Blutmond (fm:Romantisch, 2435 Wörter)

Ein warmer Sommerabend im September, eigentlich wärmer als es in dieser Jahreszeit üblich wäre. Die Sonne steht bereits tief am Horizont und hat das Land buchstäblich wie in einem Backofen aufgeheizt. Die Felder flimmern in dem goldenen Abendrot und wiegen sich leise in einem leichten Wind. Das Radio hat den ganzen Tag schon von der besonderen Konstellation berichtet, die der Mond heute Abend einnehmen wird. Und so habe ich bei meinen 3 Stunden Heimfahrt auf der Autobahn gefühlte 50 Erklärungen über den kommenden "Blutmond" gehört, wann er stattfindet, warum er stattfindet und warum er so selten ist.

Gerade als ich meinen Wagen in die Einfahrt meines kleinen Hauses am Stadtrand einbiegen lasse folgt ein weiteres Interview mit dem örtlichen Vorstand des Planetariums, der so begeistert von dem Event spricht, als ob Deutschland gerade Weltmeister im Fußball geworden ist. *Genug jetzt davon* denke ich mir und kann nicht anders, als das Radio noch auf den letzten 20 Metern meiner Fahrt auszudrehen.

Endlich wieder zuhause, nach mehreren Wochen unterwegs auf Dienstreisen ist es irgendwie ein gutes Gefühl nach Hause zu kommen, auch wenn niemand wirklich auf mich wartet. Der Rasen ist leicht vergilbt von der Wärme, aber ansonsten sieht alles so aus wie bei meiner Abreise. Nachdem die Tasche ins Haus gebracht ist genehmige ich mir ein Bier auf der Terrasse, schaue in den Abendhimmel. Da kommt mir plötzlich der Mond wieder in den Sinn, dieser verdammte Mond.

"Ein Blutmond entsteht bei einer totalen Mondfinsternis, wenn die Erde genau zwischen Sonne und Mond steht und ihr Schatten den Mond vollständig bedeckt. Dabei wird das Sonnenlicht in der Erdatmosphäre gestreut, und nur das rötliche Licht erreicht den Mond, wodurch er kupferrot erscheint."

Diese Zeile hat Hartmut aus dem Planetarium förmlich in meine Hirnrinde tätowiert. Aber warum sollte ich ihn mir nicht anschauen fragte ich mich dann, hinter meinem Haus verlief ein kleiner Weg der zu einer Anhöhe, wenige 100m entfernt führt, auf dieser steht ein kleiner hölzerner Pavillon von dem aus man einen perfekten Überblick über die Landschaft hat. Ich bräuchte nur ein Paar Minuten und würde mir so auch noch einmal die Beine vertreten können.

Wenige Augenblicke später lief ich bereits den Weg zur Anhöhe entlang und der Pavillon kam bereits ins Blickfeld, es war eine totenstille um mich herum, eine Ruhe die meinen ganzen Körper erfasste und eine innerliche Gelassenheit auslöste.

Am Pavillon angekommen setze ich mich auf die Bank die dort stand und direkt in Richtung des Monds zeigte, ich hatte noch ein wenig Zeit, von Hartmut aus dem Radio wusste ich, dass es noch etwa 20 Minuten dauern musste. So machte ich es mir Gemütlich und lies die Landschaft auf mich wirken, wie das Land um mich herum in die Dunkelheit getaucht wurde und der Mond immer heller am Himmel leuchtete.

Plötzlich raschelt es im Gebüsch und eine Junge Frau taucht aus dem dunkel auf, wird immer mehr durch den Mondschein erleuchtet. Sie hat langes kupferrotes Haar mit wunderschönen Locken, Sie trägt ein weißes Sommerkleid, dass ihr kaum bis zu den Knien reicht und vom Mondlicht besonders illuminiert wird. Ihre Schultern sind bedeckt von einer Jeansjacke, ein süßes Outfit dem warmen Sommerabend durchaus angebracht, die Schweren Knöchelhohen Stiefel gelten da wohl eher als Kontrapunkt, passen aber irgendwie ins Bild.

*Oh, guten Abend* sagt sie, und in Ihrer Stimme liegt wohl genauso viel Überraschung hier jemanden anzutreffen, wie in meinem Blick den ich ihr erwidere.

*Hallo* bringe ich gerade noch raus und meine Blicke wandern über Ihre Erscheinung, schätze Sie auf Mitte 20, also gut 10 Jahre jünger als ich. Während ich noch meine Blicke schweifen lies hat Sie wohl schon auch wieder Ihre Fassung wiedergefunden *Auch hier um den Mond zu beobachten* fing Sie fröhlich ein Gespräch an, ohne aber auch nur auf eine Antwort abzuwarten redete Sie schon weiter *Den ganzen Tag haben Sie auf Arbeit nur darüber gesprochen und nun wollte ich Ihn auch sehen, bin extra durch die ganze Stadt geradelt. Ist da noch frei?* zeigt Sie auf den Platz neben mir.

*Ich hab niemanden erwartet* zeige ich auf die freie Stelle und nicke

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