Unkonventionell (fm:Romantisch, 12827 Wörter) | ||
Autor: postpartem | ||
Veröffentlicht: Dec 14 2022 | Gesehen / Gelesen: 25435 / 19196 [75%] | Bewertung Geschichte: 9.74 (366 Stimmen) |
Der geheime Charme des Unerwarteten. |
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Ein zweites? Gut, ein zweites. Ich winkte mir den gelangweilt wirkenden Kerl hinter dem Tresen ran.
"Mir noch eine Gerstenkaltschale und der Dame, was auch immer Abartiges sie da trinkt", orderte ich mit einem angedeuteten Seitenblick auf die vielleicht dreißigjährige dunkelblonde Frau, die zwei Hocker weiter an der Bar saß.
Der Typ verzog keine Miene und stellte die Getränke bei den benannten Empfängern ab. Die Frau schien keineswegs überrascht, nahm ihr halbleeres und das volle Glas und setzte sich neben mich. Sah mich prüfend an, und meinte "Danke".
Ich nickte und starrte in mein Bier. Trank dann einen kleinen Schluck. Es irritierte sie offenbar, dass ich nicht die erwartete Unterhaltung begann.
"Der Spruch? Willst du mich nicht mit deinem Spruch beglücken?"
"Welcher Spruch?"
"Keine Ahnung, welchen du verwendest. So besonders erfinderisch seid ihr Kerle ja nicht. Ich habe genau dreiundvierzig notiert, und es gab seit Monaten keine Ergänzung mehr. Nur Wiederholungen."
"Ich glaube, ich kann dir nicht folgen", meinte ich nach einem kurzen Seitenblick.
"Na, du willst mich doch aufreißen, oder?"
"Ich dachte, du könntest auch noch einen vertragen, so gelangweilt, wie du da rumgesessen hast. Mehr nicht."
"Ernsthaft? Du gehst in einen Schuppen wie diesen, und willst keine Frauen abschleppen?"
"Oh, ist das so ein Bett-Sprungbrett hier? Das wusste ich nicht, ehrlich. Ich habe die erste Kneipe genommen, die auf meinem Nachhauseweg lag."
"Ah, natürlich. Erzähl noch einen. Und wenn ich ein Typ wäre, hättest du mir selbstverständlich ebenfalls einen Drink bestellt. Auch die Masche ist nicht neu."
"Du scheinst ja mächtig viel Erfahrung zu haben."
"Ach, jetzt bin ich eine Schlampe?"
"Nur auf dem Holzweg. Keine Masche. Ich feiere hier meine Entlassung. Noch genau eine Bierlänge. Mehr nicht."
Jetzt war sie wirklich verwirrt.
"Entlassung? Du wurdest rausgeschmissen? Hast deinen Job verloren?"
"Jo. Völlig zurecht. Ich bin faul, unzuverlässig und habe ein viel zu gutes Verhältnis zu meinem Hausarzt, was sich gemeinhin in gelben Urlaubsscheinen äußert. Wundert mich eigentlich, dass sie so lange gebraucht haben."
"Besonders zu treffen scheint dich das nicht."
"Nö, das ist schon in Ordnung. Fair ist fair."
Sie sah mich kopfschüttelnd an. Überlegte wohl, wie sie mich einordnen sollte. Viel Glück.
"Und jetzt trinkst du dir Mut an, um es deiner Frau zu erzählen."
"Frau hatte ich nicht. Eine Freundin. Die hat mich allerdings schon vor zwei Monaten entlassen."
"Na sowas. Und warum? War dein Hausarzt eine Sie?"
"Nö. Was weiß ich. Zu wenig Aufmerksamkeit. Versager im Bett. Irgendwie
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