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Der Betrug (fm:Romantisch, 12535 Wörter)

Autor:
Veröffentlicht: Jan 27 2023 Gesehen / Gelesen: 21128 / 18752 [89%] Bewertung Geschichte: 9.48 (398 Stimmen)
Meine Verlobte betrügt mich, ich stehle mich aus ihrem Leben und finde die Frau für's Leben

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Hallo, also ich bin der Jürgen, mittlerweile 50 Jahre alt, und ich möchte euch meine Geschichte erzählen.

Nun gehen wir 25 Jahre zurück ...

Ich wohnte damals, als ich 25 war, in meiner Heimatstadt Köln. Zwei Jahre zuvor hatte ich meine damalige Freundin Susanne kennengelernt, war zu ihr gezogen, und wir wollten demnächst heiraten. Meine Eltern waren bei einem Busunfall gestorben, als ich 17 war. Ich war damals nicht mit dabei, als es passierte. Es war trotzdem traumatisch für mich. Ich machte eine Lehre, und arbeitete dann erst als Arbeiter, dann als Vorarbeiter in einem Logistikunternehmen.

Mal wieder hatten wir Probleme in einem Lager in einem Vorort von Köln. Lieferwagen kaputt und auch Schwierigkeiten mit der IT vor Ort. Wir brauchten aber dringend einige Waren von dort. Rudi, unser Mann für die schnelle Eingreiftruppe, hatte gerade seinen verdienten Urlaub angetreten. Also musste ich ran. Es war ein warmer Spätfrühlingstag. Ich setzte mich also in unseren Lieferwagen und fuhr dorthin. Ich war schon fast da, da sah ich etwas. Nein, es war mehr eine Ahnung. Hatte ich da eben nicht gerade Susanne gesehen? Dort an den Treppen der U-Bahn Station an der Litfaßsäule? Aber ich war mir nicht sicher. Was machte sie denn hier? Susanne arbeitete in der Kulturbehörde und hatte eher selten Außentermine.

Ich fuhr nun noch einmal um ein Quarree, aber da war niemand mehr. Trotzdem, meine Neugier war geweckt. Ich erledigte die Sachen in unserer Außenstelle, zur Firma zurück, und machte dann Feierabend. Natürlich war es jetzt später als sonst geworden. Susanne war schon zu Hause. Sie begrüßte mich wie immer. Beim Abendessen fragte ich sie dann beiläufig, wie ihr Tag war. Ob sie draußen das schöne Wetter genießen konnte. Sie tat erstaunt, sie hätte doch den ganzen Tag im Büro arbeiten müssen wie fast immer. Es kam glaubhaft rüber, aber irgendetwas stimmte trotzdem nicht. War es ein Augenaufschlag zu viel? Oder kurz weggeschaut? Ich wusste es gar nicht zu sagen.

Am anderen Tag sah ich zu, dass ich wieder zur Außenstelle kam, obwohl heute nichts wirklich dringendes anlag. Ich fuhr auch extra eher los. Ich stellte das Auto auf dem Hof ab und ging die 300 Meter zu Fuß bis zu einer Stelle, wo ich das Gelände dort gut einsehen konnte. Obwohl ich eine halbe Stunde wartete, passierte nichts, nur der übliche Strom an Menschen. Hatte ich mich doch geirrt? Aber auch am anderen Tag versuchte ich es noch einmal. Wieder keine Susanne. Aber es stand ein Typ dort, der ungeduldig auf seine Uhr schaute und leicht nervös war. Plötzlich entspannten sich seine Gesichtszüge und ein Lächeln zauberte sich auf sein Gesicht. Ich wollte mich schon für ihn mitfreuen, da sah ich sie, wie sie die letzten Treppen der U-Bahn Station hochkam. Susanne!

Sie ging schnurstracks auf den Typen zu und umarmte ihn. Und dann küsste sie ihn! Leidenschaftlich, bestimmt eine Minute lang. Dann fassten sie sich an die Hand und gingen über den Platz davon. Ich war wie paralysiert, stand völlig neben mir. Meine Susanne! Die mir Treue geschworen hatte und mich heiraten wollte! Wie konnte die so etwas tun? Bevor ich mich wieder halbwegs gefangen hatte, waren die beiden um eine Ecke der Nebenstraße verschwunden. Da erst fiel mir ein, dass ich ja mal ergründen sollte, wer der Typ war und wohin die gingen. Hatten die hier ein Liebesnest? Ich riss mich aus meinen Gedanken und spurtete über den Platz. Aber als ich dort um die Ecke bog, war von den beiden nichts mehr zu sehen. Völlig demoralisiert, am Boden zerstört ging ich zur Außenstelle, erledigte mechanisch die Arbeit dort, und fuhr wie ein Roboter zur Firma zurück.

Nach Hause wollte ich nicht. Nicht so schnell. Ich ging daher zu Fuß und grübelte. Was sollte ich denn jetzt nur tun? Ich würde sie anschreien, wenn sie nach Hause käme! Würde sie zur Rede stellen, sie zwingen, sich erklären zu müssen. Nein, kommt nicht so gut, würde eh nichts dran ändern. Dann würde nur so eine doofe Antwort kommen wie tut mir leid, ist aber einfach passiert oder so. Wollte ich mir so ein Gefasel anhören? Nee! So etwas passiert eben nicht einfach so. Dann fiel mir ein: Ich würde sie verprügeln. Das verwarf ich aber gleich wieder. Vielleicht würde das für einen Augenblick helfen, zumindest emotional, aber ändern würde das auch nichts. Im Gegenteil, es würde mich angreifbar machen. Dann wäre ich nachher der Buhmann.

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