Ihr erstes Mal (fm:Das Erste Mal, 3783 Wörter)

Ihr erstes Mal

Ich freute mich des Lebens: gerade war die Firma, der ich jahrelang vorgestanden hatte, verkauft worden und ich hatte eine sehr gute Abfindung erhalten, weil meine Stelle abgebaut wurde. Auf LinkedIn hatte ich schon mehrere Anfragen erhalten, was in meinem Alter auch nicht mehr selbstverständlich war.

Für eine interessante Stelle wurde eine Neubesetzung gesucht. Wir hatten Gespräche geführt und waren uns einig geworden. Für mich war der schönste Umstand, dass die Stelle erst in sechs oder neun Monaten besetzt werden konnte. So war ich in der famosen Situation, ausreichend Geld zu haben, einen neuen Job zu haben und eine längere Auszeit im Sommer nehmen zu können. Klasse.

So kaufte ich mir das Motorrad, das ich schon immer haben wollte und auch noch ein Wohnmobil, mit dem ich durch die Lande fahren und in dem ich meine Enfield immer dabeihaben konnte. Es stellte sich bald eine gewisse Routine ein: Frühstück im Wohnmobil, einige Espressi in einem netten Cafe mit vielen jungen Leuten, Mittagessen, Einkaufsbummel, wieder ins Cafe und weiter mit dem Laptop in der Welt surfen: Nachrichten und Wirtschaftsmeldungen. Und vor allem: kein Dresscode mehr, sondern Freizeit!

Heute hatte ich mir eine neue Motorradjacke und eine neue Lederhose gekauft, alles passend zu meinem Freizeitoutfit. Ich sah schon aus wie der alternde Biker mit Geld.

Dieses Cafe gefiel mir gut: gute Musik, guter Espresso und kleine Snacks und Leute, mit denen man auch reden konnte. So ließ es sich aushalten.

Eines Nachmittags kam ein Gothic-Girl mit Piercings, Klimperkutte, Tattoos, verschieden gefärbten, widerspenstigen Haaren und Ringen, das ich schon häufiger gesehen hatte, ins Cafe und setzte sich ohne Umschweife neben mich. Sie hatte immer an ihrem Laptop gesessen und wie wild darauf herumgearbeitet. Manchmal hatte sie ein freudiges Lächeln in ihrem Gesicht.

Sie sah mich offen an und fragte: "Was liest du da eigentlich immerzu, zeig mal." Und beugte sich zu mir herüber. "Eh, verdienst du damit dein Geld?"

"Nö, Freizeitbeschäftigung. Willst du auch einen Kaffee? Ich bin Pete."

"Krass. Ja, nehme ich. Ich bin Carina. Aber du chattest auch mit Mary, ne? Und das heftig. Weiß das ihr Mann?"

Ich war aus äußerste verblüfft. "Woher weißt du das?"

"Och, ich hab dich gehackt, weil ich dich interessant finde, was du so für einer bist. Du solltest deinen Rechner besser schützen."

Und so entwickelte sich das Gespräch. Ich dachte: Was will die von dir? Will die mich angraben? Ich versuchte, das Gespräch auf Schule und Freunde zu lenken. Sie sprach und sah aus wie eine Schülerin in der Oberstufe.

"Freunde in der Schule habe ich nicht so viele. Ich passe nicht zu denen. Die denken alle viel zu langsam und meinen, sie sind die größten. Und andere, die so aussehen wie ich, sind meist echte Looser. Aber du siehst richtig cool aus. Du gefällst mir."

"Danke für das Kompliment. Aber ich könnte glatt dein Vater sein."

"Ja, aber du siehst nicht aus wie mein Alter. Und du redest auch nicht so."

Innerlich wuchs ich ein wenig.

"Und so, wie deine Chats mit Mary aussehen, dachte ich mir, kann ich dich gut ansprechen. Ich träume schon lange davon, dass mich ein erfahrener Mann anmacht und mir meine Jungfäulichkeit nimmt ohne hart, brutal oder ekelhaft zu sein und der mich als junge Frau wahrnimmt. Du scheinst son Typ zu sein. Mit gleichaltrigen Mecs habe ich nur schlechte Erfahrungen gemacht: Entweder von Pornos im Internet geprägt,

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