Der Unfall (fm:Romantisch, 2307 Wörter) [1/9] alle Teile anzeigen | ||
Autor: Phlopp | ||
Veröffentlicht: Feb 23 2024 | Gesehen / Gelesen: 14270 / 11482 [80%] | Bewertung Teil: 9.02 (165 Stimmen) |
Durch einen Unfall lernen sich eine junge Frau und ein älterer Mann kennen. Sie nähern sich langsam aneinander an. |
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sie steigt ein.
"Es ist nicht weit, in 15 Minuten sind wir da. Konnten sie ihren Termin verschieben?"
"Ja, das war möglich. Der Geschäftspartner war sogar froh, denn für ihn wäre es eng geworden, da seine Produktion stockt, weil eine Maschine ausgefallen ist und er sich darum kümmern muss. Ich habe außerdem eben meiner Mutter Bescheid gesagt."
"Das ist vernünftig, es soll sich ja niemand ängstigen."
"So, da sind wir", sagt er, als er vor der Garage anhält.
"Entschuldigung, wie darf ich sie ansprechen, ohne Namen ist es ein wenig schwierig, ich heiße Walter Behne."
"Mein Name ist Rike Speyer, eigentlich Ricarda Speyer."
"Dann kommen sie mal schnell mit ins Haus", sagt er, nachdem er um das Auto herumgegangen ist und ihr die Tür geöffnet hat.
Als sie beim Aussteigen kurz zusammenzuckt, meint er dann doch besorgt: "Na ja, mit schnell ist wohl nicht."
Er nimmt fürsorglich ihren Arm, nimmt ihre Tasche und geleitet sie stützend zur Haustür. Nachdem er das Haus aufgeschlossen hat, führt er sie ins Wohnzimmer, und bietet ihr einen bequemen Stressless-Sessel an, stellt ihr den Hocker davor, legt noch ein Kissen darauf. Vorsichtig legt Ricarda ihren Fuß darauf und lehnt sich aufatmend zurück.
"Augenblick, ich hole eben eine Kalt-Kompresse aus dem Kühlschrank," ruft Walter und verschwindet in den Flur. Im Keller, im Tiefkühlschrank hat er immer einige Kältepacks vorrätig. Er nimmt eines heraus, geht ins Badezimmer, umwickelt die Kompresse mit einem Handtuch und geht zurück ins Wohnzimmer.
"So, jetzt wollen wir den Fuß mal versorgen." Er legt das Paket auf das Fußgelenk, fasst vorsichtig unter die Wade, hebt das Bein an und legt das Handtuch unter dem Bein zusammen. "Ich geh' uns dann mal einen Kaffee kochen. Trinken sie Milch und Zucker?"
"Ja, Zucker bitte."
Er geht in die Küche, um sich um die Zubereitung zu kümmern und sie findet endlich die Muße, sich umzuschauen.
"Merkwürdig, dass ich mich auf diese Einladung eingelassen habe. Das ist normal gar nicht meine Art und außerdem bin ich eigentlich immer noch sauer auf den Kerl. Was hat mich eigentlich bewegt mit diesem Mann mitzufahren? Irgendwie reizt er mich. Warum eigentlich? Er ist viel, viel älter als ich! Wie alt wird er sein? Um die Mitte 50? Schlecht sieht er nicht aus, aber schön ist er auch nicht. Gepflegt und es geht eine Aura von ihm aus. Komisch, es scheint niemand sonst in diesem Haus zu sein. Die Einrichtung ist gediegen, ein wenig altbacken, ein wenig modern. Viele gemalte Bilder hängen an den Wänden. Gott sei Dank, kein röhrender Hirsch, aber nette Pflanzenbilder."
Von ihrem Sessel kann sie auf eine modernere Schrankwand mit integriertem Fernseher schauen. In der Schrankwand sind jede Menge Bücher, CDs, und Fotos zu sehen. Ein altes Hochzeitsfoto, ein Bild Frau mit Kleinkind, die gleiche Frau mit 2 Kindern, Mann und Frau mit 2 Kindern, Mädchen und Junge, Mann mit Kind Fußball spielend und Mädchen im Tor, 2 ältere Ehepaare, ein junges Ehepaar mit einem kleinen Kind vor einer riesigen Graslandschaft, Ein junges Ehepaar mit 2 Kindern in einem Freizeitpark. Sieht ja so aus, als hätte der Mann Familie.
Langsam zieht herrlich frischer Kaffeeduft ins Wohnzimmer und schon kommt Walter mit einem Tablett, auf dem eine Thermoskanne, Kaffeetassen und Untertassen, Löffel und eine Schale mit Zucker stehen. Daneben ist eine kleine Schale mit Gebäck.
Während Walter die Tassen verteilt und den Kaffee eingießt, fragt er: "Was macht der Fuß? Schmerzt er noch, oder ist ein starker Druck zu spüren?"
"Nein, in dieser Stellung kann ich es ganz gut aushalten. Aber darf ich ihnen einige Fragen stellen? Meine Situation kommt mir ein wenig unwirklich vor."
"Wieso?"
"Na, ich werde von einem Mann umgerempelt, fahre dann mit diesem wildfremden Mann nach Hause, werde versorgt, trinke Kaffee mit ihm und habe keine Ahnung wer er ist, worauf ich mich einstellen muss und, und, und..."
"Gut, fragen Sie," lächelt er.
"Wo ist ihre Frau?"
Seine Augen blicken etwas trauriger, als er antwortet: " Ich bin seit 30 Jahren Witwer. Deshalb lebe ich allein in diesem Haus. Meine Kinder, die ich seit dem Teenageralter allein erzogen habe, sind etwa so alt wie Sie, vermute ich, und längst ausgezogen, Meine Tochter wohnt in Aachen und mein Sohn ist nach Australien ausgewandert."
"Oh, das hätte ich nicht fragen sollen, das tut mir leid."
"Das konnten sie doch gar nicht wissen, das ist nicht schlimm. Ich komme inzwischen mit dem Allein-sein gut zurecht. Aber ich bin immer froh, wenn ich ein wenig Gesellschaft habe.- Oh, deshalb habe ich sie aber nicht absichtlich umgerannt."
Ein leichtes Schmunzeln stellt sich auf ihrem Gesicht ein. "Na, das möchte ich ihnen auch nicht geraten haben."
"Wie schmeckt ihnen der Kaffee?"
"Danke, man merkt, dass Sie darin Erfahrung haben."
"Aber wollten Sie nicht weitere Fragen stellen?"
"Hmm, ich traue mich fast gar nicht mehr,- doch, wie alt sind sie?"
"Normalerweise lasse ich mich lieber schätzen, da komme ich besser bei weg," lacht er, "aber Spaß beiseite, ich werde 65 im Sommer. Ich bin im Vorruhestand und habe als Lehrer gearbeitet. Eine interessante Zeit, mit der ich aber jetzt abgeschlossen habe."
"Waren sie gerne Lehrer?"
"Ja, das war ich. Aber mit zunehmendem Alter und den sich ändernden Einflüssen, denen die Schüler ausgesetzt sind, empfand ich die Arbeit immer belastender. So habe ich mich entschlossen, die Vorruhestandsregelung in Anspruch zu nehmen, zumal ich ja inzwischen auch den gesamten Haushalt machen musste. Eine für mich vollkommen ungewohnte Anforderung."
"Haben sie denn keine Haushaltshilfe, oder sonst jemanden der ihnen hilft?"
"Anfangs nicht, da musste ich viel organisieren, aber als ich dann merkte, dass mir Beruf und Haushalt und Garten zu viel wurden, habe ich mich nach einer Frau umgesehen, die einmal in der Woche die Reinigungsarbeiten übernimmt. Auch jetzt, da ich im Ruhestand bin, lasse ich mir diese Arbeit abnehmen, denn mit kochen, waschen, bügeln und dem Garten habe ich genügend zu tun. Das habe ich erst alles nach dem Tod meiner Frau lernen müssen. Möchten sie noch eine Tasse Kaffee?"
"Ja, gern. Entschuldigung, ich müsste mal auf die Toilette, wo finde ich die?"
"Ganz einfach, die Tür geradeaus. Ich hole in der Zwischenzeit einen neuen Kältepack."
Während er zum Tiefkühlschrank geht, um eine neue Kompress zu holen, humpelt Ricarda zum Badezimmer. Da es schon dämmrig geworden ist, schaltet sie das Licht ein und wundert sich über die Größe des Bades. Außer der Toilette und dem Bidet gibt es eine Duschabtrennung, in der auch zwei Personen bequem duschen können. Am meisten erstaunt sie aber, die Massageliege neben der Dusche mit drei darüber angebrachten Infrarot-Lampen. An der dritten Wand, zwischen 2 Schränken hängt ein großer Spiegel, in dem man sich komplett sehen kann. Ein dunkel gefliester Boden passt gut zu den weißen großformatigen Keramikplatten an den Wänden. Der Tür gegenüber ist ein Fensterband ein wenig unter der Decke eingelassen, mit blickundurchlässigen Scheiben. An ihren Füßen, die Schuhe hat sie im Wohnzimmer gelassen, merkt sie, dass es eine Fußbodenheizung gibt. Wie angenehm, wenn nur nicht der Fuß so schmerzte. Das merkt sie nun, da sie ein Stück gegangen ist, ganz deutlich.
Nach dem Toilettenbesuch hinkt sie zurück zum Sessel und lässt sich aufatmend darin nieder. Walter bemerkt, dass sie blasser geworden ist und fragt mitfühlend: "Sind die Schmerzen doch schlimmer geworden? Lassen sie doch mal bitte sehen. Darf ich ihnen das Hosenbein etwas hochschieben und den Socken ausziehen?"
"Ja , bitte, aber vorsichtig!"
Walter streift langsam die Hose hoch, schiebt seine Zeigefinger unter das Sockenbündchen und zieht den Socken vorsichtig über den Fuß.
" Der ist aber doch ziemlich dick geworden. Ich glaub das mit dem 2. Kältepack wird fällig. Später werde ich den Knöchel mit Franzbranntwein einreiben und anschließend einen festen Verband anlegen.
"Glauben sie denn wirklich, dass das hilft?"
"Ich glaube das ganz gewiss."
"Dann lasse ich mich mal überraschen."
Nachdem der Kältepack 10 Minuten gekühlt hat wird eine viertel Stunde Pause eingelegt, bevor das nächste Paket aufgelegt wird. Nach etwa einer Stunde holt Walter den Franzbranntwein und beginnt sanft mit leichtem Druck neben der Achillessehne oberhalb des Knöchels einzumassieren.
Nachdem Ricarda kurze Zeit zugeschaut hat, lehnt sie sich entspannt zurück. Dann beginnt er die Fußsohlen zu massieren, mit langsamen leichten Bewegungen und lässt auch die einzelnen Zehen nicht außer Acht. Walter merkt, dass sich Ricarda immer weiter entspannt. Beide schweigen, Walter, weil er sich auf seine Tätigkeit konzentriert, in seine Finger hineinhorcht und Ricarda, weil sie die Berührung genießt, als wohltuend empfindet. Als Walter aufhört, findet sie nur langsam wieder in die Wirklichkeit zurück. Walter geht in Badezimmer und holt eine elastische Binde, die er fachmännisch um das Fußgelenk bindet.
" So, jetzt müssen wir mal bis morgen abwarten," sagt er.
Sie bedankt sich und schaut auf die Uhr: "Ach du meine Güte, ist das schon spät geworden, ich muss sehen, dass ich noch ein Hotelzimmer bekomme, denn nach Hause fahren kann ich nicht mehr."
"Ich mache ihnen einen anderen Vorschlag," meint Walter dazu, "Oben im Haus ist eine komplette Etage, die leer steht. Dort sind die Zimmer meiner Kinder, mein Arbeitszimmer und ein Bad. Die Etagentür ist abschließbar und außerdem gibt es einen Riegel auf der Tür. Dort können sie ungestört und sicher schlafen. Aber nur unter einer Bedingung, sie sagen Walter zu mir."
Ein schräger und abschätzender Blick trifft ihn: " Ich weiß nicht.... Aber gut, ich habe mich bis hierher getraut, aber nur unter 2 Bedingungen: Erstens, du sagst Rike zu mir und zweitens du massierst mir auch den anderen Fuß."
"OK, da uns jetzt die Zeit nicht drängt, ist das kein Problem. Wenn ich aber jetzt so auf die Uhr schaue, stelle ich einerseits fest, dass wir etwas zu Abend essen könnten und ich muss oben noch das Zimmer meiner Tochter fertigmachen."
"Dann sollten wir zuerst etwas essen, dann massieren und dann das Zimmer fertigmachen." "Ich bin heute nicht auf Besuch eingestellt und kann deshalb nicht viel anbieten. Möchtest du etwas Warmes oder reichen einfache Schnittchen?"
"Was kannst du mir denn Warmes servieren?"
"Ich habe Würstchen da, die ich erhitzen könnte oder Fleischkäse mit Spiegelei oder Rührei...?"
"Wenn ich wählen darf, dann bin ich für Fleischkäse mit Rührei."
" Auf Brot oder ohne Brot oder Toast?" "Auf Toast, bitte."
"Dann werde ich jetzt für kurze Zeit in die Küche verschwinden. Darf ich ihnen..., öh , dir etwas zu trinken anbieten? Im Angebot sind Wasser, Orangensaft, Bier oder Wein."
"Zu diesem Essen passt wohl am Ehesten ein Bier. Hast du Pils da?"
"Ja, das ist kein Problem. Gekühlt oder kellerkalt?"
"Aus dem Keller reicht mir."
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