir uns langsam zur Musik bewegten.

Kaum war der letzte Ton verklungen, forderte die Gästeschar eine Wiederholung des Songs, doch Papa Fernando verschaffte sich beharrlich Gehör.

"Später ihr Lieben, später. Lasst mich ein paar Worte sagen, nur ganz kurz", begann er, "Meine liebe Maria und ich, wir haben lange überlegt, was wir euch beiden zu diesem besonderen Anlass schenken ..."

"Nein Papa Fernando, wir haben bereits so viel von euch bekommen, dass wir es im Leben nicht wieder gut machen können. Diese Feier, eure Unterstützung in den vergangenen Jahren. Wir werden nicht noch mehr von euch annehmen!", rief Christian dazwischen.

"Ruhe und setzen!", befahl Papa Fernando, nicht allzu ernst.

"Also ... wir hielten einen Familienrat ab und kamen zu dem Schluss, dass ihr zwei ein wichtiger Bestandteil unserer Familie seid. Enrico und Alessandro empfinden für dich, lieber Christian, die gleiche Liebe, die sie als Brüder füreinander hegen. Auch meine Maria und ich lieben euch zwei von ganzem Herzen.

Deshalb, ob ihr wollt oder nicht, wird das alte Haus, in dem ihr schon so lange lebt und ein Teil des großen Grundstückes, ab sofort euch gehören. Mach damit was du möchtest, mein Junge. Reiße das Haus ab und baue ein neues oder sonst was, mir soll es recht sein.

Einen Wunsch habe ich allerdings. Du hast einen so wunderschönen Garten angelegt, der jeden Tag mein Herz erfreut. Ich hätte gerne einen großen Teich, vielleicht könnte man ja den Bach, der mitten durch das Grundstück fließt irgendwie verbreitern oder so ...ich habe absolut keine Ahnung von der Materie, da bist du der Fachmann. Das soll übrigens die Grundstücksgrenze darstellen, wenn du verstehst was ich meine. Eine Grenze im eigentlichen Sinne wird es nicht geben, denn unser Haus steht euch weiterhin jederzeit offen, aber ich denke das wisst ihr zwei. So genug gequatscht. Alessandro bitte singe noch zwei-, drei-, viermal dieses wunderschöne Lied für uns."

Ungläubig sahen wir uns an, während Papa Fernando redete. "Das kann er nicht tun", flüsterte Christian mehrmals und schüttelte seinen Kopf. Ich sagte nichts, mir fehlten ganz einfach die Worte.

Natürlich bedankten wir uns überschwänglich bei der gesamten Familie und als Alessandro sang, tanzten wir eng umschlungen, selbstverloren zu unserem Song ... mehrmals hintereinander und niemand störte unsere Zweisamkeit.

Nur einmal, ich glaube, es war als Alessandro zum vierten mal dasselbe Lied sang, überließ Christian mich seinem besten Freund. Ich kuschelte mich an ihn und fühlte mich in seinen Armen ebenso wohl und geborgen wie in den Armen meines Mannes.

Enricos Lippen streichelten über mein Haar während wir uns langsam bewegten.

" Bist du glücklich?", fragte er leise.

Ich blickte zu ihm auf und nickte. Er küsste meine Stirn und drückte mich noch näher an sich heran.

"Dann bin ich es auch", waren seine Worte, deren Bedeutung mir erst viel später klar werden sollte.

Meinen Brautstrauß, den ich über meine Schultern warf nachdem wir uns verabschiedeten, fing Lisa auf. Sie strahlte Enrico an, der sie allerdings nur müde anlächelte.

Schon auf dem Weg durch den Garten zog Christian mich in seine Arme um mich leidenschaftlich zu küssen. Kurz vor dem Bach, der das Grundstück teilte wollte er mich auf seine Arme heben um mich über die kleine Brücke zu tragen. Ich schleuderte meine Schuhe von den Füssen und entwischte ihm. Es war eine helle Vollmondnacht und ich rannte im Zickzack barfuß über den gepflegten Rasen in unserem Garten. Christian stürmte hinterher und hatte mich natürlich schnell eingefangen.

"Muss ich dich in den nächsten fünfzig Jahren jedesmal einfangen, wenn ich dich will?", scherzte er.

"Natürlich, wo bliebe sonst der Spaß an der Sache?", ich lachte.

"Wenn du das nochmal machst, werde ich dir zeigen, wie es bei den Neandertalern ablief", drohte er und gab mit einen saftigen Klaps auf den Po. Als er mich küssen wollte, schubste ich ihn zurück, lief ein Stück und drehte mich mit ausgebreiteten Armen um meine eigene Achse bis mir schwindelig wurde.

Christian fing mich auf, als ich  taumelnd beinahe zu Boden stürzte. "Du bist verrückt", stellte er lachend fest. Ich umarmte ihn, blickte in seine Augen und sagte leise: "Ja, verrückt vor Glück und verrückt nach meinem Ehemann."

Er küsste mich und hob mich hoch, trug mich bis zur Tür und kramte, nachdem er mich abstellte, in seiner Jackentasche nach dem Haustürschlüssel. Erfolglos. Er schüttelte grinsend den Kopf.

"Ich bringe ihn um", meinte er. Verständnislos sah ich ihn an. "Enrico hat wohl meinen Schlüssel verschwinden lassen, du kennst doch seine Scherze."

Ich kicherte. Aber wir hatten noch einen Ersatzschlüssel im Geräteschuppen deponiert, seitdem ich mich einige Wochen zuvor mal versehentlich aussperrte.

Als wir endlich die Tür geöffnet hatten, hob Christian mich erneut auf seine Arme um mich über die Schwelle zu tragen. Ich fand diese alten Bräuche zwar lächerlich, gönnte ihm aber seinen Spaß.

Die Tür fiel hinter uns ins Schloss und Christian betätigte mit seinem Ellenbogen den Lichtschalter. Erfolglos ...

Unser Schlafzimmer befand sich im oberen Bereich des Hauses, also mussten wir die Treppe hinauf. Im Mondlicht, welches durch das kleine Flurfenster fiel, sahen wir eine Kerze und ein Feuerzeug auf der dritten Stufe liegen.

"Ich glaube, ich werde ihn zunächst bewusstlos schlagen, dann fesseln und anschließend solange quälen bis er den Verstand verliert. Warte hier ich schalte oben das Licht ein!", damit rannte er im Dunklen die Treppe hinauf um oben gleich wieder lauthals zu schimpfen: "Du bist sowas von Tod Enrico, das schwöre ich dir!"

Ich hörte ihn an den Türklinken rütteln. "Der hat doch eine Macke", schrie Christian, "die Türen sind alle abgeschlossen!"

Ich lachte, zündete die Kerze an und ging zur Wohnzimmertür, sie war nicht verschlossen. Als ich eintrat war ich vollkommen überwältigt.

"Komm herunter Christian", rief ich, "sieh dir das an!"

Als Christian die Treppenstufen hinabpolterte und wütend schrie: " Was hat der Idiot noch gemacht?", war ich schon damit beschäftigt die unzähligen Kerzen zu entzünden, die im Raum verteilt waren. Die Sitzgarnitur wurde zusammengeschoben. Vor dem offenen Kamin, in dem das aufgeschichteten Holz darauf wartete angezündet zu werden, lag mit genügend Sicherheitsabstand eine große Matratze, ein schwarzes Satinlaken war locker darüber drapiert und rote Rosenblüten lagen auf Matratze und dem gesamten Boden verstreut.

Neben der Matratze stand ein Tablett mit zwei Gläsern und einer Flasche Champagner im Sektkühler, zwei langstielige Rosen lagen quer davor. Große und kleine Vasen, ebenfalls mit den gleichen Rosen befüllt, standen überall herum, wo sich Platz dafür bot. Rote Herzluftballons hingen an jeder erdenklichen Stelle, wo sich die Möglichkeit fand sie zu befestigen.

Christian war ebenso überwältigt wie ich.

"Vielleicht bringe ich den Blödmann doch nicht um", sagte er rau und nahm mir die Kerze aus der Hand um die restlichen damit zu entzünden und sie anschließend in den Kamin zu werfen, wo gemächlich ein loderndes Feuer entbrannte.

Christian füllte die Gläser und wir stießen an. Plötzlich erklang unser Song aus den Lautsprechern der kleinen Stereoanlage und Christian schüttelte seinen Kopf.

"Jetzt weiß ich, warum er mich mindestens zwanzig mal gefragt hat, wann wir nach Hause gehen. Er hat tatsächlich an alles gedacht ...", flüsterte er warmherzig an meinem Ohr, nachdem er mich in seine Arme zog.

Wir haben in dieser besonderen Nacht mehrmals Sterne gesehen, bevor wir ineinander verschlungen erschöpft einschliefen.

So ging die Zeit dahin, wir waren glücklich. Aber hin und wieder gab es auch die ein oder andere Auseinandersetzung, wie es in jeder Ehe manchmal vorkommt. Meistens war es Enrico, bei dem ich Trost fand. Mama Maria regte sich immer gleich auf und gab stets Christian allein die Schuld, wenn etwas zwischen uns nicht stimmte, das hatte sie schon vor unserer Ehe getan. Enrico war da objektiver und hielt mir auch meine eigenen Fehler vor Augen.

Es kam sogar nicht selten vor, dass er den Weg zu mir fand um mich zu fragen, ob alles in Ordnung sei, bevor ich überhaupt daran dachte mich ihm anzuvertrauen.

Unsere Söhne wurden geboren, was auch unter ungewöhnlichen Umständen geschah. Allerdings will ich darauf nicht näher eingehen, sonst wird es eine  "never ending strory".

Naja alles lief halt so, wie es in Millionen anderen Ehen auch abläuft, bis eines Tages Lisa ihr Herz bei mir erleichterte.

Ich war in den Wochen davor ständig von einer inneren Unruhe beherrscht, irgend etwas drängte mich ständig zu Enrico hin. Ich verbrachte mehr Zeit in seiner Nähe, meine Hilfe im Hotel wurde stets gerne angenommen. Er erschien mir merkwürdig und ich fragte ob bei ihm alles in Ordnung wäre.

Er lächelte mich eine Spur zu traurig an, als dass ich sein "Natürlich mein Schatz", hätte glauben können. Er zog mich in seine Arme und hielt mich etwas zu lange fest an sich gedrückt, so dass ich später noch beunruhigter nach Hause ging.

-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-

__________________

Lisa kam damals vollkommen verheult zu mir.

"Du musst mir helfen Lena, bitte! Ich weiß nicht mehr was ich tun soll", jammerte sie unter Tränen. Gerade war ich mit der Zubereitung des Mittagessens beschäftigt, Andy und Leon befanden sich in der Schule. Christian hatte versprochen sie auf dem Rückweg von irgendeiner Baustelle einzusammeln. Das Essen blubberte vor sich hin, also hatte ich genügend Zeit, um Lisa meine Aufmerksamkeit zu widmen.

Sie berichtete mir, dass Enrico seit einiger Zeit fast jeden Abend verschwunden sei, sobald Marina selig schlafend in ihrem Bett liege. Hin und wieder bliebe er sogar die ganze Nacht lang weg. Sie vermutete, dass eine andere Frau im Spiel wäre.

"Das glaube ich nicht, Lisa. Er liebt dich doch und vor allen Dingen würde er eure Ehe schon allein wegen Marina nicht gefährden. Habt ihr euch gestritten?", forschte ich nach. Sie druckste herum.

"Komm schon, ich muss wenigstens wissen worum es geht, wie soll ich dir sonst helfen?", versuchte ich sie zum reden zu bewegen.

"Es geht um Sex", erwiderte sie kleinlaut,  "Er will ständig und ich gar nicht."

"Wie gar nicht?", ungläubig sah ich sie an

"Ich ... ich kann einfach nicht Lena! Ständig habe ich Angst noch einmal schwanger zu werden, da ist einfach eine Blockade in mir, die ich nicht zu überwinden vermag! Ich kann es sogar kaum ertragen mich überhaupt von ihm berühren zu lassen", gestand sie mir.

"Du liebst ihn nicht mehr!", stellte ich entsetzt fest.

"Doch ich liebe ihn und ich möchte ihm ja geben wonach ihn verlangt. Ich zwinge mich dazu unter ihm zu liegen, damit er zumindest hin und wieder seine Triebe befriedigen kann, aber nur mit äußerstem Widerwillen. Letztens hat er mich wütend angeschrien: Wenn ich es nicht ertragen könne von ihm gevögelt zu werden, dann solle ich ihm wenigstens einen blasen.

Ich bin doch keine Nutte, Lena! Das ist doch pervers! Allein bei dem Gedanken daran an seinem ... seinem Ding zu lutschen wird mir übel. Ich meine, wer tut sowas???"

Einen Augenblick lang sah ich sie sprachlos an.

Die Gedanken überschlugen sich in meinem Kopf.

Christian und ich genossen ein sehr intensives, tabuloses Sexualleben. Selbst wenn mir mal nicht danach war, wies ich ihn niemals zurück. Wenige Momente seiner sanften Zuwendung reichten aus, um mich lichterloh brennen zu lassen und ich gab mich ihm lustvoll und verlangend hin.

Oralverkehr war mir keineswegs zuwider, im Gegenteil, ich liebte es ihn zu beobachten, während er unter meinem Zungenspiel und dem Saugen meines Mundes nach und nach die Kontrolle verlor. Meistens ließ ich mich nicht einmal davon abbringen es bis zum Ende auszukosten. Sein leises Stöhnen, das verhaltene Keuchen und seine unkontrollierten Hüftbewegungen, seine hemmungslose Lust, heizten mein eigenes Verlangen an.  Er griff mir stets mit einem keuchenden "Stop mein Engel" ins Haar kurz bevor er kam, doch ich umschloss ihn noch fester mit meinen Lippen, saugte heftiger, ließ meinen Kopf schneller ruckartig auf- und niederfahren, bis er sich mit zitternden Muskeln aufbäumte und in meinen Mund ergoss. Ich schluckte jeden einzelnen Tropfen seines Spermas und es ekelte mich kein bisschen.

Danach nahm ich jedesmal das Bild in mir auf, wie er so nackt und verletzlich vor mir lag, darum bemüht wieder in die Realität zurückzufinden. Mein Herz war dann erfüllt mit Glück und Zufriedenheit, dem Mann, den ich über alles liebte, den höchsten körperlichen Genuss geschenkt zu haben.

Vorsichtig krabbelte ich anschließend hoch und legte mich auf ihn, lauschte seinem rasenden Herzschlag , bis er schließlich seine Arme um mich schlang und mich träge streichelte.

"Eines Tages wirst du mich umbringen", witzelte er oftmals, bevor er mich dann küsste als gäbe es kein morgen, um mich bald darauf seinerseits mit allen Finessen um den Verstand zu bringen.

Mein Herz schmerzte angesichts der Tatsache, dass es bei den zweien so gänzlich anders war.

Wie sehr musste Enrico unter den gegebenen Umständen leiden?

Plötzlich hatte ich das dringende Bedürfnis ihn in meine Arme zu schließen und ihm, genauso wie er es damals für mich tat,  meine Herzenswärme zu schenken. Kurz, nur ganz kurz, blitzte die Frage auf, ob ich dazu bereit wäre ihm sein Verlangen zu stillen und ich erschrak vor meinen eigenen Gedanken.

Mir drehte sich der Magen um, als Lisa mir genau in jenem Augenblick die gleiche Frage stellte: "Kannst du es nicht tun, Lena? Kannst du nicht mit ihm schlafen? Ihr hab doch so eine enge Bindung zueinander.  Bitte! Bei dir müsste ich keine Angst haben, dass du ihn mir wegnimmst!"

Ich wurde nicht nur ärgerlich, ich wurde stinksauer.

"Sag mal hakt es bei dir im Kopf?", schrie ich sie an, " sieh dir Pornofilme an oder lies Pornohefte, keine Ahnung, irgendwas wird dich doch wohl anmachen und dann gibst du Enrico das, was er von dir erwarten - nein, verlangen kann, schließlich bist DU seine Frau! Und falls du das nicht auf die Kette kriegst, dann hast du eben Pech gehabt!"

"Bitte Lena ... ich flehe dich an! Bitte!", heulte sie.

Aus dem Augenwinkel sah ich Christian mit dem Wagen vorfahren.

"Nein Lisa, selbst wenn ich dazu bereit wäre", räumte ich mit sanfter Stimme ein, "selbst dann würde ich es nicht tun. Sowas kann ganz übel enden, verstehst du? Außerdem liebe ich Christian und könnte es nicht ertragen ihn zu verlieren, weil ich mit seinem besten Freund ins Bett steige. Tut mir leid, Lisa!"

Ich konnte ihren Schmerz nachvollziehen und nahm meine Freundin in die Arme.

"Komm schon, das wird wieder", machte ich ihr Hoffnung. Sie schüttelte in Tränen aufgelöst den Kopf.

Christian kam mit den beiden Jungen herein und erfasste die Situation.

Er schickte die Kinder ins Bad zum Hände waschen, danach fragte er flüsternd was denn los sei.

"Komm Lisa, erzähle Christian deine Sorgen, vielleicht weiß er ja wo Enrico seine Zeit verbringt", schlug ich meiner immer noch weinenden Freundin vor.

Mit ernstem Blick sah Christian mir kurz in die Augen, umschlang dann Lisa mit einem Arm und führte sie in sein Arbeitszimmer.

Erst als unsere Kinder schliefen, sprach Christian mich auf das Problem unserer Freunde an. Er reichte mir ein Glas Rotwein, setzte sich zu mir und ich kuschelte mich an ihn. Den gesamten Nachmittag hatte ich vor mich hingegrübelt. Aber mir war keine Möglichkeit eingefallen, wie ich, bzw. wir, denn es betraf ja auch Christian, den zweien helfen könnten wieder zusammenzufinden.

Das Wissen, um das Leid meines Seelenpartners, brannte mir beinahe ein Loch ins Herz. Diese Bezeichnung für Enrico stammte von Christian, nicht von mir.

Er sagte mal:" Du brauchst Enrico, weil er dein Seelenpartner ist und mich brauchst du, weil dein Herz sich für mich entschieden hat." Ohne ein Zeichen jeglicher Eifersucht, stellte er die Analyse meiner Gefühle vor längerer Zeit mal in den Raum, nachdem er mich fragte, ob ich Enrico liebe und meine Antwort nach ein, zwei Minuten Bedenkzeit lautete: "Bei weitem nicht so sehr wie dich, aber ich glaube ohne ihn könnte ich nicht überleben. Aber du weißt doch ebenfalls meistens wie ich mich fühle..."

"Ja, mein Engel, aber nur weil ich weiß wie du tickst und den Rest baue ich mir in Gedanken zusammen. Ich kann dein emotionales Leid nicht innerlich spüren, verstehst du?"

Wir sahen eine Weile schweigend ins Kaminfeuer.

"Du musst es tun, mein Engel", flüsterte er ganz nah an meinem Ohr. Ich versteifte mich in seinem Arm.

"Ich weiß, dass du es tun musst, Liebling. Du kannst es nicht ertragen ihn so unglücklich zu Wissen. Er braucht dich gerade so sehr, wie du ihn damals brauchtest, als du dich haltsuchend an ihm festgeklammert hast. Du musst es wenigstens versuchen mein Engel. Ich glaube kaum, dass er gleich über dich herfallen würde. Vielleicht reicht es ja, wenn du ihn hältst, so wie er dich damals hielt. Wenn nicht ... ich könnte es ertragen, das verspreche ich dir. Er ist mein Herzensbruder, genauso wie Alessandro, ich würde den beiden alles verzeihen, was es auch sei. Und du musst es tun, damit deine Seele wieder zur Ruhe kommt."

Ich sprang auf und brüllte ihn an: "Ach ja? Woher willst du wissen, was ich tun muss und was nicht und überhaupt ... hast du schon mal darüber nachgedacht, was passiert, wenn einer von uns doch nicht so stark ist, wie er sich gerade fühlt? Hast du daran gedacht, dass es mit Sicherheit einen Verlierer geben wird, wenn die liebe Lisa dann schließlich zugibt, dass sie Enrico doch nicht mehr so sehr liebt, wie sie behauptet? Der Schuss kann ganz gewaltig nach hinten losgehen, Christian. Ich will dich nicht verlieren, ohne dich sterbe ich!"

Christian war aufgestanden und zog mich an sich.

"Du wirst mich nicht verlieren, niemals, dessen kannst du sicher sein. Notfalls ...", er machte eine kurze Pause bevor er weitersprach, "notfalls werde ich dich mit ihm teilen."

Ich schubste ihn weg und schrie noch lauter als vordem: "Sag mal habt ihr alle eine Schraube locker oder was geht hier ab? Ich bin keine Hure, die sich von einer halben Fußballmannschaft bespringen lässt! Wie kommst du nur auf so bescheuerte Ideen? Und wie stellt ihr euch das eigentlich vor? Soll ich zu Enrico gehen und ihm sagen : Holla, hier bin ich, du kannst mich vögeln wenn du willst?

Glaube mir, Enrico besitzt genügend Anstand mich nicht anzurühren, weil ich DEINE Frau bin! Aber wenn DU mich so leichten Herzens in sein Bett abschieben kannst, muss ich doch an deiner Liebe zu mir zweifeln.  Und jetzt will ich nichts mehr davon hören, ich gehe schlafen und wage es ja nicht mich anzufassen, wenn du später nachkommst! Oder schlafe hier auf dem Sofa, das wäre noch besser!"

Das war der erste wirklich schlimme Streit in unserer Ehe, alle anderen Vorfälle der letzten Jahre waren Bagatellen, lächerlich im Vergleich zu dieser Auseinandersetzung. Obwohl - es war ja eigentlich keine richtige Auseinandersetzung. Christian hatte es nur gut gemeint. Wie immer hatte er genau das ausgesprochen, was ich fühlte und mir eine Möglichkeit geboten meine innere Zerrissenheit, ohne ihm gegenüber ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, in den Griff zu bekommen. Und ich bin wie ein Knallbonbon explodiert.

Ich heulte in mein Kissen, als mir das klar wurde.

Zum ersten mal seit so vielen Jahren lag ich ohne meinen Mann im Bett.

Ich fühlte mich schlecht, weil ich ihn so angeschrien hatte.

Dieses Mal konnte ich nicht einmal zu Enrico gehen um mich bei ihm auszuheulen, was die Sache noch schlimmer machte und zu Mama Maria schon gar nicht.

Ich stand auf, öffnete das Fenster und sah gedämpftes Licht im Obergeschoss des Hotels. Jemand stand vor dem Panoramafenster und hob eine Flasche in die Höhe um einen langen Zug daraus zu trinken, dann senkte sich sein Arm und er fuhr sich mit der anderen Hand durchs Haar, bevor er die Stirn gegen die Scheibe legte.

Das war Enrico, er war in der Hochzeitssuite!

Plötzlich fiel mir ein, dass er vor einigen Tagen irgendjemanden am Telefon erklärte, dass die Hochzeitssuite nicht zur Verfügung stände. Dort verbrachte er also seine Abende und Nächte. Der Drang zu ihm zu eilen war so stark, dass ich ihn nur mit Mühe niederringen konnte. Eine Weile beobachtete ich ihn noch, wie er dastand und hin und wieder einen tiefen Schluck aus der Flasche nahm. Er war definitiv allein dort oben.

Genauso allein wie ich, ging mir geradewegs durch den Kopf.

Ich musste zu Christian, ich musste mich entschuldigen.

Es mochte gerade mal 23:00 Uhr sein, als ich mich leise die Treppe hinunterschlich.

Doch Christian lag nicht auf dem Sofa. Ich erkannte seine Silhouette vor der großen, verglasten Schiebetür, die zur Terasse hinausführte. Sein Blick richtete sich auf die Gestalt vor dem Fenster im Dachgeschoss des Hotels. Ich trat zu ihm und umarmte ihn von hinten.

"Es tut mir leid, mein Herz", flüsterte ich, er streichelte sanft über meinen Arm.

"Ist schon gut, mein Engel. Schau, dort oben steht er. Ich wollte dir sagen, dass ich ihn in letzter Zeit schon mehrfach dort habe stehen sehen, aber dazu bin ich leider nicht mehr gekommen, weil du so außer dir warst. Ich habe mir bis heute keine Sorgen gemacht, dachte die zwei hätten sich vielleicht gestritten. Ich habe Enrico sogar mal darauf angesprochen. Er meinte, er ginge in die Suite, wenn er einfach nur seine Ruhe haben wolle. Aber jetzt, mein Engel, sieht die Sache anders aus.

Er braucht Hilfe. Vielleicht ist es auch ein Hilfeschrei seinerseits, denn eigentlich weiß er, dass wir ihn da oben genauso sehen können wie er uns, wenn der Raum beleuchtet ist. Vielleicht ist er aber auch schon viel zu betrunken um klar denken zu können, ich weiß es nicht. Ich habe nur große Angst, dass er sich was antut", seine letzten Worte kamen Christian schluchzend über die Lippen.

Mein Herz setzte einen Schlag aus.

"Aber ... aber das wird er nicht Christian, oder?"

"Ich weiß es nicht, Schatz. Ich weiß nur, dass er viel sensibler ist, als er sich gibt."

"Du musst zu ihm gehen und auf ihn aufpassen, oder wir wecken Alessandro, er wird sich um Enrico kümmern! Rufe ihn an Christian, bitte!"

Er schüttelte den Kopf, drehte sich langsam zu mir um, zog mich an sich und küsste mich.

"Mich wird er fortschicken und Alessandro ist doch gestern Nachmittag mit Jessica nach Italien gefahren, das weißt du doch Schatz", erinnerte er mich an Alessandros Abreise.

Mein Atem ging hektisch, in meinem Kopf herrschte ein panisches Durcheinander.

"Papa Fernando und Mama Maria", stieß ich hervor.

Christian lachte auf.

Er fasste mich bei den Schultern und schüttelte mich leicht.

"Lena, komm schon. Warum willst du einfach nicht wahrhaben, dass du diejenige bist, die er gerade so dringend braucht?", fragte er, "er war so oft für dich da, jetzt bist du an der Reihe ihm den nötigen Halt zu geben."

"Ich kann das nicht ... ich kann nicht mit ihm schlafen, Christian! Verstehst du das denn nicht?", schrie ich, die Panik hatte mich total überwältigt und ich zitterte am ganzen Körper.

Christian trug mich zum Sofa und eilte an unser Barfach, nur Sekunden später flößte er mir irgendeinen Höllenschnaps ein. Er kippte einfach, so dass ich gezwungen war das Zeug zu trinken, sofern ich eine größere Schweinerei verhindern wollte. Es brannte fürchterlich und ließ mich nach Luft schnappen, aber Schluck für Schluck wurde ich ruhiger und wohlige Wärme breitete sich in mir aus.

"Geht's wieder Liebling?", Christian sah mich besorgt an.

Nickend bestätigte ich ihm meine bessere Verfassung und hielt ihm auffordernd das kleine Glas entgegen. Ich leerte es erneut, dann stand ich auf und ging in der Hoffnung dass Enrico nicht mehr zu sehen wäre zur Terassentür. Doch er war noch da. Er saß mit dem Rücken gegen die Scheibe gelehnt auf dem Boden. Ich schluckte.

"Bringst du mich rüber Christian?", ich war bemüht meiner Stimme einen festen Klang zu geben, "Und bitte vergiss nicht: egal was heute Nacht passieren mag, du hast es so gewollt!"

Christian nickte:" Ich werde dich nicht verlassen, niemals mein Engel! Wenn du willst schwöre ich es beim Leben unserer Söhne! Ich will doch nur, dass alle wieder glücklich sind. Du, meine Brüder und ich, was mit Lisa passiert ist mir ehrlich gesagt egal. Ich habe ihr nicht einmal verraten wo ihr Mann steckt."

Er öffnete die Terassentür, hob mich auf seine Arme und trug mich den ganzen Weg durch unseren Garten, über die kleine Brücke, die rechts neben Papa Fernandos großen, heißgeliebtenTeich über den Bach führte. Es war eine warme Sommernacht und der Jasmin im hoteleigenen Garten verströmte einen betörenden Duft. Christian trug mich bis hin zum Hintereingang des Gebäudes.

Er setzte mich ab und öffnete mit dem Generalschlüssel, den wir besaßen, die Tür. Dann führte er mich zu dem  kleinen Fahrstuhl, der nach Eingabe eines Zahlencodes direkt zur Hochzeitssuite hinauffuhr.

Ich war ganz ruhig, als ich Christian aufforderte mich zu küssen, der Alkohol hatte seine Wirkung getan. Er küsste mich so intensiv, dass meine Beine mir kurzzeitig ihren Dienst versagten und ich in seinen Armen hing.

"Du musst keine Angst haben, mein Engel. Ich würde Enrico mein Leben anvertrauen. Ich kümmere mich morgen früh um die Jungs. Du musst dich um nichts sorgen", sagte er noch, bevor er mich sanft in den Fahrstuhl schob.

Ich nickte und flüsterte:"Ich liebe dich Christian ... mehr als mein Leben."

"Ich liebe dich noch viel mehr, mein Engel", gab Christian zurück und tippte eine Zahlenfolge in die kleine Tastatur ein.

Die Tür schloss sich und ich rutschte ganz langsam an der Wand des Fahrstuhls herab, bis ich mit dem Hintern auf den Boden saß, als ich spürte, wie er sich in Bewegung setzte.

Mir wurde bewusst, dass ich nichts anhatte, außer dem seidenen, schwarzen, knöchellangen Nachthemd mit den dünnen Spaghettiträgern, welches ziemlich tief blicken ließ. Mein Haar wird vollkommen zerzaust sein, kam mir noch in den Sinn, bevor ich zu kichern begann.

Alkohol trank ich stets nur in Maßen, wenn überhaupt, dann mal ein Glas Wein ... Ich kicherte immer noch, als ich nach der zweiten Etage lauter werdende Musik vernahm.

"Nothing else matters" erkannte ich und überlegte noch von wem das Stück doch gleich war, als die Tür des Fahrstuhls sich auch schon öffnete.

Ich rappelte mich hoch und betrat leicht schwankend die Suite. Gleich darauf schloss sich die Tür hinter mir, der Fahrstuhl ratterte wieder herunter und ließ mich zunächst orientierungslos zurück. Blinzelnd tastete ich mich barfuß durch den kleinen, stockdunklen Korridor, der vom Duft von Enricos Duschgel erfüllt war.

Die Musik dröhnte in meinen Ohren, als ich die Tür vorsichtig öffnete.

Enrico saß vorgebeugt immer noch an seinem Platz am Fenster, die Weinflasche fest mit der rechten Hand umschlossen. Einige leere Flaschen lagen auf dem Boden verteilt herum, derweil auf dem Tisch eine ganze Kiste noch unberührter Weinflaschen stand. Er war barfuß, trug eine Anzugshose, dessen Jacke zerknüllt vor der Ledercouch lag, ein kleines Stück davon entfernt sah ich seine Krawatte auf dem Teppich liegen. Sein Hemd war genauso wie seine Hose geöffnet.

Langsam ging ich, unsicheren Schrittes, auf ihn zu. Er regte sich nicht.

Erst kurz bevor ich ihn erreichte, hob er seinen Kopf und strahlte mich an. Dann ließ er seinen Blick über meinen Körper gleiten und ich sah, das Verlangen in seinen Augen aufleuchten.

Plötzlich war ich stocknüchtern.

Enrico klatschte seine linke Hand auf den Boden neben sich, bedeutete mir somit mich zu ihm zu setzen, was ich auch tat.

Er drosselte die Lautstärke der Musik mit einer Fernbedienung, die zu seinen Füßen lag und nahm eine zweite zur Hand, drückte einen Knopf und ich hörte das leise klappernde Geräusch, als die Jalousie des riesigen Fensters sich langsam herabsenkte. Mir wurde etwas mulmig zumute.

Enrico legte seinen Arm um mich und zog mich näher zu sich heran.

"Das Leben ist von hinten bis vorne beschissen oder nicht? Was hast du auf dem Herzen, warum bist du hier?", fragte er mich. Er war nicht betrunken, seine Aussprache war klar und deutlich.

"Dieses Mal bist du es, der etwas auf dem Herzen hat Enrico. Rede mit mir, bitte", forderte ich ihn auf.

"Mir geht es gut, ich komme klar mein Schatz. Hätte ich gewusst, dass du kommst, dann hätte ich aufgeräumt ...", zärtlich fuhren seine Finger an meinem Arm auf und ab. So war es immer gewesen, er sprach nicht über Dinge, die ihn belasteten.

"Nein Enrico, es geht dir nicht gut, das weiß ich und das spüre ich", ich rutschte auf seinen Schoß , legte meine Hände an seine Wangen und sah ihm in die Augen.

Er lächelte mich an und küsste meine Nasenspitze. Ich umarmte ihn, kuschelte mich an ihn und vernahm seinen mir vertrauten, frischen, sauberen Duft. Er legte seinen Arm um mich, nahm den letzten Schluck aus der Flasche, ließ sie daraufhin über den Boden rollen und legte auch den zweiten Arm um mich.

Er atmete tief ein und schien sich ein wenig zu lockern. So saßen wir eine längere Zeit schweigsam, eng verbunden auf dem Boden vor dem Fenster. Ich wusste, dass ihm meine Wärme guttat, schließlich hatte ich oft genug seine Wärme auf mich wirken lassen.

Hin und wieder streichelte er meinen Rücken.

"Kannst du dir vorstellen, wie es ist neben einem Eisblock schlafen zu müssen?", fing er zu reden an, "Die Kälte fährt dir in alle Glieder und zerfrisst dich innerlich, ganz langsam und qualvoll. Du liegst unter einer warmen Decke, ziehst sie hoch bis zur Nasenspitze, deine Haut fühlt sich beinahe glühend heiß an und du beginnst zu schwitzen, dennoch zitterst du vor Kälte. Du musst raus aus dem Bett, sonst erfrierst du. Du bist letzten Endes so weit, dass du den ganzen Tag lang nur noch daran denken kannst, dass du auch in der nächsten Nacht kurz vor dem Kältetod stehen wirst.

Deshalb ziehe ich mich hierher zurück, Lena. Ich wärme mein Inneres mit unserem guten Bardolino und höre diesen Song, stundenlang denselben Song. Er lässt mich an die Verbindung unser beider Herzen denken und ich habe das Gefühl, dass du mir ein wenig deiner Wärme herüberschickst", Enrico atmete einmal tief und zittrig ein, dann fragte er mit rauer Stimme " was ist das zwischen uns Lena? Ich habe mal darüber nachgedacht, aber ich habe keine Erklärung für dieses Phänomen. Ich habe das Gefühl, dass ich nur glücklich sein kann, wenn du es bist und ich glaube ich würde zugrunde gehen, wenn ich dich nicht in meiner Nähe wüsste."

"So geht es mir auch Enrico, genau so. Ich würde alles dafür tun, damit du glücklich bist, alles was in meiner Macht steht", flüsterte ich.

Enrico löste meine Hände, die gerade seine Schultern sanft massierten, schob mich an den Armen zurück und sah mir in die Augen. Ich hielt seinem Blick stand.

"Du weißt, dass ich Unehrlichkeit nicht ausstehen kann, also bitte, keine Lügen Lena!"

"Warum sollte ich lügen Enrico? Es ist so wie ich es sagte. Es gibt eigentlich nur eines, was ich nicht für dich tun würde. Niemals würde ich Christian oder meine Kinder verlassen. Er ist mein Herz und du bist meine Seele ich brauche euch beide um existieren zu können", kaum hatte ich es ausgesprochen öffnete Enrico den Mund um etwas zu erwidern, doch kein Wort kam über seine Lippen. Seine Augen wurden glasig, er schluckte hart und schaute zur Seite.

Mit einer Hand fuhr er sich durch sein Gesicht und schüttelte den Kopf.

"Du hast es doch tatsächlich geschafft mich zum heulen zu bringen, Baby", krächzte er und küsste meine Schulter.

Er verlor sich in den zärtlichen Gefühlen, die meine Worte in ihm ausgelöst hatten und streichelte mit seinen Lippen die zarte, empfindliche Haut meines Halses. Augenblicklich stand ich in Flammen. Mein Plan nur mit ihm reden zu wollen löste sich in Luft auf, selbst Lisas Bitte hatte keine Bedeutung mehr. Ich wollte ihn und es war meine eigene Entscheidung, mein eigenes Verlangen.

Enrico keuchte und fuhr zurück als ich leise aufstöhnte.

"Sorry ... sorry Lena, das war keine Absicht!", peinlich berührt sah er mich an. Ich spürte seinen harten Ständer direkt unter meinem Po und spannte ganz bewusst meine Muskulatur an. Meine Hand verirrte sich unter sein weit auseinanderklaffendes Hemd, streichelte seine nackte Haut, während die zweite Hand sich in seinen Nacken legte und mein Mund sich seinem langsam und vorsichtig näherte. Mir war bewusst, dass ich unsere tiefe Verbindung gefährdete. Sollte er mich in diesem Moment zurückweisen, hätte ich ihn verloren, wahrscheinlich für immer.

Kurz vor seinen Lippen hielt ich inne um mir eine Rückzugsmöglichkeit offenzuhalten. Doch Enrico fasste mein Kinn und presste seine Lippen auf meinen Mund. Tastend schob sich seine Zunge vor und ich empfing sie freudig mit der meinen.

Unser Zungenspiel war heiß und wild. Sekunden später fand ich mich unter ihm auf dem Boden liegend wieder, mit einem seiner Beine zwischen meinen Schenkeln. Sein hartes Glied drückte gegen meinen rechten Oberschenkel. Seine rechte Hand erforschte jede zugängliche Stelle meines Körpers, seine Zunge fuhr die Kontur meines tiefen Ausschitts entlang und ich wand mich begehrlich unter seinen Berührungen.

Plötzlich fuhr er hoch.

Ich hatte schon geahnt, dass genau diese Situation eintreffen würde.

"Wir dürfen das nicht tun Lena. Ich würde dir ja gerne geben wonach dir verlangt, aber bitte, Lena, du gehörst zu Christian und so leid es mir tut, ich werde dich jetzt zu ihm zurückbringen. Das verstehst du doch, oder?", sein Atem überschlug sich beinahe, in seinen braunen Augen spiegelte sich die blanke Begierde.

Ich nickte und mein benebeltes Hirn suchte nach einem Ausweg ...ich wollte ihn ... ich brauchte ihn ...

Ich würde ihm die Wahrheit sagen, einen Teil davon jedenfalls.

"Wir hätten es gar nicht so weit kommen lassen dürfen Lena."

Erneut nickte ich.

Er küsste mich noch einmal und wieder übermannte ihn die Leidenschaft.

Ich schob ihn zurück.

"Aber Christian hat mich hierhergetragen, Enrico, er wollte dass ich zu dir gehe, um zu tun was auch immer ich tun muss um meinen Seelenfrieden zurückzuerlangen. Er sagte, du wärst sein Bruder und er würde dir alles verzeihen, egal was es auch sei. Du kannst mich nicht zurückbringen Enrico ich brauche dich gerade so sehr, außerdem habe ich nicht einmal Schuhe bei mir ...", meine Worte erschienen mir im Nachhinein selbst recht fadenscheinig.

Enrico lachte und schüttelte den Kopf.

"Nein Baby, das würde er mir im Leben nicht verzeihen. Deshalb komm Lena, bevor es zu spät ist, ich trage dich!", er schien ziemlich entschlossen zu sein.

Ganz der Gentleman, reichte er mir die Hand um mir aufzuhelfen, nachdem er aufgestanden war und zog mich mit einem kräftigen Ruck hoch.

Der Zufall kam mir zu Hilfe, oder war es eine höhere Macht, die unser Schicksal in die Hände nahm?

Enrico trat mit einem Fuß auf den Stoff meines Nachthemdes, ich trat auf die Fernbedienung der Musikanlage, als er mich hochzog.  Die Musik dröhnte plötzlich so laut wie bei meinem Eintreffen und ich stand vollkommen nackt vor ihm. Die dünnen Träger waren gerissen und das Nachthemd lag in einer schwarzen Wolke zu meinen Füßen.

Ich musste mich stark beherrschen um nicht laut loszulachen.

Enrico starrte mich an und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar, wischte über sein Gesicht, hob mich auf seine Arme und legte mich im nächsten Augenblick schon, nicht gerade rücksichtsvoll, auf dem großen Bett im sanft beleuchteten Schlafraum ab.

Er riss sich seine Kleidung herunter und stürzte sich auf mich.

Ich wusste, dass es kein Zurück mehr geben würde. Nicht für Enrico und genausowenig für mich. Ich wollte ihn, ich wollte ihn so sehr.

Was ich nicht wusste war, dass auch ich eine ganz andere Dimension der Lust kennenlernen sollte. Meine Erfahrungen hatte ich, abgesehen von dem Disaster mit Holger, allein mit Christian gesammelt, der mich stets mit viel Zärtlichkeit dazu brachte in den Himmel zu fliegen.

Ich gierte danach Enrico auf und in mir zu spüren, ihn zu fühlen, seinen Duft einzuatmen, ihn zu schmecken und vor Lust stöhnen zu hören.

Wir küssten uns noch ungestümer als zuvor, betasteten uns, streichelten, beleckten und beknabberten uns gegenseitig. Immer wieder fanden unsere Münder zusammen und unsere Zungen umschlangen sich hungrig.

Er war nicht so zärtlich wie Christian, das mochte an der langen Entbehrungszeit liegen, aber es gefiel mir, wie ungezügelt seine Küsse und Berührungen waren. Ich genoss es leise stöhnend wenn seine Bartstoppeln über meine Haut kratzten, reckte mich ihm verlangend entgegen als er mit Mund und Händen meine Brüste erforschte, während meine Hände seine Wangen und sein Haar streichelten.

Ich wand mich in seinem Griff als er meine harten Knospen mit seinen Zähnen beknabberte, was dazu führte, dass er mich umso fester hielt. Je mehr ich lustvoll stöhnte, umso unbeherrschter wurde seine Zuwendung. Es machte mich schier verrückt, wenn seine rauen Wangen sich an meinen Brüsten rieben und er gleich darauf an meinen Brustwarzen saugte.

Mir war heiß, so furchtbar heiß, dass ich innerlich zu verbrennen drohte. Das Pulsieren in meiner Mitte war unerträglich. Seine Hände fuhren fest über meinen Körper und wir stöhnten uns gegenseitig in die Münder, wenn ich bei ihm dasselbe tat.

Er bog meinen Oberkörper soweit zurück, dass ich mich mit den Händen hinter mir abstützen musste, um nicht umzufallen, als wir uns kniend küssten. Seine Finger berührten meinen Venushügel, strichen über meine nassen Schamlippen, teilten sie und rieben kreisend meine empfindlichste Körperzone.

Heiser aufsstöhnend bewegte ich mein Becken, rieb mich selbst verlangend an seinen Fingern. Ich kannte keine Scham ihm gegenüber, er hatte mich in den schwersten Momenten meines Lebens in seinen Armen gehalten.

"Oh mein Gott ... mein Gott, Lena ... du machst mich irre ... ich drehe gleich durch Lena!", stieß Enrico verzweifelt aus.

Ich war ebenfalls beinahe wahnsinnig vor Verlangen und ließ mich zurückfallen. Im selben Augenblick war er schon über mir. Unser Atem flog als wir uns wie irrsinnig küssten. Er saugte an meiner Zunge dann an meinen Lippen, um gleich darauf wieder seine Zunge vorzuschieben um sich mit der meinen ein Gefecht zu liefern.

Ich umschlang ihn mit meinen Beinen und Enrico stieß sich so hart in mich hinein, dass mir ersten Moment die Luft wegblieb. Wir waren rasend in unserer Gier. Ich biss und kratzte ihn, forderte ihn lauthals auf noch härter  zuzustossen und er hämmerte sich gnadenlos in mich hinein. Der leichte Schmerz in meiner so roh behandelten Mitte und Enricos Biss in meine Halsbeuge lösten plötzlich einen Orgasmus aus, der mich wie ein Stromstoß erzittern ließ. Meine innere Muskulatur krampfte sich derart heftig zusammen dass es beinahe wehtat. Ich schrie aus vollem Halse, hörte noch Enricos lautes Aufstöhnen, bevor mir die Sinne schwanden. Wie in einer Windhose gefangen drehte es sich in meinem Kopf bis, gleich einem Feuerwerk, bunte, glühende Lichter explodierten und mich anschließend absolute Schwärze umfing.

Ich war vollkommen weggetreten.

Erst als Enrico mich leicht schüttelte und mich völlig außer Atem ansprach, öffnete ich meine Augen.

"Was war das denn jetzt Lena?", wollte er japsend wissen.

"Keine Ahnung, aber es war gigantisch", mein Körper hatte sich immer noch nicht beruhigt, zarte Wellen rumorten in meinem Unterleib. Meine Atmung wurde nur zögerlich gleichmäßiger.

"Ich habe dir wehgetan, das wollte ich nicht Lena", stellte Enrico entsetzt fest und strich sanft über die Stelle an meinem Hals, in die seine Zähne sich in vollkommener Ekstase eingegraben hatten. "Ich habe noch nie dermaßen die Kontrolle verloren, es tut mir leid, Lena."

"Meinetwegen kannst du gerne öfter die Kontrolle verlieren. Am besten jetzt sofort."

Er sah mich so verblüfft an, dass ich mir ein leises Lachen nicht verkneifen konnte.

"Ääähm, das meinst du nicht wirklich ernst, oder?"

Statt zu antworten, fasste ich mit beiden Händen in sein Haar und zog seinen Kopf soweit herunter, dass ich ihn küssen konnte.

Er ging gleich darauf ein und schon bald wälzten wir uns zum zweiten Mal ekstatisch auf dem Laken des großen Bettes. Die Kissen und Decken waren irgendwie abhanden gekommen.

Auch ein drittes Mal gaben wir unserem unersättlichen Verlangen nach, brachten uns hemmungslos, in vielen möglichen Stellungen, gegenseitig an den Rand des Wahnsinns, bis wir irgendwann gemeinsam ins Nirvana katapultiert wurden.

Doch dann schliefen wir vollkommen ausgelaugt ein, während Metallica im Hintergrund immer noch denselben Song zum Besten gab. Ich lag halb über Enrico, er hatte einen Arm um mich gelegt, als helle Sonnenstrahlen mich weckten. Irgendwann musste die Musik von allein gestoppt haben, denn es herrschte absolute Ruhe.

Enrico schlief noch fest und ich lauschte seinem ruhigen Herzschlag. Auf einer Glückswolke schwebend genoss ich die Wärme seines Körpers und streichelte ihn ganz sanft. Christian selbst hatte mich praktisch dazu gedrängt hierher zu gehen, deshalb musste ich mir um nichts Sorgen machen.

Enrico regte sich und legte auch seinen zweiten Arm um mich. Leise wünschte er mir einen guten Morgen, was ich erwiderte.

"Dir ist bewusst, dass wir einen gewaltigen Fehler gemacht haben, mein Schatz, oder?", fragte er leise.

"Nein, das war kein Fehler, Enrico, das war wie ein Vulkanausbruch. Niemand hätte es verhindern können, wir selbst am allerwenigsten", gab ich sinnierend zurück. Enrico lachte leise. "Du bist verrückt", meinte er und zog mich ein wenig höher um mich zu küssen.

"Sorry, Baby", sagte er nach einer Weile sanfter Zärtlichkeiten, "aber ich muss duschen, die Arbeit ruft."

Ich blieb liegen, als er aufstand, und schwelgte in der Erinnerung an die letzte Nacht. Ich hatte sowieso nichts, was ich hätte anziehen können um nach Hause zu gehen. Ich träumte vor mich hin, als Enrico mit meiner Kleidung ins Schlafzimmer zurückkam. Fragend sah ich ihn an.

"Das lag vor dem Fahrstuhl, als ich aus dem Bad kam", sagte er mit verständnisloser Mine.

"Das wird Christian gebracht haben", erklärte ich und grinste über seinen verdutzten Gesichtsausdruck.

"Dann hast du das nicht einfach so dahergesagt?" Ich schüttelte den Kopf.

"Ich werde trotzdem später mit ihm reden und mich entschuldigen, denn  zumindest dafür", er zeigte auf meinen Körper, "wird er eine Erklärung verlangen. Und ich garantiere dir, wenn er all die Flecken auf dir sieht wird es keinen Vulkanausbruch geben, sondern ein heftiger Tsunami, nie gekannten Ausmaßes, wird über mich hinwegrollen.

Lass dir Zeit, ich bringe dir gleich was zum Frühstück rauf", versprach er, küsste mich noch einmal und ging.

Christian saß auf der Terasse, eine Zeichnung vor sich auf dem Tisch ausgebreitet, war er in seine Arbeit vertieft, als ich nach Hause zurückkam. Das leichte Sommerkleid konnte nicht alle Flecken verbergen und er sah gleich den Abdruck von Enricos Zähnen rechts an meinem Hals, ebenso einen dicken Knutschfleck an der gegenüberliegenden Seite. Die wundgeriebene Haut an meinen Brüsten und weitere Knutschflecken, sowie ein paar blaue Flecken, dessen Herkunft ich mir selbst nicht erklären konnte - wahrscheinlich hatte Enrico etwas zu heftig zugefasst - verbarg das Kleid.

Christian erhob sich ganz langsam von seinem Platz, als ich vor ihm stand.

"Ich bringe ihn um", flüsterte er, drängte mich ins Wohnzimmer, öffnete den Reißverschluss meines Kleides  und schob es mir über die Schultern, so dass es herunterfiel.

Er umkreiste mich wortlos, dann schrie er:" Ich bringe ihn um!!! Verdammt nochmal, was hat der Mistkerl mit dir gemacht mein Engel???"

Ich nahm ihn in die Arme und erklärte ihm, dass ich es so gewollt habe, dass ich Enrico selbst dazu angestachelt hatte so grob mit mir umzugehen und dass ich mich vollkommen befreit und glücklich fühlte, nach dieser Nacht in Enricos Armen.

"Du brauchst so eine Behandlung um glücklich zu sein?", er schüttelte verständnislos den Kopf, "Aber du hast mir nie gesagt, dass dir was fehlt!"

"Das wusste ich ja vorher selbst nicht Christian und ich weiß auch nicht warum das so ist!", heulte ich, "Ich glaube ich brauche beides, deine unendlich sanfte Art und das was in der letzten Nacht passierte. Ich liebe dich Christian, bitte, bitte verlasse mich nicht!"

Er hielt mich fest in seinen Armen, zunächst war er sprachlos, doch dann sagte er:"Du wirst es wieder und immer wieder so wollen. Ich kann das nicht, mein Engel, ich kann nicht so grob zu dir sein, es würde mich innerlich zerreißen. Versprich mir eines, mein Engel, lass es niemals jemand anderen sein als Enrico, oder meinetwegen auch Alessandro, bei dem du findest was du brauchst. Ich will dass du glücklich bist, nur solltest du dich eines Tages gegen mich entscheiden, dann lass es mich wissen. Hab keine Geheimnisse vor mir, bitte. Ich liebe dich so sehr ... ich würde dich sogar freigeben um deinem Glück nicht im Wege zu stehen. Nur lass mich immer Teil deines Lebens sein."

"Niemals, mein Herz, niemals, lieber bin ich nicht ganz zufrieden, als dass ich dich jemals verlassen würde."

Enrico kam gerade in dem Moment zu uns als Christian nickte und mich aus seiner Umarmung entließ.

Christian blieb ganz ruhig.

"Es tut mir leid Chris", sagte Enrico reumütig, "es wird nicht wieder vorkommen, das verspreche ich dir. Die Schuld liegt ganz allein bei mir, du darfst Lena keine Vorwürfe machen. Lass deine Wut an mir aus, wenn du willst."

Christian schüttelte den Kopf.

"Zieh dein Hemd aus", verlangte er.

Enrico sah ihn befremdlich an.

"Mach schon du Arsch!", fuhr Christian ihn an und Enrico tat was er verlangte.

"Mann ...  Mann ... Mann", kommentierte er das, was er zu sehen bekam.

Die tiefen Kratzer auf Enricos Rücken, waren mir heute morgen gar nicht aufgefallen, anders als die Knutschflecken an seinem Hals, und die Bisspuren auf seinen Schultern.

"Geh und hole Salbe, Lena und vielleicht was zum abdecken, ich glaube da sind noch Mullkompressen im Badezimmerschrank und Pflaster musst du auch mitbringen."

Mit vor Verlegenheit hochrotem Gesicht machte ich mich auf den Weg. Ich ließ mir mehr Zeit als nötig gewesen wäre, um den beiden die Möglichkeit einer kurzen Aussprache zu bieten.

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Etwa ein Jahr später besuchte Lisa mich eines Abends. Es war ein warmer Sommerabend und ich saß mit einem Glas Wein auf unserer Terasse. Es war Ferienzeit, unsere Kinder waren mit Mama Maria und Papa Fernando für drei Wochen nach Italien gereist. Christian hatte noch irgendwas in seinem Arbeitszimmer zu tun. Wie immer freute ich mich auf eine nette Unterhaltung mit meiner Freundin. Wir plauderten eine Weile unbekümmert, bis Lisa eine Bombe platzen ließ.

"Du hast WAS??? Sage mir bitte, dass ich mich verhört habe, sonst bringe ich dich um!!!"

Ich spürte Wut in mir aufkochen. Nein, Mordlust wäre der bessere Ausdruck für das, was ich empfand. Dieser tiefe Hass und der Wunsch meine beste Freundin in winzig kleine Stücke zu zerhacken nahm so große Ausmaße an, dass ich mich nur mit Mühe zurückhalten konnte, das eben Beschriebene wirklich in die Tat umzusetzen.

"Nein, du hast dich nicht verhört, ich habe mit ihm geschlafen und es war ... ähm ... naja ... Er hat mir mehrmals gesagt, dass er mich liebt", Lisa seufzte.

Ich wollte ihr wehtun , irdendwie, egal wie, Hauptsache es würde einen brennenden Schmerz in ihrer Seele verursachen. Aber ich riss mich zusammen.

"Ach ja? Hat er das? Hast du vielleicht vergessen, dass du mit Enrico verheiratet bist, Lisa? Du hast ihn hinterrücks betrogen, Lisa. Du hast deinen Mann verraten!", meine eigene Stimme klang mir fremd in den Ohren.

"Du erzählst ihm doch nichts, oder? Ich meine, schließlich bist du meine beste Freundin. Außerdem vögelst du mit Enrico und er ist glücklich. Enrico hat schon ewig nicht mehr gesagt, dass er mich liebt und von sich aus tat er es noch nie.  Wahrscheinlich sagte er das nur, weil ich es unbedingt von ihm hören wollte." Lisa sah mich unsicher an und erhob sich von ihrem Platz, als ich geräuschvoll, tief einatmete.

Ich tat es noch einmal, räusperte mich, um meine Stimme unter Kontrolle zu bringen und stand ebenfalls auf. Die Wut in mir ließ mich unruhig hin und herlaufen während ich bemüht war ruhig zu sprechen.

"Ja ... ja genau Lisa ... ich schenke Enrico Liebe und Wärme, weil er an der Kälte, mit der du ihn umgibst beinahe zugrunde ging und ich gebe mich ihm hin, weil du Angst hattest ihn an eine andere Frau zu verlieren und es dein ausdrücklicher Wunsch gewesen ist! Also, was willst du mir nun vorwerfen?

Warum, um alles in der Welt, sollte Enrico dir sagen, dass er dich liebt, wenn du ihm nur die kalte Schulter zeigst und ihn von morgens bis abends anmeckerst, so dass es selbst euren Mitarbeitern peinlich ist? Sogar deine Tochter spürt die Kälte, die in eurem Hause herrscht", bei meinen letzten Worten krampfte sich mein Herz schmerzhaft zusammen.

Ich erinnerte mich an einen Tag im Frühling des vorletzten Jahres und sah das hübsche, tränennasse Gesicht der kleinen, zu dem Zeitpunkt fünfjährigen, Marina vor mir.  Ich hörte ihr dünnes, weinerliches Stimmchen, mit dem sie mich bat ihren Papi zu heiraten weil er immer so traurig sei. Sie meinte, dann könnte sie mit ihrem Papa bei uns einziehen und hätte eine liebe Mama, zwei liebe Papas und zwei Brüder. Sie war viel bei uns und spielte gern mit ihren "Brüdern".

Ich hatte damals schon das Gefühl, dass bei Enrico und Lisa etwas im Argen lag. Er meinte nur, ich solle mir keine Sorgen machen, es wäre nur eine kleine Krise, als ich ihn darauf ansprach. Allerdings umarmte er mich viel länger als gewöhnlich, bevor wir uns verabschiedeten.

"Aber ... aber ... ich liebe sie doch ... ich liebe sie beide ... ", stotterte Lisa.

"Du liebst sie?", in dem Moment verlor ich die Beherrschung.

"Du weißt doch gar nicht was Liebe ist, du Schlampe!", schrie ich sie an, "Du liebst nur dich selbst, das ist dein Problem. Kannst du dir eigentlich vorstellen was MEIN Mann empfindet, wenn DEIN Mann mich vögelt? Nein, das kannst du nicht. Christian hat dem allen zugestimmt. Aus LIEBE zu seinem besten Freund, er konnte es nicht ertragen ihn so unglücklich zu sehen und er würde alles für ihn tun. Ich habe dem zugestimmt aus LIEBE zu dir und zu Enrico. Ja, du hörst richtig, ich LIEBE Enrico, er bedeutet mir sehr, sehr viel und ich hatte nicht einmal ein Problem damit DEINEM Mann den Schwanz zu lutschen und für ihn die Beine breit zu machen, wozu du nicht in der Lage bist du altes Miststück! Ich dachte es wäre nur eine Phase, die bald wieder vorbei geht. Und jetzt sitzt du hier, erzählst mir, dass du dich von irgendeinem anderen Kerl ficken lässt und besitzt noch die Frechheit mir zu sagen, dass du Enrico liebst?"

Natürlich verschwieg ich ihr die Tatsache, dass sich die Dinge vollkommen anders entwickelt hatten, als sie es sich eigentlich vorgestellt hatte. Das musste sie auch nicht wissen. Aber die Tatsache dass sie Enrico hinterrücks so eiskalt betrogen hatte, ließ mich völlig ausflippen.

Ich stieß noch einige, derbe Beschimpfungen aus, die ich hier nicht wiederholen möchte.

Gerade wollte ich auf sie losgehen um auf sie einzuschlagen, als Christian durch die geöffnete Terassentür stürmte.

Lisa sah mich entsetzt wutentbrannt auf sich zuhechten und griff hilfesuchend nach Christians Arm, dieser stieß sie beiseite und fing mich, Zentimeter vor meinem Ziel ab.

"Wage es nicht ihn anzufassen, du dreckige Nutte", schrie ich wie von Sinnen und wehrte mich gegen Christians festen Griff.

"Lass mich sofort los Christian, ich ... ich will ... !", keifte ich.

Christian zog mich an sich und verschloss mir den Mund mit seinen Lippen. Heftige Schluchzer stiegen in mir auf, aber ich spürte die Wut in mir unter seinem Kuss verklingen.

Wir waren beide außer Atem, als Christian meinen Mund wieder freigab und sanft fragte: "Was ist los, mein Engel? Ich habe dich nie zuvor so erlebt. Was ist passiert?"

Ich schüttelte den Kopf. Ich wußte genau, wie sehr ihn Lisas Betrug an seinem besten Freund verletzen würde.

"Frag die alte Schlampe, sie soll es dir selbst erzählen", gab ich tonlos zur Antwort.

Christian sah zu Lisa, die ebenfalls den Kopf schüttelte, Tränen liefen über ihre Wangen.

Ich lachte verächtlich auf und sprach ganz ruhig:

"Geh mir aus den Augen Lisa. Ich gebe dir bis morgen Abend Zeit zu überlegen, wie deine Ehe mit Enrico weiterlaufen soll. Ob du ihm die Sache beichtest oder nicht, ist deine Entscheidung. Auf jeden Fall aber werde ich es Christian erzählen, denn wir haben keine Geheimnisse voreinander. Wie er damit umgeht, liegt in seinem Ermessen, also kann es möglich sein, dass er es für richtig hält sein Wissen mit Enrico zu teilen. Also überlege dir gut, was du tust. Verschwinde, bevor ich mich noch einmal vergesse!"

Christian wurde kreidebleich, er ahnte was Lisa getan hatte. Stur ging er an Lisa vorbei, drehte sich kurz vor der Terassentür noch einmal um und sagte eisig zu ihr: "Lass dich besser eine lange Zeit nicht hier blicken", dann verschwand er im Haus. Ich folgte ihm, schloss die Tür und ließ Lisa heulend zurück.

Ich konnte mir sehr gut vorstellen, was Christian in dem Moment durchmachte. Er hatte Angst, dass ich ihn verlassen würde, um mit Enrico zusammenzusein. Aber das wäre für mich vollkommen ausgeschlossen gewesen.

Andererseits konnte, oder wollte, ich aber auch nicht auf Enrico verzichten. Es war schon lange mehr als nur reines Verlangen, was mich in seine Arme trieb. Die Möglichkeit unsere Dreierbeziehung öffentlich zu machen kam auch nicht in Frage, das war eine Hürde, die ich nicht zu überwinden vermochte.

Außerdem hätte Enrico das auch nicht gewollt. Eine Trennung von Lisa hätte automatisch den Verzicht auf seine innige Beziehung zu Marina bedeutet. Nein, eine andere Lösung musste her.

Zunächst kümmerte ich mich um Christian, alles andere hatte Zeit.

Wir redeten stundenlang und ich beteuerte ihm mehrmals, dass ich ihn niemals verlassen würde. Am Ende liebten wir uns zärtlich und intensiv.

Am nächsten Morgen ging ich zu Enrico. Er sah übernächtigt und verletzt aus. Er schob mich in das Büro hinter dem Empfang und schloss die Tür hinter sich. "Was willst du Lena? Hattest du Spaß daran mir dieses Affentheater vorzuspielen?"

Lisa hatte gebeichtet und obwohl sie damals hoch und heilig versprochen  hatte, Enrico niemals zu sagen, um was sie mich bat, hatte sie ihm wohl die Geschichte unter die Nase gerieben, damit sie ihr eigenes Vergehen besser entschuldigen konnte.

"Sie hat es dir erzählt? Ich hatte mehrmals vor es dir selbst zu sagen, aber ich hatte Angst dich zu verlieren", gestand ich ihm wahrheitsgemäß.

"Sieh mir in die Augen Lena und dann erkläre mir, warum du das getan hast!", verlangte Enrico. Er hielt meine Wangen zwischen seinen Händen und zwang mich so, ihn anzusehen.

"Ich kam damals zu dir, weil ich es nicht ertragen konnte deine Verzweiflung tief in mir zu spüren. Christian hat mich an dem Abend mehrmals darum gebeten zu dir zu gehen, er hat sogar vorgeschlagen, dass er mich mit dir teilen würde, damit wir alle wieder glücklich sein könnten. Ich habe mich tierisch darüber aufgeregt und ... naja, das spielt alles keine Rolle. Letzten Endes hat er mich zu dir rübergebracht. Ich hatte mir fest vorgenommen nur mit dir zu reden und dann ist halt das passiert, was du selber weißt. Ich habe es nicht getan, weil Lisa es so wollte, ich habe es getan, weil ich dich wollte Enrico. Jedes einzelne Mal habe ich es aus diesem einen Grund getan. Ich will dich und ich brauche dich um glücklich zu sein. Ich ... du bedeutest mir sehr, sehr viel Enrico, ich würde dich niemals so verletzen!"

Das " ich liebe dich" brachte ich nicht über die Lippen, das gehörte nur Christian, dem Menschen, der mir zum ersten Mal in meinem Leben diese drei  Worte sagte.

Ich konnte mir die Tränen nicht verkneifen, während ich schniefend redete und seinem Blick standhielt. Enrico sagte nichts, er nickte nur als ich endete. Sein Blick wurde weich, dann küsste er mich sanft und zärtlich. Er hob mich hoch und setze mich auf dem Schreibtisch ab.

Sein Kuss wurde dringlicher, unsere Zungen spielten ein äußert anregendes Spiel, bis er sich schwer atmend von meinen Lippen löste. "Ich brauche dich auch Lena, ohne dich und Marina wäre mein Leben sinnlos. Außerdem möchte ich niemals damit aufhören mit dir zu "reden". Meinst du, du hättest in einer Stunde Zeit für ein ausgiebiges Gespräch?"

Er schmunzelte.

"Du bist mir nicht böse?"

"Nein mein Schatz, ich glaube dir.  Meine Frau aber, werde ich im Leben nicht mehr anrühren. Meinetwegen kann sie sich durch alle Betten der Welt vögeln, es interessiert mich nicht. Mich will sie ja sowieso nicht in ihrem Bett haben."

"Du wirst sie aber nicht wegschicken Enrico, oder?"

"Nein. Wenn Marina nicht wäre, würde ich es tun, aber ich könnte nicht damit leben meine Tochter nur noch zu festen Zeiten für eine lächerlich kurze Weile bei mir zu haben. Wir werden uns nochmal aussprechen und den Schein einer Ehe wahren so gut es geht."

Eine Stunde später fuhr ich mit dem Fahrstuhl hoch zur Hochzeitssuite und wunderte mich, warum sich eigentlich noch nie jemand gefragt hatte, weshalb sie niemals vermietet wurde.

Enrico erwartete mich bereits mit nacktem Oberkörper und drängte mich augenblicklich gegen die nächstbeste Wand, sobald ich den Fahrstuhl verließ. Er war zwar meistens ziemlich stürmisch, doch an jenem Tag war es beinahe so, wie in unserer ersten Nacht. Hungrig küsste er mich und zog mir ungeduldig das Kleid aus während unsere Zungen sich wild und hektisch umschlangen.

Er küsste sich an meinem Hals entlang herunter bis zu meinen Brüsten, öffnete blitzschnell meinen BH und streifte ihn ab, ich ließ meine rechte Hand mit leichtem Druck über die Beule seiner Erregung fahren, öffnete den Gürtel seiner Hose, den Knopf sowie den Reißverschluss und er zog hastig  Hose und Socken aus.

Lächelnd sah ich ihm in die Augen und streichelte zärtlich seine Brust. Er schloss seine Augen und sog scharf seinen Atem ein, als meine Hände auf ihrem Weg über seinen Körper ihr Ziel fanden. Sein Kuss war zwar leidenschaftlich, aber wesentlich ruhiger, als ich sein  Glied umfasste und mehrmals meine Hand sanft auf und ab gleiten ließ, bevor meine Hände erneut über seinen Körper streichelten und sich schließlich in seinem Nacken verschränkten.

Enrico hob mich auf seine Arme und legte mich vorsichtig auf dem Bett ab, ohne den Kuss zu unterbrechen. Schon sehr bald zerfloss ich unter seinen Zärtlichkeiten.

Er ließ nur sehr selten zu, dass ich im Bett für kurze Zeit die Kontrolle übernahm, doch an dem Tag duldete er es nach einem spielerischen Gerangel bereitwillig, nachdem ich ihm ins Ohr flüsterte, was ich tun wollte.

"Wenn du deine Hände nicht bei dir behältst, werde ich dich ans Bett fesseln", drohte ich ihm neckisch.

Enrico lachte: " Das will ich sehen."

Gespielt ernst sah ich ihm in die Augen.

"Okay, okay, aber ich habe es nicht von dir verlangt und du musst es nicht tun, ich meine ..."

Ich küsste ihn, um seinen Redeschwall zu unterbrechen.

Er sollte spüren, was ich für ihn empfand, denn sagen konnte ich es ihm nicht. Für mich wäre es einem Verrat an Christian gleichgekommen, hätte ich Enrico meine Liebe gestanden. Außerdem hatte er mir auch noch nie gesagt, dass er mich liebte.

Zärtlich liebkoste ich ihn mit Händen, Lippen und Zunge. Widmete mich seinem Hals und seinen Schultern. Er spannte sich zunächst an, doch irgendwann ließ er sich fallen und genoss meine Zärtlichkeiten ganz ruhig und gelöst.

Ich ließ mir viel Zeit und nahm mich etwas zurück, als sein leises Stöhnen und Keuchen mich selbst immer mehr aufheizte. Ich wusste genau, dass es ihn, sobald er spürte wie sehr es mich nach ihm verlangte, dazu veranlassen würde sofort den dominanten Part zu übernehmen.

Zart knabberte ich an seinen Brustwarzen , leckte und saugte an ihnen, ließ meine Zunge weiter hinunter wandern und umspielte seinen Bauchnabel, während meine Hände ihn streichelten, hin und wieder setzte ich auch meine Fingernägel ein und Enrico wand sich stöhnend unter dem leichten Kratzen.

Mit den Fingerspitzen zeichnete ich mehrmals den V-Muskel nach und jedesmal hielt er den Atem an, spannte seine Muskulatur an und keuchte laut auf.

"Oh Mann, Lena, willst du mich zu Tode quälen?", presste er hervor, als meine Fingerspitzen seine Leisten nachzeichneten.

Ich ließ mich nicht beirren und fuhr fort.

Leicht massierend streichelte ich seine Oberschenkel, seine Atmung wurde hektisch und er verkrampfte sich, als ich sein steinhartes Glied küsste und meine Zunge an der gesamten Länge auf- und abgleiten ließ.

Ich umschloss es mit der Hand und ließ meine Zunge über seine Eichel flattern, zart wie die Flügelschläge eines Schmetterlings. Er stöhnte  auf und griff mir ins Haar. Lange würde er es nicht mehr dulden, dessen war ich mir sicher. Es entsprach einfach nicht seiner Mentalität zu empfangen ohne selbst aktiv zu sein.

"Enrico Finger weg", forderte ich deshalb mit fester Stimme und tatsächlich ließ er seine Hand fallen und bildete eine Faust.

Ich knabberte mit festen Lippen an dem empfindlichen Bändchen und umkreiste daraufhin seine Eichel mit der Zunge, saugte sie in meinen Mund während meine Zunge flink über sie hinwegfegte. Enricos Becken schoß in die Höhe, er stöhnte  laut auf und ich drückte meine Zunge fest gegen seinen Schaft, saugte und ließ meinen Kopf auf und ab fahren, nur für wenige Augenblicke. Noch einmal verwöhnte ich seinen leicht pulsierenden Penis von der Spitze bis zur Wurzel, wiegte seine Hoden sanft in einer Hand und ließ vorsichtig meinen Daumen darüber kreisen. Enrico stöhnte wild vor sich hin, stieß mir mir sein Becken entgegen, und richtete sich plötzlich auf seine Ellenbogen auf.

"Stop, mein Schatz ... Oh, mein Gott Lena stoppe es", keuchte er um Atem ringend.

Ich schüttelte meinen Kopf und blickte zu ihm hoch, seine Augen glänzten fiebrig. Als ich ihn wieder in meinem Mund einsog, ließ er sich stöhnend zurückfallen. Fest umschloss ich ihn mit den Lippen, saugte, rieb meine Zunge fest an seinem Schaft und bewegte meinen Kopf ruckartig auf und nieder.

"Lenaaa ...!",  stieß Enrico rau hervor und seine Muskulatur begann leicht zu zittern. Er griff kurz vor meinem Kopf ins Leere. Wahrscheinlich wollte er, dass ich von ihm abließ, war dem " point of no return" aber schon zu nahe um sich zu wehren.

Mit drei langgestreckten Fingern  massierte ich leicht den Bereich zwischen Hodensack und Damm.

"Oh verdammt ... ", rief er laut aus, stöhnte laut auf und bockte mehrmals hoch, im selben Rhythmus, wie sein Sperma in mehreren Schüben in meinen Rachen schoss. Ich schluckte und ließ ihn erst sanft aus meinem Mund gleiten, als sein Glied nicht mehr zuckte, streichelte zärtlich über seinen erhitzten Körper, legte glücklich und zufrieden meinen Kopf auf seine Brust, lauschte seinem hämmernden Herzschlag und gab ihm Zeit wieder zu sich selbst zu finden. Ich genoss den Moment, denn ich wusste nur zu genau, dass mir in wenigen Minuten für das eben Geschehene eine Revanche bevorstand. Ich konnte es kaum erwarten.

Wir führten unsere geheime Beziehung fast zwei weitere Jahre unbemerkt fort. Christian und ich versöhnten sich mit Lisa und jeder Außenstehende hätte niemals Verdacht geschöpft. Alles lief bestens.

Bis Mama Maria dahinterkam und Enrico zur Rede stellte.

Ich geriet in Panik als er es mir erzählte. "Wir müssen damit aufhören, Enrico. Wenn sie es bemerkt hat, wird es nicht lange dauern und jemand anderes bekommt es auch mit. Man wird über uns reden. Und irgendwann weiß es der gesamte Ort. Unsere Kinder werden in der Schule dafür büßen müssen, glaube mir."

Enrico versuchte mich zu beruhigen, aber nichts hätte er sagen können um mir die Angst zu nehmen, schließlich hatte ich am eigenen Leib erfahren, wie schmerzhaft es gewesen ist für die Vergehen meiner Mutter büßen zu müssen.

Resigniert meinte er:"Okay, wenn du es so willst, machen wir eine Pause, aber es ist nicht endgültig, Lena. Das kannst du nicht verlangen. Bitte, wende dich nicht von mir ab, mein Schatz. Sex ist nicht alles auf der Welt, Lena, aber wenn ich dich vollständig verliere ... das könnte ich nicht ertragen."

Der Schmerz in seinem Blick zerriss mein Herz und ich nickte um ihm die Hoffnung nicht zu nehmen.

Auch Christian versuchte mich erfolglos umzustimmen.

Ich fühlte mich wie betäubt, mein Herz weinte, aber ich wäre nicht ich gewesen, wenn ich dieses unerträgliche Gefühl nicht tief in meinem Inneren zu verbergen gewusst hätte. Ich war sehr gut darin, das hatte ich genauso gelernt wie das Lesen, Schreiben und Rechnen in der Schule.

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Ungefähr ein Jahr später, wenige Tage nach Alessandros Hochzeit, brach Mama Maria in der Küche zusammen. Die Diagnose der Ärzte im Krankenhaus erschütterte uns alle. Sie hatte fortgeschrittenen Bauchspeicheldrüsenkrebs, operieren konnte man nicht und die Chemotherapie zögerte das Fortschreiten nur ein wenig hinaus. Am Ende wurde uns mitgeteilt, dass es aussichtslos wäre und man nichts mehr für sie tun könne.

Immer wieder wiederholte Mama Maria ihren Wunsch zuhause sterben zu wollen, sie wollte auf keinen Fall noch einmal ins Krankenhaus.

Ihr Zustand verschlechterte sich  zusehends.  Sie wurde pflegebedürftig und die Frage, ob ein Pflegedienst oder ihre Schwiegertochter die Pflege übernehmen sollte, stand zur Diskussion. Mama Maria traf ihre eigene Entscheidung: "Lena wird mich pflegen. Nicht wahr, mein Mädchen, das tust du doch?"

Natürlich tat ich es, das war selbstverständlich für mich.

Dr. Müller, der sich mit 65 Jahren kurz vor seinem Ruhestand  befand und seit der Geburt unseres ersten Sohnes, eng mit den alten Herrschaften befreundet war, hatte die medizinische Versorgung übernommen.

Unfreiwillig wurde ich eines Tages Zeuge eines Gespäches, zwischen Enrico und seiner Mutter, als ich morgens das Schlafzimmer betreten wollte, um Mama Maria zu waschen. Ich hörte Enrico schluchzen und blieb wie erstarrt vor der, einen spaltbreit, geöffneten Tür stehen.

"Ich liebe sie Mama, ich liebe sie, seit ich sie zum ersten mal sah und ich kann nicht damit aufhören sie zu lieben, obwohl es nicht sein darf", erklang Enricos heisere Stimme.

"Ja ich weiß, mein Junge", vernahm ich die schwache Stimme seiner Mutter. "Wir hätten dich und nicht Alessandro nach Italien schicken sollen, vielleicht hätten wir dir damit viel Schmerz ersparen können. Du magst zwar der ältere sein, aber dein Bruder ist im Grunde genommen der stärkere von euch beiden. Doch du hättest dich sowieso geweigert, das wussten wir.

Sage mir, warum hast du dich niemals von Lisa getrennt? Ich habe es dir nie gesagt, mein Junge, aber sie war mir schon immer unsympathisch!"

"Wegen Marina, Mama. Ich schwöre dir, ich werde mich scheiden lassen, sobald Marina das Haus verlässt um ein eigenes Leben zu führen", versprach Enrico.

"Du bist so ein guter Junge und ich verspreche dir, dass du dein Glück  finden wirst. Manchmal braucht es halt ein wenig länger. Gib die Hoffnung nicht auf, mein Sohn", erwiderte seine Mutter schläfrig.

Leise schlich ich mich zurück ins Bad, drehte den Wasserhahn auf und klapperte etwas lauter als gewöhnlich mit irgendwelchen Gegenständen um Enricos Aufmerksamkeit zu erregen. Erst als er schnellen Schrittes am Bad vorbeigehuscht war, machte ich mich erneut auf den Weg zu Mama Maria.

Meine Gedanken kreisten, auf der Suche nach einer Erklärung für Enricos Worte, wirr in meinem Kopf herum. Er hatte sich verliebt, irgendwie freute mich der Gedanke, andererseits schmerzte es mich. Aber trotz allem: wer mochte diese Frau sein? Vor allen Dingen: Warum hatte er nie mit uns über sie geredet? Und wann war es passiert? Es musste schon vor mindestens anderthalb Jahren gewesen sein, das würde zumindest Mama Marias Bedauern über die Fehlentscheidung, Alessandro statt Enrico nach Italien zu schicken, erklären. Aber dann hätte er ja Marina hier zurücklassen müssen. Nie im Leben wäre Lisa nach Italien gezogen.

Sanft berührte ich die Schulter der alten, geliebten Frau. Sie schlug die Augen auf und blickte mich warmherzig an, ein Lächeln erhellte ihr faltiges Gesicht.

"Du bist mir immer so lieb gewesen, als wärest du mein eigen Fleisch und Blut, meine Tochter, genauso wie Christian ein weiterer Sohn für mich ist", flüsterte sie, bevor sie die Augen wieder schloss.

Leise weinend begann ich mit der täglichen Körperpflege, sanft und vorsichtig, um ihrem ausgemergelten Körper keinen Schmerz zu bereiten. Als ich fertig war, umfasste sie meine Hand mit erstaunlich festem Griff.

"Willst du nicht dein Herz bei mir erleichtern, mein Mädchen, ich weiß schon seit langem was dich quält.  Lasse deine Gefühle zu Lena, lasse auch das frei, was du tief in deiner Seele verborgen hältst", forderte sie mich zum Reden auf.

"Mama Maria,  mir geht es gut ...", gab ich tonlos zurück.

"Vielleicht ist es irgendwann zu spät Lena. Ich habe mal ein Zitat von Dan Millmann gelesen: >Frage dich in jeder schwierigen Situation: Was würde der stärkste, mutigste, liebevollste Teil meiner Persönlichkeit jetzt tun? Und dann tue es. Tue es richtig. Und zwar sofort.<

Zögere nicht länger, mein Kind. Stehe deinem Glück nicht selbst im Wege. Eure Kinder haben in euch wundervolle Eltern, die ihnen in jeder erdenklichen Situation beistehen würden. Kinder spüren es, wenn euch etwas belastet, glaube mir, und sie leiden mit euch, obwohl sie nicht wissen worum es eigentlich geht.

Versprich mir, mein Mädchen, dass du dich um Enrico kümmerst, wenn ich nicht mehr da bin. Schenke ihm ein wenig von deiner Liebe und Wärme, nur soviel, wie du für ihn erübrigen kannst, ich mache mir so große Sorgen, dass ihn sein Herzschmerz eines Tages zerreißen wird", verlangte sie mit geschlossenen Augen.

Heulend fiel ich vor ihrem Bett auf die Knie, küsste ihre Hand und schluchzte: "Wir werden alles für ihn tun Mama Maria, alles was in unserer Macht steht werden Christian und ich für ihn tun. Ich werde ihm Liebe und Wärme schenken, soviel er von mir annehmen mag, denn ich habe genug davon in mir, sodass ich deinen Sohn und meinen Mann damit überschütten kann. Ich werde für Enrico da sein, wann auch immer er mich braucht, das verspreche ich dir."

"Danke meine Tochter, das macht es mir leichter", sprach sie und drückte ganz zaghaft meine Hand um gleich darauf einzuschlafen.

Ich blieb noch eine Weile, vor ihrem Bett kniend bei ihr, um mich wieder zu fassen.

Erneut dachte ich darüber nach, was das Gespräch zwischen Enrico und seiner Mutter zu bedeuten hatte. Nach Lisas Fehltritt vor etwa vier Jahren, lief die Sache zwischen Enrico und mir noch fast zwei Jahre, bis Mama Maria ihn zur Rede stellte, sie hatte Verdacht geschöpft und wir beschlossen den Wahnsinn zu beenden.

Danach musste das mit dieser Frau passiert sein, aber das machte alles keinen Sinn, denn als Alessandro dann am Boden war, hatte ich mich nochmal mit Enrico eingelassen und er versprach mir, dass er wenn nötig ein ganzes Leben lang auf mich warten würde. Drei Tage später ist Alessandro nach Italien abgereist. Ich verstand es nicht ... egal.

Jedenfalls hatten sich Lisa und er lange davor arrangiert. Ich hatte mich mit Lisa vertragen, obwohl ich zugeben musste, dass wir nie wieder so vertraut miteinander umgingen, wie es vorher der Fall gewesen war.

Enrico gab sich normal seit ich unsere Beziehung beendete. Ich vermisste ihn ... so sehr. Er hat sich also in eine andere Frau verliebt und bei ihr seine Bedürfnisse stillen können.

Aber warum, hat Mama Maria so etwas zu mir gesagt?

Und warum hatte ich stets das Gefühl, dass Enrico nicht glücklich war, abgesehen von der Tatsache, dass seine Mutter sterbenskrank war?

Alles sehr sonderbar.

Je länger ich darüber grübelte, desto schmerzhafter wurde der Gedanke für mich, denn Enrico hatte nicht lange auf mich gewartet. Mit dem Entschluss Christian in den nächsten Tagen auf diese Frau anzusprechen rappelte ich mich hoch.

Als ich den Raum verlassen wollte, stand Alessandro leise schluchzend in der Tür, wie lange er schon dort gestanden hatte und ob er mein Versprechen hörte, wusste ich nicht.

Er war, mit seiner kleinen Familie sechs Wochen zuvor angereist, gleich als die lange Sommerferienzeit in Italien begann, um die letzten Tage an der Seite seiner Mutter verbringen zu können. Ich zog ihn in meine Arme und streichelte ihm tröstend seinen Rücken. Weinend umarmte er auch mich. Er beruhigte sich relativ schnell.

"Wie machst du das nur, Lena?", fragte er mit belegter Stimme.

"Was meinst du?", ich sah ihn verständnislos an.

"Nun, du schließt jemanden in deine Arme und er fühlt sich gleich getröstet. Jedermann, der dein bezauberndes Lächeln zu sehen bekommt, meint die Sonne ginge auf. Die Herzenswärme, die du ausstrahlst, bringt jedes noch so kalte Herz zum schmelzen. Du findest die richtigen Worte, um jemanden aus tiefer Dunkelheit zurück ans Licht zu führen. Du bist in einem Moment selber tieftraurig und im nächsten spendest du Trost, als hätte es die Tränen, die du kurz zuvor geweint hast nie gegeben."

Seine Worte beschämten mich ein wenig.

"Ich weiß es nicht Alessandro. Vielleicht habe ich diese Begabung nur, um euch ein wenig von der Liebe zurückzugeben, die ihr mich damals habt spüren lassen, als meine eigene Mutter mich vor die Tür gesetzt hat. Du hast mir vor langer Zeit zur Seite gestanden und mich vor den Attacken unserer Mitschüler geschützt, als mein Vater mich bei meiner kaltherzigen Mutter zurückließ, weißt du noch?  Ich liebe euch alle von ganzem Herzen", flüsterte ich.

"Das war nichts, Lena. Aber ich habe mich nie dafür bedankt , dass du mir deine Wärme geschenkt hast, als es mir vor anderthalb Jahren so dreckig ging, danke, dass du mich aus dem Dunklen befreit hast", sprach Alessandro leise, "danke dafür, dass du meinem Vater vor Kurzem seinen Gottesglauben zurückgegeben hast und nochmal danke dafür, dass du meiner Mutter gerade eben eine schwere Last vom Herzen genommen hast. Ich denke, sie ist nun bereit loszulassen und wird in Kürze von ihrem Leiden erlöst werden. Habe ich recht?"

Ich nickte.

Er zog mich noch einmal fest an sich, vergrub sein Gesicht in meinem Haar und atmete tief ein. Sanft schob er mich leicht von sich, ich blickte zu ihm auf und er küsste meine Nasenspitze.

"Ich liebe dich", flüsterte er.

"Ich liebe dich auch, Alessandro. Bist du glücklich mit Felicia?"

Er nickte und ich sah das Aufleuchten seiner Augen.

"Sie ist ein wenig so wie du, großherzig wie meine Mutter und unglaublich verständnisvoll. Wir sind verdammt glücklich zusammen."

"Das freut mich sehr", gab ich ehrlich zurück, denn ich mochte Felicia sehr. Sie war einfach wundervoll.

"Aber was ist mit dir Lena?", hakte er leise nach, "ich frage mich schon seit längerer Zeit, was dich belastet. Jedes Mal wenn wir uns sahen, lag dieser Schmerz in deinen Augen, er scheint immer größer zu werden und dein Lächeln ist etwas verblasst. Du weißt, dass ich für dich dasein werde, wann immer du mich brauchst. Sei es jetzt, oder sei es wenn ich in Italien bin. Wir können telefonieren, wann immer du dazu breit sein magst mir deine Sorgen anzuvertrauen. Falls nötig, werde ich nicht zögern herzukommen um dir eine Stütze zu sein. Du musst es mich nur wissen lassen, Lena, dann bin ich für dich da."

Ich nickte.

"Mit geht es gut Alessandro, nur im Moment ... du weißt wie sehr ich Mama Maria liebe, sie war mir mehr eine Mutter, als meine eigene es jemals gewesen ist. Danke dafür, dass du mir so ein guter Freund bist, Alessandro."

Er streichelte meine Wange und küsste meine Lippen. "Jederzeit, meine Süße", ließ er mich noch einmal wissen, dann trat er an das Bett seiner Mutter. Leise schloss ich die Tür hinter ihm.

Am Tag darauf begab sich Mama Maria auf ihre letzte Reise. Wir waren alle um ihr Bett versammelt. Papa Fernando hielt ihre Hand und kurz bevor sie ihren letzten Atemzug nahm, sagte er zu ihr: "Du wirst doch auf mich warten da oben, nicht wahr mein Liebling? Du weißt dass wir uns wiedersehen."

Ganz leicht nickte sie und schloss mit einem Lächeln auf den Lippen die Augen.

Er beugte sich vor, flüsterte: "Ich liebe dich" und küsste sie ganz sanft.

Dr. Müller stand neben dem Bett und legte eine Hand auf seinen Rücken, als Papa Fernando zu schluchzen begann. "Das hat sie nicht mehr gehört. Warum habe ich nicht zuerst gesagt, dass ich sie liebe. Ich bin ein verdammter Esel!"

Beruhigend klopfte Dr. Müller seinen Rücken. "Das hat sie Fernando, glaube mir, sie hat es gehört, mein alter Freund."

Papa Fernando nickte.

Wir schnieften leise vor uns hin, hielten uns gegenseitig im Arm. Christian und ich, Alessandro, der seineTochter Isabella in dem einen und seine Frau Felicia im anderen Arm hielt, unsere beiden Söhne, Andy und Leon, die Marina gemeinsam umarmten, nur Lisa und Enrico standen verloren im Raum. Lisa mit einem gleichgültigen und Enrico mit einem versteinerten Gesichtsausdruck.

Christian erfasste die Lage im selben Moment wie ich und bedeutete mir zu ihm zu gehen, was ich nach einem leichten, verstehenden Nicken sofort machte.

Ich umarmte Enrico tröstend, er legte mechanisch seine Arme um mich,  hauchte einen Kuss auf meine Stirn, befreite sich anschließend sanft aus meiner Umarmung und verließ den Raum. Mit quietschenden Reifen fuhr er wenige Sekunden später davon.

Ich war geschockt ...

Christian rannte zur Tür hinaus. Aber was hätte er unternehmen sollen? Es wäre vollkommen sinnlos gewesen Enrico hinterherzufahren. Unser Auto stand in unserer Garage.

Alessandro war Christian gefolgt, er legte einen Arm um seine Schulter. Als ich weinend zu ihnen trat, zog er mich mit dem anderen Arm an sich. "Wir können nur hoffen, dass er heile zurückkommt", flüsterte er hilflos.

Lisa rauschte an uns vorbei.

"Wo ist Enrico hin?", fragte Alessandro sie. Sie zuckte nur mit den Schultern und antwortete: "Woher soll ich das wissen?"

Die gleiche Wut wie vor einigen Jahren  erfasste mich. Christian, der meine Gedanken zu lesen schien, als ich mich in Alessandros Arm regte, nahm mich fest bei der Hand. "Nicht heute, Lena, bitte. Ich würde auch gerne vor Wut explodieren, aber das müssen wir uns verkneifen."

So warteten wir stundenlang, gemeinsam mit Alessandro, ungeduldig und vor Sorge beinahe verrückt, auf Enricos Rückkehr.

Erst in den Abendstunden kam er zurück und verschwand geradewegs in seinem Haus, wir saßen auf der Terasse des Hotels und atmeten erleichtert auf.

Christian fuhr von seinem Platz hoch und wollte seinem Freund hinterhereilen, doch Alessandro hielt ihn davon ab. "Lass ihn Chris, gib ihm ein wenig Zeit. Ich werde nachher nach ihm sehen."

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Mein Blick fällt auf Mama Marias, beinahe lebensgroßes Porträt an der Wand. Ich habe mein Wort gehalten. Aber nicht weil ich ihr mein Versprechen gab, sondern weil mein Herz sich schon lange vorher auch für ihren Sohn entschieden hatte. Nur war ich zu der Zeit noch nicht in der Lage zu meinen Gefühlen zu stehen und zwei Männer zu lieben, erschien mir das unnormalste auf der Welt zu sein.

"Sie war eine großartige Frau", flüstert Christian. "Ja, das war sie, unsere Mama Maria, eine Frau mit einem goldenen Herzen."



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