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Gleich am ersten Morgen (fm:Ältere Mann/Frau, 2897 Wörter)

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Veröffentlicht: May 08 2024 Gesehen / Gelesen: 11777 / 8267 [70%] Bewertung Geschichte: 8.73 (89 Stimmen)
Eigentlich wollte ich nur ein paar Tage Urlaub machen, ... und nichts zu suchen, das war mein Sinn. Aber das Leben meint es manchmal anders. Auf einmal habe ich einen ungefähren Plan vor Augen und eins kommt zum anderen.

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Unverhofft kommt oft, oder: Eines Morgens in Umbrien

Nachfolgend beschriebene Handlung ist völlig frei erfunden, soweit sie nicht auf genau so oder in ähnlicher Weise Erlebtem beruht. Die Namen der handelnden Personen habe ich nicht nur der Einfachheit halber abgekürzt, sondern auch um Wiedererkennungseffekte zu verringern.

Ich wache auf. Ein paar mal blinzeln und mein Blick fällt durch ein schmales, angekipptes Fenster auf einen blauen, wolkenlosen Morgenhimmel. Ich versuche mich zu orientieren. Ich liege - allein - in einem Doppelbett. Die getünchten Wände sind hoch, das Zimmer ist einfach und sparsam möbliert. Eine halb geöffnete Tür führt offenbar in ein Badezimmer. Am Boden liegt der Koffer. Ich höre nur die Stille und ein wenig Vogelgezwitscher.

Wir waren gestern erst in der Nacht angekommen. In einem Ritt durch bis Umbrien runter, das ist ein Stück, jedenfalls mit dem Auto. Wir, das ist C., die mich mitgenommen hat. Sie fährt gern mit ihrem schnellen Kombi. Außerdem die mir nicht bekannten K., die Cousine von C., und deren Partner F. Sie hatten das ehemalige Gehöft wohl schon etwas vor uns erreicht, wollten uns noch mit einer Flasche Rotem begrüßen. Ich war sehr müde - wir hatten uns natürlich beim Fahren abgewechselt. Eigentlich hatte ich nur aus Anstand mitgetrunken und um mich mit den beiden anderen bekannt zu machen. Ich bedankte mich für die Geste und fiel ins Bett.

Jetzt bin ich im Urlaub. Ich denke an nichts. Alles andere ist weit weg. Ich wälze mich aus dem Bett, klaube aus dem Koffer eine Badeshort und ein T-Shirt. Ich will schauen, was in der Küche unten los ist. Dort ist niemand, aber es riecht ganz deutlich nach Kaffee. Es beglückt mich. Auf der Herdplatte steht ein Espressokännchen, auf einer Arbeitsplatte daneben die traditionelle deutsche Kaffeemaschine (man weiß sich offenbar auf den Markt einzustellen), noch heiß, die Kanne halb voll. Auch ich entscheide mich für den Moment für Flüssigkeit und Quantität. Ich finde einen Kaffeebecher und mache mich vorsichtig durch eine angelehnte Flügeltür auf den Weg in den Garten.

Die Landschaft erinnert mich an die Toskana, hügelig und pinienbestanden. Aber jetzt, Anfang Juni, noch grün. Die Morgensonne fühlt sich bereits warm an sowie ich aus dem Schatten heraustrete. Es ist schön hier und ich fühle mich gut, werde langsam wach. Schräg links, leicht unterhalb des Landhauses, ist ein Pool, nicht riesig, aber auch nicht gerade klein. Dort stehen ein paar Liegen und Sonnenschirme. Einer ist schon geöffnet.

Ich balanciere, barfuß und mit meiner Tasse, Richtung Schirm. Auf einer Liege, das Rückenteil hochgestellt, liegt oder vielmehr sitzt C. und liest. Nur mit Strohhut und Sonnenbrille erscheint sie mir recht spärlich bekleidet. Ich wünsche vorsichtig einen guten Morgen und weiß nicht wohin schauen. Also tue ich so, als müsse ich mich auf die Kaffeetasse konzentrieren. C. erwidert meinen Gruß, legt ihr Buch weg und schaut mich aus ihrer großen Brille an. Ganz entspannt.

C. ist meine Kollegin seit dreißig Jahren. Nur Kollegin. Eigentlich kenne ich sie nicht richtig. Selten trinken wir after work ein Glas Wein zu zweien. Ab und zu besuche ich einen Kollegenstammtisch, sie ist regelmäßig dort. Zu anderen Kollegen hat sie mehr Kontakte. Ich kenne sie nur als Single, da ist sie auf Kontaktpflege angewiesen. Ich habe Familie, lebe seit einiger Zeit getrennt. Man ist dann ein Problem los, andere tun sich dafür auf. Zum Beispiel, mit wem verbringe ich wo meine Urlaube? Ich bin C. dankbar. Sie kennt das Urlaubsproblem selber, hat mich gefragt, ob ich in das umbrische Ferienhaus mitkommen wolle ("Es ist groß genug, mit drei Schlafzimmern Platz für alle. Schöne Ausstattung, natürlich mit Pool, in der Vorsaison auch bezahlbar").

Wir hatten nie etwas miteinander, nicht einmal ein Flirt. Ich glaube deshalb nicht, dass C. irgendwelche Hintergedanken hegt, was uns beide betrifft. Ich jedenfalls habe nichts dergleichen. Oder höchstens zu zehn Prozent (ich gestehe, noch am Morgen der Abfahrt eine erste Tadalafil eingeworfen zu haben).

Ich frage höflich, ob ich ihr auch einen Kaffee bringen darf. Nicht nötig. Sie zeigt auf die Tasse neben ihrer Liege. Ich ziehe mir ebenfalls was zum Sitzen her und erkundige mich nach ihrem Buch. Wir quatschen etwas über unsere jeweiligen literarischen Vorlieben. Dann

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