Krieg und Liebe - Der lange Rückweg nach Paris (1. Teil) (fm:1 auf 1, 26377 Wörter) | ||
Autor: JoeMo619 | ||
Veröffentlicht: Mar 03 2025 | Gesehen / Gelesen: 3955 / 3446 [87%] | Bewertung Geschichte: 9.74 (121 Stimmen) |
Ein junger französischer Offizier flieht von den deutschen Truppen unter Zurücklassung seiner Verlobten und seiner Familie nach London und wird Mitglied von de Gaulles Freien Franzosen. Im Einsatz der Luftschlacht um England verliebt er sich in |
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"Wir finden diese Karrieremöglichkeit sehr attraktiv", hatten ihn seine Eltern zusätzlich motiviert. "Du bist jung, du lernst durch die Ausbildung in der Armee viel vom Leben, was Dir später als Jurist nur förderlich sein kann."
"Und Du verschenkst keine Zeit", hatte sein Vater dazugesetzt. "Mit Deinem Dienstende 1939 kannst Du direkt in die Universität wechseln und Dich immatrikulieren."
Charles ergriff diese Möglichkeit und trat am 1. Oktober 1936 seine Offiziersausbildung in der neu geschaffenen Waffengattung der Flugabwehrartillerie an. In den darauffolgenden zwei Jahren wechselte er ständig zwischen seiner Stammeinheit und den diversen Offizierslehrgängen hin und her. Dann wurde er nach zweieinhalb Jahren als Zweiter Leutnant Zugführer in einer Flugabwehrbatterie, die einen großen Fliegerhorst der französischen Luftwaffe nördlich von Paris schützen sollte.
Wie fast jeder junge Offizieranwärter sammelte Charles seine ersten sexuellen Erfahrungen nicht mit jungen, unschuldigen Bürgertöchtern, sondern in den einschlägigen Lokalen seiner Garnisonsstädte. Dort gab es die erfahrenen Frauen, die wussten, wie man diesen jungen Männern die notwendige Ausbildung für das spätere Leben mitgeben konnte. Charles war nicht unbedingt täglicher Stammgast in diesen Kontaktlokalen, deren Stundenhotels häufig in den Obergeschossen desselben Hauses untergebracht waren, aber er verschloss sich auch nicht den Kleingruppenbesuchen mit seinen Offiziersanwärterkameraden. Die Standortärzte kannten sowohl das Verhalten ihrer Soldaten als auch die Freudenmädchen in ihren Rotlichtdistrikten und verteilten zum Schutz vor unheilbaren Geschlechtskrankheiten bereitwillig genügend Kondome neuster Produktion.
Leutnant Brunet hatte natürlich über die französische Presse die Entwicklungen im Deutschen Reich eng verfolgt. Zweimal, im September 1938, als sich die Staatsführer von Deutschland, Italien, Großbritannien und Frankreich in München trafen und ohne die betroffene tschechoslowakische Staatsführung die Abtretung des Sudetenlandes vertraglich vereinbarten und im März 1939, als die deutsche Wehrmacht ohne Widerstand den tschechischen Landesteil besetzten und zum Protektorat Böhmen und Mähren machten, war seine Einheit in Alarmzustand versetzt worden. Aber nichts passierte, die französische Armee und ihre Luftwaffe verharrten in einer defensiven Wartestellung. Die daraufhin an Polen ergangene Sicherheitsgarantie Großbritanniens und Frankreichs wurde in den französischen Streitkräften als Zeichen gemeinsamer Stärke begrüßt.
"Hitler wird gegen diese drei alliierten Mächte garantiert keinen Krieg provozieren", kommentierte er im Sommer die politische Lage Europas beim sonntäglichen Mittagessen in seinem Elternhaus, nachdem er sein Bewerbungsverfahren um einen Studienplatz erfolgreich abgeschlossen und eine Zusage erhalten hatte. "Ich freue mich bereits darauf, meine Uniform gegen die gebührende Zivilkleidung eines Studenten einzutauschen."
Seine beiden jetzt 19 Jahre alten Zwillingsschwestern waren zu ausnehmend hübschen jungen Frauen herangewachsen und hatten auf Anraten ihrer Mutter beide eine Lazarettschwesternausbildung absolviert. Nun studierten beide mit Feuereifer an einem privaten Konservatorium und hofften auf die Aufnahme am berühmten Pariser Konservatorium, Francoise am Klavier und Geraldine mit dem Cello.
Es war ein wunderschöner Pariser Sommer, in dem man sich gern im Freien aufhielt, spazieren ging oder im Café saß. Trotz der unheimlichen Nachrichtenlage genossen die Menschen das Pariser Leben als auch das Soldatenleben in den Garnisonen mit einer trägen Ruhe und Gelassenheit, die an tiefste Friedenszeiten erinnerte. Später sollte jeder sagen, dass dies die 'Ruhe vor dem Sturm' war.
"Und nun?" fragte Charles am 1. September zur Mittagszeit im Offizierscasino des Fliegerhorstes seine Offizierskameraden.
"Ich nehme an, dass der Kommandant gleich eine formale Antwort geben wird", antwortete sein neuer Freund Antoine Gress, ein gleichaltriger Jagdflieger-Leutnant, dessen Familie in Lothringen unmittelbar an der Grenze wohnte. "Ich selbst fürchte für meine Familie ehrlich gesagt das Schlimmste. Mein Heimatdorf kann mühelos aus Artilleriestellungen im Saarland beschossen werden."
"Es sei denn, Hitler knickt vor unserem Ultimatum ein und stoppt den Angriff auf Polen."
Antoine schaute Charles vollständig irritiert an. "In welcher Märchenwelt lebst Du denn? Der deutsche Führer will diesen Krieg seit Langem. Und jetzt bekommt er ihn. Aber die vereinte Streitmacht aus England und Frankreich wird ihn zur Vernunft bringen. Wir sind größer und stärker."
Colonel Philippe de Carron, der Kommandeur des Fliegerhorstes, bremste in der Tat die Ordonnanz mit ihrem Mittagsservice, erhob sich und hielt eine feurige Ansprache. "In den frühen Morgenstunden hat die deutsche Wehrmacht mit allen Teilstreitkräften unseren Verbündeten Polen auf breiter Front angegriffen. Gemäß unserem Beistandspakt hat Ministerpräsident Daladier im Einklang mit dem britischen Premierminister Chamberlain den Deutschen ein Ultimatum bis übermorgen gestellt, sich bis 3. September aus Polen zurückzuziehen. Anderenfalls tritt der Kriegszustand zwischen unseren Ländern in Kraft. Alle Soldaten auf diesem Fliegerhorst befinden sich ab heute, 12.00 Uhr, im höchsten Alarmzustand; es herrscht ab sofort absolute Ausgangssperre." Der Colonel holte tief Luft. "Eine persönliche Anmerkung meinerseits: ich gehe nicht von einer Erfüllung unseres Ultimatums aus. Bereiten Sie sich also auf den Krieg gegen das Deutsche Reich vor. Gott sei mit uns." Er setzte sich, ließ das Mittagessen servieren und gab dann noch während der Suppe das Kommando, dass alle Offiziere ab 13.00 Uhr ihre Einheiten über seine Verlautbarung informieren sollten.
In Charles Flakbatterie informierte Batteriechef Miquelon seine Einheit beim üblichen Mittagsappell über die Lage und die Ausgangssperre. Dann ordnete er für alle Soldaten Kriegsuniform mit Stahlhelm an und ließ aus der Waffenkammer die persönlichen Schusswaffen mit je einem Satz Munition verteilen. Anschließend überprüfte er persönlich mit seinen Zugführern die Munitionsbestände und Einsatzfähigkeit, der an verschiedenen Positionen lokalisierten, stationären wie mobilen Flakgeschütze, ließ die Kommunikationsverbindungen testen und richtete an jede Geschützbesatzung noch eine persönliche Ansprache.
In den darauffolgenden zwei Tagen warteten die Soldaten genauso wie die Zivilbevölkerung mit höchster Spannung auf die weitere Entwicklung und absolvierten diverse Drills, insbesondere zum Schutz gegen Giftgasangriffe. Dann erklärte Ministerpräsident Daladier in einer pathetisch-patriotischen Rundfunkansprache wenige Stunden nach dem britischen Premierminister den Kriegszustand mit dem Deutschen Reich, dessen Truppen mit beispielloser Härte und Geschwindigkeit gegen die sich verzweifelt wehrende polnische Armee und Zivilbevölkerung vorging.
Charles ging in der Nacht vom 3. auf den 4. September zweimal eine persönliche Inspektionsrunde durch die Flakstellungen seines Zuges. Aber es herrschte absolute Ruhe, eine geradezu gespenstige Stille. Da er vor Anspannung praktisch nicht schlafen konnte, saß er bereits zu früher Morgenstunde mit seinem Batteriechef und den Offizieren seiner Batterie bei heißem Kaffee und frischen Brioche zusammen.
"Und wann geht der Krieg hier los?" war die generelle Frage, die den kleinen Kommandostand der Flakbatterie füllte.
"Keine Ahnung", war der Generaltenor der Antworten. "Vermutlich wird es erst zu Feuergefechten entlang der Grenze und der Maginotlinie kommen", war die Einschätzung des Batteriechefs, der als einziger der Offiziere das Ende des Großen Krieges noch persönlich erlebt hatte. "Und dort sind unsere Stellungen uneinnehmbar."
"Und was passiert hier auf dem Fliegerhorst?"
"Schwer zu sagen. Ich denke, wir werden in den nächsten vier Wochen zunächst einmal eine Vielzahl von britischen Staffeln begrüßen können, die von England aus hierher verlegt werden. Ich hoffe, dass diese rechtzeitig angekündigt werden und wir uns nicht nur auf unsere eigene Freund-Feind-Erkennung verlassen müssen. Es wäre eine nicht auszudenkende Katastrophe, wenn wir das Feuer auf eigene Maschinen eröffnen."
"Bleibt unsere Batterie hier am Fliegerhorst stationiert? Oder rücken wir wie viele unserer Armee-Einheiten auch auf neue Standorte, beispielsweise in Belgien vor?"
"Kann ich derzeit nicht sagen. Ich weiß auch nur, dass bereits heute Morgen wie geplant mit der Verlegung erster Heereseinheiten nach Belgien begonnen wurde, um neue Stellungen zu beziehen."
In dieser frühen Morgenstunde wurde unter den Offizieren der Flakbatterie viel spekuliert. Man hatte genügend Zeit dafür. Zwei Stunden später starteten die ersten Maschinen zu Aufklärungsflügen, kamen aber ohne irgendwelche neuen Erkenntnisse von ihren Flügen zurück.
"Man sieht von oben spätsommerliches Nord-Frankreich und wallonisches Belgien, die Ernte geht ohne Störungen voran, aber ansonsten sieht das Land wie im tiefsten Frieden aus", bemerkte Antoine Gress abends im Casino. Ich habe auf unserer Seite genau zwei Marschkolonnen auf der Straße und einige beladene Militärzüge Richtung Norden gesehen. Unsere Mobilmachung geht anscheinend erst einmal ganz langsam voran."
Auch in den folgenden Tagen und Nächten passierte nichts, absolut nichts. Charles Batteriechef hatte nun einen nächtlichen Schichtdienst zwischen den drei Zugführern und sich selbst eingeführt, so dass immer ein Offizier persönlich im Kommandostand anwesend war. Auch die Flakgeschützbesatzungen waren nun in einen Schichtdienst eingeteilt, um möglichst ausgeschlafen kampfbereit zu sein.
Nach zwei Wochen rannte die Nachricht vom sowjetischen Angriff auf Ostpolen, der die verzweifelt kämpfende polnische Armee nun in einen Zwei-Fronten-Krieg verwickelte, wie ein Lauffeuer über den Fliegerhorst. Unter den Offizieren und Soldaten konnte sich niemand eine richtige Meinung zu diesen Ereignissen machen. Nur eines stand fest: "Polen ist endgültig verloren", wurde in den abendlichen Casinogesprächen einvernehmlich festgestellt. "Und wir haben außer einer politischen Kriegserklärung nichts zu ihrer Unterstützung beigetragen."
Die Konsequenz der sich anbahnenden Teilung Polens zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion machte sich innerhalb einer Woche auf Charles Fliegerhorst bemerkbar. Statt der seit Kriegsbeginn sehnsüchtig erwarteten britischen Kampfflugzeuge tauchten plötzlich polnische Maschinen im französischen Luftraum auf, die auf zwei abenteuerlichen Routen über Skandinavien und die Niederlande als auch über Rumänien und das Mittelmeer den Fluchtweg Richtung Frankreich gesucht hatten. Die jetzt im Luftkampf mit der neuen deutschen Luftwaffe erprobten Piloten wollten weder in deutsche noch in sowjetische Kriegsgefangenschaft geraten, sondern an der Seite Frankreichs und Großbritanniens ihren Kampf fortsetzen. So landeten am 24. September vier leichte Kampfbomber vom Typ PZL23 nach kurzer Ankündigung auf dem Fliegerhorst, denen es unter nebulösen Umständen gelungen war, in Schweden und den Niederlanden aufgetankt zu werden. Die jeweils dreiköpfigen Crews hatten jeweils zwei Zivilisten mit an Bord, die sich zu Füßen der Besatzung zusammengekauert hatten, um anstelle der sonst üblichen Bombenlast in die Freiheit zu fliehen.
Nach der Landung auf dem Fliegerhorst waren die insgesamt zwölf Besatzungsmitglieder und ihre fünf männlichen sowie drei weiblichen Passagiere ins Offizierscasino gebracht worden, wo die Piloten zunächst von französischen Offizieren verhört, aber dann wie Alliierte begrüßt worden waren. Charles und Antoine kamen im Verlauf des Abends in engeren Kontakt mit Leutnant Piotr Kaminski, der in seiner Maschine auch seine Zwillingsschwester Krystina in die Freiheit mitgenommen hatte.
"Wir hatten vielleicht noch zwei Stunden, bis die ersten Panzerverbände der Deutschen unseren Feldflughafen erreicht hätten", erzählte Piotr. "Und zurück konnten wir nicht mehr, da von dort die Russen kamen. Wir hatten unsere Flucht am Nachmittag zuvor geplant und in der Nacht unsere Passagiere abgeholt und bereits an Bord gebracht. Jetzt müssen wir uns darum kümmern, dass diese weiterreisen können und wir uns hier mit französischer Hilfe neu formieren."
"Das heißt, dass ihr sofort aktiv werden wollt?" Antoines Stimme klang begeistert.
"Ja, uneingeschränkt ja. Das haben wir heute Nachmittag auch Euerm Kommandanten erzählt, der daraufhin eine entsprechende Depesche ans Kriegsministerium gerichtet hat. Wir hoffen, dass wir bereits morgen in Eure Struktur integriert werden."
"Mit Euren Maschinen?"
"Ist uns eigentlich egal. Wenn wir sie hier nicht warten und instandhalten können, schulen wir halt auf ein anderes Modell um." Piotr klang sehr einsatzfreudig und selbstbewusst. Seine Schwester hingegen war sehr ruhig und sagte fast kein Wort.
"Wenn ihr Luftwaffensoldaten direkt hierbleibt, wo sollen dann Eure Begleiter hin? Hat Deine Zwillingsschwester irgendeinen Anlaufpunkt in Paris? Oder in Frankreich?" Charles hatte die schlanke, blonde Frau, die ihre langen Haare zu einem Zopf geflochten und wie einen Kranz um ihren Kopf gelegt hatte und mit wachen, leuchtend blauen Augen die ganze Casino-Szenerie beobachtete, sofort in sein Herz eingeschlossen.
"Bisher nicht", antwortete die junge Frau leise, aber in perfektem Französisch. "Wir haben angeblich eine Großtante in Orleans, die wir aber noch nie gesehen haben. Ich habe aber keine Adresse, ich muss sie also erst suchen."
Charles richtete sich auf und holte sein Notizbuch aus seiner Uniformjacke. "Ich habe spontan einen besseren Vorschlag", sagte er, während er zu schreiben begann. "Meine Eltern und meine Schwestern wohnen in einer großen Villa im 16. Arrondissement in Paris. Meine Zimmer sind logischerweise nicht benutzt." Er reichte ihr den Zettel. "Dies ist unsere Adresse. Ich schreibe gleich noch ein paar Begleitzeilen, so dass ich meiner Mutter erklären kann, wer Sie sind und welche Hilfe Sie von meiner Familie benötigen." Er schaute ihr tief in die blauen Augen, die vor Freude regelrecht zu leuchten begannen.
"Vielen Dank. Das ist sehr großzügig." Sie nahm Charles Adressenzettel und wenig später auch die Nachricht an seine Mutter, faltete diese zusammen und steckte sie in eine kleine versteckte Tasche ihres leichten Mantels, den sie immer noch trug. "Ich brauche wirklich Hilfe. Ich besitze nur die Sachen, die ich im Moment trage. Und meinen kleinen Frédéric." Mit einem unglaublich anziehenden Lächeln zog sie einen kleinen, sichtbar abgeliebten Teddybären aus ihrer Manteltasche. "Er begleitet mich schon seit meinen Kindertagen und beschützt mich in allen Lebenslagen."
Charles war regelrecht hingeschmolzen angesichts des Liebreizes von Krystina Kaminski. Er hoffte inständig, dass sie sein Angebot annehmen und zunächst einmal Unterschlupf in seinem Elternhaus suchen würde. So hatte er eine Chance, sie unverfänglich wiederzusehen, wann immer es auch sein würde.
Die acht geflohenen Zivilisten wurden am nächsten Morgen mit zwei Taxis zum Bahnhof gebracht und reisten an ihre Bestimmungsorte weiter. Krystina hinterließ im Casino eine kurze Nachricht für Charles. "Ich habe mich gestern unendlich für Ihre Hilfe und Anteilnahme gefreut. Ich werde Ihr Angebot annehmen und nach meiner Ankunft in Paris direkt zu dieser Adresse fahren. Ich freue mich, Ihre Familie kennenzulernen. Ganz liebe Grüße, Krystina Kaminski."
Charles faltete die Nachricht zusammen und steckte sie in sein Notizbuch. Den Rest des unveränderten Tages hatte er in der Stellung der Flakbatterie genügend Zeit, an Krystina zu denken. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er sich verliebt.
In den darauffolgenden zwei Wochen wurde es tatsächlich lebhafter auf dem Fliegerhorst. Die ersten Royal Air Force Staffeln landeten auf dem Weg zu ihren endgültigen Einsatzstandorten auf dem Fliegerhorst, tankten auf, gruppierten sich neu und flogen zwei Tage später weiter. Aber allenthalben war im Casino unter den französischen Luftwaffenangehörigen viel Frust und Enttäuschung zu hören. "Wenn das in dem Tempo mit dem Transfer der britischen Army und der Royal Air Force nach Europa so weitergeht, sind wir selbst in einem Jahr nicht einsatzfähig", meckerte Antoine lautstark im Casino. Er konnte weitestgehend sicher sein, dass seine und auch lästernde Bemerkungen anderer französischer Offiziere keinen Schaden anrichteten. Nicht ein britischer Offizier sprach oder verstand Französisch.
Charles spendierte am 30. September im kleinen Freundeskreis ein geziemendes Casino-Besäufnis. Er hatte allen Grund dazu. "Dies ist mein letzter Tag als aktiver Offizier", hob er sein Glas zum Toast. "So dachte ich jedenfalls drei Jahre lang, denn ab morgen habe ich eigentlich einen Studienplatz an der Sorbonne." Er nahm einen tiefen Schluck aus seinem Bierglas und musste von der Kohlensäure sogar leicht aufstoßen. "Leider ist mir ein neuer Krieg dazwischengekommen. Ich will jetzt darauf trinken, dass die große französische Armee erneut so stark ist, dass wir auch diesen Waffengang gewinnen werden und ich dann in einem Jahr mein Jurastudium beginnen kann."
Der deutsch-sowjetische Angriff endete mit der vollständigen Besetzung Polens am 6. Oktober. Frankreich hatte in der Zwischenzeit vollständig mobil gemacht und insgesamt 2,25 Millionen Soldaten entlang der gegen Deutschland gerichteten Nordostfront in Stellung gebracht. Zudem war die Maginotlinie als Festungsbollwerk entlang der lothringischen und elsässischen Grenze mit Deutschland seit Jahren fertiggestellt, bemannt und voll aufmunitioniert.
"Was passiert nun?" war das alltägliche Diskussionsthema unter den französischen Luftwaffen- und Flakartillerieoffizieren, nachdem die Zeitungen von der endgültigen Niederlage Polens berichtet hatten.
Charles und Antoine diskutierten regelmäßig mit Piotr Kaminski und Lech Kazmierczak, einem zweiten polnischen Bomber-Piloten; das junge Offiziersquartett hatte sich mehr und mehr miteinander angefreundet.
"Ich glaube, dass gar nichts passieren wird", positionierte sich Piotr. "Die Deutschen folgen unverändert der Grundphilosophie ihres Generals von Clausewitz: erst wenn sie glauben, dass sie durch hinreichende Vorbereitung gewinnen, schlagen sie los."
"Sehe ich auch so", pflichtete ihm Lech bei. "Die waren bei ihrem Angriff auf unser Heimatland so gut vorbereitet, dass sie jede Widerstandslinie am Boden zuerst aus der Luft zerschlagen haben und dann mit hohem Tempo einfach frontal durchbrachen. Und für einen Angriff im Westen brauchen sie jetzt neue Vorbereitungszeit. Sie haben zu viel Kraft in Polen verbraucht, um sofort hier zuschlagen zu können."
"Ihr habt sie bereits im Kampf erlebt", zuckte Charles mit seinen Schultern. "Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie sie unsere und die belgischen Verteidigungsforts entlang der Grenze überwinden und besiegen können. Die werden wie im Großen Krieg vor unseren Stellungen ausbluten. Diesmal entlang der Grenze und nicht tief in Nord-Frankreich und Flandern."
"Sei wachsam und fühle Dich nicht zu sicher", entgegnete Piotr skeptisch. "Überheblichkeit führt in die Niederlage."
Die Freundschaft zwischen den vier Offizieren wuchs mit jedem Tag. Es gab auch außer routinierten Aufklärungsflügen und wachsamer Luftraumbeobachtung nichts zu tun. Den Flakbesatzungen hing Ende Oktober die regelmäßigen Drillübungen im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Hals heraus, da unverändert nichts, absolut nichts geschah. Auch von den anderen Frontabschnitten entlang der deutschen Reichsgrenze hörte man praktisch nichts. Der später so genannte "Sitzkrieg" oder "Drote de guerre" erzeugte bei aller Wachsamkeit viel Langeweile.
Anfang November fühlte sich die französische Armeeführung so stark, dass im kontrollierten Umfang Wochenend- und Heimaturlaube genehmigt wurden. So fuhr Charles zum ersten Mal seit Kriegsbeginn die rund 120 Kilometer per Bahn wieder nach Hause. Er wusste aus den Briefen seiner Mutter als auch einem in perfektem Französisch geschriebenen, extrem lieben Dankesbriefs Krystinas, dass sie immer noch bei seinen Eltern wohnte und freute sich unbändig auf das Wiedersehen.
Zu Hause angekommen wurde er von seinen Schwestern mit stürmischen Umarmungen begrüßt, auch seine Mutter umarmte ihn innig. Krystina stand etwas abseits und war sich unsicher, wie sie Charles begrüßen sollte. Charles trat auf sie zu, ergriff ihre Hand und küsste sie formvollendet mit einem Handkuss, während er ihr direkt ins Gesicht sah. Krystina senkte aber nicht ihren Blick, sondern schaute ihn geradeaus an. "Darf ich Sie genauso wie Ihre Familie begrüßen?" fragte sie leise.
Charles lächelte sie breit an und nickte. "Ich würde es mir sogar wünschen."
So umarmte auch Krystina ihn zur Begrüßung und hauchte kaum seh- und fühlbar einen Kuss auf Charles Wange. "Danke", flüsterte sie ihm dabei ins Ohr. Dann trat sie einen halben Schritt zurück und hatte auf einen Schlag feuerrote Wangen bekommen. Dabei leuchteten ihre strahlend blauen Augen wieder auf eine ganz besondere Weise.
"Du hast uns einen wunderbaren Gast ins Haus geschickt", erklärte Madame Juliette Brunet beim Abendessen am mit sechs Personen voll besetzten Esstisch. Henri Brunet war vorzeitig aus dem Krankenhaus nach Hause gekommen, auch er freute sich über den Kurzbesuch seines Sohnes und war neugierig auf seine Erzählungen, wie so viele Veteranen des Großen Krieges. Zur Feier des Tages hatte die Köchin Charles Lieblingsspeise, Schweinelendchen in Pilzrahmsoße mit Elsässer Knödeln zubereitet. Zudem gab es, für einen Freitag genauso ungewöhnlich, eine sogenannte 'Traumspeise' als Nachtisch, von der Charles bis zu diesem Tag nicht wusste, wie sie zubereitet wurde.
Charles bedachte die neben ihm sitzende Krystina mit einem Seitenblick und versuchte einzuschätzen, ob diese Bemerkung seiner Mutter wie so oft in die Kategorie 'sarkastisch' gehörte oder lieb und ernst gemeint war.
Juliette Brunet beantwortete Charles stumme Frage von allein. "Nein, wirklich. Sie ist mir in den sechs Wochen wie eine dritte Tochter ans Herz gewachsen."
Krystina errötete wieder über das liebe Kompliment und lächelte erst Juliette und dann Charles an. "Danke, dass Sie mich mit so viel Herzlichkeit aufgenommen haben."
"Mehr als gerne." Sie schaute wieder Charles an. "Ich habe noch nie so viel Spaß und positive Motivation in meinem Atelier gehabt wie seit dem Tag, wo Krystina mit Deinen Zetteln vor unserer Haustür stand. Wusstest Du, als Du sie hierhergeschickt hast, dass Krystina Kunst studiert hat und ebenfalls Malerin ist?"
Durch Charles ging ein richtiger Ruck. "Nein, ehrlich gesagt habe ich an dem Nachmittag überhaupt nichts von ihr gewusst. Ich habe nur eine junge Frau gesehen, die mit ihrem Zwillingsbruder auf abenteuerliche Weise vor den Nazis geflohen war und nicht mehr weiterwusste. Sie war in Freiheit, hatte aber nur ein sehr vages Ziel und wirklich nichts bei sich außer den Kleidern auf ihrem Leib und einen Teddybären und ein wenig Geld in der Tasche. Im Gegensatz zu Piotr konnte sie ja nicht auf dem Fliegerhorst bleiben. Ihr Bruder hat bereits am nächsten Tag seinen Dienst fortgesetzt und fliegt jetzt für uns."
"Wie geht es Piotr?" Krystina ergriff zum ersten Mal das Wort.
"Gut, richtig gut. Er ist ein leidenschaftlicher Pilot und macht fast täglich Aufklärungsflüge. Aber er ist traurig über die polnische Niederlage und aufs Höchste motiviert, seinen Kampf gegen die Besatzer fortzusetzen."
"Ja, so ist er. Er wollte von Kindesbeinen an fliegen, seit er das erste Flugzeug gesehen hatte. Das ist sein Leben, hoffentlich wird es ein langes."
"Piloten und Panzer werden diesen Krieg entscheiden", meldete sich jetzt auch Henri zu Wort. "Das wird kein Grabenkrieg wie zu meiner Zeit. Aber der Horror bleibt derselbe. Am Ende sind viele Soldaten tot oder verwundet." Er lachte zynisch auf. "Uns Chirurgen geht die Arbeit nie aus." Seine eigenen Kriegserfahrungen hatten den ehemaligen Oberstabsarzt zu einem politischen Friedensfreund gemacht. Er empfand den nun in Mitteleuropa erneut ausgebrochenen Krieg auch als persönliche Niederlage, war aber erleichtert, dass sein Frankreich bis dahin nicht angegriffen worden war.
"Du malst?" wechselte Charles wieder das Thema und sprach Krystina direkt an. "Davon hat mir Piotr nichts erzählt."
"Er ist ja Gottseidank auch kein Schwätzer. Ja, ich habe in Warschau Kunst und Kunstgeschichte studiert und im Frühjahr meinen ersten Arbeitsplatz als Kunstlehrerin angenommen; in meiner Heimatstadt, in Torun."
"Aber Du unterrichtest nicht nur, sondern malst auch selbst?"
"Und wie!" antwortete stattdessen Juliette. "Ganz anderer Stil als meiner, sehr kubistisch, aber immer noch erkennbar. Also nicht zu abstrakt. Sehr persönliche Handschrift." Das war eine wahre Flut von Komplimenten, die aus ihrem sonst durchaus kritischen und gerne ins sarkastisch-zynische gehenden Mund kam.
Charles wurde richtig neugierig. "Hast Du schon etwas fertig?"
"Ja. Zwei Bilder sind fertig." Krystina klang auf liebe Weise stolz. "Juliette hat sie bereits ihrem Galeristen präsentiert und der hat sie direkt in den Verkauf genommen und mir einen Vorschuss bezahlt." Sie strahlte nun Charles mit ihrem ungeheuer gewinnenden Lächeln an. "Ich kann mit meiner Arbeit eigenes Geld verdienen. Du glaubst gar nicht, wie schön das für einen Flüchtling ist, der nur in seiner Kleidung Hals über Kopf sein Heimatland verlassen musste."
"Von wo seid ihr eigentlich geflohen?"
"Piotrs Einheit stand zwischen Turon und Bydgoszcz, als dann auch die Russen von Osten angriffen. Sie flogen täglich zwei bis drei Einsätze, aber die Lage wurde aussichtslos. Die ganze Staffel ist dann nach Süd-Schweden geflogen, nachdem es einen Befehl gab, sich organisiert abzusetzen und sich, auf welchem Weg auch immer, nach Frankreich durchzuschlagen. Er ist am Abend vorher mit einem Wagen zu meiner Wohnung gekommen und hat mich so, wie ich war, mitgenommen. Ich konnte nur meinen Frédéric und Mutters Schmuck einstecken."
"Deine Eltern sind noch in Turon?"
"Nein, die sind beide gestorben. Piotr und ich haben noch Großeltern, aber die sind sehr alt. Die leben bei meiner Tante."
Das Tischgespräch ging noch eine ganze Weile sehr lebendig weiter. Charles musste von den ersten Kriegstagen auf seinem Fliegerhorst erzählen, was seine Familie in ziemliches Erstaunen versetzte. Es hatte sich außer der Ankunft von ein paar polnischen und britischen Flugzeugen und täglichen Aufklärungsflügen nichts, aber auch gar nichts ereignet. Charles Flakbatterie hatte nicht einen scharfen Schuss abgefeuert, obwohl er sicher war, dass der schon seit Jahren bestehende Flughafen auch der deutschen Aufklärung gut bekannt war. Aus diesem Grund hatte seine Flakbatterie mit Übungsmunition auch primär die Abwehr von deutschen Stukas (Sturzkampfbombern) geübt.
Am Ende der Abendtafel erhob sich Henri Brunet und sprach seinen Sohn an. "Auf ein Wort, Charles. Ich würde Dich gern für eine halbe Stunde allein sprechen."
Charles hob seine Augenbrauen. Er wusste sehr genau, dass solche 4-Augen-Gespräche mit seinem Vater stets besondere Ursachen hatten und sehr selten vorkamen. Er folgte ihm in sein Arbeitszimmer, das eine gewaltige medizinische Bibliothek beherbergte, und setzte sich gespannt auf den Besucherstuhl vor dem Schreibtisch.
"Ich habe zwei Anliegen mit Dir zu besprechen", begann sein Vater, während er aus einer Karaffe zwei Gläser mit einem erstklassigen Bas-Armagnac füllte. Er reichte Charles ein gut gefülltes Glas und prostete ihm zu. "Wie Du weißt, habe ich den gesamten Großen Krieg in einem Feldlazarett hinter der Front verbracht und auch danach viele Jahre Veteranen und Heimkehrer aus deutscher Kriegsgefangenschaft medizinisch betreut. Ich weiß, wie Krieg aussieht und welche Auswirkungen er auf Soldaten hat, egal welchen Dienstgrades. Physisch wie psychisch." Er nahm einen weiteren tiefen Schluck aus seinem Glas. "Am schlimmsten waren die armen Teufel dran, die erst durch die Hölle des Grabenkrieges gingen, dann auf irgendeine Weise in Gefangenschaft gerieten und danach als Zwangsarbeiter unter härtesten Bedingungen in deutschen Bergwerken, in der Industrie oder in der Landwirtschaft schuften mussten. Deshalb habe ich einen einzigen Ratschlag für Dich in diesem Krieg: vermeide unter allen Umständen, in deutsche Gefangenschaft zu geraten!" Er schaute Charles intensiv und durchdringend in die Augen. "Man kann sogar sagen, lieber im Kampf gefallen als langsam durch Zwangsarbeit zu Tode gefoltert. Klar?"
Charles nickte nachdenklich, bevor er antwortete. "Ich bin Flakoffizier, Vater. Mein Risiko, in einem Bombenangriff auf unsere Stellung zu sterben oder verwundet zu werden, ist ungleich größer, als dass plötzlich ein feindlicher Infanterist vor mir steht und mich gefangen nimmt."
"Ich teile Deine Einschätzung, aber im Krieg weiß man nie. Ich habe zwei Stabsarztkameraden gehabt, die bereits 1914 durch dumme Zufälle urplötzlich in Gefangenschaft geraten sind. Sind beide nach dem Krieg als seelische und körperliche Wracks zurückgekommen."
Henri Brunet griff nun nach einem kleinen Aktenfolder, in dem normalerweise Patientenakten aufbewahrt wurden, und zog einige Schriftstücke heraus. "Du bist mein einziger Sohn und wir sind in einem Krieg, von dem niemand weiß, wie er sich entwickeln wird und wie er zu Ende geht. Den letzten Krieg haben wir nach unendlichen Opfern gewonnen, den vorletzten mit Pauken und Trompeten und der Besetzung von Paris verloren." Er reichte Charles ein erstes Schriftstück. "Dies ist eine notariell beglaubigte Abschrift meines Testaments. Ist relativ einfach aufgesetzt, aber aufgrund meines kleinen Vermögens nicht unbedeutend. Ich weiß nicht, ob es in diesem Krieg zu Kämpfen in den Straßen von Paris kommen wird."
Charles wollte ihm bereits entgegnen, dass dies in diesem Krieg undenkbar wäre, aber sein Vater hob seine Hand und ließ ihn im Ansatz verstummen.
"1871 sind bei der deutschen Belagerung und nachfolgend in den Kämpfen der Pariser Kommune viele Gebäude beschädigt worden und teilweise abgebrannt, darunter auch Behördenbauten und Notariatskanzleien sowie das Haus meiner Großeltern. Deshalb nehme bitte diese Notarurkunde in Deinen Besitz, so dass sich mein letzter Wille an einem fremden, dritten Ort aufhält." Charles nahm die Urkunde in Empfang, faltete sie zusammen und steckte sie in die Innentasche seiner Uniformjacke.
"Und nun erzähle mir kurz, ob sich die Sorbonne in irgendeiner Weise wegen Deines Studienplatzes gemeldet hat? Oder soll ich für Dich an irgendeiner Stelle vorstellig werden."
"Nicht notwendig, Vater. Die Universität hat aufgrund einer allgemeinen Regierungsanordnung meinen Studienplatz für jedweden Zeitpunkt gewährleistet, an dem ich das Studium aufnehmen kann. Ich hoffe also auf den 1. Oktober 1940. Bis dahin sollte dieser Krieg beendet sein, so oder so."
Henri Brunet nickte nachdenklich. "Das dachten wir nach drei Kriegsmonaten im Herbst 1914 auch."
"Ich bin da eher zuversichtlich. Hitler hat im Osten erobert, was er erobern wollte. Hier im Westen hat er außer der Entgegennahme unserer Kriegserklärung nichts gemacht. Und ich bin angesichts unserer erstklassigen, unüberwindlichen Grenzverteidigung ziemlich sicher, dass er auch nicht aktiv angreifen wird. Der Mann ist ja nicht dumm und war selbst als Soldat im Großen Krieg. Der lässt seine Armee nicht vor unseren Forts ausbluten."
"Dein Wort in Gottes Ohr", nickte Henri Brunet weiterhin nachdenklich. "Ich habe ob unserer patriotischen Selbstsicherheit ein komisches, ja ungutes Gefühl." Er prostete seinem Sohn erneut zu. "Passe auf Dich auf. Ich würde gern an Deiner Examensfeier teilnehmen und stolz auf Dich sein."
Kaum zurück im Salon griff seine Mutter nach seiner Hand, winkte Krystina zu und marschierte vorneweg in ihr Atelier. "Du solltest Dir mal anschauen, woran Krystina und ich gerade arbeiten", kündigte sie an und sorgte erst einmal in dieser Abendstunde für gutes Licht.
Charles kannte den Neo-Impressionistischen Malstil seiner Mutter, die nach dem Großen Krieg privaten Malunterricht bei Paul Signac bekommen hatte und ihren kurz vor diesem Krieg verstorbenen Lehrmeister tief verehrte. Auf ihrer Leinwand stand ein großformatiges, dreiviertel fertiges Bild einer Flussszene an der Ile-de-France mit der Notre-Dame-Kathedrale als unverkennbarem Mittelpunkt.
Auf Krystinas Staffelei stand ein im Malstil vollkommen unterschiedliches Bild. In kubistischer Struktur war bereits eine sitzende Frau mit einem Buch in der Hand zu erkennen. "Juliette hat freundlicherweise Modell gesessen, als ich mit der Komposition begann", erläuterte Krystina und hielt eine Bleistiftzeichnung hoch, auf der in klassischer Portraitskizze Charles Mutter in einem Buch lesend zu sehen war.
"Du kannst also auch richtig zeichnen und malen?" fragte er laienhaft, was bei Krystina einen kleinen Lachanfall auslöste.
"Was glaubst Du, was man an einer Kunsthochschule und als Kunstlehrerin lernt? Man muss zuerst sein Handwerk absolut sicher beherrschen, bevor man sich an die Abstraktion heranwagen kann. Das machen die großen Namen wie Picasso und Braque genauso." Jetzt strahlte sie wieder diese unglaublich mitreißende Begeisterung aus. "Paris ist für mich großartig. Juliette ist mit mir bereits in einige Galerien gegangen, in denen ich einen tiefen Einblick in das aktuelle Kunstschaffen gewinnen konnte. Diese Stadt und ihre Künstlerszene sind eine wahre Offenbarung für mich."
Charles machte im Atelier seiner Mutter zwei Beobachtungen. Erstens sprachen sich Juliette und Krystina trotz ihres Altersunterschiedes mit Vornamen an. Sie hatten sich also gegenseitig als Künstlerin und als kreative Kolleginnen anerkannt. Und ihre Atelierpartnerschaft wirkte sich ausgesprochen befruchtend und motivierend für beide aus, ein Umstand, den seine Mutter bereits bei Tisch angesprochen hatte.
Er ließ sich noch eine halbe Stunde die nächsten Projekte der beiden Frauen erläutern und registrierte, dass seine Mutter ihren polnischen Zufallsgast mit einem Arm umarmte und an sich drückte. "Mein Galerist ist sich sicher, dass Krystina viel Anerkennung bei Pariser Kunstfreunden finden wird. Er will jedenfalls in den Wintermonaten ein wenig Werbung für sie machen, wofür sie nun fleißig arbeiten muss."
Krystina zuckte entschuldigend mit ihren Schultern. "Ich habe alle meine Bilder in Torun zurückgelassen. Ich muss also von vorn anfangen." Dann lachte sie auf. "So kann ich ein paar alte Ideen unverfänglich ein zweites Mal realisieren, denn mein kleines Skizzenbuch war in derselben Manteltasche wie Frédéric. Er hat darauf gut aufgepasst."
Zurück im Salon folgte für Charles ein entspannter Unterhaltungsabend im Kreis seiner Familie. Seine Schwester unterhielt sie zwischenzeitlich mit ein paar kleinen Klavierstücken. Nicht zu spät verabschiedete man sich zur Nacht, wobei Krystina unverändert in Charles bisherigem Zimmer nächtigte und er für das Besuchswochenende auf seinen Wunsch hin das kleine Gästezimmer belegte.
Charles fühlte sich noch nicht müde genug, um sofort einzuschlafen, und hatte im Licht der Nachttischlampe mit einem neuen Roman angefangen, den er schon seit einiger Zeit lesen wollte. Vollkommen überraschend öffnete sich plötzlich seine Zimmertür und Krystina huschte, nur in einem dünnen Nachthemd bekleidet, in sein Zimmer. "Darf ich?" fragte sie leise, als sie sich so an sein Bettende gestellt hatte, dass sich ihre attraktive Figur hervorragend durch den dünnen Stoff abzeichnete und einen fast unverhüllten Blick auf sehr groß ausgeformte, rosafarbene Brustwarzen mit zwei vorwitzig abstehenden Nippeln gestattete.
"Mehr als gerne", richtete sich Charles in seinem Bett auf und schaute sie fast fassungslos an, als Krystina den Saum ihres Nachthemdes erfasste und es einfach über ihren Kopf zog. Darunter war sie splitternackt.
Sie machte eine kokette Bewegung mit ihrer Hüfte und fasste sich mit beiden Händen unter ihre Brüste. "Gefalle ich Dir?"
"Und wie!" Charles schlug die Bettdecke ein wenig zur Seite und schaute sie herausfordernd an. "Du bist herzlich eingeladen."
Krystina ließ sich nicht zweimal bitten und wenige Augenblicke später lag sie in Charles Armen und küsste ihn mit aller Inbrunst. "Auf diesen Augenblick habe ich seit meiner Ankunft im Hause Deiner Eltern gewartet", flüsterte sie Charles ins Ohr und biss ihm ganz zärtlich ins Ohrläppchen. "Ich möchte Dich genießen und zugleich glücklich machen." Damit zog sie dem immer noch vollkommen überraschten Charles das Hemd über den Kopf, griff in den Bund seiner Schlafanzughose und zog diese herunter. "Oh, wie schön", war ihr vorwitziger Kommentar, als ihr Charles halbsteifer Schwanz bereits freudig erregt entgegensprang. "Der sieht wirklich schön aus." Sie umfasste zielstrebig seine Männlichkeit, nachdem sie seine Hose über seine Füße gezogen und auf einen Stuhl geworfen hatte, wo auch ihr Nachthemd lag. Mit ein paar massierenden Handbewegungen hatte sie Charles bestes Stück bereits in Einsatzbereitschaft gebracht, während sie sich zu ihm herabgebeugt und ihn warm und innig geküsst hatte.
"Künstlerinnen in meinem Alter sind keine Jungfrauen mehr", flüsterte sie ihm ins Ohr. "Ich weiß, was wir beide jetzt machen." Sie richtete sich auf und freute sich über Charles steil aufwärts gerichtete Männlichkeit. "Genauso zielgerichtet wie Deine Flak-Kanonen", spottete sie leise. "Mal sehen, ob das gute Ding auch genauso gut schießt." Mit dieser Bemerkung schwang sie sich in die Reiter-Position, rutschte ein paar Mal mit ihrer Pussy über den an den Bauch gedrückten Schwanz und befeuchtete ihn mit ihrem ersten Liebessaft. Charles war fasziniert, denn dieser beginnende Liebesakt unterschied sich maßlos von seinen Bordellbesuchen. Die Liebesdamen überließen in der Regel ihm die Initiative, hier war es nun total unterschiedlich. Krystina hatte eindeutig das Kommando übernommen. Wenige Augenblicke später spürte er ihre Finger an seiner Schwanzwurzel, während Krystina ihren Unterleib etwas angehoben hatte und seine dunkelrot angeschwollene Eichel exakt am richtigen Punkt ansetzte. Dann ließ sie sich einfach absinken, bis er nach zwei Auf- und Ab-Bewegungen bis zum Anschlag in ihr steckte und sie in dieser Position einen Augenblick verharrten. Er spürte, dass ihre Vaginalmuskeln ihn regelrecht massierten, während Krystina langsam mit Reitbewegungen begann.
Charles hatte seit Kriegsbeginn mit keiner Frau mehr geschlafen und musste sich deshalb sehr schnell beherrschen, um nicht sofort abzuspritzen. Er wusste durch eine sehr liebe Liebeslehrerin, die er während seiner Offiziersschulzeit mehrfach besucht hatte, dass Frauen länger brauchten, bis sie auf ihren Höhepunkt zusteuerten. "Wir müssen kurz Pause machen", erklärte er zweimal seiner neuen Geliebten, die daraufhin nach unten griff, mit Daumen und Zeigefinger seine Schwanzwurzel zusammendrückte und ansonsten ganz ruhig blieb. Er spielte unterdessen mit ihren Brüsten und ihren Brustwarzen, was Krystina mit einem wohligen Brummen quittierte.
Schließlich brach sie mit ihrem Oberkörper nach vorn zusammen, drückte ihre straffen Brüste auf seine Brust, umgriff seinen Kopf mit beiden Händen und küsste ihn langanhaltend, während ihr Unterleib regelrecht auf seinem Schwanz rockte. "Ich bin gleich so weit", rief sie plötzlich so laut, dass es vermutlich das ganze Obergeschoss hatte hören können. Aber das war Charles in diesem Moment egal, denn auch er hatte den Explosionspunkt erreicht und pumpte sein Sperma mit kräftigen Stößen tief in seine Geliebte hinein, während diese sich für einen Augenblick richtig versteift hatte und ganz tief aufstöhnte.
Charles und Krystina brauchten eine ganze Zeit, um von ihrer gemeinsamen Orgasmuswelle herabzukommen. Dann rutschte sie von ihm herunter und kuschelte sich längs an seine Seite, immer noch liebkosend und kleine Liebeleien flüsternd. Es wurde friedlich in dem kleinen Gästezimmer. Schließlich kühlten beide so aus, dass Charles die am Fußende zusammengetretene Bettdecke wieder hochzog und sie beide zudeckte. Mit einem langgestreckten Arm löschte er die Nachttischlampe und schlief in enger Umarmung mit Krystina ein.
Tief in der Nacht schlüpfte Krystina aus dem Bett und hauchte dem halbwachen Charles einen Kuss auf die Lippen. "Vielleicht besser, wenn ich nicht gleich am ersten Morgen aus Deiner Zimmertür herauskomme." Sie schlüpfte in ihr Nachthemd und schlich sich mit einer Kusshand aus Charles Zimmer.
Das Novemberwetter war an diesem Wochenende so ungemütlich, dass die Familie und ihr Gast lieber zu Hause blieben. Dafür gestalteten sich der Abend und die Nacht wie am Vortag und verschafften Charles und Krystina zusätzliche Befriedigung. Sie hatten nicht nur miteinander geschlafen, sondern bekannten sich beide zu ihrer Liebe.
Nach dem sonntäglichen Kirchgang, an dem Henri Brunet als bekennender Atheist nicht teilnahm, und einem großen Mittagessen mit 3-Gänge-Menü und einem hervorragend schmeckenden Rinderrollbraten musste sich Charles wieder auf die Zugreise zu seinem Einsatzort machen.
"Sobald ich kann, werde ich wieder einen Urlaubsantrag stellen", kündigte er bei seiner Verabschiedung an. "Ich bin mir aber sicher, dass, wenn der Krieg nicht plötzlich heiß wird, ich spätestens Weihnachten wieder hier bin." Dann fuhr er tief verträumt die knapp zwei Bahnstunden wieder zu seinem Fliegerhorst und seiner Flakbatterie. Neben den Unterlagen seines Vaters hatte er auch einen Brief Krystinas an ihren Bruder bei sich, den er am nächsten Tag im Casino an Piotr übergab. Dieser las ihn sofort, dann stand er auf und umarmte Charles. "Vielen Dank, dass ihr meine Zwillingsschwester mit so lieber Herzlichkeit in Eurer Familie aufgenommen habt. Ich weiß jetzt, dass es ihr gut geht und ich mich auf meine Mission hier konzentrieren kann."
Der Dienst der vier befreundeten Offiziere ging in den darauffolgenden Wochen seinen getrotteten Routinegang. Antoine, Piotr und Lech flogen regelmäßige Aufklärungsflüge zur belgisch-luxemburgisch-deutschen Grenze ohne irgendeinen Luftkampfzwischenfall, in dieser Periode wurden die polnischen Piloten auf zwei französische leichte Bombermodelle umgeschult und mit diesen direkt in den Alltagseinsatz geschickt. Charles war faktisch arbeitslos und verbrachte seine Zugführertätigkeit mit regelmäßigen Drillübungen, die letztendlich seinen Flak-Kanonieren als auch ihm zunehmend auf die Nerven ging. Der konfrontationsfreie Sitzkrieg erzeugte seine ganz eigenen Anforderungen und Belastungen.
Bis zum Weihnachtsfest blieb alles ruhig an der Westfront. Selbst die unter Zensur stehenden Zeitungen wussten außer Berichten über die Seeschlacht vor Montevideo, die mit der Selbstversenkung eines deutschen Panzerkreuzers geendet hatte und dem zunehmenden U-Bootkrieg, der primär zwischen der deutschen Kriegsmarine und der britischen Royal Navy ausgetragen wurde, wenig zu berichten. Colonel de Carron hatte sich daraufhin großzügig gezeigt und einer erstaunlich großen Zahl an Soldaten Weihnachts- beziehungsweise Neujahrsurlaub gewährt. In Praxis bedeutete dies, dass die Einsatzbereitschaft mit einer Minimalzahl an Luftwaffen- und Flaksoldaten gewährleistet wurde und man sich in zwei Schichten aufteilte, die sich am 28. Dezember gegenseitig ablösten. Charles gehörte der ersten 'Schicht' an und reiste somit am Abend des 22. Dezember für sechs Urlaubstage mit Alarmbereitschaft in seine Pariser Heimat.
Das Weihnachtsfest 1939 fühlte sich in der französischen Hauptstadt wie Friedensweihnachten an. Der einzig erkennbare Unterschied waren die vielen uniformierten Männer in den kirchlichen Weihnachtsmessen und auf der Straße. Praktisch jede Familie in Brunets Nachbarschaft hatte uniformierten Weihnachtsbesuch von Verwandten, aber die Stimmung war kein bisschen kriegerisch, im Gegenteil, viele Familien wirkten gelöst und feierlich-fröhlich.
Krystina hatte sich zwei Weihnachtsgeschenke für Charles ausgedacht. Zum einen hatte sie von ihrem ersten Galerieeinkommen einen kleinen, goldenen Siegelring anfertigen lassen, in dessen grünfarbenen Siegelkopf die verschlungenen Initialen 'C.B.' kunstvoll eingraviert waren. Das zweite Geschenk überbrachte Sie am ersten Weihnachtsmorgen persönlich. "Ich möchte in meinem Malstil ein Porträt von Dir erstellen. Sitzt Du mir bitte dafür heute Nachmittag und morgen für ein paar Stunden Modell?" Charles war tief gerührt, denn das kubistisch verfremdete Porträt seiner Mutter war so großartig geworden, dass sie bereits vor Weihnachten einen ähnlichen Wunschauftrag von Henri Brunet angenommen und begonnen hatte. Charles hatte seinerseits einen Teil seines gesparten Solds investiert und mit Hilfe seiner Mutter eine echte Pelzjacke für Krystina erworben, die wie maßgeschneidert passte.
Die ersten zwei Abende musste Krystina aus sehr weiblichen Gründen die Liebesspielart verändern, aber sie befriedigte Charles mit Mund und Händen fast noch intensiver als mit ihrer Pussy. "Du bist eine fantastische Liebhaberin", gestand er ihr in der Nacht vor Heiligabend. "Wo hast Du so viel Liebeskunst gelernt?" Er war neugierig geworden und wollte mehr über Krystinas Vergangenheit erfahren.
Krystina lachte nur. "Mein Lieber, ich habe vier Jahre lang fast ausschließlich unter Künstlern aller Art in Warschau gelebt. Da waren die wildesten und abgedrehtesten Männer und Frauen darunter, praktisch in allen Altersklassen und teilweise mit einem Riesenschatz an sexuellen Erfahrungen und Fantasien. Es gab Atelierfeste, die teilweise in echte Orgien ausarteten. Und als junge Künstlerin hatte man genau zwei Alternativen: mitmachen und akzeptiert werden oder sich verweigern und damit ausgeschlossen sein." Sie holte tief Luft. "Und ich hatte mich fürs Mitmachen entschieden."
Charles lachte leise. "Und ich bin jetzt der Nutznießer der Lebens- und Liebeslust der polnischen Künstlerszene."
"Schön, dass Du das so siehst. Ich hatte bei Deinem Novemberbesuch ein wenig Bedenken, ob ich Dich nicht zu sehr schockieren würde." Krystina holte tief Luft. "Ich habe dann den Mut gefunden, im Atelier mit meiner Malerfreundin zu reden, die zugleich Deine Mutter ist."
"Mit meiner Mutter?" Charles Stimme klang nachhaltig schockiert.
"Ja, mit Juliette. Und weißt Du, was Sie geantwortet hat?"
"Nein." Charles war immer noch schockiert, denn das Thema Sex war in ihrem Familienleben trotz des Medizinerhintergrunds seiner Eltern sehr weitgehend tabu gewesen.
"Sie hat gelacht und dann gesagt: Soldaten im Krieg müssen betreut werden. Oder hast Du geglaubt, dass es in einem Feldlazarett zuging wie in einem Kloster?" Jetzt lachte Krystina. "Ich glaube, Du kennst Deine Mutter nur aus dem Blickwinkel eines Sohnes. Und das ist gut so. Aber du kannst mir glauben, sie ist auch eine sehr lebendige und liebende Frau."
Krystinas Bemerkung über seine Mutter blieb Charles wochenlang im Kopf hängen. In den langen, langweiligen Stunden in seiner Flakbereitschaft dachte er oft darüber nach, was seine Geliebte mit dieser Bemerkung gemeint haben könnte.
Krystinas vorweihnachtliche Regelblutung hatte den schönen Nebeneffekt, dass Charles und sie ihren abendlichen Sex hemmungslos und ohne Vorsicht genießen konnten. Es bestand kein Schwangerschaftsrisiko und diesen Umstand nutzen sie weidlich aus. Charles hatte noch nie eine sexuell so intensive und erlebnisreiche Woche erlebt, wie zu Weihnachten 1939. Erfüllt von Krystinas Liebe und begleitet von den besten Wünschen seiner Familie machte sich Charles wieder auf den Weg zu seiner Einheit. Er hoffte, in einigen Wochen wieder einen Urlaubsantrag genehmigt zu bekommen. "Krystina ist die Liebe meines Lebens", gestand er sich in den langen Alarmbereitschaftswochen des neuen Jahres fast täglich und beschloss, ihr beim nächsten Heimaturlaub die Heirat anzutragen und sich mit ihr zu verloben. Bis dahin schickten sich Krystina und Charles fast jeden zweiten Tag einen Brief, in dem sie ihre Gefühle füreinander beschrieben und beteuerten. Krystina garnierte ihre Briefe häufig mit kleinen Zeichnungen, die ihre geschriebenen Worte weiter ausmalten. Charles konnte deutlich sehen, dass sie sich für diese Briefe viel Zeit nahm.
Der Sitzkrieg setzte sich in den ersten Monaten des neuen Jahres mit all seiner Langeweile fort. Es kostete die Offiziere sehr viel Motivationskunst, ihre Soldaten mit Routinedrills bei guter Laune zu halten. Die einzige Unterstützung erhielten sie durch die Küchenbesatzung des Fliegerhorstes und die unverändert gute Versorgungslage. "Dienst ist die langweilige Unterbrechungsphase zwischen den Mahlzeiten", war zu einem geflügelten Wort unter den Soldaten der Flakbatterie geworden. Anders als das Bodenpersonal und die Piloten der Aufklärungsflüge, die wenigstens mit aktiven Aufgaben zu tun hatten, schoben die Flakkanoniere einen reinen Bereitschaftsdienst, der viel Aufmerksamkeit erforderte, aber mangels Ereignisse null Ablenkung bot. Trotzdem wurden Urlaubsanträge nur sehr restriktiv bewilligt, die Aufklärungsflüge bewiesen nach Ansicht des Generalstabs der französischen Armee, dass auf der deutschen Seite eine Vielzahl von Truppenbewegungen stattfanden.
Batteriechef Miquelon und die drei Zugführer der Flakbatterie hatten sich darauf verständigt, bis zum Osterfest wechselweise für ein verlängertes Wochenende Heimaturlaub zu beantragen und zu bewilligen. So fuhr Charles zwei Wochen vor dem Osterfest, am 8. März, erstmals seit dem Weihnachtsfest wieder nach Paris.
Die Begrüßung daheim fiel genauso herzlich und euphorisch aus wie zum Weihnachtsfest, lediglich Krystina war diesmal von Anfang an weniger zurückhaltend. Sie hatte Charles zwei Wochen zuvor von einem weiteren Gespräch mit seiner Mutter geschrieben, bei dem sie ihr ihre tiefe Liebe zu ihrem einzigen Sohn gestanden hatte. Der Anlass war sehr einfach gewesen, sie hatte Charles kubistisches Porträt fertiggestellt und Juliette waren vor Begeisterung und Rührung die Tränen gekommen. Zudem hatte Juliette blitzschnell reagiert und dies Porträtbild bis zu Charles Ankunft rahmen lassen und im Salon an herausragender Stelle aufgehängt.
Charles sah sein Porträt, von dessen Fertigstellung er aus Krystinas Briefen wusste, eine Viertelstunde nach seiner Ankunft zum ersten Mal. Das abstrakt-kubistische Porträt war in den Farben der französischen Trikolore blau-weiß-rot mit verschiedenen Schattierungen gehalten, ließ aber Charles als porträtierten Mann immer noch erkennen. Charles war begeistert, umarmte voller Freude Krystina und sank plötzlich ohne weitere Vorwarnung vor ihr auf ein Knie. Er hatte seinen Heiratsantrag vollkommen anders geplant, aber dies war nach seinem spontanen Gefühl der richtige Moment. Er griff in seine äußere Uniformtasche, zog ein schmales Etui hervor und zog mit Daumen und Zeigefinger einen goldfarbenen Ring mit einem Brillanten, einem Rubin und einem Saphir, die in der Reihenfolge der Trikolore eingesetzt waren, heraus.
"Krystina Kaminski, Liebe meines Lebens. Willst Du meine Ehefrau werden und dein weiteres Leben mit mir teilen?"
Krystina schossen die Freudentränen in die Augen und quetschten sich aus ihren Augenwinkeln. Sie strahlte Charles auf ihre unnachahmliche Art an und hielt ihm ihre linke Hand hin. "Ja, Charles, ich will."
Dann streifte Charles Krystina den Verlobungsring auf den Ringfinger, bejubelt und beklatscht durch die ganze, zufällig vollständig anwesende Familie. Durch die Vorarbeit seiner Mutter, die die richtige Ringgröße ermittelt hatte, passte er anstandslos.
Die überraschende Verlobung von Charles und Krystina bestimmte das ganze Heimaturlaubswochenende. Henri und Juliette luden mehrere Verwandte und enge Freunde zu einem spontanen Verlobungsdiner am Samstagabend ein, was sich zu einer wahrhaftig fröhlichen Feier entwickelte. Als sich Charles am Sonntagnachmittag wieder auf den Weg zu seinem Fliegerhorst und seiner Einheit machte, ahnte niemand, dass der in Aussicht genommene Hochzeittermin nach dem Hochsommer im Schall und Rauch des Krieges aufgehen sollte.
Kaum zurück bei seiner Einheit machte sich zunehmend Unruhe auf dem Fliegerhorst breit. "Da tut sich was auf der deutschen Seite", berichteten sowohl Piotr als auch Antoine und Lech von ihren Beobachtungsflügen. "Viel Bewegung, sowohl zu Stellungen entlang der Grenze, aber auch aus diesen heraus."
"Wir haben aber von den Auswertern bisher keine klare Stellungnahme gehört", ergänzte Antoine. "Die haben anscheinend kein klares Meinungsbild, was da passiert."
Lech berichtete sogar, dass er in der Nähe der deutschen Grenzstadt Aachen von einem deutschen Jagdflugzeug unter Feuer genommen worden war, aber rechtzeitig in eine Wolke aufsteigen und damit verschwinden konnte. "Ich habe den Eindruck, dass die Deutschen nervös geworden sind, anders als den gesamten Winter hindurch."
Umso überraschter waren die Offiziere des gesamten Fliegerhorstes, als Colonel de Carron alle Offiziere am Vormittag des 9. April ins Casino rufen ließ und ihnen eine offizielle Mitteilung des Kriegsministeriums verlas:
"In den Morgenstunden des heutigen 9. April griff die deutsche Wehrmacht mit allen Teilstreitkräften Dänemark und Norwegen an und marschiert mit hoher Geschwindigkeit Richtung Norden. Britische und norwegische Streitkräfte als auch die Royal Navy treten diesem Vorstoß mit Entschiedenheit entgegen und beabsichtigen, ihn abzuwehren. Wir fordern alle französischen Einheiten zu äußerster Wachsamkeit und Einsatzbereitschaft auf."
Der Colonel legte die verlesene Mitteilung beiseite und wandte sich dann direkt an seine Offiziere. "Meine Herren, ich erwarte in den kommenden Tagen und Wochen verstärkte Aktionen des Feindes gegen unsere Einheiten und Stellungen. Aus diesem Grund werden ab heute Nachmittag die Staffeln der Jagdflieger auf vorbereitete Feldflughäfen näher zur Grenze mit dem Deutschen Reich verlegt, um auf diese Weise ihre Einsatzverfügbarkeit weiter zu erhöhen. Zugleich fordere ich unsere hier stationäre Flugabwehr zu massiver Einsatzbereitschaft und höchster Aufmerksamkeit auf. Danke." Er versprach eine Aktualisierung der Informationen nach dem Mittagessen und ließ die Offiziere abtreten.
Die vier Freunde verabredeten, sich zum Abend wieder im Casino zu treffen, da sowohl Piotr als auch Antoine einen Nachmittagsflug auf dem Dienstplan stehen hatten und damit nicht am gemeinsamen Mittagessen teilnahmen.
In den darauffolgenden vier Wochen jagten täglich neue Gerüchte durch den Fliegerhorst und wurden unter Offiziere wie Unteroffizieren und Mannschaften heftig diskutiert. Aber mit Ausnahme einer Vielzahl von Flugbewegungen und Standortverlagerungen passierte immer noch nichts. Dann, am 10. Mai 1940, griffen Wehrmacht und Luftwaffe auf breiter Front und mit bis dahin ungekannter militärischer Kraft sowohl Frankreich als auch die bis dahin offiziell neutralen Belgien und Niederlande an.
Die leichten und schweren Bomberstaffeln auf dem Fliegerhorst flogen nun ununterbrochen von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang; Charles drei Pilotenfreunde flogen manchmal zwei bis drei Einsätze pro Tag und kamen nur zum Tanken und Nachladen von Bomben und Munition kurz zurück. Ihre Stimmung war von den Kampfeinsätzen gegen die vorrückenden deutschen Truppen und den Luftkämpfen mit deutschen Jägern aufgeputscht, aber in manchen Momenten auch nachdenklich.
"Unsere Maschinen sind eindeutig zu langsam", stöhnten Antoine und Lech mehr als einmal. "Dafür können die Dinger eine Menge Beschuss ab", berichtete Piotr. Ich habe heute Nachmittag bei meiner Rückkehr siebzehn Geschosslöcher in meinem Bomber gezählt. Und mein Bordschütze ist leider verwundet worden, der hat einen Beindurchschuss."
Zwei Tage später kam Lechs Maschine nicht vom Einsatz zurück. "Ist von zwei Jagdflugzeugen abgeschossen worden", berichtete ein Pilot seiner Staffel. "Ich habe aber noch Fallschirme gesehen." Sein Bericht war korrekt, Lech und sein Bombenschütze kamen am darauffolgenden Tag mit der Eisenbahn zurück zum Fliegerhorst. Ihr Bordschütze war zwar noch schwer verwundet abgesprungen, aber bereits tot am Boden angekommen. "Ein Scheißgefühl, wenn man abgeht", kommentierte Lech grimmig abends im Casino. "Aber ich bekomme morgen bereits eine neue Maschine und kann wieder fliegen."
Im Übrigen waren die abendlichen persönlichen Erfahrungs- und Beobachtungsberichte der Piloten, die abends im Casino unter allen Offizieren diskutiert wurden, von Tag zu Tag negativer. "Entlang der belgischen und holländischen Front sind die Wehrmachtseinheiten an vielen Stellen durch die Befestigungen durchgebrochen und dringen Richtung Westen auch durch Nord-Frankreich vor", berichteten sowohl Charles Freunde als auch andere Offizierskameraden.
"Ich kann Euch Fliegern etwas Neues berichten", erklärte Charles am sechsten Kriegstag nach dem deutschen Angriff. "Die Niederlande haben gestern kapituliert, nachdem die deutsche Luftwaffe Rotterdam faktisch dem Erdboden gleichgemacht hat."
Die fliegenden Offiziere schauten ihn entsetzt an. "Oh, nein. Haben wir noch nicht gehört."
"Genauso wie beim Feldzug gegen uns", kommentierte Piotr leise. "Die kombinierte Kampfkraft von Luftwaffe und Panzern ist etwas ganz Neuartiges, dem wir anscheinend nichts entgegenzusetzen haben. Beim Angriff auf Polen sind auf unserer Seite echte Kavallerieverbände gegen gepanzerte Verbände angeritten. Das Ergebnis könnt ihr Euch vorstellen."
"Was mich am meisten beunruhigt, ist ihr Vorstoß durch die Ardennen-Wälder", ergänzte Antoine. "Du kannst ihren Vormarsch auf Deiner eigenen Karte dokumentieren, wenn Du Dir die Markierungen unserer Einsatzziele anschaust." Er holte seine persönliche Navigationskarte hervor, die er zusammengefaltet in seiner seitlich aufgenähten Hosentasche aufbewahrte, und breitete sie aus. "Dies ist die letzte Woche. Und ihr seht, es geht Tag für Tag weiter nach Westen. Unaufhaltsam."
"Durch die Ardennen? Wie kann man denn mit einem Panzer oder anderen Kettenfahrzeugen durch diesen Wald fahren?"
"Sie sind bereits nach sechs Tagen durch die dichtesten Wälder durch. In Belgien stehen die Panzerspitzen bereits westlich von Leeuwen und Namur. Und hier in unserer Reichweite scheinen sie die Aisne als linken Flankenschutz zu nutzen und stoßen mit aller Kraft Richtung Ärmelkanal vor", setzte Antoine nach. "Ich bin mir sicher, dass in den nächsten Tagen unsere Einsatzziele ausschließlich gegen deutsche Einheiten in Nord-Frankreich gehen." Er schüttelte seinen Kopf. "Wir müssen unser eigenes Land bombardieren, um diesen deutschen Hochgeschwindigkeitsvormarsch zu stoppen."
In der Tat machte sich in den darauffolgenden Tagen die tägliche Einsatzbelastung der auf dem Fliegerhorst stationierten Piloten mehr und mehr bemerkbar. Viele waren einfach müde, ihre Konzentration ließ nach, mehr und mehr Maschinen kehrten mit leichten bis schweren Schäden zurück, die ersten Totalverluste von Flugzeugen mit ihren Besatzungen wurden registriert.
Charles und seine Flakbatterie erlebten in den darauffolgenden Tagen die ersten deutschen Stukaangriffe auf ihren Fliegerhorst, die aber vergleichsweise wenig Schäden anrichteten. Der seit Jahren bestehende Fliegerhorst war mit hoher Sicherheit ausgebaut worden. Insbesondere waren die Treibstoffvorräte komplett unterirdisch und die Munitionslager bombensicher angelegt worden und deshalb nahezu nicht zerstörbar. Die beiden Hauptgeschütze seines Zuges schossen dabei eine Maschine ab, die in unmittelbarer Nähe in einer gewaltigen Explosion auf dem Boden aufschlug. Eine weitere Maschine schien direkt hinter dem angrenzenden Wäldchen aufgeschlagen und in Brand geraten zu sein. Aber entgegen Piotrs und Lechs polnischen Kriegserfahrungen hielten sich im Falle des Verteidigungsrings nördlich von Paris die Angriffe sehr in Grenzen. Das deutsche Ziel hieß Kanalküste und die Einschließung und Vernichtung britischen, französischen und belgischen Truppen, die mehr und mehr in einem Kessel um Dünkirchen und Calais im verzweifelten Abwehrkampf standen. Die auf dem Fliegerhorst stationierten Bomber unterstützten nun diverse französische Panzerattacken auf die südliche Flanke der deutschen Truppen, aber mit wenig Erfolg; für Entlastungsangriffe auf den Kessel von Dünkirchen war die Distanz zu weit und die Luftherrschaft der deutschen Luftwaffe zu groß. Ein koordinierter Bombenangriff auf die südlichsten deutschen Einheiten, die am 21. Mai bei Abbeville die Kanalküste erreicht und damit den Kessel geschlossen hatten, endete im Fiasko. Mehr als ein Drittel der französischen Maschinen wurden abgeschossen oder so beschädigt, dass sie für kurzfristige Nachfolgeeinsätze nicht genutzt werden konnten. Auch Antoine Gress und seine Besatzung kehrten von diesem Einsatz nicht zurück, ihr Schicksal war unbekannt.
Am 28.Mai, achtzehn Tage nach Angriffsbeginn, kapitulierten die Reste der belgischen Armee. Die belgische Regierung flüchtete sich ins englische Exil nach London, während König Leopold III. im Lande blieb. Im Casino des Fliegerhorstes wurde ziemlich lautstark und emotional über die englischen Evakuierungsbemühungen diskutiert, die entlang der Kanalküste um Dünkirchen im vollen Umfang angelaufen waren. Hier brach der Einsatzstress der drei Wochen endgültig durch.
"Erst sind sie monatelang im Schneckentempo über den Kanal gekommen und haben den größten Teil ihrer Flugzeuge auf der Insel zurückbehalten", ereiferten sich einige Piloten.
"Und jetzt lassen sie unsere Soldaten den Kessel halten und ihren Rückzug decken. Und wenn sie weg sind, lassen sie unsere Kameraden wie heiße Kartoffeln fallen und überlassen sie ihrem Schicksal", ergänzten insbesondere die Flak- und Heeresoffiziere, die für die äußere Sicherheit des Fliegerhorstes zuständig waren.
"Früher hieß es 'Frauen und Kinder zuerst'", grummelte ein altgestandener Pilot, "jetzt heißt es 'Engländer' zuerst."
Die Stimmung im Offizierskasino war mies und angespannt. Noch hitziger waren die Diskussionen über das Verhalten der französischen Regierung, die sich angesichts der dramatischen Lage in Nord-Frankreich in unendlichen Streitereien über die Fortsetzung des Kriegers erging. Selbst der Regierungseintritt des Helden von Verdun, des 84jährigen Marschall Petain, beruhigte die meisten Offiziere nicht.
"Diese Regierung macht sich vor Angst in die Hosen und lässt uns in Strich", positionierte sich auch Charles in aller Deutlichkeit in der sehr patriotischen Casinodiskussion. "Wir wollen und müssen jeden Meter unseres Vaterlandes verteidigen." In den ruhigeren Bereitschaftsstunden im Feuerleitstand, in denen er auf erneute feindliche Angriffe wartete und zugleich die ein- und ausfliegenden französischen Bomber beobachtete, war er aber nachdenklicher und ruhiger. So schrieb er in einem Brief an Krystina Anfang Juni:
"Mein Vater hat mir nach seinen Erfahrungen geraten, unter allen Umständen nicht in deutsche Gefangenschaft zu geraten und so lange zu kämpfen, wie es möglich ist. Ich habe entschieden, dass ich seinem Ratschlag folgen werde. Wenn ich dafür sterben sollte, werde ich bis zu meinem letzten Atemzug an unsere Liebe denken und Deinen Siegelring küssen."
Charles ahnte in diesem Moment nicht einmal ansatzweise, dass das Schicksal ganz andere Wege für ihn bereithielt. Dieser Brief aber sollte der letzte Brief an seine Verlobte werden, der noch von der französischen Feldpost nach Paris transportiert und von Krystina gelesen wurde. Sie gab diesen nach Abschied klingenden Brief einige Wochen später auch Juliette Brunet zum Lesen, was die Freundschaft zwischen den beiden Künstler-Frauen noch verstärkte.
Nach dem Fall von Dünkirchen stellte sich die Wehrmacht in wenigen Tagen nördlich der Somme und der Aisne neu auf, um einerseits den Angriff Richtung Süden nach Paris fortzusetzen, andererseits die unverändert mit hunderttausenden Soldaten besetzte Maginotlinie aus dem Rücken anzugreifen. Damit standen die deutschen Angriffsspitzen entlang der letzten starken französischen Verteidigungsstellung, der sogenannten Weygandlinie, nur noch 40 Kilometer nördlich von Charles Position auf dem Fliegerhorst.
"Absolut heftige Bodenkämpfe", berichtete Piotr am Abend des 7. Juni an Charles nach einem Bombeneinsatz an der Frontlinie. "Ich bin mir nicht sicher, wie lang unsere Infanteristen diesem Druck noch standhalten können."
"Und dann?" Charles war eben aus dem Feuerleitstand zurückgekommen, wo er von seinem Stellvertreter abgelöst worden war.
"Wenn die Deutschen durchbrechen, haben wir maximal drei, vielleicht auch nur zwei Stunden, diesen Standort aufzugeben."
"Ihr habt es da einfacher als wir. Ihr habt Flugzeuge, wir haben ein paar Schlepper für die kleinen mobilen Flakgeschütze", er schaute auf seine Füße, "und ansonsten Marschstiefel an unseren Füßen, wenn wir die großen Geschütze verlassen. Wir besitzen ein paar Maschinenpistolen und Handfeuerwaffen. Was soll das?" Charles war zutiefst niedergeschlagen. "Wir haben im Norden sicherlich eine Viertel Millionen Mann verloren, tot, verwundet beziehungsweise in Gefangenschaft. Aber die französische Armee zählte nach der Mobilmachung zweieinviertel Millionen Mann. Wo sind die alle?"
"Eingebunkert in Nordost-Frankreich", brummte Piotr grimmig zurück. Er zuckte mit den Schultern. "So rächt sich eine falsche Strategie. Blitzkrieg schlägt Bunker."
Charles schaute seinen Freund, der zugleich der Zwillingsbruder seiner Verlobten war, lange schweigend an. "Und was hast Du jetzt vor?"
Piotr lachte leise. "Die Karawane zieht weiter. Wir polnischen Piloten warten nur auf den Befehl unseres Kommandanten, wohin wir uns mit unseren Maschinen absetzen sollen. Genauso wie bei unserer Flucht aus Polen. Wir setzen den Krieg gegen die Deutschen unter allen Umständen fort. Egal von wo!"
Charles blieb wieder eine Weile stumm, dann streckte er sich. "Ich würde genauso gern weiterkämpfen. Die Freiheit Frankreichs ist es wert, auch wenn nicht alle unserer Regierungsmitglieder genauso sehen. Da ist sehr viel Defätismus zu beobachten."
Piotr stand auf und legte eine Hand auf Charles Schulter. "Mein Freund, ich sage Dir Bescheid, wenn bei uns der Befehl zum Abflug erteilt wird. Dann kannst Du entscheiden, ob Du Krystinas Platz in meiner Maschine einnimmst und mit mir den Krieg von woanders fortsetzt. Hier, an diesem Fliegerhorst, werdet ihr einfach überrannt und gefangengenommen. Da hilft Dir dann niemand mehr."
Charles nickte nur langsam. "Danke, Piotr. Ich denke darüber nach."
Charles blieb nicht viel Zeit zum Überlegen. Am nächsten Vormittag gab es zwei Bombenangriffe auf den Fliegerhorst, die diesmal aufgrund der Zahl an angreifenden Maschinen deutlich mehr Schäden anrichteten und auch den Flakbatteriesoldaten die Begrenztheit ihrer Möglichkeiten aufzeigte. Dann gab es am Nachmittag des 8. Juni zwei Ereignisse, die Charles verbliebene Zuversicht endgültig ins Wanken brachten. Zunächst erreichte ihn der Befehl, dass die mobilen Flakgeschütze der Batterie noch am selben Nachmittag zu einer Stellung südlich von Paris abmarschieren sollten. Mit der Befehlsausführung war ein älterer Zugführerkamerad seiner Batterie beauftragt worden.
Drei Stunden später, die stationären Flakbatteriegeschütze hatten einen weiteren deutschen Angriff mit dem Totalausfall eines Geschützes und erheblichen Schaden an einem zweiten Geschütz beantwortet, eilte das Gerücht über den Fliegerhorst, dass die Regierung und wichtige Behörden die Hauptstadt Richtung Süden verlassen würden und Paris zur freien Stadt erklärt würde.
"Unsere Regierung gibt freiwillig unsere Hauptstadt preis?" fragte Charles fassungslos seinen Batteriechef, Capitain Miquelon, der daraufhin nur hilflos mit seinen Schultern zuckte. "Das Gerücht habe ich auch gehört. Und wie ich diese Feiglinge einschätze, wird es wohl stimmen." Die Anschlussfrage schluckte Charles herunter, um nicht defätistisch zu erscheinen.
Zwei Stunden später sah Charles nach Anbruch der Dunkelheit erneut seinen polnischen Freund und zukünftigen Schwager, der noch einen letzten Angriff auf deutschen Stellungen geflogen hatte. "Unser polnischer Geschwaderkommandeur hat mir soeben gesteckt, dass wir uns morgen früh mit unseren Maschinen und unseren Besatzungen nach England absetzen. Frankreich ist verloren, Charles. Kommst Du mit mir mit? Ich darf zwei Mann zusätzlich mit an Bord nehmen, da wir heute Nacht keine Bomben laden."
"Und was passiert hier?" Charles fühlte zugleich eine ungeheure Wut und zugleich eine lähmende Ratlosigkeit in sich aufsteigen.
"Ich gehe davon aus, dass die deutschen Panzerverbände spätestens morgen Nachmittag den Flughafen besetzen und jeden gefangen nehmen, der noch hier ist. Deshalb bereiten wir heute Nacht alles vor. Du kannst einen kleinen Rucksack mit persönlichen Dingen mit an Bord nehmen. Und nimm eine dicke Winterjacke mit. Es ist kalt im Flugzeug."
Charles rang die ganze Nacht mit sich selbst, um eine Entscheidung zu treffen. War das nun Fahnenflucht, wenn er zu Piotr ins Flugzeug stieg und sich nach England absetzte? Oder war es das genaue Gegenteil, weil er den Krieg für ein freies Frankreich fortsetzen wollte, während seine Regierung bereit war, vor den Deutschen zu kapitulieren? Dann, tief in der Nacht, kam in ihm die Frage hoch, was mit seiner Verlobten und mit seiner Familie passieren würde, wenn die Deutschen kampflos Paris besetzen würden? Er konnte ihnen weder eine Nachricht zukommen lassen, wenn er gefangengenommen würde. Noch wäre er in der Lage, ihnen einfach aus England zu schreiben. Der Postverkehr in ein deutsch besetztes Frankreich würde sicherlich nicht funktionieren.
Charles fand keine befriedigenden Antworten auf seine selbstgestellten Fragen. Aber ihm gingen immer wieder die mahnenden Worte seines kriegserfahrenen Vaters durch den Kopf. Und das gab den Ausschlag. Wie von Piotr vorgegeben, stand er um 4 Uhr morgens kurz vor Sonnenaufgang mit einem kleinen Rucksack im Hangar der ausschließlich von polnischen Piloten geflogenen Bomber, krabbelte zusammen mit einem Bodeningenieur der Staffel in Piotrs Maschine und kauerte sich neben dem Bombenschützen auf den Boden. Im Morgengrauen hoben die sechs Bomber staffelmäßig ab, als ob sie einen Frühmorgeneinsatz fliegen würden, nahmen dann aber in korrekter Formation schnell einen südwestlichen Kurs Richtung Normandie und dann einen nördlichen Kurs Richtung England. Drei Stunden später landeten sie unangekündigt auf einem RAF-Flugfeld nördlich von Southampton und meldeten sich beim überrascht und kühl reagierenden englischen Standortkommandeur, Wing Commander Wigan und anschließend - nach langen Verhandlungen und Gesprächen - in der Botschaft der noch in Frankreich auf der Flucht befindlichen polnischen Exilregierung. Letztere handelte dann telefonisch mit Wing Commander Wigan aus, dass die zweiundzwanzig polnischen und acht französischen Soldaten, die mit den sechs Maschinen der Staffel angekommen waren, zunächst in der Garnison des Fliegerhorstes verbleiben und auf weitere Befehle warten sollten.
In der Zwischenzeit erfasste ein britischer Major, der erstaunlich gut Französisch sprach und sich deshalb mit jedem gut verständigen konnte, in der Gelassenheit und Gemütlichkeit des Offizierscasinos die Angaben der dreißig Neuangekommenen sowie ihre militärischen Funktionen. Bei Leutnant Charles Brunet stutzte er und fasste nach. "Sie sind Flugabwehr-Offizier, Leutnant?"
"Ja. Sowohl große, stationäre Kaliber als auch mobile Flakeinheiten. Jetzt fast vier Jahre Truppen- und nun Einsatzerfahrung."
Der Major hob beide Augenbrauen und schaute Charles direkt an. "Sie werden ein begehrter Mann werden, Leutnant Brunet. Junge, erfahrene Flakoffiziere sind in diesem Land absolute Mangelware." Dann grinste er. "Ich mache einen separaten Vermerk über Sie. Ich kann mir denken, dass Sie schon sehr bald einen neuen Stellungsbefehl bekommen werden."
Major Greenwood sollte Recht behalten. Während Piotr und die polnischen Luftwaffensoldaten auf dem Fliegerhorst auf ihre neue Verwendung und eine Entscheidung über ihre persönliche Zukunft warteten, bekam Charles seinen Marschbefehl nach London. "Sie melden sich direkt beim Fighter Command unter dieser Adresse", händigte Major Greenwood Charles seinen Marschbefehl aus. "Ich nehme an, dass Sie neu eingekleidet und umgehend einer neuen Dienststelle zugewiesen werden. Wenn ihr Heimatland in vermutlich wenigen Tagen kapituliert und von der Wehrmacht besetzt worden ist, wird der Krieg hier weitergehen. Und wir werden uns zu wehren wissen."
Charles war erstaunt, dass das Hauptquartier von Fighter Command, das für alle Jagdflugzeuge und die dazugehörigen Flughäfen und Feldflughäfen zuständig war, im Nordwesten von London in einem ehemaligen Kloster, der Bentley Priory, untergebracht war. Dies unter König Heinrich VIII. aufgelöste Kloster war im Laufe der folgenden Jahrhunderte zu einem herrschaftlichen Anwesen um- und ausgebaut worden, bevor die Royal Air Force es 1926 erwarb und zu einem Kommando- und Schulungszentrum inklusive unterirdischer Kommandoräume umbaute. Selbst der Pariser Flak-Leutnant, der die Pracht der französischen Hauptstadt bestens kannte, war beeindruckt, als er mit seinem Marschbefehl an der Wache vorsprach und dann von einem RAF-Soldaten ins Haupthaus geleitet wurde.
"So, sie sind der französische Flakoffizier, von dem mir Major Greenwood telefonisch berichtet hat", empfing ihn Captain Horatio Miller in aller Freundlichkeit. "Muss ja eine abenteuerliche Absetzbewegung mit der polnischen Bomberstaffel gewesen sein."
"Ja und nein. Für mich war in der Tat alles neu. Ich bin noch nie in meinem Leben geflogen. Und die Umstände waren in der Tat sehr abenteuerlich. Ich bin mir sicher, dass unsere Stellung und unser Fliegerhorst überrannt worden und jetzt in deutscher Hand sind. Meine Heimatstadt ist zur offenen Stadt erklärt worden und hat sich kampflos ergeben."
"Und Sie wollen unbedingt weiter gegen diese deutschen Angreifer kämpfen?"
"Ja. Entweder bis ich nicht mehr kämpfen kann oder Paris befreit ist und ich zurückkehren kann."
"Mir gefällt Ihre Einstellung, Herr Leutnant." Er griff zu einem schmalen Aktenfolder und zog ein Blatt heraus. "Major Greenwood hat Ihnen, glaube ich, bereits gesagt, dass die RAF viel zu wenig ausgebildete Flakoffiziere besitzt. Unsere militärstrategische Planung ist nach den relativ wenigen Zeppelinangriffen des Großen Krieges nicht davon ausgegangen, dass wir uns wieder dem Problem von Bombenangriffen auf unsere Standorte oder gar unsere Städte stellen müssen. Wir haben umfangreiche Zivilschutzmaßnahmen wie Gasmasken für die Londoner Bevölkerung vorbereitet, aber jetzt sehen wir nach den Erfahrungen des deutschen Angriffs auf Polen wie auf Rotterdam oder belgischen wie französischen Städten einer ganz anderen Bedrohung entgegen." Er griff zu einem Blatt, das anscheinend den Bericht von Major Greenwood beinhaltete. "Uns ist von diesem Major berichtet worden, dass Sie so schnell wie möglich eine Verwendung als Flugabwehroffizier anstreben. Richtig?"
"Absolut richtig. Ich teile Ihre Einschätzung der Bedrohungslage. Die Luftwaffenangriffe werden wenige Wochen nach der französischen Kapitulation beginnen, wenn sich die deutsche Luftwaffe auf unseren Flughäfen und Fliegerhorsten häuslich eingerichtet und ihre Versorgung mit Flugzeugen, Munition und Treibstoff neu organisiert hat. Und nach den Erfahrungen der letzten zehn Monate muss man davon ausgehen, dass die ersten Angriffsziele die Einsatzzentralen und Flughäfen der RAF sein werden."
"Sehen wir auch so." Captain Miller stand auf und ging zu der an einer Seitenwand hängenden Karte von England, auf der viele kleine bunte Nadeln mit kleinen Flaggen steckten. "Ich nehme an, Sie haben keine regionalen Präferenzen?"
"Nein. Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben in England."
"Gut. Wir gehen davon aus, dass angreifende Luftwaffenbomber über Kent, Sussex oder Essex - er deutete auf die drei südöstlichen Countys - einfliegen werden. Entsprechend haben wir unsere Jagdstaffeln mit ihren Hurricanes und Spitfires aufgestellt." Er schaute Charles an. "Mir wäre es am liebsten, wenn sie eine Feldflakbatterie auf dem großen Fliegerhorst nördlich von Southend-on-Sea als Batteriechef übernehmen. Die Position ist derzeit vakant. Wie gut ist Ihr Englisch?"
"Ich gewinne keinen Literaturpreis, aber ich kann verständlich kommandieren. Ich habe acht Jahre Englisch auf der Schule gelernt."
Der Captain quittierte Charles Bemerkung mit einem kurzen Lachen. "Und haben Humor. Das ist in diesem Land wichtig." Er setzte sich wieder an seinen Schreibtisch, nahm ein paar Formulare zur Hand und füllte sie aus. "Ich entnehme dem vorliegenden Bericht, dass sie praktisch keine persönliche Ausrüstung mitgebracht haben. Die ist ein Ausgabeschein an unsere Kleiderkammer hier im Fighter Command, die sie erst einmal vollständig einkleiden und ausrüsten wird. Natürlich in britischer Uniform, aber wir haben extra Ärmelaufnäher für Offiziere aus befreundeten Ländern. Ich vermute, wir haben auch Frankreich und nicht nur Kanada oder Australien. Dann übernachten Sie eine Nacht in unserem Gästetrakt, heute Abend sind Sie mein Gast in unserem Casino. Und morgen früh reisen sie gemäß Marschbefehl mit der Bahn zu Ihrem neuen Standort und melden sich bei Wing Commander Stanley Avon; im Übrigen ein alter Freund von mir. Der wird Sie in Ihre neue Aufgabe einweisen lassen." Er erhob sich hinter seinem Schreibtisch und streckte seine Hand aus. "Wir sehen uns zum Abendessen im Casino. Mein Adjutant wird sie jetzt weiter begleiten."
Charles ließ sich bereitwillig neu ausrüsten, auch wenn die britische RAF-Uniform, die in der Tat einen französischen Ärmelaufnäher hatte, sehr ungewohnt wirkte. Er bekam sogar eine Pistole ausgehändigt, die dazugehörige Munition würde er aber erst am neuen Standort bekommen.
Die Eisenbahnfahrt von Bentley Priory über London nach Southend-on-Sea, bei der zwischen den beiden Londoner Bahnhöfen die Untergrundbahn benutzt werden musste, beeindruckte Charles sehr. Wie seine Heimatstadt Paris wirkte die unverändert lebendige britische Hauptstadt wie in Friedenszeiten. Mit einem Unterschied: er sah sehr wenig Kinder. Charles wusste aus heftigen Zeitungsdiskussionen in der französischen Hauptstadt, dass die Londoner im Gegensatz zu Paris bei Kriegsbeginn eine große Zahl ihrer Kinder aufs Land verschickt hatten, um sie vor möglichen Luft- und Giftgasangriffen in Sicherheit zu bringen.
Noch nicht einmal eine Woche nach seiner Absetzflucht entnahm Charles den englischen Tageszeitungen, dass die Wehrmacht kampflos in Paris einmarschiert und in geschlossener Formation die Champs-Elysees herabmarschiert war. Dann, am 22. Juni 1940, dreizehn Tage nach Charles Ankunft in England, kapitulierte die französische Regierung. Frankreich wurde in einen besetzten Teil im Norden und entlang der Küste einschließlich Paris und einen nicht besetzten Teil unter dem neuen Präsidenten Marschall Petain mit Sitz in mittelfranzösischen Vichy aufgeteilt.
Captain Miller und Charles sollten mit ihrer gemeinsamen Einschätzung Recht behalten. Bereits am 10. Juli begann die deutsche Luftwaffe mit ihren Luftangriffen auf die Infrastruktur der Royal Air Force, um diese als Voraussetzung für eine amphibische Landung und Eroberung der britischen Insel auszuschalten. 'Die Luftschlacht um England' beziehungsweise 'the Battle of Britain', wie sie bereits im Juni 1940 vom neuen Premierminister Churchill genannt wurde, hatte begonnen. Und Charles war mit seiner neuen Flakbatterie mittendrin.
Als einer der großen und etablierten militärischen Flughäfen war der nördlich der Küstenstadt Southend-on-Sea liegende RAF Rochford sofortiges Angriffsziel sowohl für Tagesangriffe mit Flächenbombern wie der Heinkel He 111 als auch Stukas vom Typ Junkers JU 87. Begleitet wurden sie von Me 109 Jagdflugzeugen, die bereits über dem Kanal in permanenten Luftkämpfen mit britischen Jagdflugzeugen standen, die aufgrund der frühzeitigen Erkennung der anfliegenden Verbände durch hochmoderne Radaranlagen frühzeitig aufstiegen. Für Charles Flakgeschütze war damit die Zielidentifikation relativ einfach: alle größeren Maschinen waren Bomber und somit feindlich, die Stukas erkannte man sofort an ihrem heulenden Ton, wenn sie in den Sturzflug gingen. Und dann schossen die acht Flakgeschütze so schnell, wie die Munition nachgeladen werden konnte. Man musste nur in den Abendstunden höllisch aufpassen, wenn die ebenfalls von RAF Rochford abfliegenden Bomber von ihren Missionen gegen die Invasionsvorbereitungen in den Nordsee- und Kanalhäfen zurückkehrten. Für das intensiv trainierte Auge der Flakbesatzungen waren jedoch die deutschen und britischen Flugzeugsilhouetten so unterschiedlich, dass in den ersten vier Wochen kein Fehlschuss passierte.
Charles war nun von frühmorgens bis zum Einbruch der Dunkelheit im Feuerleitstand seiner Flakbatterie; sieben Tage in der Woche, denn auch die deutschen Angriffe kannten kein Wochenende und keine Pause. Sein Leben reduzierte sich genau auf drei Tätigkeiten: Dienst, Essen und Schlafen. In ihrer Flakstellung wurden sie regelmäßig von liebenswürdigen Frauen in WAAF-Uniformen mit Sandwiches und Tee versorgt, es gelang Charles als einzigem Franzosen auf RAF Rochford sogar, einmal am Tag einen, wenn auch etwas ungewöhnlich schmeckenden Kaffee geliefert zu bekommen. Lediglich zum späten Abendessen im Casino hatte Charles das Vergnügen einer warmen Mahlzeit am Tag.
Mit Beginn der deutschen Angriffe hatte sich Charles ein Ritual angewöhnt, von dem er in seinem tiefsten Inneren einen mystischen Effekt erhoffte. Er küsste seinen Siegelring, neben den mitgenommenen Briefen das einzige Andenken an seine Verlobte, jeden Morgen, wenn er den Feuerleitstand betrat, und jeden Abend, wenn er ihn wieder verließ. Dies sollte sein täglicher Gruß an Krystina sein, von der er hoffte, dass sie unbehelligt weiter in seinem Elternhaus leben würde. Er hatte keine Gelegenheit gefunden, seiner Familie mitzuteilen, dass er sich erfolgreich von den Deutschen abgesetzt hatte und den Krieg an einem anderem Ort fortführen würde.
Auch von Piotr und den anderen polnischen Luftwaffensoldaten hatte er an seinem neuen Standort nichts gehört, bis Ende Juli vollkommen überraschend ein leichter Bomber der neu formierten 301. Squadron auf RAF Rochford notlandete. Die Maschine hatte an einem Angriff auf vorbereitete Invasionsschiffe im Hafen von Antwerpen teilgenommen und war dabei schwer beschädigt worden. Sie erreichte mit Müh und Not auf dem abendlichen Rückflug nahezu manövrierunfähig den ersten britischen Fliegerhorst. Die dreiköpfige Besatzung war komplett polnisch, wobei Charles zum ersten Mal hörte, dass in engem Zusammenwirken zwischen der RAF und der mittlerweile von Frankreich nach London geflohenen polnischen Exilregierung zwei komplette Bomber-Squadrons und zwei Fighter-Squadrons aufgestellt worden waren.
"Kennen Sie einen Leutnant Piotr Kaminski?" fragte er den polnischen Piloten, der mit seiner Besatzung abends im Casino auf seinen Transport zu seinem Stützpunkt auf RAF Bramcote in Warwickshire wartete.
"Und wie", lachte Oberleutnant Kasimir Podalski auf. "Fliegt bei uns in der 301. Squadron und war heute Mittag mit mir beim Angriff auf Antwerpen. Warum fragen Sie nach Piotr?"
"Ein guter Freund, mit dem ich mich von Frankreich aus abgesetzt habe." Charles griff nach seinem Notizbuch, schrieb eine kurze Nachricht mit seinen Standortangaben und seiner Feldpostnummer und gab sie dem Oberleutnant. "Würden Sie bitte diese Nachricht an Piotr weitergeben? Dann können wir wieder Verbindung aufnehmen."
"Mache ich gerne. Ist wirklich ein famoser Fliegerkamerad."
An diesem Abend konnte Charles vor Aufregung kaum einschlafen. Er hatte in dem Chaos dieses Krieges wenigstens Piotr wiedergefunden.
Die Luftschlacht um England war heftig, blutig und extrem nervenbelastend. Jeden Tag verzeichneten die auf RAF Rochford stationierten Staffeln Verluste, wobei der Verlust an Spitfires und Hurricanes durch Neuanlieferungen, die von ATA-Piloten vom Werk aus zum Einsatzort geflogen wurden, mehr als vollständig wettgemacht wurden. Dabei sah Charles auch zum ersten Mal die schnell berühmt werdenden ATA-Girls, junge, weibliche Pilotinnen, die neue Maschinen aller Art zu ihren Einsatzorten überführten. Ein viel größeres Problem war aber der Verlust an Jagdfliegerpiloten, denn in den Luftgefechten mit deutschen Jägern und den Bordschützen der deutschen Bomber verloren jeden Tag RAF-Piloten ihr Leben oder wurden so schwer verwundet, dass sie für lange Zeit oder vollständig ausfielen. Andererseits konnte Charles auch beobachten, dass manche Piloten sich erfolgreich mit dem Fallschirm in Sicherheit brachten, an der nächsten Bahnstation einen Zug zurück nach RAF Rochford nahmen und nachmittags bereits mit einer Ersatzmaschine wieder starteten. Mitte August, als die Jagdfliegerkämpfe über Südost-England ihren Höhepunkt erreichten, schaffte es Ian Murdoch, ein nordirischer Heißsporn aus Belfast mit wirklich feuerrotem Haar, an einem Tag zweimal abgeschossen zu werden und unverletzt zum Fliegerhorst zurückzukehren.
Auch Charles Flak-Batterie hatte Opfer zu beklagen. Bei einem der eher seltenen Stukaangriffe verloren sie ein Geschütz mit der gesamten Mannschaft durch einen Bombenvolltreffer, ein zweites Geschütz und seine Besatzung wurden durch eine getroffene und abstürzende Maschine, die weniger als einhundert Meter neben dem Flakgeschütz aufschlug und explodierte, in Mitleidenschaft gezogen. Die mobilen Flakgeschütze waren nach zwei Tagen ersetzt, so dass wieder volle Einsatzbereitschaft bestand, jedoch mussten zwanzig Flaksoldaten neu gedrillt und auf den heißen Einsatz vorbereitet werden.
Fünf Tage nach der überraschenden Notlandung eines RAF-Bombers mit polnischer Besatzung traf der erste Brief Piotrs bei Charles auf RAF Rochford ein. Piotr freute sich im gleichen Maße, Charles wiedergefunden zu haben, und berichtete über seine Erlebnisse der letzten Wochen. Er war auf ein britisches Bombermodell umgeschult worden, da die französischen Maschinen, mit denen sie geflohen waren, nicht ordnungsgemäß gewartet werden konnten und erst einmal umgebaut werden mussten.
"Wir sind seit Anfang Juli wieder im Einsatz. Die Zahl an polnischen Piloten, Besatzungsmitgliedern und Bodenpersonal, die es von Frankreich hierhergeschafft haben, um weiterzukämpfen, ist unglaublich hoch. Unsere Einheit ist nach RAF-Richtlinien aufgestellt worden und besteht zu mehr als 90% aus Polen, wir stehen sogar unter polnischem Kommando. Ich habe in der Zwischenzeit sieben Einsätze gegen Ziele in Belgien und Frankreich geflogen. Ist schon ein komisches Gefühl, an diesen Orten jetzt deutsche Ziele zu bekämpfen. Gottseidank standen nie Ziele im Großraum Paris auf der Angriffsliste."
Zwischen Piotr und Charles entspann sich mindestens einmal pro Woche ein reger Briefwechsel, aber bis zum ersten persönlichen Wiedersehen sollten noch viele Monate vergehen.
Die RAF und insbesondere ihre Jagdstaffeln wurden langsam, aber sicher mit jedem Kampftag schwächer, auch wenn die Verlustraten auf deutscher Seite eindeutig höher waren. Dann geschah ein Wunder, allerdings zunächst mit schrecklichen Konsequenzen. Am 7. September, einem Samstag, änderten die anfliegenden Bomber ihr Ziel und griffen erstmals in einem großen Verband von 350 Bombern und über 600 begleitenden Jägern die praktisch ungeschützte britische Hauptstadt an. Die an diesem Tag ziemlich verlustreichen britischen Jagdfliegerattacken behinderten den Angriff, aber konnten seine konzentrierte Wucht nicht ansatzweise stoppen. Die Docks des Londoner Hafens sowie die benachbarten Stadtteile von West und East Ham gingen mit vielen Toten und Verletzten sowie hunderten zerstörter Häuser, Lagerhallen und Hafeneinrichtungen in Flammen auf.
Zwei Tage später erreichte Charles ein Befehl zum Stellungswechsel der gesamten Batterie von RAF Rochford auf einen Standort östlich des Londoner Hafengebietes. Churchill hatte die RAF angewiesen, alle entbehrlichen Flakbatterien östlich und südlich von London neu zu positionieren, selbst unter dem Risiko, dass die Abwehr der Fliegerhorste dadurch gefährlich reduziert wurde. Die politische und militärische Führung Großbritanniens ging davon aus, dass Hermann Göring als Oberkommandierender der Luftwaffe, die deutsche Angriffsstrategie grundsätzlich geändert hatte und wollte durch das kilometerweit zu hörende Geschützfeuer der britischen Flak der Bevölkerung signalisieren, dass man sich um ihren Schutz bemühte.
Immerhin waren die Verluste der deutschen Luftwaffe bei ihren ersten Tagesangriffen auf London so hoch, dass sie bereits nach wenigen Tagen auf reine Nachtangriffe umstiegen. Für Charles und seine Geschützbesatzungen veränderte das ihren Dienst vollständig.
Charles meldete volle Einsatzbereitschaft am Vormittag des 12. September, an dem überraschenderweise nicht ein deutsches Flugzeug am Himmel über London zu sehen war. Den ganzen Tag wartete seine Batterie auf irgendwelche Vorkommnisse, aber nichts passierte. Während Charles und seine Zugführer in der späten Abenddämmerung berieten, wie denn die Nachtruhe der Batterie geregelt werden sollte, gab es plötzlich Luftalarm. Der erste große Nachtangriff auf London hatte begonnen und stellte sowohl für die britischen Jäger als auch für die Flakbesatzungen ein Riesenproblem dar.
"Wie sollen wir Freund von Feind differenzieren, wenn man bei unzureichender Sicht nicht klar den Flugzeugtyp bestimmen kann?" fragten die Zugführer und Richtkanoniere mehr als einmal.
"Geht erst einmal nach Größe", war Charles einfache, fast hilflose Antwort. "Wenn ihr im Flakscheinwerferlicht ein größeres Flugzeug seht, ist es garantiert feindlich. Konzentriert das Feuer auf solche Ziele. Bei Jägern ist das Risiko zu groß, dass wir eigene Maschinen abschießen."
Charles Anweisung war leichter gesagt als getan. In den ersten Nächten merkte man die fehlende Koordination und Übung zwischen den Flakscheinwerfern und den Geschützbesatzungen deutlich und viele, viel zu viele Granaten verpufften ohne irgendeine Wirkung, fielen als Schrapnells zu Boden und richteten dort zusätzlichen Schaden an.
Mit dieser Nacht vom 12. auf den 13. September begannen ununterbrochene Nachtangriffe der deutschen Luftwaffe auf London. Das Oberkommando der Luftverteidigung mutmaßte sehr schnell, dass die deutsche Luftwaffe aufgrund ihrer exorbitant hohen Verluste bei Tagesangriffen komplett auf Nachtangriffe umgestellt hatte und wies alle Einheiten an, primär auf Nachteinsätze umzustellen. Für Charles Flakbatterie bedeutete dies, dass sie auf zwei volle Zehn-Stunden-Schichten von 14 bis 24 Uhr und von 24 Uhr bis 10 Uhr umstellten und über die Mittagszeit nur eine Alarmbereitschaft bereithielt.
Nach entsprechenden Rückfragen in der benachbarten Kaserne der Royal Navy startete eine junge Servicefrau mit einem zweimaligen Tee- und Sandwichservice für die Flakbatterie und einige andere über Nacht arbeitende Außenposten. Ellen O'Leary war die jüngste von fünf Schwestern eines irisch-stämmigen Hafenmeisters, die einzige Tochter, die noch nicht verheiratet war. Sie entsprach geradezu bilderbuchmäßig dem Klischee einer irisch-stämmigen Engländerin: hellhäutig, rothaarig, mit leuchtend grünen Augen und ihre Proportionen waren so beachtlich, dass ihre Oberweite kaum in ihre Uniformjacke passte. Ihr Elternhaus, in dem auch sie noch wohnte, stand etwa zwei Kilometer nördlich der Flakstellung am Nordufer der Themse und war deshalb nicht am Schwarzen Samstag zerstört worden und abgebrannt. Im Gegensatz zum Arbeiterreihenhaus ihrer nächstälteren Schwester Sinéad, die nach ihrer Rückkehr aus dem Schutzbunker nichts mehr außer glühenden Trümmern vorfand und deshalb mit ihren zwei Kleinkindern wieder in ihr Elternhaus als familiäre Notunterkunft zurückgekehrt war.
"Wir sind mit Ausnahme meines alten Vaters eine männerlose Familie", hatte sie bei ihrer ersten Runde Charles erklärt und ihm einen großen Becher heißen Tees mit Milch ausgeschenkt und zwei Eiersandwiches übergeben. "Die Ehemänner meiner Schwestern dienen alle in der Royal Navy oder in der Army und sind irgendwo unterwegs." Sie lachte sehr hintergründig. "Überhaupt sind in unserem Stadtviertel eigentlich alle Männer zwischen 16 und 40 Jahren verschwunden. Bei uns herrschen jetzt wie in den Wikingersiedlungen vor tausend Jahren die Frauen."
Charles hatte angesichts der gerade herrschenden Angriffs- und Feuerpause viel Spaß, sich mit Ellen zu unterhalten, auch wenn ihr irisch gefärbter Arbeiterklassen-Akzent für ihn sehr gewöhnungsbedürftig war. "Entschuldige, dass ich so oft nachfragen muss, aber ich bin Franzose und meine eigenen Englischkenntnisse sind leider etwas begrenzt."
Ellen freute sich über sein Geständnis, stand plötzlich nur eine Handbreit von ihm entfernt und schaute ihm von unten ins spärlich ausgeleuchtete Gesicht. "Stimmt es, dass französische Männer sehr viel bessere Liebhaber sind als englische?"
Charles verschlug es die Sprache, dann musste er aber ob Ellens Direktheit regelrecht grinsen. "Wir bemühen uns jedenfalls, diesem Image gerecht zu werden."
"Danke", konterte Ellen. "Ich werde es mir merken. Jetzt muss ich leider meine Tour fortsetzen, sonst schickt man noch einen Suchtrupp nach mir aus. Aber ich komme heute Nacht noch einmal vorbei und versorge Euch ein zweites Mal. Irgendwelche besonderen Sandwichwünsche, Herr Leutnant?"
"Irgendetwas mit Fleisch oder Wurst würde mir schon gefallen."
"Gut. Werde ich dabeihaben." Dann war Ellen für die nächsten vier Stunden verschwunden. Ihr Timing war perfekt, eine halbe Stunde nach ihrer Verabschiedung setzte der erste Alarm des Abends ein, der eine halbe Stunde vor ihrer zweiten Runde wieder aufgehoben wurde. Die sechs Flakgeschütze von Charles Batterie hatten eine Menge Munition verbraucht, aber waren sich unsicher, ob sie einen oder keinen Treffer mit Folgewirkung erzielt hatten.
Bei ihrer zweiten Runde versorgte Ellen zuerst die sechs Geschützbesatzungen und kam dann in den Feuerleitstand, versorgte die beiden Soldaten, die die Kommunikations- und Telefonleitungen bedienten, und setzte sich dann zu Charles auf einen Hocker. "Seid ihr immer zu dritt hier in diesem Unterstand?"
"Im Prinzip ja. Wir müssen ja Befehle und Aufgaben entgegennehmen und wiederum gezielt an unsere Flakgeschütze weitergeben. Deshalb müssen die Verbindungen ständig besetzt sein." Er holte kurz Luft. "Aber ich gehe manchmal aufs Dach des Gebäudes neben uns und mache meine eigene Luftraumbeobachtung. Von dort kann man nach Angriffen auch sehr gut sehen, wo die Bomben niedergegangen sind und wo es brennt. Das kann manchmal sehr erschreckend aussehen. Aber wir müssen nach Angriffen immer ans Kommando melden, was wir in unserer unmittelbaren Umgebung beobachten und feststellen."
"Das kann ich mir gut vorstellen, wenn ich an das brennende West Ham und den brennenden Hafen vor gut einer Woche denke. Mein Vater hat das Feuer nur deshalb unverletzt überlebt, weil er von einem Bugsierschlepper mit auf die Themse herausgenommen worden war und genügend Abstand zum Land hatte."
In den wenigen Minuten, in denen Charles seinen Tee trank und tatsächlich ein Schinken-Sandwich vertilgte, schmiegte sich Ellen regelrecht an seine Seite. Nach so vielen Wochen totaler Enthaltsamkeit fühlte es sich für Charles irgendwie warm und gemütlich an, direkt in Berührung mit einem wohlgeformten weiblichen Körper zu kommen.
"Pass auf Dich auf", legte er kurz vor Ellens Abschied seinen Arm um ihre Schulter. "Ist sicherlich kein ungefährlicher Fußweg für Dich hierher."
"Wie man es nimmt", kicherte Ellen kurz. "Früher hätte man sicher Angst vor finsteren Gestalten haben müssen. Aber die sind seit Kriegsbeginn verschwunden, wahrscheinlich jetzt alle in der Navy oder der Army."
Dann nahm sie ihren Korb und ihre Umhängetasche und wandte sich zum Gehen. "Bis morgen. Und das mit dem 'auf sich aufpassen' gilt auch für Dich."
In den darauffolgenden Tagen und Nächten schlich sich eine unheimliche Routine in den Tagesablauf von Leutnant Charles Brunet ein. Dienstantritt um 14 Uhr, telefonische Besprechung mit der Einsatzzentrale, Inspektion aller Flakgeschütze, mit Einsetzen der herbstlichen Abenddämmerung erster Fliegeralarm mit anschließendem ersten Flakeinsatz, zwischen 19 und 20 Uhr erste Versorgung durch Ellen, dann zumeist zweiter Fliegeralarm, nach 23 Uhr zweite Versorgungsrunde durch Ellen mit Vorräten für die zweite Nachtschicht der Batterie, Schlussbeobachtung vom Dach des Nebengebäudes um Mitternacht mit Meldung an die Einsatzzentrale, Einweisung des ersten Zugführers in der Einsatzzentrale um Mitternacht, bei weiterem Nachtalarm Verbleib in der Feuerleitzentrale bis zum Ende des Angriffs, Abmarsch ins Quartier meist um 2 oder 3 Uhr, da danach keine weiteren Angriffe erwartet wurden. Diese Routine wiederholte sich bis Mitte Oktober jeden Tag und jede Nacht.
Mit jedem nächtlichen Besuch von Ellen wurden die Gespräche zwischen ihr und Charles persönlicher und privater. Insbesondere ihr regelmäßiger zweiter Besuch stand selten unter Zeitdruck, da seine Flakbatterie der letzte Versorgungspunkt ihrer Tour war. Charles war glücklich, einen Menschen zu haben, mit dem er auch über andere Dinge als Krieg und Dienst reden konnte. Und Ellen verstand es, zuzuhören. Charles hielt sich nur in einer Hinsicht zurück, er sprach kein Wort über Krystina. Aber trotz seines Morgen- und Abendrituals fühlte er, wie seine geistige Verbindung zu seiner Verlobten mit jeder Kriegswoche und der zunehmenden Aussichtslosigkeit auf ein freies Frankreich kleiner wurde.
Mitte Oktober herrschte nach einem von Süden kommenden Herbststurm, der auch viel Regen mit sich gebracht und an den beiden Vortagen zu einer verminderten Angriffswucht geführt hatte, klares Wetter. Charles ahnte schon bei Dienstantritt, dass es diesmal eine sehr schwere Nacht werden würde, denn die Luftwaffe nutzte solche Nächte so weit wie möglich aus, um gleich mehrere Angriffswellen auszuführen. Kurz nach 23 Uhr kündigte der Alarm der Einsatzzentrale, bei der alle Informationen des britischen Radarsystems zusammenliefen, eine dritte Angriffswelle an. In diesem Moment betrat Ellen auf ihrer zweiten Runde den Feuerleitstand, um Charles und die beiden Soldaten mit frischem Tee und Sandwiches zu versorgen.
"Ich muss schnell machen, damit ich rechtzeitig im Luftschutzbunker Schutz suchen kann", packte sie ihre Sachen aus, während die Flakbatterie bereits die ersten Ziele im Scheinwerferlicht identifizierte und zu schießen begann.
"Kommt überhaupt nicht in Frage", packte Charles die junge Frau am Arm. "Hier fliegt jetzt so viel Metall durch die Luft, dass jeder ungeschützte Marsch im Freien lebensgefährlich ist. Du bleibst erst einmal hier." Er wies ihr die Bank zu, auf dem sie auch sonst neben ihm Platz nahm und ging mit seinem Sandwich in der Hand seinen Feuerleitaufgaben nach. Ellen beobachtete stumm die drei Soldaten bei ihrer Arbeit und zuckte einmal gewaltig zusammen, als es ohne irgendeine Vorwarnung in der Nachbarschaft eine gewaltige Explosion gab. Zwischendurch hielt ihr Charles einfach seinen leeren Becher hin und ließ sich Tee nachschütten. Nach etwa dreißig Minuten war auch diese Angriffswelle vorbei, einer der Zugführer der Batterie erschien, um Charles für die zweite Nachtschicht abzulösen und ihm noch Zeit für Inspektionen und Berichte zu geben.
Erst jetzt wurde Charles bewusst, dass Ellen sich noch immer im Feuerleitstand aufhielt, denn sie bot dem neu hinzugekommenen Zugführer ebenfalls Tee und Sandwiches an. "Entschuldigung", schaute Charles sie mit einem etwas zerknirschten Gesicht an. "Ich habe Dich vor lauter Arbeit ganz vergessen." Er zuckte mit seinen Schultern. "Aber hier warst Du wenigstens sicher." Er überlegte eine Sekunde, dann sprach er Ellen wieder an, die sich bereits auf ihren Rückweg machen wollte. "Ich steige jetzt auf das hohe Silogebäude hier neben uns, weil man von dort den besten Ausblick auf London hat. Willst Du mitkommen?"
"Wie kommt man denn da hoch?"
"An der Seite gibt es ein Treppenhaus, weil sich dort auch Büros und andere Räume befinden. Ist also ganz einfach."
"Dann komme ich gerne mit. Kann ich meine Sachen hierlassen?"
"Ja, wir kommen in den Leitstand zurück, weil ich dann Meldung machen muss."
Fünfzehn Minuten später standen Charles und Ellen nebeneinander auf dem Dach des Silogebäudes und lehnten sich auf das umlaufende Sicherheitsgeländer. Sie konnten Richtung London ungehindert über den Hafen hinwegsehen und aufgrund zweier gewaltiger Feuerscheine erahnen, wo die St. Pauls Kathedrale stand.
"Mir tun immer die Menschen leid, die von diesen Angriffen getroffen werden und ihr ganzes Hab und Gut verlieren. Ich würde sie gerne mit meiner Flak besser beschützen können. Aber wir sind, ehrlich gesagt, nur etwas mehr wie der berühmte Tropfen auf den heißen Stein." Er verstummte für einen Augenblick, aber Ellen fühlte, dass Charles unzufrieden war. Dann setzte er nach. "Meine Batterie hat seit dem 12. September, das war unser erster voller Einsatztag, nur acht Bomber sicher abgeschossen. Das konnten wir sehen, weil diese Maschinen in der Luft explodiert sind. Wie viele wir beschädigt haben, dass sie später abgestürzt oder in den Ärmelkanal gefallen sind, wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass unsere Nachtjäger bei den zurückfliegenden Maschinen häufig leichtere Beute haben, weil deren Jägerdeckung dann schlechter ist und die Bomber häufig mehr oder weniger große Schäden auch durch unsere Flak haben."
Ellen legte tröstend einen Arm um Charles Taille. "Ich habe heute selbst gesehen und gehört, dass ihr alle Euer Bestes gebt." Charles beantwortete die halbe Umarmung Ellens damit, dass er wiederum seinen Arm um ihre Schulter schlang. So standen sie sicherlich ein paar Minuten, hingen ihren Gedanken nach und schauten auf die Silhouette Londons, die vom Feuer erhellt wurde.
"Lieben französische Männer eigentlich französische Liebe?" fragte Ellen plötzlich ganz direkt und ohne Zurückhaltung.
Charles atmete, ob der direkten und unerwarteten Frage, einige Mal tief durch, bevor er antwortete. "Ja, zumindest liebe ich es."
"Darf ich Dich auf französisch verwöhnen? Ich habe gesehen, dass hier im obersten Stock die Tür zu einem möblierten Raum offensteht."
"Wirklich?" Charles war immer noch überrascht, hielt Ellen aber immer noch in seinem Arm.
"Ja, wirklich. Und wenn wir wollen, gerne auch mehr."
Fünf Minuten später waren Ellen und Charles in dem besagten Raum, in dem es eine Ledercouch und zwei Sessel gab und legten ihre Mäntel und Uniformjacken ab. Ellens prachtvoller Busen drückte sich nun mehr als deutlich durch ihre Bluse und schien die Knopfleiste von innen her aufzusprengen. Sie war vor Charles auf die Knie gegangen, knöpfte seine Hose auf und zog sie samt Unterhose mit einem Ruck nach unten. "Schön, wirklich sehr schön", war ihr trockener Kommentar, als ihr Charles Schwanz halbsteif entgegensprang. "Das wird ein großer Spaß für uns beide." Sie zog entschlossen seine Vorhaut zurück und begann mit ihrer Zungenspitze seine pilzförmige Eichel zu umkreisen. Dann schob sie ihre Lippen um seine Schwanzspitze, öffnete ihren Mund und nahm sein bestes Stück tiefer und tiefer in ihrem Mund auf.
Charles beobachtete Ellens Oralangriff aus seiner Vogelperspektive, dann schloss er seine Augen und genoss die warme Mundhöhle, ihre weitere züngelnde Zunge und ihre Handmassage an seinem Schwanz. Er war sehr schnell knallhart geworden. Er brauchte nach den Monaten der totalen Enthaltsamkeit nicht lange, bis er vor seinem Explosionspunkt stand. "Wenn Du so weitermachst, komme ich gleich", murmelte er.
"Genau das will ich", antwortete Ellen selbstbewusst, nachdem sie sich für einen kurzen Augenblick zurückgezogen hatte. Dann nahm sie seinen jetzt zum Platzen geschwollenen Schwanz wieder in ihren Mund und fickte Charles regelrecht. Dieser hatte seine Hände in ihren Haaren vergraben und dirigierte den Mundfick auf diese Weise. Dann versteiften sich seine Pobacken und sein ganzer Unterleib, er drückte Ellens Kopf soweit es ging gegen seinen Bauch und Schwanz und spritzte sein Sperma tief in ihren Rachen, fünf- oder sechsmal, er war nicht in dem Zustand mitzuzählen.
Seine Orgasmussteifheit lockerte sich wieder, Charles schaute hochbefriedigt nach unten und sah in Ellens Augen, die richtig lüstern nach oben blickten. "Du schmeckst richtig gut!" grinste sie mit einem cremig verschmierten Mund. "Franzosen sind doch etwas anderes." Dann ließ sie sich von Charles unter ihren Armen nach oben ziehen, streckte sich und gab ihrem Liebhaber einen richtigen Spermakuss.
"Ich muss jetzt, glaube ich, schnell zurück. Sonst vermisst man mich noch", ordnete Ellen ihre Uniform. Sie umarmte Charles noch einmal und küsste ihn erneut. "Aber wir haben ein Liebesnest gefunden. Wenn es Dir gefallen hat, würde ich das gern wiederholen und vielleicht die Liebeskunst französischer Männer erforschen." Sie lachte kokett. "Man kann nur dazulernen."
In den darauffolgenden Wochen und Monaten liebten sich Ellen und Charles in dem obersten Büroraum des Silogebäudes intensiv und regelmäßig. Besonders die vom berüchtigten Londoner Nebel geprägten Oktober- und Novembernächte reduzierten die Angriffswucht der deutschen Luftwaffe massiv, bei den in kleinerer Zahl oberhalb der Wolken- und Nebeldecke fliegenden deutschen Bombern war ein Flakbeschuss ohnehin sinnlos, die Flakscheinwerfer erzeugten im Nebel nur ein milchiges Licht auf kurze Entfernung ohne irgendwelche Zielerfassung. An diesen Tagen flog die Luftwaffe konzentrierte Angriffe gegen englische Industriezentren wie Coventry, Birmingham und Sheffield und bedachte London nur mit kleineren Bombenattacken. Anfang Dezember, nach 57 ununterbrochenen Tagen, endeten die täglichen Bombenangriffe auf London und erfolgten nur noch sporadisch, ohne dabei etwas von ihrer Zerstörungskraft und ihrem Schrecken zu verlieren.
Ellen liebte es, Charles oral bis zum Abspritzen zu verwöhnen und dann in einem zweiten Durchgang doggystyle genommen zu werden, durchaus zupackend und kräftig. So konnten sie auch teilweise ihre Kleidung anbehalten, denn zu einem totalen Striptease hatten sie erstens keine Zeit und zweitens war es in ihrem improvisierten Liebesnest im hochgelegenen, ungeheizten Silobüro viel zu kalt. Aber sie freuten sich beide, wenn sie füreinander Zeit und Gelegenheit fanden. Dies bestimmten fast ausschließlich die deutschen Bomber und ihre nächtlichen Angriffsbefehle.
"Kannst Du Dir vorstellen, wie schön eine gemeinsame Nacht in einem Bett wäre?" schwärmte Ellen manchmal. "So eine voll durchgevögelte Friedensnacht. Bis zur totalen Erschöpfung."
"Was für ein wunderschöner Traum. Ich teile mir eine winzige Schlafkammer mit einem meiner Zugführer und Du wohnst in einem übervollen Arbeiterreihenhaus bei Deinen Eltern. Ich fürchte, da werden wir noch ein wenig warten müssen."
In den schweren Monaten der Luftschlacht um England hatte sich in London unter dem ebenfalls aus Frankreich geflohenen letzten Unterstaatssekretär im Kriegsministerium, Brigadegeneral Charles de Gaulle, ein 'Komitee Freies Frankreich' konstituiert, das im Wettbewerb zu Vichy-Frankreich unter Marschall Petain den Anspruch erhob, die wahre Regierung Frankreich zu vertreten. Winston Churchill hatte das Komitee nach dem Vorbild der Beziehungen zu den ebenfalls in London etablierten Exilregierungen Polens, Norwegens, der Niederlande und Belgiens als legitim anerkannt und die Bezahlung des Komitees und seiner Soldaten vereinbart. Darüber hinaus hatte de Gaulle 100.000 Gold-Franc bei seiner Flucht aus Bordeaux mit nach London gebracht und verfügte somit über ein nennenswertes Startkapital. Das Komitee hatte die ersten Monate dazu genutzt, alle französischen Soldaten und Zivilisten, denen die Flucht nach Großbritannien gelungen war, karteimäßig zu erfassen, darunter war auch der Zweite Leutnant Charles Brunet, dessen reguläre Beförderung zum Ersten Leutnant am fünften Jahrestag seines Dienstantritts überfällig war.
Charles fuhr in der ersten Adventswoche auf Anforderung des Komitees und in Abstimmung mit seiner vorgesetzten Londoner Dienststelle bei Fighter Command zum Hauptquartier de Gaulles in einer Villa in unmittelbarer Nähe des St. James Palastes in 3 Carlton Gardens.
General de Gaulle vollzog persönlich in einer kleinen Zeremonie, in der insgesamt drei französische Offiziere befördert wurden, die Ernennung von Charles zum Premierleutnant. Danach nahm er sich Zeit, die drei Offiziere zu einem kleinen Lunch zu bitten und stellte eine Vielzahl von forschenden Fragen nach dem militärischen und persönlichen Hintergrund der drei Beförderten.
"Wir sind leider nur eine sehr kleine Truppe von Freien Franzosen in London", führte er in dem Gespräch aus. "Wir sind deshalb darauf angewiesen, besonders eng zusammenzuarbeiten und zugleich unsere Fähigkeiten in den Dienst der gemeinsamen Armee mit unserem Verbündeten zu stellen. Aber ich arbeite intensiv, möglichst viele französische Kolonien für die gemeinsame Sache des Freien Frankreichs zu gewinnen und damit auch unsere militärische Stärke zu erweitern. Französisch-Zentralafrika und Kamerun sind bereits Mitglied in unserem Komitee. Und ich bin sicher, dass in den kommenden Monaten weitere Kolonien und Verbände diesem Vorbild folgen werden."
Charles verspürte bei seiner Rückfahrt zu seiner Einheit ein zwiespältiges Gefühl über die Begegnung mit General de Gaulle. Er teilte seinen Enthusiasmus zur Befreiung Frankreichs, aber er war zugleich von der Winzigkeit des französischen Beitrags zur alliierten Kriegsführung schockiert. Verglichen mit dem Stärke Polens und seiner Soldaten in der RAF und in der Royal Army war Frankreichs Beitrag sehr bescheiden. Kamerun und vielleicht demnächst Groß-Libanon waren schön und gut, aber Charles Ziel war die Rückkehr in ein befreites Paris. Zum ersten Mal war ihm bewusst geworden, wie weit der Weg dorthin sein würde.
Auf dem Rückweg in die Docklands kam Charles zufällig an einem Goldschmied- und Juwelierladen vorbei. In einem plötzlichen Geistesblitz betrat er den Laden, deren Fenster keine Auslagen zeigten, sondern aufgrund einer Explosion eines benachbarten Bombenangriffs mit Holz vernagelt waren und betrachtete dann einige sehr hübsche goldene Kettenanhänger. Schließlich kaufte er eine Goldhalskette mit einem Anhänger, in dem drei verschiedenfarbige kleine Edelsteine eingefasst waren, in violetter, blauer und klar-durchsichtiger Farbe. Charles wusste durch die freundschaftliche Erläuterung des alten Juweliers, dass dies keine teuren und hochwertigen Steine waren, aber sie sahen schön aus. Er hatte spontan ein kleines Weihnachtsgeschenk für Ellen gekauft.
"Was für ein Unterschied zum Weihnachtsfest vor einem Jahr", führte Charles ein Selbstgespräch auf dem Weg zu seiner Batterie am Nachmittag des 24. Dezember. "Damals fast Frieden und ein Fest zu Hause mit der Familie, jetzt in der Fremde im Dauereinsatz ohne Hoffnung auf Frieden." Er versuchte, beim Appell seiner Batterie am Nachmittag Optimismus zu verbreiten, aber allein die Tatsache, dass sie wie in den vergangenen drei Monaten volle Alarmbereitschaft vorhalten mussten, zeigte die grundlegende Veränderung des Krieges.
"Wir haben es in den vergangenen Monaten durch gemeinsame Anstrengungen dem Feind klargemacht, dass der Versuch einer Landung auf dieser kampfbereiten Insel ein Selbstmordunternehmen wäre. Hierzu können wir uns alle gratulieren. Ich hoffe, dass wir auch in den kommenden Wochen und Monaten so stark sein werden, dass die Bedrohung einer amphibischen Landung durch deutsche Truppen ein für alle Mal gebannt ist. Ich habe für den morgigen Weihnachtstag eine weihnachtliche Ration für alle Soldaten der Batterie organisieren können, und hoffe, dass wir am Ende der zweiten Schicht vor Mittag in Ruhe zusammenkommen können." Damit entließ er seine Soldaten an die Geschütze beziehungsweise in ihre Ruhephase.
Ellen erschien sowohl am Heiligen Abend als auch am Weihnachtsfeiertag pünktlich mit ihrem Versorgungskorb, während das angekündigte Mini-Weihnachtsmahl sogar mit einem kleinen Versorgungswagen aus der Kantine der nahegelegenen Marinekaserne angeliefert wurde. Die Soldaten saßen tatsächlich entspannt und friedlich für zwei Stunden beisammen, aßen und tranken, sie sangen sogar gemeinsam drei jedermann bekannte Weihnachtslieder; an den sechs Flakgeschützen stand nur im Wechsel eine Wache und das Telefon im Feuerleitstand war umschichtig besetzt.
Als Ellen am Weihnachtstag frühabends zu ihrer ersten Runde erschien, führte Charles sie vor die Tür des Feuerleitstandes und überreichte ihr sein Weihnachtsgeschenk in einem kleinen Samttäschchen. Ellen schaute ihn zunächst mit großen Augen an, wobei Charles das Funkeln in ihren grünen Augen nur erahnen konnte. Dann griff sie in das Täschchen hinein und holte den Anhänger und die goldene Halskette heraus.
Sie schaltete ihre kleine Taschenlampe an und beleuchtete ihr Weihnachtsgeschenk. "Oh, ist das schön", sagte sie ganz leise und drehte den Anhänger im Lampenschein hin und her. Dann schossen ihr die Tränen in die Augen und sie begann herzergreifend zu schluchzen.
Charles umarmte sie, als ob er sie trösten müsste, aber ihre Tränen kamen vor Freude. "So wunderbar, lieber Charles, Danke, vielen Dank", wiederholte sie mehrfach, während sie ihr Weihnachtsgeschenk in ihrer Hand umschlossen hielt. Sie gab ihm einen langen, warmen Kuss auf seinen Mund und strich ihm mit der freien Hand über seine Wangen. "Dies ist das erste Schmuckstück, das mir je in meinem Leben geschenkt worden ist. Es ist wunderbar. Und ich bin mir sicher, dass es bei richtigem Licht noch viel schöner aussieht." Plötzlich hielt sie ihm die Kette und den Anhänger hin. "Legst Du mir die Kette um meinen Hals? Ich möchte den Anhänger ganz nahe an meinem Herzen tragen." Sie öffnete ihren Mantel, ihre Uniformjacke und den oberen Knopf ihrer Bluse, so dass Charles ihrem Wunsch folgen konnte. Dann schob sie den Kettenanhänger unter ihre Bluse, so dass er oberhalb ihres prachtvollen Busens einen neuen Platz fand.
Ellen bedankte sich noch ein letztes Mal und verabschiedete sich mit einem kleinen Versprechen. "Wenn ich nachher wiederkomme, werde ich Dich dankbar belohnen." Dann machte sie sich wieder auf ihre weihnachtliche Versorgungstour.
"Ich weiß, dass ich die schönsten und anschmiegsamsten Brüste in ganz Ost-London besitze", lächelte Ellen hochverführerisch, nachdem sie sechs Stunden später am Ende ihrer zweiten Weihnachtsrunde an ihrem Spielplatz hoch oben im Silogebäude angekommen war. Diesmal zog sie zum ersten Mal ihren ganzen Oberkörper blank, obwohl es wie immer reichlich kühl, aber nicht frostig war. Selbst ihr Weihnachtsgeschenk nahm sie vorsichtig vom Hals und steckte es in den Samtbeutel in ihrer Uniformjackentasche. Charles konnte nicht umhin, diese hell-alabasterfarbenen Prachtstücke mit ihren hellrosafarbenen Brustwarzen in beide Hände zu nehmen, lieb durchzukneten und dann ihre Nippel in den Mund zu nehmen und zu küssen. Ellen hatte ihn schon wie gewohnt vorgearbeitet, dann setzte sie sich aber auf den Rand des Ledersofas und nahm ihre Prachtglocken in jede Hand. "Und jetzt komm mit Deinem Prachtständer zwischen meine beiden Venusäpfel und gib mir einen vollen Tittenfick."
Gesagt, getan. Charles bestes Stück fühlte sich in dem schnell wärmer werdenden Fickkanal sehr wohl, seine dunkelrot glühende Schwanzspitze schaute mit jedem Aufwärtsstoß vorwitzig zwischen den beiden Prachtbrüsten hervor und zielte in Richtung Ellens Kinn und Gesicht. Sie hatten mittlerweile viel Übung miteinander, aber dieser ungewöhnliche Tittenfick brachte Charles schnell auf Hochtouren. "Wenn Du kommst, spritz einfach los. Ich liebe es, zuzusehen", spornte Ellen ihn an. Wenig später erfüllte Charles ihren Wunsch und spritzte eine gewaltige Ladung über ihre Titten bis an ihr Kinn, während seine Knie durch die Wucht seines Orgasmus richtig wackelig wurden. Ellen lehnte sich zurück, entließ seinen zusammenschrumpfenden Schwanz mit einem hintergründigen Lachen und verteilte Charles Spermaspende auf ihren Brüsten und ihrem Dekolleté. "Jetzt habe ich die ganze Nacht zwei Andenken an Dich", lächelte Sie. Deine Kette, die ich mir gleich wieder umhänge. Und Deine Sahne, die Du über mir versprüht hast." Sie reckte sich hoch und küsste Charles. "Frohe Weihnachten in dieser dunklen Zeit."
War das Weihnachtsfest vergleichsweise friedlich und entspannend gewesen, änderte sich der militärische Alltag sofort wieder. In der Nacht vom 29. auf den 30. Dezember tauchte ein riesiger Bomberverband über London auf und warf in drei Angriffswellen über dem östlichen Stadtzentrum mit St. Pauls Cathedral als Zentrum über 100.000 kleine, mit Magnesium gefüllte Brandbomben ab. Aufgrund der meteorologischen Umstände in der Nacht entstand ein regelrechter Feuersturm, der über Dutzende von Kilometern weit sichtbar war und aus dessen Rauch- und Feuerschwaden die Kuppel von Londons größter Kirche wie ein Mahnmal herausragte.
"So muss die Hölle aussehen", bemerkte Ellen schließlich, als sie nach dem Ende der Angriffe auf dem Silodach mit Charles Richtung Westen das Inferno und das unglaubliche Farbenspiel des Feuers betrachtete.
"Ich glaube, Du hast recht. Aber für die Menschen dort und die Feuerwehrleute ist das bestimmt die Hölle." In der Tat tötete der Angriff rund 160 Menschen, darunter 12 Feuerwehrmänner.
Das Kriegsjahr 1941 begann, wie das Kriegsjahr 1940 geendet hatte. Die Luftwaffenbomber erschienen jede zweite oder dritte Nacht über London, aber Fighter und Coastal Command stellten schnell fest, dass Hermann Göring erneut seine Taktik geändert hatte. "Wir stellen fest, dass die Angriffe sich jetzt auf unsere Häfen und die Eisenbahnverbindungen von und zu den Häfen konzentrieren", referierten zwei Majore des Fighter Commands und der Flugabwehrzentrale für London bei einer Lagebesprechung im bisher unzerstörten Tower of London. "Dies bedeutet, dass wir einerseits eine Konzentration der Londoner Angriffe auf die Docklands entlang der Themse und wir andererseits in anderen Nächten Angriffe entlang der Küste bis rauf nach Liverpool erwarten. Die Luftwaffe bekommt derzeit neue Geleitjäger mit deutlich erhöhter Reichweite, erste Maschinen haben wir im Dezember beobachtet."
"Diese aktuellen Informationen von heute Mittag bedeuten, dass wir mit erheblicher Einsatzbelastung in den kommenden Monaten rechnen müssen", gab Charles das Ergebnis des Briefings an seine Zugführer weiter. Praktisch alle Soldaten seiner Batterie waren mittlerweile ausgelaugt und müde, viele hatten dunkle Ringe um ihre Augen und einen merkwürdig weitreichenden Blick in ihren Augen, der auf ein undefiniertes weites Ziel gerichtet war. Hinzu kam, dass das Winterwetter richtig mies war, feucht und nasskalt, dazu meist windig. Viele Flakkanoniere schleppten durch den nächtlichen Dienst Erkältungskrankheiten oder gar richtige Bronchitis mit sich herum, hatten aber in ihrer engen Kameradschaft ein Durchhaltevermögen 'bis zum geht nicht mehr'.
So sehr Charles seinen Soldaten und seinen vorgesetzten Dienststellungen Führungsstärke und tägliche Entschlossenheit zeigte, so sehr zerrte es in seinem Inneren an seinen Nerven und seiner Stimmung. Niemand spürte dies mehr als Ellen, die sich jetzt jede Nacht nach ihrer zweiten Versorgungsrunde Zeit für Charles nahm, egal ob sie aufs Silo stiegen und die Zeit für mehr oder weniger schnellen Sex nutzten oder nur im Feuerleitstand oder vor dessen Tür miteinander sprachen.
"Nimmt dieser Wahnsinn denn nie ein Ende?" fragte Charles nach einem erneuten Zwei-Wellen-Angriff auf die Docks eher rhetorisch, aber nicht desto weniger ernsthaft, während er mit Ellen auf dem Silodach stand und auf die beiden bombenbedingten Brände und die Löschbemühungen der Feuerwehr in etwa einem Kilometer Entfernung beobachtete. Der Rauch des Feuers vermischte sich mit dem Wasserdampf des Löschwassers und wehte bei schwachem Wind fast direkt in ihre Richtung.
"Wir dürfen nicht aufgeben", entgegnete Ellen immer noch entschlossen. "Wir haben im Spätsommer und Herbst letzten Jahres die Deutschen davon abgehalten, einen Landungsversuch an unserer Küste zu unternehmen, und wir bleiben weiter standhaft. Ich bekomme durch meine WAAF-Aufgabe hier nur am Rande mit, was für eine Stimmung in der Stadt herrscht. Aber meine Schwestern erzählen mir von einer disziplinierten Haltung aller, die in großer Zahl jeden Abend in die Bunker oder die Undergroundstationen gehen. Es soll da unten sogar richtig gute Stimmung geben."
"Wirklich erstaunlich. Ich bin seit dem Beginn des London Blitz nur einmal mit der Undergroundbahn gefahren. Das war tagsüber und fühlte sich wie vor dem Luftkrieg an."
"Keep calm and carry on." Ellen lachte. "Dies Motto gilt tatsächlich."
"Trotzdem steht England immer noch fast allein in diesem Krieg", hörte sich Charles weiterhin ein wenig defätistisch an. "Ein paar Empiretruppen, ein paar geflüchtete Exilsoldaten. Das ist keine große Hilfe, um das Blatt zu wenden."
"Da hast Du vermutlich recht. Und ohne die ganze amerikanische Unterstützung mit Waffen und mit der Handelsmarine würde es uns vermutlich noch schlechter gehen."
"Garantiert."
Trotz Charles Nachdenklichkeit und seiner grübelnden Gedanken ließ sich Ellen nicht unterkriegen. "Wenn ich meine Familie und meine Nachbarschaft sehe und beobachte, wie alle bestrebt sind, so gut wie möglich durchzuhalten, ist mir nicht bange, dass wir das auch noch länger schaffen. Mal sehen, was dies Jahr noch alles bringt." Ellen Optimismus war nicht zu erschüttern.
Charles und Ellen liebten sich in ihrem versteckten Liebesnest regelmäßig, an einem merkwürdig warmen Februarabend strippten sie beide zum ersten Mal vollständig und genossen die gegenseitige Nacktheit in vollen Zügen.
Über die ganze Zeit der Luftschlacht um England waren Piotr Kaminski und Charles Brunet in Briefkontakt geblieben, zumeist in einem zweiwöchigen Abstand gingen Briefe hin und her. Für beide Offiziere war es faktisch der einzige (fast) familiäre Briefwechsel, in dem sie sich, soweit gestattet, von ihren Erlebnissen und ihrem Gesundheitszustand berichteten. So hatten sie tatsächlich Anfang März eine Gelegenheit gefunden, sich zum ersten Mal nach ihrer gemeinsamen Flucht wieder persönlich zu treffen. Charles war zu einer Mittagsbesprechung in die Einsatzzentrale der Luftverteidigung einbestellt worden, die auf zwei Stunden angesetzt war, Piotr hatte nach 31 Feindflügen sich erstmals eine schwerwiegendere Verwundung an seiner Schulter zugezogen, die einen Besuch bei einem Spezialarzt in London notwendig machte. So hatten sich die beiden Freunde zu einem Mittagstreffen in einem Londoner Pub verabredet, der in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Liverpool Street lag, den Charles für seinen Rückweg benutzen musste.
"Ich glaube, wenn wir vor einem Jahr in den Spiegel geschaut hätten und das Bild mit jetzt vergleichen würden, würden wir uns kaum wiedererkennen", lachte Piotr, als er zwei Pints dunkles Ale auf den Tisch stellte. "Wir sehen jetzt richtig erwachsen aus, mein Lieber."
Charles prostete ihm zu. "Ich würde eher 'alt' sagen, mein Freund. Jedenfalls fühle ich mich nach manchen Einsatznächten deutlich älter als ich bin." Er nickte nachdenklich. "Ist unstrittig, der Krieg hinterlässt seine Spuren, auch im Gesicht der Männer."
"Aber wir sind auf der glücklichen Seite, Charles. Wir leben noch und stehen unverändert unseren Mann. Habt ihr viel Erfolg mit Eurer Flakbatterie?"
"Zu wenig, wenn ich ehrlich bin. Ich würde gern viel mehr Treffer sehen. Aber unser Erfolg ist meistens indirekt. Wenn wir an den Bombern ordentlich Schäden anrichten, haben unsere Jäger hinterher leichteres Spiel."
"Oh ja", seufzte Piotr. "Genauso ist es. Nur bei mir ist es halt umgekehrt. Ich fliege eine dieser Kisten."
"Was fliegst Du jetzt?"
"Na, im Moment nichts. Meine Schulter muss erst wieder so gut verheilt sein, dass ich den Steuerknüppel richtig anfassen kann. Ich habe einen Bänderschaden und eine Knochenabsplitterung, wir hatten eine ziemlich blöde Bruchlandung bei sehr schlechtem Winterwetter. Gottseidank keinen Mann verloren, aber die Maschine ist schwer beschädigt."
"Du hast doch schon so viele Feindflüge. Darf man sich dann nicht aus dem aktiven Bombereinsatz zurückziehen und andere Aufgaben wahrnehmen?"
"Im Prinzip ja. Aber ich will nicht. Ich will weiterkämpfen, Erfahrung ist für Bomberpiloten und seine Besatzung sehr wichtig."
Das Gespräch zwischen den beiden Freunden erstreckte sich über zwei Stunden. Dann musste Charles zurück zu seiner Batterie. Piotr und er verabredeten sich, am Jahrestag ihrer Flucht zum Lunch zusammenzukommen und gegebenenfalls dafür einen Urlaubstag zu beantragen.
Die Tage wurden länger, für London bedeutete dies, dass sich die nächtliche Angriffsgefahr durch deutsche Bombardements auf einen kürzeren Zeitraum zusammenraffte. Hinzu kam, dass die Luftwaffe-Bomber jetzt auch weit entfernt liegende Häfen und Hafenstädte wie Liverpool oder gar Glasgow angriffen. Das alles strapazierte die britische Luftverteidigung bis ans Äußere, obwohl ihr überlegenes Radarsystem frühzeitig Hinweise auf das jeweilige Angriffsziel gab. Aus Charles subjektiver Sicht war jede Nacht, die es in London ruhig blieb, eine gute Nacht, für die Menschen der Stadt genauso wie für die erschöpften Kanoniere seiner Batterie. Diese ruhigen Nächte hatten noch einen zweiten Vorteil: sie gaben ihm mehr Zeit für Ellen. Und dies sollte dann doch Konsequenzen haben.
Anfang April bat Ellen ihren Liebhaber aufs Silodach, obwohl es an diesem Abend keinen Angriff gegeben hatte und somit kein Feuer zu beobachten war. Sie standen am Geländer und schauten auf die dunkle Stadt, der Halbmond erleuchtete einige Schemen, ansonsten war die Stadt pitschdunkel. "Ich bin schwanger", sagte Ellen plötzlich in das Dunkel der Nacht und drehte sich zu Charles hin. "Ist das jetzt schön oder schlimm?"
Charles brauchte einen Augenblick, um Ellens Mitteilung vollständig zu verstehen und sich über die Konsequenzen klar zu werden. "Sicher?" fragte er schließlich.
"Ziemlich sicher. Ich bin wohl schon Ende des dritten Monats."
"Großartig." Ellen war sich im ersten Moment nicht sicher, wie Charles Bemerkung zu verstehen war. Aber er hatte sich bereits zu ihr hingedreht, umarmte sie und küsste sie warm und innig. "Du wirst die Mutter meines ersten Kindes", brachte Charles schließlich hervor und küsste sie wieder. "Ich gratuliere uns beiden."
In dieser engen Umarmung standen sie eine ganze Weile, bis Ellen die sie allesbewegende Frage loswerden konnte. "Und nun?"
"Lässt Du unser Kind in Deinem Bauch groß und stark werden. Und wir werden bis zu seiner Geburt alles regeln, was wir in diesem Fall zu regeln haben."
"Und das wäre?"
"Ich beantrage im Hauptquartier der freien französischen Armee die Erlaubnis, Dich heiraten zu dürfen. Ich weiß im Moment nicht, ob ich auch irgendeinen Antrag bei einer britischen Behörde stellen muss, aber das werde ich herausbekommen. Und wenn ich das alles geklärt habe", Charles holte jetzt tief Luft, "werde ich Dich fragen, ob Du meine Ehefrau werden möchtest. Dann kommt unser Kind auf ordentliche Weise zur Welt." Er küsste sie wieder und registrierte, dass sich aus Ellens Augenwinkeln einige Tränen herausquetschten. Es war vielleicht nüchterner und unromantischer gewesen, als sie sich einen Heiratsantrag von Charles vorgestellt hatte. Aber er hatte sofort auf die Mitteilung ihrer Schwangerschaft reagiert und sich positiv dazu bekannt. Das war letztendlich, was zählte. Sie hatte für eine Hafenarbeitertochter aus den Londoner Docklands ein großes Los gezogen: einen französischen Offizier in britischen Diensten.
In den darauffolgenden Aprilwochen diskutierten Ellen und Charles mehrfach, ob es nicht vernünftiger wäre, wenn sie jetzt ihre WAAF-Tätigkeit der Truppenversorgung einstellen würde. Aber Ellen wollte nicht. "Es geht mir gut, ich habe keinerlei Probleme. Und wenn ich jetzt nur noch zu Hause sitze und darauf warte, dass mein Bauch größer wird oder doch noch eine Bombe auf das überfüllte Haus meiner Eltern fällt, werde ich verrückt."
Charles akzeptierte, obwohl die Bombenangriffe auf den Londoner Hafen immer noch zwei bis drei Nächte pro Woche erfolgten und ein Ende nicht abzusehen war. Dann, am 10. und 11. Mai, schlug die Luftwaffe wieder mit aller Härte zu, obwohl sie ihre eigentlichen Angriffsziele aufgrund fehlerhaft abgeworfener Markierungsbomben verfehlte. Dafür regneten über 800 Tonnen Spreng- und Brandbomben auf zivile Stadtteile herab und töteten noch einmal wahllos rund 1.500 Menschen. Bei beiden Angriffen saß Ellen zusammengekauert in der Ecke des Feuerleitstandes der Flakbatterie, hatte ihre Beine angezogen und ihre Arme um ihre Knie geschlungen. Ihr ungeborenes Baby war ihr wichtigster Schatz.
Dann setzten plötzlich und ohne weitere Informationen die Luftangriffe auf englische Städte, Hafenanlagen, Flugplätze, Bahngleise und Bahnhöfe sowie andere Infrastruktur aus. Nacht für Nacht warteten Charles und seine Soldaten auf neue Alarme, aber nichts passierte. Es herrschte eine ungewohnte, fast gespenstige Ruhe über London und ganz England.
Charles hatte sich auf den Jubiläumslunch mit Piotr anlässlich ihres Jahrestages der erfolgreichen Flucht aus Frankreich richtig gefreut und sogar einen Tag Urlaub beantragt und bewilligt bekommen, da die Feindlage sich etwas entspannt hatte. Piotrs letzter Brief zwei Wochen zuvor hatte den verabredeten Termin noch einmal bestätigt. Umso enttäuschter war Charles, als er am 10. Juni allein in dem Pub saß, den sie als Treffpunkt miteinander vereinbart hatten. Piotr erschien nicht, auch nicht mit Verspätung. Es gab auch nicht die geringste Nachricht, so dass er nach zwei Pints dunklem Ale und einem kleinen Lunch auf seine Essensmarken ahnungslos wieder zurück zu seiner Einheit fuhr. "Was ist da passiert?" fragte er sich die gesamte Bahnfahrt und abends während seines Bereitschaftsdienstes im Feuerleitstand. Aber er fand keine Erklärung. Am darauffolgenden Morgen versuchte er mit einiger Mühe, von seinem Diensttelefon RAF Swinderby zu erreichen, den Fliegerhorst der 301ten Bomber-Squadron, die fast ausschließlich polnische Piloten und Soldaten umfasste. Eine Stunde später hatte Charles Gewissheit:
"Premier-Leutnant Kaminskis Maschine ist am 4. Juni bei einem Angriff auf den U-Boothafen von Lorient abgeschossen worden. Die Meldung sagt aus, dass Fallschirme gesichtet worden sind. Mehr wissen wir nicht", beschied ihm nach einigen Überredungsbemühungen ein RAF-Offizier des Fliegerhorstes.
Todtraurig erzählte Charles abends seiner Geliebten die neuen Erkenntnisse über seinen einzigen Freund. Ellen tröstete ihn, so gut es ging. "Vielleicht hat er ja den Absturz beziehungsweise den Absprung überlebt und konnte sich verstecken", machte sie Charles mit ihrem unverbesserlichen Optimismus Mut. "Ich habe gehört, dass es englischen Piloten und Besatzungsmitgliedern gelungen ist, sich über Spanien wieder nach Hause durchzuschlagen."
Charles lächelte Ellen etwas verklemmt an, freute sich aber über ihren Optimismus. "Das wäre das Schönste, was ich mir wünschen würde. Aber wenn die Deutschen einen polnischen Piloten in britischer Uniform gefangen nehmen, ergeht es ihm bestimmt nicht gut."
Charles sollte erst viele Jahre später erfahren, dass Piotrs Schicksal ein ganz anderes war. Er hatte in der Tat den Absprung aus seiner zerstörten Maschine überlebt und war der unmittelbaren Gefangennahme entgangen, aber er tauchte nie wieder in England auf.
Nachdem Charles und seine Flakbatterie in den darauffolgenden zwei Wochen reinen Bereitschaftsdienst leisteten, ohne einen einzigen Schuss abzufeuern, kam am Vormittag des 22. Juni ein Anruf aus der Londoner Einsatzzentrale, der alles auf den Kopf stelle:
"Hier Captain McCulloch", meldete sich vollkommen überraschend die Zentrale. "Ich möchte Sie darüber informieren, dass heute Morgen die deutsche Wehrmacht auf breiter Front die Sowjetunion angegriffen hat. Das ist vermutlich der Grund, warum wir so überraschend wenige Besucher aus dem Reich in den vergangenen Wochen hatten. Die Luftwaffe hatte bereits ihre Maschinen in den Osten gebracht. Lassen Sie Ihre Einheit antreten, Leutnant Brunet, und informieren Sie die Soldaten offiziell über das Ereignis." Der Captain lachte leise, aber sehr warm. "Wir sind nicht mehr allein im Krieg gegen das Deutsche Reich, Herr Leutnant."
Drei Tage später meldete sich das freie französische Hauptquartier von General de Gaulle und bestellte Charles für den darauffolgenden Tag nach 3 Carlton Gardens. Charles hoffte, bei diesem Besuch auch die Genehmigung seines Heiratsantrags klären zu können, die er sechs Wochen zuvor ganz normal auf dem Dienstweg beantragt hatte und die bis dahin unbeantwortet geblieben war.
Im Hauptquartier der freien französischen Regierung angekommen, wurde Charles von einem Adjutanten an der Wache empfangen und direkt ins Vorzimmer von General de Gaulle geleitet. Dort musste er jedoch zwanzig Minuten warten, bevor er aufgerufen wurde.
"Ah, Leutnant Brunet, wie schön, Sie zu sehen", begrüßte der hochgewachsene General Charles und stellte ihm zwei weitere Offiziere in seinem Büro vor: "Oberstleutnant Dupont und Capitaine Bresson." Dann schaute er Charles sehr freundlich an. "Wir haben zunächst zwei wichtige Formalien mit Ihnen zu erledigen und benötigen dann ungefähr eine Stunde für eine Besprechung. Nehmen Sie bitte zunächst Haltung an."
Charles war vollkommen überrascht, erfüllte aber den Befehl des Generals umgehend, der unterdessen ein auf seinem Schreibtisch liegendes Schriftstück zur Hand nahm.
"Premier-Leutnant Charles Brunet. Im Namen der Republik Frankreich ernenne ich Sie aufgrund Ihrer Verdienste und Tapferkeit bei der Luftverteidigung Londons zum Capitaine. Zugleich übermittle ich Ihnen den Dank und die Glückwünsche des Premierministers Ihrer Majestät, des Königs des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland zu dieser Beförderung." Der General ließ sich von seinem Adjutanten eine geöffnete Schatulle reichen und entnahm ihr einen Orden. "Als Dokument unserer Anerkennung verleiht Ihnen die Republik Frankreich mit dem heutigen Tag den 'Ordre de la Libération'." General de Gaulle heftete den Orden an Charles englische Felduniform. "Sie sind der dritte französische Offizier, den ich hier in London für seine Verdienste auszeichnen kann. Ich hoffe, dass diese Auszeichnung sie eines Tages auf dem Weg durch Ihre Pariser Heimatstadt begleiten wird, wenn wir gemeinsam unsere Heimat befreit haben." de Gaulle nickte freundlich, fügte ein "Rühren" hinzu, übergab ihm die Ernennungsurkunden und gratulierte dem vor Stolz und Freude strahlenden Charles mit Handschlag. Die beiden anderen Offiziere folgten seinem Vorbild.
Der General wies auf seinen Besprechungstisch, auf dem bereits einige Akten lagen. "Bitte nehmen Sie Platz, wir haben einen wichtigen Tagesordnungspunkt zu besprechen." Charles platzierte sich auf dem Stuhl, vor dem noch keine Akten lagen. Er war hochgradig gespannt.
"Der Angriff der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion vom 22. Juni verändert die Kriegslage im Allgemeinen nachhaltig, aber hat durchaus erfreuliche Auswirkungen auf die Lage in Frankreich", nahm de Gaulle das obenauf liegende Schriftstück zur Hand. "Waren bisher unsere Bemühungen zur Strukturierung eines organisierten Widerstandes gegen die deutsche Besatzungsmacht und die mit ihnen devot kooperierende französische Polizei sowohl in den besetzten Gebieten als auch in Vichy-Frankreich nur vereinzelt erfolgreich, hat sich die Lage schlagartig verändert. Auf dem gesamten französischen Gebiet formieren sich nun zusätzlich sozialistische und kommunistische Widerstandsgruppen, die wir für unseren gemeinsamen Kampf gewinnen und in eine vereinheitlichte Kommando- und Organisationsstruktur einfügen wollen." General de Gaulle schaute in die Runde und nahm ein weiteres Schriftstück in die Hand. "Diese Widerstandsgruppen benötigen praktisch alles: Waffen, Munition, Sprengstoff, Kommunikation, Befehlsstrukturen und so weiter. Dieser Bedarf kann nur aus England gedeckt und muss von hier organisiert und koordiniert werden. Der Premierminister hat uns aufgefordert, umgehend eine Zentrale für die Steuerung und Versorgung des französischen Widerstandes im Land einzurichten." Jetzt schaute er wieder in die Runde der Gesprächsteilnehmer. "Aus diesem Grund habe ich entschieden, eine 'Koordinationseinheit Widerstand' unter Leitung von Oberstleutnant Dupont einzurichten. Sie, Capitaine Bresson und Sie, Capitaine Brunet sind die beiden ersten Mitarbeiter von Oberstleutnant Dupont. Standort dieser Einheit ist hier in 3 Carlton Gardens." Mit dieser Einführung reichte der General jedem Offizier ein mehrseitiges Memorandum, über dem die höchste Geheimhaltungsstufe in roter Farbe prangte. "Dies ist Ihre Arbeitsgrundlage; Dienstbeginn der neuen Einheit ist ab sofort." Er schaute Charles an. "In ihrem Fall der 10. Juli 1941. Diesen Termin für Ihre Versetzung haben wir mit Ihrer vorgesetzten Dienststelle vereinbart. Den Rest wird Ihnen nach diesem Gespräch unser S1-Offizier erläutern."
General de Gaulle stand auf und zeigte damit das Ende der Besprechung an. Er griff zu einer Visitenkarte, die auf seinem Schreibtisch lag, und reichte sie Charles. "Dies ist unser Uniformschneider hier in London. Lassen Sie sich zwei ordnungsgemäße französische Uniformen als Capitaine machen. Und ab 10. Juli sehe ich Sie dann in unserer Uniform."
Nach einem Folgegespräch mit Oberstleutnant Dupont und seinem neuen Kollegen wurde Charles zum S1-Offizier des Hauptquartiers gebracht, der praktisch die Funktion eines Personalchefs ausfüllte. Hier warteten zwei weitere Überraschungen auf Charles.
"Hier habe ich erst einmal die von Ihnen vermutlich schon sehnsüchtig erwartete Heiratsgenehmigung", reichte der Major ein gestempeltes und unterschriebenes Dokument an Charles. "Haben Sie schon einen Hochzeitstermin im Visier?"
Charles schaute erleichtert auf die Genehmigung. "Das war genau das fehlende Papier. Wir können jetzt das behördliche Aufgebot bestellen, Termin wäre dann Anfang August."
"Sehr schön. Dann zum zweiten Punkt: wir haben erfahren, dass Sie derzeit in einer Unterkunft in unmittelbarer Nähe zum Einsatzort Ihrer Batterie leben. Ist das so?"
Charles lachte leise auf. "Ja. Ich habe eine Schlafstätte sozusagen. Seit die Batterie ihre Stellung in den Docklands bezogen hat, hausen wir sehr provisorisch in dieser ehemaligen Gaststätte beziehungsweise in einer nahegelegenen Navy-Kaserne. Unser Tag bestand eigentlich aus Dienst und nichts anderem."
"Gut, hohe Arbeitsbelastung und viele Arbeitsstunden wird es hier auch geben, auch wenn etwas anders als bei Ihnen bisher. Aber wir müssen sie so nah wie möglich an ihren zukünftigen Dienstsitz verlegen. Dazu müssen wir auch berücksichtigen, dass Sie in fünf Wochen heiraten. Wir verfügen in fußläufiger Entfernung von hier über drei Häuser mit je fünf Apartments, in denen früher Botschaftsmitglieder untergebracht waren. Wir haben ab Ihrem Dienstantritt ein Apartment für Sie und Ihre zukünftige Ehefrau vorgesehen." Er reichte Charles die Adresse. "Wenn Sie wollen, können Sie sich das Apartment nachher ansehen. Der Hausmeister ist informiert."
Charles drehte sich der Kopf. An einem Vormittag hatte sich die Welt für ihn vollständig gedreht. Er durfte heiraten und hatte für seine Familie direkt eine eigene Wohnung. Er war befördert und ausgezeichnet worden und er hatte eine neue, strategisch hochinteressante Aufgabe, die die jetzt nur noch nervenbelastende Bereitschaftsaufgabe seiner Flakbatterie ablöste. Er schaute auf seine Uhr, als er das französische Hauptquartier verließ. Er stand nicht unter Zeitdruck, da er vorsichtshalber den nachmittäglichen Batterieappell bereits seinem ältesten Zugführer übertragen hatte. So entschloss er sich, direkt den Schneider aufzusuchen und anschließend auch seine neue Adresse anzuschauen.
Als Ellen abends auf ihrer ersten Versorgungsrunde im Feuerleitstand auftauchte, schaute sie Charles erwartungsvoll an. Sie wusste, dass er über den Tag im französischen Hauptquartier gewesen war.
"Ich habe viele Neuigkeiten", begrüßte Charles sie, nahm ihre Hand und führte sie vor die Tür, nachdem sie erst einmal seine beiden Soldaten mit Getränken und Sandwiches versorgt hatte. Dort berichtete er von den unglaublichen Ereignissen des Tages.
Ellen schüttelte nur ungläubig ihren Kopf. "Wenn ich das alles richtig verstehe, dürfen wir ganz offiziell heiraten, bekommen eine eigene Dienstwohnung, Du bist befördert worden und bekommt im Hauptquartier eine neue Aufgabe. Richtig?"
"Richtig."
Ellen atmete tief und heftig ein und aus. "Ich muss mich setzen", sagte sie schließlich. "Das ist heute zu viel für mich und unser Baby." Sie fasste sich durch ihre Uniform auf ihren Bauch, den man mittlerweile erahnen konnte. Charles setzte sie auf eine Begrenzungsmauer neben dem Feuerleitstand, auf der sich Ellen erst einmal von ihrem Informationsschock ein wenig erholte. Dann sprudelten die Fragen nur so aus ihr heraus, Charles war glücklicherweise in der Lage, fast alle zu beantworten.
Ellen kamen die Freudentränen, sie konnte sich vor Freude gar nicht einkriegen. Auch ihr Baby schien den Emotionsausbruch seiner Mutter zu registrieren und trat mit Schwung von innen gegen ihre Bauchdecke.
Plötzlich griff sie nach Charles Hand und legte sie auf ihren Bauch. "Das Baby freut sich so sehr, dass es gleich in unser neues Zuhause loslaufen will."
Charles fühlte zum ersten Mal den von innen kommenden Druck und wurde richtig fröhlich. "Ich weiß jetzt, wozu dieses ganze wahnsinnige letzte Jahr gut war." Er zog Ellen in die Höhe und umarmte sie. Dabei war ihm zum ersten Mal vollkommen egal, ob sie jemand dabei sehen konnte. Dies war ihr glücklichster Tag.
"Wir bekommen eine eigene Wohnung für unsere Familie", wiederholte sich Ellen mehrfach. "Das ist so unvorstellbar schön. In diesem kriegsbeschädigten London!" Dann raffte sie sich zusammen, trat wieder in den Feuerleitstand, packte ihre Sachen zusammen und machte sich wieder auf den Weg. "Wir reden nachher noch einmal, wenn ich auf der zweiten Runde wiederkomme. Bis dahin sind mir mit Sicherheit noch jede Menge Fragen eingefallen." Dann war sie fort.
Als Ellen spätabends wieder bei Charles Flakbatterie auftauchte, hatte sie irgendwoher eine Rotweinflasche organisiert. "Champagner gibt es wohl in ganz London nicht", sagte sich entschuldigend. "Gab eigentlich auch lange nichts mehr zu feiern. Wir haben heute unseren eigenen Grund dazu." Sie prosteten sich zu und Charles schaute darob des köstlichen Rotweins noch einmal aufs Etikett. Ellen hatte einen 1937er Pommerol mitgebracht. "Wo findet man denn im Sommer 1941 im bombardierten London eine solche Köstlichkeit?" fragte er erstaunt seine zukünftige Ehefrau.
Ellen lachte. "Man muss halt die richtigen Leute kennen. Hier im Hafen hat ein angesehener Londoner Weinhändler sein Importlager. Mein Vater kennt den Mann und hat ihn nach einer guten Flasche französischen Weins gefragt. Ich kenne mich da nicht so aus. Aber mir schmeckt dieser Rotwein vorzüglich."
"Kein Wunder. Zählt zu den besten Weinlagen von ganz Frankreich."
Beschwingt von ihren Glücksgefühlen über die Ergebnisse des Tages und zusätzlich angeheizt vom Rotwein gönnten sich Charles und Ellen ihr Liebesspiel auf dem Dach des Silos. Sie hatte sich ans Geländer gelehnt und Charles breitbeinig ihr prachtvolles Hinterteil entgegengestreckt. Charles nahm dankend an und fickte sie langsam und ruhig durch, bis sie beide ihren Höhepunkt erreichten.
Ellen war wie viele schwangere Frauen in der mittleren Schwangerschaftsphase absolut geil geworden. Sie wollte Charles jeden Tag in sich aufnehmen und genoss ihn in vollen Zügen, egal wie. "Kannst Du Dir vorstellen, dass wir in einem Monat ein gemeinsames Schlafzimmer und abendliche Ruhe haben, um das zu tun, worauf wir am meisten Spaß haben?" strahlte sie ihren zukünftigen Ehemann an, als sie sich vor dem Feuerleitstand verabschiedeten. "Jetzt muss ich nur noch meinen Dienst quittieren, was aufgrund der Schwangerschaft kein Problem darstellt. Und dann habe ich alle Zeit, die Du und das Baby verdienen."
Mit der Bestellung des behördlichen Aufgebotes im Standesamt von West Ham stand auch der Hochzeitstermin von Charles und Ellen fest: Freitag, der 1. August 1941. Einen Tag darauf war dann ihre kirchliche Hochzeit in der katholischen St. Anthony's Kirche. Die Kriegszeiten und die fast ein Jahr lang anhaltende Bombardierung Londons hatten zwangsweise Auswirkungen auf das Hochzeitsfest. Aber Ellens Mutter, ihre Schwestern und viele Nachbarsfrauen hatten bei strahlendem Sommerwetter in Ellens Elternhaus ein fröhliches Hochzeitsfest organisiert, was Charles hinsichtlich der ungewohnten Reichhaltigkeit an Essen und Trinken Respekt abnötigte.
"Hier bewährte sich das Netzwerk meines Vaters im Hafen", raunte Ellen irgendwann am Nachmittag ihrem frisch angetrauten Ehemann zu, der sie in seiner neuen französischen Uniform geheiratet hatte. "Wenn Papa muss, kann er, glaube ich, alles in der Welt organisieren." Ellens Papa schien dies zu wissen, denn er genoss es sichtlich, seiner jüngsten Tochter eine solche wundervolle Hochzeit spendiert zu haben.
Die Hochzeitsreise von Charles und Ellen ging quer durch London und führte in ihr neues Apartment. Es war Ellens Traumziel, mehr wollte sie nicht. Allerdings hielt diese neue Wohnung eine große Herausforderung für Ellen Brunet bereit - alle Ehefrauen der in den drei Häusern lebenden Offiziere sprachen Französisch und mehr oder weniger Englisch.
"Ich muss und will jetzt so schnell wie möglich Französisch lernen", verkündete sie ihrem Ehemann in der ersten Ehewoche. "Madame Bresson, die ein Studium als Lehrerin absolviert hat, hat mir angeboten, dreimal in der Woche Unterricht zu geben. Sie ist sich sogar sicher, dass sie ein paar englisch-französischsprachige Lehrbücher organisieren kann." Sie lachte Charles an. "Du musst mir dann die unanständigen und gewöhnlichen Dinge beibringen, die nicht in den Lehrbüchern stehen."
Charles übernahm diese Aufgabe mehr als gerne und nutzte den fast täglichen Abendsport mit seiner sexhungrig-schwangeren Ehefrau zum anschaulichen Unterricht.
Beruflich-militärisch lernte Charles jeden Tag dazu. Er war aktiver Offizier gewesen und hatte für eine geheimdienstliche Tätigkeit nicht die geringste Vorbildung. Aber erkannte sehr schnell, was der Grund für seine Berufung war: "Sehen Sie, Capitaine Brunet, ich bin Südfranzose aus der Nähe von Montpellier", erläuterte ihm Oberstleutnant Dupont in einem der zahlreichen Dreier-Gespräche. "Ich decke damit aus eigener Erfahrung das nicht-besetzte Vichy-Frankreich ab. Capitaine Bresson ist Bretone und spricht sogar Bretonisch, was ansonsten niemand versteht. Für unsere Tätigkeit aber möglicherweise sehr wichtig, den die wichtigsten deutschen U-Boot-Häfen liegen alle in der Bretagne oder weiter südlich an der Atlantikküste. Und sie sind Pariser." Der Oberstleutnant grinste Charles an. "Jedermann in Paris, aber auch im ganzen Land, weiß genau, dass Paris eine ganz eigene Welt ist, zu der wir Landeier nur eingeschränkt Zugang haben. Also decken wir drei unser Vaterland bestens ab."
Die Zahl seiner Außenkontakte war in den ersten Arbeitswochen sehr beschränkt. Er hatte einen direkten Kontaktmann beim Secret Intelligent Service SIS - Captain James Smith, der mit Sicherheit in Wirklichkeit nicht so hieß - und eine Handvoll von mit Decknamen gelisteten Widerstandsgruppenführern in Frankreich. Ansonsten warteten er und Capitaine Bresson primär auf Informationen und insbesondere Ausrüstungswünsche, die an sie auf verschiedenen Wegen herangetragen wurden und die erfüllt und abgewickelt werden mussten. Die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände waren dabei Funkgeräte. Dies geschah entweder durch nächtliche Fallschirmabwürfe von RAF-Flugzeugen oder komplizierte Schmuggelimporte in den unbesetzten Teil mit anschließendem Weitertransport.
Mitte August gab der Oberstleutnant einen Namen und eine Adresse an Charles. "Ich glaube, dies ist für uns eine hervorragende Möglichkeit, mit neuen Widerstandsgruppen im ganzen Land in Verbindung zu treten." Er reichte Charles einen handgeschriebenen Zettel: "Pater Henry (Henri Morton Sand)", drunter stand die Adresse der katholischen Westminster Cathedral, dem Sitz des Erzbischofs Kardinal Hinsley. "Pater Henry ist wie Sie Pariser, aber seit langem in England. Er hat Kontakt zu uns aufgenommen, weil er denkt, dass die katholische Kirche gute Dienste für uns leisten kann und über Kommunikationswege verfügt, an die weder wir noch die Nazis und ihre Dienste herankommen."
"Und wie finde ich den Pater, ohne ihn zu kompromittieren?"
"Ganz einfach. Westminster Cathedral, morgen Vormittag, 11.00 Uhr exakt im Beichtstuhl Nr. 4. Das Kennwort ist 'Sacre-Coeur de Montmartre'."
Charles folgte der Anweisung seines Vorgesetzten und lief am darauffolgenden Morgen die kurze Entfernung vom Hauptquartier zur Kathedrale. Als er das große Kirchenschiff betrat, war Charles erstaunt, dass die Kirche in diesem Zustand den Luftkrieg überstanden hatte. Anders als die anglikanische Westminster Abbey, das Parlament und die katholische Kathedrale in Southwark auf der anderen Seite der Themse war Westminster Cathedral weitgehend unzerstört geblieben. Zu dieser später Vormittagsstunde hielten sich nur ein paar ältere Frauen in der Kirche auf. Charles ging ins Seitenschiff, wo er bereits einige Beichtstühle identifiziert hatte, und fand problemlos die Nr. 4, wo soeben eine Frau undefinierbaren Alters den Beichtstuhl verlies. Er schaute auf seine Taschenuhr, es war exakt 11 Uhr, so dass er den Vorhang beiseite zog und eintrat. In der Tat saß ein Priester auf der anderen Seite.
"Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen", bekreuzigte sich Charles zunächst als gut erzogener Katholik, obwohl er seit Jahren nicht mehr zur Beichte gegangen war.
Der Pater antwortete routiniert "Gott, der unser Herz erleuchtet, schenke dir wahre Erkenntnis deiner Sünden und seiner Barmherzigkeit", wobei Charles sofort die markant tiefe Bassstimme des Paters auffiel.
"Amen. Sacre Coeur de Montmartre."
"Ah! Sie sind es." Pater Henry hatte Charles sofort identifiziert. Und so entspann sich im Beichtstuhl ein kurzes Gespräch, welches wahrhaftig nicht den Charakter einer Beichte hatte.
"Unsere katholische Kirche hat ihre eigenen, geschützten Kommunikationswege und dafür auch eine eigene Sprache", eröffnete Pater Henri das Gespräch. "Dazu haben wir auch unsere eigenen Versorgungswege für all das, was in unseren Gemeinden und Klöstern benötigt wird."
"Kann ich mir gut vorstellen", entgegnete Charles mit einem leichten Schmunzeln. "Immerhin ist die Kirche ein paar Jahrtausende älter als alle Diktatoren dieser Welt."
"Genau. Aus diesem Grund erreichen uns nun zunehmend Wünsche nicht nur nach seelischer Unterstützung unserer Gläubigen bei ihrem zunehmenden Widerstand gegen die Besatzer und ihre Handlanger, sondern auch nach handfester Unterstützung. Die Wünsche sind vielfältig und räumlich verstreut, aber wir würden sie gern aufnehmen, bündeln und erfüllen."
"Verstanden. Was brauchen Sie?"
"Das kann ich Ihnen in zwei Wochen und in den Wochen danach sagen. Mir kam es heute darauf an, erst einmal den richtigen Kontaktmann zu finden, der diese Unterstützung organisieren kann."
"Das können wir, wenn wir wissen, was, wie, von wem und wo?"
"Gut. Dann kommen Sie in genau zwei Wochen wieder hierher, dieselbe Uhrzeit und derselbe Beichtstuhl. Bis dahin haben wir eine erste Liste vorbereitet, die wir dann diskutieren können."
Charles sprach zusammen mit dem Priester ein kurzes Abschlussgebet und verließ die Kathedrale auf dem direkten Weg.
Oberstleutnant Dupont war sehr zufrieden über Charles Bericht. "Die katholische Kirche ist ein Machtfaktor, den weder die Wehrmacht noch die Gestapo als auch ihre französischen Polizei-Kollaborateure unter Kontrolle haben", kommentierte er. "Ich bin gespannt, was wir aus diesem Kontakt alle entwickeln können. Bleiben sie einfach eng an dem Pater dran."
Ellen wurde jetzt sichtbar runder, sie stand rund sechs Wochen vor der Niederkunft und sowohl ihr Baby als auch sie selbst waren putzmunter. Umso erstaunter war Charles, als er Anfang September vom Dienst nach Hause kam und seine Ehefrau total verweint in der Küche vorfand. "Meine Schwester Carol hat ihren Mann verloren." Sie reichte Charles einen kleinen, bereits etwas zerknitterten Brief. "Ist im Nordatlantik nach einem Torpedotreffer untergegangen und vermutlich ertrunken. Jedenfalls haben sie von seiner Besatzung nur acht Mann gerettet."
"Das tut mir sehr leid", legte Charles seine Arme um Ellen, um sie zu trösten, was einen erneuten Tränenschwall auslöste.
"Kevin war ein guter Mann und ein guter Vater. Jetzt müssen seine beiden Mädchen ohne Vater aufwachsen."
"Sehr traurig."
Ellen schaute ihren Ehemann von unter mit ihren verweinten Augen an. "Versprichst Du mir, dass Du unser Baby und mich nie allein lässt? Wir wollen immer eine Familie bleiben."
"Ich werde mein Bestes für Euch tun, Liebes. Meine Aufgabe ist derzeit nicht mit einem unmittelbaren Lebensrisiko verbunden. Und ich hoffe, das bleibt dabei."
"Sehr schön." Ellen umarmte ihn noch einmal und stand dann auf. "Ich werde morgen zu Carol nach West Ham fahren und ihr mein Mitgefühl aussprechen. Es gibt ja keine Beerdigung für Kevin, vermutlich nur irgendwann eine Trauerfeier in unserer Kirche. Er hat ja ein nasses Grab gefunden." Sie zuckte mit ihren Schultern. "Aber ich bin nachmittags mit Sicherheit wieder zurück."
"Rege Dich nicht zu sehr auf", versuchte Charles sie wieder zu beruhigen. "Unser Baby mag Dich lieber fröhlich."
Trotzdem hatte Ellen die Todesnachricht von ihrem Schwager tief erschüttert. An diesem Abend hatte sie zum ersten Mal seit Wochen kein Verlangen nach Charles Liebe. Sie rollte sich, so gut es noch ging, auf ihrer Seite zusammen und fiel in tiefen Schlaf.
Die kleine Offiziersmannschaft der Freien Franzosen hatte neben ihrer Alltagstätigkeit erhebliche Zusatzarbeit zu verrichten. Prime Minister Winston Churchill und der amerikanische Präsident Franklin Roosevelt hatten am 14. August bei einem persönlichen Treffen auf Neufundland die Atlantic Charter unterschrieben und veröffentlicht, die das Kriegsziel einer freien Welt formulierte. Diese Charter war die vertragliche Fortsetzung der St. James Palast Deklaration vom 12. Juli 1941. Nach seiner Rückkehr nach London hatte Churchill alle in London ansässigen Exilregierungen als auch die Sowjetunion und die Vertreter der Freien Franzosen unter Führung von General de Gaulle eingeladen, dieser Charter auf einem interalliierten Kongress am 24. September beizutreten. De Gaulle legte Wert darauf, mit einer möglichst beeindruckenden Delegation an dem Treffen teilzunehmen, die Exilregierungen der von den Achsenmächten besetzten Länder waren zumeist durch ihre nach London geflohenen Monarchen beziehungsweise Staatspräsidenten sowie ihre Ministerpräsidenten vertreten. So bekam auch Charles eine gesondert geschneiderte Paradeuniform geliefert, die auch seiner jetzt hochschwangeren Ehefrau hervorragend gefiel.
Charles nahm zum ersten Mal in seinem Offiziersleben an einer derartigen Veranstaltung mit zwölf Staats- und Regierungschefs teil und war nachhaltig beeindruckt. "Wer hat Dir von all den versammelten Oberhäuptern am besten gefallen?" wollte Ellen neugierig wissen, nachdem ihr Charles bei seiner Rückkehr seine Beobachtungen des Tages erzählt hatte.
Charles dachte kurz nach. "Eigentlich zwei", antwortete er nach kurzem Nachdenken. "Ich habe Winston Churchill, den britischen Premierminister, zum ersten Mal persönlich gesehen. Und der Mann strahlt eine unglaubliche Entschlossenheit aus, der kann sowohl im persönlichen Gespräch als auch bei einer kleinen Ansprache ungeheuer mitreißend wirken. Und dann hat mir die Königin der Niederlande gefallen. Die Königin ist mittlerweile über 60 Jahre alt und sitzt seit mehr als 50 Jahren auf dem Thron. Sie sieht aus wie eine liebe Großmutter, aber hat eine Ausstrahlung, die ich so noch nie gesehen habe. Sehr beeindruckend."
"Und was hat Dir noch gefallen?"
"Der gemeinsame Wille aller Staaten zur Freiheit der Menschen. Genau das, wofür wir Freie Franzosen auch kämpfen. Ich glaube, dass wir nach einem gemeinsamen Sieg über die Achsenmächte eine richtig gute Zukunft für unsere Kinder aufbauen können. Diese Idee der Vereinten Nationen, die der Kern der Atlantic Charter ist, verheißt einen Weg zu einer friedlichen und blühenden Welt." Charles war richtig euphorisch. "Ich bin gespannt, wie dies weitergeht."
Neben der Teilnahme an hohen politischen Ereignissen hielt Charles seine Alltagsaufgabe zur Koordination und Unterstützung des sich langsam herausbildenden französischen Widerstandes voll beschäftigt. Der Kontakt zu Pater Henry erwies sich in der Tat als hervorragend. Bereits bei Charles zweitem Besuch in Westminster Cathedral reichte der Pater ihm zwei Wunschlisten durch die kleinen Öffnungen der Zwischenwand im Beichtstuhl. "Unsere Wunschliste ist zweigeteilt", erläuterte er. "Die eine Liste enthält Artikel, die wir von Ihnen hier in UK benötigen, um sie auf unseren innerkirchlichen Lieferwegen zu ihrem Ziel zu bringen. Sie brauchen also nur diese Artikel zusammenzustellen und mich informieren, wo wir sie entgegennehmen können. Den Rest organisieren wir."
"Hier in London? Oder an einem anderen Ort in England?"
Der Pater dachte kurz nach. "Am besten wäre ein Depot irgendwo im Black Country oder noch weiter westlich. Das macht uns das Leben leichter."
"Gut. Wird arrangiert." Charles nahm die zweite Liste zur Hand. Er hatte Mühe, im Halbdunkel des Beichtstuhls alles lesen zu können, aber die Liste beinhaltete viele Wünsche nach Kommunikationstechnik, aber auch Waffen und Munition. "Und was ist mit dieser Liste?"
"Die Gruppen operieren in Regionen, die auf unseren kirchlichen Wegen nur sehr schwierig zu erreichen sind, insbesondere in der Bretagne, der Normandie und im Norden einschließlich Paris. Hierfür müssen wir Drop-Off-Punkte für nächtliche Fallschirmabwürfe organisieren. Benötigt logischerweise mehr und detaillierte Vorbereitung. Aber als erstes brauche ich ihre Bestätigung, was und wann diese Artikel zur Verfügung stehen. Den Rest besprechen wir später."
Charles war einverstanden. Mit den beiden Listen ging er im Hauptquartier direkt zu seinem Vorgesetzten, der sie sich ebenfalls genau ansah. "Da haben sie eine Menge zu tun", war sein Kommentar. "Schauen Sie zu, dass Sie erst einmal möglichst viel von diesem Zeug beschaffen. Dann sehen wir weiter."
In den frühen Morgenstunden des 12. Oktober 1941 setzten bei Ellen Brunet die Wehen ein. Ihre Schwester Carol, die ihre beiden Mädchen bei ihrer Mutter untergebracht hatte und fünf Tage zuvor zu Ellens Hilfe in die Wohnung gekommen war, schickte Charles um ein Uhr los, die nur wenige Häuser entfernt wohnende Hebamme zu holen, die erfreulicherweise nicht an einem anderen Ort im Einsatz war und gleich auch eine Hebammenschülerin mit dabeihatte. Dann wurde Charles ins Wohnzimmer geschickt. "Das ist jetzt Frauenarbeit", hatte ihm die Hebamme beschieden.
In den nächsten Stunden hörte Charles ab und zu seine Ehefrau, dann gegen sechs Uhr morgens hörte er sie laut und regelmäßig stöhnen. "Als ob wir Sex miteinander haben", zuckte Charles durch den Kopf, der sich nicht im Geringsten auf das Buch konzentrieren konnte, das er zur Ablenkung zu lesen versuchte. Dann wurde es still, aber Charles konnte plötzlich den hohen und kräftigen Schrei eines Neugeborenen hören, der zum ersten Mal in seinem Leben seine Lungen mit irdischer Luft füllte. Es dauerte weitere zwanzig Minuten, bis die Hebamme im Wohnzimmer erschien.
"Meinen herzlichen Glückwunsch, Herr Brunet. Sie haben eine propere Tochter geschenkt bekommen. Mutter und Kind wohlauf, über 6 Pfund und 50 cm groß. Fast ein Friedenskind." Sie gratulierte Charles mit Handschlag. "Sie können jetzt reinkommen. Wir müssen uns jetzt sputen, weil ich eigentlich heute noch zwei Geburten erwarte."
Charles betrat sein Schlafzimmer, das in dieser Nacht als Kreissaal fungiert hatte und trat ganz vorsichtig ans Bett heran. Ellen strahlte ihn mit diesem zauberhaften Lächeln an, das sie immer zeigte, wenn sie glücklich und zufrieden war. In ihrem Arm hielt sie ein rosiges Baby, dem sie über seine Wange strich. "Darf ich vorstellen", sagte sie mit einem hörbar glücklichen Tonfall, "dies ist Rosemary Brunet, Deine älteste Tochter."
Charles beugte sich zu seiner Frau herunter und küsste sie. "Herzlichen Glückwunsch. Ein gesundes, properes Mädchen. Ich freue mich unendlich." Dann küsste er vorsichtig seiner Tochter auf die Stirn, was diese mit einem leichten Stirnrunzeln quittierte. "Willkommen auf dieser Welt. In der Hoffnung, dass wir sie irgendwann wieder friedlich bekommen."
Charles betrachtete Ellen und ihr Baby eine ganze Zeit ruhig und mit einem bewundernden Lächeln, während seine Schwägerin noch für Ordnung im Schlafzimmer sorgte. Dann klatschte Carol in ihre Hände. "So. Jetzt lassen wir Mutter und Kind sich erst einmal in Ruhe erholen. Immerhin haben beide hart gearbeitet." Sie scheuchte Charles aus dem Schlafzimmer. "Ich bleibe noch zwei Tage hier, um Ellen zu helfen. Dann hole ich meine Mädchen bei ihrer Oma ab und gehe wieder nach Hause." Sie atmete tief durch. "Da wartet niemand mehr auf uns." Nach außen hin hatte Carol den Verlust ihres Mannes hinter einer Fassade von Tatkraft versteckt, aber in einem solchen Moment brach es dann doch durch. Sie hasste ihren Status als Witwe.
Charles hatte mit Jane Morris eine junge Engländerin vom Lande als Haushaltshilfe eingestellt, die seit Anfang des Monats für sie arbeitete. Jane übernahm gerade ihre Alltagspflichten, so dass es für Charles zu Hause nichts mehr zu tun gab. Er frühstückte kurz, zog seine Uniform an und ging mit einer sehr eigenen Mischung von Fröhlichkeit und Melancholie in sein Büro. Ellen hatte ihm eine gesunde Tochter geschenkt, deren rosiges Aussehen ihrem Namen alle Ehre machte.
In seiner Dienststelle spendierte er zur Begrüßung seiner Tochter zwei Flaschen Champagner, die sein Schwiegervater bereits vier Wochen zuvor zu diesem Zweck im Hafen organisiert hatte. Für einen Augenblick herrschte selbst im Hauptquartier der Freien Franzosen eine Stimmung wie im Frieden. Dann hatte sie der Alltag wieder, mit Meldungen über den weiteren Vormarsch der deutschen Wehrmacht auf Moskau, der beginnenden Belagerung von Leningrad und dem täglichen Seekrieg im Atlantik. Allem öffentlich zur Schau gestellten Optimismus auf alliierter Seite sah es nicht gut aus. In London und im Vereinigten Königreich hatten sie nach einem extrem harten Jahr etwas Ruhe, aber ansonsten war der Feind an allen europäischen Fronten auf dem Vormarsch oder konsolidierte seine eroberten Gebiete.
"Ob meine kleine Tochter je den Champs-Elysée in Freiheit herabschlendern kann", fragte er halb rhetorisch Capitaine Bresson, der das Büro mit ihm teilte.
"Bestimmt", entgegnete ihm sein bretonischer Kollege, der mit jeder Arbeitswoche sich mehr zum Freund entwickelte. "Ich kann Dir nur nicht sagen, wie alt sie dann ist." Die beiden Männer lachten laut auf.
"Dann lass uns mal ordentlich weiterarbeiten, dass wir uns unserem Ziel weiter nähern."
Drei Tage später erreichte die Meldung über das lebenslange Gefängnisurteil für die drei früheren Regierungsmitglieder Blum, Daladier und General Gamelin das Hauptquartier, das Marschall Petain auf Druck der Deutschen ohne weiteres Gerichtsverfahren ausgesprochen hatte.
"Die Herren hätten besser mehr Widerstand gegen Petain und die Deutschen geleistet", war das ziemlich einhellige Urteil der französischen Offiziere in London. Überhaupt hielt sich bei ihnen das Mitleid für frühere Politiker und Generäle der 3. Republik sehr in Grenzen. Man warf ihnen durchweg Verrat an der französischen Republik vor, genauso wie die Petain-Regierung allen Londoner Offizieren im gleichen Maße Hochverrat vorwarf. General de Gaulle war in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Charles Brunet war sich relativ sicher, dass auch gegen ihn in Abwesenheit ein Kriegsgerichtsverfahren durchgeführt worden war. Aber er kannte weder Zeitpunkt noch Ort eines Gerichtsverfahrens, geschweige denn eine Anklage oder ein Urteil. Die Fronten zwischen den beiden französischen Lagern waren klar und unversöhnlich.
Ellen war bereits wenige Tage nach Rosemarys Geburt wieder auf ihren Beinen. Jetzt lernte sie die großen Vorteile der Lage ihrer Wohnung kennen. Die großen Parkanlagen im Zentrum Londons um den teilweise zerstörten Buckingham Palace lagen nur wenige hundert Meter entfernt. Zudem hatte sie das Glück, dass Madeleine Garnier, die Ehefrau eines französischen Majors, der ebenfalls im Hauptquartier arbeitete, drei Tage nach ihr im Nachbarhaus einen Jungen zur Welt gebracht hatte. Die beiden Frauen hatten sich bereits mit ihren Schwangerschaftsbäuchen angefreundet und gingen nun jeden Tag auf einen ausgedehnten Spaziergang, ihre beiden Kinderwagen vor sich herschiebend. Ende Oktober/Anfang November herrschte in London tatsächlich sonniges Herbstwetter, was die Parks besonders reizvoll machte. Dann aber begann Mitte November der typische Londoner Nebel mit schlechter Luft aus tausenden von qualmenden Feuerstätten, der die Frauen vermehrt ins Haus zwang.
Charles arbeitete wie seine Offizierskollegen im Schnitt zehn Stunden am Tag an sechs Tagen die Woche. Aber seine Arbeitszeit war strukturiert, zuverlässig eingeteilt und selten ausufernd. "Ich habe keinen Bereitschaftsdienst", freute er sich mehr als einmal, wenn er abends pünktlich nach Hause kam, seine Beine ausstrecken und seine Tochter auf seine Oberschenkel legen konnte. Vater und Tochter hatten sich spontan ineinander verliebt.
Am ersten Dezemberwochenende fühlte sich Ellen wieder gut und erholt genug, ihrem sexuellen Verlangen nachzugeben. Rosemary kam nur noch zweimal in der Nacht, um ihren Hunger zu stillen, was Ellen endlich wieder mehrstündige Schlafphasen bescherte. Am Nikolaustag, einem Samstag, verführte sie ihren Ehemann regelrecht, als dieser spätnachmittags nach Hause kam. In ihrer Lieblingsstellung auf Knien und Armen präsentierte sie ihm ihren deutlich größer gewordenen Hüft- und Pobereich, aber die eigentliche Sensation für Charles waren Ellens großartig gewachsenen Brüste, die mittlerweile die Dimension von mittelgroßen Melonen angenommen hatten. Nachdem er sie im ersten Durchgang wunschgemäß doggystyle befriedigt hatte und dabei bei jeder Berührung dünne Milchstrahlen aus ihren Brustwarzen schossen, hatte er eine besondere Bitte. "Ich möchte gern unter Dir liegen und Du reitest auf mir. Das hat mir schon während Deiner Schwangerschaft gefallen, aber jetzt Deinen Traumbusen vor mir zu sehen, ist die größte erotische Verheißung."
Ellen lachte ob der umständlichen Umschreibung. "Sage doch gleich, dass Dich meine Titten genauso anziehen wie Deine Tochter." Dann lachte sie noch lauter, drückte auf ihre beiden prall gefüllten Brüste und spritzte ihn mit ihrer Muttermilch richtig nass. "Ich habe so viel Milch, ich könnte auch Dich noch ernähren."
Charles ließ sich nicht zweimal bitten. Und während Ellen einen langsamen und genießerischen Ritt auf seinem Schwanz zelebrierte, hielt sich ihm wechselweise ihre Brüste hin und ließ Charles an ihren Brustwarzen nuckeln und lecken. Es wurde ein richtig fröhlicher Orgasmus für beide und der unten liegende Charles war in Muttermilch geflutet. "Kleopatra brauchte Eselsmilch, um schön zu bleiben", grinste er mit verschmiertem Gesicht. "Ich habe was Besseres."
Irgendwann drückte sich Ellen hoch und entzog sich Charles. "Schluss jetzt. Da kommt bestimmt gleich jemand anderes, der auch nuckeln will. Rosa soll auch noch etwas vorfinden." Ellen Einschätzung war richtig. Eine Viertelstunde später meldete sich ein hungriges Mädchen und beendete die erste Liebesnummer ihrer Eltern nach ihrer Geburt.
"Die Hebamme hat gesagt, dass die meisten Frauen, während sie stillen, nicht wieder schwanger werden", erzählte Ellen ihrem Mann spätabends, als Rosa wieder in ihrem Stubenwagen lag und eingeschlafen war. "Und mir hat das heute Abend viel Spaß gemacht und gutgetan. Ich wäre glücklich, wenn wir uns wieder regelmäßig miteinander vergnügen."
Am nächsten Tag, Sonntag, dem 7. Dezember, deute im Verlauf des Tages nichts darauf hin, dass dieser Tag in die Kriegsgeschichte eingehen würde. Ellen hatte ihre beiden ältesten Schwestern, Cathrine und Carol mit ihren Kindern zu einem Sonntagsessen eingeladen, für das sie einige Essenmarken aufgespart und einen richtigen Braten gebacken hatte. Dazu gab es geröstete Kartoffeln mit Zwiebeln und Karotten.
"Das ist so schön wie vor dem Krieg", gestand ihr nach dem Mittagsmahl ihre älteste Schwester. "Es ist schon traurig, dass wir jetzt so extrem mit unseren Vorräten haushalten müssen, dass es schwerfällt, ein ordentliches Sonntagsessen auf den Tisch zu bringen." Die drei Schwestern diskutierten intensiv ihre Alltagsschwierigkeiten und die viele verschwendete Zeit, um beim Einkaufen anzustehen.
"Das Einzige, was wir in diesem Winter wohl ausreichend haben, sind Kartoffeln", kommentierte Carol. "Die Regierung hat gerade die Preise so gesenkt, dass man fast unbegrenzt Kartoffeln kaufen kann; einen Penny pro Pfund, ich kann mich nicht entsinnen, dass sie je so günstig waren."
"Immerhin etwas. Dann müssen die Arbeiterfamilien im East End wenigstens nicht hungern. Wenn sie dann noch gut Kohl eingelegt haben, können sie sich sogar noch recht gesund ernähren."
Charles verfolgte die Diskussion der drei Schwestern nur am Rande. Die Nichten und Neffen, die mitgekommen waren, spielten miteinander in einer Ecke des Wohnzimmers, ab und zu kam eine der Nichten herüber und beschäftigte sich mit der auf Charles Oberschenkeln liegenden Rosemary, bevor sie wieder abzogen. Dann hatte Charles die Aufmerksamkeit seiner Tochter wieder für sich allein. Nachmittags gingen sie bei leidlich gutem Adventszeitwetter in den Park, bevor sich Cathrine und Carol wieder auf die Untergrundbahnfahrt nach Hause machten.
Einer täglichen Gewohnheit folgend schaltete Charles vor dem Zu-Bett-Gehen noch einmal den Radioempfänger ein, um die 10-Uhr-Abendnachricten anzuhören. Sie begannen mit einer sensationellen Meldung:
"Und was bedeutet das für uns?" Ellen sah ratlos aus.
"Dass Frankreich, England und der Rest der freien Welt einen neuen Verbündeten haben, dessen Kriegseintritt vor 24 Jahren schon einmal den Krieg zu unseren Gunsten entschieden hat." Er klatschte mit beiden Händen auf seine Oberschenkel. "Und so wird es diesmal auch werden!"
Charles war durch die Nachrichten so aufgewühlt und wach, dass er entgegen seinen sonstigen Gepflogenheiten nicht schlafen ging. Das war fast eine weise Voraussicht, denn eine halbe Stunde später tauchte in den drei von französischen Offiziersfamilien bewohnten Häusern ein Wachsoldat des Hauptquartiers auf und bestellte alle Offiziere auf dem schnellstmöglichen Weg zu General de Gaulle nach Carlton Gardens.
Eine Viertelstunde vor Mitternacht versammelte der Führer der Freien Franzosen sein kleines Offizierskorps im größten Raum des Hauptquartiers und hielt in der ihm üblichen Art eine patriotische und mitreißende Rede. Für ihn war klar: dieser Tag und der von Japan provozierte Kriegseintritt der USA würde die entscheidende Wende in diesem Kampf gegen die Achsenmächte bedeuten. "Wir werden an der Seite unserer amerikanischen und britischen Verbündeten Frankreich von seinen Unterdrückern befreien und in Paris wieder eine legitime und ordnungsgemäße Regierung errichten", verkündete de Gaulle stolz. "Dies ist seit dem heutigen Tag absolut sicher. Vive la France!"
In diesen Jubelruf stimmten die französischen Offiziere laut und emotional aufgeputscht ein. Charles ging an diesem Abend wie alle Offizierskameraden nicht wieder nach Hause. In kleinen Gruppen wurde in den Büros über die Konsequenzen der veränderten Kriegslage nach dem japanischen Angriff diskutiert und spekuliert.
"Eines ist für mich klar", kommentierte Oberstleutnant Dupont die Lage. "Der Angriff hatte zum Ziel, die amerikanische Pazifikflotte auszuschalten, damit man ungestört Ost- und Südostasien unter seine Kontrolle bringen kann." Frédéric Dupont kannte sich in Asien, insbesondere in Französisch-Indochina bestens aus. Er war 1900 als Sohn eines französischen Kolonialbeamten in Hanoi zur Welt gekommen und als junger Offizier für einige Jahre in Indochina stationiert gewesen. Er sprach aufgrund seiner Kindheit vor Ort fließend Chinesisch und Vietnamesisch und hatte vor dem Kriegsausbruch gehofft, wieder nach Hanoi oder nach Hué versetzt zu werden. Jetzt unterstand der Gouverneur in Indochina dem Vichy-Regime. "Ich vermute, dass die Japaner von ihren bestehenden Stützpunkten sehr schnell versuchen werden, ganz Südostasien zu unterwerfen. Vielleicht werden sie sogar so weit gehen, dass sie die britischen Besitzungen auf der malaiischen Halbinsel, Singapur, Niederländisch-Indien und sogar Australien angreifen und erobern. Und zugleich die Amerikaner aus den Philippinen vertreiben. Ich befürchte, die wird so schnell niemand aufhalten."
"Das sind ja tolle Perspektiven", entgegnete Capitaine Georges Bresson. "Die Deutschen und Italiener erobern Europa, Nordafrika und die Sowjetunion. Und die Japaner werden zu Herren Asiens. Was bleibt denn dann noch übrig?"
"Wir", schaltete sich Major Garnier ein, der gerade zufällig zur Diskussion hinzugestoßen war. "Und wir werden mit vereinten Kräften die Achsenmächte besiegen. Egal wo auf der Welt. Als Nachschuboffizier kann ich Ihnen versichern, dass die Amerikaner niemand aufhält, wenn die ihre Wirtschaft erst einmal auf Kriegsproduktion umgestellt haben. Das mag ein halbes, vielleicht auch ein ganzes Jahr dauern. Aber nächstes Jahr um diese Zeit werden wir die mächtigste und leistungsstärkste Kriegswirtschaft der Welt auf unserer Seite haben. Und deshalb ist dieser Tag so wichtig."
Charles kam erst am Montagabend wieder nach Hause, genauso wie alle anderen Offizierskollegen in den Wohnhäusern. Natürlich wurde er von Ellen bestürmt, um weitere Erklärungen zu bekommen. Die BBC hatte in ihren Radionachrichten berichtet, dass Deutschland und Italien den Vereinigten Staaten als Konsequenz aus dem 3-Mächte-Pakt den Krieg erklärt hatten. "Es wird alles gut, Ellen", schloss Charles seinen Lagebericht an seine Ehefrau. "Ich werde Dir mein Paris, die schönste Stadt der Welt, in Freiheit zeigen können. Ich weiß nur noch nicht, wann."
Das Weihnachtsfest 1941 war das dritte Kriegsweihnachten für Charles, aber auch Ellens gesamter Familie. Traditionell versammelte sich die ganze Familie am ersten Weihnachtstag in Ellens Elternhaus, dass mit seinen fünf Töchtern und jetzt acht Enkelkindern fast aus allen Nähten platzte. Neben Ellens Vater und Charles war auch der Ehemann der ältesten Schwester Cathrine auf Weihnachtsurlaub daheim. Corporal John Miller diente als einziger der englischen Schwiegersöhne in der Army und hatte den Landkrieg auf dem Kontinent mit all seinen Schwierigkeiten und Belastungen erlebt. Er gehörte zu den Glücklichen, die im Sommer 1941 in der spektakulären Evakuierungsaktion von den Stränden um Dünkirchen zurück auf die Insel gebracht worden war und diente nun als Rekrutenausbilder in einer Infanteriekompanie, die in den östlichen Midlands stationiert war.
Charles und John hatten sich zum ersten Mal auf seiner Hochzeit im August kennengelernt, der kernige Londoner East Ender war ein Mann, der kein Blatt vor den Mund nahm.
"Wenn hier alle davon reden, dass wir mit dem Kriegseintritt der USA nun in den kommenden Monaten Europa zurückerobern, packe ich mir nur schreiend an den Kopf", hatte er die aktuelle Lage gegenüber Charles auf den Punkt gebracht. "Die Amerikaner brauchen mindestens ein Jahr, wenn nicht zwei, bevor sie in Europa angriffsfähig werden. Und die Royal Army hat unendlich viel damit zu tun, die Verluste von Dünkirchen auszugleichen und aus den blutjungen Rekruten eine Armee zu formen. Braucht sicherlich genauso lange Zeit."
"Und der Beitrag der europäischen Alliierten ist auch von sehr unterschiedlicher Qualität", pflichtete ihm Charles bei. "Ich wäre glücklich, wenn wir Freie Franzosen dieselbe Stärke und Kampfkraft aufbringen könnten, wie die Polen, die ich sehr bewundere."
"Warum eigentlich?" wunderte sich John. "Ihr seid doch ein viel größeres Land."
"Weil sich zu viele Franzosen in aller Schändlichkeit zu diesem verräterischen Vichy-Regime bekennen und die deutsche Herrschaft mehr oder weniger geräuschlos akzeptieren. Aber wir arbeiten mit aller Kraft dagegen an."
"Hier? Oder wo?"
"Eigentlich in der ganzen Welt der französischen Empires. General de Gaulle arbeitet mit Hochdruck daran, mehr französische Besitzungen zur Unterstützung des Freien Frankreichs zu gewinnen und kommt langsam, aber stetig mit seinen Bemühungen voran. Indochina ist sicherlich unter dem derzeitigen Angriff der Japaner für uns verloren, aber im Mittelmeerraum von Marokko bis Groß-Libanon haben wir gute Chancen, unsere Position auszubauen. Da hilft die Zusammenarbeit mit den Regierungen in London und Washington ganz erheblich."
"Dann viel Erfolg", wünschte John von ganzem Herzen. "Ich glaube ohnehin, dass dieser Krieg erst dann gewonnen ist, wenn Deutschland und die Achsenmächte vollständig besiegt sind. Und das wird dauern." Er machte eine kurze Pause und ließ sich noch ein Stück Kuchen servieren, eine ungeheure Köstlichkeit in diesen von Knappheit gekennzeichneten Kriegstagen. Aber Ellens Vater hatte seinem Image als perfekter Beschaffer von allem Guten wie Notwendigen wieder alle Ehre gemacht. "Ein anderes Thema", setzte John an, als er mit seinem Kuchenstück fertig war und nur noch Reste in seiner Teetasse hatte. "Bist Du schon einmal bei einem richtig großen Fußballspiel hier in London gewesen?"
"Tut mir leid. Aber dafür hatte ich bisher keine Zeit."
"Ich bin seit meinen Kindertagen Anhänger des FC Arsenal. Ich habe mein erstes Spiel im Alter von fünf Jahren gesehen. Im Moment gibt es wegen des Krieges nur einen eingeschränkten Spielbetrieb. Aber am 3. Januar spielt Arsenal in der London War League gegen den FC Portsmouth. Hast Du Lust, mit mir zum Spiel zu gehen? Ich muss zwei Tage später wieder in meiner Kaserne sein und möchte mir das Spiel gerne ansehen."
Charles nickte. "Mehr als gerne. Der englische Fußball hat auch bei uns in Paris einen ganz besonderen Ruf."
"Gut. Das freut mich. Du musst an dem Samstag einfach um 10 Uhr bei unserem Haus sein. Dann laufen wir gemeinsam zur White Hart Lane. Arsenal muss derzeit seine Heimspiele dort austragen, weil das eigene Highbury-Stadion von der RAF genutzt wird."
Charles und John verabredeten sich, dies Ligaspiel als gemeinsamen Jahresanfangsausflug zu gestalten. "Erinnerung an bessere Friedenszeiten", grinste John. "Vor dem Krieg hat Arsenal fünf Meisterschaften und einmal den FA Cup gewonnen. Und ich habe mindestens die Hälfte aller Heimspiele während dieser Spielzeiten gesehen." Er atmete schwermütig ein und aus. "Wäre schön, wenn das nach dem Krieg so weitergeht. Mal sehen, wie viele von den richtig guten Spielern gesund aus dem Krieg heimkehren."
Der zweite Teil dieser Geschichte folgt in einigen Wochen. Ich schreibe ihn bereits.
"In den frühen Morgenstunden Ortszeit hat Japan einen massiven Luftangriff auf die in Pearl Harbour auf Hawaii liegende US-amerikanische Pazifikflotte ausgeführt. Es gab keine Vorwarnung für diesen heimtückischen Angriff. Mehrere Schiffe stehen in Flammen oder sind bereits gesunken oder beschädigt. US-Präsident Roosevelt hat in einer ersten Stellungnahme den Angriff als japanische Kriegserklärung bezeichnet und den Kongress zu einer Dringlichkeitssitzung einberufen."
"Jetzt haben wir einen zweiten Weltkrieg", sagte Charles nachdenklich zu Ellen, die ihm gegenüber saß und mitgehört hatte.
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