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Krieg und Liebe: Tanganjikabahn (fm:Romantisch, 17331 Wörter)

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Veröffentlicht: Dec 05 2023 Gesehen / Gelesen: 9367 / 8128 [87%] Bewertung Geschichte: 9.75 (193 Stimmen)
Vor und während WW1: Deutscher Eisenbahningenieur, unglücklich früh verwitwet, entschließt sich nach Deutsch-Ostafrika zu gehen und findet ein wahres Abenteuer

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Verlust hinwegzukommen."

Die Gespräche in der Berliner Hauptverwaltung über meine Bewerbung bei der OAEG waren innerhalb von wenigen Wochen abgeschlossen. So schiffte ich mich Anfang Oktober in Hamburg auf einem Dampfer der Deutschen Ost-Afrika-Linie mit dem Ziel Daressalam ein und sah meiner nächsten Zukunft mit einer sehr persönlichen Mischung aus Neugierde, einem unbestimmten Freiheitsgefühl und einer Vorfreude auf ein berufliches wie privates Abenteuer entgegen.

In Daressalam angekommen stellte ich als erstes fest, dass mich ein mehr als ungewohntes Spätherbstwetter empfing: warm, regnerisch und praktisch windstill. Die Luft stand wie eine feuchte Wand.

"Ist das Wetter hier immer so?" fragte ich den Betriebsdirektor der OAEG, bei dem ich mich zum Dienstantritt meldete.

"Ja", grinste er mich an. "Hier an der Küste ist in der Regel zehn Monate Waschküchenwetter, mit regelmäßigen Gewittern unterbrochen." Er deutete auf ein paar Gummistiefel in der Ecke seines Büros. "Das ist hier an der Küste die mit Abstand beste Fußbekleidung, wenn Sie ihr Haus oder ihr Büro verlassen. Den Matsch kann man mit Wasser abwaschen, zudem halten sie die Füße trocken."

"Gut. Wird meine erste Anschaffung werden."

Wir führten ein einstündiges, sehr freundschaftliches Gespräch über die aktuelle Lage der OAEG und ihre zahlreichen Probleme. Direktor Huber war glücklich, seinen technischen Stab um einen berufserfahrenen Eisenbahningenieur zu verstärken. "Sie werden feststellen, Herr Henschel, dass wir bei weitem nicht genug Ingenieurpersonal haben. Erfreulicherweise sind Sie ohne Familie gekommen, das erhöht ihre Flexibilität und Einsatzfähigkeit."

Wir vereinbarten, dass ich bis zum Jahreswechsel in der OAEG-Direktion in Daressalam arbeiten würde und wir dann gemeinsam über meine weitere Verwendung entscheiden würden. Zum Abendessen wurde ich von Direktor Huber direkt in den Deutschen Club eingeladen. "Wir sind hier rund 4.000 Deutsche in dieser Kolonie, dazu kommen rund 1.200 andere Europäer. Hier in Daressalam sind wir noch nicht einmal eintausend Deutsche, da sind der Deutsche Club und der Gouverneurspalast die wichtigsten Treffpunkte der deutschen Bevölkerung. Sie kommen am besten gleich mit, weil Sie auf die Weise sehr schnell alle wichtigen Herren in Daressalam kennenlernen."

Drei Tage später stellte mich Direktor Huber im Deutschen Club Gouverneur von Rechenbach vor. Es entspann sich bei Kaffee, Rheinwein und sehr gutem deutschen Weinbrand ein ausgesprochen freundliches Gespräch, das plötzlich eine erstaunliche Wendung nahm, als der Gouverneur registrierte, dass ich als Leutnant der Reserve im Eisenbahnregiment Nr. 1 gedient hatte.

"Was haben Sie mit unserem jungen Herrn Diplom-Ingenieur vor, Herr Direktor Huber?" sprach er diesen unmittelbar an.

Mein Direktor zuckte zuerst mit den Schultern. "Noch nichts endgültig entschieden. Herr Henschel arbeitet sich derzeit in die Planungen der Mittellandbahn westlich von Tabora ein. Wir denken, dass wir von Daressalam bis Tabora in eineinhalb Jahren im Regelbetrieb fahren, dann fehlen uns aber immer noch rund vierhundert Kilometer bis zum Tanganjikasee."

"Wir müssen schneller werden, Herr Direktor. Sie haben", dabei schaute er mich direkt an, "Verstärkung durch einen preußischen Eisenbahnoffizier, der zugleich Diplom-Ingenieur ist. Warum starten Sie nicht baldmöglichst in Kigoma und bauen sich von beiden Richtungen vorwärts?"

"Primär wegen der Materialfrage, Eure Excellenz. Die Schienen kommen per Schiff aus der Heimat."

"Und alles andere, bevor die Schienen gelegt werden?" Ich registrierte sofort, dass dem Gouverneur, der in Berlin aufgrund seiner Leidenschaft für Investitionen in Verkehrsverbindungen auch "der eisenköpfige Rechenberg" genannt wurde, der Arbeitsfortschritt der OAEG und der für den Bau verantwortlichen Philipp Holzmann AG zu langsam war. "Wir stehen wirklich unter Druck, den Tanganjikasee als Handelsschwerpunkt unter deutsche Vorherrschaft zu bringen und nicht den Belgiern und Engländern zu überlassen. Wir haben wirklich große Ideen für die Entwicklung des Westens unserer Kolonie."

Direktor Huber führte eine verbale Abwehrschlacht gegen den Gouverneur und wies immer wieder auf die massiven Hindernisse der Geologie und der klimatischen Bedingungen hin, die der Eisenbahnbau in Deutsch-Ostafrika zu überwinden hatte.

Da der Gouverneur noch einen Abendtermin wahrnehmen musste, wurde unser Gespräch an dieser Stelle abgebrochen. "Kommen Sie beide doch am Donnerstag zu mir ins Büro", sagte er zum Abschied. "Wir müssen das Gespräch über Ihren richtigen Einsatzort unbedingt fortsetzen. Ich denke, Ihre Zuwanderung nach Deutsch-Ostafrika gibt uns erheblich Zusatzmöglichkeiten."

Der zweistöckige, schneeweiße Gouverneurspalast war in der Tat ein beachtliches Bauwerk. Beide Stockwerke waren umrundet von offenen, umlaufenden Säulengängen, die die Fenster sowohl gegen die Sonne als auch gegen den häufigen Regen abschirmten und somit für etwas kühlere Atmosphäre im Inneren sorgten. Bei dem anberaumten Treffen drei Tage später waren neben Gouverneur von Rechenberg, seinem Privatsekretär - einem auffällig gut aussehenden blonden Mann - auch Oberstleutnant Kurt von Schleinitz, seit dem niedergeschlagenen Maji-Maji-Aufstand der Kommandeur der Schutztruppe für Ostafrika und sein Adjutant anwesend.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde kam der Gouverneur ohne Umschweife auf den Punkt. "Herr Direktor Huber, Herr Henschel, wir haben nach unserem erfreulichen, aber leider zu kurzem Gespräch bereits ein Vorgespräch innerhalb der politischen und militärischen Führung der Kolonie geführt. Aus diesem Grund nimmt auch der Kommandeur unserer Schutztruppe an diesem Gespräch teil." Er schaute jetzt den Oberstleutnant an, der sofort das Wort ergriff.

"Unsere Schutztruppe mit ihren rund 400 Offizieren und 2.600 Mann ist in 14 Kompagnien gegliedert, deren sechste Kompagnie auf drei Standorte entlang des Tanganjikasees verteilt ist. Dies sind Ujiji, Rutschugi und ganz im Süden Bismarcksburg, was bedeutet, dass diese Kompagnie auf mehr als 500 Kilometer Uferfläche und Hinterland verteilt ist. Erfreulicherweise sind die afrikanischen Stämme in dieser Region vergleichsweise friedlich und freundlich, an dem großen Aufstand vor sechs Jahren waren sie nicht beteiligt. Andererseits sind die Uferregionen des Tanganjikasee an der Westseite von Belgisch-Kongo und im Süden vom britischen Rhodesien verwaltet, die auf dem See durchaus im direkten Wettbewerb zu uns agieren. Insofern hat die 6. Kompagnie auch Aufgaben der Ufersicherung wahrzunehmen."

"Und hier kommt jetzt das kombinierte Interesse der zivilen und der militärischen Führung unserer Kolonie zusammen", ergriff jetzt wieder der Gouverneur das Wort. "Die Mittellandbahn wird die erste direkte und leistungsstarke Verbindung zwischen Daressalam am offenen Meer und Kigoma am Tanganjikasee darstellen. Wir versprechen uns davon einen gewaltigen Vorteil gegenüber unseren Konkurrenzmächten. Neben der Eisenbahnverbindung wollen wir deshalb in einem zweiten Schritt moderne Dampfschifffahrt auf dem See einführen. Die deutschen Plantagenbesitzer, die sonst durchaus im politischen Gegensatz zur städtischen Bevölkerung und den hier ansässigen Händler stehen, begrüßen diese Vorhaben mit großer Zustimmung."

Mir dämmerte langsam, worauf dieses Zusammentreffen zusteuerte.

Der Gouverneur und der Oberstleutnant schauten nun wechselweise Direktor Huber und mich an. "Wir wollen Ihnen heute unseren ausdrücklichen Wunsch antragen, dass Herr Diplom-Ingenieur Andreas Henschel, der zudem die Auszeichnung eines Leutnants der Reserve in seinem Lebenslauf vorweisen kann, zum frühestmöglichen Zeitpunkt in Kigoma seinen Dienstsitz nimmt, dort alle Vorbereitungen für die OAEG mit Bau des Bahnhofs, der Pieranlage am See, des Bahnbetriebswerks und so weiter trifft und den Bau von Kigoma Richtung Osten so weit wie möglich vorantreibt. Zugleich wollen wir Leutnant der Reserve Henschel in die Struktur der 6. Kompagnie eingliedern, denn der in den nächsten Jahren stark aufblühende Hafen von Kigoma benötigt auch Schutztruppenangehörige vor Ort, die die örtliche Polizei bei ihrer Aufgabe unterstützen."

Das war klar und unmissverständlich. Direktor Huber und ich sagten zu, den Wunsch kurzfristig und wohlwollend zu prüfen und anschließend einen Zeitplan und/oder einen Gegenvorschlag zu unterbreiten. Nach etwas mehr als einer halben Stunde war das Gespräch beendet.

"Sind Sie bereit, nach Kigoma zu gehen und diese Doppelaufgabe zu übernehmen?" fragte mich Direktor Huber bereits auf dem Rückweg zur Eisenbahndirektion. "Mir hat der Vorschlag des Gouverneurs gut gefallen. Er löst gleich mehrere Probleme auf einmal und macht sie quasi zum Kleinfürsten am Tanganjikasee."

Über die Einstufung als 'Kleinfürst' musste ich zunächst lachen. Aber mir war auch klar, dass ich als oberster OAEG-Angestellter im Westen der Kolonie, zudem mit Investitionsgeldern für vielfältige Bauvorhaben ausgestattet, ein bedeutender Mann sein würde. "Wenn ich ehrlich bin, Herr Direktor, bin ich in die Kolonien für genau eine derartige Aufgabe gegangen. Ich kenne Kigoma nicht, so wie ich mit Ausnahme von einem kleinen Teil dieser Stadt noch überhaupt nichts von Deutsch-Ostafrika kenne. Eine Frage habe ich aber bereits. Haben sie irgendwelche Informationen über das Klima in Kigoma?"

Herr Huber lachte nun seinerseits. "Besser zu ertragen als hier, Herr Henschel. Ist alles Hochland im Westen, der See selbst liegt bei rund 800 Höhenmetern, die Berge am Ostufer nördlich von Kigoma gehen bis auf 1800 Meter rauf. Regnet zwar auch sehr regelmäßig, aber es ist nicht ganz so heiß und schwül wie hier an der Küste."

"Viel Tropenwald dort?"

"Ja und nein. Ich bin selbst nie am Tanganjikasee gewesen. Aber nördlich und östlich von Kigoma gibt es insbesondere in den höher gelegenen Regionen viele Tropenwaldflächen. Sehr gutes Holz für unsere Bahnschwellen als auch für diverse Bauwerke, auch wenn wir wegen des Regens und der Feuchtigkeit Steinbauten bevorzugen."

"Spannend." Ich holte tief Luft. "Wie viele Deutsche gibt es in Kigoma?"

Direktor Huber zuckte mit den Schultern. "In der ganzen Region vielleicht ein paar Dutzend, im allgemeinen Plantagenbesitzer. Bekannt sind der Graf und die Gräfin von Cleve, von denen man hier im Deutschen Club allerlei spannende Geschichten hört."

"So?"

"Ach, ich bin kein Mann für Klatschgeschichten, Herr Henschel. Für uns ist die wohl sehr große Plantage besonders als Holzlieferant wichtig. Sowohl zum Bau als auch hinterher als Brennstoff für unsere Lokomotiven. Kohle gibt es hier nicht, da müssen wir uns schon mit einheimischem Brennstoff versorgen. Aber das haben sie ja schon im Bahnbetriebswerk hier gesehen."

"Ja. Wenn man aus Deutschland kommt, erst einmal ungewöhnlich. Aber hat halt den Riesenvorteil, dass man sehr viel weniger Asche auf dem Rost liegen hat."

"Und sie verschlackt nicht. Das macht das Leben für die Heizer auf der langen Fahrt einfacher."

Eine Woche später berichtete Direktor Huber dem Gouverneur und dem Oberstleutnant, dass ich zum April des kommenden Jahres die Aufbau- und Betriebsleitung in Kigoma übernehmen würde. Bis dahin würde die Direktion alle Bauplanungen für Bahnhof, Betriebsgebäude und Gleisanlagen fertiggestellt haben und mir zur Ausführung mitgeben. Beide Herren begrüßten die Entscheidung, Oberstleutnant von Schleinitz kündigte zudem an, sich rechtzeitig vor meiner Abreise mit mir zusammenzusetzen. "Ich werde versuchen, Sie bis dahin zum Premierleutnant befördern zu können", kündigte er noch an. "Ich denke, das wird klappen, insbesondere wenn wir Sie nicht bezahlen müssen, weil das die OAEG übernimmt."

Am dritten Adventswochenende gab es im Deutschen Club ein großes Vorweihnachtsfest mit Tanz und anderen Vergnügungen. Für mich als jungem Witwer die erste Gelegenheit, mir die heiratsfähige Weiblichkeit der Koloniehauptstadt und ihrer Umgebung einmal näher und unverbindlich anzuschauen. Natürlich war für mich eine Adventsfeier bei 30°C und schwül-feuchtem Wetter ziemlich gewöhnungsbedürftig, da zu diesem Zeitpunkt in Bromberg, Berlin und Königsberg häufig schon der erste bleibende Schnee gefallen war und es ständig kälter wurde. Aber ich hatte mich für den Kolonialdienst entschieden, das gehörte somit dazu.

Während des Adventsballs amüsierte ich mich tatsächlich ausgezeichnet. Ich lernte eine Menge neuer Familien insbesondere aus dem Umland der Hauptstadt kennen, die die Gelegenheit nutzten, ihre heiratsfähigen Töchter zu präsentieren und Ausschau nach passenden Bräutigamen zu halten. Ich wurde als jetzt 31jähriger Witwer ein wenig als Exot angesehen, insbesondere weil in der deutschen Gemeinde mittlerweile bekannt war, dass ich in Kürze Richtung Westen an den See umziehen würde. Aber ich konnte nicht umhin, das inspizierende Interesse insbesondere von einigen Müttern zu registrieren, wenn diese den Eindruck hatten, dass ihre Töchter auch ein gewisses Interesse zeigten. Ich selbst hatte aber die klare Erkenntnis, dass für irgendwelche erneuten Ehegedanken nur junge Frauen im Alter zwischen 17 und 19 in Frage kamen. Unverheiratete 20jährige oder gar noch älter waren nicht anwesend oder es gab sie hier in der Kolonie nicht, weil sie bis dahin schon verheiratet (worden) waren.

Nachdem ich das Weihnachtsfest auf Einladung der Familie Huber verbracht hatte, gab es zum Silvesterabend erneut einen Ball im Deutschen Club. Leider bekräftigte sich mein erster Eindruck.

"Ist ja wirklich nur sehr junges Gemüse am Markt", philosophierte ich nach Mitternacht mit Sekondeleutnant von Haren, dem Adjutanten des Oberstleutnant, mit dem ich mich ein wenig angefreundet hatte. Wir hatten beide mittlerweile einiges getrunken.

"Stimmt uneingeschränkt", pflichtete er mir bei. "Wenn man nach Liebeserfahrung sucht, wird man nur unter Indern oder Afrikanern fündig", grinste er. "Hier im Deutschen Club gibt es nur liebe, unerfahrene Jungfrauen." Wir prosteten uns erneut zu, dann setzte er aber nach. "Sie gehen ja in Frühjahr nach Kigoma, lieber Henschel. Wenn sie auf Gräfin von Cleve und ihre Umgebung treffen, werden sie feststellen, dass es auch anders geht. Wenn man den so vielfältigen Gerüchten Glauben schenken darf." An diesem Abend hielten wir beide uns am Alkohol fest. Aber sein Kommentar war mir trotz meines Alkoholpegels im Gedächtnis geblieben.

Pünktlich am 1. April, zwei Wochen vor dem in diesem Jahr sehr spät liegenden Osterfest, machte ich mich mit unserer Eisenbahn auf den über 1.200 Kilometer weiten Weg Richtung Westen. Bei Kilometer 787 endete nach eineinhalb Tagen die Bahnfahrt am Bahnhof Nyahua auf 1.250 Meter Höhe. Bis zum althergebrachten Handels- und Karawanenzentrum von Tabora waren es noch weitere rund fünfzig Kilometer. Ich konnte mich glücklicherweise mit meinem Reitpferd einer Karawane anschließen, die dasselbe Reiseziel in Kigoma hatte. Nur war das Tempo auf den verbleibenden dreihundertfünfzig Kilometern nachhaltig langsamer. Wir brauchten zehn Tage, dafür reiste ich sicher und konnte nicht im unbekannten Gelände verloren gehen. Ich wusste, dass wir nach Fertigstellung der Mittellandbahn für dieselbe Strecke etwa zwanzig Stunden Fahrzeit benötigen würden.

Am Karfreitag erreichte ich als Teil der arabischen Handelskarawane Kigoma. Langsam das stetige Gefälle zum Seeufer marschierend sah man den silbrig glänzenden See bereits Stunden zuvor, dessen gegenüber liegendes Ufer man im nachmittäglichen Dunst noch nicht einmal erahnen konnte. Ich musste den Worten Direktor Hubers spontan zustimmen: "Kigoma ist am Rand unseres Deutsch-Ostafrikas und somit auch am Rand unserer Zivilisation", hatte er in der typischen Art eines Kolonialbeamten gesagt. "Es ist eine afrikanische Kleinstadt, die darauf wartet, zum wichtigsten Handelszentrum am Tanganjikasee, ja aus meiner Sicht in ganz Zentralafrika, aufzusteigen. Und Sie, Herr Henschel werden dabei einer der wichtigsten Pioniere sein, denn sie bringen unsere Eisenbahn nach Kigoma und errichten die erste Pieranlage mit Gleisanschluss zu den Weltmeeren."

Ein erster Blick auf den Ort machte mir schlagartig die Größe und Bedeutung meiner Aufgabe deutlich. Ich musste praktisch bei null anfangen. Umso ein größerer Vorteil erwuchs sich aus der Tatsache, dass ich mich eher per Zufall in Nyahua der Karawane des arabischen Kaufmanns Muhammad Ali Hussein angeschlossen hatte. In den neun Abenden und Nächten, in denen wir an unseren Rastplätzen gemeinsam das Abendessen eingenommen hatten, war eine überraschend schnell wachsende Freundschaft entstanden. Muhammad Ali sprach erstaunlich gut Englisch und Deutsch, so dass unsere Unterhaltung echt Substanz bekam. Als er mitbekam, dass ich in Kigoma für die kommenden Monate erst einmal kein angemessenes Zuhause hatte und im einzigen deutschen Gasthof 'Zur Krone' Logis nehmen wollte, widersprach er mir auf die bestmögliche Weise:

"Herr Henschel, Sie sind ein bedeutender Mann für Kigoma, denn Sie bringen uns unsere Zukunft. Da können Sie nicht ein oder zwei Jahre in einem einfachen Gasthof Quartier nehmen, bis ihr eigenes Haus neu errichtet worden ist. Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Ich habe ein zweites, ordentliches Haus in Kigoma für meinen Sohn gebaut. Das steht zurzeit ungenutzt herum, weil mein Sohn in Absprache mit mir aus Geschäftsgründen mindestens noch zwei Jahre auf Sansibar lebt und arbeitet. Ich verpachte Ihnen das Haus für diese zwei Jahre und richte es angemessen ein. Dann haben Sie Ihre zahlreichen Bauvorhaben fast oder vollständig abgeschlossen und residieren in Ihrem eigenen, ordentlichen Haus."

Ich bedankte mich mit ganzem Herzen für dies überaus freundschaftliche Angebot, das wir einfach mit Handschlag besiegelten. Aber die Bekanntschaft mit Muhammad Ali ging weiter. Er organisierte mir die erste Dienerschaft, bestehend aus einem indischen Koch, der auch alle Einkäufe erledigte, und einem afrikanischen Hausmädchen.

Und er hatte auch ein geschäftliches Interesse an unserer Freundschaft, das mir aber sehr gelegen kam. "Mein Bruder betreibt im etwa zehn Kilometer Entfernung die größte Ziegelei am Ostufer des Sees und hat sehr gute, ausgebildete Maurer zur Verfügung. Sie haben mir von all Ihren Bauvorhaben berichtet und erzählt, dass Sie fertige Bauunterlagen in Ihrem Gepäck mit sich führen. Wir sollten uns unmittelbar nach unserer Ankunft in Kigoma zusammensetzen und besprechen, wie ich und mein Bruder Ihnen bei Ihren Aufgaben helfen können."

Muhammad Ali war wirklich auf angenehme Art ein hervorragender Kaufmann. Man konnte klar erkennen, dass er und sein Bruder ein großes Interesse hatten, mit der OAEG und mir persönlich so schnell wie möglich ins Geschäft zu kommen. Aber er machte das auf eine raffiniert angenehme Weise - mit großherziger Gastfreundlichkeit und arabischer Hilfsbereitschaft. Und ich musste mir eingestehen, dass ich erleichtert war, sofort Anschluss an das örtliche Wirtschaftsleben gefunden zu haben.

Die kleine deutsche Gemeinde hatte in Ermangelung eines eigenen Deutschen Clubs in der Tat das Gasthaus Zur Krone als sein alltägliches Zentrum auserkoren. Kurt und Hertha Mayer hatten eine ungewöhnliche Arbeitsteilung, er war gelernter Schiffskoch und hatte sich vor zehn Jahren in Kigoma niedergelassen. Hertha Mayer war die jüngste Tochter eines Feldwebels der Schutztruppe und führte den Ausschank sowie die Gaststube mit großer Herzlichkeit, aber genauso straff wie ihr Vater vermutlich seiner militärischen Aufgabe nachgegangen war. Sie war das, was man im allgemeinen als 'Vollweib' bezeichnen würde und hatte mit Abstand das loseste Mundwerk, das ich seit langem gehört hatte. Angesichts meiner veränderten Wohnsituation - die OAEG hatte zunächst für drei Monate ein Zimmer für mich im Gasthof reserviert - regelte ich die Stornierung mit einer großzügigen Abschlagszahlung, was mir einige Pluspunkte bei der Wirtin eintrug. Jedenfalls war ich für sie bereits der "Herr Direktor".

Ich inspizierte anhand der mir mitgegebenen Katasterkarten die vorgesehenen Bauplätze für den Stadt-Bahnhof mit integriertem Verwaltungsgebäude und einem Flügel, der in Zukunft das Bahnhofshotel beherbergen sollte, das Bahnbetriebswerk einschließlich Brennstofflager und Wasserturm, die Pieranlage mit dem zusätzlichen Güterbahnhof, den Lagerschuppen und einer Personenverkehrsplattform, sowie den Bauplatz für mein Wohnhaus und die Wohngebäude für die deutschen Eisenbahnangestellten. Die OAEG wollte zur Nordseite des Bahnhofs nach dem Vorbild anderer Koloniestädte ein kleines, separates Wohngebiet für die deutsche beziehungsweise europäische Bevölkerung errichten, so wie Kigoma bereits in seiner natürlichen Entwicklung ein besseres Wohngebiet besaß, in dem vornehmlich arabische und indische Händler lebten und arbeiteten. Ich war verblüfft, wie exakt und gründlich die Ingenieur- und Bauabteilung der OAEG vorgearbeitet hatte.

Ich hatte bereits zwei Wochen nach meiner Ankunft einen Brief an das gräfliche Ehepaar von Cleve gerichtet, da ich möglichst schnell aus eigener Beobachtung beurteilen wollte, wie die zukünftige Versorgung mit Bau- und Feuerholz durch die größte Plantage am mittleren Tanganjika-Seeufer sicherzustellen sei. Wie mir Muhammad Ali bestätigt hatte, besaß die von Cleve-Plantage die mit Abstand größten Waldbestände im Westen Deutsch-Ostafrikas und betrieb eine sehr professionelle Forstwirtschaft; angesichts des zweifelhaften gesellschaftlichen Rufs der Besitzer eine etwas überraschende Erkenntnis. Muhammad Ali hatte das auf seine Art auf den Punkt gebracht: "Sehr guter Besitz und sehr gute Holz- und Plantagenwirtschaft. Aber mit dem Grafen und der Gräfin will man als gläubiger Moslem nichts zu tun haben. Dort oben herrscht die reine Sünde."

Der Antwortbrief der Gräfin kam postwendend. "Wir freuen uns auf Ihren Besuch zum angekündigten Zeitpunkt und unsere Gespräche über die zukünftige Zusammenarbeit. Bitte bringen Sie ein paar Tage Zeit mit, damit wir Ihnen das Potential unserer Forstwirtschaft und die Möglichkeiten, unser Sägewerk auf Ihre Anforderungen hin auszubauen, präsentieren können." Dies Antwortschreiben der Gräfin, die zudem die derzeitige Abwesenheit Ihres Mannes entschuldigte, der sich auf einer Großwildjagd befand, klang absolut angemessen und professionell.

Zum vereinbarten Zeitpunkt machte ich mich zu Pferd auf den Weg zur Cleve-Plantage, begleitet von einem einheimischen Burschen Mbanu, den mir Muhammad Ali anempfohlen und der sich sehr schnell als unentbehrlich erwiesen hatte. Ich hatte ihn mit einem Reitzebra ausgestattet, genauso einem Reittier wie ihn die Askaris der Kavallerieeinheiten der Schutztruppe nutzten. Mbanu war mächtig stolz auf sein Reitzebra, war es doch außerhalb der Schutztruppe oder der Polizeieinheiten absolut unüblich, dass ein Afrikaner ritt.

Das Haupthaus der Cleve-Plantage war - gelinde gesagt - ungewöhnlich. Westlich von Bitale unterhalb eines beachtlichen Tropenwaldberghangs gelegen, stand im Zentrum ein klassisches, zweistöckiges Kolonialfarmhaus, weiß mit umlaufender, überdachter und breiter Veranda, die im Erdgeschoss und Obergeschoss von unterschiedlich gestalteten Säulenbögen getragen wurden. Rechts und links von Haupthaus lagen zwei eingeschossige, langgestreckte Häuser, die über einen überdachten Säulengang mit dem Haupthaus verbunden waren, so dass das Gesamtensemble aus der Vogelperspektive wie ein 'H' aussah.

Als ich, gefolgt von Mbanu, auf das Haupthaus zuritt, musste ich anerkennend nicken. "Nicht schlecht", murmelte ich zu mir selbst. "Graf und Gräfin von Cleves haben sich hier am anderen Ende der deutschen Welt ein kleines Schloss gebaut. Bin gespannt, was mich erwartet."

Am Eingang erschien ein afrikanischer Diener in Livree, begrüßte mich vornehm und teilte mir mit, dass die Gräfin und die anderen Damen mich bereits erwarten würden. Mbanu kümmerte sich um mein Pferd und sein Zebra sowie mein leichtes Reisegepäck, während ich dem Diener durch die Eingangshalle in einen Salon folgte, der sich zur Gartenseite des Haupthauses hin öffnete.

"Oh, Herr Henschel", sprach mich die mittlere der drei weiß gekleideten Damen an und lächelte mich an, "Sie sind pünktlich. Man merkt, Sie kommen frisch aus Preußen." Ich begrüßte die Gräfin mit einem angedeuteten Handkuss und nutzte die paar Sekunden, sie kurz komplett zu betrachten. "Verdammt gut aussehend", zuckte mir durch den Kopf. "Mitte dreißig und über zehn Jahre in Afrika sieht man ihr wahrhaftig nicht an." Und sie war wahrhaftig gut proportioniert, obwohl sie anscheinend kein Mieder trug. Verständlich bei der schwülen Hitze, die der Frühling am Tanganjikasee unweigerlich mit sich brachte.

"Darf ich Ihnen meine besten Freundinnen vorstellen?" Sie blickte zu der deutlich jüngeren, hellblonden Dame links von ihr. "Baronesse von Schmetternitz aus dem wunderschönen Wien", dann blickte sie zur anderen Seite zu einer brünetten, selbst im Sitzen sichtbar groß gewachsenen Frau, "und dies ist Lady Lochbird, die es in grauen Vorzeiten ehemäßig vom Hannoverschen nach England verschlagen hat. Was sie besonders auszeichnet, ist die Tatsache, dass sie meine jüngere Schwester ist."

Jetzt wandte sie sich mir zu. "Und dies, meine Lieben, ist unsere Zukunft. Der neue Eisenbahndirektor am Ostufer des Tanganjikasees, Herr Diplom-Ingenieur Henschel."

Ich begrüßte die Damen und bekam als erstes die Frage gestellt, die mein Nachname schon oft provoziert hatte. "Henschel? Sind Sie mit den Henschel-Werken in Kassel verwandt?"

Eine Frage, die in Eisenbahnkreisen auf der Hand lag, waren die Henschel-Werke doch einer der größten Lokomotivhersteller nicht nur im Deutschen Reich, sondern in ganz Europa.

"Leider nur sehr entfernt", lautete meine Standardantwort. "Mein Vater ist zwar Direktor der preußischen Staatsbahnen, hat aber keine Aktien an der Maschinenfabrik in Kassel."

"Nehmen Sie doch Platz, Herr Henschel, und leisten Sie uns Gesellschaft", bot mir Gräfin von Cleve einen Platz an und ließ mir ebenfalls einen gut duftenden Tee mit Zitrone bringen. Dann begann ein neugieriges Frage- und Antwortspiel, bei dem gleich alle drei Damen mehr über den neuen Eisenbahningenieur in Kigoma wissen wollten.

Auch beim Abendessen blieb es bei freimütigen, aber gesellschaftlich normalen Gesprächen. Der Hausherr wurde von seiner Frau entschuldigt. "Mein lieber Ehemann", sagte sie mit einem hörbar zynischen Unterton, "jagt irgendwo im Osten mit einigen Freunden und Gönnern Großwild, wenn er nicht gerade sturzbetrunken im Zelt liegt. Ich weiß nur ungefähr, wann er wiederkommt. Und dann ist er auch gleich wieder fort. Zur nächsten Jagd." Die Charakterisierung des Grafen aus dem Mund seiner Ehefrau hörte sich nachhaltig frustriert an.

Wir hatten uns kurz verständigt, dass wir alle geschäftlichen Angelegenheiten am kommenden Tag diskutieren wollten, insofern konzentrierte sich unser Abendgespräch neben der Neugierde an mir und den Plänen der OAEG auf Neuigkeiten aus dem Reich. Die drei Damen weilten schon länger in Afrika.

Als ich abends im Bett lag, wunderte ich mich über den zweifelhaften Ruf meiner Gastgeberin und ihres Mannes. Sie machte einen ganz normalen Eindruck auf mich.

Der Eindruck verstärkte sich sogar noch am darauffolgenden Tag. Gräfin Gerhild von Cleve entpuppte sich als ausgesprochen kenntnisreich in Sachen Holz- und Forstwirtschaft, präsentierte mir ein wirklich modern zu nennendes Sägewerk, für dessen Stromversorgung man ein eigenes kleines Wasserkraftwerk installiert hatte, welches das reichhaltige Hydropowerpotential des ostafrikanischen Hochlandes bestens nutzte.

"Es ist vielleicht überraschend für Sie, Herr Henschel", sagte die Gräfin mit einem Schmunzeln nach unserer Rückkehr in ihr Farmhaus, "aber von drei Dingen verstehe ich wirklich etwas: Forstwirtschaft, gutes Leben und attraktive Männer." Dabei lächelte sie mich sehr hintergründig an, ließ aber den erotisierenden Eindruck sofort wieder verfliegen. "Mein Vater ist einer der größten Waldbesitzer vor dem und im Harz. Und er hat seine einzige Tochter nach hartnäckigen Diskussionen tatsächlich Agrar- und Forstwirtschaft an der Georg-August-Universität zu Göttingen studieren lassen." Jetzt lachte sie laut. "Und dort habe ich auch meinen guten Ehemann kennengelernt. Ein bisschen, eine Hand wäscht die andere. Ich wurde Gräfin und mein nicht so vermögender Ehemann bekam das Geld, hier in Ostafrika etwas aufzubauen. Am Ende war es dann mehr meine Aufbauarbeit. Aber ich will nicht klagen." Genau das tat sie aber, vermutlich mit vollem Bewusstsein.

Die von mir präsentierten Bedarfszahlen an Bauholz und ab Inbetriebnahme der gesamten Bahnlinie an Feuerholz ließ die Gräfin die Lippen spitzen und einen leisen, aber hörbaren Pfiff ausstoßen.

"Da haben wir was zu tun, verehrter Herr Henschel." Sie schaute mich direkt an. "Ab wann benötigen Sie was?"

Wir stellten eine Liste und einen Zeitplan über die nächsten drei Jahre und dann die Folgejahre auf. Die Gräfin schaute sich die Liste noch einmal intensiv an.

"Geben Sie mir bitte vierzehn Tage Zeit. Dann erhalten Sie von mir ein vollständiges Angebot. Ich muss nur erst prüfen, wie schnell wir die Kapazität des Sägewerks erhöhen können. Gegebenenfalls müssen wir für bestimmte Hölzer sogar Schichtarbeit einführen. Das muss ich alles sorgfältig durchplanen."

Damit war der geschäftliche Teil des Tages beendet.

Beim Abendessen wirkten dann alle drei Damen deutlich aufgekratzter als am Abend zuvor. "Sind die Damen alle tipsy?" stellte ich mir selbst eine stumme Frage, denn es wurde fortlaufend gekichert und gelacht, zudem war ihre Ausdrucksweise deutlich loser, ja fast anzüglich geworden. Ich musste gestehen, dass mir die weichende Förmlichkeit der Unterredung zunehmend Spaß bereitete.

Wir waren bereits bei einen fruchtigen Dessert angelangt, als die Gräfin mit ihrem Löffel an ihr Portweinglas schlug. "Herr Henschel, auf unserer Cleve-Plantage verzichten wir Deutschen einschließlich unserer europäischen Besucher auf Förmlichkeiten und sprechen uns untereinander nur beim Vornamen an. Sie sind neu in unserer Gemeinschaft, deshalb lade ich Sie ein, sich diesem Brauch anzuschließen." Sie erhob sich, nahm ein halb gefülltes Glas und ging um den Tisch herum. "Ich bin Gerhild, ein echte Walküre." Wir umarmten uns, tranken Brüderschaft und küssten uns. Nicht wie es sich gehört hätte auf die Wange, sondern mitten auf den Mund. Die beiden anderen Damen folgten, somit wusste ich, dass die charmante Wienerin auf den Vornamen 'Maria' und Gerhilds jüngere Schwester offiziell 'Roßweiße', genannt 'Rose' hießen. "Unser Vater war ein glühender Wagnerfreund", erläuterte Gerhild. "Meine älteste Schwester heißt folgerichtig 'Brünhild'." Ich war damit als Andreas in ihrem Kreis aufgenommen.

Den abschließenden türkischen Mokka leitete Gerhild mit einer Frage ein, die mich vollkommen auf dem falschen Fuß erwischte.

"Wie lange bist Du jetzt in Ostafrika? Sechs Monate?" Ich nickte. "Hast Du schon einmal das Vergnügen gehabt, eine Afrikanerin zur Liebe im Bett zu haben?"

Die brutale Offenheit von Gerhilds Frage machte mich verlegen. Ich spürte, dass ich richtig heiße, rote Ohren bekam und stammelte erst einmal herum.

"Unser Andreas ist wirklich süß", grinste mich Rose an. "Hoffentlich schockiert ihn unsere Freiheit der Liebe nicht."

Ich hatte mich langsam wieder gefasst. "Nein, wenn ich ehrlich bin. War wohl bisher nicht die richtige Gelegenheit dazu."

"Dann hast Du jetzt die Gelegenheit." Sie deutete mit einer Handbewegung auf die drei hochgewachsenen, jungen Afrikanerinnen, die mit ebenfalls drei durchtrainierten Afrikanern in einer speziellen Livree bis dahin unseren Service bei Tisch erledigt hatten. "Sind aus dem Norden, wie unsere Askaris. Alle drei prächtige Liebesdienerinnen." Sie lächelte jetzt sehr hintergründig und schaute mir direkt und ohne mit der Wimper zu zucken in die Augen. "Von Rose und mir bestens ausgebildet. Du hast die Auswahl."

Ich stotterte wie ein pubertierender Jüngling, während ich die drei Afrikanerinnen musterte. Eine von ihnen war mir schon im Verlauf des Abends aufgefallen, denn die hoch gewachsene, schlanke und ebenholzfarbene Frau schaute mir selbstbewusst in die Augen und schlug sie nicht nieder. "Darf ich mir bis morgen eine Antwort noch überlegen?"

Gerhild lachte. "Unser Andreas ist ein schüchterner Genießer. Natürlich darfst Du überlegen. Und wenn Du alle drei ausprobieren möchtest, nur zu. Du darfst entscheiden, ob nacheinander oder gleichzeitig."

Ich ging an diesem Abend tatsächlich allein in mein Gästezimmer, konnte mir aber gut vorstellen, wie meine drei Gastgeberinnen den späten Abend verbringen würden. Der Zweck der drei gut gebauten, muskulösen afrikanischen Diener war für mich jetzt eindeutig. Gerhilds Bemerkung, dass sie zu selten männliche Besucher hatten, weil diese ständig auf die Jagd gingen, war unmissverständlich. Die Damen hatten ihre eigenen Liebesdiener.

Ich hatte mich gerade auf meinem Bett ausgestreckt und den Moskitovorhang sorgfältig geschlossen als ich hörte, wie meine Zimmertür geöffnet wurde und leichte Schritte schnell auf mein Bett zugingen. Im ersten Moment erschrocken richtete ich mich auf, als die Person auch schon den Moskitovorhang öffnete und mich direkt im erstaunlich guten Deutsch ansprach. "Ich bin Una. Die Herrin hat gesagt, ich soll Dich glücklich machen." Mit diesen Worten war sie auch schon unter mein Leinenbetttuch geschlüpft und schmiegte sich an mich. Nach so langen Monaten der Enthaltsamkeit war mein Widerstand praktisch Null. Und Gerhild hatte recht, Una war eine geschickte Liebhaberin. Mit ihren schlanken Händen und - für mich eine echte Gefühlsexplosion - mit ihrem Mund hatte sie mein bestes Stück in wenigen Minuten zur vollen Entfaltung und Härte gebracht. "Mach meine Pussy nass und geschmeidig", flüsterte sie, schwang sich in 69er Position auf mich und presste ihre Weiblichkeit direkt auf meinen Mund.

Ich muss gestehen, diese neue Erfahrung war geradezu betörend. Was aber meine anschwellende Geilheit noch mehr befeuerte, war ihr unvergleichlicher Duft und der fremdartige Geschmack. Total anders als bei den deutschen Frauen, mit denen ich bis dahin meine einzigen sexuellen Erfahrungen gesammelt hatte. Die Intensität des gegenseitigen Liebesspiels mit Mund, Zunge sowie Fingern und Händen hatte sehr schnell seine gewünschte Wirkung. Ich schoss meine aufgestaute Ladung in Unas Mund, wobei sie gegen meine Hände, die ich auf ihren Hinterkopf gelegt hatte, keinen Widerstand leistete. Sie nahm meine gesamte Ladung in ihrem Mund auf und schluckte sie herunter.

"So viel Sahne", war ihr einziger Kommentar, als sie sich von mir herunterrollte und umdrehte. "Darf ich bleiben?"

Ich nahm sie in den Arm und drückte sie fest an mich. "Sehr gerne." Dann küssten wir uns zum ersten Mal, ein warmer, feuchter und intensiver Zungenkuss, der zusammen mit ihren geschickten Händen sehr schnell zu einem zweiten Wachstumserfolg führte. Diesmal bestieg mich Una in der richtigen Position, rieb meine hoch aufragende Schwanzspitze eine Zeitlang zwischen ihren Schamlippen und lochte dann mit einer Bewegung bis zum Anschlag ein. Ein großartiges Gefühl, da sie nach ein paar anfänglichen Fickbewegungen ganz ruhig auf mir saß und mit ihren Vaginalmuskeln mich regelrecht abmolk. Ich hatte etwas derartiges noch nie in meinem Leben erlebt. Irgendwann wurde aber auch Una hektischer und begann, ihren Unterkörper in alle Richtungen zu bewegen. Hoch und runter, vor und zurück, kreisend, mein in ihr steckender Schwanz war ständig in Behandlung. Durch den ersten spritzigen Orgasmus hatte ich diesmal echte Steherfähigkeiten, was sich auch bei meiner afrikanischen Liebespartnerin auswirkte. Irgendwann rammte sie sich meinen Penis bis zum Anschlag in ihre Pussy, fiel nach vorn auf meine Brust, umarmte mich und stöhnte ganz tief. Dann merkte ich, dass ich regelrecht von ihr geduscht wurde, zumindest in meiner männlichen Region. Una lief geradezu aus.

Ihre erneute Frage, ob sie bleiben dürfte, beantwortete ich mit einer weiteren engen Umarmung und mehreren Küssen. Dann schliefen wir eng umschlungen ein.

Ich wachte auf, als erstes Tageslicht zum nicht verdunkelten Fenster hereinschien und eine sehr beleibte Afrikanerin neben meinem Bett stand. "Tee oder Kaffee?" lautete ihre einfache Frage, während ich sie verschlafen und erstaunt anschaute.

"Tee bitte", war meine Antwort.

Die Dienerin verschwand und erschien wenig später mit einer Tasse heißen erstklassigen Earl Grey-Tees, in der ein kleines Stück schalenloser Zitrone schwamm. "Wohl bekomme", waren ihre abschließenden Worte, dann verschwand sie wieder. Una räkelte sich neben mir im Bett, was mir die Gelegenheit gab, sie zum ersten Mal nach dem Liebesspiel in totaler Finsternis zu betrachten. "Dunkles, bestes Ebenholz", war mein zentraler Gedanke, während mein Blick an ihren noch dunkleren, fast schwarzen Brustwarzen hängenblieben. "Was für eine Frau", murmelte ich zu mir leise. Dann nahm ich einen Schluck aus der Teetasse, beugte mich zu ihr herunter und küsste erst ihre Stirn und ihren Mund, bevor ich beiden lustig hervorstehenden Nippeln einen Kuss und einen zärtlichen Biss spendierte.

Ihre Reaktion war sehr direkt. "Einmal zum Frühstück? Die Damen stehen für gewöhnlich erst später auf."

Ich nahm ihre Einladung an. Wenig später hatte sie ihre weit gespreizten Beine um meinen Rücken geschlungen und ich liebte sie in klassischer Missionarsstellung.

"Hat Una Dir gut gefallen?" begrüßte mich Gerhild mit unverblümter Direktheit am Frühstückstisch. Sie war die Erste und lachte mich an. "Ich muss immer früher raus als meine Freundinnen. Schließlich muss ich auf der Plantage für Ordnung sorgen und meine Anweisungen verteilen. Unsere Afrikaner brauchen die führende und entscheidende Hand."

"Ja, danke", war meine vorsichtige Antwort, während ich mich zu ihr setzte und sofort mit Rührei und einem kleinen Steak bedient wurde. "War ein nicht erwartetes Erlebnis."

"Kann ich mir denken. Una ist sehr talentiert. In vielfältiger Hinsicht."

"Ich war erstaunt, wie gut sie Deutsch spricht."

"Auch das ist Teil unserer Schulung. Deutsch und Englisch, für die internationalen Gäste. Und Una ist eine unserer Besten."

Ich verabschiedete mich gegen Mittag von den drei Damen mit dem Versprechen, zur Verhandlung über das zugesagte Holzlieferungsangebot und einer darauffolgenden Auftragserteilung die Plantage wieder zu besuchen. "Wir werden ein spezielles Geschenk bereithalten" lächelte Gerhild diabolisch. "Du wirst es mögen."

Die folgenden Wochen waren von heftiger Arbeitsbelastung gekennzeichnet. Dafür hatte im Hochland die Trockenzeit eingesetzt, was bei unveränderten Temperaturen von 25 bis 30°C, die auch nachts selten auf 20°C absanken, für mich Deutschen erheblich angenehmer war als die schwüle Regenzeit. Muhammad Alis Bruder Faruk erwies sich als Hauptgewinn für meine pioniermäßige Hauptaufgabe des gleichzeitigen Baus von vier Neubauprojekten und seiner Baustoffversorgung. Mit Ausnahme des Schienenstahlbedarfs und des Stahlbedarfs an der Pieranlage ließ sich das gesamte Material regional beschaffen. Lediglich Fensterglas war über längere Distanz zu transportieren, was aber angesichts der ganzjährig anhaltend warmen Temperaturen kein vordringlicher Bedarf war. Muhammad Ali übernahm diese Beschaffungs- und Transportaufgabe vom Endpunkt der Mittellandbahn nach Kigoma.

Die Kommunikation mit der Eisenbahndirektion in Daressalam lief per Brief beziehungsweise in dringenden Fällen über die bestehende Telegraphenverbindung erstaunlich reibungslos. Dasselbe galt für den Bankverkehr, der über die örtliche Filiale der Deutsch-Ostafrikanischen Bank abgewickelt wurde. Wir konnten also mit fliegenden Fahnen an die konkrete Arbeit gehen.

Das Angebot der 'Graf von Cleve Plantagenverwaltung' erreichte mich wie zugesagt zehn Tage später per Post. Neben einem in gestochen sauberer Handschrift geschriebenen Anschreiben, das auch so wichtige Dinge wie Zahlungs- und Lieferbedingungen enthielt, war dem Brief eine maschinengeschriebene, in detaillierte Einzelpositionen aufgeteilte Liste beigefügt, die für jede Position einen separat kalkulierten Preis auswies.

"Gräfin Gerhild versteht anscheinend tatsächlich etwas vom Holzgeschäft", war meine spontane Reaktion, nachdem ich ihr Angebot studiert und analysiert hatte. Ein Faktor war für mich sehr bedeutend: gegenüber Holzprodukten, für die ich Vergleichswerte der OAEG aus Daressalam hatte, zum Beispiel Bahnschwellen aus Hartholz, war das gräfliche Angebot bis zu 20% billiger. Dabei waren die vermutlich niedrigeren Transportkosten aufgrund der kurzen Entfernung noch nicht einmal berücksichtigt. Ich erstellte eine Abschrift des Angebotes für Direktor Huber und die Beschaffungsabteilung und bat um die Zustimmung, mit Gräfin Gerhild von Cleve und ihrem Ehemann einen langfristigen Liefervertrag abzuschließen. Die erbetene Zustimmung kam telegraphisch nach drei Wochen.

Gut gelaunt erfragte ich bei Gräfin Gerhild um ihre Zustimmung zu einem erneuten Besuch, die sie mit einem Gegenvorschlag beantwortete. "Ich muss ohnehin in den nächsten Tagen aufgrund eines Besuchs beim Bezirksamt nach Kigoma. Wie wäre es, wenn ich Ihnen einen Gegenbesuch abstatte und wir dabei unsere geschäftliche Hausaufgabe gleich mit erledigen?"

Ich nahm ihren Vorschlag an und wir fixierten einen Termin eine Woche später. Zu meiner großen Überraschung hatte Gerhild neben ihrem Kutscher eine Begleitung, die ich nicht erwartet hatte: Una. "Du hattest mir bei Deinem Besuch geschildert, wie klein Dein derzeitiges Personal ist. Da habe ich mir gedacht, dass vielleicht eine Erweiterung um eine persönliche Dienerin ganz angebracht wäre", erläuterte mit spöttischem Grinsen und syphisantem Unterton.

Ich musste zugeben, dass ich zunächst etwas verwirrt war. "Ich denke, Sklaverei existiert in Deutsch-Ostafrika nicht. Wie kannst Du mir dann eine Deiner Dienerin so einfach übereignen?"

"Och, das ist ganz einfach. Bei uns ist Una nur eine normale Dienerin, deren Aufgaben von mir bestimmt werden. Ohne Wenn und Aber. Aber bei Dir, mein lieber Andreas, erhofft sie sich ein besseres Leben als Deine persönliche Dienerin. Und das ganz ohne Konkurrenz. Ich habe ihr erzählt, dass Du Witwer bist und es keine Frau an Deiner Seite gibt."

Ich schaute Una an, die jedes Wort unserer Unterhaltung stumm, aber aufmerksam verfolgt hatte. "Du bist bereit, die Plantage zu verlassen und in meinen Haushalt zu kommen?" Der intelligenten Afrikanerin war anzusehen, dass sie meine direkte Frage nach ihrer Zustimmung vollkommen überrascht hatte. Eine solche Frage war aus ihrer Sicht mehr als ungewöhnlich.

Una nickte. "Sehr gerne, Herr."

Ich nahm das "Geschenk" der Gräfin mit etwas mulmigem Gefühl im Bauch an. Die Nacht mit Una war mir wirklich lebhaft in Erinnerung, ich hatte seit dem Besuch auf der Plantage keine weitere Frau mehr angerührt. Und jetzt stimmte die ungewöhnlich gut aussehende und anscheinend sehr intelligente Afrikanerin ihrem Umzug in meinen Haushalt zu, wohl wissend, dass ein sehr breites Spektrum an Wünschen und Anforderungen auf sie warten würde, einschließlich ihrer erprobten Liebesdienste.

"Gut", sagte ich schließlich. "Eine persönliche Dienerin sollte ihre Räumlichkeiten in unmittelbarer Nähe ihres Herrn haben. Ich zeige Dir gleich Dein Zimmer." Ich bat Gerhild, kurz auf mich zu warten und führte Una in das unmittelbar neben meinem Schlafzimmer gelegene kleine Gästezimmer, das bis zu diesem Tag noch nie von jemandem genutzt worden war.

"Dies ist mein Zimmer? Allein für mich?" schaute mich Una ungläubig an. Sie drehte sich einmal um ihre Achse und betrachtete alles. "So etwas Schönes habe ich noch nie in meinem Leben gehabt."

"Dann richte Dich ein. Ich habe jetzt mit Frau Gräfin eine Zeit zu arbeiten, dann rufe ich Dich. In der Zwischenzeit kannst Du in die Küche gehen und meinen Koch nach Essen und Trinken fragen, wenn Du etwas möchtest. Er heißt Mahatma."

Nachdem wir uns in einem konzentrierten, halbstündigen Gespräch auf alle kaufmännischen Eckpunkte des langfristigen Holzliefervertrages geeinigt hatte, fuhren Gerhild und ich gemeinsam zum einzigen in Kigoma ansässigen deutschen Rechtsanwalt und Notar, um die formaljuristischen Aspekte gemäß den Vorgaben der OAEG in diese Einigung einzupflegen. Dies Gespräch dauerte ziemlich nervenaufreibende zwei Stunden, da Herr Rechtsanwalt und Notar Friedrich Gutfleisch seinem Ruf als Pedant alle Ehre machte. Aber am Ende war dies gut für uns beide, denn der Vertrag sollte den gesamten Zeitraum bis zur Inbetriebnahme der fertiggestellte Bahnlinie als auch anschließend für mindestens fünf Jahre die Feuerholzversorgung unserer Lokomotiven sichern. 1919 würde sich der Vertrag automatisch um weitere fünf Jahre verlängern, wenn er nicht ein Jahr zuvor gekündigt würde.

"Diesen Vertragsabschluss müssen wir gebührend feiern", betonte ich und freute mich, dass Gerhild bereits im Vorfeld meine Einladung zum Dinner und zur Übernachtung in meiner arabischen Villa schriftlich angenommen hatte.

"Das werden wir, mein Lieber", lachte mein Gast und Vertragspartner zurück. "Ich setze Dich jetzt zu Hause ab, erledige meinen Termin auf dem Bezirksamt und komme dann direkt zu Dir. Dein Koch hat bestimmt schon etwas Passendes vorbereitet."

Ich nickte. "Garantiert. Er ist wirklich fantastisch, wenn er für mehr als mich kochen darf. Ich muss ihn nur bremsen, dass er es nicht auf volle indische Art würzt. Dann tränen die Augen und der Mund schreit 'Feuer'."

"Das ist gut. Ich liebe scharfe Sachen, aber nicht unbedingt im Essen", lachte Gerhild wieder. Ich bekam eine leise Vorahnung, dass die Feier unseres Vertragsabschlusses sich nicht nur auf den Abendesstisch beschränken würde, wenn ich die Haltung und die Aufgewecktheit Gerhilds richtig interpretierte. Ich sollte recht behalten.

Una servierte zum ersten Mal in meinem Haushalt das Abendessen und löste ihre Aufgabe mit Freundlichkeit und ohne Tadel. Für Gerhild war Unas Auftritt etwas ganz Normales, ich selbst hatte zunächst ein komisches Gefühl im Bauch. Bis dahin war ich nur von meiner Hauswirtschafterin zu den allein eingenommenen Mahlzeiten bedient worden. Während des abschließenden Mokka erlebte ich zudem etwas Neues. Gerhild holte eine goldene Schnupftabakdose aus ihrer Handtasche, in der sich jedoch statt braunem Tabak ein weißes Pulver befand.

"Das befreit meinen Kopf und heizt meine Libido an", erklärte sie kurz und knapp. "Das Pulver nennt sich Kokain. Stellt ein arabischer Apotheker für uns her, die Coca-Blätter als Rohsubstanz wachsen bei uns auf der Plantage wie Unkraut. Ein richtig gutes Geschäft sowohl für unsere Plantage als auch für den Apotheker."

"Habe ich noch nie von gehört", gestand ich, "geschweige denn mit zu tun gehabt."

"Glaube ich. In Europa kennt man Kokain eigentlich als Medikament zur Lokalanästhesie. Aber mir gibt es einen positiven Kick."

Gerhilds Angebot, es gleich zu erproben, lehnte ich dankbar ab. "Ich bin in diesen Dingen ein wenig vorsichtig", räumte ich ein. "Ich vertrage auch keinen Schnupftabak, obwohl dieser ebenfalls meinen Kopf frei macht. Nur habe ich hinterher immer massive Kopfschmerzen."

"Dann eben nicht", grinste Gerhild, legte nacheinander zwei Portionen auf ihren Handrücken und zog die Portionen in je ein Nasenloch. Eine Viertelstunde später wirkte sie wie aufgedreht. "Una hat mir erzählt, was für ein wunderbar einfühlsamer Liebhaber Du bist", steuerte mein Gast unmittelbar auf ihr Ziel zu. "Ich habe mit ihr bereits abgesprochen, dass wir Dich heute gemeinsam verführen werden."

Rumms. Ich wurde noch nicht einmal gefragt, sondern zum doppelten Liebesdienst einbestellt. In meinem eigenen Haus.

"Mein Mann ist vorgestern von seiner Jagd zurückgekommen. Er und seine Begleiter müssen unterwegs so viel gesoffen haben, dass er erst einmal zwanzig Stunden am Stück geschlafen hat und nun schlecht gelaunt und verkatert alle Anwesenden tyrannisiert. Im Bett ist wegen seiner Sauferei schon seit Jahren nichts mehr mit ihm anzufangen. Da muss ich mir schon anders behelfen", erklärte sie mir ohne Umschweife oder Hemmungen.

"Und heute sollen wir Dir helfen?" Ich ertappte mich dabei, dass ich einen etwas zynischen Tonfall bekam. Herausforderungen von dominierenden Frauen nahm ich durchaus an.

"Ja. Una ist wunderbar, das weiß ich. Und Du wirkst auf mich sehr verführerisch. Auch gut. Wird bestimmt eine gute Nacht."

Gerhilds stürmischem Elan war nichts entgegenzusetzen. Eine halbe Stunde später lagen wir drei nackt auf meinem Bett, konnten uns aber im Schein der beiden Lampen unverändert gut sehen. Una kannte anscheinend die Vorlieben ihrer bisherigen Herrin sehr gut, ein klarer Beweis, dass sie damit einige Erfahrungen hatte. Zu guter Letzt legten mich die beiden Frauen rücklings und ausgestreckt auf mein Bett, dann schwangen sie sich beide in den Sattel. Gerhild nahm auf meinem knallhart nach oben ragenden Schwanz Platz, den die beiden Frauen zuvor intensiv mit Mündern und Händen bearbeitet hatten. Una platzierte ihre so besonders anziehend riechende und schmeckende Pussy auf meinem Mund und ließ sich auf diesem Weg verwöhnen, während sie mit ihren Händen die ihr gegenübersitzende Gerhild an ihren Brüsten und Nippeln bediente. Die beiden Frauen ritten sich schnell zu einem sehr feuchten Orgasmus, für mich war das aber zu schnell, so dass ich mich immer noch in voller Einsatzbereitschaft befand.

"Una hat recht, mein Lieber", scherzte Gerhild, als sie sich kurz von mir erhob und um 180 Grad drehte. "Du hast Stehvermögen."

Jetzt erlebte ich eine weitere Liebespremiere in meinem Leben. Una sattelte ebenfalls ab und begab sich ans Fußende meines Bettes. Als ich mich ebenfalls erheben wollte, bekam ich einen klaren Befehl: "Liegen bleiben und hart bleiben!" Dann beugte sich Gerhild in Richtung meiner Füße vor, so dass ich die Pracht ihres Pos und ihre rosa schimmernde Rosette deutlich betrachten konnte. Zu meiner Überraschung trat Una nun neben sie und cremte Gerhilds Rosette mit einer Vaseline-Creme ein, die sie irgendwoher herbei gezaubert hatte. Anscheinend war Gerhild gut vorbereitet, so dass alles griffbereit gewesen war. Zu meiner aufgegeilten Freude steckte Una erst einen, dann auch einen zweiten Finger in Gerhilds Hintereingang und cremte ihn somit ebenfalls ein. Die Konsequenzen dieses Schauspiels auf meine Männlichkeit kann sich jeder vorstellen. Ich hatte das Gefühl, noch nie einen so großen und harten Schwanz in der Hand gehalten zu haben.

"Fertig", raunte Gerhild, hockte sich aufrecht über mich, dirigierte meine Schwanzspitze mit der dunkelrot glühenden Eichel an ihre Rosette und ließ sich dann langsam, aber stetig absinken. Ich hatte noch nie eine Frau in ihren Hintereingang gefickt, sondern kannte nur ein paar biergeschwängerte Stammtischerzählungen. Hier war anscheinend eine sehr geübte Künstlerin in dieser Disziplin am Werk, denn nach wenigen Augenblicken hatte sie mich bis an die Schwanzwurzel eingelocht. Gerhild begann nun in dieser gehockten Position sich selbst in den Po zu ficken, ich hatte nichts anderes zu tun, als sie mit beiden Händen an der Hüfte abzustützen und hart zu bleiben. Es war unglaublich. Nach wenigen Minuten, die sich für mich wie eine halbe Ewigkeit anfühlten und währenddessen Gerhild wie eine Bärin brummte und stöhnte, lehnte sie sich plötzlich nach hinten und öffnete ihre Oberschenkel, so dass Una mit Sicherheit ihre weit geöffnete Pussy sehen konnte. Meine afrikanische Dienerin und Geliebte kannte anscheinend dies stumme Kommando, denn sie begann, Gerhild mit immer mehr Fingern in ihrer überlaufenden Pussy zu penetrieren.

"Unglaublich", murmelte ich vor mich hin, immer noch darauf konzentriert, meinen Teil in Gerhilds Hintereingang wunschgemäß zu erfüllen. "Ich fühle Unas Finger, als ob sie meinen Schwanz massieren."

"Ja!" stöhnte Gerhild. "Und gleich wird es ganz eng für Dich. Sie steckt ihre ganze Hand rein. Halte bitte durch!"

Ihre Prognose stimmte. Es wurde richtig eng für meinen Penis, der Druck durch die fickende Hand in Gerhilds Pussy erhöhte meine Geilheit ins Unermessliche. Dann konnte ich nicht mehr und explodierte in einem spritzigen Orgasmus, dass es mir direkt schwarz vor Augen wurde. Sekunden später war auch Gerhild so weit. Sie schrie regelrecht auf, verkrampfte am ganzen Körper, bevor dieser regelrecht durchgeschüttelt wurde. Unas Hand hatte anscheinend ihre Pussy verlassen, denn der Druck auf meinen immer noch schubweise abspritzenden Schwanz wurde schlagartig geringer. Dafür merkte ich, das mein Unterbau und meine Oberschenkel von Gerhilds Liebessaft regelrecht geflutet wurden. Jedenfalls war ich hinterher pitschnass, von Schweiß und Liebesäften am ganzen Körper eingesuhlt.

Gerhild lag mit ihrem Rücken auf meinem Bauch, klatschte mit ihrer flachen Hand auf ihre Clit, so dass es ein richtig platschendes Geräusch gab und stöhnte nur: "Das war richtig gut!"

Wir hatten uns an diesem Abend vollkommen verausgabt, blieben aber die ganze Nacht zusammen. Una löschte das Licht der beiden Lampen und krabbelte dann ebenfalls wieder auf mein Bett. Gerhild hatte sich zwischen mich und Una platziert. In dieser Position schliefen wir eng umschlungen ein.

Die trockenen Sommerwochen bis zum Einsetzen der herbstlichen Regenzeit waren von unendlich viel Arbeit gekennzeichnet. Wir begannen mit drei Baustellen nahezu gleichzeitig: dem Bahnhof, dem Bahnbetriebswerk und meiner eigenen Villa. Faruks Ziegelei produzierte auf Hochtouren und konnte kaum die Ziegelmengen liefern, die seine Maurer täglich verbauen konnten. Am einfachsten war der Baufortschritt am kleinsten Bauprojekt, meiner eigenen Villa. Dort war der Baugrund homogen und gleichmäßig und bedurfte keiner großen Fundamentarbeiten. Das Streifenfundament war schnell ausgehoben und gelegt, die Außenmauern begannen bereits nach wenigen Wochen, langsam in die Höhe zu wachsen. Für mich überraschend einfach und übersichtlich war die ethnische Aufteilung des Baustellenpersonals; die Bauleitung lag in arabischen Händen, die Maurer und das was man bei uns als Baufacharbeiter bezeichnen würde, waren indisch. Die zahlreichen Afrikaner waren für die harte, körperliche Arbeit des Baumaterialientransports und andere Hilfstätigkeiten zuständig und bekamen ständig lautstarke Anweisungen der arabischen Bauleiter. Erfreulicherweise erwies sich auch der von der Bauplanung in Daressalam festgelegte Baugrund für den Bahnhof und das Bahnbetriebswerk, die nach Fertigstellung die mit Abstand größten Gebäude in Kigoma werden würden, als eben und tragfähig. Dagegen war die Verlängerung des Schienenstrangs zum Seebahnhof an der neu zu konstruierenden Pieranlage direkt am Seeufer deutlich komplizierter. Hier war klar, dass sowohl der Schienen- als auch der Pier- und Lagerbereich gepfählt werden musste.

Ich besuchte die von Cleve'sche Plantage in dieser Zeit nur einmal von Kigoma aus und hatte meine erste persönliche Begegnung mit dem Hausherrn und Gerhilds Ehemann, bemerkenswert unangenehm. Ich hatte am späten Vormittag eine erhebliche Erweiterung unseres Liefervertrages mit Gerhild zu besprechen, da wir aus Daressalam die Anweisung bekommen hatten, vorzeitig mit der Bahntrassenvorbereitung zu beginnen. Hierfür brauchten wir Hartholzschwellen, früher und mehr als geplant. Dem Brief von Direktor Huber war deutlich zu entnehmen, dass sowohl der Gouverneur als auch das Ministerium in Berlin mit dem Baufortschritt der Bahnlinie unzufrieden waren.

"Wir erreichen Tabora laut Aussage der Bauleitung von Philipp Holzmann erst im Sommer 1912", schrieb Direktor Huber. "Das sind weitere zehn Monate von heute an gerechnet. Wenn in diesem Tempo weitergearbeitet wird, braucht die Baufirma für die verbleibenden dreihundert Kilometer bis zum Sommer 1915. Das ist für alle Beteiligten unakzeptabel. Ziel ist die Fertigstellung der Mittellandbahn bis zum Jahreswechsel 1913/14. Neben den Wirtschaftsinteressen der OAEG gibt es hierfür entscheidende Gründe, die ich Ihnen bei einem persönlichen Besuch erläutern werde. Ich werde trotz der beginnenden Regenzeit und der damit verbundenen Reiseerschwernisse am 20. November nach Kigoma kommen und werde dabei von einem unserer Planungsingenieure und einem Oberbauleiter von Philipp Holzmann begleitet. Dabei will ich mir auch persönlich ein Bild über den Stand Ihrer Arbeiten in Kigoma machen."

Direktor Huber erschien mit einem Tag Verspätung in Kigoma, da seine kleine Reisegruppe Probleme bei zwei Flussüberquerungen hatte und deshalb zweimal einen größeren Umweg in Kauf nehmen musste. "Das wird erst einfacher, wenn die Bahn tatsächlich Kigoma erreicht hat", war sein aufstöhnender Kommentar bei unserem ersten Treffen. "Immerhin hat es trotz der teilweise starken Regenfälle keine Überschwemmungen des Gleiskörpers unterwegs gegeben. Das beweist, dass unsere Trassenführung sauber geplant worden ist."

Seine Inspektion der Bauvorhaben fiel für ihn befriedigend aus. Insbesondere die Qualität der ersten Bauholz- und Schwellen-Anlieferungen fand seine Zustimmung. "Was mir am meisten gefällt", kommentierte er mit breitem Grinsen, "dass wir diese Qualität zum niedrigeren Preis einkaufen. Wir müssen umgehend prüfen, wie weit wir diese Schwellen ohne Bahn Richtung Tabora transportieren können. Die Einhaltung des bewilligten Budgets und des neuen Zeitplans steht über allem."

Dann berichtete er mir im 4-Augen-Gespräch zwei Neuigkeiten, die in der Tat den Zeitdruck zur Fertigstellung der Mittellandbahn zum Anfang 1914 erklärte. "Das Büro des Gouverneurs hat mich in einem Gespräch informiert, dass Ihre Kaiserliche Hoheit Kaiser Wilhelm persönlich zur Eröffnung der Allgemeinen Deutsch-Ostafrikanischen Landes-Ausstellung im August 1914 nach Daressalam kommen will. Anlässlich dieses Besuchs will der Kaiser die Mittellandbahn auf ihrer gesamten Länge fahren und persönlich nach Kigoma kommen, um die Überlegenheit deutscher Technik beim Zivilisationsfortschritt Afrikas zu demonstrieren." Direktor Huber lächelte mich verlegen an und zuckte mit den Schultern. "Sie werden verstehen, Herr Henschel, dass die Mittellandbahn bin dahin nicht nur fertiggestellt, sondern bereits in vollem Betrieb sein muss."

Ich konnte nur zustimmend nicken. "Das wird dann aber ein hartes Stück Arbeit."

"Genau deshalb bin ich jetzt mit den beiden Herren hier. Wir müssen Möglichkeiten finden und beschließen, wie wir dem Streckenbau in vernünftiger Form entgegen arbeiten können, damit anschließend nur noch die Schienen gelegt werden müssen. Oberbauleiter Hübener, den Sie vorhin schon kennengelernt haben, wird deshalb Anfang Januar dauerhaft nach Kigoma zurückkehren und die Verantwortung für den Trassenbau übernehmen. Dafür braucht er ihre volle Unterstützung."

Ich sagte Herrn Huber meine volle Unterstützung durch mich und mein mittlerweile funktionierendes Beziehungsgeflecht in der Region zu.

"Es gibt noch eine zweite, ziemlich sensationelle Nachricht, die diesen Zeitplan für die Fertigstellung erzwingt", ergänzt der Eisenbahndirektor, der mein unmittelbarer Vorgesetzter war. "Das Reichskolonialamt hat die OAEG vor die Aufgabe gestellt, ein Dampfschiff für den Personen- und Frachtverkehr auf dem Tanganjikasee zum Einsatz zu bringen. Dies Dampfschiff soll über siebzig Meter lang werden und über 1.500 Bruttoregistertonnen aufweisen."

Ich schaute Direktor Huber mehr als erstaunt an. "Wie soll das denn gehen? Am ganzen See gibt es keine anständige Werft."

"Das ist ganz raffiniert geplant. Es gibt mittlerweile eingehende Gespräche, dies Schiff auf einer kompetenten deutschen Werft zu bauen, aber alle Verbindungen nur zu verschrauben. Nach dem Probebetrieb soll das Schiff wieder in Einzelteile zerlegt, in Kisten verpackt und dann über den Hafen in Daressalam mit der Mittellandbahn nach Kigoma gebracht werden. Hier will die beauftragte Werft die Einzelteile dauerhaft zusammenfügen und dann zu Wasser lassen."

"Puh." Ich atmete tief durch und laut vernehmlich aus. "Was für ein wagemutiges Vorhaben! Ich nehme an, dass wir unseren neuen Pierbahnhof und die Lagerhallen dort gleich für diese Aufgabe herrichten müssen?"

"Ja und nein. Sie müssen einfach genügend Platz zur Verfügung haben. Ich habe gehört, dass die Werft mit dem Schiff auch gleich eine Slipanlage mitliefern soll, auf dem das Dampfschiff wieder zusammengesetzt wird."

"Ich gehe davon aus, dass diese Informationen bis auf weiteres streng vertraulich ist."

"Jawohl. Unbedingt."

"Muss für den kaiserlichen Besuch bereits heute irgendetwas in unsere Planungen einfließen?"

"Oh ja", grinste Direktor Huber etwas verlegen. "Das hätte ich beinahe vergessen." Er griff nach einer Dokumentenrolle, die er bei seiner Ankunft in meinem Büro auf einem Schrank abgelegt hatte und entnahm ihr eine Bauzeichnung. "Die OAEG ist beauftragt, für den geplanten kaiserlichen Besuch ein Jagdschloss zu errichten." Er rollte die Bauzeichnung zwischen uns auf dem Tisch aus. "Ich habe dafür einen ersten Entwurf mitgebracht, der natürlich an das noch auszuwählende Grundstück angepasst werden muss. Sie entnehmen diesem Entwurf aber die beabsichtigte Größe des kaiserlichen Jagdschlosses und den damit verbundenen Grundstücksbedarf. Die Kriterien, die mir von politischer Seite vorgegeben worden sind, sind einfach: freier, unverbauter Blick auf den Tanganjikasee und gute Bauumgebung. Das heißt, keine Eingeborenenhäuser in der Nachbarschaft." Er schaute mich fragend an. "Gibt es ein solches Grundstück, dass Ihnen sofort einfällt?"

Ich dachte kurz nach und nickte dann. "Möglicherweise sogar zwei. Aber dazu muss ich mit Muhammad Ali reden, das ist dieser arabische Händler, der mit seiner Familie hier in Kigoma das gesamte Bau- und Grundstücksgeschäft beherrscht."

"Gut. Reden sie mit ihm, solange ich selbst im Kigoma bin. Wenn er einen Vorschlag hat, sollten wir uns kurzfristig zusammensetzen. Von behördlicher Seite ist volle Unterstützung gewährleistet, wie Sie sich denken können."

Muhammad Ali führte uns mit seinem Bruder tatsächlich zwei Tage später zu einem möglichen Bauplatz, der bereits auf dem ersten Blick alle Kriterien erfüllte.

"Wem gehört dieser Grund und Boden?" fragte Direktor Huber nach einer sehr regennassen Grundstücksbesichtigung.

Muhammad Ali und Faruk lächelten zuvorkommend. "Uns. Und es wäre uns eine Ehre, wenn wir hier das gewünschte Gebäude errichten könnten." Ich sollte erst ein halbes Jahr später von meinem arabischen Freund erfahren, dass diese Aussage zu diesem Zeitpunkt eine glatte Lüge gewesen war. Als aber die OAEG den Grundstückskauf- und Bauvertrag mit den arabischen Brüdern abschloss, gehörte ihnen das Grundstück tatsächlich.

Direktor Huber und seine Begleiter machten sich zwei Tage später auf den beschwerlichen Rückweg. Oberbauleiter Hübener kam tatsächlich Anfang Januar wieder nach Kigoma und wurde in den darauffolgenden Jahren einer meiner engsten Kollegen und Freunde.

Die Begegnung mit dem Grafen von Cleve, dessen merkwürdige Schroffheit bewirkte, dass ich direkt nach dem Lunch noch am selben Tag nach Kigoma zurückkehrte, sollte die Einzige bleiben. Sechs Wochen später, in der Adventszeit, eilte die Mund-zu-Mund-Nachricht durch Kigoma, dass der Graf bei einer Großwildsafari am Ugalla Fluss nach einem wolkenbruchartigen Starkregen vom schnell ansteigenden Fluss erfasste und mitgerissen worden sei. Der Leichnam des vermutlich ertrunkenen Grafen wurde nie gefunden. Wahrscheinlich war er durch Krokodile oder andere Wildtiere vollständig entsorgt worden. Gräfin Gerhild von Cleve war somit wie ich verwitwet. Aber da der Leichnam des Grafen nicht gefunden wurde, galt dieser zunächst nur als vermisst, ein Umstand, über den Gerhild überhaupt nicht böse war.

"Ich muss gestehen", erklärte sie mir bei meinem Kondolenzbesuch, bei dem ich auch aus geschäftlichen Gründen mehr über die Erbschaftsregelungen und die Zukunft der Plantage in Erfahrung bringen wollte, "mein Vater ist ein sehr kluger und vorsichtiger Mann."

Ich schaute sie erstaunt an. Was hatte der vermutlich Tod ihres Ehemannes mit ihrem Vater zu tun?

"Als wir heirateten hat mein Vater mir "nur" eine angemessene Mitgift und Aussteuer mit in die Ehe gegeben. Die reichte natürlich hinten und vorne nicht für dies Plantagenprojekt. Und mein Göttergatte war faktisch mittellos." Sie grinste mich hintergründig an. "Mein Vater hat uns dann einen beachtlichen Kredit gegeben. Praktisch zinslos und mit gestundeten Tilgungen, aber grundbuchrechtlich an rangerster Stelle abgesichert. Sollte es jetzt irgendwelche Erbauseinandersetzungen geben, stellt er den Kredit fällig und zieht die Sicherheit. Dann gehört die Plantage ihm. Was für mich nur gut ist, denn irgendwelche Ansprüche von Verwandten meines Mannes laufen damit ins Leere." Sie klatschte vor Freude in ihre Hände. "Ich habe mich damals über meinen Vater massiv geärgert. Und heute bin ich glücklich über sein Verhalten. Das sichert das Erbe dieser Plantage für meine Kinder."

"Kinder?" Ich dachte im ersten Moment, dass ich mich verhört hatte.

"Ja, ich habe zwölfjährige Zwillinge. Zweieiig, einen Sohn und eine Tochter. Gehen beide in der Schweiz auf ein deutschsprachiges Internat und haben als familiären Anlaufpunkt meine älteste Schwester. Privatunterricht hier auf der Plantage hat sich nicht bewährt. Und da habe ich mir gedacht, dass die Schweiz für beide sicher besser ist als Daressalam." Ihr Gesicht bekam zum ersten Mal seit Beginn meines Besuchs traurige Züge. "Manchmal vermisse ich die beiden sehr."

"Einen Vorteil haben mir die beiden jedoch für den Rest meines Lebens hinterlassen." Sie lehnte sich zu mir vor und erfasste meine beiden Hände. "Seit ihrer Geburt bin ich anscheinend unfruchtbar. Hat schon erhebliche Vorteile für mein Liebesleben, dass ich nicht mehr schwanger werden kann."

Ich kehrte bereits nachmittags nach Kigoma zurück, so dass Gerhild nicht in Versuchung kam, mit mir sofort die lustige Witwe zu spielen. Aber ich lernte in den kommenden Monaten, dass sie genau dies tat. Sie nahm sich, was sie wollte und benötigte. Nicht nur bei mir, sondern auch bei anderen Besuchern ihrer Plantage. Aber Sie war eine perfekte Geschäftspartnerin. Ihre Lieferungen, aber auch ihre Rechnungslegungen, liefen mit einer unglaublichen Perfektion.

Das ganze Jahr 1912 war von einer unendlichen Menge an Arbeit und Entscheidungen gekennzeichnet. Oberbauleiter Hübener startete mit einer Bautruppe, die er durch Vermittlung von Muhammad Ali hatte anstellen können, mit den Trassenarbeiten, rodete die zukünftige Fahrspur, beseitigte Felshindernisse und begann, mit unendlicher Handarbeit das Trassenniveau zu nivellieren. Dabei tat ihm das sehr feuchte Frühlingswetter keinen Gefallen, weil es durch Sturzregenfälle immer wieder zu Abrutschungen an aufgeschütteten Trassenteilen kam.

Immerhin gingen meine Bauprojekte unter arabischer Bauleitung planmäßig voran. Am Ende des dann erfreulich trockenen Sommers war als erstes die Villa Henschel einzugsklar. Una hatte sich von meiner persönlichen Dienerin mit viel Zuwendung, Liebreiz, aber auch Fleiß, Einsatzfreude und Wissbegierde zu meiner heimlichen, eheähnlichen Partnerin entwickelt. Ich wollte sie in meinem Haus so viel wie möglich um mich haben, sowohl tagsüber als auch nachts. Offiziell gab es in meinem neuen Haus ein Dienerzimmer direkt neben meinem Schlafzimmer, aber in der Realität lebten wir zwei wie ein Ehepaar zusammen. Ich hatte ihr zudem neben meinem Haus-Büro, dass zugleich meine noch spärlich bestückte Bibliothek war, ein eigenes Büro eingerichtet, in dem sie mehr und mehr wie meine afrikanische Vorzimmerdame agierte. Wir waren gerade einmal vier Wochen in meinem neuen Haus, als Una mit einem überraschenden und ungewöhnlichen Wunsch auf mich zukam.

"Ich habe im Farmhaus der Plantage einige Male in der Bibliothek des Grafen, der sie eigentlich nie richtig genutzt hat, aufgeräumt und sauber gemacht. Dabei habe ich ein paarmal die Gelegenheit genutzt, in diverse Bücher hineinzuschauen, habe aber damals noch nicht so gut Deutsch lesen können. Das ist in den Monaten, in denen ich bei Dir bin, bereits deutlich besser geworden. Der Graf hatte ein vielbändiges Lexikon in seiner Bibliothek, auf dem 'Brockhaus' stand. Ist es möglich, dass Du Dir die aktuelle Ausgabe für Deine Bibliothek anschaffst? Ich glaube, ich könnte daraus sehr viel lernen."

Ich nickte anerkennend. Natürlich kannte ich das Brockhaus-Konversations-Lexikon aus meinem Elternhaus, ich selbst hatte nie ein Exemplar besessen. "Das muss ich prüfen", antwortete ich ihr. "Ich weiß im Moment nicht, wie ich ein Exemplar hier in Kigoma erwerben kann." Ich zuckte mit meinen Schultern. "Möglicherweise muss mir meine Familie im Reich helfen und sie dann herschicken. Aber ich kümmere mich darum."

Mein Brief an die einzige mir bekannte Buchhandlung in Daressalam wurde erfreulicherweise zügig beantwortet. "Wir sind gern bereit, Ihnen die zuletzt erschienene 14. Auflage, die in 16+1 Bänden aufgelegt worden ist, zu beschaffen und nach Kigoma zu liefern. Wir brauchen dafür etwa vier Monate Lieferzeit ab Bestellung und Anzahlung von 50% des Kaufpreises." Der genannte Preis ließ mich zunächst schlucken und tief durchatmen, aber da ich von meinem Monatsgehalt einen beträchtlichen Teil hatte sparen können, war es mir das Investment in den Wissensdurst meiner afrikanischen Geliebten wert.

Überhaupt war das Zusammenleben mit Una in fast schizophrener Form zweigeteilt. Innerhalb der Villa Henschel waren wir fast wie Mann und Frau. Una holte zwar die Mahlzeiten aus unserer Küche und servierte sie, aber bei Tisch saßen wir uns gegenüber und aßen zusammen. Unserem Koch hatte ich anfangs etwas mühsam beigebracht, dass er die Mahlzeiten für uns beide gleichzeitig zuzubereiten hatte. Schließlich hatte eine kleine Gehaltserhöhung seine Verwunderung und seinen anfänglichen Widerstand überwunden. Nach außen hin waren wir beide darauf bedacht, das in der Kolonie verbreitete Verhaltensmuster von Herr und Dienerin aufrecht zu erhalten. Una war dies nun im doppelten Sinn, sie war offiziell meine persönliche Dienerin und zugleich meine afrikanische Vorzimmerdame.

In einem weiteren, wichtigen Punkt kam mir Unas Liebeserziehung durch Gräfin Gerhild zu nutze. Una wusste, wie sie vermeiden konnte, schwanger zu werden. An den von ihr so bezeichneten 'fruchtbaren Tagen' beschränkten wir uns auf Oral- und Analverkehr, ihre Pussy wurde dann höchstens mit Mund und Fingern behandelt. Aber wir kamen beide zu unseren Orgasmusfreuden, mit zunehmender Vertrautheit wussten wir immer besser, was unser Partner im Bett wünschte. Mir fiel ein englischsprachiger Spruch ein, den ich von einem etwas angeheiterten Landsmann im Zusammenhang mit den Presseberichten über eine angeblich homosexuelle Beziehung zwischen Gouverneur von Rechenbach und einem afrikanischen Diener gehört hatte. "If they go black, they never come back." Ich hatte nun nicht im Geringsten homosexuelle Neigungen, aber wenn man diesen Spruch auf afrikanische Frauen ausdehnte, konnte er stimmen. Mein ursprünglicher Wunsch, mir in Deutsch-Ostafrika eine neue, weiße Ehefrau zu suchen, war erloschen. Una bot mir signifikant mehr. Dabei war mir die immer lauter werdende politische Diskussion sowohl in Ostafrika als auch durch die Zeitungsberichte aus der Heimat über Mischehen und deren Mischlingskinder durchaus bewusst. Als ich nach Deutsch-Ostafrika ausschiffte, war ich innerlich eher ein konservativer Kolonialist, der von der Überlegenheit des weißen Europäers und seiner Aufgabe, den Afrikanern die richtige Zivilisation zu bringen, überzeugt war. Una hatte nun in dem guten Jahr unseres Zusammenlebens ganz einfach durch ihre Persönlichkeit und ihre Liebe langsam, aber stetig mein Weltbild verändert. Allerdings musste ich mir auch eingestehen, dass sie wahrhaftig nicht der Durchschnitts-Afrikanerin entsprach. Zusätzlich hatte sich in mir auch die Meinung verfestigt, dass die afrikanischen Frauen wesentlich härter und belastbarer waren als ihre Männer. Es gab einen zweiten, extrem wichtigen Unterschied: afrikanische Frauen tranken so gut wie nie Bier oder Alkohol.

In einem ruhigen Vieraugengespräch mit Oberbauleiter Hübener, in dem er mir ein wenig von seinen Problemen mit Arbeitsdisziplin und Alkoholkonsum unter seinen afrikanischen Arbeitern klagte, machte ich scherzhaft den Vorschlag, doch die Männer durch Frauen zu ersetzen. Er war im ersten Moment schockiert, aber nach einer halben Stunde und einem Bier mehr kam er auf das Thema zurück. "Man sollte tatsächlich einmal darüber diskutieren. Zumindest für die Arbeiten, bei denen es nicht auf die unmittelbare Kraftanstrengung ankommt." Ich hatte ihm einen Floh ins Ohr gesetzt.

Mit der Fertigstellung der Villa Henschel hatten Faruk und Muhammad Ali diese Baukolonne sofort zur Baustelle des kaiserlichen Jagdschlosses geschickt. "Wenn Deine Eisenbahn Anfang 1914 hier ankommt, wollen wir das Jagdschloss fertiggestellt haben. Dann können Eure Beamten alles für den Besuch vorbereiten", lautete ihre Ankündigung. In der Tat hatte die Bauabteilung in Daressalam zusammen mit dem Hofarchitekten in Berlin den ursprüngliche Entwurf an die leichte Hanglage des Grundstücks angepasst. Von dort hatte man in der Tat einen wunderschönen Blick über die Kigoma-Bucht und den mittleren Teil des Tanganjikasees.

Die Mittellandbahn hatte mittlerweile tatsächlich den Bahnhof von Tabora erreicht. Die Philipp Holzmann AG arbeitete nun von beiden Richtungen aufeinander zu, wobei die endgültige Schotterschicht, in denen die Schwellen ruhten, und der Schienenstahl nur von Osten nach Westen verlegt wurde.

Eine Personalie, die ich nur aus der Deutsch-Ostafrikanischen-Zeitung erfahren hatte, aber für viele Diskussionen in der kleinen deutschen Gemeinschaft am Tanganjikasee führte, war der erzwungene Wechsel im Amt des Gouverneurs. Freiherr von Rechenbach hatte zwar die angeblichen homosexuellen Skandalanschuldigungen der Zeitung im Amt und mit gerichtlicher Hilfe durchgestanden, aber sich in seinen sechs Amtsjahren insbesondere bei der ländlichen Siedlerbevölkerung der Kolonie viele Feinde gemacht. Im Mai 1912 wurde er nach Berlin zurückberufen und durch Dr. Heinrich Schnee ersetzt, einen erfahrenen Diplomaten, der in seiner Laufbahn sowohl Erfahrungen in den deutschen Südsee-Kolonien als auch in Missionen in Europa und in Berlin gesammelt hatte. Deutsch-Ostafrika war die größte Kolonie des Deutschen Reiches und sollte nach Wunsch des Reichskolonialamtes als auch des Gouverneurs die ertragsreichste Kolonie werden. Dazu musste die Infrastruktur von Eisenbahn, See- und Binnenhäfen mit der dazu gehörenden Handelsschifffahrt und die an die neue Infrastruktur besser angebundenen Plantagen massiv und schneller ausgebaut werden. Ein strategisches Ziel, dass sowohl unter den Plantagenbesitzern und Farmern als auch von der technischen Führungsschicht des Landes massiv unterstützt wurde.

Hier in Kigoma war ich schon Kraft meines Amtes der stärkste Vorreiter für die Umsetzung dieser Strategie. Der als dreistöckiges Gebäude mit flacheren Nebengebäuden konzipierte Bahnhof wuchs mittlerweile zügig in die Höhe, jetzt in der sommerlichen Trockenzeit wurden die Holzbalkendecken zwischen Erd- und erstem Obergeschoss eingezogen, während die Außenwände bereits weiter in die Höhe wuchsen. Hunderte von Arbeitern wuselten über die Baustelle und transportierten das Baumaterial mit hergebrachten Hebezeugen und über Leitern in die Höhe. Die täglichen Ziegelanlieferungen aus Faruks Ziegelei kamen überraschend regelmäßig, man musste der arabischen Bauleitung tatsächlich das Kompliment machen, dass sie fast mit deutscher Gründlichkeit und Präzision arbeitete. Allerdings trieben sie dabei ihre indischen wie afrikanischen Arbeiter mit teilweise brutaler Härte an. Bautechnisch richtig problematisch war der Pierbahnhof, der teilweise auf sumpfigem Untergrund stehen musste. Die tropischen Hartholzpfähle mussten in sehr mühseliger Arbeit in den Boden gehämmert werden, insbesondere im zukünftigen Gleisbereich war das eine zeitraubende Arbeit, denn das Gleis durfte später unter der Last der langsam fahrenden beziehungsweise stehenden Lokomotive und voller Güterwaggons nicht einsacken.

Ich persönlich war jeden zweiten Tag auf den Baustellen, nicht um mich in den Fortgang der Bauarbeiten einzumischen, sondern 'um Flagge zu zeigen'. Zudem fielen mir oft genug Kleinigkeiten auf, die genügend Anlass zu Diskussionen mit Faruk und seinen Bauleitern gaben.

Ein Jahr nach seinem vermuteten Tod durch Ertrinken wurde auf Gerhilds Antrag hin Graf von Cleve amtlich für Tod erklärt. Sie war nun offiziell Witwe und wie ich mich bei einem Wochenendbesuch zu Beginn der herbstlichen Regenzeit überzeugen konnte, eine wahrhaftig lustige Witwe. Ihre Schwester Rose war unverändert ihr Dauergast auf der Plantage, ihr englischer Ehemann hatte anscheinend keine sonderliche Sehnsucht nach ihr und umgekehrt offensichtlich auch nicht. Dafür waren zwei befreundete Ehepaare aus Deutschland für sechs abschließende Wochen ihrer langen Reise durch Ostafrika bei Gerhild zu Gast. Die Herren hatten drei Wochen Großwildjagd gebucht und waren wieder in die deutlich trockeneren Savannengebiete Richtung Nordosten verschwunden; ein Angebot, dass Gerhild mittlerweile an zwei erfahrene Großwildjäger, die früher mit ihrem Mann zusammengearbeitet hatten, nur noch vermittelte. So sah ich mich bei meinem zweitägigen Besuch, bei dem ich Una zuhause gelassen hatte, allein vier lustvollen Frauen gegenüber. Nachdem ich am Samstag tagsüber tatsächlich zwei Stunden mit Gerhild ernsthaft verhandelt hatte, ging der unterhaltsame Nachmittag langsam in die bei Gerhild übliche Abendgestaltung über. Alle vier Damen griffen bei Gerhilds Kokain-Angebot als Teil des Desserts bereitwillig zu, nur ich lehnte auch den erneuten Versuch der Hausherrin ab, mich ebenfalls in ihren Konsumentenkreis aufzunehmen. Nach fünfzehn Minuten wurde die Damenrunde spürbar aufgekratzter und verlor endgültig jede Zurückhaltung. Augenscheinlich hatten die beiden Gäste bereits an den Vorabenden Gerhilds männliche Dienerschaft ausprobiert, sie gierten offensichtlich nach entsprechender Behandlung durch die muskulösen und vermutlich gut bestückten Herren.

"So, Mädels", hob Gerhild die Tischtafel auf, "Ihr könnt, wenn ihr wollt, alle von unseren Liebesdienern mitnehmen und Euch entsprechend vergnügen. Rose und ich haben heute Abend einen Spezialgast."

Die beiden Besucherinnen schienen mit dem Arrangement sehr zufrieden zu sein und verschwanden auffallend schnell mit ihren Dienern im Gästetrakt des Farmhauses. Kurz darauf nahmen mich Gerhild und Rose an die Hand und entführten mich in das mir mittlerweile gut bekannten Liebesnest der Hausherrin.

Gerhild kam in ihrer unvergleichlich direkten, hemmungslosen und verlangenden Art direkt auf den Punkt. "Meine kleine Schwester", sie grinste dabei sehr diabolisch, "hat leider das Problem, noch schwanger werden zu können. Da bin ich im Vorteil, wie Du weißt." Wir begannen bereits mit dem gegenseitigen Striptease, der angesichts der tropengerechten Kleidung der beiden Damen nicht ganz so aufwendig war. "Somit", ergänzte Gerhild, "erfreuen wir uns erst einmal mit der von Dir so geschätzten doppelten Reiterin; Rose oben und ich unten." Gesagt, getan, nach kurzer, aber intensiver Vorbehandlung war ich einsatzbereit und die Schwestern stiegen in ihre jeweilige Reiterposition.

Ich hatte mittlerweile sehr viel Gefallen an dieser Dreier-Position gefunden und Rose stand meiner Una in Sachen Leidenschaft in nichts nach. Trotzdem war es tatsächlich ein anderes Gefühl, ein anderer Geruch und ein anderer Geschmack, der mir aus der Pussy der Deutsch-Engländerin entgegenkam. Nicht besser oder schlechter, einfach anders. Nach zwanzig Minuten klappten wir in einem dreifachen Orgasmus total durchgeschwitzt zusammen, heftig atmend und leise murmelnd. Ich hatte Gerhild wunschgemäß bis an den Rand aufgefüllt. Sie hatte mir gestanden, dass sie dies, seit sie ihre weitere Unfruchtbarkeit erfahren hatte, besonders genoss.

"Wie lange braucht Dein kleiner Freund?" murmelte Gerhild mir in Ohr, während wir schmusend und küssend nebeneinander lagen und unsere Hände an praktisch jeden Ort auf Wanderschaft gingen ließen.

"Das hängt von Euch ab", war meine auf Erfahrung aufbauende Antwort. "Je liebevoller die Mundbehandlung, desto strammer das Ergebnis."

Nach einer angemessenen Liebkosungspause hatten mich die Schwestern wieder einsatzbereit. "Wir machen jetzt einen Rose-Spezial", kommandierte Gerhild direkt.

Ich schaute sie etwas ratlos an. "Und was heißt das?"

"Ganz einfach. Meine Schwester will unter keinen Umständen schwanger werden, weil dies in einer für sie sehr teuren Scheidung enden würde. Also ist sie zu einer großen Freundin oraler und analer Liebesspiele geworden." Sie grinste mich diabolisch an. "Du wirst das sehr mögen. Sie legt sich auf den Rücken, rollt sich zusammen, so dass Du ohne Hindernisse in ihren geschmeidigen und gut vorbereiteten Hintereingang gelangst. Und ich gehe 69 auf sie und behandle ihre Pussy mit allem, was mir zur Verfügung steht. Verstanden?"

Ich hatte verstanden. Gerhild hatte recht, Roses Rosette war wohl trainiert und wirklich kein besonderes Hindernis. Was dann aber geschah, war für mich erneut eine Premiere. Gerhild hatte sich mit ihrer Pussy auf Roses Mund gesetzt, und schaute sich den Arschfick, so musste man das Geschehen jetzt ganz einfach beschreiben, aus nächster Nähe an. Dann begann sie, mit immer mehr Fingern ihrer beiden Hände Roses Weiblichkeit zu weiten und zu penetrieren, während ihre beiden Daumen Roses lustig hervorstehende Clit quetschten und massierten. Gerhilds jüngere Schwester ging ab wie ein wild gewordener Junghengst, ihr Körper bewegte sich in der eingeklemmten Position vollkommen unkontrolliert, ihre Oberschenkel begannen, wie Espenlaub zu zittern und sie wurde laut, richtig laut. Als sie über ihre Orgasmusklippe sprang, versteifte sie sich so stark, dass sie die auf ihr liegende Gerhild beinahe abgeworfen hätte. Diese stützte sich mit ihren Ellenbogen ab und hielt sich an Roses weit gedehnter Pussy mit acht eingedrungenen Fingern fest.

Angesichts dieser furiosen Reaktion fiel es mir leicht, den Po der jüngeren Schwester ebenfalls aufzufüllen. Dann brachen wir total erschöpft auf- und nebeneinander zusammen und brauchten sicherlich eine halbe Stunde, bis unsere Emotionen abgeklungen waren. Mehr war für keinen von uns Dreien mehr möglich. Wir waren absolut verausgabt.

Als ich am kommenden Morgen mein Frühstück einnahm, leistete mir lediglich Gerhild Gesellschaft. "Ich hoffe, Dir hat Dein kurzer Arbeitsaufenthalt bei uns gut gefallen", grinste sie hintergründig. "Wenn Du magst, stehen Dir Rose und ich auch gern öfters zur Verfügung."

"Danke für die Dauereinladung", konterte ich. "Ich weiß das zu würdigen. Aber die nächsten Monate werden mit sehr, sehr viel Arbeit ausgefüllt sein. Wir müssen bis Ende 1913 alles fertig haben. Der Gleisanschluss des Bahnhofs und des Pierbahnhofs soll ab November gelegt werden. Wenn ich mir die Arbeit bis dahin vorstelle, kommt ihr besser nach Kigoma. Meine Zeit für irgendwelche Ausflüge, egal wohin, wird sehr knapp bemessen sein."

Gerhild als Geschäftsfrau akzeptierte dies. "Gut. Ich rede mal mit Rose, wie wir so etwas einrichten können. Und dann haben wir ja noch die liebenswürdige Una. Das könnte ganz unterhaltsam werden."

Eine Stunde später war ich auf dem Rückweg nach Kigoma, ohne das ich eine der drei anderen Frauen noch gesehen hätte. Die Nacht war wohl für alle sehr heftig gewesen.

Meine Einschätzung zur Arbeitsbelastung im Jahr 1913 war noch zu optimistisch gewesen. Es war gelinde gesagt die Hölle. Die Direktion in Daressalam erwartete nun zweimal pro Woche sowohl von uns als auch von den Baufirmen, insbesondere von Philipp Holzmann, detaillierte Fortschrittsberichte und war eigentlich nie zufrieden. Während der Stadtbahnhof von Kigoma, ein mächtiges dreistöckiges Haus mit steiler Bedachung und zwei niedrigeren Seitenflügeln, noch vor Weihnachten 1912 Richtfest feiern konnte und damit gut im Zeitplan lag, war der Pierbahnhof das große Sorgenkind. Der weiche Baugrund verlangte den Baufirmen wahrhaftig alles ab. Anders das in kurzer Entfernung zur Villa Henschel entstehende Jagdschloss für Kaiser Wilhelm. Dort hatte Faruks Bautruppe, die zuvor meine Villa gebaut hatte, schnelle Baufortschritte vorzuweisen.

"Wir bauen mit relativ viel Holz", hatte mir Faruk bei einer Baubegegnung erklärt. "Und unser heimisches Hartholz ist gut und schnell verarbeitbar, insbesondere wenn es so gut geschnitten und vorbereitet kommt wie aus dem von Cleve'schen Sägewerk. Erstklassige Vorarbeit."

Auch an dieser Stelle wunderte ich mich immer wieder wie Gräfin Gerhild ihre im Volksmund eher als "liederliches Liebesleben" zu beschreibende Lebensweise mit absolut vollprofessioneller und kenntnisreicher Unternehmens- und Plantagenführung kombinieren konnte. Man hatte sogar den Eindruck, dass ihr dies seit dem Tod ihres Ehemannes immer besser gelang.

Una erwies sich immer mehr als die wirkliche Stütze in meinem Leben. Wenn mir vor meiner Abreise nach Deutsch-Ostafrika jemand prophezeit hätte, dass ich mit einer Schwarzafrikanerin in einer eheähnlichen Beziehung leben und dabei richtig glücklich sein würde, hätte ich ihn ausgelacht. So war Una, die mir praktisch wie eine Sklavin als persönlicher Besitz übereignet worden war, zu meiner nicht angetrauten Ehefrau geworden. Angesichts der 1912/13 auch in der Deutsch-Ostafrikanischen Zeitung ausführlich berichteten Reichstagsdebatte über Mischehen und deren Mischlingskinder sowie ihren rechtlichen Status, war es aber aus meiner Sicht ziemlich aussichtslos, einen derartigen Schritt offiziell zu gehen. Dies ließ sich mit Sicherheit nicht mit meiner gesellschaftlichen Position als ranghöchster Angestellter der OAEG und als Reserveoffizier vor Ort vereinbaren. Una drängte in keiner Weise auf eine Heirat. Sie schien mit ihrem Status und ihren Lebensumständen absolut zufrieden zu sein. Das von ihr so sehnsüchtig gewünschte Brockhaus Konversations-Lexikon war ihre tägliche Lektüre. Anhand ihrer Fragen und unserer Diskussionen am Mittags- und Abendtisch merkte ich, in welchem Höllentempo sie dies vorzügliche Lexikon verschlang und sich selbst weiterbildete. Auch ihr Deutsch war sowohl durch das Selbststudium als auch die täglichen Gespräche und ihre Privatsekretärinnentätigkeit ständig besser geworden. Dabei hatte sie von mir den etwas harten pommersch-ostpreußischen Dialekt mit einem rollenden 'R' übernommen, was sehr lustig anzuhören war.

Wir wurden tatsächlich planmäßig fertig. Der dreistöckige Stadtbahnhof war bereits ab der Adventszeit einsatzbereit, das neue Pächterehepaar machte das Bahnhofshotel bezugsfertig und die Bahndirektion zog in ihre höher gelegenen Büroräume. Der Bahnbetriebshof wartete auf sein erwachendes Leben mit der Ankunft der ersten Lokomotiven und ihrer Personen- wie Güterwaggons. Am 3. Advent hatten die Baulokomotiven mit ihren Materialwaggons Kigoma erreicht und die Baukolonen begannen mit der Schienenmontage sowohl im Bahnhof als auch mit der Schienenverbindung zum Pierbahnhof, der dringend ab April voll betriebsfähig sein musste, um die ankommenden Kisten des in Einzelteile zerlegten, neuen Dampfschiffs entgegen zu nehmen. Am 2. Februar 1914 lief dann der erste Zug aus Daressalam, eine nagelneue Hanomag-Dampflok, eine 1 D-Zwilling-Nassdampflokomotive mit vierachsigem Tender, mit Fahnen und Girlanden geschmückt in den Sackbahnhof von Kigoma ein und wurde von einer beachtlichen Menschenmenge mit Hochrufen und fröhlichem Applaus begrüßt. Der in Kigoma anwesende zweite Zug der sechsten Schutztruppen-Kompagnie war in seinen Paradeuniformen angetreten. Dem Anlass angemessen hatte ich ebenfalls meine weiße Offiziersuniform angelegt, was Una fassungslos staunen ließ. Sie hatte mich noch nie in Uniform gesehen und wusste bis zu diesem Tag nicht, dass ich den Rang eines Premierleutnant der Reserve inne hielt. Festreden der Bürgermeisters und des geschäftsführenden Direktors der OAEG bildeten den festlichen Höhepunkt, das gemeinsame Singen der Kaiserhymne 'Heil Dir im Siegerkranz' den Schlusspunkt des Festaktes. Pünktlich mit dem letzten Takt setzte der im Februar übliche Nachmittagsregen ein, der alle ausschließlich deutschen Gäste so schnell wie möglich zum Festessen ins Bahnhofsrestaurant trieb. Kigoma war endlich mit der Welt verbunden, die Reisezeit von Daressalam, der an der Küste gelegenen Hauptstadt der Kolonie an die zukünftige Handelsmetropole am Tanganjikasee verkürzte sich dramatisch; hatte ich bei meiner ersten Anreise mit Zug und Karawane noch insgesamt 11 Tage benötigt, brauchte man jetzt für die rund 1.250 Kilometer nur noch 56 Stunden.

Zur Eröffnungsfeier der Eisenbahnverbindung waren auch Gräfin Gerhild von Cleve und ihre Schwester Lady Rose Lochbird in die Stadt gekommen und blieben über Nacht in der Villa Henschel als meine Gäste. Aber zum ersten Mal kam es zu keinen erotischen Liebesspielen. Beide Damen waren kränklich und gingen vor dem nassen und matschigen Heimweg am kommenden Tag nur zum Schlafen ins Bett.

Una, die als Afrikanerin nicht zu den Eröffnungsfeierlichkeiten zugelassen war, kuschelte sich abends im Bett an mich und murmelte: "Schön, dass Du mir heute Abend allein gehörst. Ich hatte mir schon Gedanken gemacht wie das mit beiden Schwestern werden würde. Ich mag die Gräfin, denn sie hat sich immer um mich gesorgt, aber die Lady ist nicht mein Fall. Die ist mir gegenüber kalt und abweisend."

Ich registrierte Unas Reaktion und musste mir eingestehen, dass mir der ausgebliebene Liebesakt mit den Schwestern und Una ebenfalls sehr zupass kam. Ich war im Verlauf des über zweijährigen Zusammenlebens mit Una wieder zu einem treuen Ehemann geworden, auch ohne amtlichen und kirchlichen Segen.

Zwei Wochen später begann das nächste unternehmerische Abenteuer der OAEG. Mit drei Hochseefrachtern kam das im Dezember 1912 bei der Meyer-Werft im Papenburg an der Ems in Auftrag gegebene große Dampfschiff für den Tanganjikasee an. In einer geradezu abenteuerlichen Ingenieurleistung war das Schiff mit Ausnahme der Innenausstattung komplett auf der Werft gebaut worden, aber nicht genietet, sondern vollständig verschraubt. Nach Abnahme durch die OAEG und das Reichskolonialamt auf der Ems und im Dollart wurde das Schiff wieder auseinandergeschraubt, sorgfältig in mehr als fünftausend detailliert beschriebene Kisten verpackt und zusammen mit drei Mitarbeitern der Werft nach Daressalam geschickt. Dort wurde es Kiste für Kiste auf die nagelneue Mittellandbahn verladen und über mehrere Wochen verteilt nach Kigoma transportiert. Mit dem ersten Zug kam Schiffsbaumeister Anton Rüter aus Papenburg nach Kigoma, er hatte die Gesamtleitung des Projektes.

Gemeinsam begingen wir bereits am ersten Tag die Örtlichkeit im Hafen von Kigoma, in dem es eine Kleinschiffswerft gab, die zu Beginn des Jahrzehnts unter anderem auch die beiden kleinen deutschen Schiffe, den Postdampfer 'Hedwig von Wissmann' und das kleine Frachtschiff 'Kingani' aus vorgefertigten deutschen Einzelteilen zusammengenietet und seetüchtig gemacht hatte.

"Das Konzept ist ganz einfach", erklärte mit Anton Rüter, als wir über das Werftgelände gingen. "Wir errichten ein Trockendock, in dem wir die 'Götzen' zusammenmontieren. Parallel wird in den kommenden Monaten auf demselben Weg wie unser Schiff eine Querslipanlage aus Papenburg angeliefert, die wir zwischen dem Trockendock und dem See montieren werden. Und anschließend machen wir einen ganz gewöhnlichen Stapellauf." Keiner von uns beiden ahnte, dass der Gang der großen Welt-Geschichte für uns beide noch massive Herausforderungen bereit halten würde und das dies Schiff, dass nun in den nächsten Wochen in Einzelteilen nach Kigoma kommen würde, zum größten Hilfskreuzer der kaiserlichen Marine auf den afrikanischen Binnenseen avancieren würde.

Im Übrigen war Anton Rüter ein erstklassiger Schiffsbaumeister mit absolutem Organisationstalent und ein sehr angenehmer Zeitgenosse. Verheiratet und mit vier Töchtern gesegnet, hatten er und seine beiden ledigen Papenburger Mitstreiter, der Nieter Rudolf Tellmann und der Werftarbeiter Hermann Wendt, die mit späteren Zügen zusammen mit Spezialhandwerkern der Eisenbahnwerkstatt der OAEG nachkommen würden, diesen sehr gut bezahlten Abenteuerauftrag angenommen. Wir freundeten uns innerhalb weniger Tage an und arbeiteten vorzüglich zusammen. Nachdem ich vorsichtig seine Haltung zu Afrikanern im Allgemeinen abgeklopft hatte, lud ich ihn zum ersten Mal zum Abendessen in die Villa Henschel ein, bei dem ich nicht die besondere Rolle Unas verstecken wollte. Ich hatte ihn darauf vorbereitet und er bewies erfreuliche Toleranz.

"Wissen Sie, Herr Henschel", sagte er später am Abend, als sich Una diskret zurückgezogen hatte, "Sie sind als Witwer hierhergekommen. Und ich kann mir gut vorstellen, dass es hierzulande praktisch keine verfügbare deutsche Weiblichkeit gibt, es sei denn, Sie halten nach ganz jungem Gemüse Ausschau." Er prostete mir zu. "Ich finde, Ihre Privatsekretärin ist eine charmante und überraschend hoch gebildete Frau." Er lachte leise. "Dass Sie in Ihrem ostpreußischen Tonfall ein ganz hervorragendes Deutsch spricht, empfinde ich als sehr erfrischend. Sie müssen mit Ihr viel geübt haben."

"Was ist ihr Zeitplan bis zum Stapellauf?" Ich war neugierig auf die neue Baustelle, denn die 'Götzen' sollte nach ihrer Indienststellung unter der Verantwortung der OAEG mit Heimathafen Kigoma betrieben werden und gehörte damit in Zukunft zu meinem Verantwortungsbereich.

"Wenn alles gut geht, denke ich, dass wir bis Ende August das Schiff im Wasser haben und dann noch einmal drei Monate für den Innenausbau brauchen. Meine beiden Männer und ich würden gern Weihnachten wieder zu Hause sein."

"Und mit was für einer Belegschaft werden Sie arbeiten?"

Rüter strich sich mit der Hand über seinen mächtigen Schnurrbart. "Direktor Huber stellt mir zwanzig erfahrene Inder aus der Eisenbahnwerkstatt in Daressalam zur Verfügung, die mit dem Zug in zwei Tagen mit Tellmann und Wendt hier ankommen. Dazu brauchen wir um die 250 einheimische Arbeiter; ein Teil kommt ebenfalls von der OAEG, die ja nach Fertigstellung Ihrer Mittellandbahn eine Menge Arbeiter zur Verfügung hat."

Über die nächsten Wochen saßen wir öfters beim Abendtisch zusammen und diskutierten unsere betrieblichen Probleme. Es tat mir richtig gut, hier am Ort einen versierten Kollegen zu haben, der in Sachen Arbeits- und Betriebsorganisation ähnlich wie ich selbst dachte. Ich brachte ihn zudem mit Muhammad Ali und Faruk zusammen, die ihm bei der Beschaffung einer Vielzahl von Kleinmaterialien und anderen Leistungen zur Verfügung standen.

Der Eisenbahnbetrieb hatte seinen täglichen Routinerhythmus gefunden, das Bahnbetriebswerk hatte mit der Kesselreinigung und der Ausrüstung der Lokomotiven für den langen Rückweg genug Arbeit, wobei die fast ausschließlich jungen Lokomotiven der Mittellandbahn erst einmal wenig echte Reparaturarbeiten erforderlich machten. Im April war auch das kaiserliche Jagdschloss fertiggestellt und an die Kolonialbehörden übergeben worden. Ganz Ostafrika im Allgemeinen, aber Kigoma im Besonderen fieberte dem kaiserlichen Besuch Ende August entgegen. Insbesondere die deutschen Frauen unserer Region einschließlich Gräfin Gerhild und ihrer Schwester hatten schon ausgangs des heiß-feuchten "Winters" mit ihren Vorbereitungen begonnen, ließen sich neue, dem Anlass angemessene Kleider schneidern und verbesserten beziehungsweise erneuerten ihren Fuhrpark. Einige vermögendere Plantagenbesitzer hatten sich in Daressalam erste Automobile gekauft, die nun im trockenen Frühling mühsam über Land angeliefert wurden. Ein Transport auf der Bahn mit ihrer schmalen Spurbreite von nur einem Meter war nicht möglich, was mir einige Beschwerden und Beschimpfungen eintrug.

Una hatte sich unter Zuhilfenahme des Brockhaus mit der preußischen und deutschen Geschichte des Hauses Hohenzollern beschäftigt und stellte mir viele Fragen. Sie hatte (logischerweise) noch nie einen europäischen Monarchen gesehen und hinterfragte insbesondere die majestätische Rangfolge. "Wenn ich das richtig gelesen haben, gibt es in Europa gleich drei Kaiser, im Deutschen Reich, in der K.u.K.-Monarchie von Österreich-Ungarn und den Zaren in Russland", konfrontierte mich meine schwarzafrikanische Lebensgefährtin eines Mittags. "Bedeutet dies, dass die Kaiser ranghöher sind als beispielsweise der König von England? Oder der von Belgien?"

"Eine verdammt gute Frage", antwortete ich zögerlich. "Eigentlich nein, weil das Kaisertum oder Königtum immer zu einem Land gehört. England ist beispielsweise nicht Teil des Deutschen Reiches. Aber Deine Frage ist absolut berechtigt, weil der Deutsche Kaiser auch König von Preußen ist und zugleich ranghöher ist als andere deutsche Könige, zum Beispiel der König von Bayern und der König von Württemberg."

Una schüttelte den Kopf. "Könnt ihr in Europa denn so etwas nicht ordentlich organisieren? Bei uns gibt es einen Häuptling. Mehr nicht. Und andere Stämme haben ihren eigenen Häuptling. Aber so einen Oberhäuptling haben wir eigentlich nicht. Braucht man doch auch nicht. Ein Häuptling reicht doch."

Ich nickte nachdenklich, denn eigentlich hatte Una recht.

Hingegen hatte Una das Prinzip des Parlamentarismus verstanden. "Ist wie bei uns der Rat der Ältesten. Euer Kaiser braucht genauso weise Ratgeber wie unsere Häuptlinge."

Ich stimmte ihr zu, enthielt mich aber weiterer Erläuterungen oder Stellungnahmen. Wenn ich meine eigenen Erinnerungen an den deutschen und preußischen Parlamentarismus und die Zeitungsberichte der letzten Jahre als Maßstab nahm, konnte man die Einschätzung von "weisen" Ratgebern nicht unbedingt teilen.

Das Leben in diesen Frühlings- und Frühsommermonaten in Deutsch-Ostafrika war aus meiner Sicht schön und verhieß für die Zukunft viel Gutes. Diese optimistisch lebensfrohe Einschätzung wurde von meiner Partnerin Una, meinen engsten Geschäftsfreunden und meinen Freunden und Bekannten unter den deutschen Nachbarn uneingeschränkt geteilt. Dann berichtete die Deutsch-Ostafrikanische Zeitung, die durch die Eisenbahn jetzt mit nur wenigen Tagen Verzögerung nach Kigoma kam, vom Attentat auf das österreichische Thronfolger-Ehepaar in Sarajevo und fünf Wochen später vom Kriegsausbruch in Europa. Die beiden Nachbar-Kolonien von Deutsch-Ostafrika, Belgisch-Kongo im Westen und Britisch-Ostafrika im Norden sowie Rhodesien im Süden waren im Krieg mit dem Deutschen Kaiserreich. Die sich ab Juni zuspitzende Krise hatte auch den Besuch des Kaisers zur Deutsch-Ostafrikanischen Landesausstellung in Daressalam und in Kigoma obsolet werden lassen. Das für ihn extra unter großem Zeitdruck errichtete Jagdschloss am Ostufer des Tanganjikasees würde nie kaiserlichen Besuch erleben. Aber das wussten wir im August 1914 trotz unserer Enttäuschung nicht.

Der Kriegsausbruch in Europa hatte unmittelbare Konsequenzen für Anton Rüter und seine Mannschaft, die mit großem Elan die 'Götzen' zusammennieteten und montierten. Die Slipanlage war nicht mehr rechtzeitig verschifft worden und lag in Hamburg ohne die geringste Chance, zu unserer improvisierten Werft am Tanganjikasee transportiert zu werden. Unter Einschluss des Bauleiters von Philipp Holzmann, Friedrich Hübener, der für die Bahntrassenbau der Mittellandbahn zuständig gewesen war und nun den Bau von Zweigverbindungen nach Norden und Süden plante und vorbereitete, saßen wir mehrere Abende zusammen und philosophierten über eine improvisierte Notlösung, um die 'Götzen' nach Fertigstellung ins Wasser zu bekommen. Mittlerweile hatte sich auch die kaiserliche Marine eingeschaltet, die bereits das Kommando über die beiden kleinen Schiffe übernommen hatte, um auf dem See gegen britische und belgische Schiffe vorgehen zu können. Kapitänleutnant Zimmer war dazu zum Marinekommandanten auf dem See ernannt worden und im höchsten Maß daran interessiert, die 'Götzen' zusätzlich zu bewaffnen und als Marineschiff zum Einsatz zu bringen. Hierzu hatte die Marine bereits begonnen, die Bewaffnung des im Rufiji-Delta an der ostafrikanischen Küste festsitzenden Leichten Kreuzers 'Königsberg' zu demontieren und nach Kigoma zu bringen, damit die 'Götzen' als auch die beiden kleinen Post- und Handelsdampfer damit ausgerüstet werden konnten.

Um die Geschäftsinteressen der OAEG gegenüber dem Oberkommandierenden der Schutztruppe, Oberstleutnant von Lettow-Vorbeck als auch gegenüber dem Marinekommandanten zu dokumentieren, erhielt ich von der Direktion in Daressalam die Anweisung, ab sofort in Uniform meinem Dienst in den Büros der Gesellschaft nachzugehen. Eigentlich war dies eine rein symbolische Aktion, denn die entlang der Seeufers auf drei Standorte aufgeteilte 6. Kompagnie war komplett in den Norden zum Kampf gegen die Belgier verlegt worden. Lediglich sechs Marinesoldaten standen in Kigoma zur Sicherung des Hafens und Beobachtung des Sees zur Verfügung, alle übrigen Marinesoldaten waren entweder auf die beiden kleinen Schiffe verlegt worden oder leisteten Hilfe bei der Fertigstellung der 'Götzen', indem sie bereits die zusätzlichen Fundamente für die demontierten Geschütze der 'Königsberg' vorbereiteten.

Muhammad Ali und sein Bruder Faruk äußerten bei einem gemeinsamen Abendessen Anfang September ihr absolutes Unverständnis über die Kriegsentwicklung zwischen den europäischen Mächten. "Ihr habt doch mit der so genannten Kongo-Akte vor vielen Jahren einen von allen unterschriebenen Vertrag unterzeichnet, der zwischen Euch hier in Afrika für einen dauerhaften Frieden sorgen soll. Seid ihr wirklich so verrückt, nun aufeinander zu schießen und dabei alle Handelsmöglichkeiten zu ruinieren?" bracht mein alter Freund seine Gedanken auf den Punkt.

Faruk war noch schärfer in seinem Urteil. "Das ist Euer Krieg, wir haben damit nichts zu tun. Wir treiben Handel mit Deutschen, Briten, Belgiern, Portugiesen und sonst wem. Wer bezahlt, ist unser Kunde und unser Freund. Und wer uns dabei hindert, ist unser Feind, egal aus welchem Land in Europa er kommt." Dabei wischte er das Argument, dass das Osmanische Reich als Heimat sehr vieler Araber mit dem Deutschen Reich verbündet sei, einfach beiseite. "Das ist ziemlicher Unsinn, Andreas. Die arabische Nation ist viel größer und wichtiger als der Sultan in Konstantinopel, der ohnehin in seinem Reich nicht so viel zu sagen hat. Schau doch nur nach Ägypten! Da herrschen die Briten, obwohl es immer noch offiziell zum Osmanischen Reich gehört."

Ähnliche Sichtweisen hatten im Grundsatz auch alle Afrikaner und Inder der Kolonie. Dieser Krieg, der jetzt auch das östliche Afrika erfasst hatte, war ein Krieg der Europäer, der sie nichts anging. Una brachte ihre Sichtweise eines Abends sehr klar auf den Punkt. "Schau, Andreas, letztlich ist egal, wer uns von Euch Europäern regiert. Regiert werden wir ja doch. Für uns Afrikaner ist entscheidend, unter wessen Regentschaft wir am sichersten und besten leben können, wenn wir schon nicht unter unserer eigenen Herrschaft leben dürfen." Sie stand auf und holte einen Band ihres Brockhaus-Lexikons an den Tisch. "Ich habe in den letzten Tagen viel über die so genannte 'Französische Revolution' gelesen. Da heißt es 'Freiheit, Brüderlichkeit, Gleichheit' als Grundsatz einer freien Gesellschaft." Sie lächelte mich an. "Und da steht nichts von weißen Europäern oder schwarzen Afrikanern oder braunen Indern und so weiter. Das soll für alle Menschen gelten. Oder?"

"Dies 'Oder?' war eine sehr schwierige Frage und entsprechend eierte ich bei meiner Antwort herum. In diesem Moment wurde mir eines kristallklar. Bildung für Afrikaner über das einfache Lesen, Schreiben und Rechnen hinaus führte über kurz oder lang exakt zu dieser Frage. Aber sollte man ihnen deshalb Bildung vorenthalten, weil man nur Ungebildete beherrschen konnte? Meine Zweifel über das von Una aufgeworfene Thema ließen mich in den darauffolgenden Wochen des Nachts öfters wach liegen. Was hieß dies Thema für die Zukunft unserer so harmonischen, eheähnlichen Beziehung, die wir aufgrund der gesellschaftlichen Konventionen einfach nicht nach außen ausleben konnten. Tagsüber hielt mich der Druck der Tagesereignisse vom Nachdenken ab, aber in den Abend- und Nachtstunden konzentrierten sich die aufgeworfenen Fragen immer mehr auf einen entscheidenden Punkt:

Wie sah die Zukunft für Una und mich aus?

Die einzige Hoffnung, die ich im Moment hatte, lag bei Paul von Lettow-Vorbeck und seinen Askaris sowie unserer hoffentlich rechtzeitig eintretenden Seehoheit durch den Stapellauf unseres umgebauten Hilfskreuzers und seiner Flottille.

Immerhin hatten wir drei Ingenieure eine Lösung für den improvisierten Stapellauf gefunden. Anton Rüter hatte mit einem eigentlich simplen Spruch die Lösung kreiert:

"Wenn das Schiff nicht zum Wasser kommen kann, muss das Wasser zu Schiff kommen. Ähnlich wie bei der Arche Noah", hatte er philosophiert und dabei den entscheidenden Ansatz gefunden.

Die Holzmann-Truppe unter Leitung von Friedrich Hübener grub aus dem Erdreich zwischen See und Montageplatz ein vier Meter tiefes Trockendock aus, dass dann durch Einreißen der seeseitigen Wand mit Seewasser geflutet wurde, bis die 'Götzen' aufschwamm. Dann wurde diese Öffnung genügend erweitert, dass sie anschließend rückwärts in den See hinausfahren konnte. Natürlich ließ sich dadurch der ursprünglich Zeitplan nicht mehr einhalten, denn für einen manuellen Erdaushub für ein 71,40 Meter langes und 10 Meter breites Schiff musste unter Regenzeitbedingungen ein verdammt großes Loch ausgehoben werden. Der einzige Vorteil war der geringe Tiefgang des Dampfers von weniger als 3 Metern, die Männer mussten nicht zu tief graben. Am 5. Februar 1915 schwamm die 'Götzen' zum ersten Mal auf afrikanischem Wasser und wurde nach drei weiteren Ausrüstungsmonaten, bei denen auch die 105 mm Kanone der 'Königsberg' im Bugbereich, eine weitere 88 mm Kanone sowie zwei 35 mm Hotchkiss-Revolverkanonen als Bewaffnung montiert worden waren, in Dienst gestellt. Mit den Probefahrten waren sowohl Kapitänleutnant Zimmer als Marinekommandeur auf dem Tanganjikasee als auch Oberleutnant zu See Seidel als Schiffkommandeur weitgehend unzufrieden und schrieben zunächst einen negativen Bericht. Es half Ihnen nichts, sie mussten jetzt mit der 'Götzen' leben und nach wenigen Wochen mussten sie einräumen, dass das Dampfschiff trotz seiner Unzulänglichkeiten die deutsche Überlegenheit auf dem 673 Kilometer langen See zementierte. Insbesondere die Möglichkeiten zur schnellen Truppenverlegung von Nord nach Süd und umgekehrt gab der deutschen Schutztruppe einen einmaligen operativen Vorteil.

Die Hoffnungen der ganzen deutschen Kolonie und zumindest ihrer deutschen Bewohner wurden zunächst erfüllt. Die Schutztruppe behauptete sich in den ersten Monaten gegenüber Briten wie Belgiern so gut, dass sie sogar die ersten Gefechte auf deren Hoheitsgebiet austrugen und gewannen. Auch auf dem See war es bis dahin absolut ruhig. Unsere beiden von Postdampfern zu bewaffneten Patrouillenbooten umgerüsteten Kleinschiffe waren abschreckend genug, dass keine feindlichen Angriffe auf das deutsch-ostafrikanische Ostufer zu verzeichnen waren. In Kigoma war es ruhig wie zu Friedenszeiten und auch das Alltagsleben verlief so. Lediglich bestimmte, lieb gewordene Luxuswaren aus dem deutschen Heimatland waren durch die britische Seeblockade nicht mehr zu erhalten, aber die arabischen und indischen Händler waren raffiniert genug, für fast alles Alternativprodukte zu beschaffen.

Ein Jahr später aber begann sich das Blatt zu wenden. Die Schutztruppe kam an Land immer stärker unter Druck und zog sich mehr und mehr Richtung Süden zurück. Auch auf dem See hatten Briten wie Belgier begonnen, erfolgreich aufzurüsten, so dass die Entscheidung getroffen wurde, die Schiffsgeschütze auf der 'Götzen' zu demontieren, um sie an Land einsetzen zu können. Das erst ein Jahr alte Schiff lag nun in Kigoma und war zwecklos geworden. Anton Rüter und Kapitänleutnant Zimmer bereiteten die 'Götzen' sorgfältig vor, schmierten Kessel und Maschinen dick mit Fett ein, um sie gegebenenfalls in der Zukunft wieder in Betrieb nehmen zu können und versenkten dann ihr Schiff durch Öffnen des Ventile ufernah in 20 Metern Wassertiefe. Anschließend verschwanden die drei Papenburger mit ein paar Begleitern im Busch, um einer drohenden Gefangenname durch die belgische Kongoarmee zuvorzukommen.

Was mich jedoch viel mehr bewegte, waren die Konsequenzen des Kriegsverlaufs und des Räumungsbefehls von Kigoma für mich und Una. Wir diskutierten nächtelang miteinander, aber es war aufgrund der Kommandostruktur der Schutztruppe unmöglich, Una mit auf einen Rückzug Richtung Süden zu nehmen. Ein Verbleiben meinerseits hätte Befehlsverweigerung und de facto Fahnenflucht bedeutet. Anders als Gräfin Gerhild und ihre formal englische Schwester, die sich entschieden hatten, auf der Plantage zu bleiben und sie als britischen Besitz auszugeben, war es für mich unmöglich, in Kigoma zu bleiben.

Der Lösungsvorschlag kam von meinem alten Freund Muhammad Ali. "Meine Familie übernimmt die Villa Henschel und sorgt für die Sicherheit Unas", bot mir der gewiefte arabische Händler an. "Weder die Briten noch die Belgier bedrohen uns arabische Händler, weil sie wissen, dass sie eine Auseinandersetzung mit uns nicht gewinnen können. Die interessieren sich nur dafür, Euch Deutsche zu bekriegen und sich Euern Besitz im Falle eine gewonnenen Krieges selbst unter den Nagel zu reißen."

Ich konnte ihm nur zustimmen. Es sah in der Tat so aus. "Wenn Du die Möglichkeit hast, nach Kigoma zurückzukehren, bist Du bei uns mehr als herzlich willkommen und bekommst alles, was Dir gehört wohlbehalten zurück." Er lächelte mich an. "Einschließlich Deiner Privatsekretärin."

Der Abschied von Una war genauso schlimm wie der Verlust meiner ersten Ehefrau und meiner todgeborenen Tochter. Es riss uns beiden das Herz aus der Brust. Ich dachte ernsthaft darüber nach, unser Leben zu beenden, aber bei allem Schmerz gab ich mir nicht das Recht, meiner nicht angeheirateten Ehefrau das junge Leben zu nehmen.

Die kommenden zwei Jahre leistete ich nun meinen Dienst als Versorgungsoffizier in der Schutztruppe unter dem Kommando von Oberstleutnant von Lettow-Vorbeck. Ich war ein böser Soldat geworden, gehetzt von dem Druck, den Feind, der mich aus meiner Wahlheimat vertrieben und von der Liebe meines Lebens getrennt hatte, so massiv wie möglich zu schädigen. Nachdem uns mit einiger Verspätung die Nachricht vom Kriegsende in Europa erreicht hatte, legten auch wir unsere Waffen nieder, durften dann aber bereits Anfang 1919 in voller Uniform nach Deutschland ausschiffen. Ich hatte seit unserem Rückzug aus Kigoma über mehr als zweieinhalb Jahre nichts mehr von Una, meinen Freunden und Bekannten gehört.

Bevor ich Kigoma verließ, hatte ich Muhammad Ali als auch Una die Berliner Adresse meines ältesten Bruders als mögliche Kontaktadresse hinterlassen. Trotzdem war ich mehr als überrascht, dass ich nach meiner Rückkehr und meiner Entlassung aus der Truppe Anfang März 1919 dort zwei Briefe mit portugiesischen Briefmarken vorfand. Der eine Brief war von meinem arabischen Freund, der andere von Una; beide Briefe waren erst zwei Monate alt.

Nachdem ich beide Briefe gelesen hatte, brach ich in einem Weinkrampf zusammen; es war emotional zu viel für mich. Una hatte unter dem Schutz der Familie Muhammad Alis den Krieg überlebt, die Prophezeiung des arabischen Händlers, dass die Kolonialtruppen sich nicht an den Arabern vergreifen würden, hatte sich bewahrheitet. Zwar war meine Villa zwischenzeitlich von den durchziehenden Truppen requiriert und im Inneren auch verwüstet worden, aber die Familie hatte die Villa ein Jahr später bereits in ihr (angebliches) Eigentum zurück bekommen, als die Briten endgültig die Oberhoheit über Kigoma übernahmen. Una hatte derweil in Muhammad Alis Haushalt überlebt, für das afrikanische Personal der arabischen Händler interessierte sich von den Kolonialtruppen niemand.

Was meine Emotionen zur Explosion gebracht hatte, stand in Unas Brief. Una hatte Anfang 1917 mit Hilfe der arabischen Frauen ihres Gastgebers und Beschützers einen gesunden Jungen zur Welt gebracht; es war mein erster Sohn, der nun mittlerweile zwei Jahre alt war.

Tagelang wusste ich nicht, was ich mit mir und meinem Leben jetzt anfangen sollte. Ich war jetzt 39 Jahre alt, hatte keine Arbeit, war zurück in meinem Vaterland, das gerade dabei war, im politischen Chaos zu versinken und erfuhr nun, dass ich viele tausend Kilometer entfernt in einer von Großbritannien annektierten Kolonie eine Familie besaß. Ratlos lief ich tagsüber durch die Berliner Innenstadt, um mich selbst und eine realistische Idee für meine Zukunft und die meiner afrikanischen Familie zu finden. Dann stand ich plötzlich vor dem Deutschen Dom am Gendarmenmarkt, ging hinein und saß zwei Stunden lang stumm in einer Bank. Ich weiß nicht warum, aber plötzlich begann ich zu beten. Etwas was ich seit dem Tod meiner Ehefrau nicht mehr getan hatte. Und ich bat um Hilfe, meine neue Familie an einem Ort zusammenzuführen, an dem wir in Frieden leben konnten. Meine Gebete sollten auf die ungewöhnlichste Weise erhört und erfüllt werden.

Nachwort:

Die drei Papenburger Schiffsbauer gerieten nach der Versenkung der 'Götzen' bei ihrer Flucht ins Landesinnere in britische Gefangenschaft. Über lange und sehr mühsame Transportwege gelangten sie bis nach Ägypten, von wo aus sie alle drei Ende 1919 in ihre ostfriesische Heimat zurückkehren konnten, fünf Jahre nach ihrer ursprünglich geplanten Rückkehr zum Weihnachtsfest 1914.

Die britische Kolonialverwaltung von Tanganjika, wie die Kolonie jetzt hieß, ließ die Götzen 1924 endgültig heben, nachdem die Belgier einige Jahre zuvor einen nur halb erfolgreichen Versuch unternommen hatten. Anton Rüters Vorsorge vor der Selbstversenkung hatte sich bewährt, Dampfkessel und Maschinenantriebe waren intakt und konnten wieder betriebsbereit gemacht werden. 1927 wurde die 'Götzen' als 'Liemba' von der britischen Nachfolgegesellschaft der OAEG wieder in Dienst gestellt. Die 'Liemba' befährt den Tanganjikasee auch noch im Jahr 2023, 108 Jahre nach dem improvisierten Stapellauf in Kigoma. Genauso wie die unverändert bestehende Mittellandbahn, deren Bahnhöfe und Bahntrasse fast ausnahmslos aus der deutschen Kolonialzeit stammen, ein Beispiel für die Qualität deutscher Ingenieur- und Baukunst.

Gräfin Gerhild von Cleve und ihre Schwester Lady Rose Lochbird überlebten den Krieg in Ostafrika in einer ungeplanten Weise. Über ihr Schicksal würde ich bei einer Fortsetzung gesondert berichten.

Persönliches Nachwort:

Dies ist die erste 'Krieg und Liebe'-Geschichte, die im Zeitalter des Kolonialismus und Imperialismus spielt, aus heutiger Sicht ein durchaus schwieriges Thema. Ich habe ein sehr attraktives Konzept für die Nachfolgegeschichte zwischen Andreas Henschel, Una und seinem Sohn, das an einem Ort spielt, an dem tatsächlich die gemischt-rassige Familie auch schon in den 1920er Jahren friedlich und öffentlich zusammenleben konnte. Besteht hieran Interesse? Und besteht Interesse meiner Leser und Leserinnen an mehr Geschichten aus dieser Zeit und diesem Kolonialumfeld? Ich bitte um Eure Kommentare und Rückäußerungen.

Zuletzt bitte ich wieder um möglichst zahlreiche Bewertungen meiner Geschichte. Es ist mein bester und einziger Schutz gegen die unverändert tätigen Bewertungstrolle.

Hauptfiguren:

Andreas Henschel (Eisenbahningenieur, ex-Borsig Lokomotiven, 34 Jahre alt, verwitwet - hat Ehefrau mit 25 Jahren im Kindbett mit erstem Kind verloren und geht nach Dt.-Ostafrika)

Gerhild Freifrau von Kleve (Großfarmerin/Plantagenbesitzerin am T.-see, 30 Jahre, alt, 3 Kinder, Ehemann Karl-Friedrich säuft und jagt nur und kommt bei einem Jagdunfall ums Leben); Plantage für Kaffee und Rohkautschuk und großer Holzbestand, Lieferung von Schwellen und Feuerholz für Eisenbahn, Plantage liegt nördlich von Kigoma im Bereich des heutigen Gombe Nationalparks in der Nähe von Bitale

Heinrich Müller (Leiter der evangelischen Missionsstation) und seine Ehefrau, diese Krankenschwester

Anton Rüter (Schiffsbauingenieur, kommt mit der Graf von Goetzen der Meyer-Werft, Papenburg nach Dt. Ost und wird dort vom Krieg überrascht, (heute MS Liemba)

NN (schwarze Häuptlingstochter von Stamm der ...)

Oberleutnant zur See Siebel (Kapitän der Goetzen)

Gouverneur Heinrich Schnee (ab 1912 bis 1919)

Oberstleutnant Paul von Lettow-Vorbeck (Dt. Oberkommandierender)

Bahnhof von Kigoma mit Bahnbetriebswerk

Jagdschloss in Kigoma für den geplanten Besuch von Kaiser Wilhelm II. im Sommer 1914 (wg. WW1 nicht stattgefunden - siehe Wikipedia unter Kigoma)



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