Die feuerrothaarige Frau und der alte Doktor (fm:Ältere Mann/Frau, 8604 Wörter) | ||
Autor: JoeMo619 | ||
Veröffentlicht: Mar 18 2024 | Gesehen / Gelesen: 13248 / 11048 [83%] | Bewertung Geschichte: 9.66 (416 Stimmen) |
Ein verwitweter und nach COVID pensionierter praktischer Arzt trifft vollkommen unvorbereitet eine 27jährige Schottin mit feuerrotem Haar, die seiner verstorbenen Ehefrau in jungen Jahren wie ein Zwilling ähnelt. Sie verlieben sich ineinander. |
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Die feuerrothaarige Frau und der alte Doktor
© JoeMo1619 - März 2024
Dunbeath House, direkt an der A9 gelegen, war seit über dreißig Jahren mein Wohnsitz und in den ersten Jahren auch mein Arbeitsplatz. Im örtlichen Volksmund hieß es "the Doctor's House", was der ehemaligen Realität entsprach. Im einstöckigen Anbau, der über einen Gang mit dem Haupthaus verbunden war, hatte sich seit den 1930er Jahren die örtliche Arztpraxis befunden, bis der NHS kurz vor der Jahrtausendwende zwei Kilometer weiter südlich eine neue, deutlich größere Arztpraxis gebaut hatte. Ich konnte dann sehr einfach mein Diensthaus direkt vom NHS erwerben und dort mit meiner Familie weiter leben.
Ich, Dr. med. Markus Ross, war am 1. April 1992 eigentlich durch ein historisches Großereignis und meine träumerische Liebe zu den schottischen Highlands nach Dunbeath gekommen. 1955 im brandenburgischen Cottbus als Sohn eines Krankenhausarztes und einer Krankenschwester geboren und aufgewachsen, hatte ich eine problemlose Schulzeit durchlaufen, mich bei den Jungen Pionieren als linientreu erwiesen und nach meiner Dienstzeit in der Volksarmee Medizin in Leipzig studieren dürfen. Zurück in Cottbus hatte ich als Allgemeinmediziner und praktischer Arzt in einer Poliklinik gearbeitet. Nicht untypisch für die DDR hatte ich noch während des Studiums eine Medizinstudentin geheiratet; meine erste Ehe hatte dann aber nur fünf Jahre gehalten und war trotz einer gemeinsamen Tochter friedlich auseinandergegangen.
Mit dem politischen System der DDR hatte ich mich arrangiert, immerhin hatte es mir meinen Beruf und im Vergleich relativ privilegierte Lebensumstände ermöglicht. Ich war ein weitgehend unpolitischer Mensch. Der einzige Umstand, der mich wirklich störte, war die massiv beschränkte Reisemöglichkeit für DDR-Bürger. Mein Traumziel waren die schottischen Highlands, aber für einen ausgebildeten DDR-Arzt bestanden nicht die geringsten Chancen, hierfür eine Reiseerlaubnis zu bekommen. Dann kam der 9. November 1989, die uns abgrenzende Mauer fiel und innerhalb von elf Monaten fand sich Cottbus in einem wiedervereinigten Deutschland und in der EU wieder. Wir wurden ab dem 1. Juli 1990 in D-Mark bezahlt und hatten somit zum ersten Mal richtig gutes Geld ohne Verwendungsbeschränkungen zur Verfügung.
Knapp ein Jahr nach der Wiedervereinigung machte ich mich auf den Weg zu meinem Traumziel, flog von Berlin nach London, nahm den legendären Nachtzug, den Caledonian Sleeper, nach Glasgow und von dort den Zug nach Tyndrum, meinem Ausgangspunkt für die Wanderung auf dem West Highland Way, der durch die unglaubliche Landschaft des Glencoe führt.
Schon beim Frühstück im Tyndrum Inn kam ich mit drei etwas jüngeren Frauen ins Gespräch, die in halbfertiger Wanderkleidung am Nachbartisch frühstückten.
"Wohin geht Deine Etappe heute?" wollte die Frauen wissen, die ihrerseits bereits die 85 Kilometer von Glasgow am Loch Lomond entlang zu Fuß zurückgelegt hatten.
"Ich will heute bis zum legendären Kingshouse im Glencoe wandern", antwortete ich. "Ist zwar mit 30 Kilometern am ersten Tag ganz schön anspruchsvoll, aber ich habe nicht so viel Zeit, an einem Ort zu verweilen, wenn ich in meinen paar Urlaubstagen möglichst viel sehen will."
"Ganz schön mutig", lächelte mich Lorna an, die anscheinend Älteste der drei Krankenschwestern aus dem Allgemeinen Krankhaus in Wick. "Wie fit bist Du denn sonst?"
"Stationsarzt in einer Poliklinik und deshalb viel in Bewegung. Dazu laufe ich regelmäßig, denke also, dass ich das ganz gut bewältigen kann."
"So, Du bist Arzt? Wo denn?"
"In Cottbus in der früheren DDR." Ich lachte etwas verlegen. "Jetzt, wo wir reisen können, erfülle ich mir mit den Highlands einen lang gehegten Traum."
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