Flusskreuzfahrt (fm:Romantisch, 5487 Wörter) | ||
Autor: Frivolino | ||
Veröffentlicht: May 17 2025 | Gesehen / Gelesen: 4840 / 4266 [88%] | Bewertung Geschichte: 9.35 (84 Stimmen) |
Gestresst und ausgebrannt? Eine Kreuzfahrt auf der Seine sorgt für Entspannung - auf die eine und auch auf die andere Art. |
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"Liebe Gäste, unsere Crew hat das Dinner mit der gewohnten Hingabe für Sie vorbereitet und erwartet Sie. Das Restaurant wird in diesem Moment für Sie geöffnet."
Die samtweiche Stimme des Kreuzfahrtdirektors der Princesse de la Seine säuselt aus den Lautsprechern über meinem Bett. Es wird bald wieder Zeit, das Jackett überzuziehen und gemessenen Schrittes das Restaurant anzusteuern. Wie es die anderen etwa 200 Gäste dieses schwimmenden Geriatriezentrums auch tun, allerdings altersbedingt meist deutlich langsamer als ich. Deshalb kann ich mir noch etwas Zeit lassen, bis ich zur abendlichen 6-Gänge Abfütterung aufbreche.
Aber ich will nicht sarkastisch sein, dazu habe ich keinen Grund, schließlich bin ich mit Anfang 50 auch nicht mehr der jüngste und habe mir diese Reise ja freiwillig ausgesucht. Warum? Nun, als CEO eines mittelständischen Unternehmens bin ich einigem Stress ausgesetzt. Letzte Woche fühlte ich mich wieder einmal völlig ausgebrannt, absolut leer, nahm kurz entschlossen eine Woche Urlaub. Zu Hause bleiben war keine Option, da holt mich die Arbeit sofort wieder ein. Dann fiel mein Blick auf eine Online-Werbung für Flusskreuzfahrten auf der Seine, das hörte sich ruhig und entspannt an, und ohne jemanden zu informieren, vor allem nicht meinen eifrigen Assistenten, buchte ich kurzentschlossen die Reise. Da bin ich also, ausgerüstet mit einem kleinen Koffer und einem privaten Smartphone, dessen Nummer nur wenige gute Freunde kennen.
Die Reise begann in Paris, das ich von Köln aus ganz einfach mit dem TGV erreichte. Die freundliche internationale Crew nahm mich herzlich in Empfang und zeigte mir meine nicht sehr große, aber komfortable Einzelkabine mit der Nummer 96. Gegen eine nicht unbeträchtliche Investition in die Trinkgeldkasse der Besatzung gelang es mir, für die Mahlzeiten im Restaurant einen Einzeltisch zu erhalten. Ich wollte meine Ruhe haben, kaum etwas brauche ich gerade weniger als allabendlichen Smalltalk mit einem halben Dutzend Hörgeräten.
Also nehme ich wie an den vergangenen beiden Tagen auch heute wieder meinen Platz ein, genieße das wirklich vorzügliche Essen und den dazugehörigen Wein, während die Landschaft entlang der Seine gemächlich an mir vorbeizieht. Ja, tatsächlich bringt mich dieses sanfte Gleiten langsam runter, ich entspanne mich und meine Lebensgeister erwachen allmählich wieder.
Mein kleiner Tisch steht etwas abseits von den anderen Gästetischen, dafür näher an denen der Crew, denn der Kapitän, die Offiziere und der Kreuzfahrtdirektor speisen auch im Restaurant. Bei ihnen sitzt außerdem die Reiseleiterin Marie, eine temperamentvolle, kleine und quirlige Powerfrau, die es versteht, ihre meist betagte Kundschaft mit nie versiegender Freundlichkeit, aber auch eiserner Konsequenz zu dirigieren. Nachdem mein Stresspegel in den letzten beiden Tagen schon etwas gesunken ist, bin ich auch für weibliche Reize wieder begrenzt empfänglich. Also betrachte ich sie heute mal etwas genauer.
Ihr Alter ist schwer zu schätzen, irgendwo zwischen 40 und 50, aber mit einer sehr jugendlichen Ausstrahlung. Sie kommt aus dem Elsass, wie sie beim "Welcome-Cocktail" erzählt hat, spricht daher perfekt deutsch und französisch. Auf ihren vielleicht 155 cm Länge verteilen sich ein paar zusätzliche Pfündchen, das aber derart gleichmäßig und ästhetisch, dass sie kein bisschen zu dick wirkt, sondern durchtrainiert und drall, wirklich attraktiv, wozu auch die blonden Locken und das freundliche, sympathische Gesicht beitragen, ergänzt durch blaue Augen mit kleinen Kränzen aus Lachfalten, einer süßen Stupsnase und Sommersprossen. Sie ist wohl mit dem Kreuzfahrtdirektor verheiratet oder wenigstens zusammen, denn die beiden gehen öfters Hand in Hand übers Deck. Jetzt schaut sie zu mir herüber, ich habe sie wohl zu auffällig beobachtet und widme mich lieber wieder meinem Wein und der beschaulichen Landschaft entlang der Seine.
Wir fahren heute bis Le Havre, aber es ist noch ein Stück, nach dem Essen gehe ich nochmal auf das Oberdeck. Es ist sehr warm, und ich wähle einen der bequemen Liegestühle am Bug. Meine Gedanken sind mal hier, mal da, finden immer noch keine richtige Ruhe.
"Guten Abend, wie gefällt Ihnen die Reise?"
Marie steht plötzlich neben meinem Liegestuhl, lehnt sich an die Reling.
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