Slutfindr (fm:Schlampen, 1618 Wörter)

Hey, Alex, hab ich dir eigentlich schon diese neue App gezeigt? Die ist echt der Hammer!" Mein Kumpel Malte stellt sein Bier auf dem Couchtisch ab und setzt sich aus seiner lümmelnden Haltung auf. Gemeinsam hatten wir uns bei mir ein Bundesligaspiel auf meinem großen Flachbildfernseher angesehen und tranken nun noch ein paar Bier, um plaudern zu können. "Das ist wie Tinder, nur noch mehr auf zwanglosen Sex fokussiert. Klingt wie in einer billigen Onlinewerbung, ich weiß. Aber.... glaubs mir oder nicht, ich habs tatsächlich schon ausprobiert und es hat funktioniert!"

Malte zeigt mir die App, in der man per Multiple-Choice eine kurze Beschreibung von sich selbst und seinen Vorlieben abgibt und dann gematcht wird mit Inseraten aus der Umgebung. "Du gibst quasi an, wer du bist und was du willst. Und dann kann jemand anderes ein Inserat aufgeben, dass er/sie gerne Sex mit bestimmten Vorlieben hätte und wenn ihr zusammenpasst, seht ihr die Bilder voneinander und könnt zu- oder absagen", erklärt Malte. "Ach krass, da wird ja wirklich nicht lange gefackelt. Und was ist, wenn mehrere Leute auf ein Inserat passen?" frage ich nach. "Dann bekommt die, die das Inserat gestellt hat die Auswahl und wenn sie sich für dich entscheidet, siehst du das Match erst." "Hm, ok und das klappt wirklich?" "Na bei mir zumindest schon", entgegnet Malte stichelend und gibt mir einen sanften Hieb mit dem Ellbogen. Wir quatschen noch ein wenig weiter und trinken unser Bier aus, dann verabschiedet sich Malte nach Hause.

Als er zur Wohnungstür raus ist, gehe ich an mein Handy und suche im Store nach der App. "Slutfindr", also "Schl*mpenfinder", heißt sie. Nicht sehr euphimistisch, aber wohl auch nicht gelogen. Nachdem die App geladen ist, lege ich mir ein Konto unter einem Nicknamen an und tippe meine Eigenschaften sowie Vorlieben ein. Kurz räume ich die Bierflaschen weg, dann gehe ich ins Bett.

Am nächsten Morgen checke ich die App, doch noch nichts hat sich getan. Wäre wohl auch zu viel verlangt. Ich gehe zur Arbeit und kontrolliere ungeduldig vor Neugier immer wieder mein Hady, doch nichts tut sich. Tage verstreichen und keine Nachricht erreicht mich in der App. Schließlich kommt das Wochenende und ich beschließe, den Sonntag mal wieder ganz in Ruhe für mich zu verbringen. Nach dem Frühstück setze ich mich in Jogginghose mit einer Tasse Kaffee auf die Couch und scrolle durch Netflix auf der Suche nach einem unterhaltsamen Film.

Plötzlich vibriert mein Smartphone, eine Pop-up-Benachrichtigung von Slutfindr. HotMama76 hat ein Inserat gepostet!. Mein Puls steigt schlagartig an, ich entsperre mein Handy und öffne die App, darin poppt das Inserat auf.

Hi, ich bin HotMama76 und habe heute außerordentliche Lust auf ein Abenteuer im Freien. Wenn du auch Interesse hast, dann nimm an und ich leite dich für alles weitere an.

Der Textnachricht ist ein Bild angehangen, auf dem eine Frau ca. Mite 40 zu sehen ist. Sie hat glatte hellbraune Haare, braune Augen und ein nettes Lächeln. Mit Stirnband, Funktionsjacke und Jeans steht sie am Gipfel eines Berges und grinst in die Kamera.

Unterhalb der Nachricht sind ein rotes X und ein grüner Haken abgebildet. Ich drücke auf den grünen Haken. Die App gratuliert mir zu meinem ersten Match und ein Chatfenster öffnet sich. Ich tippe:

Hallo HotMama76, dein Inserat klingt ja sehr aufregend und auch dein Bild hat mir sehr gefallen! Ich warte gespannt auf deine Anweisungen.

Sofort erscheint eine Sprechblase mit drei Punkten und kurz darauf die Antwort meiner Gesprächspartnerin.

Hallo HerbieGPunkt, danke dein Urlaubsbild hat mir auch gut gefallen. Siehst sexy aus. Komm um 14 Uhr zum Wanderparkplatz Grünmoos, wenn du dort bist schreib mir, dann erhältst du weitere Anweisungen.

Mein Herz schlägt nochmals höher. Das ganze ist so aufregend! Ein wenig Angst habe ich ja schon, in eine Falle zu tappen und als zerstückelte Leiche wiedergefunden zu werden. Aber dass Malte wohl gute Erfahrungen gemacht, gibt mir Vertrauen.

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